Wenn wir mal wieder zum Gottesdienst nach Lankwitz unterwegs sind, setzen wir gerne das Wort Timbuktu als Metapher für den Anfahrtsweg ein. Gibt es Timbuktu wirklich?
Dass es Bielefeld nicht gibt, hat sich in Berlin schon herumgesprochen. Eine mittlere Entfernung ins Nirgendwo, Mecklenburg Vorpommern beispielsweise, wird gerne als Fahrt nach Buxtehude bezeichnet. Wenn die Länge des Weges und die tatsächliche Ankunft am Zielort unkalkulierbar erscheinen, kommt Timbuktu ins Spiel.
Es gibt mehrere Dinge, die Zeitgenossen aus unserem Umfeld nicht wissen:
- Timbuktu gibt es wirklich.
- Timbuktu liegt am Niger.
- Timbuktu liegt in Mali.
- Timbuktu hat großen Stress mit islamistischem Terror.
- Timbuktu wurde in den letzten Jahren stark zerstört.
- Timbuktu war und ist Austragungsort eines großen jährlichen Musikfestivals.
- Timbuktu ist nur mit hohen finanziellen und logistischen Anstrengungen zu erreichen.
Der letzte Punkt schließt dann wieder den Kreis zum Gebetsabend der FBG in Lichterfelde Ost.
Timbuktu - der Film
Seit 2014 gibt es sogar einen Film mit dem Titel Timbuktu. Die Länge des Films ist mit etwa 92 Minuten angegeben und fühlt sich deutlich länger an. Der Film ist sehr entschleunigt, überaus entschleunigt. Aber gerade in dieser Entschleunigung wird das Ausmaß der Herausforderungen der dort lebenden Menschen deutlich. Die Sinnlosigkeit und Brutalität der herrschenden Milizen zergeht langsam auf der Zunge und entfaltet dadurch eine ganz besondere Wirkung. Eine Wirkung, die ein Action-Streifen nie vermitteln könnte.
Doppelmoral, sinnfreie Regeln und Kontrollzwang
Die dargestellten Verhaltensmuster tangieren auch uns Mitteleuropäer. Wer christliche Gemeinden erlebt hat, die geistlichen Missbrauch praktizieren, wird typische Elemente wie Doppelmoral, sinnfreie Regeln und Kontrollzwang wiederentdecken. Hier im Mantel islamischer Gotteskrieger. Zweifel sind nicht erlaubt, Regeln sind nicht zu hinterfragen und Strafen sind unangemessen hoch.
Im Verlauf des Films füllt sich das Gefängnis von Timbuktu kontinuierlich. Das reale Fußballspiel wird durch Pantomime ohne Ball ersetzt und dann blendet die Kamera zu einer Steinigung wegen vermeintlichen Ehebruchs über. Und das alles sehr entschleunigt und so real ohne wirkliche Helden oder reißerische Befreiungsaktionen. Die Bilder wirken. Der allgegenwärtige feine Sand wird schon fast zum würzenden Salz bei der Aufnahme des Gesehenen.
Sand überall
In einem Logistik-Journal der Bundeswehr las ich, dass gerade der Sand eine hohe Herausforderung für Menschen und Material in Mali darstellt. Bei Regen pappt der Staub so fest zusammen, dass er in den Radkästen der Fahrzeuge zur scharfen Sichel wird, die die Reifen zerschneidet und andere Schäden anrichtet. Regnet es nicht, ist der Sand überall. "Und wenn ich sage überall, dann meine ich auch überall", erzählte mir in der letzten Woche ein Unteroffizier, der eigene Mali-Erfahrungen gesammelt hatte.
Der Film Timbuktu hatte in den Jahren 2014 und 2015 mehrere Preise abgeräumt. Zu Recht, wie ich meine.