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Sonntag, 25. Februar 2018

St. Annen und die mutigen Christen von Dahlem

Bei einer Veranstaltung der israelischen Botschaft hörte ich am Dienstag erstmalig den Namen Elisabeth Schiemann. Ihre Geschichte führte zu Pfarrer Niemöller und den Christen im Stadtteil Dahlem. Heute besuchten wir dort die evangelische Kirchgemeinde St. Annen.



Peinlich! Selbst regionale Ureinwohner kennen die Geschichte der mutigen Christen von Dahlem nicht.

Am Dienstag war ich 25 km quer durch die Stadt gefahren, um eine Veranstaltung der israelischen Botschaft in Dahlem zu besuchen. Eine gewisse Elisabeth Schiemann sollte den Titel einer "Gerechten unter den Völkern" erhalten. Die Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem hat diesen Titel bereits an 26.513 Menschen aus 51 Ländern vergeben - darunter 601 Deutsche. Den Titel bekommt, wer keine jüdische Abstammung hat und während des Holocaust (lateinisches Wort für Brandopfer) das Leben von Juden gerettet hatte.

Elisabeth Schiemann und die Genetik

Elisabeth Schiemann war eine bedeutende Wissenschaftlerin des 20. Jahrhunderts. Ihr Fachgebiet war die Genetik. Ein Thema, das mit den Rassengesetzen des Dritten Reiches kollidieren musste. Einmal saß sie in einem Vortrag, in dem der Referent ausführte, dass es drei Rassen gäbe: eine schlechte, eine gute und Juden. Das Publikum teilte sich darauf in drei Gruppen: Zustimmung, Ignoranz und Elisabeth Schiemann. Wie Sandra Witte von der israelischen Botschaft ausführte, wurde Elisabeth Schiemann 1940 entlassen, da "Zweifel an der politischen Zuverlässigkeit" bestanden. Ein Satz, der wohl bei vielen im Saal haften blieb und sogar im Tagesspiegel zitiert wurde.

In der Laudatio wurde mehrfach erwähnt, dass Elisabeth Schiemann Kraft, Mut und Ethik aus ihrem starken christlichen Glauben gezogen hatte. Viele ihrer Handlungsmuster waren ein selbstverständliches Abbild ihres Vorbildes Jesus. Sie war Mitglied der evangelischen Kirche in Berlin-Dahlem. Dahlem hatte sich beharrlich gegen eine Eingemeindung in die DC - Deutsche Christen - gewehrt und war sämtlichen Tricks zur Übernahme der Machtpositionen zuvor gekommen. Die Verantwortungsträger der Deutschen Christen hatten ihren Fokus von Jesus auf Hitler verschoben und bekannten ihren Glauben, indem sie beispielsweise in SA-Uniformen zur Synode erschienen.

Martin Niemöller und St. Annen

Pfarrer Niemöller? Schon mal von gehört. Martin Niemöller war Pfarrer der St.-Annen-Kirche in Berlin-Dahlem. Er war Ansprechpartner für Elisabeth Schiemann und wurde bereits 1937 inhaftiert. Zu forsch war er in seinen Predigten gegen die politische Lage vorgegangen, hatte maßgeblich an der Gründung der Bekennenden Kirche mitgewirkt, einen Fonds für verfolgte Pfarrer gegründet und Hitler buchstäblich die Meinung ins Gesicht gesagt. Hitler hatte ihn dafür zum persönlichen Feind erklärt. Martin Niemöller überlebte das Konzentrationslager Dachau nur knapp. Er galt als prominente Geisel der SS und sollte in den Verhandlungen mit den Alliierten als Pfand eingesetzt werden. Am 30. April 1945 war seine Geiselgruppe durch eine beherzte Aktion der Wehrmacht befreit worden. Fast so spannend wie bei Martin Luther am 4. Mai 1521.

Martin Luther, St. Annen und der Friedhof

Apropos Luther: Pfarrerin Kulawik trug heute einen schwarzen Talar und das lutherische Beffchen. Das lutherische Beffchen ist von oben bis unten geteilt. Aber der Reihe nach ...

St. Annen ist deutlich kleiner als die Fotos auf der Webseite suggerieren. So fuhren wir zunächst daran vorbei. Nur die Nummer 55 überzeugte uns, einen Parkplatz zu suchen. Das alte Gemäuer ist von einem Friedhof umgeben. Mehrere Ruhestätten sind als Ehrengräber des Landes Berlin gekennzeichnet.

In der Kirche wurden wir freundlich begrüßt und bekamen zwei Gesangsbücher. Vor dem Altar übten einige Konfirmanden das Fürbittgebet. Es war gut geheizt. Die Kirche wirkte alt, schlicht und freundlich. Die Pfarrerin mit dem lutherischen Beffchen ging durch die Reihen und begrüßte die Gäste. Ein älteres Paar schien sonst auf unseren Plätzen zu sitzen, aber wir waren vor ihnen hier angekommen.

Bonhoeffer und die Christen in Ägypten

Die Liturgie nahm ihren Lauf. Lieder mit einer Null vor der Zahl wurden aus einem violetten Buch gesungen und die anderen aus einem grünen Buch. Das lernten wir relativ schnell. Die musikalische Begleitung erfolgte ausschließlich per Orgel. Es waren etwa 70 Personen zum Gottesdienst erschienen, deren Altersmix von Pubertät bis Rentner reichte.

Den Predigttext aus Jesaja 5, 1-7 verknüpfte die Pfarrerin sehr treffend mit einem Zitat von Dietrich Bonhoeffer. Darin ging es um billige und teuer erkaufte Gnade sowie die Mahnung an die Kirche, die Gnade Gottes nicht billig zu verschleudern. Der flüssige Start mündete in detaillierte Ausführungen über die Situation der Christen in Ägypten. Diese seien zum Spielball von Regierung und Terroristen geworden. Thematisch passte das zum Gebetstag für bedrängte und verfolgte Christen: Reminiszere.

Kälte, Gräber und die Batterie

Nach der Predigt wurde in zwei Gruppen das Abendmahl gefeiert. Es gab weitere Lieder, eine Kollekte und den Segen. Danach ein Postludium. Dann war der Gottesdienst zu Ende und wir traten hinaus in die eisige Kälte. Wir schlenderten durch die Grabreihen und hielten nach bekannten Namen Ausschau. Martin Niemöller ist hier nicht begraben. Er hatte seine reservierte Grabstelle 1979 an Rudi Dutschke abgetreten. Niemöller wurde 1984 in der Nähe von Osnabrück beigesetzt. Die 1972 verstorbene Elisabeth Schiemann ist hier begraben. In Ermangelung eines aussagekräftigen Planes fanden wir ihr Grab jedoch nicht.

Meine Autobatterie hatte sich beim Einparken vor der Kirche gemeldet. Sie sei leer, hatte das Display verkündet. Der Motor startete jedoch sofort und es erfolgte auch keine weitere Meldung der Batterie. So konnten wir mit Sitzheizung und 21-Grad-Klimatisierung den Rückweg antreten.

Samstag, 4. November 2017

Abend für Paare in der LKG Eben Ezer

Eine Ehe zwischen Mann und Frau gilt heute als antiquiert und homophob. Umso wichtiger ist es, dieser Minderheit Hilfe zur Selbsthilfe an die Hand zu geben. Gestern besuchten wir einen Paar-Abend in Lichterfelde.



SMS, Facebook und WhatsApp sollen Anzahl und Umfang von Missverständnissen deutlich erhöht haben. So kam der Hinweis auf den Paar-Abend bei Eben Ezer per WhatsApp. Meine Rückfrage nach Dresscode und Kosten wurde mit einem kurzen "nothing" beantwortet. Bezog sich das auf den Dresscode oder auf die Kosten? Ich fragte zurück.

Da ich am Nachmittag noch beim Berlin Tattoo war, trafen wir erst kurz nach sieben in der Celsiusstraße ein. Ich war müde und hungrig. Vor der Tür stand ein Feuerkorb - ohne Grillfleisch. Ein kurzer Blick in den Eingangsbereich verriet uns: Paar-Abende bei Eben Ezer sind beliebt - sehr beliebt.

Feuerschale, Eis und Vorraum

Als die WhatsApp kam, hatte ich sofort ein romantisches Candle Light Dinner mit maximal fünf Paaren im Sinn. Nun standen wir einer Situation ähnlich der Rush Hour am Times Square gegenüber. Deshalb wechselten wir einige Worte mit dem Veranstalter-Ehepaar, die uns auf einen Eisblock neben dem Feuerkorb hinwiesen. "Schaut mal genau hin", bat uns Birgit. Tatsächlich, da waren Playmobil-Figuren im Eisblock. Mir fiel der saisonal produzierte Playmobil-Luther ein. Auf Nachfrage wurde bestätigt, dass es sich hierbei nur um ein Hetero-Paar handele. Ich war beruhigt.

Im Vorraum trafen wir erstaunlich viele Bekannte. Sie hatten alle ihre Partner dabei. Aber wo war das Essen? Auf dem Weg zum offiziellen Teil griff ich mir noch drei Salzstangen und begegnete damit dem penetranten Hungergefühl. Im Gemeindesaal lagen Eis-Bonbons auf den Plätzen. Sehr gut! Das Bonbon-Papier legten wir neben einen Zettel mit zwei Thermometern.

Impulsvorträge und Gespräche mit dem Partner

Die nächsten zwei Stunden waren gefüllt mit kurzen Impulsvorträgen vom Altarbereich aus. Diese wurden durch praktische Übungen in Form von Gesprächen mit dem eigenen Partner aufgelockert. Jeder sollte auf den Thermometer-Zetteln die aktuell gefühlte Temperatur der Beziehung eintragen. Wir lagen fast gleich mit unserer Einschätzung.

Das Thema lautete übrigens: "Zurück zur ersten Liebe". An einer Stelle des Abends sollten wir aufschreiben, welche Bedürfnisse wir bei unseren Partnern wahrnehmen. Mir fielen auf die Schnelle drei Punkte ein. Zusätzlich notierte ich meine eigenen Bedürfnisse und schob den Zettel meiner Frau zu: "müde, 21:00, Hunger".

Der Spannungsbogen wurde dadurch aufrecht erhalten, dass es im vorletzten Teil um Zärtlichkeiten in Theorie und Praxis gehen sollte. Der Praxisteil wurde theoretisch behandelt. Im Finale gab es einen Vortrag über die verändernde Kraft des heiligen Geistes.

"Ich will jetzt einen Döner essen", schrieb ich auf den Zettel und zeigte ihn meiner Frau. Sie verwies auf die angekündigte Suppe. Vielleicht gab es die ja schon um sieben und wir hatten die verpasst. Nein, das könne nicht sein. Schließlich sei keines der Hemden bekleckert. "Siehst du, alles Dunkelblau", zeigte sie auf den Pullover eines Mannes, der über die Bühne zum WC eilte.

Suppe und Networking

Viertel nach neun war alles gesagt und das Networking konnte beginnen. Meine Vorstellungen von "Suppe" wurden nun durch die Praxis korrigiert. Im Café-Bereich der Gemeinde waren sechs Töpfe mit verschiedenen Suppen aufgereiht. Alle sahen sehr lecker aus. Dazu Schmand und geröstetes Brot sowie Käse in sämtlichen Formen und Farben.

Nachdem ich nur noch müde - aber nicht mehr hungrig - war, verbrachten wir noch mindestens eine Stunde in den gemütlichen Räumen von Eben Ezer. Als wir gingen, war die Playmobil-Frau schon fast aufgetaut. Der Mann hingegen war immer noch fest im Eisblock verhaftet.

Freitag, 29. September 2017

Die gute alte Bibelstunde bei Eben Ezer

Der letzte Besuch einer Bibelstunde muss wohl 25 Jahre zurückliegen. Ein Freund erzählte nun von den guten Erfahrungen mit der Bibelstunde in seiner Gemeinde. Deshalb machte ich mich gestern Abend auf den Weg zu seiner Bibelstunde.



Schon der Begriff Bibelstunde lässt ein Gefühl von Langeweile und Anachronismus aufkommen. In Gedanken malt sich ein Bild mit einem großen Tisch, Senioren, alten Gesangsbüchern, Bibeln in der Lutherübersetzung, einem Klavier und einem Kollektenbeutel. Duftmarke: moderig. Kein Wunder also, dass Bibelstunden in Hauskreise, Kleingruppen, Hauszellen, Sofagruppen und ähnliches umfunktioniert wurden.

Begriffe und deren Füllung

Die klassische Bibelstunde wurde durch Gruppen abgelöst, die sich nicht mehr im Gemeindehaus treffen, sondern in den Wohnungen der Teilnehmer. Oft wird vorher gemeinsam gegessen und dabei über den Alltag geredet. Anschließend werden die Bibeln rausgeholt. Egal ob Smartphone oder Printversion, jeder hat die Bibel dabei, die er gerade liest. Es werden Themen, Leitfäden oder fortlaufende Bibeltexte bearbeitet. Das Material ist nahezu unerschöpflich. Sehr empfehlenswert die Hauskreisbibeln, die es für das Alte und das Neue Testament gibt.

Ich war gespannt, wie mein Wiedereinstieg in eine Bibelstunde abläuft.

Kurz vor sieben war ich vor Ort und traf vier Männer mit grauem Haar an. Es gab auch einen Tisch, Gesangsbücher und große Bibeln. Vier Klischees bedient. Der Leiter des Abends und ein Teilnehmer diskutierten über hochtheologische Fragen, bei denen ich nicht mitreden konnte. Beeindruckend!

Wir wechselten auch einige profane Worte und versorgten uns mit Pfefferminztee in Tassen mit dem Logo der LKG Eben Ezer. Dann ging es los. Es konnten Lied-Vorschläge unterbreitet werden. Leider bin ich im Gesangsbuch nicht mehr so zu Hause, was eigentlich schade ist. Die alten Lieder sind oft gehaltvoller als so manch ein Schönwetter-Lobpreis-Hit. Es wurde die 312 vorgeschlagen, die wir mit Mandolinen-Begleitung sangen.

Areopag

Um keine Zeit zu verlieren, starteten wir mit dem Vorlesen von Apostelgeschichte 17, 16-34: Paulus in Athen und auf dem Areopag. Eine sehr schöne Bibelstelle, die die missionarische Gewandtheit und Empathie von Paulus demonstriert. Zudem hatte ich im Spätsommer 1989 selbst einmal auf dem Areopag gestanden und der Situation nachgespürt. Der Bibelstunden-Leiter überrollte uns nahezu mit geballtem Wissen über Epikuräer, Stoiker, griechische und römische Philosophen und die Professionalität von Paulus.

Paulus gab uns in diesem Text ein Beispiel, Gesprächspartner bei ihren Themen abzuholen und dann auf Jesus sprechen zu kommen.

Innerhalb einer Stunde bekamen wir die 19 Verse sehr detailliert und mit vielen Hintergrund-Informationen erklärt. Ab und zu wurde eine Frage gestellt. Der Pfefferminztee ging zur Neige. Zwei weitere Leute kamen während des Referates dazu. Dafür musste mein Empfehlungsgeber früher weg. Er hatte die ganze Zeit mitgeschrieben. Mehrere Seiten seines Notizbuches waren dabei gefüllt worden. Jedes Wort des Referenten hatte er aufgesaugt und mit blauer Schrift fixiert. Wird er das jemals nachlesen? Ja, vor der nächsten Bibelstunde.

Wissen - Nähe - Gebet


Aus unterrichteten Kreisen war zu erfahren, dass es wohl vier potenzielle Bibelstunden-Leiter gebe. Diese wechseln sich ab, so dass die Bibelstunde regelmäßig auch zu einem Bibelgespräch werde. Der Leiter trete in letzterem Fall völlig in den Hintergrund, nachdem er die Diskussion angekurbelt habe.

Die treuen Teilnehmer haben wohl ein tieferes Bibelwissen und eine tiefere Beziehung zu Jesus, als sie zu erkennen gegeben hatten. Und genau das ist der Punkt, der fasziniert: Reife und Jesus-Nähe in dieser kleinen Gruppe. Eine Gruppe, die auch im Gebet für einander und für andere einsteht. Eine Gruppe, die sich gemeinsam über di kraftvollen Ergebnisse der Gebete freut. Eine Gruppe, die die gestrige Bibelstunde mit einem Vaterunser abschloss.

Beim Abräumen der Tassen mit dem Gemeindelogo tauschten wir uns noch kurz über aktuelle Entwicklungen aus. Mit einem jüngeren Teilnehmer trat ich auf die spärlich erhellte Straße. Dabei erzählte er mir, wie ihm Jesus das Leben und die Gesundheit gerettet hatte. Seine Augen strahlten. Wir segneten uns gegenseitig und er entschwand in einer Gasse, während ich laut quieckend mein Auto entsicherte.

Sonntag, 25. Juni 2017

Kreuzkirche Lankwitz

Die Kreuzkirche Lankwitz ist eine gesunde Gemeinde für alle Generationen mit einem guten Ruf über den Süden Berlins hinaus. Heute besuchten wir den Vormittags-Gottesdienst.



Ob bei Mavuno, den Nazarenern oder beim Kneipengottesdienst in Lankwitz - immer ist von der Kreuzkirche die Rede. Ein guter Ruf eilt ihr voraus. Aber Lankwitz? 10 Uhr? Einmal quer durch die Stadt mitten in der Nacht?

Ich hatte meine eigenen Vorstellungen von der Kreuzkirche: Großer roter Backsteinbau mit Kirchturm und überdimensioniertem Kirchenschiff. Als wir mit methodistischer Pünktlichkeit 15 Minuten vor Beginn in die sehr enge Zietenstraße einbogen, wurde ich eines Besseren belehrt. Die Kreuzkirche befindet sich auf dem Areal eines ehemaligen Dachdecker-Betriebes und nutzt einen flachen Gebäudekomplex, der in der Tat dunkelrot ist. Aber weder ein Kirchturm noch der erwartete Sakralbau.

Alleinstellungsmerkmal: Jugendgruppe

Wir wurden sehr freundlich begrüßt und betraten einen Raum, der etwa 400 Besucher fasst. Bühne und Taufbecken befanden sich an der Längsseite des Saales. Dadurch hatten die Besucher von allen Seiten einen guten Blick auf das Geschehen.

Uns fiel die breite Altersdurchmischung auf. Ein Alleinstellungsmerkmal der Kreuzkirche ist wohl, dass es hier eine Jugendgruppe gibt, offensichtlich sogar eine große. Dieser Altersbereich fehlt in vielen Gemeinden der Stadt oder ist so versippt, dass eine externe Erweiterung kaum möglich ist. Dann wurde ich Zeuge, wie unsere Kinder angesprochen und zum parallelen Jugend-Gottesdienst eingeladen wurden. Alles ohne Druck und sehr charmant. Sie wollten aber lieber bei uns bleiben.

Klassik und Moderne

Wir entdeckten erstaunlich viele Bekannte: Team.F, Internetmission, Leute aus unseren früheren Gemeinden. Die Atmosphäre, der Umgang der Besucher miteinander und das Altersspektrum vermittelten einen sehr gesunden Eindruck.

Der Gottesdienst enthielt traditionelle und moderne Elemente. Klassisches Orgelspiel und Lobpreis mit Schlagzeug wechselten sich ab. Wegen einer Konferenz bekamen wir gleich noch die neuesten Informationen aus dem Methodismus vermittelt. So wussten wir bisher nicht, dass die Pastoren wohl jedes Jahr wie Russisch Roulette verteilt werden und die Gemeinde regelmäßig aufatmet, wenn die zweieinhalb Pastoren noch ein Jahr bleiben dürfen. Das wäre mir zu aufregend.

Heute ist dieses Wort vor euren Ohren erfüllt.

Nach wenigen Liedern, der Kollekte und den Ansagen ging es relativ schnell zur Predigt über. Es ging um einen meiner Lieblingstexte aus Lukas 4: Jesus liest in der Synagoge von Nazareth aus Jesaja vor, setzt sich, alle gucken und "Heute ist dieses Wort vor euren Ohren erfüllt". Ein genialer Text mit erheblicher Tiefe. Pastor Frank Drutkowski stellte drei Fragen, die er in etwa vierzig Minuten entfaltete. Wir waren zu sechst erschienen. Bei der anschließenden Reflexion stellten wir erfreut fest, dass die Aufmerksamkeit bei jedem von uns an einer anderen Stelle ausgesetzt hatte. Dadurch konnten wir das Gesagte gemeinsam vervollständigen. Mich hatte insbesondere der Teil mit "Das ist doch Josefs Sohn?!" und der Entwicklung von Jesus als Kind zu Jesus als dem Gesalbten Gottes angesprochen.

Lobpreis, Kaffee und Kontakte

Nach der Predigt gab es noch ein Sahnehäubchen: Lobpreis mit bekannten Liedern und zwei Sängern in Personalunion mit Keyboarder und Drummer. Mal wieder eine der wenigen Lobpreiszeiten, in denen sich Gänsehaut über meine Arme breitete. Ich war fasziniert, wie nur zwei Musiker mit nur zwei Instrumenten solch eine Klangfülle in den Saal gießen konnten.

Nach Vaterunser und Segen versorgten wir uns mit Kaffee und tauchten in die Konversation mit den oben erwähnten Bekannten ein. Mehrfach wurde uns berichtet, dass es bei der Kreuzkirche sehr kompetente Seelsorge gäbe. Insgesamt alles sehr herzlich, hell und freundlich. Auch die Kaffee-Logistik funktionierte wie ein Schweizer Uhrwerk. Letztlich mussten wir uns von der Gemeinde losreißen und fühlten uns dabei ein wenig wie Paulus in Apostelgeschichte 20.

Auf dem Rückweg kamen wir an der EFG (Baptisten) und ICF Tempelhof vorbei. Dann ging es auf die Stadtautobahn. Die vielen Baustellen in der City wollten wir uns nicht antun. Zum Mittag gab es Eierkuchen und einen regen Austausch über die äußerst positiven Erfahrungen in der Kreuzkirche Lankwitz.

Sonntag, 18. Dezember 2016

Kneipen-Gottesdienst in Lankwitz

Die Internetmission Berlin dreht zur Zeit Filme über Glaubensthemen, die in einer Lankwitzer Kneipe spielen. Heute fand erstmalig ein Gottesdienst im "Schusterjungen" statt.



Thomas Nachtigall ist in seinem Kiez als "Don Camillo" bekannt. Der studierte Theologe fällt aus sämtlichen pietistischen Rastern und eckt regelmäßig mit seinen provokanten Artikeln im Blog von GottinBerlin.de an. Er ist zudem der fromme Part im "Berliner Kneipengespräch" und erklärt dort seinem Kollegen Werner Kasulske in breitem Berlinerisch, wat im Jlobn Sache is, wa?

Als ich zusammen mit meiner Mutter (75) kurz vor elf in Lankwitz eintraf, war der Kneipenraum schon gut gefüllt. Direkt vor der Bühne, besser gesagt vor dem Tresen, fanden wir noch zwei Plätze an einem Vierertisch. Der Stammtisch neben uns war reserviert und weitestgehend besetzt. Stimmengewirr. Kellnerinnen trugen Kakao, Kaffee, Weiße, Cola, Bier und Schnaps durch den Raum. Es wurde immer enger, so dass sogar noch Stühle von der Freifläche geholt werden mussten.

Blues und Rock'n Roll

Dann traf auch der Rock'n Roll Preacher mit seinem Equipment ein. Eine Verstärkerbox, eine Konzertgitarre und eine E-Gitarre wurden ausgepackt und angeschlossen. Unter seinem Ledermantel wurde ein großer Patronengürtel sichtbar. Der regelmäßige Kneipengast neben mir zeigte sich erleichtert, dass im Gürtel nur unzählige Mundharmonikas statt der üblichen großkalibrigen Patronen steckten.

"Ej, Nachtigall-Pfarrer, fang an", rief ein Gast über seinen zweiten Schnaps hinweg. Der Preacher mit dem Ledermantel begann zu rocken und wurde von einem weiteren Musiker auf der E-Gitarre begleitet. Blues at its best! Die Gläser auf dem Tisch vibrierten, die Wirtin lächelte und Don Camillo platzierte sich im Schneidersitz auf dem hohen runden Tisch vor dem Tresen. Vor mir saß nun auch ein ZZ-Top-Double auf einem der hereingetragenen Stühle.

Paule und Kasulske

Um den Bezug zum "Schusterjungen" zu erklären, zeigte Thomas zunächst den jüngsten Kneipen-Streifen zur Fragestellung "Wat is Advent". Paule und Kasulske unterhalten sich darin über eintreffende Leute, Geburtstagsgeschenke, den Weihnachtsmann und Jesus. Paule raucht, trinkt Bier und erklärt das Evangelium mit Herz und Schnauze. Der Kasulske-Darsteller saß im hinteren Teil der gemütlichen Gaststube.

Persönliche Beziehung zu Jesus

Es müssen so um die fünfunddreißig Leute der anschließenden Predigt gelauscht haben. Es war allerdings keine klassische Predigt mit Kanzel, Bibeltext, Exegese und diversen Unterpunkten sondern eine Predigt, wie sie in der Apostelgeschichte mehrfach zu finden ist. Thomas erzählte von seiner Begegnung mit Jesus, der ihn nach einem sehr persönlichen Gebet auf Berlinerisch, mit Herz und Schnauze eben, von Sinnlosigkeit, Angst und Schlaflosigkeit befreit hatte. Dieses persönliche Erleben war so markant, dass es maßgeblich seine weiteren Entscheidungen und Entwicklungen beeinflusst hatte. Er zitierte nur einen Bibelvers aus Off 3,20, worin es heißt, dass Jesus an der Tür steht, anklopft und möchte, dass wir ihn einlassen. Sehr persönlich ging es weiter, so dass am Ende jeder im Raum wusste, dass es um die Beziehung zu Jesus und nicht um fromme Rituale gehe.

Rauchen, Schnaps und Segen

Dem Raucher neben mir war die Predigt zu lange, so dass er den Zuhörern klar machte, dass er dringend das WC benutzen müsse. Danach ging er vor die Kneipentür und rauchte. Beim abschließenden Amazing Grace setzte er sich zu seinem dritten Schnaps und sang mit einer beachtlich guten Stimme mit. Er trug Jeans, ein Hemd, schwarze Lederschuhe und ein graues Sakko, welches ihn unter der Woche optisch als Teil der New Economy durchgehen ließe.

Der Nachtigall-Pfarrer betete und leitete dann ins Vaterunser über, welches fast alle Kneipenbesucher mitbeten konnten. Es folgte ein weiterer Blues und der persönlich formulierte Segen. "Wo war denn jetzt der Abschluss-Segen", wurde Thomas nach dem Gottesdienst gefragt, "so mit Kreuz und so". "Ich hatte euch einen persönlichen Segen zugesprochen", war seine ruhige Antwort und wurde akzeptiert.

Erst als wir im Auto saßen, bemerkten wir, dass wir uns ja eben über eine Stunde in einer Raucherkneipe aufgehalten hatten. Das Hemd war in leichten Nikotingeruch gehüllt, aber es hatte uns dort nicht gestört. Meine Mutter zählte auf der Rückfahrt die Fortsetzungs-Termine für den Kneipen-Gottesdienst auf und gab mehrfach das als Lob zu wertende Statement: "Wenn du hier das nächste Mal hinfährst, komme ich wieder mit".

Sonntag, 2. Oktober 2016

Mavuno - EFG Lichterfelde

Mavuno ist Swaheli und bedeutet "Ernte". Da uns regelmäßig Leute aus der umbenannten EFG Lichterfelde begegnen, wollten wir uns dort einmal den Gottesdienst ansehen. Der Name lässt auf eine Gemeinde mit starker afrikanischer Prägung schließen. Dem ist nicht so, wie wir beim heutigen Besuch feststellen konnten.



So oft wie wir Gemeinden und Veranstaltungen in Steglitz, Lichterfelde, Lankwitz oder Lichtenrade besuchen, könnte man ja schon fast von einem BBB Berlin Bible Belt reden. Zumal noch weitere Gemeinden in dieser Region auf der Agenda stehen.

Wenigstens war der Gottesdienstbeginn bei Mavuno auf 11:00 Uhr terminiert, so dass die Anfahrt quer durch die Stadt zu einer familienfreundlichen Zeit gestartet werden konnte. Die Fahrt mit ihren unzähligen Ampeln erinnerte an das jüngste Wahlergebnis: Rot-Rot-Grün. Nach einer dreiviertel Stunde erreichten wir das ehemalige amerikanische Militärgelände mit der Kirche im Südstaaten-Stil.

Vor der Tür war ein blauer Tisch aufgebaut, an dem mehrere junge Leute standen und in freudiger Erwartung zu den eintreffenden Fahrzeugen blickten. Am Tisch wurden wir herzlich begrüßt und konnten uns einige Flyer aussuchen. "Ja, Blau ist unsere Farbe", bemerkte die junge Dame als ich sie auf die markante Farbe des Stehtisches ansprach. Die Kapelle selbst war eher in Weiß gehalten und erinnerte auf den ersten Blick an die FCJG Lüdenscheid, die in Platzaufteilung, Art der Stühle und den typischen Kirchenfenstern eine gewisse Ähnlichkeit aufwies.

Wir liefen über den flauschigen blauen Teppichboden und trafen zunächst unsere Bekannten aus Marzahn. Sie waren bereits in ein Gespräch vertieft. Willkommenskultur wird bei Mavuno groß geschrieben. Als unbekannter Gast fühlt man sich sofort mitten drin. Da ich vor dem Losfahren noch einen ganzen Liter Wasser getrunken hatte, war mein erstes Ziel das WC. Dort fiel mir fast die Kinnlade herunter, denn das war ein so auffällig sauberes und helles WC mit Haargel und Eau de Toilette auf der Ablage. Auch die Sprüche am Spiegel regten meine Denkprozesse an: "Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe".

Die Familie nahm in der dritten Reihe links außen Platz. Über die Leinwand flimmerten die letzten Sekunden des Countdowns. Dann begann die Band zu spielen. Diese bestand aus einem Gitarristen und einem E-Schlagzeuger. "Großer Gott, wir loben Dich" in einer gut abgemischten Fassung mit zwei harmonierenden Instrumenten.

Als Pastor Daniel Flechsig seine Einleitung zum heutigen Entedankfest machte, war mir sofort wieder die Bedeutung von Mavuno präsent: Ernte. Wenn der Bauer die Ernte einfahre, verzehre er nicht alles, sondern hebe einen gewissen Teil für die nächste Saat auf. Das sei das klassische Re-Investieren. Darauf folgte die Kollekte und nicht die Predigt zum Thema Mavuno, pardon Ernte.

Da mir einige Gesichter bekannt vorkamen, fragte ich meinen Sohn: "Kennst du hier welche vom SOLA"? Er nickte. Um "sola" ging es heute auch in der Predigt. Mavuno hat das Lutherjahr 2017 schon etwas vorverlegt und behandelt aktuell das Thema "Ich glaube".

sola gratia (allein aus Gnade)
sola fide (allein aus Vertrauen)
sola scriptura (allein die Schrift)
solus Christus (allein Christus)

Ergänzend dazu gibt es noch "Soli Deo Gloria" (allein Gott die Ehre), wobei heute die Gnade, also sola gratia, auf dem Plan stand. Die Predigt begann mit einem Text aus Matthäus 20, 1-16, wo es um die Arbeiter im Weinberg geht, die egal zu welcher Uhrzeit sie angefangen hatten, alle jeweils einen Denar bekamen. Daniel Flechsig stellte die Frage in den Raum, ob solch eine Entlohnung nicht ungerecht sei. Da ich die Auflösung des Textes kannte, erschütterte mich diese Frage nicht weiter. Egal in welchem Alter jemand die Beziehung zu Jesus aufbaut, am Ende bekommt er das ewige Leben. Hauptsache, er hat vor dem Feierabend noch eine Anstellung bekommen. Ist doch gut so!

Der zweite Teil der Predigt war in dreizehn Unterthemen gegliedert, die laut des Predigers alle für sich ganz wichtig seien. Beim achten Punkt waren bereits deutliche Aufmerksamkeitsdefizite bei den heimischen Gottesdienstbesuchern festzustellen. Auf so viel Lehre war auch ich nicht vorbereitet und versuchte mit progressiver Muskelentspannung nach Jacobson die Konzentrationsfähigkeit zu reaktivieren. Einige Frauen schrieben eifrig die genannten Bibelstellen mit. Eine Dame bemerkte anschließend, dass sie noch nie so eine gute Zusammenstellung der Grundlagen und Facetten von Gnade gehört habe. Der Predigt folgten ein Lied mit der Band, der Segen und eine kurze Ansage.

Dann begann der zweite Gemeinschaftsteil mit Kaffee und Gesprächen. Kaffee hatte es auch vorher schon gegeben. Jetzt waren zur besonderen Freude der Kinder auch Kekse dabei. Der Pastor erzählte uns von der jüngeren Geschichte der Gemeinde, dem Namenswechsel, dem Start bei fast Null und der Relevanz für den Kiez. Mit 150 Personen seien die räumlichen Kapazitätsgrenzen erreicht. Am Gottesdienst hatten heute etwa sechzig Besucher teilgenommen. Die Altersstruktur war sehr gut durchmischt. Das Durchschnittsalter muss so bei vierzig liegen.

Da wir noch einen Anschlusstermin in Teltow hatten, verabschiedeten wir uns und fuhren weiter gen Süden.

Montag, 13. Juni 2016

Männerabend - Kampf auf der Dachterrasse

"Männer nach dem Herzen Gottes" ist eine Gesprächsreihe, die in Zusammenwirkung verschiedener Gemeinden und Werke im Südwesten Berlins stattfindet. Eingeladen sind Männer, die in der Beziehung zu Jesus weiter kommen möchten und den Austausch über gemeinsame Alltagsthemen wie Familie und Beruf suchen. Heute ging es um Kampf.



Die Männer von Eben Ezer hatten mal wieder auf die Dachterrasse eines Bürohauses in Lankwitz eingeladen. Laut E-Mail sollte es heute um Kampf gehen: Kampf zwischen Egoismus und Nächstenliebe, Kampf zwischen Bitterkeit und Vergebung und Kampf zwischen dem einfachen und dem richtigen Weg. Obwohl uns der Gottesdienst bei Eben Ezer damals recht friedlich vorgekommen war, sollte nun wohl eine Rückbesinnung auf die Basics aus 1. Samuel 7, 11-14 stattfinden. Damals hatte Israel nach intensivem Gebet mit Gottes Hilfe die angreifenden Palästinenser "gedemütigt" und einen Stein (Eben) der Hilfe (Ezer) als Denkmal aufgerichtet.

So viel Kampf war mir zu gefährlich. Deshalb nahm ich Rainer mit. Je nachdem, wie sich der Kampf entwickeln würde, konnte er einer flexiblen Verwendung zugeführt werden. Als Waffe hatte ich eine 1985er Schlachter dabei. Rainer trug seine 1972er Elberfelder griffbereit im Halfter. Noch von der letzten Einsatzübung war mir in Erinnerung, dass es sich bei den Männern von Eben Ezer um Präzisionsschützen handelt.

Zur Vorbereitung des Manövers der EEVJTF (Eben Ezer Very High Readiness Joint Task Force) wurden die Versorgungswege gesichert. Es gab Charitea und Lemonaid sowie Kekse und Kartoffelchips mit Fairtrade-Siegel. Die Truppe wurde im Verlauf der Übung auf zwölf Mann verstärkt.

Die erste Operation beschäftigte sich mit einem Umsturz. Dazu zeigte der Kommandeur drei Skizzen mit Kreisen, Punkten, einem Kreuz und dem Wort "ICH". Aufgabe war es, die Rebellenmiliz "ICH" aus der Mitte des Kreises zu entfernen und das Kreuz dort zu platzieren. Ein nicht sehr einfacher Auftrag, in dessen Durchführung interne Blockaden auszuräumen und an die Grenzen der eigenen Willenskraft zu gehen war. In der Grundausbildung waren dazu zwei Fronten aufgestellt worden:

"Was nützt mir das?" versus "Was möchte Gott?"

Nach erfolgreicher Absolvierung dieses Punktes gab es mehrere Gelegenheiten zum urbanen Einzelkampf. Die Männer wurden auf der Dachterrasse ausgesetzt. Sie sollten ihre Richtmikrofone auf hörendes Gebet einstellen und die Signale aus dem Headquarter auswerten. Jeder bekam eine Spezialaufgabe, die sehr unterschiedliche Bereiche betraf. Bei mehreren Beteiligten standen Herausforderungen im zivilen Beruf an, für die es nun auf entsprechende Anweisungen zu warten galt.

Immer wieder gab es Lagebesprechungen und Auswertungen, bei denen folgende Strategien als besonders wichtig angesehen wurden:

  • die bewusste Entscheidung
  • die Unterstützung der Truppe
  • die Authentizität
  • das gelebte Vorbild
  • die Vermeidung von "bad actions".

Der "scharfe Schuss" wurde mehrfach praktiziert, war aber nicht immer treffsicher. So suchten wir den ganzen Abend nach einer Stelle aus dem Hebräerbrief, die wir schließlich kurz vor Abschluss in Kapitel 10 Vers 25 fanden. Übrigens fünf Verse vor "die Rache ist mein, spricht der Herr".

Der Kommandeur entließ uns mit dem Befehl, weiter im Kontakt mit dem Headquarter zu bleiben und im Rahmen eines "überspringenden Dienstweges" die Frage zu stellen:

"Jesus, was willst du mit mir bereden?"

Die EEVJTF und die Trainingseinheit "Männer nach dem Herzen Gottes" ist ein Co-Branding von Campus für Christus, dem Gesprächsforum Leben + Glauben und der LKG Eben Ezer in Lichterfelde.

Montag, 14. März 2016

Männertreffen mit viel Kritik

Die "Männertreffen 2016" finden in monatlichen Abständen im Süden Berlins statt. Heute ging es um die praktische Auseinandersetzung mit dem Thema Kritik und dem Buch "Kultiviert Kritisieren" von Ralf Juhre.



Beim Gesprächsform Leben + Glauben hatten etwa 50% der Teilnehmer die Möglichkeit, sich für das nächste "Männertreffen 2016" anzumelden. Es sollte im Rahmen einer nur männlich besetzten Gesprächsrunde um die Vertiefung des Themas "Kritisieren ohne zu verletzen" gehen. Obwohl Frauen das ja wohl auch nötig hätten, oder?

Jedenfalls meldete ich mich an und bekam prompt am Vortag eine Erinnerungs-SMS. Das signalisierte ein gewisses Maß an Professionalität. Dennoch war mir völlig unklar, wer der Veranstalter ist und wie die Zusammensetzung der Teilnehmer aussehen wird. Google-Maps zeigte mir eine nicht ganz so eindeutig einschätzbare Parkplatzsituation vor Ort, so dass ich sehr pünktlich losfuhr und eine Viertelstunde vor Beginn eintraf. Parkplätze standen reichlich zur Verfügung.

Das Bürogebäude in der Haynauer Straße in Lankwitz beherbergt diverse Firmen und Einzelbüros. Der Fahrstuhl hatte einen Geruch, den ich irgendwoher kannte, aber nicht zuordnen konnte. Er endete eine Etage vor Ziel. Super! So etwas kann in einem wilden Irrlauf durch einen dunklen Bürokomplex mit Übernachtung im Papierkeller enden. Ephraim Kishon hatte seinerzeit ein ähnliches Szenario über einen Hotellift beschrieben. Ein spärliches Licht zeigte jedoch, dass die oberste Etage über eine Treppe zu erreichen sei. Geschafft!

Wilfried stellte gerade Lemonaid+ und weiteren Chari Tea in verschiedenen Farben auf den Tisch. Knabberzeug mit undefinierbarer vegan wirkender Zusammensetzung und gemeine Kekse folgten. Lederstühle wurden um einen Konferenztisch gruppiert. Mehrere Stapel des Buches von Ralf Juhre wurden platziert. Dann trafen nach und nach die Männer ein. Rolf, Michael, Rolf, Helge, Rolf und weitere Männer aus dem Altersspektrum Dreißig bis Sechzig setzten sich an den Tisch. Vom Sehen her kamen mir einige von ihnen bekannt vor. Zielgruppe des Männerabends war also offensichtlich der berufstätige Mann ab Dreißig. Letztendlich hatten wir eine biblische Zahl erreicht: Vierzehn! Vierzehn ist der Zahlenwert des Namens David und wird in Matthäus 1, 17 aufgegriffen.

Helge - nicht der Schneider - stieg relativ schnell in das Thema ein. Jeder der Anwesenden konnte noch ein Kritik-Buch von Ralf Juhre zum Sonderpreis erwerben. Im Laufe des Abends stellte ich fest, dass das Lesen des Buches eine sehr gute Grundlage zum Mitreden war. Das Kritisieren ohne zu verletzen übe ich ja schon seit geraumer Zeit. Der Erfolg stellt sich jedoch ähnlich schwer ein, wie das Erreichen meines Idealgewichtes von unter achtzig Kilo. Das Buch von Ralf Juhre hatte mir aber noch einmal sehr gut geholfen, die Grundprinzipien eines kultivierten Kritisierens zu verinnerlichen.

Viele der anwesenden Männer hörten die wertvollen Impulse das erste Mal. Helge verstand es, die Diskussion anzuregen und ließ viele persönliche Erfahrungen und theoretische Inhalte einfließen. Und dann gab es da noch diese Saloon-Situation: Man stelle sich einen gut mit Cowboys gefüllten Saloon vor. In der Mitte sitzt John und sagt etwas, das alle anderen provoziert. Zeitgleich werden die Revolver gezogen. Zeitgleich klicken die Abzugssicherungen. Die Läufe sind auf John gerichtet. Unser John hieß Wilfried. Wilfried hatte angefangen. Er zitierte Lukas 19 Vers 10 mit "Denn der Sohn des Menschen ist gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren ist". Auch die bisher stillen Männer holten nun Bibelverse hervor und es entstand ein regelrechtes Bibelvers-Gefecht. Niemand wurde verletzt. Ich war beeindruckt über die versteckten Potenziale dieser Männer.

Das schärfte die Gruppendefinition des Abends etwas nach. Es ging also um berufstätige Männer ab Dreißig mit einem erheblichen Bibelwissen, welches zwar nicht öffentlich zur Schau getragen, aber im Ernstfall hervorgeholt wird. Dennoch sind die Themen so auf den Alltag bezogen, dass auch ein Mann ohne diesen biblischen Hintergrund von solch einem Treffen profitieren kann.

Vierzehn Männer um einen Konferenztisch, der eigentlich für acht Personen vorgesehen war, sind doch recht viel. Der Kreis hat Potenzial für eine Teilung oder einen größeren Tisch. Im April jedenfalls fahren die Männer gemeinsam nach Kassel zum Männertag von Team.F. In Kassel ist mehr Platz. Es werden über 300 Männer erwartet.

Eigentlich schade, dass es Montag Abend war. Nach einigen guten Gesprächen zwischen Fahrstuhl und Parkplatz wollten noch Einige in die nahe gelegene Pizzeria fahren. Das war mir dann doch zu spät. Ich begab mich auf den Heimweg.

Ach so, Veranstalter der "Männertreffen 2016" ist "Eben Ezer" in Lichterfelde.