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Montag, 4. Dezember 2017

Limelight Collection - Creativity @Heilsarmee

Die Limelight Collection ist ein interessantes Format der Annäherung an Bibeltexte. Ein Berufskünstler leitet die kleine Gruppe bei der Entfaltung ihrer Kreativität an. Heute Abend habe ich Limelight in Prenzlberg besucht.



Nach dem Gottesdienst zeigte mir ein bekannter Schauspieler sein Smartphone. "Kennst du das?", wollte er wissen. Ich sah eine Einladung zu Limelight für Montagabend. Die Adresse war identisch mit der von Gemeinsam für Berlin. Hm, Montag? Der Männerabend bei Eben Ezer war mir zu weit: Lankwitz. Prenzlauer Berg hingegen wäre in 20 Minuten zu erreichen - mal unabhängig von der Parkplatzsuche betrachtet. Wegen eines Paralleltermins könne der Schauspieler selbst wohl nicht mitkommen.

So machte ich mich heute alleine auf den Weg. Den Parkplatz fand ich wenige Meter vom Haus entfernt. Pünktlich halb acht betrat ich die Räume der Heilsarmee. Diese befinden sich im Kellergewölbe der Kastanienallee 71 - freundlich, gemütlich und weihnachtlich geschmückt.

Mittzwanziger, Tee und Englisch

Mit meinem Erscheinen erhöhte sich die Teilnehmerzahl auf vier. Tee wurde angeboten. Es gab auch kleine Schokokekse. Sprache der Wahl war Englisch. Das Limelight Collective verstand jedoch auch Deutsch, so dass wir uns bilingual verständigen konnten.

Innerhalb des akademischen Viertels trafen weitere Leute ein, so dass wir letztlich mit neun Personen starteten. Den homogenen Altersdurchschnitt von Mitte zwanzig überschritt ich um einige Jahre - um nicht gleich das Wort Verdoppelung zu verwenden. Ich schaltete um auf den Ich-fühle-mich-jung-Modus. Zunächst setzten wir uns um eine große Decke und sangen Weihnachtslieder mit Tejas, einem Softwareguru aus dem Mittleren Osten. Tejas leitet übrigens die Jugendgruppe bei Saddleback, so dass sich hier völlig unerwartete Netzwerk-Verbindungen schlossen.

Matthäus 2

Dann bekamen wir eine kleine Einführung in Matthäus 2, 1-12. Alles auf englisch, aber egal. Wenigstens hatte ich am Sonntag den Akku nachgeladen, so dass meine Bibel-App wieder genutzt werden konnte. Außer Vulgata und Hebraica habe ich wohl nichts weiter auf dem Smartphone. Irgendwann ist der Speicher ja ausgereizt.

Nach einem entspannten Austausch über den Text verteilten wir uns im Raum. Buntstifte, Fasermaler, Kugelschreiber und Papier lagen bereit. Der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt. So wurde gemalt, getextet, sinniert, gebetet, gesessen, getanzt, gesungen oder Gitarre gespielt.

Papier und blauer Buntstift

Ich nahm ein Blatt Papier und malte mit einem blauen Buntstift, was mich bei diesem Text bewegte. Ein großer Stern im Zentrum, ein Weg, der sich langsam durch die dunkle Umgebung schlängelte und dann mitten in den Stern hineinmündete. Darunter das verschlafene Jerusalem, eine zugeklappte Bibel und ein Königs-Apfel mit Kreuz-Ornamenten, oder wie auch immer diese Kugel heißt, die die Könige auf alten Gemälden in der Hand halten. Letzteres symbolisierte das schockierte Jerusalem, den erschrockenen König Herodes und die desinteressierten Schriftkenner. Vers 10 bewegt mich schon seit gut 30 Jahren, als wir diesen Text erstmalig genüsslich mit Kollegen in einer Nachtschicht auf uns wirken gelassen hatten.

Kunstbetrachtung

Nach ausreichend viel Zeit kamen wir wieder an der flauschigen Decke zusammen. Es gab Brot und Butter - pardon bread & butter - eventuell in Anlehnung an das gleichnamige Festival of Style and Culture. In einer kreativen Reihenfolge stellten wir die Ergebnisse vor. Es wurden Bilder herumgereicht und jeder konnte sich einen Augenblick lang hineinversetzen. Wir kamen über Farben, Formen und den tieferen Sinn ins Gespräch und entdeckten Dinge, die selbst der jeweilige Künstler noch nicht bemerkt hatte.

Texte und Tanz

Kurze Texte wurden gelesen und eine Frau aus Ghana tanzte dazu. Sie erklärte uns jede ihrer Bewegungen, so dass ich erstmalig ein Verständnis für Ballett-Choreografie vermittelt bekam. Die Bewegungsabläufe waren so genial, dass ich wohl mit heruntergeklappter Kinnlade auf der Decke gesessen haben muss.

Drei Stunden City-Kreativität

Auf diese Weise hatte ich gar nicht bemerkt, dass schon drei Stunden vergangen waren. Der Abend wurde mit einem Gebet abgeschlossen und alle halfen noch beim Aufräumen. Wie ich erfuhr, kamen die Kreativen aus verschiedenen Gemeinden der weiteren City-Region: Wedding, Moabit, Mitte, Prenzlberg. Englisch war eine gute Option für die allgemeine Verständigung gewesen. Halb zwölf war ich wieder zu Hause.

Limelight findet jeden Montag statt und bietet einen guten Rahmen zur freien Entfaltung der Kreativität. Die geschaffene Kunst wird ernst genommen und das eigene Denken auf eine spannende Entdeckungsreise geschickt. Die Werke werden für spätere Inspirationen archiviert - als Original oder als Foto.

Dienstag, 16. Mai 2017

Berlin Connect macht Sex zum Thema

Berlin Connect ist Teil der Hillsong Family. Zur Planung einer Familie gehört auch das Thema Sex. Heute Abend besuchten wir eines der Seminare aus der Themenreihe "God, Sex & Culture".



Nachdem ich nach einiger Zeit der Suche den Wagen irgendwo im Parkverbot abgestellt hatte, lief ich mit meinem Sohn zurück zur Brunnenstraße. "Wir sind hier die Ausländer", bemerkte er. Wedding.

Das Einhorn

Beim Studieren des Flyers zur Seminarreihe "God, Sex & Culture" hatte ich mich gefragt, ob "Unicorn" (Einhorn) bewusst als Veranstaltungsort ausgewählt wurde. Unicorn ist ein Co-Location Workspace, wie man ihn in dieser Gegend reichlich findet. Bereits am Eingang mussten wir dichte Trauben junger Leute passieren und landeten kurz darauf am Empfangstisch. Schnell waren wir über Eventbrite eingebucht, zahlten jeweils zehn Euro und bekamen einen kleinen B/C-Stempel auf den Arm.

Welcome Home

Alles sehr professionell. Dann tauchten wir in die gelebte Willkommenskultur ein. Die Leiterin des Welcome-Home-Teams kam auf uns zu. Andere Mitarbeiter der Gemeinde unterbrachen ihren emsigen Lauf und blieben für ein kurzes Gespräch stehen. So viele Namen konnten wir uns auf die Schnelle gar nicht merken. Zielgerichtet steuerte uns die Frau des Pastors an und holte auch ihren Mann dazu. Wir unterhielten uns über die Vernetzung in der Stadt und freuten uns an gemeinsamen Bekannten.

(en)large Learning

Es gab kein akademisches Viertel, statt dessen ein akademisches Halb. Gegen 19:30 Uhr wurden die Türen zum Saal geöffnet. Über hundert Wissbegierige im Durchschnittsalter von 25 fluteten den Raum. Dieser war anschließend fast bis auf den letzten Platz besetzt. "(en)large Learning" zieht einen großen Teil der Mitglieder und Freunde von Berlin Connect an.

Nach zwei mit Power vorgetragenen Hill-Songs startete die erste Lehreinheit. Sie wurde von Joyce Wilkinson eingeleitet, die von der Hochzeitsreise mit Mark, dem bärtigen B/C-Pastor, berichtete. Die Beiden gehen straff auf die Silberhochzeit zu und haben deshalb eine gewisse Kompetenz in Fragen von "Single, Ehe und Familie" oder "Baue göttliche Freundschaften und Beziehungen" oder wie heute "Sex & Sexualität - Warum geht Religion so negativ damit um?".

Die Inhalte des vermittelten Wissens, das maßgeblich von Mark Wilkinson vorgetragen wurde, können im Prinzip mit einem Satz zusammengefasst werden:

It's all about Jesus!

OK, in den zweieinhalb Stunden wurde das alles etwas detaillierter betrachtet, führte aber immer wieder auf die eine Kernaussage: Wenn die Beziehung zu Jesus maßgeblicher Bestandteil des eigenen Lebens ist, regelt sich der Rest fast von selbst. Wenn Jesus im Leben fehlt, wird dieser Platz von etwas anderem ausgefüllt, beispielsweise von Sex, Geld und ungesunden Beziehungen.

Sex sei die höchste Form von Vertrauens. Das solle nicht billig verspielt werden. Gott habe das so gewollt, als er den Menschen und damit auch die Möglichkeit zu dessen Vermehrung schuf. Mark ging sehr emotional auf Menschenhandel und Pornografie ein. Er erwähnte, dass über Sex vor der Ehe und Masturbation kaum etwas in der Bibel steht. Wenn es darin stehe, wäre immer noch die Frage, ob man sich daran halten wolle. Was gut ist und was schadet, ergebe sich aus der gelebten Beziehung zu Gott, die liebevoll, heilend und korrigierend auf uns einwirke.

Überhaupt klebte das Publikum an Marks Lippen und Bewegungen auf der Bühne. Der Mann ist rhetorisch hochgradig talentiert. Mit britischem Humor bringt er die Zuhörer zum Lachen und schaltet dann plötzlich auf Ernst um, so dass die Pointe sicher im Tor landet. "Amen", "Ja", waren die regelmäßigen Zustimmungen, die der Vortrag erregte.

Sein Wortschatz war so breit, dass wir nicht an allen Stellen lachen konnten: Wir kannten die Vokabeln einfach nicht. Mein Sohn und ich hatten wie üblich auf die Simultan-Übersetzung verzichtet. Diese wurde für mehrere Sprachen angeboten.

Pause mit Fritz und Abendmahl

Kurz vor dem Ende gab es eine kurze Pause. Wir kauften an der offiziellen Theke der Co-Location für sechs Euro eine Fritz-Cola und eine Rhabarber-Schorle. Am langen Holztisch, wo tagsüber die MacBooks der Kreativszene stehen, waren nun Bücher, Flyer und Utensilien für das Abendmahl aufgebaut. Drei junge Männer reichten sich Brot und Wein(?), während ich ein Buch zum Stehen bringen wollte, das ich kurz zuvor von einem Stapel genommen hatte. Es klappte nicht. Wir wechselten den Standort.

Immer wieder wurden wir angesprochen: spanisch, englisch, deutsch. Namen über Namen, die wir teilweise noch nie gehört hatten. Alles connected in Berlin und wir als Exoten mittendrin: Berliner in zweiter und dritter Generation.

Gemeinde connected

Gegen zehn war das Seminar zu Ende. Unfassbar, dass solch ein großes Interesse an einem Gemeindeseminar besteht; mitten in der Woche und zehn Euro Eintritt. Beim Gehen erspähte ich noch einen Bekannten aus der internationalen Politikszene. Er bestätigte mir, dass gerade die Willkommenskultur und die integrative Atmosphäre bei Berlin Connect zur Entscheidung für diese Gemeinde geführt hatten.

Sonntag, 30. April 2017

Berlin Connect - Hillsong Family in der Kulturbrauerei

Berlin Connect gehört zur Hillsong Family und spricht Young Professionals und Studenten auf Englisch an. Die Willkommenskultur ist beispielhaft. Heute besuchten wir Berlin Connect in der Kulturwerkstatt.



Berlin Connect feiert seine Gottesdienste inzwischen im Hotel Maritim proArte stattfinden. So hatte ich es zumindest der Webseite entnommen. Wir entschlossen uns für eine Anreise mit der S-Bahn. Kurz vor elf traten wir in die Lobby und fragten nach dem Gottesdienst. "Sie meinen diese Kirche", fragte die Dame an der Rezeption. Ihre Kollegin bot noch das "Gebet für Berlin" an. Aber beides fand heute nicht statt. Da hatte ich mich wohl verguckt.

Flexibler Ortswechsel

Smartphone, Webseite, Aha: Kino in der Kulturbrauerei, 11:00 Uhr. Wir entschieden uns, mit der Straßenbahn zur Kulturbrauerei nach Prenzlauer Berg zu fahren. Die M12 kam kurz nach elf und zuckelte eine Viertelstunde von der Friedrichstraße in den Trendbezirk.

Im Blogbeitrag aus 2015 wurde nichts von einem akademischen Viertel erwähnt. Deshalb gingen wir davon aus, dass wir mitten in den Gottesdienst hineinplatzen. Auf dem Weg malten wir uns aus, wie wir neben der Bühne die Tür zum Saal öffnen und alle Augen auf uns gerichtet sind. Schnell deklarierten wir die Peinlichkeit in eine geeignete PR-Aktion um und gingen zielstrebig auf den gelben Backsteinkomplex zu.

Welcome Home

Der Weg zum Gottesdienst war gut ausgeschildert. An der Treppe wurden wir sehr freundlich begrüßt und jegliche Bedenken wegen des Zuspätkommens zerstreut. An der Tür empfing uns eine Mitreisende des #MDGC16-Teams und organisierte für meine Frau ein Kopfhörer-Set. Der heutige Gastredner solle sehr schnell sprechen. Inzwischen sind wir jedoch verschiedene Referenten mit markantem "American English" gewohnt. Deshalb verzichtete der Rest der Familie auf eine Simultan-Übersetzung.

Im Kinosaal nahm uns ein weiterer Mitarbeiter mit Welcome-Home-Shirt in Empfang und zeigte uns eine freie Sitzreihe. Die Lobpreiszeit war noch in vollem Gange. Auf der Bühne spielte eine Band und wurde von vier Sängerinnen unterstützt. Die Gemeinde konnte den jeweiligen Text an der riesigen Kinoleinwand ablesen.

Wir hatten also noch nicht so viel verpasst. Es folgten die Ansagen per Videobotschaft und die Kollekte mit großen Plastiktöpfen. Diese werden wohl originär für Grünpflanzen verwendet. Es konnten neben Geld auch die im Responsive Design gestalteten Kontaktkarten eingeworfen werden.

Dein Wert bei Gott

Dann trat Sy Rogers auf. Ein Mann mit einer sehr bewegten Historie und einer entsprechenden Kompetenz bei der Seelsorge in sexuellen Fragen. Letzteres passte sehr gut zur aktuellen Seminarreihe "God, Sex & Culture", die noch an drei Abenden im Mai fortgesetzt wird.

Auch wenn Sy Rogers nur wenige Bibelstellen zitierte, hatte er doch eine klare Kernbotschaft: Jeder Mensch hat einen Wert vor Gott. Im Deutschen wird immer von "Liebe" geredet, während andere Sprachen wie Griechisch, Latein oder Englisch nach Mitgefühl, Erotik, Freundesliebe oder Wertschätzung differenzieren. Das hilft bei der Auslegung und Umsetzung der Bibelstellen deutlich mehr als der frei interpretierbare Begriff "Liebe".

Die Performance von Sy Rogers war so brillant, dass die in der Tat sehr schnelle Aussprache und die Länge der Predigt kaum ins Gewicht fielen. Meine Familie konnte gut folgen und lachte an den richtigen Stellen, was auf ein problemloses Verstehen des englischen O-Tons hindeutete. Spontane Amen-Zurufe und nonverbale Gesten aus dem Publikum zeigten eine breite Übereinstimmung mit dem so lebhaft auf der Bühne vorgetragenen Thema.

Während der Predigt scannte ich gedanklich mehrere Personen aus dem Bekanntenkreis und überlegte, ob ich sie ihrem Wert vor Gott entsprechend behandle und wo konkreter Optimierungsbedarf bestehe.

Segen und Integration

Zum Abschluss wurde ein Start in die Beziehung zu Jesus inklusive Übergabegebet angeboten. Dann folgte eine weitere Kollekte, diesmal für Sy Rogers. Nach den Segenswünschen für die kommende Woche verließen die Besucher den Kinosaal.

Es waren nur noch wenige Minuten bis zum 13-Uhr-Gottesdienst. Dennoch widmeten sich die Welcome-Home-Mitarbeiter entspannt den Gästen und Dauerbesuchern. Selbst unsere Kinder wurden von etwa sechs Gemeindeleuten angesprochen. Eine integrative Atmosphäre, in die man gerne öfter eintauchen möchte. "Bis nächsten Sonntag", wurden wir verabschiedet und mussten uns regelrecht losreißen.

Beim benachbarten "Pane e Vino" reflektierten wir bei Pizza für 3,90 Euro den Gottesdienst und entschieden uns für den Besuch eines der Seminare im Mai.

Samstag, 22. April 2017

Every Nation Berlin - samstags im Prenzlauer Berg

Der Name "Every Nation Berlin" lässt bereits vermuten, dass es sich um eine jugendliche Gemeinde mit internationalem Touch handelt. Der entscheidende Unterschied zu vergleichbaren Gemeinden besteht darin, dass die beiden Gottesdienste am Samstag stattfinden.



Diese Gemeinde wollte ich schon länger einmal besuchen, hatte mir aber nur etwas wie "internäschnell" und "Tschörtsch" gemerkt und war Dank Google bei der BICC im CinemaxX gelandet. Eine interessante Erfahrung, aber eben nicht die gesuchte Zielgemeinde. Inzwischen konnte ich noch einmal nachfragen und mir tatsächlich "Every Nation" merken.

Die Parkplatzsituation in der Heinrich-Roller-Straße war unerwartet entspannt. Punkt 19:30 Uhr trat ich durch die Tür der Nummer 13. Im Erdgeschoss hat die Gemeinde mehrere Räume ausgebaut.

Gemütlich

Ich fand mich in einer regelrechten Club-Atmosphäre wieder. Überall wuselten einheimische und internationale Mittzwanziger herum. Einige hatten es sich bereits auf den Ledersofas und Kneipenstühlen im Hauptsaal gemütlich gemacht und lauschten der mit Musik untermalten Begrüßung. Kein akademisches Viertel und kein Countdown.

An einer Säule lehnte ein Bekannter vom CVJM. "Ich höre mir noch die ersten drei Lobpreislieder an und gehe dann", sagte er und erklärte mir, dass er bereits beim Siebzehn-Uhr-Gottesdienst dabei gewesen war. Zudem solle ich mich nicht wundern, dass es hier sehr charismatisch zugehe. Das klang spannend.

Intensive Anbetungszeit

Ich setzte mich vor das Mischpult und ließ mich vom Drive der Lobpreisband mitreißen. Die Lieder waren teilweise bekannt oder so sparsam mit Text versehen, dass der Erstbesucher schnell auf Deutsch oder Englisch mitsingen konnte. Eine derart intensive Anbetungszeit hatte ich schon lange nicht mehr erlebt und ertappte mich im gedanklichen Abschweifen und dem simultanen Lobpreisgebet. Nach dem geistigen Exkurs klang immer noch dasselbe Lied durch den Raum, was jedoch in diesem Kontext weder störend noch langweilig wirkte.

Kollekte und der Altersdurchschnitt

Die Kollekte zur Halbzeit erzeugte eine gewisse Aufbruch-Stimmung. Ist jetzt schon Schluss? Ein Teil der etwa hundert Leute blieb sitzen und befüllte die mit Geschenkpapier beklebten Sammelboxen.

Das Durchschnittsalter von "Every Nation Berlin" muss bei Mitte zwanzig liegen. Einige Ältere hatten sich zwar im Saal verteilt, aber ansonsten zeigte sich eine recht homogene Altersstruktur. Ansagen, Berichte und Predigt wurden auf Deutsch und Englisch vorgetragen, so dass immer mindestens zwei Personen auf der Bühne standen.

Every Nation ist eine Gemeindebewegung, die in etwa fünfzig Ländern vertreten ist. Heute Abend wurde ein starker südafrikanischer Einfluss deutlich.

Heilung und Prophetie

Ein wenig fühlte ich mich in die frühen Jahre der Gemeinde auf dem Weg versetzt, als diese noch liebevoll als "Phila" (Philadelphia Gemeinde) bezeichnet wurde und sich in Schöneberg zum Gottesdienst traf. Warum kam ich mir nur plötzlich so alt vor?

Krankenheilung, Handauflegung, Sprachengebet und Prophetie sind selbstverständliche Elemente des Glaubenslebens bei Every Nation. Zudem zog sich durch den gesamten Gottesdienst der Hinweis auf den stellvertretenden Tod von Jesus, der damit die Trennung in der Beziehung zu Gott beseitigt hatte. Auf der Bühne stand ein Kreuz mit der Aufschrift "Gnade".

Sonne, steh still!

Heute ging die Predigtreihe "Auf in den Kampf" zu Ende. Es ging um die Schlacht bei Gibeon aus Josua 10. Nach einer sehr guten Erklärung der Gründe für die Kriegshandlungen im damaligen Kanaan ging der Referent auf die erhebliche Leistung der israelischen Soldaten ein, die eine ganze Nacht marschiert waren und dann gleich einen Tag lang kämpften. Gott unterstützte den Kampf mit Hagel. Und damit nicht genug: Josua sprach dann zur Sonne und zum Mond, dass sie still stehen bleiben sollten und sie taten das. Somit konnten die Soldaten einen weiteren Tag kämpfen und die fünf Armeen der Amoriter inklusive der fünf Könige vernichtend schlagen.

Daraus ließen sich viele interessante Gedanken für unsere Alltagssituationen ableiten. Rede mit Gott und rede zu den Herausforderungen, zu den im Weg stehenden Bergen. Der spannende Bibeltext und der Mix mit persönlichen Erlebnissen machten die Predigt lebendig und etablierten eine Aufmerksamkeit, die bis zum Schluss andauerte. Flankiert wurde das durch Themenfotos auf der Leinwand.

Flyer und Gebet

Am Ende konnten die jeweiligen Sitznachbarn füreinander beten. Dabei sollte auch die Frage nach einer konkreten Entscheidung für Jesus gestellt werden. Die Frage nach der Entscheidung und das Angebot der entsprechenden Begleitung fand sich auch auf den Flyern wieder, die auf den Plätzen lagen oder an Erstbesucher ausgeteilt wurden. Als ich die Nummer 13 verließ, regnete es. Ich stopfte die Flyer in meine Jacke und begab mich zum Parkplatz.

Wichtige Info per November 2018:
Die Gemeinde ist umgezogen und hat neue Gottesdienstzeiten. Every Nation Berlin trifft sich ab sofort jeden Samstag um 17 Uhr in der Anklamer Str. 31, 10115 Berlin.

Sonntag, 22. Januar 2017

Herz Jesu - Katholisch in Prenzlberg

Katholisch kommt vom griechischen "καθολικός" (katolikos) und heißt so viel wie "allumfassend". Auf die Kirche angewendet, wird es synonym für die allumfassende Gemeinschaft der Christen unter dem Dach einer von Rom aus geleiteten Kirche verwendet. Die katholischen Gottesdienste im protestantischen Berlin erfreuen sich einer regen Teilnahme.



Glockengeläut klingt durch das Schlafzimmerfenster. Es ist acht Uhr. Nur gut, dass ich erst in zweieinhalb Stunden in Prenzlberg sein muss. Das Frühstück um neun verläuft schon etwas gehetzter. Es ist immer noch unklar, wer mich zu "Herz Jesu" in der Nähe des Rosa-Luxemburg-Platzes begleiten wird. Gegen zehn fahre ich schließlich alleine in die City.

Drei Tage Prenzlberg

Schon der dritte Tag hintereinander Prenzlberg. Am Freitag Gemeinsam für Berlin, gestern ein hochkarätig mit Christen aus Bildung und Wirtschaft besetzter Think Tank im "C13" und heute "Herz Jesu" in der Fehrbelliner Straße. Und schon der dritte Tag hintereinander, an dem es Parkplätze in unmittelbarer Nähe der Location gibt.

Am Eingang zum katholischen Sakralbau sitzt ein Bettler und zweigt dort bereits einen Teil der geplanten Kollekte ab. Im Eingangsbereich lese ich den Hinweis, dass die Geldsammlung heute für die Gemeinde bestimmt sei. An einem Tisch mit Oblaten steht ein weiteres Hinweisschild: "Heute nur Gotteslob". Nur Gotteslob? Das ist doch schon mal etwas! Ich greife ein graues Gesangsbuch und setze mich in eine der Holzbankreihen. Platz 146.

Wann geht es los?

Zehn Minuten vor Beginn sind nur wenige Plätze besetzt. Fünf Minuten vorher etwa die Hälfte des Kirchenschiffes und halb elf ein großer Teil des Hauses. Es müssen um die dreihundert Männer, Frauen, Kinder, Jugendliche und Senioren im Saal sein. Eine ausgesprochen gute Generationsdurchmischung, die durch äußere Indikatoren wirtschaftlicher Unabhängigkeit flankiert wird. In meiner Reihe sitzen zwei junge Damen und ein Mann mit orientalischer Zuwanderungsgeschichte.

Multiethnisch ist auch der in Weiß und Grün gekleidete Pfarrer Serge Armand. Als Schwarzer spricht er Deutsch mit starkem französischem Akzent. Es werden viele Bibeltexte verlesen, darunter Jesaja, Matthäus und der erste Korintherbrief. So viele unkommentierte Bibelzitate hört man in evangelischen Gemeinden selten, es sei denn, Ekkehart Vetter von der Evangelischen Allianz (DEA) leitet einen Seminartag ein.

Einheit in Christus

Apropos Allianz: das Anliegen der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen steht heute ganz im Mittelpunkt des Gottesdienstes. Eigentlich hätte es sogar eine Art Kanzeltausch mit einer evangelischen Pfarrerin gegeben. Diese ist jedoch kurzfristig erkrankt, so dass Serge Armand den Predigtpart übernehmen muss. Er liest einen längeren Text des Papstes vor und äußert sich in seinen begleitenden Ausführungen sehr positiv über die Annäherung der Christen unterschiedlicher Konfessionen.

Zentral ist auch Jesus Christus. In Liedern, Gebeten, liturgischen Texten und den Ausführungen des Pfarrers spielt Jesus eine große Rolle. Jesus steht als goldenes Mosaik auch über dem Altarbereich und breitet einladend seine Hände aus. Im gesamten Deckengewölbe sind Bibelzitate auf Latein zu lesen. "DIGNVS EST AGNVS, QUI OCCISVS EST", lese ich als erstes ein aus Off 5,12 stammendes Textfragment im Kuppelbereich. Mein Blick schweift umher und freut sich an den vielen weiteren guten Versen und der tiefen Symbolhaftigkeit der Gemälde und Mosaiken.

Glaubenskurs und Liturgie

Die Ansagen sind ebenfalls sehr interessant, vermitteln sie doch ein Spiegelbild des alltäglichen Gemeindelebens. Am Donnerstag findet im Rahmen eines Glaubenskurses ein Seminar zum Thema Gebet mit anschließendem Praxisteil statt. Bei "Herz Jesu" gibt es auch Alphakurse und Taufseminare. Die Gemeinde strahlt Relevanz für den Kiez aus. Diesem kommt sie ja letztlich auch durch den äußerst humanen Gottesdienstbeginn entgegen.

Im Verlauf des Gottesdienstes werden mindestens zehn Kirchenlieder mit Orgelbegleitung gesungen. Es gibt Abendmahl, eine Kollekte, mehrere Gebete inklusive des Vaterunsers und einen Segen zum Abschluss. Nach ziemlich genau einer Stunde ist der Gottesdienst zu Ende und die Besucher quellen hinaus auf die Fehrbelliner Straße oder die Schönhauser Allee. Draußen sitzt immer noch der Bettler.

Freitag, 20. Januar 2017

Harald Sommerfeld mit Gott in der Stadt unterwegs

Harald Sommerfeld ist ein Freund der urbanen Transformation, der wachen Auges durch Berlin fährt und das umsetzt, was Bill Hybels kürzlich auf einer Konferenz postulierte: "See it. Smell it. Touch it".



Der Tag der offenen Tür bei Gemeinsam für Berlin hatte bereits um 13:00 Uhr in der Kastanienallee begonnen. Per WhatsApp erfuhr ich, wer gerade welchen Programmpunkt moderierte und welche Projekte sonst noch vorgestellt werden. Gegen 18:00 Uhr konnte ich noch sehr spontan unsere Freunde aus Marzahn zu einer gemeinsamen Fahrt nach Prenzlberg gewinnen, so dass wir schließlich zu dritt dort auftauchten.

Man traf sich im Untergeschoss, das normalerweise von der Heilsarmee genutzt wird und bisher kein Teil meines Erfahrungshorizontes war. Mit Gemeinsam für Berlin verbindet mich eine lange Beziehung, die bis in die Gründungszeit dieses urbanen Netzwerkes reicht. Neben zwei sehr aktiven Damen ist der Theologe Harald Sommerfeld erklärtermaßen gleichberechtigtes Vorstandsmitglied des Gemeinsam für Berlin e.V.

Multimediale Lesung

Für den Abend war eine Vorstellung seines Buches "Mit Gott in der Stadt" geplant. Dieses Buch war mir bereits im Oktober empfohlen worden, wobei mich die 700 Seiten abgeschreckt hatten. Im Januar erfolgte eine weitere Empfehlung und immer lag die dicke Schwarte im weißen Paperback demonstrativ vor mir auf dem Tisch. Soll ich, oder soll ich nicht?

Harald Sommerfeld - Mit Gott in der Stadt
Harald Sommerfeld - Mit Gott in der Stadt
Das Buch wurde als die am besten wissenschaftlich fundierte Veröffentlichung zur urbanen Transformation in deutscher Sprache angepriesen. OK: 700 Seiten, wissenschaftlich fundiert - klingt nach sehr trockener Lektüre. Ich dachte an 789 Seiten Neues Testament in Altgriechisch, wofür ich ganze drei Monate gebraucht hatte. Zwischen den beiden Empfehlungen hatte ich noch "A Disruptive Gospel" von Mac Pier verschlungen und sah damit den Bedarf an urbaner Transformationsliteratur als gestillt an. Deshalb war ich gespannt auf die heutige multimediale Lesung.

Brennpunkt Großstadt

Es begann mit einem Video des Pentagon, worin die Entwicklung der Weltmetropolen inklusive der bereits vorhandenen oder erwarteten Herausforderungen beschrieben wurde In Zeitschriften, die sich an eine militärische Zielgruppe wenden, ist regelmäßig von verstärkten Trainingsaktivitäten im städtischen Umfeld zu lesen. Es werden ganze Kleinstädte zu Übungszwecken gebaut, wo einheimische und Partnerstreitkräfte den "Gangbarkeitsmodus: zerstört" testen können.

Die fragmentierten und asymmetrisch agierenden Gruppen innerhalb der Metropolen sind in ihrer ethnischen, sozialen und religiösen Vielfalt kaum noch zu überblicken, geschweige denn verlässlich zu steuern. Die Sicherheitsorgane müssen sich entscheiden, ob sie "reingehen" oder sich "raushalten". Anders die Gemeinde mit ihrem Auftrag für die Stadt.

Harald Sommerfeld - Mit Gott in der Stadt
Harald Sommerfeld - Mit Gott in der Stadt - Multimediale Lesung bei Gemeinsam für Berlin
Die Oma erwacht

Harald Sommerfeld begann tatsächlich mit den ersten Seiten des Buches, wo er so gar nicht wissenschaftlich verstaubt eine ältere Dame zu Wort kommen lässt, die mal eben fünfzig Jahre "verschlafen" hatte und nun in einer ganz anderen Welt aufwacht. Eine damals lebendige Gemeinde in einem Problemkiez war inzwischen zu einer gut situierten Gemeinde mit gepflegtem Gebäude im Kiez ohne tatsächlichen Kiezbezug geworden. Die Mitglieder lebten längst am Stadtrand und fuhren nur noch zum Gottesdienst "rein". Und natürlich war man missionarisch. Das Missions-Ehepaar in Südostasien wurde finanziell unterstützt. Eine interessante Schilderung, die wahrscheinlich rein fiktiv war und nur zufällig mit Erfahrungen aus der Berliner Gründungsszene kongruiert.

M29 und das Schamgefühl

Besonders bewegend war die Videobusfahrt mit der Linie M29. Diese transportiert die Fahrgäste quer durch Berlin und kommt dabei durch sehr unterschiedliche Wohngegenden. Einkommen, Mietniveau, ethnische Zuordnung, Beschäftigungsquote und Bezuschussungsbedarf wechseln beständig und teilweise diametral im Bereich weniger Meter.

In diesem Zusammenhang sei noch ein sehr interessantes Kapitel zum Thema Scham erwähnt. Dem Abendland wird ja immer nachgesagt, dass es sich im Gegensatz zur Schamkultur des Orients in einer Schuldkultur bewege. Das Buch macht deutlich, dass geringes Einkommen, falsche Kleidung, niedriger Bildungsstand und ähnliche Eckdaten auch bei Deutschen zu Scham, gesellschaftlichem Rückzug und Aggressivität führen.

Bewusster Umzug

Harald Sommerfeld berichtete von sehr guten Erfahrungen mit dem bewussten Zuzug von Christen in Problembezirke. Wichtig sei es jedoch, dass eventuell vorhandene Ortsgemeinden dafür offen seien. In der Regel entwickelt sich das Umfeld durch den Einfluss der ambitionierten Gruppe so positiv, dass soziale Hilfeleistungen entbehrlich werden, das Bildungspotenzial steigt und sich das allgemeine Klima spürbar entspannt darstellt. Eine Situation, die auch in New York zu beobachten ist und die wir um die Jahrtausendwende in Marzahn erlebt hatten.

Wenn Christen in herausfordernde Gebiete ziehen, habe das auch einen großen Einfluss auf die Sozialkompetenz der begleitenden Kinder, wie Harald Sommerfeld aus seinem eigenen familiären Hintergrund einbringen konnte. Er selbst feiere inzwischen keine Geburtstage mehr mit wohlhabenden Freunden, sondern mit Menschen aus der Nachbarschaft, von denen nach biblischer Vorgabe keine Gegeneinladung zu erwarten sei.

Harald Sommerfeld - Mit Gott in der Stadt
Harald Sommerfeld - Mit Gott in der Stadt - Multimediale Lesung bei Gemeinsam für Berlin
Copy & Paste

Die multimediale Lesung wechselte zwischen Videos, Fotos und Musikstücken. Sogar eine Choreografie war dabei. Anhand der gelesenen Auszüge ist das Buch wohl doch nicht so trocken, wie ursprünglich erwartet. Es scheint sogar sehr praxisnah zu sein und regt zum Nach- und Weiterdenken an. Im Endeffekt muss das vermittelte Wissen auf die jeweilige Kiez-Situation adaptiert und flexibel nachjustiert werden. Urbane Transformation, auf Deutsch Klimaveränderung, kann nicht 1:1 aus anderen Projekten kopiert werden, sondern muss sich an die jeweiligen Gegebenheiten anpassen.

Der direkte Draht zu Gott

Ohne den direkten Draht zu Gott funktioniert das ohnehin nicht. Deshalb werden am Ende des Buches mehrere Bibelstellen zitiert. Harald beendete den Abend mit dem iterativ vorgetragenen Lied "Veni, Sancte Spiritus" - "Komm, Heiliger Geist".

Montag, 31. Oktober 2016

EFG Zoar Cantianstraße - Familiengottesdienst mit Rasseln und vier Gitarren

Während meiner Abwesenheit besuchte die Familie gestern die EFG Zoar in der Cantianstraße. In dieser Gemeinde war ich durch den Kindergottesdienst und den biblischen Unterricht gegangen und später mit meinen Eltern in die Wohnnähe nach Oberschöneweide gewechselt. Es könnten hier sicher einige mehr oder weniger lustige Kindheitserinnerungen zum besten gegeben werden, aber ich überlasse den Bericht meiner Tochter:



Nach einer dreiviertel stündigen Fahrt per S-Bahn erreichten wir die EFG Zoar in der Cantianstraße, deren Gemeindehaus perfekt in die Häuserfront eingegliedert war, denn schon seit über hundert Jahren gehört der Gemeinde dieses Grundstück.

Der gestrige Gottesdienst startete um 10 Uhr, was ohne Zeitumstellung wahrscheinlich ganz schön krass gewesen wäre. Aber wir (hauptsächlich ich) hatten Glück.

Wir wurden freundlich von verschiedenen Gemeindemitgliedern und dem Pastor begrüßt, der passend zum Thema eine niedliche Krawatte mit Schafen  trug. Es ging nämlich um das verlorene Schaf aus Lukas 15,4-7.

Der Gottesdienst wurde musikalisch von einem Gitarrenquartett begleitet. Da die Zielgruppe offensichtlich die Kleineren waren, wurden viele Kinderlieder gesungen, bei denen die Kinder zum Teil mit Rasseln einstimmen durften.

Die Predigt war kurz gehalten. Dafür gab es tolle Aktionen für die kleinen Gäste, wie zum Beispiel das Schaf im Saal zu suchen, welches übrigens - falls es jemanden interessiert - im Taufbecken versteckt war. Und das bei Baptisten…

Der Gottesdienst dauerte genau eine Stunde. Danach gab es die Möglichkeit, noch ein wenig im Gemeindecafé bei Kaffee, Tee und Keksen zu reden.

Ach so, fast hätte ich es vergessen: das Alter war überraschend gut durchmischt. Etwa die Hälfte war im Rentenalter und es gab jede Menge Familien mit vielen kleinen Kindern. Außerdem entdeckte ich sechs oder sieben Jugendliche.

Autorin: Tochter des Church Checkers

Sonntag, 26. Juni 2016

Berlinprojekt mit Ernst Lubitsch

Das Berlinprojekt ist eine wachsende Gemeinde im Herzen Berlins. Wer sich einklinken möchte, ist herzlich willkommen. Wer nur mal schnuppern möchte, kann das auch. Die evangelische Freikirche punktet mit professionellem Lobpreis, biblischer Predigt, Abendmahl und gut durchmischter Altersstruktur. Aber wer ist Lubitsch?



"Wer bitte ist Lubitsch?", fragte ich mich unmittelbar nach Betreten des Kinos Babylon. "Ist Lubitsch da?", wollte ich von einer der regelmäßigen Besucherinnen wissen. "Keine Ahnung", sie wisse nicht, wer das sei. Darauf fragte ich den freundlichen jungen Mann am Info-Tisch. Er kannte Lubitsch auch nicht. Und dabei sitzt Lubitsch jeden Sonntag im Gottesdienst des Berlinprojektes. Mit Ernst lauscht er dem Lobpreis, der Predigt und den Gebeten. Am Abendmahl nimmt er allerdings nur als Zuschauer teil. Er grüßt auch nicht. Zu konzentriert beschäftigt sich die lebensgroße Nachbildung des deutsch-amerikanischen Regisseurs in der Mitte der dritten Reihe mit der Handpuppe auf seinem rechten Arm.

Wir erlebten heute eine sehr angenehme Willkommenskultur. Am Nebeneingang wurden wir herzlich begrüßt und schauten uns kurz darauf an der Getränketheke um. Dort wurden reichlich Kaffee und verschiedene Teesorten angeboten. Der letzte Besuch lag schon etwa ein Jahr zurück, so dass uns entfallen war, dass das akademische Viertel integraler Bestandteil des Elf-Uhr-Gottesdienstes im Babylon ist. Ein wichtiges Detail angesichts der Parkraumbewirtschaftung um das Kino herum. In der nahe gelegenen Torstraße parke man sonntags kostenlos.

Proaktiv klinkten wir uns in den Begrüßungsdienst ein und empfingen die nach und nach eintreffenden Gottesdienstbesucher. Mit einigen kamen wir ins Gespräch. Auch alte Bekannte waren darunter. Auf dem Weg in den Kinosaal wurde uns ein 16-seitiges Programmheft in die Hand gedrückt. Wir stellten die Kaffeebecher in die dafür vorgesehene Halterung und warteten auf die Vollendung des akademischen Viertels.

Der Gottesdienst startete mit einem Gesangsstück von Sarah Kaiser. Es folgte eine Begrüßung mit kurzem Erfahrungsbericht über praktisches Christsein am Arbeitsplatz. Und dann wurde mit Bass- und Cajónbegleitung "Befiehl du deine Wege" von Paul Gerhardt gespielt. Überhaupt fiel das Lobpreis-Quartett durch eine bemerkenswerte musikalische Harmonie auf. Meine Frau bewunderte die Stimme der Sängerin Susi. Die Lieder sangen wir vom Blatt, also von den Seiten 3 bis 9 des Begleitheftes. Auch die Erklärung des Abendmahls, das Vaterunser und der Predigttext waren dort abgedruckt.

Die Predigt beschäftigte sich mit Genesis 15, 1-21. Abram wird darin zum Vertrauen auf Gott ermutigt. Gott schließt einen Bund mit Abram und seinen Nachkommen, die zu dem Zeitpunkt noch gar nicht sichtbar waren. Pastor Konstantin von Abendroth entfaltete die Spannung, in der sich Abram befand. Eine Spannung von Glauben, Vertrauen, Zweifel und sichtbarer Realität. Dass Gottes Realitäten größer sind, wurde deutlich, als Abram aus dem Zelt treten und die Sterne zählen sollte. Neuer Sichtbereich, neue Betrachtungsweise, neuer Horizont, neue Zukunftsperspektive, Weite und ein Bund mit Gott, wie er auch bei Menschen damals üblich war. Geteilte Tiere, durch die die Vertragspartner hindurchschritten und sich damit selbst das Urteil für eine Missachtung des Vertrages sprachen. In diesem Falle lief nur Gott durch die Mitte und erfüllte diesen Vertrag letztlich durch das stellvertretende Sterben von Jesus.

An das Sterben von Jesus und die Einheit seines Leibes als Bild für die Gemeinde erinnerte das anschließende Abendmahl. Der Gottesdienst endete mit dem Vaterunser, den Ansagen und einem Segensgebet. Bei den Ansagen fiel uns eine signifikante Gemeinsamkeit von Berlinprojekt, Saddleback und Kulturwerkstatt auf:

Taufen, Taufen, Taufen ...

Taufen - insbesondere von Erwachsenen - sind ein Indikator für gesundes Gemeindewachstum. Gemeindewachstum durch Menschen, die eine bewusste Entscheidung für Jesus getroffen haben und in den Lebensabschnitt "Jünger werden" einsteigen. Die Frage "Können Alte Jünger werden?" ist demzufolge mit einem klaren Ja zu beantworten.

Als wir in den Vorraum traten, war dort bereits emsiges Treiben. Die Snacktheke des Kinos hatte geöffnet und es gab bunt belegte Baguettes. Am Infotisch verkaufte Sarah Kaiser ihre neue CD mit Autogramm und Widmung. An der Wand hinter dem Tisch lasen wir wieder die Frage: "How would Lubitsch have done it?". Lubitsch saß immer noch im Saal und ließ sich von der Handpuppe anschauen. Vielleicht sollten wir die Frage neu besetzten: "WWJD - What would Jesus do?".

Sonntag, 3. April 2016

Gottesdienst und Lunch in der Philippus-Gemeinde

Die Philippus-Gemeinde spricht insbesondere junge Familien und Singles aus dem Prenzlauer Berg an. Der Lobpreis ist gut und die Predigt sowie das Drumherum gehen auf normale Alltagsthemen ein. Gäste werden unkompliziert und herzlich in das Geschehen integriert.



Mal wieder C13. Diesmal kein Abendgottesdienst von Vineyard, sondern ein Lunch-Gottesdienst der Philippus-Gemeinde. Das akademische Viertel ist fester Bestandteil der Zeitplanung. Ab 10:30 Uhr ist Ankommen, um 10:45 Uhr Beginn und nach dem Gottesdienst gemeinsames Essen angesagt. Einmal im Monat gibt es solch einen "Lunch-Gottesdienst" und ansonsten Gottesdienste mit Abendmahl oder Nudeln & Pesto.

Die Philippus-Gemeinde in Prenzlberg wurde kurz vor der Jahrtausendwende im Rahmen der Gemeindegründungsaktivitäten der Lukas-Gemeinde ins Leben gerufen. Ihre ersten Schritte ging sie als Familienzentrum im Bötzowviertel und zog dann ins C13 zwischen Prenzlauer Allee und Greifswalder Straße um. Die damaligen regionalen und internationalen Gründer sind inzwischen in anderen Projekten aktiv, so dass wir gespannt waren, wen wir heute treffen werden.

Die Vorfreude war aus mehreren Gründen groß:

Der Termin war schon seit zwei Monaten geplant, es gibt verwandtschaftliche Beziehungen nach Marzahn, wir waren bisher noch nie in der Philippus-Gemeinde, kennen deren Pastor Michael Strub seit seinem Umzug nach Berlin, waren bei der Taufe des Vikars Merlin Fürstenberg dabei und hatten Chatschapui (georgische Blätterteigtaschen mit Schafskäse) zum Lunch mitgebracht.

Beim Betreten der hellen einladenden Räume wurden wir sofort sehr herzlich begrüßt. Wir gaben die Chatschapui ab und fanden uns sofort in einem umfangreichen Studium der Namen wieder. Es gab mehrere Jörgs und nur einen Matthias. Einige der Leute kannten wir aus der Lukas-Gemeinde und andere lernten wir kennen. Das Interesse war bemerkenswert und echt. Mit "Gut" konnte man eine Wie-Geht's-Frage hier nicht abspeisen, da eine sehr persönliche Art der Willkommenskultur offensichtlich die Philippus-DNA ausmacht.

Versorgt mit Kaffee nahmen wir an einem der Tische im Saal Platz und folgten der Einleitung zum Gottesdienst. Es gab viele Kinder, die zu bestimmten Momenten in ihre Gruppen gingen. Das waren Spatzen, Adler und Löwen. Unsere Kinder wurden mehrfach eingeladen, wollten aber die Predigt hören. Diese beschäftigte sich mit dem ersten Kapitel des ersten Petrusbriefes und mit Christen in einer Umgebung, die noch für das Christsein erschlossen werden musste. Im Original waren das alles Gemeinden in der heutigen Türkei. Vikar Merlin leitete damit eine Predigtreihe über die Petrusbriefe ein.

Der Lobpreis gefiel uns auch sehr gut, da die bekannten Lieder von vor zehn bis zwanzig Jahren gesungen und mit zwei Gitarren begleitet wurden. Wir mussten also nicht immer auf den treffsicher eingeblendeten Text schauen.

Anne fasste das Thema der Predigt noch einmal kurz zusammen und leitete auf die Veranstaltungshinweise über. Danach wurde das Lunch-Buffet eröffnet. Die Chatschapui waren sehr schnell weg. Es gab aber auch andere leckere Sachen und reichlich Kaffee. Die Besetzung an den Tischen  wechselte regelmäßig, blieb aber lange genug bestehen, um sich gegenseitig  kennen zu lernen. Wir wurden mehrfach über die Hintergründe unserer Wanderschaft durch die Gemeinden der Stadt befragt und zum Wiederkommen ermuntert.

Der Besuch bei der Philippus-Gemeinde war ein äußerst erbauliches Erlebnis, das wir gerne weiterempfehlen.

Sonntag, 10. Januar 2016

Vineyard im C13

Vineyard Berlin lebt ein interessantes Gemeindekonzept. Neben den wöchentlichen Kleingruppen in den verschiedenen Stadtteilen Berlins gibt es einen monatlichen Gottesdienst im zentral gelegenen C13. Der Gottesdienst wird im Rotationsprinzip von den Kleingruppen gestaltet und kann durchaus etwas länger dauern. Die Mitglieder setzen sich hauptsächlich aus jungen Familien und Singles zusammen. Gäste werden freundlich wahrgenommen und in Gespräche integriert.



"Nimm dir ein Lächeln", stand auf dem A4-Blatt, das an der Säule neben unseren Stühlen klebte. Am unteren Rand waren bereits einige Smileys abgerissen. Kinder kamen und holten sich noch einige.

Wir waren erstaunt, wen wir hier alles trafen. Bekannte aus dem CVJM und die ganzen coolen Ex-Mitglieder der Lukas-Gemeinde Schöneberg. Ohne einen dieser Kontakte wären wir wohl gar nicht auf den Gottesdienst im C13 aufmerksam geworden. C13 steht für die Christburger Straße 13 in Prenzlauer Berg. C13 ist aber auch vom Namen her die passende Adresse für den Gottesdienst von Vineyard Berlin.

Das Konzept von Vineyard ist sehr interessant. Die Stadtgemeinde basiert auf vielen regionalen Hauskreisen von jeweils acht bis zwölf Teilnehmern. Solche Hauskreise haben sich in Charlottenburg, Köpenick, Friedrichshain, Mitte und anderen Stadtteilen gebildet. Einmal im Monat treffen sich die Vineyard-Hauskreise zum gemeinsamen Gottesdienst im C13. Bei der Rückfahrt waren wir uns einig, dass das Konzept genau das sei, was aktuell für eine gesunde und wachsende Gemeinde Jesus dran ist. Meine Frau formulierte gleich einen Katalog weiterführender Fragen:

Wie entstehen neue Hauskreise?
Wie regelmäßig treffen sich die Hauskreise?
Wer leitet die Hauskreise?
Wie werden die Hauskreisleiter angeleitet?
Wie sieht der organisatorische Überbau aus?

Dass der organisatorische Überbau recht flach und nach biblischen Maßstäben aufgebaut ist, wurde deutlich, als Martin Bühlmann im Rahmen seiner Predigt sagte, dass es bei Vineyard zwar viele Menschen gebe, die etwas erklären oder auslegen, aber es gebe nur einen Pastor: Jesus! Und das sei das Ziel von Vineyard, auf Jesus als den Pastor hinzuweisen.

Martin Bühlmann legte konkret einen Text aus Matthäus 9 aus, wo es um die Barmherzigkeit Jesu ging. Sprachen sind wohl sein besonderes Hobby, so dass er uns sehr gut verständlich in die Besonderheiten bestimmter Worte hineinnehmen konnte. So werde in der ursächlichen Wortbedeutung des sich Erbarmens von einem innerlichen Umkehren des Magens geredet, wonach Barmherzigkeit statt einer Kopfsache ein tiefes Erleben und Mitleiden bedeute. Er brachte dazu zwei aktuelle Beispiele aus seinem Leben, die ihn damit als authentischen Vermittler der biblischen Botschaft qualifizierten.

Überhaupt kamen im Gottesdienst viele verschiedene Sprachen zum Einsatz, die aber interessanterweise auch übersetzt werden konnten. Es gab mehrere Menschen aus Syrien oder Kurdistan unter den Gästen, die in ihren Sprachen zu beten gebeten wurden. Martin Bühlmann zeigte sich begeistert über den Klang des persischen Farsi. Er wäre gerne noch einmal fünfundzwanzig und würde so gerne noch weitere Sprachen lernen.

Ein Hauskreisleiter erzählte uns von den Erfahrungen mit Flüchtlingen. Man praktiziere 1:1-Betreuung, was wohl am effektivsten sei.

Der Saal des C13, wo sich sonst die Philippus-Gemeinde zum Gottesdienst trifft, war bis auf den letzten Platz gefüllt. Es mussten sogar noch Stühle herangeschafft werden. Kinder wurden in einem separaten Programm mit biblischen Inhalten versorgt.

Vineyard gehört damit zu den Gemeinden, mit denen wir uns weiter beschäftigen werden.

Vineyard gehört aber auch als evangelische Laienbewegung zur EKBO, der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Das sind die mit dem Hahn von Brück.