Sonntag, 28. Februar 2021

Christengemeinde ecclesia in Langenfeld gewinnt Gottesdienstbesucher über Google

Heute waren wir mal wieder auf der Suche nach einem Gottesdienst, den wir bisher nicht besucht hatten. Auf der ersten Ergebnisseite bei Google entdeckten wir die Christengemeinde ecclesia aus Langenfeld.


Die Christengemeinde ecclesia aus Langenfeld ist sehr clever, was die Platzierung bei Google betrifft. Wo sonst nur EKD, PRO Medienmagazin, ZDF, Bibel TV oder katholisch.de die besten Plätze belegen, mischt die Christengemeinde mit ihrer Domain Gottesdienst-TV.de voll mit und hat sogar das ZDF auf Platz 5 verdrängt. Suchmaschinenoptimierung vom Feinsten! Dass die Gemeinde in dieser Hinsicht seht fit ist, zeigt sich auch darin, dass die Domains Gottesdienst.online und LiveKirche.TV auf diese Gemeinde angemeldet sind.

Langenfeld liegt im Rheinland auf halber Strecke zwischen Düsseldorf und Köln. Die Gemeinde gehört dem BFP (Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden) an und bezeichnet sich als charismatisch. Letzteres wurde nur durch das Vorhandensein des liturgischen Elementes Lobpreis sichtbar. Insgesamt hätte die heutige Live-Übertragung auch als typischer Gottesdienst einer Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde durchgehen können. Hier wird deutlich, wie weit sich freikirchliche Gottesdienstformen inzwischen angenähert haben.

Die Gottesdienste der Christengemeinde ecclesia (griechisch für Gemeinde) beginnen um 10:30 Uhr. Eine humane Anfangszeit, die insbesondere Familien mit Kindern entgegenkommt. Wie bereits erwähnt, gab es zunächst einen umfangreichen Lobpreis - auf Deutsch. Die Liedtexte wurden eingeblendet und auch die Mitwirkenden wurden durch Einblendungen vorgestellt. Sehr gut für Gäste.

Gästen einen möglichst niederschwelligen Zugang zu ermöglichen zahlt sich aus: Gemeinden, die während Corona schnell und professionell auf Online-Gottesdienste umgestellt haben, verzeichnen einen deutlichen Zuwachs an Besuchern. Die Gemeinde bietet deshalb auch um den Gottesdienst herum verschiedene Formate für Mitglieder und Interessierte an: Alpha-Kurse und andere Seminarreihen, ein Predigt-Archiv, eine Live-Chat-Funktion, ein Kontaktformular für Gebetsanliegen und eine Rubrik mit äußerst witzigen Online-Kindergottesdiensten. Die "Kirche für Kids" ist so gut gemacht, dass sie auch in anderen Gemeinden genutzt werden sollte.

Zurück zum Gottesdienst: Heute predigte Ezekiel. Nicht der aus der Bibel, sondern ein Ezekiel mit Nachnamen Goodman. Es war wohl seine erste Predigt auf Deutsch. Diese Herausforderung meisterte er entspannt und mit Bravour. Es ging darum, dass Gott alles im Griff hat und wir ihm bedingungslos vertrauen können. Wenn Gott etwas zusagt/verspricht, hält er es auch. Die frei vorgetragene Predigt wurde mit vielen Beispielen aus dem Alltag untermalt und auch die Anwesenden im Saal wurden gut mitgenommen. Gegen 12 Uhr war der Gottesdienst vorbei und wer wollte, konnte sich noch in die Video Lounge einklicken - per Zoom.

Wie viele Besucher vor Ort waren, konnte der Online-Gast nicht sehen. Die Kameras hatten immer nur die Bühne eingefangen. Der Schnitt war professionell, die Texteinblendungen ebenfalls. Allein beim Sound, den Kamerapositionen und dem Bildhintergrund gab es noch Optimierungspotenzial. Bereiche, die mit relativ wenig Aufwand korrigierbar sind. Wünschenswert wäre noch eine Infoseite zu Geschichte, Struktur und geistlicher Verortung der Christengemeinde Langenfeld. Auf alle Fälle hat die Gemeinde das beste aus Corona gemacht und wirkt auch personell sehr einladend.

Sonntag, 21. Februar 2021

Lobbyismus in Zeiten der Online-Gottesdienste

Der fehlende persönliche Austausch am Rande von Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen ist für viele schwer zu ertragen. Es gibt aber eine Lösung: die virtuelle Lobby von Wonder.


Wenn es mal kein Corona gibt, ist die Lobby der Ort, an dem sich die Besucher eines Gottesdienstes treffen, umarmen, Hände schütteln, ihre Jacken ablegen, Kaffee trinken oder einfach nur zum Smalltalk zusammenstehen. Eltern hetzen mit ihren Kleinkindern durch die Lobby und bringen diese in die Spielzimmer. Das Willkommensteam scannt die Lobby nach neuen Gesichtern und vermittelt erste Kontakte. Verabredungen zum nächsten Hauskreis werden getroffen und wenn es Keksdosen gibt, werden diese durch Erwachsene und Kinder geleert.

Um den Jahreswechsel wurde in unserer Gemeinde eine virtuelle Lobby eröffnet. Auf dem Bildschirm war eine schöne Winterlandschaft zu sehen und es rieselte reichlich Schnee. Mal schauen, wie das funktioniert! Wie im echten Leben gab es in der Lobby mehrere Bereiche. Nach der Bestätigung des Zugriffs auf Kamera und Mikrofon konnte man sich per Mouse in den gewünschten Bereich der Lobby bewegen. Uups, da war noch jemand, der sich im neuen Umfeld zu orientieren suchte.

Als wir uns mit der Mouse auf die andere Person zubewegten, erschien plötzlich ein Kreis. Dieser legte sich um unsere Bilder und wir fühlten uns schon fast so, als würden wir uns an einem der Stehtische im realen Umfeld treffen. Plötzlich tauchte eine dritte Person auf. Auch sie kam an unseren Tisch. Das Gespräch, das nun entstand, war so interessant, dass wir den Beginn des Gottesdienstes verpassten - auch eine realitätsnahe Erfahrung.

In den folgenden Wochen wurde die Lobby für verschiedene Zusammenkünfte genutzt. Ein zeitnahes Frauentreffen war so von dem rieselnden Schnee genervt, dass der Schnee umgehend abgeschaltet wurde. Das funktionierte bei der realen Wetterlage nicht. Da man in dieser Lobby auch geschlossene Gruppen bilden kann, eignet sich die Software auch gut für Hauskreise. Gerade in der letzten Woche haben wir uns zwei Stunden zum Hauskreis in der Lobby aufgehalten, noch einmal sämtliche Funktionen durchgespielt und überlegt, ob wir die Lobby nicht auch für die nächsten Geburtstagsfeiern nutzen. Man könnte beispielsweise das Backrezept herumsenden und sich zum gemeinsamen Verzehr des Kuchens in der Lobby treffen.

Die Lobby von Wonder lässt sich gut in bestehende Webseiten einbinden und personalisieren. Weitere Infos gibt es auf der Webseite von Wonder. Leider nur auf Englisch, aber es wird sich bestimmt jemand finden, der sich mit Computern auskennt und ein wenig Englisch versteht.

Mittwoch, 17. Februar 2021

Corona macht's möglich

Der Umgang mit Corona kann sehr unterschiedlich sein. Auch bei uns hat sich in den letzten 11 Monaten viel geändert. Letztlich sehen wir aber Römer 8,28 bestätigt.


Die seit März 2020 viel zitierte Wortgruppe "Krise als Chance" erzeugt bei vielen nur noch Verstimmung. Verstimmung, die die Lockdown-Situation noch zäher und nervender macht. Über Impfdosen und Masken haben sich so manche alte Freundschaften aufgelöst, einst erfolgreiche Geschäftsleute sind ins Bodenlose abgestürzt und Familien fällt die heimische Decke auf den Kopf.

Bis zum Sommer dachte ich noch, als Betreiber einer Softwarefirma sei ich Profiteur der Pandemie: Digitalisierung und Umstellung bestehender Systeme auf die neue Umsatzsteuer versprachen interessante Einnahmen. Die neue Umsatzsteuer ließ sich erstaunlich schnell einsteuern. Kurz darauf stoppten Stammkunden ihre regelmäßige Beauftragung. Sie wussten selbst nicht, wie es bei ihnen weitergeht. Die volkswirtschaftlichen Auswirkungen des Lockdowns sind doch viel weitreichender, als man es so landläufig wahrnimmt. Was tun?

Eines meiner Prinzipien ist das In-Bewegung-Bleiben. Da auch die Fitness-Studios schließen mussten, entdeckte ich das Fahrrad wieder. Es wurden ausgedehnte Radtouren und Fußmärsche absolviert oder im Garten einige Bäume gefällt und klein gehackt. Und es war immer noch viel Zeit übrig. Während Corona muss ich so um die 5.000 Seiten trockenster Fachliteratur gelesen haben, darunter der Verfassungsschutzbericht, die Kriminalstatistik, der Bericht der Enquete-Kommission zu Sekten und Psychogruppen, diverse Bücher zu Desinformation und Autoritarismus, ein Buch zur Spanischen Grippe, sämtliche Publikationen der Münchner Sicherheitskonferenz und was mir sonst noch so in die Hände fiel. Parallel dazu natürlich auch die tägliche Bibellese. Bei Letzterer konnte sogar ein Rekord aufgestellt werden: Elberfelder komplett durch in viereinhalb Monaten. Übrigens meine erste Bibel mit Goldschnitt.

Die neuen sportlichen Erfahrungen, die intensivere Gemeinschaft mit der Familie, das viele Wissen - welches noch durch Online-Seminare ergänzt wurde - und der Leserekord der Bibel sind schon ein Gewinn, den ich ohne Corona nicht gehabt hätte. Die Pandemie hat aber noch weitere gute Dinge gebracht: Latente Kontakte wurden intensiviert und neue Kooperationen aufgebaut. Nach Maßgabe der Möglichkeiten wurden Win-Win-Situationen geschaffen, die ohne Corona nicht denkbar gewesen wären. Ab und zu kamen dann sogar noch Digitalisierungsaufträge rein. Änderungen haben sich auch im Medienbereich ergeben: Wegen der wenigen Bildtermine musste ich mich auf den Wort-Journalismus konzentrieren und neue Berichtsformate entwickeln.

Und das Gemeindeleben? Während mein Sohn jeden Sonntag an der Technik sitzt und für einen reibungslosen Ablauf des Online-Gottesdienstes sorgt, betreut meine Tochter die lieben Kleinen per Zoom und YouTube im Kindergottesdienst. Wir sitzen im Wohnzimmer und genießen zuweilen den Blick über den gemeindlichen Tellerrand hinaus. Teilweise geht der Blick um den halben Globus nach Kalifornien oder Australien. Neue Impulse und immer wieder das Bewusstsein: Corona tangiert uns alle.

Bei so viel moralischem Profit gerät in Vergessenheit, dass unsere Israel-Reise zur Silberhochzeit im Mai 2020 gecancelt wurde und wir die Flugkosten bis heute nicht erstattet bekommen haben. Oder, dass wir unsere Tochter nicht in Madagaskar besuchen konnten, weil sie wegen der Corona-Flugverbote ihr Freiwilliges Soziales Jahr abbrechen musste. Ersatzweise hatten wir aber eine schöne Silberhochzeit auf den Gewässern Brandenburgs und einen Thüringen-Urlaub mit beiden Kindern. Letztlich führt uns das zu Römer 8,28 und der Bestätigung, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum besten dienen - selbst Pandemie und Lockdown.

Sonntag, 14. Februar 2021

Credo Kirche und der Online-Gottesdienst aus Elberfeld

Der Name Credo Kirche war mir schon öfter über den Weg gelaufen. Heute besuchten wir erstmalig einen Online-Gottesdienst des Standortes Wuppertal-Elberfeld.


Beim Frühstück überlegten wir, welchen Online-Gottesdienst wir uns denn heute mal anschauen wollen. "Schau doch einfach, was Google vorschlägt", warf meine Tochter ein. Gute Idee! Die erste Seite war mit EKBO (Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz), Bibel TV, katholisch.de, EKD (Evangelische Kirche Deutschland), pro Medienmagazin und ZDF vollgepflastert. Dann noch ein Beitrag des rbb (Radio Berlin-Brandenburg) über durch Rechtsextreme gekaperte Online-Gottesdienste. Aber nichts, wonach wir suchten. Auf Seite 2 dann endlich ein Link zur Credo Kirche.

Credo? Kinder der Werbung kennen Credo noch aus den 1980er Jahren: Gleißende Morgensonne. Eine Frau reißt das Fenster auf. Musik und Gesang: "Das ist mein Credo, Credo, Credo. Credo mit aufregenden Düften. Und der Tag kann kommen." Was wohl kaum jemand weiß: Das besungene Deo hat ein altes lateinisches Glaubensbekenntnis zweckentfremdet. Credo heißt übersetzt nämlich "ich glaube". In Credo stecken so schöne Worte wie Akkreditierung (Beglaubigung) oder Kredit.

Bei der Credo-Kirche geht es um den Glauben an Jesus. Das wurde in der heutigen Predigt sehr deutlich. Pastor des Elberfelder Standortes, Christian Knorr, startete eine vierteilige Predigtreihe zum Thema "in Jesus". Diese hangelt sich am Epheser-Brief entlang. Einen Brief, den ich selbst gestern gerade in mich aufgesogen hatte. Laut Christian Knorr solle man den Text nicht einfach nur so lesen, sondern sich von der Liebe und Fülle in Jesus aufsaugen lassen. Die Predigt war durchzogen mit Wortwitz und genialen Beispielen aus dem Alltag. So konnte man dem Gesagten gut folgen. Die Gemeinde kommentierte fleißig im nebenstehenden Chatbereich. Teilweise war die ganze Leiste voll mit "Amen". Über 300 Zuschauer verfolgten den Life-Stream auf YouTube. Das ist im oberen Bereich dessen, was wir bisher bei Online-Gottesdiensten erlebt haben.

Umrahmt wurde der Gottesdienst durch die üblichen Ansagen und eine ausgedehnte Lobpreiszeit. Eine Band und mehrere Sängerinnen nahmen die Zuschauer mit in die Anbetung. Alle Lieder wurden auf Deutsch gesungen und die Texte wurden eingeblendet. Für neue Besucher wäre noch ein Hinweis auf Name und Funktion der Akteure hilfreich gewesen. Vielleicht beim nächsten Mal. Um die Gemeinschaft innerhalb der Credo Kirche nicht abflachen zu lassen, konnten sich die Leute nach dem Gottesdienst auf virtuelle Räume verteilen und dort den gewohnten Austausch pflegen. Im März finden auch wieder jede Menge Seminare statt, an denen man sich online beteiligen kann.

Nach eineinhalb Stunden war der Gottesdienst vorbei. Meine Tochter fand den Gottesdienst gut. Ich sehe das auch so. Der Rest der Familie konnte sich dazu nicht äußern, da er im Technik-Team unserer eigenen Gemeinde eingesetzt war.

Wer die Credo Kirche nach dem Lockdown offline besuchen möchte, muss sich ganz weit in den Westen Deutschlands oder nach Skandinavien begeben: Es gibt zwei Standorte in Wuppertal, einen in Solingen sowie zwei Gründungsprojekte in Hamm und Helsinki (Finnland).