Mittwoch, 22. November 2017

40 Tage Gebet @Saddleback

Kurzzeit-Aktionen wie 7 Tage Fasten, 6 Wochen Ehekurs oder 40 Tage Gebet eignen sich hervorragend zum Appetit machen. Gut, wenn die positiven Erfahrungen dieser Zeit die Beziehung zu Jesus nachhaltig prägen.



Rick Warren, der Hauptpastor von Saddleback in Kalifornien, ist bekannt für seine ausgereifte Didaktik. Begriffe werden in einzelne Buchstaben zerlegt und den Buchstaben Sinn stiftende Bedeutungen verliehen. Es wird mit Zahlen und Aufzählungen jongliert. Bei Seminaren gibt es dicke Begleithefte mit selbst zu ergänzenden Lückentexten. Zur sonntäglichen Predigt werden Zettel mit den Bibeltexten und Platz für eigene Notizen gereicht. Nahezu jede Zusammenkunft - ob Hauskreis, Mitgliederseminar oder Gottesdienst - wird mit einem Video unterlegt. Letzteres schon etwas zu viel für meinen Geschmack, auch wenn die Nutzung von Videos durchaus Vorteile hat.

40 Tage Gebet - weltweit und in Kleingruppen

Konzertierte Aktionen wie 40 Tage Gebet schweißen eine Gemeinde zusammen, fördern den Austausch über gemachte Erfahrungen und verbinden Personen, die sich vielleicht bisher nicht kannten.

Wir entschieden uns zur Einrichtung eines Kurzzeit-Hauskreises, an dem sogar unsere Kinder teilnehmen. Die bunten Begleithefte, die es übrigens auch auf Deutsch gibt, laden zum Mitmachen ein und bieten genug Platz für Notizen. Jeden Tag gibt es einen kurzen Bibeltext und drei Fragen dazu. Ich habe die Bearbeitung auf den Morgen gelegt, so dass der Tag gleich mit Gedanken über Gott beginnt. Einmal in der Woche treffen wir uns mit den Hauskreis-Teilnehmern und tauschen uns aus. Dazu gibt es - na, ratet mal - ein Video und Tee und Weihnachtsgebäck.

Vaterunser

Die Predigten am Sonntag flankieren das Thema, so dass wir uns in eine weltweite Aktion eingebunden fühlen. Am letzten Sonntag sprach Rick Warren über das Vaterunser (Matthäus 6, 9-13). Erstaunlich, was sich aus diesem Text immer wieder herausholen lässt. Der geborene Didaktiker aus Amerika teilte das Vaterunser auf den Tag auf. Das ist eine moderne Form des Gedächtnis-Trainings. Gegenstände, Zeit-Marken, Orte, Personen werden zu Erinnerungspunkten für andere Themen, so dass beispielsweise ein regelmäßiger Gebets-Impuls ausgelöst wird.

Der von Rick Warren skizzierte Tagesablauf mit Vaterunser sah wie folgt aus:

  1. Aufwachen - Dank an Gott
  2. Frühstück - Namen Gottes und deren persönliche Bedeutung
  3. Vormittag - Was sind Gottes Prioritäten in meinem Leben?
  4. Mittag - Was ist mein heutiger Bedarf?
  5. Nachmittag - Wen habe ich verletzt? Wem habe ich zu vergeben?
  6. Abend - Gebet um weise Entscheidungen
  7. Vor dem Einschlafen - Nimm eine ermutigende Wahrheit aus der Bibel in dich auf!

Bisher war mir auch noch gar nicht so bewusst aufgefallen, dass Jesus "so sollt ihr beten" statt "das sollt ihr beten" sagt. Damit gibt er einen Leitfaden statt eines auswendig zu lernenden Textes weiter.

Inzwischen haben wir die Halbzeit überschritten und konnten einige gute Erfahrungen machen. Diese schreiben wir in die Begleithefte und reden beim nächsten Treffen darüber. Ich bin gespannt auf die finalen zwei Wochen und was sich im globalen Maßstab durch diese Gebetszeit tut.

Sonntag, 19. November 2017

Volkstrauertag - Ewigkeitssonntag - 1. Advent

Der heutige 19. November fällt mit dem Volkstrauertag zusammen. Ein bedeutungsvoller Tag für unsere Familie, der Geschichte und Gegenwart verbindet.



Der Volkstrauertag wurde 1919 als Gedenktag vorgeschlagen und erstmalig am 1. März 1925 begangen. Bis 1951 fand der Volkstrauertag im Februar oder März statt - Reminiscere, dem fünften Sonntag vor Ostern. 1952 wurde er auf den zweiten Sonntag vor dem ersten Advent gelegt. Gedacht wird insbesondere an die Menschen, die durch Krieg und Gewalteinwirkung ums Leben gekommen sind.

Im Dritten Reich wurde der Tag auf den 16. März festgelegt. Am 16. März 1935 war die Wehrpflicht reaktiviert worden und damit ein passender Anlass, von der christlichen Zeitrechnung abzuweichen.

Volkstrauertag 2017 Neue Wache Kranzniederlegung
Volkstrauertag 2017 - Neue Wache - Kranzniederlegung
Volkstrauertag - Ewigkeitssonntag - 1. Advent

Der Volkstrauertag ist nicht zu verwechseln mit dem Totensonntag. Der Totensonntag - auch Ewigkeitssonntag genannt - ist ein evangelischer Gedenktag an die Verstorbenen - egal, in welcher Form sie abgelebt waren. Der Ewigkeitssonntag findet am letzten Sonntag des Kirchenjahres, also am Sonntag vor dem ersten Advent, statt. So ergibt sich die zeitliche Abfolge: Volkstrauertag, Ewigkeitssonntag, 1.Advent.

19. November

Die Eltern meiner Frau waren beide an einem 19. November geboren. 2016 feierte meine Schwiegermutter das erste Mal in Schwarz und ohne ihren Mann. Er war wenige Tage zuvor gestorben. Auch in diesem Jahr war es sehr knapp: Fast wären meine Schwiegermutter und ich nicht dabei gewesen.

Zum Volkstrauertag oder dem Ewigkeitssonntag habe ich keine besondere Beziehung. Warum auch? Von den Taten und Persönlichkeiten der Verstorbenen können wir einige Dinge lernen. Wir können uns an gemeinsame Erlebnisse erinnern und dann wieder unserem Alltag zuwenden. Ein Teil von ihnen lebt ja als DNA in uns weiter.

19. November 2017

Im Gottesdienst trafen wir einen Pastor, den wir noch aus früheren Zeiten kannten. Trauer über Vergangenes? Nein, stilles Verständnis. Nach dem Gottesdienst eilte ich zur Neuen Wache. Bei klirrender Kälte und schneidendem Wind trugen Minister und Präsidenten Kränze in einen LED-beleuchteten Raum. Wo einst die "Ewige Flamme" loderte, sitzt nun eine Mutter mit ihrem toten Sohn. Keine Pieta mit der kreuzförmig angeordneten Maria, die Jesus festhält, sondern eine Mutter des 20. Jahrhunderts, die ebenfalls um ihren Sohn trauert.

Danach trafen wir uns beim Thailänder und starteten in den Geburts-Tag meiner Schwiegermutter. Die Tage, an denen sie Schwarz trägt, werden immer weniger. Den Gang zum Friedhof hatte sie schon gestern absolviert. Heute standen nur noch Kaffee trinken, Abendessen und Gemeinschaft mit der Familie auf dem Programm.

Donnerstag, 16. November 2017

Disruption nach 1. Könige 11, 11

Disruption ist ein Wort, das zeitgleich mit Industrie 4.0 und Big Data in Mode gekommen ist. Inzwischen wird es zwar durch Jamaika überlagert, hat aber nichts von seiner Brisanz verloren. Umso erstaunter war ich, dass bereits die alten Römer und Vulgata-Übersetzer Hieronymus (347-420) mit diesem Wort vertraut waren.



Die Bibel ist Big Data. Egal, wie oft ich sie lese, ich entdecke immer wieder Neues. Das liegt wohl daran, dass sie mich in verschiedenen Lebenssituation und fortlaufenden Altersetappen begleitet. Momentan bin ich beim ersten Könige-Buch. Und auch hier ist es das 11. Kapitel, in dem die Situation kippt.

Samuel und die vier Könige-Bücher

Das erste Könige-Buch schließt nahtlos an den 2. Samuel an. Kein Wunder also, dass einige Übersetzungen den Samuel als erstes und zweites Könige-Buch umwidmen und die bekannten Könige einfach als drittes und viertes Buch zählen. Im ersten Kapitel übergibt David die Amtsgeschäfte an Salomo, setzt einige Themen auf dessen Agenda und schläft in Kapitel 2, 10 ein.

Salomo arbeitet die Agenda ab, bekommt die größte Weisheit, die je ein Mensch bekommen konnte. Dazu bekommt er Reichtum und Frieden an sämtlichen Grenzen. Salomo baut den ersten Tempel in Jerusalem.

Fallen des Glücks

Zur Abrundung des Glücks nimmt er sich insgesamt 1.000 Frauen. Letzteres erfahren wir in Kapitel 11. Vers 4 berichtet uns, dass die Frauen es schaffen, das Herz des alt gewordenen Salomo dazu zu bewegen, anderen Göttern nachzulaufen. Detailliert wird beschrieben, welche Götzentempel er wo bauen lässt. Wegen der bisher so guten Beziehungen zu Gott erscheint Gott höchst persönlich und teilt Salomo sein Missfallen mit. Bei Leuten, die keine so enge Beziehung zu Gott haben, werden entweder Boten gesendet oder das Gericht bricht ohne weitere Vorwarnung herein.

Salomo und die Disruption

Gott spricht Klartext mit Salomo: "disrumpens scindam regnum tuum ei dabo illud servo tuo" (Vulgata). Zu Deutsch: "deine Regierung wird disruptiert, abgeschnitten und deinem Mitarbeiter gegeben". Das Wort scindere (spalten, trennen, teilen, abschneiden) taucht mehrfach im Kapitel 11 auf. Das Wort rumpere (auch ruptum) nur in Vers 11. Kann man sich gut merken: 11, 11.

Rumpere oder ruptum bedeutet: zerbrechen, zerreißen, zersprengen, verletzen, vernichten, auflösen oder unterbrechen. Der Ruptor ist der Verletzer - auch im Sinne von Vertragsbruch. Neudeutsch wird immer noch das die Trennung verstärkende Dis davorgesetzt.

Und tatsächlich geht es bereits in Kapitel 11 zur Sache. Israel bekommt Stress an den Grenzen, seitens der zum Tribut verpflichteten Fremdvölker und durch innenpolitischen Druck. Fortan wird Salomo mit asymmetrischen Konflikten und handfesten kriegerischen Auseinandersetzungen beschäftigt. Im Gegensatz zu seinem Vater bewirkt das jedoch keine Hinwendung zu Gott, sondern eine geistliche Erosion. Sein Sohn verliert bereits nach wenigen Tagen Regierungszeit zehn von zwölf Volksgruppen. Als er diese mit Gewalt zurückholen will, hört er auf den Boten Gottes und fügt sich in die Situation.

Disruption der Neuzeit

Vor zwei Jahren besuchte ich eine Konferenz, von der ich inhaltlich kaum etwas erwartete. Den Artikel hatte ich bereits in der Schublade und wollte ihn vor der Veröffentlichung nur noch mit ein paar Erlebnissen vor Ort ausschmücken. Es sollte mal wieder um Disruption und Vier-Punkt-Null gehen. Wie langweilig!

Allerdings sprach diesmal nicht Günther Oettinger über Kühe mit PH-Wert-Chip und Schlaglöcher statt Funklöcher, sondern Christoph Keese von Axel Springer. Er hatte im Silicon Valley nachgespürt, was Disruption bedeutet. Entsprechend spannend war sein Vortrag, der beste übrigens, den ich je zu diesem Thema gehört habe.

Bemerkenswert wäre die allgemeine Arroganz des Establishments, das sich als "Halbtoter auf dem Weg zum Friedhof" lange über die Bemühungen des Disruptors amüsierte. Christoph Keese prognostizierte eine Sterblichkeit durch alle Branchen von 95%. Abschließend bemerkte er: "Disruptoren greifen an, wo Sie es nicht erwarten, mit Dingen, die Sie nicht ernst nehmen."

Disruption im Reich Gottes

Es ist immer wieder interessant, wenn Vertreter etablierter Strukturen von "Ecclesia semper reformanda" reden und sich wohlwollend auf die eigene Schulter klopfen. Die immerwährende Rückformung der Gemeinde betreffe schließlich nur die Anderen. Und dabei disruptieren die hierarchisch Unbeachteten ständig - semper sozusagen - das große Gebilde, indem sie fern bleiben, eigene Aktionen durchführen oder ihren persönlichen Glauben mit anderen Quellen ernähren.

Dass etablierte Kirchen und Gemeinden an Mitgliederschwund leiden, ist eine Wirkung von Disruption. Kontemporäre Gemeinde-, Kleingruppen- und Gottesdienst-Formen ziehen geistlich hungrige Christen und neugierige Interessenten an. Diesen Gemeinden wird gerne Transferwachstum vorgeworfen, da sie wertvolle Mitarbeiter aus Bestandsgemeinden abzögen. Das ist nur bedingt richtig. In den letzten drei Jahren durften wir feststellen, dass sich in diesen modernen Gemeinden regelmäßig Menschen für Jesus entscheiden, also ganz neu dazukommen.

Disruption ist aber auch im globalen Maßstab zu betrachten. Ein Christ, der seinen Glauben 24/7 lebt, wird seine alltägliche Umgebung disruptieren und damit positiv verändern. Selbsttests bestätigen das.

Montag, 6. November 2017

2. Samuel - Wenn die Biografie kippt...

Nach dem 1. Samuel ist folglich der 2. Samuel dran. Auch dieses Buch aus dem Alten Testament ist harte Kost. Da ich wusste, was darin passiert, zögerte ich diesmal mit dem Weiterlesen. Der angeborene Drang zum Durchlesen setzte sich aber durch.



"Beni-------i Avschalom, Beni-------i", weinte David seinen Schmerz hinaus (2. Samuel 18,33). Fassungslos standen die Boten vor ihm. Gerade hatten sie ihm die freudige Nachricht überbracht, dass sein Feind getötet worden war. Sein Feind, sein eigener Sohn: Absalom - wie die Vulgata den Namen in unsere Buchstaben fasst.

Mit qol gadol - einer großen Stimme - wiederholte David den Aufschrei in Kapitel 19 Vers 4. Sein Heerführer Joab war das Morden gewohnt und hatte nun auch den Sohn des Königs getötet, entgegen dem ursprünglichen Befehl. Ganze acht Verse brauchte David, um sich zu erheben und im Stadttor Platz zu nehmen. Das Volk war frustriert darüber, dass David offensichtlich seine Feinde liebt und seine Freunde hasst (19,6).

Wie das Unheil seinen Lauf nahm:

Als ich diesen Text vor ein paar Jahren erstmalig auf Hebräisch las, wurde mir die ganze Tragweite der Situation bewusst. Der tiefe Schmerz, der durch David ging. Absalom war nun schon der zweite Sohn, der gewaltsam ums Leben gekommen war. Ein dritter Sohn war sieben Tage nach der Geburt gestorben. Und damit hatte alles begonnen...

Eine Segenslinie zieht sich von 1. Samuel 16 bis ins 10. Kapitel des 2. Samuel-Buches. Kapitel 11 beginnt daher fast idyllisch mit der Jahreszeit, in der die Könige damals zum Krieg auszogen, David auf der Dachterrasse entspannte und eine Nachbarin ein Bad nahm. Kurz darauf war die Nachbarin schwanger und der treue Ehegatte der Nachbarin überbrachte dem oben erwähnten Joab sein eigenes Todesurteil - einen Brief, geschrieben von König David. Der Plan ging auf, der Ehemann starb und Nathan kam.

Weiterleben mit Auflagen

Nathan war der Prophet, der öfter mit David sprach und ihm auch unangenehme Dinge sagen konnte. In Abwägung der innigen Beziehung, die der König bisher zu Gott gehabt hatte, durfte David zumindest weiterleben (12,13).

Noch in Kapitel 12 starb das Kind und David atmete auf. Hatte er doch damit das erste Gericht Gottes überstanden. In Kapitel 13 nahm das Verhängnis seinen weiteren Lauf: Davids Sohn Amnon vergewaltigte die Schwester Absaloms - sie hatten unterschiedliche Mütter. David hörte zwar davon und war sehr traurig - unternahm aber nichts.

Absalom konnte sich bemerkenswert gut beherrschen. Zwei Jahre lang ließ er sich nichts anmerken und erschlug dann bei einer Party seinen Halbbruder Amnon. Damit war Absalom der neue Erstgeborene und musste fliehen. Drei Jahre lang lebte er im Exil. Dann holte ihn Joab zurück nach Jerusalem. Es dauerte weitere zwei Jahre bis Absalom endlich seinen Vater sehen durfte. Der Wortwahl nach muss die Begrüßung ähnlich emotional verlaufen sein, wie die des verlorenen Sohnes.

Absalom baute seinen Einfluss aus und fühlte sich irgendwann so stark, dass er gegen seinen Vater putschte. Er nahm sich die Nebenfrauen Davids und erfüllte damit einen Teil der Prophetie Nathans. Es kam zum Kampf zwischen Absaloms Heer und Davids Leuten unter Joab. Das Ende kennen wir bereits: "Mein So-------ohn Absalom, mein So-------ohn".

Ganze 11 Kapitel wird der Bibelleser zum Mitleiden angeregt. Erst in 2. Samuel 22 wird diese Linie der Konsequenzen durchbrochen.

Negativ-Beispiele

Beim gedanklichen Scan der Bibel fielen mir erschreckend viele Personen ein, bei denen die Biografie ins Negative gekippt war: Adam, Eva, Saul, Gideon, Hiskia, Salomo, Hannanias, Zafira, Judas, Bileam, Gehasi.

Ihre Fallstricke waren Habsucht, Eigenwille, Erfolg, Toleranz, Angst und Eitelkeit.

Im Leben von Herodes, Ahab, dem Gelähmten vom Teich Bethesda oder Kain gab es zwar göttliche Begegnungen, aber keine Änderung. Sie blieben bis zum teilweise unappetitlichen Tod in ihrer gottesfernen Biografie verhaftet.

Positiv geändert

Wer hatte sich im Alten Testament eigentlich positiv gewandelt? Jesaja? Naomi? Manasse? Nebukadnezar? Ja, Nebukadnezar ist ein gutes Beispiel aus dem Daniel-Buch.

Von Daniel wird so berichtet, als sei er immer schon ein Freund Gottes gewesen. Gleiches ist bei Henoch, Noah, Abraham, Melchisedek und Hiob der Fall.

Im Neuen Testament fallen mir ad hoc mehr Biografien ein, die sich radikal zum Positiven gewandelt hatten - mal abgesehen von der Metapher des verlorenen Sohnes. Da gibt es den Hauptmann Cornelius, den Zöllner Zachäus, den Zöllner Matthäus, Maria von Magdala, den Gefängnisleiter von Philippi, Paulus, die Korinther, die Epheser und Petrus - um nur einige zu nennen.

Wie kann ein Kippen der Biografie verhindert werden?

Schauen wir uns dazu noch einmal David ab 2. Samuel 12 an:

Zunächst hörte er sich aufmerksam an, was Nathan zu sagen hatte. Er beurteilte die Situation nach göttlichen Maßstäben. Diese waren tief in ihm verwurzelt. Final kommentierte er die Situation mit: "Ich habe gegen den Herrn gesündigt". David war also nicht beratungsresistent. Er hörte und bekannte.

David trug die Konsequenzen seines Handelns - mit Gottes Hilfe. Er übernahm die Verantwortung für sein Fehlverhalten und versuchte es nicht zu übertünchen oder anderen in die Schuhe zu scheiben. Letzteres hatten ja Adam und Eva gemacht und mussten in der Folge den Garten Eden verlassen.

David wusste, dass das Leben weitergeht. Deshalb stand er auf, suchte die Nähe Gottes und lebte weiter. Dieses Prinzip wird bereits in Kapitel 12,19-20 deutlich: David hatte sich nach der Vollendung der ungewollten Schwangerschaft auf den Erdboden geworfen - iacuit super terram - und gefastet. Nach sieben Tagen starb das Baby und die Diener wussten nicht, wie sie es David beibringen sollten, bis er selbst nachfragte. Dann lesen wir: "Als sie ihm antworteten, dass er tot ist, stand David vom Erdboden auf".

Davids Sohn Salomo, der Bruder des verstorbenen Babys, schrieb dazu in Sprüche 24, 16: "Denn der Gerechte fällt siebenmal und steht wieder auf; aber die Gottlosen stürzen nieder im Unglück."

Samstag, 4. November 2017

Abend für Paare in der LKG Eben Ezer

Eine Ehe zwischen Mann und Frau gilt heute als antiquiert und homophob. Umso wichtiger ist es, dieser Minderheit Hilfe zur Selbsthilfe an die Hand zu geben. Gestern besuchten wir einen Paar-Abend in Lichterfelde.



SMS, Facebook und WhatsApp sollen Anzahl und Umfang von Missverständnissen deutlich erhöht haben. So kam der Hinweis auf den Paar-Abend bei Eben Ezer per WhatsApp. Meine Rückfrage nach Dresscode und Kosten wurde mit einem kurzen "nothing" beantwortet. Bezog sich das auf den Dresscode oder auf die Kosten? Ich fragte zurück.

Da ich am Nachmittag noch beim Berlin Tattoo war, trafen wir erst kurz nach sieben in der Celsiusstraße ein. Ich war müde und hungrig. Vor der Tür stand ein Feuerkorb - ohne Grillfleisch. Ein kurzer Blick in den Eingangsbereich verriet uns: Paar-Abende bei Eben Ezer sind beliebt - sehr beliebt.

Feuerschale, Eis und Vorraum

Als die WhatsApp kam, hatte ich sofort ein romantisches Candle Light Dinner mit maximal fünf Paaren im Sinn. Nun standen wir einer Situation ähnlich der Rush Hour am Times Square gegenüber. Deshalb wechselten wir einige Worte mit dem Veranstalter-Ehepaar, die uns auf einen Eisblock neben dem Feuerkorb hinwiesen. "Schaut mal genau hin", bat uns Birgit. Tatsächlich, da waren Playmobil-Figuren im Eisblock. Mir fiel der saisonal produzierte Playmobil-Luther ein. Auf Nachfrage wurde bestätigt, dass es sich hierbei nur um ein Hetero-Paar handele. Ich war beruhigt.

Im Vorraum trafen wir erstaunlich viele Bekannte. Sie hatten alle ihre Partner dabei. Aber wo war das Essen? Auf dem Weg zum offiziellen Teil griff ich mir noch drei Salzstangen und begegnete damit dem penetranten Hungergefühl. Im Gemeindesaal lagen Eis-Bonbons auf den Plätzen. Sehr gut! Das Bonbon-Papier legten wir neben einen Zettel mit zwei Thermometern.

Impulsvorträge und Gespräche mit dem Partner

Die nächsten zwei Stunden waren gefüllt mit kurzen Impulsvorträgen vom Altarbereich aus. Diese wurden durch praktische Übungen in Form von Gesprächen mit dem eigenen Partner aufgelockert. Jeder sollte auf den Thermometer-Zetteln die aktuell gefühlte Temperatur der Beziehung eintragen. Wir lagen fast gleich mit unserer Einschätzung.

Das Thema lautete übrigens: "Zurück zur ersten Liebe". An einer Stelle des Abends sollten wir aufschreiben, welche Bedürfnisse wir bei unseren Partnern wahrnehmen. Mir fielen auf die Schnelle drei Punkte ein. Zusätzlich notierte ich meine eigenen Bedürfnisse und schob den Zettel meiner Frau zu: "müde, 21:00, Hunger".

Der Spannungsbogen wurde dadurch aufrecht erhalten, dass es im vorletzten Teil um Zärtlichkeiten in Theorie und Praxis gehen sollte. Der Praxisteil wurde theoretisch behandelt. Im Finale gab es einen Vortrag über die verändernde Kraft des heiligen Geistes.

"Ich will jetzt einen Döner essen", schrieb ich auf den Zettel und zeigte ihn meiner Frau. Sie verwies auf die angekündigte Suppe. Vielleicht gab es die ja schon um sieben und wir hatten die verpasst. Nein, das könne nicht sein. Schließlich sei keines der Hemden bekleckert. "Siehst du, alles Dunkelblau", zeigte sie auf den Pullover eines Mannes, der über die Bühne zum WC eilte.

Suppe und Networking

Viertel nach neun war alles gesagt und das Networking konnte beginnen. Meine Vorstellungen von "Suppe" wurden nun durch die Praxis korrigiert. Im Café-Bereich der Gemeinde waren sechs Töpfe mit verschiedenen Suppen aufgereiht. Alle sahen sehr lecker aus. Dazu Schmand und geröstetes Brot sowie Käse in sämtlichen Formen und Farben.

Nachdem ich nur noch müde - aber nicht mehr hungrig - war, verbrachten wir noch mindestens eine Stunde in den gemütlichen Räumen von Eben Ezer. Als wir gingen, war die Playmobil-Frau schon fast aufgetaut. Der Mann hingegen war immer noch fest im Eisblock verhaftet.

Mittwoch, 1. November 2017

Church Checker sagt Danke: 100.000 Leser

Vor 500 Jahren und einem Tag hatte Martin Luther seine 95 Thesen veröffentlicht. Passend dazu hat Church-Checker.de heute die Leserzahl von 100.000 überschritten. Ein Grund, allen Ideengebern, Darstellern, Co-Autoren und Lesern Danke zu sagen.



Der Blog war 2010 ins Leben gerufen worden. Damals hatte ich eine Mitarbeiterin gebeten, den Bezirk Marzahn multimedial mit christlichen Inhalten zu bearbeiten. Es war schon lange mein Hobby, Gemeinden und Werken bei Google eine bessere Position zu verschaffen. Diesmal ging es um die Suchergebnisse für das Keyword: marzahn. Dabei entstanden Beiträge mit einer Gesamt-Performance von etwa 1.000 Lesern. Es folgte eine längere Pause.

2015

Vor etwa zwei Jahren hatte ich den Blog reanimiert und mit Berichten über unsere diversen Gottesdienstbesuche in Berlin und Umgebung befüllt. Schon die ersten Texte erfreuten sich einer guten Resonanz, so dass ich fortan fast jede unserer Bewegungen in der Szene mit einem Blog-Beitrag kommentierte.

4.000 Leser

Um ein möglichst realistisches Bild zu bekommen, hatte ich den Statistik-Filter ist so eingestellt, dass Eigenaufrufe und Suchmaschinen nicht mitgezählt werden. Im aktuellen Durchschnitt hat sich die monatliche Leserzahl auf 4.000 eingepegelt.

Transparenz und Feedback

Die Artikel sende ich zeitnah an die Leiter der Gemeinden oder die Event-Verantwortlichen. In der Regel wird es als hilfreiches Feedback aufgenommen und gerne für eigene Publikationen genutzt.

Wichtig ist mir auch der Austausch mit Kennern der Szene und anderen Personen, die die besuchten Gemeinden oder Formate ebenfalls erlebt hatten. So kann es durchaus zu Evaluations-Besuchen kommen. Im Allgemeinen werden die Schilderungen jedoch als plausibel und zutreffend bestätigt.

Nun aber zum Dank!

Der erste und größte Dank gilt Jesus, der mir gezeigt hat, dass die Nutzung der Infrastruktur des Internets durchaus Teil einer Berufung sein kann. Das Internet ist längst als Werkzeug zum Bau des Reiches Gottes etabliert und ich darf damit arbeiten.

Der nächste Dank gilt meiner Familie, die mich zu fast allen hier beschriebenen Gottesdiensten und Veranstaltungen begleitet hatte. Manchmal kam nur meine Frau, mein Sohn oder meine Tochter mit, aber immer diskutierten wir über das Erlebte, so dass ein guter Mix an Eindrücken in die Artikel einfließen konnte. In unserer Familie herrscht Meinungs-Pluralität, so dass die eigene Meinung immer auf dem Prüfstand steht.

Ein genereller Dank gilt all den besuchten Gemeinden und Veranstaltern für die Gastfreundschaft, gute geistliche Impulse, Gespräche, neue Kontakte und gewachsene Freundschaften.

Einige Namen

Namentlich möchte ich hier den CVJM-Kaulsdorf herausstellen, der uns Ende 2015 sehr herzlich aufgenommen hatte, so dass wir dort bis heute am wöchentlichen Gebetsabend teilnehmen. Ich danke ferner der FBG, der Internetmission Berlin, Gemeinsam für Berlin, dem Gesprächsforum Leben + Glauben, der Evangelische Allianz und Saddleback, die mich in der Berufung bestärkt und die Luft zum Durchatmen in der Szene gegeben hatten. Ein herzliches Dankeschön auch an die Baptisten-Gemeinden der Stadt für ihre bemerkenswert gute Willkommenskultur.

Dank gilt auch unseren Freunden aus Marzahn, die leider nicht namentlich erwähnt werden möchten. Sie begleiten uns gerne und geben ihren kritischen Input zu den Artikeln. Befruchtend sind auch ihre Checklisten mit den bisher nicht besuchten Gemeinden. Wenn wir mit ihnen unterwegs sind, staunen wir immer über ihre gute Vernetzung quer durch die Denominationen Berlins.

Ich danke Saddleback-Pastor Dave Schnitter für sein weites Herz bei der Förderung des Reiches Gottes auch über den Tellerrand der eigenen Gemeinde hinaus.

Herzlichen Dank auch an Pfarrer Axel Nehlsen, der mir bei theologischen Fragen zur Seite steht und gerne ein prüfendes Auge auf Artikel über Bibel, Kirchengeschichte und globale Zusammenhänge wirft.

Einige Berichte wurden nur durch Pressestatus und die Akkreditierung bei der Bundesregierung möglich. Deshalb an dieser Stelle ein besonderer Dank an die Mitarbeiter des Presse- und Informationsamtes und die Kollegen in den Presseabteilungen des Präsidialamtes, des Kanzleramtes und weiterer Behörden.

Ferner danke ich dem Mülheimer Verband mit seinen Pastoren Torsten Klotzsche und Hans-Peter Pache. Beide hatten uns zum Betreten des weiten Landes (Psalm 31, 9) motiviert und einen großen Vorrat an Praxis-Beispielen geliefert.

Auch der Dank an Pfarrer Swen Schönheit darf nicht fehlen. Ohne sein Buch "Menschen mit Format" hätte ich wohl nie so intensiv zu geistlichem Missbrauch und Leitungsprinzipien recherchiert.

Leser

Der Blog lebt von den Lesern. Deshalb an dieser Stelle ein herzliches Dankschön an die Leser.

Es ist immer wieder eine Freude, Leute zu treffen, die ich bisher nicht kannte, die aber ganze Passagen aus dem Church Checker zitieren können und mir dann von ihren eigenen Erfahrungen berichten. Darüber haben sich schon interessante Querverbindungen ergeben, die die Grenzen der Parallelwelten im christlichen Berlin abbauen.

Sinn und Zweck und Frucht

Der Church Checker erfüllt damit nicht nur einen Informationszweck für Menschen, die auf der Suche nach der zu ihnen passenden Gemeinschaft sind. Er fördert auch die Offline-Vernetzung der Christen in der Stadt. Zudem setzt er Optimierungspotenzial in Gemeinden frei, wie gerade bei ICF Tempelhof erlebt.

Schön, dass das Reich Gottes mithilfe des Internets so gut gebaut und gefördert werden kann.