Sonntag, 31. Januar 2016

Projekt A+ in Altglienicke

Das Projekt A+ ist eine junge Gemeinde in Altglienicke. Gottesdienste finden einmal pro Monat statt. Ansonsten lebt die Gemeinde von regelmäßigen Treffen in Kleingruppen. Junge Familien und Singles fühlen sich hier besonders zu Hause. Gäste sind gerne willkommen. Das Projekt A+ engagiert sich mit diversen Aktionen für den Kiez.



Das Projekt A+ in Altglienicke erreicht man am besten per S-Bahn oder mit viel Geduld und einem guten Navi. Als Marzahner waren wir erstaunt, wie eng Altglienicke bebaut ist und dass es so gut wie keine Parkplätze gibt, zumindest keine freien.

Altglienicke hat etwa 26.000 Einwohner mit steigender Tendenz. Bis 2030 wird mit einem Zuwachs um mehr als 8% gerechnet. 2030 ist auch eine visionäre Marke der Leitung dieses Gemeindeprojektes: mehrere Tochtergemeinden und mehrere Tausend Menschen, die Jesus neu kennengelernt haben. Ein sportliches Ziel, dessen Ursprung nach dem heutigen Gottesdienst noch einmal abgeklopft wurde.

Das Motto lautete "Baustelle". Wegen der vielen Gäste wurden Namensaufkleber mit Baustellenlogo ausgeteilt. Absperrbänder waren durch den Saal gespannt. Betreten-Erwünscht-Schilder und "Gott der Baumeister" wurden ebenfalls thematisiert. Was man nicht alles aus einer Baustelle machen kann?

Einer der Mitarbeiter wünschte sich, dass die Gemeinde eine Dauerbaustelle bleibe, die wachse und wachse und wo auch jeder Einzelne beständig an seiner Persönlichkeit arbeite. Als sichtbares Zeichen beständigen Bauens, Scheiterns und Weitermachens dient der benachbarte BER.

Gebaut wird bei Projekt A+ aber auch mit Farbe, Spachtelmasse und Fußbodenbelag. Eine ehemalige Schlecker-Filiale wurde in einen Gemeindesaal umfunktioniert, der regelmäßig mit Gipskarton und anderen Dingen ergänzt wird. Mit diesem Ladengeschäft verfügt die Gemeinde über ein räumliches Filetstück mit Laufkundschaft, niedriger Schwellenangst und viel Platz vor der Eingangstür. Im Kiez hat die Gemeinde einen guten Ruf, da sie auch vor der eigenen Tür kehrt, beispielsweise die Reste der Silvesterknaller auf dem Ehrenfelder Platz.

Der Knaller war, dass wir heute Nachmittag sehr viele alte Bekannte aus der Lukas-Gemeinde trafen, insbesondere aus deren Leitungsteam. Der Anlass des Gottesdienstes war nämlich das 5-jährige Bestehen des Projektes. Uns kam das schon deutlich länger vor, zumal wir so lange Zeit die Gründungsaktivitäten der Lukas-Gemeinde begleitet hatten und viele der Akteure während ihrer Sondierungsphasen kennen gelernt hatten.

Besonders begeisternd waren die im Gottesdienst vorgestellten Visionen und geistlichen Grundprinzipien. Das ging von einer positiven Klimaveränderung im Kiez über gabenorientierte Mitarbeiterschaft bis hin zur Berufungsfindung. Den Leitern und Mitarbeitern war anzusehen, dass diese Prinzipien bei ihnen verinnerlicht sind.

Konzeptionell geht es bei Projekt A+ in die Richtung Vineyard. Kernstück sind Kleingruppen, die sich einmal im Monat zu einem Nachmittags-Gottesdienst treffen. Fragt sich nur, ob bei dieser Frequenz der Unterhalt eigener Räume nicht etwas zu viel des Guten ist.

Wir erlebten jedenfalls eine gesunde und hoch motivierte Gemeinde im Südosten Berlins und fühlten uns sehr wohl.

Sonntag, 24. Januar 2016

EFG Weißensee - Hat mal jemand Feuer?

Die EFG Weißensee fügt sich in den Reigen der bemerkenswerten Gastfreundschaft der Baptistengemeinden Berlins ein. Zudem punkten die Baptisten in der Friesickestraße mit einer Jugendgruppe und einer guten Durchmischung der Altersstruktur. Die Predigten sind biblisch, werden in einer modernen Sprache vermittelt und haben Alltagsbezug. Interessant ist die Zusammensetzung der Lobpreisband.




Bei den Baptisten in Weißensee werden Erinnerungen wach. Wilde Jugendtage mit Theo Lehmann in einer Zeit, wo Christsein politisch völlig inkorrekt war und gerne mit zukunftsrelevanten Sanktionen belegt wurde. Fast dreißig Jahre ist das her. Damals hatte ich das erste Mal das Neue Testament gelesen und mir auf dem Weg von der Straßenbahn zur Friesickestraße Textpassagen aus Johannes 10 eingeprägt. Hier fiel damals auch die Entscheidung, nur noch dann auf den Ruf des Sammelbegriffs "Matthias" zu reagieren, wenn ich die Stimme kannte.

Der Gottesdienst sollte um 10:00 Uhr beginnen, was eine gewisse Herausforderung an unser sonntägliches Morgenkonzept stellte. Dann heißt es auch noch in einem alten Spruch: "Des Baptisten Pünktlichkeit ist fünf Minuten vor der Zeit". Mit Zwanzig vor Zehn übertrafen wir diesen Spruch heute jedoch deutlich.

Wie in jeder der im letzten halben Jahr besuchten Baptistengemeinden wurden wir auch hier bereits an der Tür sehr freundlich begrüßt und nach unserer Herkunft gefragt. Wir bekamen ein Gesangsbuch und grüßten auf dem Weg  zur Sitzreihe weitere Gemeindeleute. Authentische Herzlichkeit und 100 Punkte für die Willkommenskultur. Auch als wir saßen, wurden wir immer wieder herzlich begrüßt.

An einigen Stühlen fielen uns kleine angenähte Stofflabel auf: Psalm 139 Vers 2 oder Matthäus 11 Vers 28 waren nur einige davon. Mein Sohn schlug sämtliche Stellen auf seinem Tablet nach. Bereits auf der Fahrt hatten wir uns mit den unterschiedlichen Übersetzungen von Jeremia 33 Vers 3 beschäftigt, die in der alten Elberfelder urtextlich korrekter wiedergegeben wurde als in der revidierten Fassung. Jeremia 33 Vers 3 ist eine weitere Telefonnummer Gottes neben Psalm 50 Vers 15 und steht fast wörtlich in der Prophetie, die im März über uns ausgesprochen wurde. Umso mehr freuten wir uns über die erste Zahl an der historischen Liedtafel: 333.

Heute spielte und begleitete die Band - ein interessanter Mix aus zwei E-Pianos, einem Flügel, einer Bassgitarre, einer E-Gitarre, einer Querflöte, einem Schlagzeug und zwei Blechblasinstrumenten. Für solch eine Besetzung gibt es wohl keine fertigen Orchesterstücke. Der Sound wurde sehr gut abgemischt.

Zur Überleitung in den Kindergottesdienst gab es das Bibel-ABC mit dem Buchstaben "Rrrrrri wie Rahel". Es folgte eine leicht verständliche Nacherzählung des Bibeltextes zur Hochzeit mit Lea und Rahel aus Genesis und die Verabschiedung der Kinder in den Blauen Salon.

"Hat mal jemand Feuer", war die dramatische Pointe der Einleitungsgeschichte von Pastor Torsten Milkowski, der einen Fackelträger zur Eröffnung der Olympischen Spiele beschrieb, der zwar nach hartem Training in seine Sportkleidung passte, aber auf den letzten Stufen das Feuer seiner Fackel verloren hatte. So drehte sich die Predigt um das Thema Burnout und wie man dem begegnen könne. Swen Schönheit hatte letztens zu uns gesagt, dass ein ausgebrannter Leiter eine sehr schlimme Sache sei, da etwas ausgebranntes nie wieder neu entzündet werden könne. Torsten Milkowski verglich die Situation mit seinem Kamin, der eine Menge Holz verbrauche, das aber bisher immer vorrätig war. Sei der Winter dann länger, beginne man normalerweise mit Abbau und Verbrennung der Substanz - hier ein Balken, dort ein Balken oder gar das Regal zur Lagerung des Brennholzes. Wenn wir einst mit Gott zusammen leben, zähle nicht mehr das hier so intensiv bearbeitete Projekt sondern unser Sein - Charakter versus Leistung.

Ein gutes Rezept gegen innerliches Ausbrennen sei eine Kombination aus Feiern und Stille. Feiern sei biblisch vorgeschrieben und sollte sogar mit dem Zehnten finanziert werden.

Ein Beispiel für effektives Hören auf Gott brachte er am Ende der Predigt. Er habe einmal an einem See gestanden, der spiegelglatt war. Typisch für einen großen Jungen habe er dann einen Stein ins Wasser geworfen und konnte sehr gut die dadurch entstandenen Wellen sehen. Am nächsten Tag sei der See durch Wind aufgewühlt gewesen. Wieder warf er einen Stein und konnte die Welle diesmal nicht von den anderen unterscheiden. Er endete mit der Frage: "Wann hattest du das letzte Mal Gottes Stimme gehört".

Hätte er nicht explizit während der Predigt erwähnt, dass er Pastor sei, hätte man anhand des Gesagten auf einen Mann aus dem "normalen" Berufsleben schließen können. Die Bodenständigkeit könnte aber auch aus einer hörenden Beziehung zu Jesus und der breit aufgestellten Gemeindeleitung mit über zehn Personen resultieren.

Nach dem Gottesdienst kamen wir mit dem Pastor und diversen Leuten ins Gespräch. Alte Bekanntschaften aus dem GJW Gemeinde-Jugendwerk wurden aufgefrischt. Man lud uns zu verschiedenen passenden Veranstaltungen ein und unsere Tochter wurde erstmalig von einem gleichaltrigen Mädchen angesprochen und eingeladen.

Herzlichen Dank!

Sonntag, 17. Januar 2016

Allianzgebetswoche "Willkommen zu Hause"

Die Evangelische Allianz ist ein Zusammenschluss von Christen, die Jesus als verbindlich für ihre Lebensgestaltung ansehen. Dazu gehören Einzelpersonen, Kirchen, Gemeinden und christliche Werke. Die Allianz-Gebetswoche findet jährlich im Januar statt.



Wo der Laie an Versicherungen denkt, klingt beim langjährigen Gemeindemitglied eine iterative Januarveranstaltung an. Die Evangelische Allianz verbindet Christen sämtlicher Denominationen, die ihren Glauben an Jesus Christus verbindlich leben. Diese Allianz konzentriert sich auf die gemeinsamen Schnittmengen des christlichen Glaubens und lässt Spaltungsthemen außen vor. Eine Bewegung mit geistlichem Potenzial.

Der Abschlussgottesdienst der diesjährigen Allianzgebetswoche zum Thema "Willkommen zu Hause" fand heute bei der EFG-Tempelhof statt, die sich selbst gerne als First Baptist Church Berlin bezeichnet.

Am Vormittag hatten wir die Heilsarmee im benachbarten Friedenau besucht, waren dann am Winterfeldplatz (Schöneberg) beim Araber eingekehrt, hatten dort sehr viele alte Bekannte aus der Lukas-Gemeinde getroffen und waren dann sehr zeitig bei den Baptisten in Tempelhof erschienen. Letzteres war sehr praktisch wegen der Parkplätze. Nach einer Tasse Kaffee entschieden wir uns für einen ausgedehnten Spaziergang durch den Kiez von Alt-Tempelhof. Wir waren beeindruckt von der Vielfalt der Baustile. Die 1960er-Jahre in Verkörperung einer Feuerwehrwache, die 1970er in sämtlichen Straßenzügen mit Wohnblöcken und das 19. Jahrhundert mit reich verzierten Reihenhausvillen. Vor uns ein Wald aus filigran mit Schnee benetzten Ästen. Schade, kein Fotoapparat dabei. Handys wurden gezückt. Klick - und schon hatte das Kind am Ast gewackelt und einen Schneefall provoziert. Ein Park mit rodelnden Kindern wurde sichtbar. Einfach schön. Erinnerungen an den Central Park in NYC wurden wach.

Kurz vor Beginn des Abschlussgottesdienstes trafen wir wieder an der Gemeinde ein. Wieder gab es Kaffee und jede Menge bekannter Gesichter: Heilsarmee, Internetmission, Kaleb, Baptisten, Kingsley Arthur, Evelyn Werther und Allianz-Vertreter, um nur einige zu nennen.

Laut Programm sollten diverse Lieder vom Tonträger kommen. Der Tonträger war ein Chor, der aus drei Männern und viel mehr Frauen bestand und mit Cajon, Klavier und Querflöte begleitet wurde. Ab und zu spielte auch ein Posaunenchor. Es wurden einige Projekte vorgestellt und immer wieder in kleinen Gruppen gebetet. Die Gruppen blieben relativ statisch zusammen, da die Stuhlreihen fixiert waren.

Allianz-Chef Hartmut Steeb predigte über Lebensversicherungen. So ähnlich - er predigte über Lukas 15, 31-32. Sein Fokus lag auf der Freude über Menschen, die frisch den Weg zu Jesus gefunden haben. Bekehrungen seien Anlass für Freudenfeste. Das deckte sich in etwa mit dem Bekehrungserlebnis, das wir heute früh vor dem Gottesdienst bei der Heilsarmee gehört hatten. Als gewandter Redner hielt Hartmut Steeb das Plenum mit Witz und Intelligenz bei der Stange. "Nur noch der Beter" könne bestimmte Umstände verändern, mahnte er zum intensiven Gebet. Das wurde anschließend wieder aufgegriffen als es um verschiedene Themen wie auch die Regional- und Bundespolitik ging.

Nach Kollekte, Instrumentalmusik, einigen Liedern, Vater Unser und Segen gab es weitere Gelegenheit zum Austausch innerhalb der Evangelischen Allianz. Drei von unseren Leuten wollten die beiden heutigen Gottesdienste noch ergänzen. Sie fuhren anschließend zur Öffnung der "Heiligen Pforte" im Erzbistum Berlin durch den katholischen Erzbischof Koch.

Authentisches Christsein - Heilsarmee Friedenau

Die Heilsarmee in Friedenau fällt durch eine äußerst freundliche Integration von Gästen und eine breite Altersstruktur auf. Senioren, Jugendliche und Kinder sind gleichermaßen präsent und bilden eine herzliche Einheit. Die Predigt hat Tiefgang, Alltagsbezug und geistliche Relevanz.



Direkt vor dem Haus fanden wir einen Parkplatz. Die Autos um uns herum waren noch alle eingeschneit und nur wenige Menschen stapften durch den Schnee, um zum Gottesdienst zu kommen. Der Gottesdienst bei der Heilsarmee in Friedenau sollte um 10:30 Uhr beginnen. Eine sehr humane Zeit für Familien.

Die Heilsarmee hatten wir wegen des allgemeinen Hörensagens gar nicht auf der Agenda. Am Montag gab es jedoch ein geschäftliches Treffen mit einem bemerkenswerten Designer, den wir flüchtig aus der Lukas-Gemeinde in Schöneberg kannten. Er erzählte, dass er nun verheiratet sei und ein Kind habe. Gemeindlich sei er bei der Heilsarmee zu Hause. Ein klarer Anlass zur Evaluation des Hörensagens.

Bereits das Vorderhaus machte einen sehr einladenden Eindruck. Auch die Gemeinderäume im Hof wirkten hell und funktional. Wir wurden sofort freundlich begrüßt und besetzten mit unseren sieben Personen wieder einmal eine ganze Bankreihe. Immer wieder kamen freundliche Gemeindemitglieder auf uns zu und wechselten einige Worte. Altersmäßig war die Gemeinde sehr gut durchmischt. Es gab sehr kleine Kinder, viele Jugendliche (hauptsächlich Mädchen), Menschen mittleren Alters und Senioren. Die Altersverteilung wirkte gesund.

Der Schlagzeuger Andreas kam auch auf uns zu. Sofort waren wir im Gespräch über authentische christliche Ausstrahlung. Genau diese Ausstrahlung sei damals auch der Grund seiner Bekehrung gewesen. Er kannte zwar alles und hatte sämtliche Programme absolviert, aber da fehlte noch etwas. Das fand er dann bei einem Jugendkongress, wo viele der Teilnehmer eben diese Ausstrahlung hatten, die nur Gott in einem Menschen produzieren kann. Er bekam dieses Geschenk und entschied sich darauf für eine konkrete Beziehung zu Jesus.

Die Heilsarmee wird von England aus geleitet. Es gibt zwar weltweit viele Gemeinden, aber das Hauptquartier befindet sich in London. Geleitet wird die Heilsarmee von General Cox. Ansonsten sind die Hierarchien deutlich überschaubarer als bei der Bundeswehr. Der gemeine Soldat bzw. Gemeindemitglied hat eine blaue Uniform mit blauen sternlosen Schulterklappen und ein silbernes H auf blauen Spiegeln. Der Angestellte ohne Dienstgrad hat einen weinroten Spiegel mit silbernem H und eine weinrote Schulterklappe ohne Stern. Den ersten silbernen Stern auf weinroter Schulterklappe bekommt der Leutnant als ein Zeichen für seine fachliche Qualifikation. Mit den Jahren verändert sich die Dekoration der Schulterklappen. Zwei Sterne bekommt der Kapitän und ein Wappen der Major. Bei besonderen Verdiensten oder per Berufung kann man auch Oberstleutnant, Oberst oder gar Commander werden.

Bei Pastor Matthias Lindner fiel auf, dass der jeweils zweite Stern für den Kapitän fehlte. Man sah noch die Stellen in der Schulterklappe. Die Sterne seien ihm letztens beim Ausziehen des Mantels abgefallen. Er lege nicht so den Wert auf diese Rangordnung. Eine sehr sympathische Einstellung!

Wir waren beeindruckt über den lückenlosen und harmonischen Ablauf des Gottesdienstes. Trotz der Professionalität wirkte keines der Elemente steril. Die Menschen waren authentisch, spielten Lobpreislieder mit Blasinstrumenten, Schlagzeug, Gitarre und Klavier, stimmten alte Kirchenlieder an und beteten für einander.

In der Predigt ging es um Herausforderungen. Der Kapitän am Pult berichtete von eigenen Erfahrungen mit Herausforderungen, die er verpasst oder angenommen hatte und wie das seinen persönlichen Horizont erweitert habe. So habe auch Jesus immer wieder seine Jünger oder Zuhörer herausgefordert. Und da war er wieder: der Text mit Jesus und Petrus auf dem Wasser. Aber auch viele andere Bibelstellen, wo sich Menschen für die Annahme der Herausforderung entscheiden mussten. Die Predigt gipfelte in einem Aufruf, dass sich Gottesdienstbesucher gemäß Jakobus 5 und anderer biblischer Beispiele für den nächsten Schritt, die Annahme der nächsten Herausforderung, salben lassen konnten. Das war ja der Hammer. Hatte ich doch gestern gerade erst wieder ein Bild aus März 2015 bestätigt bekommen, wo es um neue größere Vision und Weite geht.

Nach dem Gottesdienst blieben wir noch eine Weile in den gastlichen Räumen und unterhielten uns mit den Gemeindeleuten. Herzlichen Dank für die freundliche Aufnahme!

Sonntag, 10. Januar 2016

Vineyard im C13

Vineyard Berlin lebt ein interessantes Gemeindekonzept. Neben den wöchentlichen Kleingruppen in den verschiedenen Stadtteilen Berlins gibt es einen monatlichen Gottesdienst im zentral gelegenen C13. Der Gottesdienst wird im Rotationsprinzip von den Kleingruppen gestaltet und kann durchaus etwas länger dauern. Die Mitglieder setzen sich hauptsächlich aus jungen Familien und Singles zusammen. Gäste werden freundlich wahrgenommen und in Gespräche integriert.



"Nimm dir ein Lächeln", stand auf dem A4-Blatt, das an der Säule neben unseren Stühlen klebte. Am unteren Rand waren bereits einige Smileys abgerissen. Kinder kamen und holten sich noch einige.

Wir waren erstaunt, wen wir hier alles trafen. Bekannte aus dem CVJM und die ganzen coolen Ex-Mitglieder der Lukas-Gemeinde Schöneberg. Ohne einen dieser Kontakte wären wir wohl gar nicht auf den Gottesdienst im C13 aufmerksam geworden. C13 steht für die Christburger Straße 13 in Prenzlauer Berg. C13 ist aber auch vom Namen her die passende Adresse für den Gottesdienst von Vineyard Berlin.

Das Konzept von Vineyard ist sehr interessant. Die Stadtgemeinde basiert auf vielen regionalen Hauskreisen von jeweils acht bis zwölf Teilnehmern. Solche Hauskreise haben sich in Charlottenburg, Köpenick, Friedrichshain, Mitte und anderen Stadtteilen gebildet. Einmal im Monat treffen sich die Vineyard-Hauskreise zum gemeinsamen Gottesdienst im C13. Bei der Rückfahrt waren wir uns einig, dass das Konzept genau das sei, was aktuell für eine gesunde und wachsende Gemeinde Jesus dran ist. Meine Frau formulierte gleich einen Katalog weiterführender Fragen:

Wie entstehen neue Hauskreise?
Wie regelmäßig treffen sich die Hauskreise?
Wer leitet die Hauskreise?
Wie werden die Hauskreisleiter angeleitet?
Wie sieht der organisatorische Überbau aus?

Dass der organisatorische Überbau recht flach und nach biblischen Maßstäben aufgebaut ist, wurde deutlich, als Martin Bühlmann im Rahmen seiner Predigt sagte, dass es bei Vineyard zwar viele Menschen gebe, die etwas erklären oder auslegen, aber es gebe nur einen Pastor: Jesus! Und das sei das Ziel von Vineyard, auf Jesus als den Pastor hinzuweisen.

Martin Bühlmann legte konkret einen Text aus Matthäus 9 aus, wo es um die Barmherzigkeit Jesu ging. Sprachen sind wohl sein besonderes Hobby, so dass er uns sehr gut verständlich in die Besonderheiten bestimmter Worte hineinnehmen konnte. So werde in der ursächlichen Wortbedeutung des sich Erbarmens von einem innerlichen Umkehren des Magens geredet, wonach Barmherzigkeit statt einer Kopfsache ein tiefes Erleben und Mitleiden bedeute. Er brachte dazu zwei aktuelle Beispiele aus seinem Leben, die ihn damit als authentischen Vermittler der biblischen Botschaft qualifizierten.

Überhaupt kamen im Gottesdienst viele verschiedene Sprachen zum Einsatz, die aber interessanterweise auch übersetzt werden konnten. Es gab mehrere Menschen aus Syrien oder Kurdistan unter den Gästen, die in ihren Sprachen zu beten gebeten wurden. Martin Bühlmann zeigte sich begeistert über den Klang des persischen Farsi. Er wäre gerne noch einmal fünfundzwanzig und würde so gerne noch weitere Sprachen lernen.

Ein Hauskreisleiter erzählte uns von den Erfahrungen mit Flüchtlingen. Man praktiziere 1:1-Betreuung, was wohl am effektivsten sei.

Der Saal des C13, wo sich sonst die Philippus-Gemeinde zum Gottesdienst trifft, war bis auf den letzten Platz gefüllt. Es mussten sogar noch Stühle herangeschafft werden. Kinder wurden in einem separaten Programm mit biblischen Inhalten versorgt.

Vineyard gehört damit zu den Gemeinden, mit denen wir uns weiter beschäftigen werden.

Vineyard gehört aber auch als evangelische Laienbewegung zur EKBO, der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Das sind die mit dem Hahn von Brück.

EFG Marzahn - Baptisten

Die EFG Marzahn ist eine Gemeinde, die im Zuge des Neubauprogramms der 1980er Jahre entstanden war. Die wenigen Gemeindemitglieder engagieren sich im sozialen Bereich und haben einen gehobenen Altersdurchschnitt. Gäste werden freundlich aufgenommen.



In unmittelbarer Nachbarschaft des optisch markanten Buddharama-Vereins und eines Flüchtlingsheimes liegt das Grundstück der EFG Berlin-Marzahn. Die Gründung dieser Baptistengemeinde geht auf die 1980er Jahre zurück und sollte damals geistliche Akzente im Neubaugebiet Marzahn setzen. Wir besuchten die Gemeinde damals gerne als Jugendchor.

Inzwischen liegt der Hauptfokus der Gemeinde auf der Betreuung von Flüchtlingen und man engagiert sich sehr stark im Rahmen der auf dieses Thema bezogenen Montagsgebete. Deshalb waren wir gespannt auf die inhaltlichen Schwerpunkte von Gottesdienst und Predigt.

Im Rahmen des Einleitungstextes wurde in die Gemeinde gefragt, wer sich denn noch an seinen Taufgeburtstag erinnern könne. Die Gedanken ratterten: 28 Jahre. Das war aber nicht der Predigttext, sondern die Einleitung zum ersten Sonntag nach Epiphanias, dem Sonntag der mit "Taufe des Herrn" überschrieben ist. In der Predigt ging es um Römer 12. Laut Bibeltext sollen wir uns als lebendige Opfer für Gott zur Verfügung stellen, uns durch Gott verändern lassen und innerhalb der Gemeinde den Platz einnehmen, den wir gemäß Begabung am besten ausfüllen können. Das oben erwähnte Thema Flüchtlinge kam auch gelegentlich in der Predigt vor.

"Mal sehen, ob der Organist heute Lust hat", warf Prediger und Gemeindeleiter Alfred Kunz in den Raum, holte sein Smartphone hervor und strich einige Male über das Display. Die Orgel erklang. So konnte die Gemeinde mitsingen.

Heute waren wir zu zehnt - inklusive Prediger. Der Altersdurchschnitt muss bei 65 gelegen haben und ich fragte mich die ganze Zeit, wie sich die Gemeinde ihre Zukunft vorstelle. Laut Alfred Kunz sei es der Wille Gottes, hier treu am Platz zu bleiben und Ökumene zu leben. Er schwärmte sehr von den guten Beziehungen der Gemeinden Marzahns - egal welcher Konfession man angehöre. In den Räumen der EFG-Marzahn trifft sich zeitversetzt auch eine russisch sprachige Gemeinde.

Sonntag, 3. Januar 2016

Lichtblick in Hellersdorf

Lichtblick in Hellersdorf ist eine Gemeinde, die aus einem Kinder- und Jugendprojekt entstanden war. Dem entspricht auch die Altersstruktur. Der Lobpreis ist sehr lebendig, Gottesdienstbesucher berichten über ihre Erfahrungen mit Gott und die Predigt ist auf die Sprache der Zuhörer abgestimmt. Gäste sind herzlich willkommen und werden umsichtig behandelt.



Eigentlich hatten die Gründer des Lichtblick e.V. nur ein christliches Kinder- und Jugendprojekt in Hellersdorf geplant. Daraus war über die Jahre eine christliche Gemeinde mit umfangreichen Wochenangeboten wie Jugendabenden, Frühstückstreffs, Hauskreisen und Gottesdiensten entstanden. Nach langer Suche und viel Gebet waren im letzten Jahr recht plötzlich auch neue Räume in der Stollberger Straße verfügbar.

Da wir die Leiter und viele der Mitglieder des Lichtblick bereits kannten und Co-Leiter Markus Massorz Ende November beim CVJM-Kaulsdorf über das Vaterherz Gottes gepredigt hatte, wollten wir uns diese Gemeinde heute einmal vor Ort ansehen. Bei klirrender Kälte fuhren wir nach Hellersdorf und parkten dort hinter einem uns bekannten VW. Als wir die Tür öffneten, kamen sofort alte Bekannte auf uns zu und freuten sich über das Wiedersehen. Generell wurden wir so freundlich empfangen, dass wir fast das Ablegen der Jacken vergaßen.

Wir nahmen im neuen Gemeindesaal Platz und beobachteten, wie sich der Raum bis auf den letzten Stuhl füllte. Viele der Jugendlichen waren mit konkreten Aufgaben in das Geschehen einbezogen und konnten ihren Begabungen gemäß mitwirken. Josef, der Leiter hielt sich im Hintergrund, während seine Familie in der Anbetungsband, bei Ansagen oder anderen Aktionen in Erscheinung trat.

Wegen des Jahreswechsels war der gesamte Gottesdienst den Berichten über die jüngsten Erfahrungen mit Gott gewidmet. Es kamen sehr viele Besucher nach vorne und erzählten von Heilungen, Glaubenserfrischungen, neuen Erkenntnissen aus gerade gelesenen Büchern oder die besonderen Impulse, die sie beim heutigen Bibellesen hatten. Ein Großteil der Anwesenden zeigte damit seine intakte und stetig wachsende Beziehung zu Jesus sowie eine profunde Bibelkenntnis.

Nach dem Gottesdienst führte uns Josef Prenninger durch die neuen Räume, die ein wirklicher Segen für dieses Projekt sind. Der Keller eignet sich hervorragend für Partys, was gerne für Geburtstage oder den bevorstehenden dreißigsten Hochzeitstag des Ehepaares mit dem bekannten VW genutzt wird. Die Atmosphäre war so herzlich und die Willkommenskultur so beispielhaft, dass wir uns kaum losreißen konnten. Wir sollten unbedingt noch die Suppe und die Fischstäbchen-Brötchen kosten. Es wurde sogar ein Extratisch für uns aufgestellt.

Mehrfach wurden wir mit ehrlichem Interesse nach unserem Wohlergehen gefragt. Josef wiederholte noch einmal unsere Namen. Ich sensibilisierte ihn für den Segen, dass seine Kinder so aktiv im Glauben stehen. Dann verließen wir beeindruckt das Haus in der Stollberger Straße.