Freitag, 25. März 2016

Karfreitag - Konzert in der Gemeinde auf dem Weg

Wer auf anspruchsvollen Lobpreis und professionelles Konferenzfeeling steht, ist bei der Gemeinde auf dem Weg in Tegel genau richtig. Am Karfreitag erlebten wir dort einen dem Anlass entsprechenden Gottesdienst mit Lobpreis, Bibeltexten und Abendmahl.



Das vorherige Abendessen im Restaurant mit dem großen gelben "M" lockte auch die Kinder. Der Karfreitag hatte recht entspannt begonnen und lief insgesamt sehr ruhig mit viel Schlaf, Kaffee und Unterhaltung ab. Die Auswahl im Burger-Restaurant fiel gar nicht so leicht, da wir der Karfreitags-Tradition folgend kein Fleisch essen wollten. Eis, Pommes und Chili-Cheese-Bällchen bedienten diese Vorgaben. Wir wurden satt. In strömendem Regen sammelten wir kurz darauf Björn ein und fuhren über den Berliner Ring nach Tegel.

Die Gemeinde auf dem Weg hatte ich Mitte der 1990er öfter zu Abendgottesdiensten besucht und sehr viel geistliche Energie dabei getankt. Danach hatte ich mich für einen Einstieg in die Lukas-Gemeinde entschieden, so dass es bisher nur ein oder zwei Besuche am neuen Standort der GadW in Tegel gab.

Erstmalig betrat ich das Gebäude über das Hauptportal und war beeindruckt. Das großzügige Foyer erinnerte an das bcc am Alexanderplatz. Die Treppen und einige im Raum verteilte Stehtische mit RollUp Displays unterstrichen diesen Eindruck. Durch eine geöffnete Holztür konnte ich in das Innere eines großen Saales blicken. Wie groß und professionell.

Wir waren gar nicht darauf vorbereitet, dass wir hier so viele alte Bekannte treffen würden. Eine weitere Delegation aus Marzahn war angereist. Cornelia aus meiner damaligen Kindergruppe bei den Baptisten kam mit ihrem Mann herein und erzählte, dass sie nach einer Bibelschule in der Gemeinde auf dem Weg geblieben sei. Schön, wenn jemand aktiv geistliche Heimat sucht und findet.

Da wir recht früh eingetroffen waren, konnten wir uns noch eine Stuhlreihe in der Nähe der Bühne sichern. Zehn Leute passten bequem neben einander. Fünf nach Acht war der Saal dann gut gefüllt und die Band begann zu spielen. Heute sollten nur Lieder, Bibeltexte und das Abendmahl auf die Besucher wirken. Passend zum architektonischen Ambiente war auch die Lobpreiszeit sehr professionell gestaltet.

Zwischendurch wurden die Textpassagen aus Matthäus und Lukas gelesen, die das Geschehen von Gethsemane bis Golgatha beschrieben. Das gipfelte in einem gemeinsamen Abendmahl mit Softbröd und Wein. Da unerwartet viele Gäste erschienen waren, sollten sich die Ehepaare möglichst einen der kleinen Weinbecher teilen. Brot und Wein nahmen rapide schnell ab. "Wasser zu Wein", war das Stichwort meiner Tochter. Noch während wir an die Hochzeit von Kana (Johannes 2) und die Brotvermehrung (Johannes 6) dachten, wurden weitere Tabletts mit Brot und Wein hereingetragen. So muss das sein!

Danach gingen die Anbetungslieder weiter. Zuerst standen Jesu Tod am Kreuz und die Bedeutung für uns im Fokus. Dann folgte ein Lied, wo seine Auferstehung besungen wurde. Bei dieser Passage ging ein ungezügelter Jubel durch den Saal. Sehr beeindruckend! In dieser Begeisterung klang dann auch der Abend aus.

Nachdem wir noch einige Worte gewechselt und uns über einige aktuelle Familiensituationen informiert hatten, verabschiedeten wir uns und machten uns auf den Weg - auf den Weg nach Hause.

Donnerstag, 24. März 2016

Dorfkirche Marzahn und das Tischabendmahl

Die Dorfkirche Marzahn ist umgeben von Hochhäusern und stellt einen architektonischen Kontrast zwischen Alt und Neu dar. So bedient auch der junge Pfarrer mit Gitarrenbegleitung eine betagte Gemeinde. Die Dorfkirche Marzahn betreibt einen Kindergarten und engagiert sich für den Kiez.



Gründonnerstag:

An diesem Tag traf sich Jesus vor der Kreuzigung ein letztes Mal mit seinen Freunden zum Abendessen. Er zerbrach ein Brot und gab die Teile an die Anwesenden weiter als Symbol, dass alle Menschen, die an ihn glauben, ein Teil seines Körpers sind. Auch einen Becher mit Wein gab er herum und setzte damit das Gedenken an sein vergossenes Blut ein (siehe 1. Korinther 11, 23-26).

Meine Schwiegermutter fragte uns, ob wir mit ihr zum Tischabendmahl in die Dorfkirche Marzahn gehen. Was für eine Gelegenheit, endlich mal wieder dort vorbei zu schauen und den neuen Pfarrer kennen zu lernen. Pfarrer Frederik Spiegelberg ist um die Dreißig und Hoffnungsträger für eine generelle Verjüngung der Gemeinde, zumindest was die Wahrnehmung der Programme betrifft.

Im Obergemach des Gemeindehauses war ein langer Tisch eingedeckt. Wir waren keinem Mann mit Krug gefolgt (Lukas 22, 10), dafür aber der Schwiegermutter, die uns einen bisher unbekannten Schleichpfad durch den Rudolf-Filter-Weg zeigte. Wir waren so pünktlich, dass wir uns weiträumig um die Tafel verteilen konnten. Bis 19:30 Uhr wurde der Saal jedoch so gut besucht, dass weitere Stühle herangeschafft werden mussten. Alle sechsundzwanzig Gäste sollten direkten Zugang zum Tisch haben.

Die gesamte Liturgie inklusive aller Lieder und Textlesungen war in einem achtseitigen Begleitheftchen abgedruckt, so dass wir gut folgen konnten. Frederik Spiegelberg begleitete den Gesang auf der Gitarre. Das Tischabendmahl stellte den Höhepunkt des Abends dar. Selbstgebackenes Brot wurde in Körben herumgereicht und sollte bis zur Sättigung in der Runde kreisen. Wohl dem, der noch kein Abendbrot gegessen hatte. Bei der Weitergabe wurden Segensworte gesprochen. Gleiches galt für den Becher mit dem Traubensaft.

Während des Herumreichens wurden wir aufgefordert, über die persönliche Beziehung zum Abendmahl zu reden. Neben der Wiederholung des symbolischen Charakters der Einheit als Gemeinde Jesu über alle sozialen und altersstrukturellen Unterschiede hinweg wurde mehrfach die besondere Art des Tischabendmahls gelobt. Das sei genau der Rahmen, den man sich für ein Abendmahl wünsche.

Anschließend war meine Schwiegermutter sofort von Leuten umringt. "Klar, Familie Lampe kennt man in Marzahn", erklärte sie uns und kehrte in ihr Gespräch über die Jugendstreiche ihrer Brüder und die Erlebnisse mit ihren Eltern zurück. Ich war beeindruckt.

Über den Rudolf-Filter-Weg gingen wir nach Hause - nicht nach Gethsemane. Dort war ja Jesus für uns hingegangen.

Dienstag, 22. März 2016

Angela Merkel im Don-Bosco-Zentrum Marzahn

Das Don-Bosco-Zentrum engagiert sich in Marzahn für Jugendliche, die normalerweise keine Chancen am Arbeitsmarkt hätten. Heute besuchten Angela Merkel, Petra Pau und Monika Grütters das Manege-Projekt.



Wenn die Kanzlerin kommt, ist die Aufregung groß. Das beginnt bei den großzügigen Absperrungen um das Don-Bosco-Zentrum und endet bei den Jugendlichen des Manege-Projektes, die selten die Gelegenheit haben, so nah an den Menschen zu sein, die sie sonst nur aus dem Fernsehen kennen.

Gut, Petra Pau ist in Marzahn präsent, insbesondere wenn es um Flüchtlinge geht. Monika Grütters sieht man in ihrem Wahlkreis seltener, da sie mit der Verleihung diverser Film- und Kulturpreise beschäftigt ist. Und Angela Merkel ist weltweit gefragt, so dass ihr heutiger Besuch eine besondere Ehre ist.

Dieser Ehre sind sich auch die Betreiber des Manege-Projektes bewusst. Schwester Margareta läuft aufgeregt durch die Reihen der Jugendlichen, gibt letzte Anweisungen an die Mitarbeiter und wartet auf das Eintreffen der Gäste.

Petra Pau erscheint zuerst. Sie entsteigt einem kleinen silbernen BMW. Sie wird herzlich von Schwester Margareta begrüßt. Monika Grütters erscheint mit einem schwarzen Audi. Alex, ein Manege-Schüler, stürmt auf sie zu und umarmt sie zur Begrüßung. Die Linke und die CDU unterhalten sich recht entspannt, bis die Kanzlerin eintrifft.

Don Bosco Manege Angela Merkel Marzahn
Angela Merkel beim Manege-Projekt im Don-Bosco-Zentrum Marzahn
Angela Merkel wird durch Dauerapplaus begrüßt und schreitet die lange Reihe der Jugendlichen ab. Hände schütteln, Selfies und Platzieren vor dem grünen Manege-Bus zum Gruppenfoto. Ein Mann verdeckt den Fotografen ständig den Blick auf die Kanzlerin.

"Schön, dass du da bist", steht auf dem Bus. Er zeigt die Silhouette von Marzahn.

Die "Manege" ist ein Pilotprojekt für Jugendliche, die aufgrund von Behinderungen oder ihrer sozialen Herkunft kaum Chancen auf dem allgemeinen Ausbildungsmarkt hätten. Der Bund unterstützt achtzehn solcher Projekte als Arbeitsmarktinstrument. Angela Merkel informiert sich heute über die praktische Umsetzung und die Ergebnisse. Auf dem Programm stehen die Holzwerkstatt und der Friseur-Salon. Letzteren hatte sie offensichtlich nicht selbst in Anspruch genommen, was die Vorher-Nachher-Fotos dokumentieren.

Während des Rundganges stehen Kekse und Getränke für die Pressevertreter bereit. "Heute ist alles kostenlos", sagt die Dame hinter dem Tresen und löst eine Welle der Getränkebestellungen bei Jugendlichen und Kameramännern aus. Einige verdrücken sich in die Nachbarräume und essen Kekse. Andere sichern ihre Poleposition für die geplante Presseerklärung.

Als Angela Merkel mit zwanzig Minuten Verspätung zum Pressestatement erscheint, ist sie sichtlich gerührt vom Engagement der angestellten und ehrenamtlichen Mitarbeiter sowie den Ergebnissen, die dieses Projekt bei den Jugendlichen erzielt.

Dann wechselt sie noch einige Worte mit Bezirksstadträtin Dagmar Pohle, erfährt die Einwohnerzahl von Marzahn, freut sich über den deutlichen Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit und verlässt das Don-Bosco-Zentrum durch eine Menge applaudierender Jugendlicher. Jemand hat eine Deutschlandfahne mitgebracht und am Zaun ausgerollt.

"Wir denken an Sie", verabschiedet Schwester Margareta die Kanzlerin.

Hier noch ein Video: Angela Merkelbesucht das Don-Bosco-Zentrum in Marzahn

Sonntag, 20. März 2016

Eben Ezer in Lichterfelde

Eben Ezer ist eine frische Landeskirchliche Gemeinschaft im Süden Berlins. Die Altersstruktur ist gut durchmischt. Es gibt viele Kinder, Jugendliche, mittleres Alter und Senioren. Bei Eben Ezer trifft der Besucher angenehm niveauvolle Menschen. Die Predigt ist ansprechend und Gäste werden herzlich und mit Interesse aufgenommen.



Bei Eben Ezer denken unsere Kinder sofort an die Weihnachtsgeschichte der Muppets, aber auch nur dann, wenn "Eben Ezer" mehr oder weniger versehentlich in der englischen Form als "Äbbennieser" ausgesprochen wird. Ebenezer Scrooge ist Hauptakteur dieser Weihnachtsgeschichte und erlebt im Laufe des Films eine sehr interessante Veränderung seiner Persönlichkeit.

"Eben Ezer" kommt aus dem Hebräischen und bedeutet "Stein der Hilfe".

Da wir schon so einiges über diesen "Stein der Hilfe" gehört hatten, machten wir uns heute zur Landeskirchlichen Gemeinschaft Eben Ezer in Lichterfelde auf den Weg. Lichterfelde sollte nicht mit Lichtenberg, Lichtenrade oder Liechtenstein verwechselt werden, auch wenn es ganz weit weg erscheint. Bei der Anfahrt kamen wir an vielen Gemeinden vorbei:

Katholische Kirche "Von der Verklärung des Herrn", Christus Gemeinde, Berlin Projekt, Berlin Connect, Französischer Dom, Lukas-Gemeinde, Baptisten Schöneberg, Baptisten Tempelhof, Heilsarmee Friedenau und ICF Tempelhof, um nur einige zu nennen. "Ach, fahrt ihr zu den Methodisten?", fragte meine Mutter. "Nein, zu Eben Ezer", sagte ich und gönnte ihr den parallelen Gottesdienst in einer weiteren hier nicht aufgezählten Gemeinde. Überall Gottesdienste in der Stadt. Diese Fülle an christlichem Leben wird einem selten so bewusst.

Nach 94 Ampeln mit einer Grünquote von 83% erreichten wir innerhalb von 45 Minuten die Celsiusstraße und betraten Fünf vor Zehn die Hallen der Eben-Ezer-Gemeinde. Die Begrüßung war sehr herzlich aber keinesfalls aufdringlich. Wir fühlten uns in eine Willkommenskultur hinein genommen, die wir auch bei der Heilsarmee Friedenau, dem CVJM Kaulsdorf oder der Apostel Petrus Gemeinde im Märkischen Viertel erlebt hatten. Überhaupt erinnerte vieles an die APG: das kleine Gemeindehaus inmitten hoher Neubauten. Man könnte auch fast von einer geografisch optischen Dreierbeziehung zum Märkischen Viertel und Marzahn reden. Kurzum: Wir fühlten uns sofort sehr wohl!

In diesem ehemaligen katholischen Kirchengebäude haben rund 250 Besucher Platz. Wegen der Osterferien waren allerdings nur etwa 100 Gottesdienstbesucher anwesend und die Jugend, deren Stammplätze wir besetzten, war auf einer Freizeit. Eben Ezer ist eine der wenigen bisher besuchten Gemeinden mit einer ausgewogenen Altersstruktur. Als die Kinder in ihr Programm verabschiedet wurden, ging zunächst ein Rauschen durch den Saal. So muss sich Pfingsten angehört haben. Aus allen Ecken strömten Kinder herbei und stellten sich vor dem Altar auf. Ich zählte. "Das sind so viele Kinder wie rote Ampeln heute", sagte ich zu meinem Sohn. "Zufall?", fragte er. "Ja!"

Hinter dem Altar war ein großes hölzernes Kreuz mit einer Jesus-Figur angebracht. Unsere Nachbarin erklärte uns, dass dieses noch aus der katholischen Verwendung der Kirche stamme und nur in der Osterzeit hervorgeholt werde. Ansonsten hänge dort ein schlichtes Holzkreuz.

In der Predigt ging es um - Jesus! Anhand des oftmals dick gedruckten Textes aus Philipper 2, 5-11 wurde die Gesinnung Jesu erläutert und wir zur Nachahmung aufgefordert. Mehrere Besucher hatten Bibeln gezückt und schrieben eifrig in ihre Notizbücher. Mit Humor und Tiefgang wurde das Thema entfaltet und mithilfe des Victory-Zeichens der Abstieg durch Leid und Herausforderungen (Verse 6-8) sowie der anschließende Aufstieg (Verse 9-11) durch Auferstehung und Ehre bei Gott verdeutlicht.

Der Liturgie hätten wir mit einem Begleitzettel oder lückenlosen Hinweisen auf die Nummern im Gesangsbuch etwas besser folgen können. Da wir recht weit hinten saßen, fiel das aber nicht weiter auf. Es gab Ansagen, Kollekte und Abendmahl. Letzteres wurde aus logistischen Gründen auf vier Gruppen verteilt. Die Moderation war sehr angenehm und Zwanzig nach Elf war der Gottesdienst zu Ende.

Dann begann der Gemeinschaftsteil bei Kaffee und Kuchen. Wir tauchten wieder in eine herzliche Atmosphäre des gegenseitigen Interesses ein und waren erstaunt, wen wir hier so alles trafen, insbesondere aus uralten Zeiten bei Campus für Christus. Auch unsere Kinder wurden angesprochen und aktiv in die Unterhaltungen einbezogen. Gegen Eins verließen wir Eben Ezer.

"Das nächste Mal nehme ich einen Poller-Schlüssel mit", sagte meine Frau und zeigte auf die rot-weißen Pfähle, die uns die Durchfahrt aus der Fahrenheitstraße in die Celsiusstraße verwehrt hatten. Das Bemerkenswerte an diesem Satz war "das nächste Mal". Ein größeres Lob hätte kaum ausgesprochen werden können. Sie signalisierte sogar Interesse am bei Eben Ezer geplanten Eheseminar.

Auf dem Rückweg stoppten wir bei "Nouva Roma" (Großbeerenstraße, Ecke Körtingstraße) und erlebten dort gute und erstaunlich preiswerte italienische Kochkunst. Dabei zeigten sich auch unsere beiden Marzahner Begleiter beeindruckt über die angenehme Atmosphäre und die gute Predigt bei Eben Ezer. Das ging so weit, dass wir sogar einen weiteren Besuch beim Männerabend in Lankwitz planten.

Montag, 14. März 2016

Männertreffen mit viel Kritik

Die "Männertreffen 2016" finden in monatlichen Abständen im Süden Berlins statt. Heute ging es um die praktische Auseinandersetzung mit dem Thema Kritik und dem Buch "Kultiviert Kritisieren" von Ralf Juhre.



Beim Gesprächsform Leben + Glauben hatten etwa 50% der Teilnehmer die Möglichkeit, sich für das nächste "Männertreffen 2016" anzumelden. Es sollte im Rahmen einer nur männlich besetzten Gesprächsrunde um die Vertiefung des Themas "Kritisieren ohne zu verletzen" gehen. Obwohl Frauen das ja wohl auch nötig hätten, oder?

Jedenfalls meldete ich mich an und bekam prompt am Vortag eine Erinnerungs-SMS. Das signalisierte ein gewisses Maß an Professionalität. Dennoch war mir völlig unklar, wer der Veranstalter ist und wie die Zusammensetzung der Teilnehmer aussehen wird. Google-Maps zeigte mir eine nicht ganz so eindeutig einschätzbare Parkplatzsituation vor Ort, so dass ich sehr pünktlich losfuhr und eine Viertelstunde vor Beginn eintraf. Parkplätze standen reichlich zur Verfügung.

Das Bürogebäude in der Haynauer Straße in Lankwitz beherbergt diverse Firmen und Einzelbüros. Der Fahrstuhl hatte einen Geruch, den ich irgendwoher kannte, aber nicht zuordnen konnte. Er endete eine Etage vor Ziel. Super! So etwas kann in einem wilden Irrlauf durch einen dunklen Bürokomplex mit Übernachtung im Papierkeller enden. Ephraim Kishon hatte seinerzeit ein ähnliches Szenario über einen Hotellift beschrieben. Ein spärliches Licht zeigte jedoch, dass die oberste Etage über eine Treppe zu erreichen sei. Geschafft!

Wilfried stellte gerade Lemonaid+ und weiteren Chari Tea in verschiedenen Farben auf den Tisch. Knabberzeug mit undefinierbarer vegan wirkender Zusammensetzung und gemeine Kekse folgten. Lederstühle wurden um einen Konferenztisch gruppiert. Mehrere Stapel des Buches von Ralf Juhre wurden platziert. Dann trafen nach und nach die Männer ein. Rolf, Michael, Rolf, Helge, Rolf und weitere Männer aus dem Altersspektrum Dreißig bis Sechzig setzten sich an den Tisch. Vom Sehen her kamen mir einige von ihnen bekannt vor. Zielgruppe des Männerabends war also offensichtlich der berufstätige Mann ab Dreißig. Letztendlich hatten wir eine biblische Zahl erreicht: Vierzehn! Vierzehn ist der Zahlenwert des Namens David und wird in Matthäus 1, 17 aufgegriffen.

Helge - nicht der Schneider - stieg relativ schnell in das Thema ein. Jeder der Anwesenden konnte noch ein Kritik-Buch von Ralf Juhre zum Sonderpreis erwerben. Im Laufe des Abends stellte ich fest, dass das Lesen des Buches eine sehr gute Grundlage zum Mitreden war. Das Kritisieren ohne zu verletzen übe ich ja schon seit geraumer Zeit. Der Erfolg stellt sich jedoch ähnlich schwer ein, wie das Erreichen meines Idealgewichtes von unter achtzig Kilo. Das Buch von Ralf Juhre hatte mir aber noch einmal sehr gut geholfen, die Grundprinzipien eines kultivierten Kritisierens zu verinnerlichen.

Viele der anwesenden Männer hörten die wertvollen Impulse das erste Mal. Helge verstand es, die Diskussion anzuregen und ließ viele persönliche Erfahrungen und theoretische Inhalte einfließen. Und dann gab es da noch diese Saloon-Situation: Man stelle sich einen gut mit Cowboys gefüllten Saloon vor. In der Mitte sitzt John und sagt etwas, das alle anderen provoziert. Zeitgleich werden die Revolver gezogen. Zeitgleich klicken die Abzugssicherungen. Die Läufe sind auf John gerichtet. Unser John hieß Wilfried. Wilfried hatte angefangen. Er zitierte Lukas 19 Vers 10 mit "Denn der Sohn des Menschen ist gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren ist". Auch die bisher stillen Männer holten nun Bibelverse hervor und es entstand ein regelrechtes Bibelvers-Gefecht. Niemand wurde verletzt. Ich war beeindruckt über die versteckten Potenziale dieser Männer.

Das schärfte die Gruppendefinition des Abends etwas nach. Es ging also um berufstätige Männer ab Dreißig mit einem erheblichen Bibelwissen, welches zwar nicht öffentlich zur Schau getragen, aber im Ernstfall hervorgeholt wird. Dennoch sind die Themen so auf den Alltag bezogen, dass auch ein Mann ohne diesen biblischen Hintergrund von solch einem Treffen profitieren kann.

Vierzehn Männer um einen Konferenztisch, der eigentlich für acht Personen vorgesehen war, sind doch recht viel. Der Kreis hat Potenzial für eine Teilung oder einen größeren Tisch. Im April jedenfalls fahren die Männer gemeinsam nach Kassel zum Männertag von Team.F. In Kassel ist mehr Platz. Es werden über 300 Männer erwartet.

Eigentlich schade, dass es Montag Abend war. Nach einigen guten Gesprächen zwischen Fahrstuhl und Parkplatz wollten noch Einige in die nahe gelegene Pizzeria fahren. Das war mir dann doch zu spät. Ich begab mich auf den Heimweg.

Ach so, Veranstalter der "Männertreffen 2016" ist "Eben Ezer" in Lichterfelde.

Sonntag, 13. März 2016

CVJM Kaulsdorf in Zinnowitz

Wie viele Menschen sich dem CVJM zugehörig fühlen, sieht man erst bei einer Freizeit. In einer sehr entspannten Atmosphäre lief die Zinnowitz-Freizeit des CVJM Kaulsdorf ab. Es gab biblischen Input, gute Gemeinschaft, neue Freundschaften und viel Freizeit im wahrsten Sinne des Wortes. Das Wochenende war sehr erholsam.



"Zinnowitz - Zinnowitz - Zinnowitz" schallt es durch den Gemeinschaftsraum der Familienferien- und Begegnungsstätte St. Otto in Zinnowitz. Das katholische Ferienobjekt ist nur etwa zweihundert Meter durch Wald und Dünen von der Ostsee entfernt. Eine kühle Brise umweht die Nasen. Nur wenige Mutige wagen einen Schritt ins kalte Wasser. Eine Reitergruppe trabt am Strand entlang und hinterlässt markante Zeugnisse ihres Ausrittes.

"Zinnowitz - Zinnowitz - Zinnowitz" erschallt es auch nach der zweiten Strophe im Gemeinschaftsraum. Alle haben ihren Spaß an diesem selbst gedichteten Lied zur wiederholten CVJM-Freizeit in Zinnowitz.

Bereits die Einladung klang so entspannt und passte trotz differenzierter Zimmereinteilung auf eine A4-Seite. Etwa dreißig Personen hatten sich angemeldet und waren am Freitag angereist. Zinnowitz ist von Berlin aus in etwas mehr als zwei Stunden zu erreichen. Die Fastfood-Kette mit dem gelben Buchstaben gibt es erst wieder kurz vor dem Ziel, so dass ein zeitaufwendiger "Nothalt" für die lieben Kleinen nicht eingelegt werden muss. Das Essen bei St. Otto ist ohnehin reichlich und trifft jeden Geschmack.

Zinnowitz CVJM Kaulsdorf
CVJM Kaulsdorf in Zinnowitz - Gruppenfoto mit Teenagern
Nach dem Abendessen - freitags nur Fisch und Käse - sangen wir erstmalig den neuen Zinnowitz-Song. Alle stimmten in die eingängige Melodie ein und waren somit gut erwärmt für den Rest des Abends. Schauspieler Rolf-Dieter Degen leitete professionell und mit viel Witz durch die Kennenlernrunde. Danach gab es einen längeren guten Input über die Beziehung zu Jesus. Dass wir zu wenige Chips und zu viel Wein dabei hatten, merkten wir beim anschließenden Get-together. Mehrere lustige Runden saßen zusammen und spielten oder unterhielten sich. Neue Freundschaften wurden geknüpft.

Der Samstag begann mit einem schlaftrunken absolvierten Frühstück. Gegen 10:00 Uhr erschallten Lieder durch den Gemeinschaftssaal und ein weiterer Input von Sebastian Kapteina folgte. Er nutzte einen Text aus dem Kolosserbrief und sprach über Jesus, Jesus, Jesus. Christus und unsere Beziehung zu ihm standen im Mittelpunkt. Danach war frei: Mittagessen, Strandwanderung, Mittagschlaf, Volleyball, Gespräche, Off-Road-Fahrt durch die schlammige Umgebung von Zinnowitz. Es war also für jeden etwas dabei.

Am Abend war etwas mehr Knabberzeug aufgetaucht. Dafür öffneten wir weniger Wein und Sekt. Das wäre ohnehin ungünstig für die Spielefraktion gewesen, die sich nach wenigen Runden Brettspiel in einen Kreis setzte und kriminelle Phänomene in einem Dorf aufzuklären versuchte. Dem fielen wohl so einige harmlose Dorfbewohner zum Opfer. An der Bar hatten wir andere Themen. Es ging um theologischen Fragen zu Liedtexten, die geistliche und personelle Entwicklung in der EKBO, das 97-Prozent-Buch von Robert Fraser und YouTube-Filme mit besonderen Grenzsituationen des Autofahrens.

"Zinnowitz - Zinnowitz - Zinnowitz" sangen wir auch am Sonntagmorgen bevor Sebastian den dritten Input zur Gott-Mensch-Beziehung anhand des Hebräerbriefes entfaltete. Gastfreundschaft und das gesunde Zusammenspiel zwischen Mitmenschen, Gott und uns selbst prägten seine Ausführungen. Anschließend gab es eine Nachdenkzeit und das Abendmahl. Wir waren sehr bewegt und gingen mit diesen Gedanken zum Mittagessen: Braten, Klöße und Rotkohl.

An der langen Tafel saßen wir Sebastian gegenüber und erfuhren sehr viel über das Konzept von Vineyard. Hauskreise entstehen, wachsen und treffen sich einmal im Monat zum Gottesdienst. Es gibt auch Hauskreise, die wegen ihrer Größe inzwischen sogar eigene Gottesdienste durchführen. Die Leitung ist breit aufgestellt, so dass sich keine hierarchischen Herrschaftsstrukturen herausbilden können. Die monatlichen Gottesdienste werden im Rotationsprinzip von den Kiez-Gruppen gestaltet. Mitarbeiter werden nicht krampfhaft für vorhandene Dienstbereiche gesucht, sondern es wird nach förderungswürdigen Begabungen geschaut und die Leute zum Leben in ihrer Berufung ermutigt. Das ist ganz im Sinne des oben bereits thematisierten Buches von Robert Fraser.

Das macht auch die Gemeinschaft beim CVJM so entspannt. Jeder bringt sich gemäß seiner Begabungen ein. Notwendige Arbeiten werden gesehen und einfach erledigt. Leitung erfolgt durch ermutigende Anwesenheit und stilles Vorbild. So stellt man sich Leib Christi im biblischen Sinne vor.

Nachdem sich diese organische Gemeinschaft zu einem Gruppenfoto formiert hatte, gab es einen weiteren Spaziergang zum Strand. Immer wieder folgten herzliche Verabschiedungen und dann verließen auch wir St. Otto.

In unseren Gedanken klang ein Refrain: "Zinnowitz - Zinnowitz - Zinnowitz".

Sonntag, 6. März 2016

SELK - Alle Sünder willkommen!

Die SELK in Marzahn legt in ihrer Liturgie einen hohen Wert auf Sünde, Buße und Vergebung. Die Predigt war interessant und biblisch. Die Altersstruktur ist gut durchmischt und es gibt einen parallelen Kindergottesdienst. Gäste werden freundlich und interessiert aufgenommen. Die SELK Marzahn engagiert sich mit "Laib und Seele" für den Bezirk.



Noch bevor man die Bilder auf der Webseite der SELK Marzahn wahrnimmt, fällt dem Besucher der Slogan "Alle Sünder willkommen!" ins Auge. Die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche erscheint mit ihren Projekten wie "Laib und Seele" öfter in der Tagespresse. Besonders dramatisch war vor einigen Jahren der abgebrannte LKW, der für den Transport von Lebensmittelspenden gebraucht wird. War das ein technischer Defekt oder willkommene Sünder?

Für heute war ein Predigtgottesdienst zum Kirchenjahres-Sonntag "Lätare" angekündigt. Das Wort "laetitia" kennt man von der spanischen Königin - Freude - also freut euch!

Obwohl wir zwei Minuten vor Elf durch die Eingangstür der ehemaligen Kita im Plattenbaustil traten, hatte der Gottesdienst bereits begonnen. Wir legten unsere Jacken ab und setzten uns in die letzte Reihe des erweiterungsfähigen Gemeindesaales. Ein Gesangsbuch mit Begleitzettel wurde uns in die Hand gedrückt. Mein Sohn suchte das erste Lied raus.

Die Wand neben dem massiven Altartisch war passend zum Kirchenjahr mit jeweils drei violetten Vorhängen verziert. Über dem Altar hing ein Kruzifix mit beeindruckender Jesus-Figur. Es wirkte alles sehr gepflegt und perfekt ausgeleuchtet. Orgelmusik erschallte aus dem Off, so dass wir zunächst vermuteten, dass diese wie bei den Baptisten in der Schönagelstraße per Smartphone eingespielt wurde. Später stellte sich jedoch heraus, dass Organist und Instrument hinter einer Schiebewand platziert waren. Die Lieder waren vor mehreren hundert Jahren geschrieben worden und gut bekannt, so dass wir lauthals einstimmen konnten.

Neben zwanzig Besuchern, von denen wir bereits fünf Personen stellten, waren drei bis fünf Kinder dabei, die im Laufe der Liturgie zum Kindergottesdienst entlassen wurden. Es waren alle Altersgruppen vertreten. Für uns als Gäste war es sehr praktisch, dass die Liturgie fast wörtlich auf den Begleitzetteln abgedruckt war. Es gab mehrere lateinische Überschriften. Um Lätare ging es jedoch nicht. Dafür stellten Sünde, Beichte und Buße einen wichtigen Bestandteil der Liturgie dar.

"Geh", war die zentrale Aufforderung in der Predigt. Ausgehend von Exodus Drei über Exodus Vier Vers Zwölf wurden in der Predigt sehr viele Bibelpassagen vorgelesen. Es waren auch das Buch Jona und Teile aus dem ersten Königebuch dabei, wo es um den Konflikt zwischen Ahab und Elia ging. Gefühlt bestanden 50% der Predigt aus Bibelzitaten. So etwas ist selten und trainiert das Bibelwissen. Immer wieder wurde dabei der Bogen zum "Geh" geschlossen. Trotz konzentrierten Minecraft-Spiels kann mein Sohn bis jetzt noch ohne zu Zögern den Hauptpunkt der Predigt wiederholen: "Geh".

Die Heftklammern im Predigtmanuskript erzeugten während des Weiterblätterns einige Pausen. Lose Blätter hätte man neben oder hinter den Stapel legen können. Wir haben auch schon Prediger mit Ringbüchern, Notizbüchern, losen Blättern, Tablets, MacBooks oder ganz ohne schriftliches Konzept gesehen.

Anschließend wurden wir freundlich angesprochen und nach gemeindlicher Zugehörigkeit, dem Wohnort sowie dem Zweck unseres Besuches gefragt. Wir wechselten einige Worte und erfuhren, dass nur wenige Gemeindemitglieder im Kiez wohnen. Dann verließen wir die ehemalige Kita. Es regnete immer noch in Strömen. Vor der SELK parkten zwei LKWs mit der Aufschrift "Laib und Seele".

Montag, 29. Februar 2016

Gesprächsforum Leben + Glauben

Das Gesprächsforum Leben + Glauben bietet eine gute Plattform zum Mitbringen von Freunden und Bekannten zu professionellen Vorträgen an einem neutralen gepflegten Ort außerhalb der Gemeinde. Die Themen werden mit niederschwelligen christlichen Inhalte vermittelt, so dass sich niemand überrumpelt fühlen muss.



Das Best Western in Steglitz ist sehr zentral gelegen. Direkt neben der Stadtautobahn verfügt es über ein großes Parkhaus und entsprechende Räumlichkeiten für Tagungen und Konferenzen. Die Außenoptik des Hotels erregt zwar einige Skepsis, aber diese steht ja auch bei anderen Bauten wie dem Hotel Maritim am Bendlerblock im Widerspruch zur Innenarchitektur.

Die Einladung zum gestrigen Gesprächsforum Leben + Glauben avisierte mein Spezialthema "die Kunst zu kritisieren, ohne zu verletzen". Als Referent war Unternehmensberater Ralf Juhre angekündigt. Wir waren gespannt.

Die Schilder und Pfeile leiteten uns treffsicher zum Ballsaal, wo wir gleich mehrere Bekannte aus der christlichen Szene der Stadt trafen. Kurzer Check-in, Mäntel abgeben und hinein in die illustre Gesellschaft von Unternehmern und leitenden Angestellten. Die liebevoll per Hand geschriebenen Tischkärtchen mit unseren Namen standen in der Nähe der Bühne auf Tisch 14. Unsere sechs Tischnachbarn hatten bereits Platz genommen. Mit einer provozierten Sogwirkung drehten wir unsere Schilder um und kamen auf diese Weise erst einmal über unsere Namen ins Gespräch. Das Eis war gebrochen.

Dann entfaltete Ralf Juhre das Thema. Vieles war bekannt. Allerdings ist es gut, bekannte Prinzipien immer wieder neu zu verinnerlichen. Während sich meine Frau für den richtigen Einstiegssatz bei für Kritik resistenten Gesprächspartnern interessierte, blieb bei mir hängen, dass ein wichtiges Moment des effektiven Kritisierens die Kontrolle der eigenen Emotionen ist. Das sei nicht so einfach, wenn Kritik durch Verbitterung motiviert sei oder eingehende Kritik auf alte Verletzungen stoße. Der Themenkomplex ist zu groß, um alle Facetten bis hin zu Vergebung und Heilung zu beleuchten. Ralf Juhre überzog seinen spannenden Vortrag ohnehin schon und musste mehrfach auf das angerichtete Buffet hingewiesen werden. Er ging damit recht entspannt um, zumal er die Zuhörer auf seiner Seite hatte.

Das Buffet war seinen Preis wert. Wir waren erstaunt, wie gut die Versorgung der etwa hundertdreißig Gäste organisiert war. Wir mussten nicht einmal antizyklisch vorgehen, um in einer vertretbaren Zeit wieder am Tisch zu sitzen. Da kennen wir ganz andere Szenarien.

An den Tischen ging es längst nicht mehr um die Bedeutung und Herkunft der Namen, sondern um familiäre Herausforderungen, die Mitarbeiterführung und um das Thema Kritik. Es konnten kleine Zettel mit Fragen beschrieben werden, die der Referent nach dem Essen noch beantworten wollte. Es kamen viele solcher Zettel zusammen, die aber dennoch alle geklärt werden konnten. Wir stellten fest, dass das Thema ein wirklich breites Interesse geweckt hatte und die Auseinandersetzung mit Kritik in verschiedenste Richtungen ging. Entsprechend intensiv wurde Ralf Juhre auch anschließend noch von Fragenden belagert.

Aber was hat Kritik mit Glauben zu tun? Auf eine angenehme Art waren gelegentlich Bibelzitate oder christliche Werte in den Vortrag eingeflossen, die aber keineswegs aufdringlich wirkten. Ein Gast, der von seinem christlichen Bekannten eingeladen worden war, zeigte sich anschließend erstaunt darüber, dass die christlichen Inhalte so niederschwellig vermittelt worden waren. Wir hatten dann noch ein kurzes aber gutes Gespräch über Taufe, Christsein im Alltag und das Einlassen auf eigene Erfahrungen mit Jesus.

Sonntag, 28. Februar 2016

Hofkirche Köpenick - Baptisten im Jrünen

Die Hofkirche Köpenick ist eine etablierte Baptistengemeinde im Südosten Berlins. Das Kirchengebäude auf dem Hinterhof passt sich in das Kiezensemble ein. Die Hofkirche zeigt ein starkes soziales Engagement und bietet Veranstaltungen für sämtliche Altersgruppen an.



"Ein Gottesdienst mit Tieren?", fragte mein Sohn als ich erzählte, dass wir zur Hofkirche in Köpenick fahren. Auf diese gedankliche Verbindung wäre ich gar nicht gekommen: "Es ist wohl nicht der Bauernhof sondern der Hinterhof gemeint". In der Hofkirche Köpenick wurde ich vor achtundzwanzig Jahren getauft. Die Gemeinde war damals bekannt für ihre Band. Einige Köpenicker traf ich Ende 1989, als ich den Wehrdienst verweigerte. Danach gab es kaum noch Berührungspunkte.

Erst durch unseren Kontakt zum CVJM Kaulsdorf wurden wir auf die Idee gebracht, einen Gottesdienst in der Hofkirche zu besuchen. Der CVJM liegt auf halber Strecke nach Köpenick. Der Wagen rumpelt über sanierungsbedürftiges Kopfsteinpflaster. "Ist ein Glas wirklich halb leer, wenn die Luft durch Vakuum ersetzt wird?", liest mein Sohn eine Fragestellung aus seinem wissenschaftlichen Buch vor.

Die Parkplatzsituation ist angespannt, aber kostenlos. Viele der Gottesdienstbesucher wohnen gleich um die Ecke und kommen zu Fuß. Bereits am Eingang begegnen uns Freunde aus dem CVJM. Hinter der unspektakulär wirkenden Durchfahrt eines typischen Berliner Altbauhauses eröffnet sich der Blick auf ein stilechtes Kirchengebäude. Eine Kirche im Hinterhof - die Hofkirche.

Der Gottesdienst ist sehr gut besucht. Es gibt nur noch wenige freie Plätze, obwohl es erst Fünf vor Zehn ist. "Okuli" heißt der heutige Sonntag im Kirchenjahr. Die Kinder stoßen mich in die Seite, als ich eine Guckst-du-Geste mache. Es wird Psalm 25 Vers 15 verlesen: "Meine Augen sind stets auf den HERRN gerichtet, denn ER wird meine Füße aus dem Netz lösen". Die Moderatorinnen wechseln sich ab. Mit einem Mikro in der Hand geht die zweite Moderatorin durch die Reihen und sucht nach Gästen, die einen Gruß übermitteln möchten. Wieder einmal sind wir nicht darauf vorbereitet. Das werden wir demnächst ändern.

Dann tritt der Chor auf und begleitet das gemeinsame Singen. Der Beamer hängt ganz oben im Deckengewölbe und benötigt einige Zeit zur Erleuchtung. Die Gemeinde zeigt sich auch ohne diese moderne Technik textsicher bei Paul Gerhardt. Ich zähle die Reihen und multipliziere sie mit den Stühlen je Reihe. Es müssen etwa hundertdreißig Gottesdienstbesucher anwesend sein.

Kinder verlassen mit drei Mitarbeiterinnen den Saal zum Kindergottesdienst. Die Predigt hält Uwe Dammann, den ich noch aus Zeiten des GJW (Gemeinde Jugendwerk) kenne, einem Tummelplatz für angehende Pastoren und engagierte Jugendliche. Es geht um Epheser Fünf, Unreine, Unzüchtige, Habgierige, Götzendiener sowie Nachahmer Gottes als geliebte Kinder. Mit seiner sonoren Radiostimme und trockenem Humor nimmt er die Zuhörer in die Divergenzen des Textes hinein.

Nach dem Gottesdienst stürmen mehrere Gemeindeleute auf uns zu und begrüßen uns. Wir treffen Freunde aus alten baptistischen Zeiten, die auch einen längeren Exkurs zur Lukas-Gemeinde in Schöneberg gemacht hatten und nun wieder bei ihren Wurzeln gelandet sind.

Es gibt Kuchen, Gespräche und kalten Hund im Gemeindekaffee. Wir unterhalten uns eine Weile zwischen Tür und emsig Nachschub holenden Gästen und weichen dann zu sechst zum benachbarten Inder aus. Alle haben aufgegessen. Die Sonne scheint.

"Was passiert eigentlich, wenn man die jeweiligen Elementreihen des Periodensystems als echte Elemente zusammenstellt?", geht es im Buch meines Sohnes mit der Suche nach wissenschaftlichen Antworten auf absurde hypothetische Fragen weiter.

Sonntag, 21. Februar 2016

Alles Kaulsdorf oder was?

Der CVJM Kaulsdorf ist immer wieder ein angenehmer Anlaufpunkt für Gemeinschaft und einen entspannten monatlichen Gottesdienst mit Brunch.



Irgendwie zieht es uns immer wieder nach Kaulsdorf: vor zwölf Jahren zur Geburt unseres Sohnes, vor vier Jahren zum Anfertigen von orthopädischen Einlagen, vor zwei Jahren zum Einbau einer Auto-Alarmanlage, vor einer Woche in die Dorfkirche und heute zum Brunch-Gottesdienst in den CVJM. Sollte uns das nicht zu denken geben? Keine Ahnung!

Der Morgen begann mit einer ungeplant startenden YouTube-Predigt von Willow-Creek-Pastor Bill Hybels. Es ging darum, was im Leben wirklich zählt. Das Konto, das Auto, das Haus, die Arbeit oder die Familie, die Gemeindefreunde, die Beziehung zu Jesus? Er betrachtete die Prioritätenliste vom Ende her, vom Totenbett aus. Was zählt dort noch?

Dann fuhren wir nach Kaulsdorf. Statt eines Apfelauflaufs stellten wir heute eine Lauchsuppe auf dem Brunch-Buffet ab, versorgten uns mit Brötchen und Kaffee und setzten an unserem Tisch das Thema Lebensprioritäten fort. Wir hatten ein recht intensives Gespräch über Verletzung, Loslassen, Warum-Fragen und die Lösung dessen durch Gottes direktes Reden, die damit verbundene Änderung des Blickwinkels und das Erkennen Seiner Führung in unserem Leben. Und wieder tauchte die Frage auf, welche Lebensbereiche wir Gott zur Verfügung stellen und welche wir als "Meins" betrachten. Die Erfahrungsberichte waren sehr spannend und wurden nur durch das Nachholen von Brötchen oder das mehrfache "Ist da noch Kaffee drin?" unterbrochen.

In der Predigt entfaltete Anne einen Text aus Markus 5, 21-43. Darin geht es um die Heilung der Tochter des Jairus und einer chronisch kranken Frau. Simultan zum Lesen des Textes stellten einige Gottesdienstbesucher die Szene schauspielerisch nach. Passend zu den oben geschilderten Denkanstößen legte sie den Schwerpunkt auf die Abfolge von Bitten, Warten und Bekommen. Zaghaftes Bitten, sich auf Gott einlassen und auf Seinen Zeitpunkt warten, kann ein überraschendes Ergebnis beim Bekommen zu Tage treten lassen. Jairus bat um Heilung vom Fieber und Jesus erweckte die Tochter letztlich vom Tod. Die chronisch kranke Frau wollte nur mal eben unerkannt die Kleidung von Jesus berühren, wurde gesund, wurde von Jesus bewusst wahrgenommen, sprach direkt mit Jesus und steht sogar mehrfach in der Bibel.

Nach dem Gottesdienst war zwar der Topf mit der Lauchsuppe leer, gedanklich waren wir aber gut gesättigt.

Sonntag, 14. Februar 2016

Evangelische Kirchengemeinde Kaulsdorf

In der Kirchengemeinde Kaulsdorf treffen sich die angestammten Kaulsdorfer zum Gottesdienst. Gäste werden sehr freundlich begrüßt und interessiert nach ihrer Herkunft gefragt. Der Altersdurchschnitt ist sehr gehoben. Einige Konfirmanden sitzen in den Reihen.



"Heute fahren wir zur Frauenkirche", sagte ich und schnitt mein Brötchen auf. "Was, Dresden?" "Nein, die Kirche in Kaulsdorf neben dem CVJM". Fragende Gesichter verlangten nach einer Erklärung. Hatten wir doch einige Tage zuvor die Webseite der Evangelischen Kirchengemeinde Kaulsdorf besucht und waren mit einer überproportionalen Frauenquote überrascht worden.

Der Gottesdienst sollte um 10:00 Uhr beginnen. Frau und Tochter hatten die Zeit im Kopf, mein Sohn am Handgelenk und ich im Nacken. "Wo fährst du denn heute lang? Das schaffst du nie!" Doch, und sogar mit Parkplatz direkt vor dem Eingang.

Heute war Nörgeltag: "Wieso sitzen wir so weit vorne? Dann können wir gar nicht die Leute beobachten, um zu wissen, was wir wann machen müssen". Direkt neben uns entströmte wohlige Wärme. Während die übrigen Besucher in Mantel, Schal und Mütze auf den Holzbänken saßen, zog ich meine Jacke aus und empfand es immer noch als angenehm warm. Pfarrerin Steffi Jawer kam durch die enge Nordpforte in den Hauptraum der Kirche und begrüßte uns im Vorbeigehen sehr freundlich.

"Liebe Kaulsdorfer, liebe Gäste", drückte die gelebte Willkommenskultur in der liebevoll renovierten Dorfkirche aus. "Invocavit - er hat angerufen", übersetzte Frau Jawer den Namen des heutigen Sonntages im Kirchenjahr. Das kommt aus dem Wortstamm "invocare" und sollte nicht mit "invocatus" verwechselt werden, was "ungerufen" bedeutet. In ihrer Predigt widmete sich die Pfarrerin einem Text aus Hebräer Vier. In den Versen 14 bis 16 geht es dort um Jesus, der auch mit den uns bekannten Schwächen und Herausforderungen konfrontiert wurde und uns nun als verständnisvoller Hoher Priester vor Gott vertreten kann. "Mit Freimütigkeit herzutreten zum Thron der Gnade", heißt es im Text. Doch was ist, wenn man den Thron gar nicht sieht? Sie hangelte sich an einer Geschichte von Kafka entlang, in der ein Mann zu einem Schloss unterwegs war, dieses jedoch zuerst durch den Nebel nicht sah und dann keinen passenden Weg hinein fand. Kafka, Gedichte und Bibelzitate wechselten sich ab. Meine Frau war begeistert von der angenehmen Stimme der Pfarrerin und dem roten Faden in der Predigt. Umrahmt wurde der Gottesdienst mit professioneller Orgelmusik und Posaunenbegleitung. Wir sangen sogar "Ein feste Burg" von Martin Luther.

Heute gab es Abendmahl. Erst wochenlang nichts und nun schon das zweite Mal hintereinander. Sehr gut! In der ersten Runde wurde echter Wein und in der zweiten Runde Traubensaft gereicht. Meine Frau stand auf und ging nach vorne. "Du darfst nicht", meine Kinder versperrten mir den Weg. "Ich will aber", und drückte gegen ihre Beine. "Du fährst noch", ein Kampf entspann sich in der Bankreihe - zwei gegen vier (Beine). Mein unbändiger Wunsch nach Abendmahl brachte den Sieg! Fast fiel ich durch den Schwung einer älteren Dame in die Seite. Sie trat zurück, lächelte und ließ mich zu meiner Frau eilen.

Als zwischen Küster und uns nur noch ein Abstand von zwei Kaulsdorfern bestand, wurde die letzte Oblate vom silbernen Teller gehoben und gab den Blick auf das eingravierte Kreuz frei. Was wird er nun tun? Gibt es weitere Oblaten? Ich nutzte die Gelegenheit und zählte die Kaulsdorfer und Gäste in der Runde. In Abgleich mit den auf die zweite Runde Wartenden müssen es so um die siebzig Gottesdienstbesucher gewesen sein. Diese Zahl entsprach in etwa auch dem gefühlten Altersdurchschnitt. Dafür stellte ich aber im Gegensatz zum Eindruck der Webseite ein sehr ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen fest. Wir bekamen noch einen Vers aus dem Matthäus-Evangelium (Kapitel 11 Vers 28) zugesprochen: "Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erfrischen".

Nach dem Gottesdienst wurde meine Frau angesprochen und nach unseren Namen gefragt. Sie erhielt einen Gemeindebrief und einige Veranstaltungshinweise und Gruppenempfehlungen. Der Küster meinte beim Rausgehen, dass er mich vom Sehen her kenne. Das passiert mir öfter. Ein Konfirmand reichte der Pfarrerin gerade seine Bonuskarte für besuchte Gottesdienste, als wir uns an der Schlange vorbei zu Steffi Jawer begaben und uns verabschiedeten.

War das noch früh am (Sonn-)Tag. Kaulsdorfer Union-Fans machten sich mit ihren Schals und Bierflaschen gerade auf den Weg zum Spiel. Gemütlich fuhren wir nach Hause und spazierten dann zum Bürgeramt - pardon - dem danebengelegenen Burger-Restaurant. Es gab frisch gegrillten Burger im Brötchen aus der eigenen Backstube.

Mittwoch, 10. Februar 2016

Erfahrungen der letzten sieben Monate

Begeisterung über die bunte christliche Landschaft macht sich breit, wenn wir die letzten sieben Monate der Wanderung durch die Gemeindeszene Berlins reflektieren. Networking, Networking, Networking!



Nun sind wir schon fast sieben Monate in der christlichen Szene Berlins unterwegs. Ein guter Zeitpunkt für eine Zwischenbilanz.

Die besuchten Gemeinden decken ein breites Spektrum von Baptisten über Katholiken, Afrikaner, CVJM, Mülheimer Verband, Landeskirche, Stadtmission bis hin zu Trendgemeinden wie Berlin Connect ab.

Das Augenmerk lag auf der Willkommenskultur, dem Miteinander, den liturgischen Elementen, der Predigt und der Altersstruktur. Einige Gemeinden hatten wir mehrfach besucht, um bestimmte Eindrücke bei einem Folgebesuch zu evaluieren oder weil es uns dort einfach gefallen hatte.

Inzwischen sind wir mehrfach mit Insidern der jeweiligen Gemeinden in Kontakt gekommen und konnten Einblick in die Hintergründe bestimmter Erscheinungsformen gewinnen. Gespräche mit Verantwortlichen nach den Gottesdiensten konnten unsere Fragen nach Vision der Gemeinde, gabenorientierter Mitarbeit, Hauskreisen oder gesellschaftspolitischer Relevanz im Kiez klären. Auf diese Weise lernten wir beispielsweise, dass es einem Spagat zwischen Willkommenskultur und niederschwelligem Schnupperzugang ohne sofortige Vereinnahmung entspreche, wenn man unerkannt kommen und gehen kann.

Unser Netzwerk ist inzwischen so umfangreich, dass wir unsere Erlebnisse mit den Erfahrungen anderer Christen der Stadt abgleichen und uns vielfach bestätigt finden. Bei Bedarf lassen wir unsere Sichtweise auch gerne nachjustieren.

Die Gemeindeleiter oder Pastoren informieren wir regelmäßig über die Berichte in diesem Blog. Die Artikel werden oft als hilfreiche externe Sicht angesehen, da im Gemeindealltag zu schnell der Blick für die Außenwirkung verloren geht.

Auffällig ist, dass in fast allen Gemeinden ganze Altersgruppen fehlen. Besonders gravierend ist das im Bereich zwischen Zehn und Zwanzig. Unsere Tochter wurde bisher nur einmal angesprochen und eingeladen. In Trendgemeinden mit Durchschnittsalter Fünfundzwanzig fehlen Senioren, Grundschüler und Teens. In Gemeinden ohne definierte Wachstumsziele haben wir einen Altersdurchschnitt von Fünfundsechzig erlebt. Sehr gut durchmischt sind die Heilsarmee Friedenau, die Kirche in Brück, die Baptisten Weißensee oder die Baptisten in der Bergmannstraße.

Apropos Baptisten. die Baptisten alias EFG (Evangelisch freikirchliche Gemeinden) haben die flächendeckend beste Willkommenskultur. Gäste werden wahrgenommen und sehr freundlich integriert. Man fühlt sich sofort zu Hause.

Trotz der starken Diversifizierung waren die Gottesdienste und Predigten inhaltlich sehr erbaulich und tangierten Themen, die uns im Alltag Motivation, Richtung und Entscheidungshilfe gaben.

Wir sind begeistert über das bunte christliche Leben in Berlin und den gemeinsamen Nenner "Jesus", der uns so fundamental und unkompliziert verbindet. Eine ermutigende Erfahrung in Sicht auf eine Stadt, die sich bisher viel zu wenig auf eigene Erfahrungen mit Jesus einlässt.

Sonntag, 7. Februar 2016

Christus-Treff Berlin - Isingstraße

Der Christus-Treff in der Isingstraße wird vorzugsweise von jungen Familien und Singles besucht. Gäste werden auf angenehme Weise in das Gottesdienst-Geschehen und die Gemeinschaft integriert. Aktiv werden kann jeder, der eine entsprechende Begabung hat und diese einbringen oder ausprobieren möchte. Die Isingstraße liegt direkt am Mauerradweg und lässt sich per Fahrrad ideal für Besucher aus Treptow, Kreuzberg und Friedrichshain erreichen.



Die Kiefholzstraße ist sehr lang. Fünf Kilometer an einem Sonntagmorgen, der mit einem "Uups, schon um Neun" im kuscheligen Bett begann. Fünf Kilometer geschichtsträchtiger Strecke von Südost nach Nordwest, schnurgerade auf den Fernsehturm zu. Fünf Kilometer vorbei an meinem alten Wohnhaus, an der ehemaligen Firma meiner Mutter, an einer im Bau befindlichen Autobahnauffahrt und mehreren roten Ampeln. Die Kiefholzstraße findet ihr jähes Ende am Landwehrkanal, dort wo einst die Mauer stand und nun der dynamische Berliner den Mauerradweg entlang radeln kann. Ein Wegabschnitt, für den Japaner eine Unmenge an Kirschbäumen gespendet hatten.

Wir parken vor der Neuapostolischen Kirche am Schmollerplatz. Neuapostolisch hatten wir bisher noch gar nicht auf der Agenda. Das wird heute auch nichts mehr, da deren Gottesdienst gerade vorbei ist. Bis zur Isingstraße 5 sind es nur wenige Meter. Vor uns laufen junge Erwachsene mit Schüsseln und Kind. Also doch Brunch-Gottesdienst und wir hatten keinen Apfelauflauf dabei. Wie peinlich...

Nachdem sich das Knäuel aus jungen Erwachsenen, Kindern und Fahrrad aufgelöst hat, betreten wir die heiligen Hallen des Christus-Treff. Nach links geht es in die "Kapelle". Klein aber mit allem, was eine historische Kapelle benötigt: zwei monströse Türportale, dazwischen eine winzige Orgel, Gesangsbücher, typische Kirchenfenster, ein Altar, ein Kreuz und mehrere Stuhlreihen.

Zwei, drei Leute kommen auf uns zu und begrüßen uns kurz. Martin, ein alter Bekannter aus baptistischer Vorzeit, erscheint und setzt sich zu uns. Auf den Türportalen waren mir die Schriftzüge "Heiliger Geist" und "Vater" aufgefallen. "Wo ist denn der Sohn", frage ich Martin. "Der ist zu Hause". Mein Blick wandert zum Kreuz. Dort steht "JESUS". Und unter "JESUS" steht Herrmann. Herrmann ist das Patenkind der Gemeinde, dessen Foto jeden ersten Sonntag im Monat gezeigt wird, da die Kollekte heute wieder für ihn gesammelt wird.

Am ersten Sonntag im Monat gibt es im Christus-Treff drei Highlights: die Sammlung für Herrmann, den Mitarbeiterkreis und das Abendmahl. Endlich mal wieder Abendmahl. Damit sind wir ja in letzter Zeit deutlich unterversorgt. Neben einigen landeskirchlich geprägten Bestandteilen der Liturgie gibt es Lobpreis, Kindergottesdienst und keine Predigt. Tobias leitet eine Zeit ein, wo Gottesdienstbesucher über ihre jüngsten Erfahrungen mit Jesus berichten können. Das wird gerne angenommen und wir hören viele interessante Berichte. Anschließend gibt es eine Gebetszeit zur Vorbereitung auf das Abendmahl. "Sind noch genug Steine da", frage ich meinen Sohn. Er nickt und ich gehe zum Altar. Dort sind jede Menge Pflastersteine aufgeschichtet und warten darauf, zum Kreuz getragen zu werden. Ich nehme zwei Steine und lege sie symbolisch unters Kreuz. Weg mit der Last!

Das Abendmahl findet aus Platzgründen in mehreren Runden statt. Es wird Dönerbrot durchgereicht und mit einem "Jesu Leib für dich gebrochen" an den Nachbarn weitergegeben. Danach geht ein Kelch mit den Worten "Jesu Blut für dich vergossen" herum.

Beim anschließenden Brunch erfahren wir mehr über die Gemeinde. Der vom CT Marburg aus initiierte Christus-Treff Berlin arbeitet in Kooperation mit der Berliner Stadtmission und ist damit auch Teil der EKBO. Das ehrwürdige Haus wurde im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört, weshalb die Kapelle jetzt so klein ist. Gerne möchte man das Haus renovieren und deutlich vergrößern, sagt uns Tobias Schöll, der quasi Pastor des CT Berlin. Es gebe keine Mitgliedschaft und Mitarbeiter sei jeder, der sich in irgendeiner Weise einbringt, und sei es durch das Mitbringen eines Apfelauflaufs. Tobi will kein pastoraler Alleinunterhalter sein und lässt seinen Mitarbeitern sehr viel Freiraum. Kreise, die sich überlebt haben oder kapazitiv nicht zu stemmen sind, werden beendet und Neues gerne ausprobiert - alles im Glauben und nach Maßgabe der verfügbaren Möglichkeiten. Und diese können bei Gott sehr groß sein.

Egal, mit wem wir ins Gespräch kommen, alle fühlen sich im Christus-Treff sehr wohl und sind begeistert über den Kiez-Bezug der Gemeinde. Auch meine Familie ist beeindruckt und sagt, dass wir den Christus-Treff unbedingt auf die Liste der noch einmal zu besuchenden Gemeinden setzen sollten.

Donnerstag, 4. Februar 2016

LEGO-Bautage in der EFG Weißensee

Das Bauen mit LEGO-Steinen macht nicht nur Kindern Spaß. Die EFG Weißensee veranstaltet deshalb einmal pro Jahr die LEGO-Bautage, wo zu einem bestimmten Thema Landschaften, Gebäude und Fahrzeuge gebaut und ausgestellt werden. Es stehen etwa eine Million Teile zur Verfügung.



Bauvorhaben werden oft zu einem Millionenprojekt.

Eine Million LEGO-Steine stehen seit heute wieder in der EFG Weißensee bereit. Sie sind gut sortiert nach Themen und Farben. Kinder, Väter und Großväter wuseln um die Kartons herum, kramen, wühlen, finden und füllen die benötigten Teile in 500g-Joghurtbecher ein. Ein Rad, ein Männchen, eine Grundplatte, vier Fenster und noch eine Fahnenstange - ab geht es wieder in den "blauen Salon" an einen der vielen Tische. Am Motorrad hängt noch ein Arm, die Piratenfahne passt nicht an die Stange, eine schwarze Platte fehlt - noch einmal kurz mit dem Becher ins Gewühl der Bauleiter. Ein kleines Mädchen sortiert Blumen - natürlich LEGO.

An den Tischen hatten sich heute etwa fünfzig Kinder verteilt. Das von Pastor Torsten Milkowski vorgestellte Eingangsthema "Verlorener Sohn" (Lukas 15, 11-32) wurde per LEGO-Film eingespielt und sollte als architektonische Grundlage des Nachmittags dienen. Die Kinder reagierten sehr flexibel und bauten Eisenbahnstrecken, üppig mit Plastikpflanzen bewachsene Landschaften, Piratenszenerien oder ihr Traumhaus.

Erwachsene ohne handwerkliche Ambitionen konnten sich bei Kaffee und Kuchen über die Dinge des Alltags austauschen, während auf den bereit gestellten Biertischen und Tischtennisplatten neue Welten entstanden. Das Drumherum war sehr professionell: knallrote T-Shirts, ansprechende Einladungskarten, Catering und Bauplatzvermittlung.

Als ich angesichts der vielen verfügbaren Teile noch darüber nachsann, wie denn der Auszug Israels aus Ägypten durch das Schilfmeer nachzustellen sei und mir dabei ein Auseinanderdriften der grünen Tischtennisplatten mit gleichzeitigem Versinken unzähliger LEGO-Männchen ausmalte, bestätigte die Frau des Pastors, dass es in den Vorjahren bereits das Thema "Josef in Ägypten" gegeben habe. Es seien dabei weiträumige ägyptische Landschaften entstanden.

Damit bis einschließlich Samstag genügend Baumaterial zur Verfügung steht, werden die Kreationen nur einmalig erscheinender Kinder zeitnah dem Recyclingprozess zugeführt und wieder sauber in die jeweiligen Kisten sortiert. Wer alle Tage dabei ist, kann das Werk eventuell sogar am Sonntag beim Familien-Gottesdienst vorstellen.

Die Erfahrung der letzten Jahre zeige, dass die ganze Gemeinde beim finalen Zerlegen und Rücksortieren mithelfe. Dann sei nach zwei Stunden die alte Ordnung wieder hergestellt und die Kisten können an den nächsten Interessenten weitergegeben werden.

Die "ferienaktion legobautage" läuft noch bis zum Samstag, den 06.02.2016, findet in der Zeit von 15-18:00 Uhr statt und endet mit einem Familiengottesdienst am Sonntag, den 07.02.2016, 10:00 Uhr.

Eine interessante Aktion mit guter Resonanz im Kiez.