In einer Online-Predigtreihe zu COVID19 geht es derzeit um den Jakobusbrief. So entspann sich heute eine Diskussion über die englische Bezeichnung dieses Briefes: James.
Heute ging es nicht darum, wie es von Saulus zu Paulus, Simon zu Petrus, Abram zu Abraham oder Jakob zu Israel kam. Nein, mit Anmoderation der neuesten Predigt von Rick Warren entspann sich eine Diskussion darüber, warum denn der Jakobus im Englischen in James umbenannt wurde. Ich vermutete, dass das auf die King James Bibel zurückzuführen sei. Glaubhafte Quellen berichten, dass einige Amerikaner diese Übersetzung als den biblischen Urtext betrachten.
Wir wollten es aber genauer wissen und gerieten in einen linguistischen Wettbewerb. Frau und Tochter hatten einen gewissen Vorteil, da sie ihre Smartphones dabei hatten. Aber sie fanden die Antwort nicht. Mein Sohn rekelte sich auf dem bequemen Bürosessel und erwähnte gelangweilt, dass die Spanier den James sogar als Diego bezeichnen. Er hasst Spanisch, auch wenn es in der heutigen Predigt um das biblische Liebesgebot und dessen praktische Anwendung auf Nachbarn ging.
Da die Frage nach James nicht geklärt werden konnte, entließen wir ihn in sein Zimmer. Er durfte sein Handy holen und selbst suchen. Erwartungsgemäß schnell hatte er die Antwort gefunden:
Es beginnt mit der Aussprache der Buchstaben B und M. In beiden Fällen werden zunächst die Lippen zusammengepresst. Um ein B zu sprechen, werden die Lippen schnell wieder geöffnet und beim M bleiben die Lippen einfach zu.
Die Lateiner hatten zunächst aus Jakob den Jakobus gemacht. Solche Anwandlungen kennen wir auch aus dem Deutschen, wenn Sachsen ein "ne" oder Schwaben ein "le" anhängen. Ein Russischkenner hatte mal einen simplen Trick für die Aussprache der sechs russischen Fälle parat: Man müsse einfach nur die Endung nuscheln. So kam es dann wohl in den späteren lateinische Dialekten dazu, dass aus dem B ein genuscheltes M wurde. Jakomus war geboren.
Jakobus und Jakomus existierten noch eine ganze Weile parallel nebeneinander. Die Sprachen entwickelten sich weiter - auseinander. Irgendwann hieß der biblische Yaakov (hebräischer Urtext) in Italien Giacomo, in Frankreich Jaques, in Wales Iago, in Irland Seamus, in Schottland Hamish und in England James. James ist im Prinzip nur eine mit der Zeit erfolgte Vereinfachung des Namens Jakomus.
Seltsam jedoch, dass James nur im Neuen Testament als solcher auftaucht und im Alten Testament immer noch von Jacob berichtet wird. Das liegt wohl daran, dass die King James Bibel um 1600 als Revision der Bishop's Bible erstellt wurde. Die Bishop's Bible war aus dem hebräischen und dem griechischen Urtext übersetzt worden. So kam es zu den zwei Varianten Yaakov und Iakobos. King James war übrigens König Jakob I. von England und lebte von 1566 bis 1625. Er kann als britischer Nachahmer Luthers bezeichnet werden.
Nachdem das nun geklärt wäre, wäre noch interessant, wie es zu der Abwandlung von Jakobus in Diego kam. Wen das interessiert, wird vermutlich in den Weiten des Internets eine Antwort finden.