Die Limelight Collection ist ein interessantes Format der Annäherung an Bibeltexte. Ein Berufskünstler leitet die kleine Gruppe bei der Entfaltung ihrer Kreativität an. Heute Abend habe ich Limelight in Prenzlberg besucht.
Nach dem Gottesdienst zeigte mir ein bekannter Schauspieler sein Smartphone. "Kennst du das?", wollte er wissen. Ich sah eine Einladung zu Limelight für Montagabend. Die Adresse war identisch mit der von Gemeinsam für Berlin. Hm, Montag? Der Männerabend bei Eben Ezer war mir zu weit: Lankwitz. Prenzlauer Berg hingegen wäre in 20 Minuten zu erreichen - mal unabhängig von der Parkplatzsuche betrachtet. Wegen eines Paralleltermins könne der Schauspieler selbst wohl nicht mitkommen.
So machte ich mich heute alleine auf den Weg. Den Parkplatz fand ich wenige Meter vom Haus entfernt. Pünktlich halb acht betrat ich die Räume der Heilsarmee. Diese befinden sich im Kellergewölbe der Kastanienallee 71 - freundlich, gemütlich und weihnachtlich geschmückt.
Mittzwanziger, Tee und Englisch
Mit meinem Erscheinen erhöhte sich die Teilnehmerzahl auf vier. Tee wurde angeboten. Es gab auch kleine Schokokekse. Sprache der Wahl war Englisch. Das Limelight Collective verstand jedoch auch Deutsch, so dass wir uns bilingual verständigen konnten.
Innerhalb des akademischen Viertels trafen weitere Leute ein, so dass wir letztlich mit neun Personen starteten. Den homogenen Altersdurchschnitt von Mitte zwanzig überschritt ich um einige Jahre - um nicht gleich das Wort Verdoppelung zu verwenden. Ich schaltete um auf den Ich-fühle-mich-jung-Modus. Zunächst setzten wir uns um eine große Decke und sangen Weihnachtslieder mit Tejas, einem Softwareguru aus dem Mittleren Osten. Tejas leitet übrigens die Jugendgruppe bei Saddleback, so dass sich hier völlig unerwartete Netzwerk-Verbindungen schlossen.
Matthäus 2
Dann bekamen wir eine kleine Einführung in Matthäus 2, 1-12. Alles auf englisch, aber egal. Wenigstens hatte ich am Sonntag den Akku nachgeladen, so dass meine Bibel-App wieder genutzt werden konnte. Außer Vulgata und Hebraica habe ich wohl nichts weiter auf dem Smartphone. Irgendwann ist der Speicher ja ausgereizt.
Nach einem entspannten Austausch über den Text verteilten wir uns im Raum. Buntstifte, Fasermaler, Kugelschreiber und Papier lagen bereit. Der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt. So wurde gemalt, getextet, sinniert, gebetet, gesessen, getanzt, gesungen oder Gitarre gespielt.
Papier und blauer Buntstift
Ich nahm ein Blatt Papier und malte mit einem blauen Buntstift, was mich bei diesem Text bewegte. Ein großer Stern im Zentrum, ein Weg, der sich langsam durch die dunkle Umgebung schlängelte und dann mitten in den Stern hineinmündete. Darunter das verschlafene Jerusalem, eine zugeklappte Bibel und ein Königs-Apfel mit Kreuz-Ornamenten, oder wie auch immer diese Kugel heißt, die die Könige auf alten Gemälden in der Hand halten. Letzteres symbolisierte das schockierte Jerusalem, den erschrockenen König Herodes und die desinteressierten Schriftkenner. Vers 10 bewegt mich schon seit gut 30 Jahren, als wir diesen Text erstmalig genüsslich mit Kollegen in einer Nachtschicht auf uns wirken gelassen hatten.
Kunstbetrachtung
Nach ausreichend viel Zeit kamen wir wieder an der flauschigen Decke zusammen. Es gab Brot und Butter - pardon bread & butter - eventuell in Anlehnung an das gleichnamige Festival of Style and Culture. In einer kreativen Reihenfolge stellten wir die Ergebnisse vor. Es wurden Bilder herumgereicht und jeder konnte sich einen Augenblick lang hineinversetzen. Wir kamen über Farben, Formen und den tieferen Sinn ins Gespräch und entdeckten Dinge, die selbst der jeweilige Künstler noch nicht bemerkt hatte.
Texte und Tanz
Kurze Texte wurden gelesen und eine Frau aus Ghana tanzte dazu. Sie erklärte uns jede ihrer Bewegungen, so dass ich erstmalig ein Verständnis für Ballett-Choreografie vermittelt bekam. Die Bewegungsabläufe waren so genial, dass ich wohl mit heruntergeklappter Kinnlade auf der Decke gesessen haben muss.
Drei Stunden City-Kreativität
Auf diese Weise hatte ich gar nicht bemerkt, dass schon drei Stunden vergangen waren. Der Abend wurde mit einem Gebet abgeschlossen und alle halfen noch beim Aufräumen. Wie ich erfuhr, kamen die Kreativen aus verschiedenen Gemeinden der weiteren City-Region: Wedding, Moabit, Mitte, Prenzlberg. Englisch war eine gute Option für die allgemeine Verständigung gewesen. Halb zwölf war ich wieder zu Hause.
Limelight findet jeden Montag statt und bietet einen guten Rahmen zur freien Entfaltung der Kreativität. Die geschaffene Kunst wird ernst genommen und das eigene Denken auf eine spannende Entdeckungsreise geschickt. Die Werke werden für spätere Inspirationen archiviert - als Original oder als Foto.