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Sonntag, 28. Februar 2021

Christengemeinde ecclesia in Langenfeld gewinnt Gottesdienstbesucher über Google

Heute waren wir mal wieder auf der Suche nach einem Gottesdienst, den wir bisher nicht besucht hatten. Auf der ersten Ergebnisseite bei Google entdeckten wir die Christengemeinde ecclesia aus Langenfeld.


Die Christengemeinde ecclesia aus Langenfeld ist sehr clever, was die Platzierung bei Google betrifft. Wo sonst nur EKD, PRO Medienmagazin, ZDF, Bibel TV oder katholisch.de die besten Plätze belegen, mischt die Christengemeinde mit ihrer Domain Gottesdienst-TV.de voll mit und hat sogar das ZDF auf Platz 5 verdrängt. Suchmaschinenoptimierung vom Feinsten! Dass die Gemeinde in dieser Hinsicht seht fit ist, zeigt sich auch darin, dass die Domains Gottesdienst.online und LiveKirche.TV auf diese Gemeinde angemeldet sind.

Langenfeld liegt im Rheinland auf halber Strecke zwischen Düsseldorf und Köln. Die Gemeinde gehört dem BFP (Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden) an und bezeichnet sich als charismatisch. Letzteres wurde nur durch das Vorhandensein des liturgischen Elementes Lobpreis sichtbar. Insgesamt hätte die heutige Live-Übertragung auch als typischer Gottesdienst einer Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde durchgehen können. Hier wird deutlich, wie weit sich freikirchliche Gottesdienstformen inzwischen angenähert haben.

Die Gottesdienste der Christengemeinde ecclesia (griechisch für Gemeinde) beginnen um 10:30 Uhr. Eine humane Anfangszeit, die insbesondere Familien mit Kindern entgegenkommt. Wie bereits erwähnt, gab es zunächst einen umfangreichen Lobpreis - auf Deutsch. Die Liedtexte wurden eingeblendet und auch die Mitwirkenden wurden durch Einblendungen vorgestellt. Sehr gut für Gäste.

Gästen einen möglichst niederschwelligen Zugang zu ermöglichen zahlt sich aus: Gemeinden, die während Corona schnell und professionell auf Online-Gottesdienste umgestellt haben, verzeichnen einen deutlichen Zuwachs an Besuchern. Die Gemeinde bietet deshalb auch um den Gottesdienst herum verschiedene Formate für Mitglieder und Interessierte an: Alpha-Kurse und andere Seminarreihen, ein Predigt-Archiv, eine Live-Chat-Funktion, ein Kontaktformular für Gebetsanliegen und eine Rubrik mit äußerst witzigen Online-Kindergottesdiensten. Die "Kirche für Kids" ist so gut gemacht, dass sie auch in anderen Gemeinden genutzt werden sollte.

Zurück zum Gottesdienst: Heute predigte Ezekiel. Nicht der aus der Bibel, sondern ein Ezekiel mit Nachnamen Goodman. Es war wohl seine erste Predigt auf Deutsch. Diese Herausforderung meisterte er entspannt und mit Bravour. Es ging darum, dass Gott alles im Griff hat und wir ihm bedingungslos vertrauen können. Wenn Gott etwas zusagt/verspricht, hält er es auch. Die frei vorgetragene Predigt wurde mit vielen Beispielen aus dem Alltag untermalt und auch die Anwesenden im Saal wurden gut mitgenommen. Gegen 12 Uhr war der Gottesdienst vorbei und wer wollte, konnte sich noch in die Video Lounge einklicken - per Zoom.

Wie viele Besucher vor Ort waren, konnte der Online-Gast nicht sehen. Die Kameras hatten immer nur die Bühne eingefangen. Der Schnitt war professionell, die Texteinblendungen ebenfalls. Allein beim Sound, den Kamerapositionen und dem Bildhintergrund gab es noch Optimierungspotenzial. Bereiche, die mit relativ wenig Aufwand korrigierbar sind. Wünschenswert wäre noch eine Infoseite zu Geschichte, Struktur und geistlicher Verortung der Christengemeinde Langenfeld. Auf alle Fälle hat die Gemeinde das beste aus Corona gemacht und wirkt auch personell sehr einladend.

Sonntag, 21. Februar 2021

Lobbyismus in Zeiten der Online-Gottesdienste

Der fehlende persönliche Austausch am Rande von Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen ist für viele schwer zu ertragen. Es gibt aber eine Lösung: die virtuelle Lobby von Wonder.


Wenn es mal kein Corona gibt, ist die Lobby der Ort, an dem sich die Besucher eines Gottesdienstes treffen, umarmen, Hände schütteln, ihre Jacken ablegen, Kaffee trinken oder einfach nur zum Smalltalk zusammenstehen. Eltern hetzen mit ihren Kleinkindern durch die Lobby und bringen diese in die Spielzimmer. Das Willkommensteam scannt die Lobby nach neuen Gesichtern und vermittelt erste Kontakte. Verabredungen zum nächsten Hauskreis werden getroffen und wenn es Keksdosen gibt, werden diese durch Erwachsene und Kinder geleert.

Um den Jahreswechsel wurde in unserer Gemeinde eine virtuelle Lobby eröffnet. Auf dem Bildschirm war eine schöne Winterlandschaft zu sehen und es rieselte reichlich Schnee. Mal schauen, wie das funktioniert! Wie im echten Leben gab es in der Lobby mehrere Bereiche. Nach der Bestätigung des Zugriffs auf Kamera und Mikrofon konnte man sich per Mouse in den gewünschten Bereich der Lobby bewegen. Uups, da war noch jemand, der sich im neuen Umfeld zu orientieren suchte.

Als wir uns mit der Mouse auf die andere Person zubewegten, erschien plötzlich ein Kreis. Dieser legte sich um unsere Bilder und wir fühlten uns schon fast so, als würden wir uns an einem der Stehtische im realen Umfeld treffen. Plötzlich tauchte eine dritte Person auf. Auch sie kam an unseren Tisch. Das Gespräch, das nun entstand, war so interessant, dass wir den Beginn des Gottesdienstes verpassten - auch eine realitätsnahe Erfahrung.

In den folgenden Wochen wurde die Lobby für verschiedene Zusammenkünfte genutzt. Ein zeitnahes Frauentreffen war so von dem rieselnden Schnee genervt, dass der Schnee umgehend abgeschaltet wurde. Das funktionierte bei der realen Wetterlage nicht. Da man in dieser Lobby auch geschlossene Gruppen bilden kann, eignet sich die Software auch gut für Hauskreise. Gerade in der letzten Woche haben wir uns zwei Stunden zum Hauskreis in der Lobby aufgehalten, noch einmal sämtliche Funktionen durchgespielt und überlegt, ob wir die Lobby nicht auch für die nächsten Geburtstagsfeiern nutzen. Man könnte beispielsweise das Backrezept herumsenden und sich zum gemeinsamen Verzehr des Kuchens in der Lobby treffen.

Die Lobby von Wonder lässt sich gut in bestehende Webseiten einbinden und personalisieren. Weitere Infos gibt es auf der Webseite von Wonder. Leider nur auf Englisch, aber es wird sich bestimmt jemand finden, der sich mit Computern auskennt und ein wenig Englisch versteht.

Mittwoch, 17. Februar 2021

Corona macht's möglich

Der Umgang mit Corona kann sehr unterschiedlich sein. Auch bei uns hat sich in den letzten 11 Monaten viel geändert. Letztlich sehen wir aber Römer 8,28 bestätigt.


Die seit März 2020 viel zitierte Wortgruppe "Krise als Chance" erzeugt bei vielen nur noch Verstimmung. Verstimmung, die die Lockdown-Situation noch zäher und nervender macht. Über Impfdosen und Masken haben sich so manche alte Freundschaften aufgelöst, einst erfolgreiche Geschäftsleute sind ins Bodenlose abgestürzt und Familien fällt die heimische Decke auf den Kopf.

Bis zum Sommer dachte ich noch, als Betreiber einer Softwarefirma sei ich Profiteur der Pandemie: Digitalisierung und Umstellung bestehender Systeme auf die neue Umsatzsteuer versprachen interessante Einnahmen. Die neue Umsatzsteuer ließ sich erstaunlich schnell einsteuern. Kurz darauf stoppten Stammkunden ihre regelmäßige Beauftragung. Sie wussten selbst nicht, wie es bei ihnen weitergeht. Die volkswirtschaftlichen Auswirkungen des Lockdowns sind doch viel weitreichender, als man es so landläufig wahrnimmt. Was tun?

Eines meiner Prinzipien ist das In-Bewegung-Bleiben. Da auch die Fitness-Studios schließen mussten, entdeckte ich das Fahrrad wieder. Es wurden ausgedehnte Radtouren und Fußmärsche absolviert oder im Garten einige Bäume gefällt und klein gehackt. Und es war immer noch viel Zeit übrig. Während Corona muss ich so um die 5.000 Seiten trockenster Fachliteratur gelesen haben, darunter der Verfassungsschutzbericht, die Kriminalstatistik, der Bericht der Enquete-Kommission zu Sekten und Psychogruppen, diverse Bücher zu Desinformation und Autoritarismus, ein Buch zur Spanischen Grippe, sämtliche Publikationen der Münchner Sicherheitskonferenz und was mir sonst noch so in die Hände fiel. Parallel dazu natürlich auch die tägliche Bibellese. Bei Letzterer konnte sogar ein Rekord aufgestellt werden: Elberfelder komplett durch in viereinhalb Monaten. Übrigens meine erste Bibel mit Goldschnitt.

Die neuen sportlichen Erfahrungen, die intensivere Gemeinschaft mit der Familie, das viele Wissen - welches noch durch Online-Seminare ergänzt wurde - und der Leserekord der Bibel sind schon ein Gewinn, den ich ohne Corona nicht gehabt hätte. Die Pandemie hat aber noch weitere gute Dinge gebracht: Latente Kontakte wurden intensiviert und neue Kooperationen aufgebaut. Nach Maßgabe der Möglichkeiten wurden Win-Win-Situationen geschaffen, die ohne Corona nicht denkbar gewesen wären. Ab und zu kamen dann sogar noch Digitalisierungsaufträge rein. Änderungen haben sich auch im Medienbereich ergeben: Wegen der wenigen Bildtermine musste ich mich auf den Wort-Journalismus konzentrieren und neue Berichtsformate entwickeln.

Und das Gemeindeleben? Während mein Sohn jeden Sonntag an der Technik sitzt und für einen reibungslosen Ablauf des Online-Gottesdienstes sorgt, betreut meine Tochter die lieben Kleinen per Zoom und YouTube im Kindergottesdienst. Wir sitzen im Wohnzimmer und genießen zuweilen den Blick über den gemeindlichen Tellerrand hinaus. Teilweise geht der Blick um den halben Globus nach Kalifornien oder Australien. Neue Impulse und immer wieder das Bewusstsein: Corona tangiert uns alle.

Bei so viel moralischem Profit gerät in Vergessenheit, dass unsere Israel-Reise zur Silberhochzeit im Mai 2020 gecancelt wurde und wir die Flugkosten bis heute nicht erstattet bekommen haben. Oder, dass wir unsere Tochter nicht in Madagaskar besuchen konnten, weil sie wegen der Corona-Flugverbote ihr Freiwilliges Soziales Jahr abbrechen musste. Ersatzweise hatten wir aber eine schöne Silberhochzeit auf den Gewässern Brandenburgs und einen Thüringen-Urlaub mit beiden Kindern. Letztlich führt uns das zu Römer 8,28 und der Bestätigung, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum besten dienen - selbst Pandemie und Lockdown.

Sonntag, 14. Februar 2021

Credo Kirche und der Online-Gottesdienst aus Elberfeld

Der Name Credo Kirche war mir schon öfter über den Weg gelaufen. Heute besuchten wir erstmalig einen Online-Gottesdienst des Standortes Wuppertal-Elberfeld.


Beim Frühstück überlegten wir, welchen Online-Gottesdienst wir uns denn heute mal anschauen wollen. "Schau doch einfach, was Google vorschlägt", warf meine Tochter ein. Gute Idee! Die erste Seite war mit EKBO (Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz), Bibel TV, katholisch.de, EKD (Evangelische Kirche Deutschland), pro Medienmagazin und ZDF vollgepflastert. Dann noch ein Beitrag des rbb (Radio Berlin-Brandenburg) über durch Rechtsextreme gekaperte Online-Gottesdienste. Aber nichts, wonach wir suchten. Auf Seite 2 dann endlich ein Link zur Credo Kirche.

Credo? Kinder der Werbung kennen Credo noch aus den 1980er Jahren: Gleißende Morgensonne. Eine Frau reißt das Fenster auf. Musik und Gesang: "Das ist mein Credo, Credo, Credo. Credo mit aufregenden Düften. Und der Tag kann kommen." Was wohl kaum jemand weiß: Das besungene Deo hat ein altes lateinisches Glaubensbekenntnis zweckentfremdet. Credo heißt übersetzt nämlich "ich glaube". In Credo stecken so schöne Worte wie Akkreditierung (Beglaubigung) oder Kredit.

Bei der Credo-Kirche geht es um den Glauben an Jesus. Das wurde in der heutigen Predigt sehr deutlich. Pastor des Elberfelder Standortes, Christian Knorr, startete eine vierteilige Predigtreihe zum Thema "in Jesus". Diese hangelt sich am Epheser-Brief entlang. Einen Brief, den ich selbst gestern gerade in mich aufgesogen hatte. Laut Christian Knorr solle man den Text nicht einfach nur so lesen, sondern sich von der Liebe und Fülle in Jesus aufsaugen lassen. Die Predigt war durchzogen mit Wortwitz und genialen Beispielen aus dem Alltag. So konnte man dem Gesagten gut folgen. Die Gemeinde kommentierte fleißig im nebenstehenden Chatbereich. Teilweise war die ganze Leiste voll mit "Amen". Über 300 Zuschauer verfolgten den Life-Stream auf YouTube. Das ist im oberen Bereich dessen, was wir bisher bei Online-Gottesdiensten erlebt haben.

Umrahmt wurde der Gottesdienst durch die üblichen Ansagen und eine ausgedehnte Lobpreiszeit. Eine Band und mehrere Sängerinnen nahmen die Zuschauer mit in die Anbetung. Alle Lieder wurden auf Deutsch gesungen und die Texte wurden eingeblendet. Für neue Besucher wäre noch ein Hinweis auf Name und Funktion der Akteure hilfreich gewesen. Vielleicht beim nächsten Mal. Um die Gemeinschaft innerhalb der Credo Kirche nicht abflachen zu lassen, konnten sich die Leute nach dem Gottesdienst auf virtuelle Räume verteilen und dort den gewohnten Austausch pflegen. Im März finden auch wieder jede Menge Seminare statt, an denen man sich online beteiligen kann.

Nach eineinhalb Stunden war der Gottesdienst vorbei. Meine Tochter fand den Gottesdienst gut. Ich sehe das auch so. Der Rest der Familie konnte sich dazu nicht äußern, da er im Technik-Team unserer eigenen Gemeinde eingesetzt war.

Wer die Credo Kirche nach dem Lockdown offline besuchen möchte, muss sich ganz weit in den Westen Deutschlands oder nach Skandinavien begeben: Es gibt zwei Standorte in Wuppertal, einen in Solingen sowie zwei Gründungsprojekte in Hamm und Helsinki (Finnland).

Sonntag, 24. Januar 2021

Online-Gottesdienst bei der Bethel Church in Redding

Wegen technischer Probleme war die Übertragung des geplanten Gottesdienstes eingefroren. So entschieden wir uns kurzerhand für einen Besuch bei der Bethel Church in Redding.


Noch unter der Dusche war zu vernehmen, dass es Probleme bei der Übertragung des Vorprogramms zum Gottesdienst gab. Als ich ins Wohnzimmer kam, war das Bild eingefroren und im begleitenden Chat wurde das Technik-Team zum Durchhalten ermutigt. Weil unser Sohn in diesem Team mitarbeitet, diskutierten wir zunächst, ob es familiär fair wäre, auf einen anderen Gottesdienst umzuschalten. Egal: Wir schalteten auf den Live-Gottesdienst von Mosaik Berlin um. Deren Pastor, Dave Schnitter, begann eine neue Predigtreihe zu Barmherzigkeit. Das Thema ist zwar wichtig, aber in den letzten Monaten immer wieder durchgekaut worden. Was tun?

"Die Follower von Soundso schauen sich immer Bethel an", warf meine Frau ein. Daraufhin suchten wir den Live-Gottesdienst der Bethel Church. Deren Hauptsitz liegt allerdings in Redding. Redding liegt im nordkalifornischen Nirgendwo und hat einen Zeitunterschied von neun Stunden. Dort war es also gerade zwei Uhr nachts und keine geeignete Zeit für eine Live-Übertragung. So stöberten wir auf deren YouTube-Kanal und fanden einen halbwegs aktuellen Gottesdienst. Er sollte etwa zwei Stunden dauern.

Den größten Teil dieser zwei Stunden nahm der Lobpreis ein. Nach einer kurzen Begrüßung ging es auch schon los. Die Lieder wurden in Super-Long-Maxi-Versionen gespielt, aber sehr authentisch vorgetragen. Im Vergleich zu Hillsong fehlten Make-up, Schmuck und Show. Auch die Stimmen waren bei Weitem nicht so markant wie beim australischen "Wettbewerber".

Nach einer Stunde gab es Ansagen zum Gemeindeleben und einen längeren Block zum Spenden. Wenn man nur reichlich spende, bekomme man richtig viel von Gott zurück. Inhaltlich deckte sich das zwar mit unseren Erfahrungen, wurde aber so penetrant vorgetragen, dass es schon wieder manipulativ wirkte. Etwas überrepräsentiert waren auch die Johnsons: Candace Johnson machte die Begrüßung, Bill Johnson gab einen kurzen und guten Input nach dem Lobpreis und Eric Johnson hielt die Predigt. Neben Bill, Eric und Candace gibt es noch Beni, Brian und Jenn Johnson, die alle als Senior Leiter oder Senior Pastoren geführt werden. Zustände, wie sie auch in kleineren Gemeindeverbänden Deutschlands anzutreffen sind. Eine zu starke Verschwägerung in der Leitungsebene kann eine Menge Probleme nach sich ziehen. Von daher war es ein ermutigendes Zeichen, dass sich Eric und Candace in diesem Gottesdienst verabschiedet haben. Eric sprach von seinen 18 Jahren bei Bethel und dass er gespannt auf die nächsten Etappen seines Lebens ist.

Nach der Predigt verabschiedete sich auch die sichtlich gerührte Candace von der Gemeinde. Dann war Schluss. Einfach so - ohne Lied - ohne Abbau des Spannungsbogens - einfach Schluss - wie beim Rodeo in Texas, wo nach zwei Stunden mitten im Turnier das Licht angeschaltet und die Gäste zum Verlassen der Arena aufgefordert werden. Auch hier gibt es einen Unterschied zu Hillsong. Bei Hillsong gibt es nach der Predigt noch ein Abschlusslied.

Sonntag, 17. Januar 2021

Kindergottesdienst per Zoom und YouTube

Mit virtuellen Gottesdiensten tun sich viele Gemeinden auch nach zehn Monaten Corona noch sehr schwer. Wie gestaltet sich dann erst der Kindergottesdienst?


Saddleback war auch schon vor Corona auf Videoübertragungen eingestellt, so dass Gottesdienste und andere Aktivitäten schnell in den Cyberraum verlegt werden konnten. Es war lediglich zu klären, ob Aufzeichnungen per Zeitsteuerung präsentiert werden, oder ob ein Mix aus Live-Musik und Predigtkonserve übertragen wird. Diese Entscheidung ist bis heute nicht final getroffen. Allerdings gruppieren sich um den Hauptgottesdienst einige interessante neue Formate, wie zum Beispiel der virtuelle Kindergottesdienst.

Unsere Tochter ist inzwischen Teil des Kindergottesdienst-Teams. Jeden Sonntag zieht sie sich für 90 Minuten in ihr Zimmer zurück, stellt einen Papp-Jesus auf und dekoriert den Hintergrund. Denn "Hintergrund macht Bild gesund" lautet ein alter Journalisten-Spruch. Anschließend klappt sie ihren Laptop auf. Bis zu 30 Kinder treffen sich mit den Mitarbeitern per Zoom-Konferenz. Die Kinder tauschen sich aus, wie es ihnen in der aktuellen Situation ergeht. Soweit es der Sichtbereich der Kamera erlaubt, werden Bewegungsspiele gemacht. Und natürlich gibt es auch die biblischen Geschichten.

Zur Unterstützung werden Trickfilme verwendet, die von Jesus, David, Noah und anderen Personen der Bibel berichten. Saddleback scheut keine Mühen, diese Filme herzustellen und ins Deutsche zu übersetzen. Inzwischen gibt es einen Fundus von über 100 Videos. Die gute Didaktik bei der Vermittlung biblischer Inhalte ist übrigens einer der Gründe, warum wir seit vier Jahren bei Saddleback sind.

Der Kindergottesdienst entspricht dort nicht der üblichen Strafversetzung in einen Dienst, den keiner machen will. Es gibt eine stetig wachsende Zahl an Kindern und entsprechend hoch hängt die Latte für die Persönlichkeit der Leiter. Ohne Führungszeugnis geht gar nichts. Viel zu wichtig ist es, die Kinder zu gesunden geistlichen Persönlichkeiten zu entwickeln. Dessen sind sich die Mitarbeiter bewusst und darauf arbeiten auch Materialien wie die YouTube-Trickfilme hin. Diese können auch gerne von anderen Gemeinden genutzt werden.

Sonntag, 26. April 2020

Alltagstaugliche Predigten von Rick Warren

Unsere Tochter konnte sich durchsetzen. Keine Experimente. Keine Gottesdienste von bisher unbekannten Gemeinden aus entfernten Teilen der Welt. Nein, es sollte wieder Saddleback sein.



Die knapp 20 Saddleback-Gemeinden weltweit sind das Schauen von Videos gewohnt. Rick Warren oder einer der Pastoren aus Kalifornien predigt und wird per Leinwand in die lokalen Gemeinderäume transportiert. Der lokale Gemeinderaum war heute unser Wohnzimmer. Die Familie wollte die deutsche Übersetzung hören, so dass sich im Folgenden ein Gottesdienst auf Denglisch entfaltete:

Lokalpastor Rob McGee und seine Frau zelebrierten zunächst ihr humorvolles Vorprogramm - auf Englisch. Es folgte Musik von Lobpreisleiter Diazno. Dieser sitzt gerade wegen Corona in Nigeria fest. Eine andere Afrikanerin zeigte uns ihr Wohnzimmer und spielte ein zweites Stück. Die Ansagen von Rob waren auf Englisch. Allerdings war Rob plötzlich seitenverkehrt. Namensschild und Wohnzimmer waren gespiegelt. Auch hatte er eine sehr interessante Elektroinstallation über dem Kopf. Lange schwarze Kabel hingen von der Decke herab und endeten in vier simplen Glühlampen. Wohnkultur in Zehlendorf.

Die Predigt war mit einer deutschen Stimme synchronisiert. Wir stellten fest, dass wir wegen unserer medialen Rundreise die ersten vier Teile der Predigtreihe verpasst hatten. Egal, die Predigten von Rick Warren bilden auch innerhalb von Predigtreihen eine schlüssige Einheit.

Rick Warren hat schon viel durchgemacht und kann daher sehr authentisch über die Herausforderungen unseres Alltags reden. Fast jede Predigt enthält Handwerkszeug, das sich an den folgenden Tagen praktisch nutzen lässt. Vor drei Jahren hatte er die Challenge (Wettbewerb) aufgestellt, jeden Morgen 10 Punkte aufzuschreiben, für die man dankbar ist. Das mache ich bis heute.

In der aktuellen Predigt ging es um praktische Tipps für den Alltag in Corona-Zeiten. Er empfahl, die Bibel aufgeschlagen ans Bett zu legen. Noch bevor der Fuß den Boden berührt, solle man einen kleinen Abschnitt lesen. Abends, bevor man das Licht ausschaltet, solle man einen weiteren Abschnitt lesen und auf diesem Wege eine Gewohnheit zum regelmäßigen Bibellesen entwickeln. Flankierend dazu empfahl er das Aufschreiben von Versen, die man dann auswendig lernen könne. Simpel, aber wirkungsvoll. Als Sofortmaßnahme entschloss ich mich, die Bibel auf dem Schreibtisch immer offen zu lassen und den ganzen Tag über darin zu lesen. Bisher hatte ich sie nach der Morgenandacht zugeklappt. Ist sie bereits offen, liest man darin viel öfter.

Nach dem Online-Gottesdienst schnappten wir uns das Grillfleisch und zogen als Familie in den Garten. Wer im selben Haushalt lebt, darf auch gemeinsam seine Freizeit verbringen. Schade, dass unsere beliebten Grillpartys momentan nicht erlaubt sind.

Freitag, 17. April 2020

Hope is Rising mit Campus für Christus

Campus für Christus ist eigentlich eine Studentenbewegung. Heute schauten wir uns den Livestream Hope is Rising an.



Ein guter Freund, der inzwischen seinen Vorruhestand auslebt, informierte uns nun schon zum zweiten Mal über Hope is Rising. Die Werbung war reißerisch aufgemacht und soll vermutlich die Zielgruppe von Campus für Christus ansprechen: Studenten. Da auch wir uns noch jung fühlen, verabredeten wir uns zu 20 Uhr im Wohnzimmer und schalteten den Beamer ein.

Meine Frau hatte schon den ganzen Tag verzweifelt ihre Hörgeräte gesucht. Den ganzen Tag über kam es zu akustischen Missverständnissen. Aber Dank Campus für Christus fanden wir die kleinen Hilfsgeräte - beim Aufklappen des Laptops.

Der Livestream war bewusst als Amateurvideo deklariert. Dennoch enthielt er professionelle Anteile. Das Programm war sehr abwechslungsreich. Wichtig, wenn man eine Online-Community für 90 Minuten bei der Stange halten will. Es gab eine Einleitung aus der Schweiz. Dann folgten Hip Hop von O Bros und ein kurzer Input aus dem Keller eines Campus-Leiters. Der Keller war in morbidem Grün gestrichen.

Es folgten mehrere rockige Musikstücke von Planet Shakers aus Australien. Wir fragten uns, wie die das mit den acht Stunden Zeitunterschied zwischen Melbourne und Deutschland machen? Vermutlich doch eine Aufzeichnung. Im Internet lässt sich sowas leicht kaschieren. Es folgte ein weiterer Input aus dem ICF München. Dabei lernten wir, dass die Quarantäne eine biblische Grundlage hat. Das Wort Quarantäne leitet sich vom lateinischen Wort quadraginta (vierzig) ab. Das ist die Zeit, die sich Kranke absondern sollen, bis sie genesen oder nicht mehr ansteckend sind.

Zum Abschluss von Hope is Rising wurden zwei weitere Lieder gespielt. Der Ton war leider völlig übersteuert. Aber das passiert eben bei einem Livestream. Danach verließen Frau und Tochter das Wohnzimmer. Die Nähmaschine im Schlafzimmer setzte ihr Werk fort: Gesichtsmasken.

Ein Reinschauen bei Hope is Rising lohnt sich durchaus. Man lernt neue Bands kennen und bekommt mehrere Inputs von fitten christlichen Leitern. Allein der Moderator mit seinem weißen Feinripphemd war heute etwas anstrengend.

Freitag, 10. April 2020

Karfreitag mit Lobpreis aus Nigeria

Corona hat den Charme, dass man Gottesdienste überregional erleben kann, ohne das Haus verlassen zu müssen. Am Karfreitag sangen wir bei einem Lobpreis mit, der aus Nigeria geliefert wurde.



Saddleback Berlin ist eine internationale Gemeinde, die bei 300 Mitgliedern und Freunden etwa 50 Nationen repräsentiert: Europäer, Asiaten, Australier, Nord- und Südamerikaner, echte Berliner und Afrikaner. Auch beim Lobpreisteam steht selten dieselbe Nation zweimal auf der Bühne.

Lobpreisleiter Diazno ist Nigerianer. Mitte März hatte er sich in seine Heimat aufgemacht. Dort wollte er heiraten - eine Nigerianerin. Zweimal dieselbe Nation bei Saddleback? OK, unsere Familie besteht auch zu 100% aus eingeborenen Berlinern. Ansonsten sind internationale Familien absolut üblich. Team.F bietet für regelmäßig auftretende Spannungen zwischen den Kulturkreisen Seminare an.

Kaum verheiratet, stand das Paar plötzlich vor geschlossenen Flughäfen und Grenzen. Egal, sie haben sich und das Internet. Dazu gibt es zwischen Deutschland und Nigeria nur eine Stunde Zeitunterschied.

Gelegentlich hört man das Wort Nigeria in den Nachrichten. Einige Deutsche wissen noch, dass Nigeria in Afrika liegt. Aber wo dort? Am besten erklärt sich das wohl mit der Sahel-Zone. Diese erstreckt sich über den Norden Afrikas von Westen bis Osten und umfasst die riesigen Wüstenflächen von Mali, Niger, Tschad und Sudan. Nigeria liegt direkt südlich von Niger und hat im Süden einen langen Küstenstreifen zum Atlantik.

Etwa 50% der Bevölkerung Nigerias sind Christen. Diese leben im südlichen Teil des Landes. Im Norden - also Richtung Sahelzone - leben die etwa 40% Moslems. Rebellengruppen gibt es im gesamten Land. Diese scharen sich um die vielen Goldvorkommen. Das Gold wird in der Regel nach Sudan oder Äthiopien transferiert und anschließend über Katar, Indien und die Schweiz gewaschen. Danach kommt es zur Terrorfinanzierung in die Region zurück. Erwähnt sei auch das Thema Fake-Rechnungen für Außenhandelsgeschäfte. Diese machen über 50% des Außenhandelsvolumens aus. Apropos Handel: Nigeria ist führend im Menschenhandel. Begünstigt wird das durch die regionalen Flüchtlingsbewegungen. 2019 gab es 2,2 Millionen Inlandsflüchtlinge. Für 2050 wird eine Verdreifachung der Bevölkerung erwartet.

Diazno und seine Frau setzten sich heute auf ihre Couch in Nigeria. Dahinter ein Bild, das Jesus als Löwe und König darstellt. Dann wurde die Kamera eingeschaltet und es ging los. Diazno und seine Frau rissen uns musikalisch mit. Teilweise waren sie in ihrem Gesang so gefangen, dass sie sich aus dem Fokus der Kamera bewegten. Dabei hatten sie nur eine Gitarre und zwei Stimmen. Das aber perfekt aufeinander zugeschnitten. Der Lobpreis ging etwa eine Stunde und wurde nur durch einen kurzen Input und Gebete unterbrochen.

Wir sind gespannt, wann wir Diazno und seine Frau live in Berlin auf der Bühne sehen werden.

Sonntag, 5. April 2020

Hillsong Australien im Livestream

Wenn schon Online-Gottesdienst, dann gerne auch mal richtig international. Deshalb entschieden wir uns heute für die ganz andere Seite der Erdkugel und waren gespannt auf den Gottesdienst von Hillsong Australien.



Niemand aus der Familie konnte auf Anhieb sagen, wie viele Stunden Zeitunterschied zwischen uns und Australien liegen. Die AEST (Australien Eastern Standard Time) gilt in Sidney und ist uns acht Stunden voraus. Klingt recht wenig. Hillsong ist sehr medienaffin und hat extra eine Domain für seine Livestreams eingerichtet: online.hillsong.com

Auf der Startseite gibt es jede Menge Kacheln, die zu den verschiedenen Standorten von Hillsong führen oder zu speziellen Themen. Irgendwann hatten wir uns zum aktuellen Gottesdienst durchgeklickt. Dieser wurde zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Sprachen angeboten: Mandarin klang gesund, wäre aber an der Sprachbarriere gescheitert. So entschieden wir uns für einen Gottesdienst auf Englisch, der um 11:30 Uhr unserer Zeit starten sollte.

Kaum war der Countdown auf null gezählt, saß die Familie vor der Leinwand und wartete gespannt auf das australische Programm. Zunächst trat meine Lieblingsbesetzung von Hillsong United auf. Vier Musiker plus einer unbekannten Anzahl von Kameraleuten waren in einem Studio zusammen. Abstand weniger als 1,5 Meter und kein Mundschutz. Oberhalb des Videos hatte Hillsong einen Text angebracht, dass die Aufnahmen nach den gesetzlichen Corona-Regelungen angefertigt worden seien. In Australien wird ja einiges lockerer gesehen als hier.

Nach drei Liedern, die meine Kinder sogar kannten, wurde auf eine Bühne umgeschaltet. Dort stand Brian Houston. Zusammen mit seiner Frau hatte er 1983 die Hillsong Bewegung angestoßen. Die damals gegründete Gemeinde in Sidney hieß "Hills Christian Life Centre". Das extrem schnelle Wachstum bis in den fünfstelligen Bereich hinein mündete in eine weltweite Gründung von Gemeinden. Der Name "Hillsong Church" wurde 1999 eingeführt. Wer eine Hillsong-Gemeinde in seinem Heimatort betreiben möchte, muss bestimmte Standards erfüllen und sich dem zentralen Franchise-Konzept unterordnen. So ist es kaum verwunderlich, wenn der Gottesdienst in Berlin rein liturgisch dem Vorbild in Sidney folgt.

Zurück zur Liturgie: Zunächst warb Brian Houston um Spenden. Dass das eine Weile dauern kann, war uns noch gut vom jüngsten Besuch bei Hillsong Berlin bekannt. Nur, dass die Australier die Ausführungen des Pastors mit einem Clip über die Einfachheit des Spendenvorgangs flankierten. Als rein fiktiver Betrag wurden 100 $ dargestellt. Als dann jedoch die Auswahl "weekly" (wöchentlich) gezeigt wurde, fielen unsere Kinnladen nach unten.

Nach der Kollekte folgte die Predigt. Diese war gut strukturiert und hatte einen klaren roten Faden. Es ging um Namen. Den eigenen Namen, die Namen Gottes, die Änderung von Namen und den Segen, der mit Namen verbunden ist. Brian Houston untermalte das mit sehr vielen Bibelstellen. Die Länge der Predigt wurde von den Kindern durch entsprechende Körperhaltungen quittiert: Meine Tochter lag von der Couch bis zum Sessel bäuchlings auf dem Wohnzimmertisch. Gleichzeitig diente der Wohnzimmertisch als Auflage für die Stirn meines Sohnes. Wir hatten ihm verboten, sein Handy aus der Hosentasche zu holen.

Zum Gebet positionierten sich alle wieder. Ich machte Dehnungsübungen mit der Wade. Als Abschluss wurden noch zwei Stücke von Hillsong United gespielt. Das zweite Stück war vermutlich eine ältere Aufzeichnung. Denn der Saal und die Bühne waren nachweislich voll mit Musikern und Gottesdienstbesuchern. Oben rechts flimmerte immer noch der Hinweis, dass alle Aufnahmen nach den aktuellen Corona-Regeln angefertigt worden waren.

Samstag, 4. April 2020

Johannes Hartl online aus dem Gebetshaus Augsburg

Links zu Videos von Johannes Hartl aus dem Gebetshaus Augsburg bekomme ich oft zugespielt. Heute habe ich mich erstmalig auf ein solches Video eingelassen.



Wenn mir liebe Freunde bisher einen Link zu Johannes Hartl übermittelt hatten, hatte ich relativ schnell draufgeklickt - insbesondere wenn per WhatsApp meine Antwortzeit evaluierbar war. Das Video selbst erlebte dann regelmäßig ein Absprungtiming, das unter einer Minute lag. Gründe waren das Erblicken der Laufzeit des Videos, die Einleitung mit Hebraismen gefüllten Sätzen und dieser an eine Badeanstalt erinnernde beige-graue Noppenhintergrund. Hebräisch finde ich zwar tendenziell ganz nett, aber doch bitte nicht mitten am Tag zwischen E-Mail-Check und dem Absprung zu McFit.

Nach drei Wochen ohne McFit und unzähligen E-Mail-Checks beschloss ich einen neuen Versuch mit Johannes Hartl. Schnell verzogen sich die Kinder in ihre Zimmer. Meine Frau war bereit zum Mitgucken. Gerade war wieder eine Einladung über Campus für Christus gekommen. Den Live-Stream hatten wir aber verpasst. Während Corona verliert man jegliches Zeitgefühl. Deshalb schauten wir auf dem YouTube-Kanal des Gebetshauses Augsburg nach. Der Kanal hat stattliche 43.500 Abonnenten und knapp 12 Millionen Videoaufrufe.

Zum Warmgucken schauten wir uns einen 90-Sekunden-Clip über professionelle Hilfe bei Psychosen an. Man brauchte schon strake Nerven für die Kombi aus gelbem Sessel und mittelalterlichem Schwarz-Weiß-Hintergrund mit großen roten Flecken. Ein leichter Touch von Tatortreiniger. Dann wagten wir uns an ein einstündiges Video mit dem Titel "Krisen bewältigen".

Das dunkel geblümte Sakko von Johannes Hartl kompensierte den beige-grauen Noppenhintergrund. Wir konzentrierten uns auf den katholischen Theologen und dessen Worte. Bald hatten sie das optische Ambiente überlagert. Was der Mann sagte, hatte Hand und Fuß, war gut strukturiert und wurde permanent per Flipchart illustriert. Die dargelegte Vorgehensweise im Umgang mit Krisen deckte sich mit unseren Erfahrungen. Er ging darauf ein, dass man an Krisen reifen oder zerbrechen könne.

Komfort, Kontrolle und Freiheit gehörten zwar zu unserem allgemeinen Erleben. Diese seien aber nicht selbstverständlich. Corona beispielsweise könne innerhalb weniger Momente alle drei Komponenten wegbrechen lassen. Und das sei auch gut so, weil Krisen die Persönlichkeit eines Menschen reifen lassen. Gott schaffe zwar selbst keine Krisen, aber er nutze diese zum Training von Menschen, die er anschließend für bestimmte Handlungen oder Positionen einsetzen möchte. Menschen, die Krisen erlebt haben und daran gereift seien, seien deutlich glücklicher als Menschen, die noch nie eine wirkliche Krise erlebt hätten.

Das Video war wirklich spannend und wurde deshalb wohl auch schon von 120.000 Leuten angesehen. Damit hat das Video Potenzial, als erstes die Schallmauer von einer Million zu durchbrechen. Es gibt auch ältere Videos mit sechsstelligen Zugriffszahlen, aber das Krisen-Video ist erst seit zwei Wochen online. Mal sehen, wann wir mal wieder den Kanal des Gebetshauses durchstöbern.

Sonntag, 29. März 2020

Gottesdienst im Schlafanzug: #icfathome wegen #COVID19

#COVID19 fördert neue Formen der Gottesdienstgestaltung und der christlichen Gemeinschaft. Videoaufzeichnungen und Livestreams von Predigten und Lobpreisungen sowie Kleingruppentreffen per WhatsApp, Skype und in anderen virtuellen Räumen.



Zwei Wochen selbst auferlegter Quarantäne sind nicht spurlos an uns vorbeigegangen: Mein Büro wurde mit Dampfreiniger gesäubert. Zwölf alte Projektordner wurden geschreddert. Teile des Gartenhauses und des Zaunes wurden gestrichen. Das Zimmer unserer Tochter wurde entrümpelt. Sie selbst musste auf ministerielle Anweisung ihr Freiwilligenjahr in Madagaskar abbrechen. Meine Frau sitzt auf Abruf zu Hause. Mein Sohn hat seit zwei Wochen keine Schule mehr und erledigt nun seine Hausaufgaben in Kombination mit Minecraft.

Wann er ins Bett gegangen war, konnte bisher nicht ermittelt werden. Jedenfalls hatte er unseren Auftrag zum Raussuchen eines Online-Gottesdienstes verpennt. Kurz vor elf regte sich etwas in seinem Zimmer, so dass er pünktlich zum Gottesdienst auf der Couch saß - im Schlafanzug.

Was Gemeindeversammlungen über Jahre hinweg nicht durchgesetzt bekommen, schafft Corona: Gottesdienstbeginn um elf. Elf Uhr ist eine geniale Zeit für Familien, Jugendliche und junge Erwachsene. In Gemeinden mit breiter demografischer Durchmischung scheitert die Verlegung des Gottesdienstes auf elf Uhr in der Regel am Widerstand der Senioren. "Aus Liebe zu den Geschwistern" quälen sich dann sämtliche Altersgruppen um zehn, um neun oder noch früher ins Gemeindehaus. In einigen Regionen Deutschlands wird der Gottesdienst auch nach der Zubereitungszeit der Klöße festgesetzt. In diesen Regionen kommt nun das zeitversetzte Ansehen von YouTube-Gottesdiensten ins Spiel.

Da wir um elf zu viert im Wohnzimmer saßen, konnten wir den Lobpreis und den Gottesdienst in Echtzeit miterleben. Kurz zuvor hatten wir uns noch die humoristischen Einlagen von Dave Schnitter (Mosaik Berlin) und Rob & Holly McGee (Saddleback Berlin) angeschaut. Mit Beamer und mehreren Browserfenstern muss man nichts verpassen.

Da wir wussten, dass ICF zu den fitten medialen Gemeinden gehört, war die Entscheidung heute für ICF gefallen. Die Muttergemeinde in der Schweiz bot ein Streaming über Facebook an. Ein Countdown zählte das akademische Viertel herunter. Währenddessen unterhielten sich zwei Schweizer über die Herausforderungen des Alltags während Corona. Wir verstanden kaum ein Wort und mussten uns den Zusammenhang aus den reichlich genutzten Anglizismen zusammenreimen. Denglisch ist gar nichts gegen Schwenglisch. Um die Absprungrate zu minimieren, wurde unentwegt der Hinweis eingeblendet, dass Viertel nach elf eine Predigt auf Hochdeutsch folge. Tatsächlich konnten dann auch die beiden Vorprogramm-Protagonisten auf unsere Hörgewohnheiten umschalten.

Leo Bigger, Gründer und Pastor des europaweiten ICF-Netzwerkes, redete über Corona. Allerdings mit dem Fokus, dass Gott viel größer ist. Anhand der zehn Plagen von Ägypten zeigte er auf, dass Gott mit Pandemien und Naturkatastrophen eine Botschaft vermitteln möchte. Nämlich die, dass ER alles im Griff hat und Menschen sucht, die IHN suchen. Die Predigt war klar und führte im Finale hin auf das Blut von Jesus und dessen Bedeutung für uns.

Der Lobpreis von ICF Schweiz war auch sehr mitreißend und wurde mit den bekannt professionellen Elementen wie Lichttechnik und Hintergrundvideos untermalt. Die wenigsten Lieder kannte ich. Ganz anders die Kinder, die bei SOLA und MOVE auf diese Titel getrimmt worden waren.

Nach dem Gottesdienst verteilte sich die Familie in der Wohnung. Zu Mittag gab es passend zur Predigt aus den Mosebüchern ein Linsengericht. Es wollte aber niemand sein Erstgeburtsrecht verkaufen. Dennoch wurden alle satt. Sättigung ist ein wichtiges Gefühl während der vielen Tage zu Hause. Kann es uns doch am Kühlschrank bei der Beantwortung folgender Frage helfen: Ist das jetzt Hunger oder Langeweile?