Die internationale Konferenz Movement Day Global Cities kann inhaltlich mit dem in Deutschland bekannten Transforum verglichen werden. Es geht um die Vernetzung von Gemeinden, Werken, Organisationen und Leitungspersönlichkeiten, denen eine disruptive Beeinflussung der urbanen Gesellschaft durch das Evangelium wichtig ist.
Schon im März wurden die ersten Reisevorbereitungen getroffen. Dann fand ein Meeting des deutschen Teams statt, welches von Axel Nehlsen geleitet wurde. Axel Nehlsen war lange Jahre Geschäftsführer von Gemeinsam für Berlin und damit für diese Rolle prädestiniert. Unsere Delegation reiste individuell an und war auch an sehr unterschiedlichen Stellen der Stadt untergebracht.
#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016 - Teilnehmer aus Deutschland und Österreich |
Auftakt war ein internationaler Gebetsabend in der Brooklyn Tabernacle Church. Bereits dort bekamen wir einen Vorgeschmack auf die Konferenz. Insgesamt wurden 3.000 Leiter erwartet, von denen etwa 1/3 aus den verschiedensten Teilen der Welt angereist war. 95 Nationen waren vertreten.
#MDGC16 in Manhattan
Die eigentliche Movement Day Global Cities Conference begann am Dienstag und beschäftigte sich dem Namen entsprechend mit den Herausforderungen des urbanen Umfeldes. Vormittags wurden diverse Einzelvorträge und Panel-Diskussionen auf der Bühne präsentiert, während nachmittags je zwei Seminar-Blöcke im Untergeschoss des Jacob K. Javits Convention Center angeboten wurden. Ich entschied mich für vier Tracks, in denen es um gesunde Leiter, die nächste Generation und Christen im Beruf ging. Leider konnten in eineinhalb Stunden die Themen immer nur angerissen werden. Zudem setzte im zweiten Block die biorhythmische Müdigkeit ein.
#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016 - Eingang zum Nordflügel des Javits Centers |
See it! Smell it! Touch it!
In diesem Zusammenhang habe sich Bill Hybels einst bewusst für "Respect Everyone Everytime" entschieden und regelrechte innere Kämpfe durchlebt. Er berichtete auch über sein Gabenprofil und wie wichtig ein Laufen in der Berufung sei. Effektiv und effizient versuche er sein Leben zu gestalten und keine Zeit mit unwichtigen Dingen zu verplempern (not wasting my time). Er erinnerte er sich an gute Erfahrungen bei der Vernetzung mit anderen Pastoren der Stadt. Als ihm zu einer Osterpredigt nichts weiter einfiel, fuhr er in der Nachbarschaft herum, klingelte bei den Pastoren und fragte, ob ihnen auch gerade nichts einfalle. Daraus seien Freundschaften und ein überkonfessionelles Beter-Netzwerk entstanden.
#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016 - Blick vom Javits Center auf das Empire State Bulding |
Besonders gute und nachhaltige Impulse bekamen wir von Tony Evans, der als Schwarzer mit Schnurrbart erst einmal recht unscheinbar wirkte, aber eine sagenhafte Rhetorik inklusive witziger Beispiele aus dem eigenen Leben mit intelligenter Pointe zum Thema passend entfaltete. Tim Keller ist ein Vorreiter für Berliner Gemeinden wie Berlinprojekt oder Berlin Connect. Akustisch und biorhythmisch kam ich bei seinem Vortrag nicht ganz mit. Da er jedoch ständig von unseren Teammitgliedern zitiert wurde, muss das wohl ein recht wertvoller Input gewesen sein.
Wenig Beachtung fanden leider die Vorträge und Diskussionen über Social Media und journalistische Disruption. Religion sei momentan gut als Bad News zu verkaufen. An die Google AdGrants mit ihrem 10.000-Dollar-Werbebudget konnte sich kaum ein Teilnehmer erinnern. Schade und zugleich seltsam, dass ich mich gerade auf diese Themen fokussiert hatte.
Der letzte Prediger bei der Abschlussveranstaltung am Donnerstag war Buchautor und Pastor A.R. Bernard (Christian Cultural Center). Optisch könnte er als stilechter Mafia-Boss durchgehen, brachte aber während seiner Ansprache die durchaus bedenkenswerte Aussage: "Die Bibel beginnt in einem Garten und endet in einer Stadt".
Städte wachsen zur Zeit schneller als die Gemeinden. Missionare müssen gar nicht mehr in die Welt hinaus gehen. Die Welt kommt zu uns in die Städte.
Seminare
Am Mittwoch wurde auf der Bühne ein Hocker mit drei Beinen zusammen geschraubt. Diese sollten die drei Säulen der Zusammenarbeit symbolisieren: außergemeindliche Organisationen, Christen im Berufsleben und die lokale Gemeinde. Die Sitzfläche verband die drei Bereiche, so dass der Hocker stabil auf dem Boden stehen konnte. Es wurden drei Personen aus diesen Bereichen interviewt.
#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016 - Plenum mit Dreibeinhocker |
Eine der Damen auf der Bühne sagte, dass ihr Glauben deutlich gewachsen war, als sie den Glauben bewusst in ihre Arbeit einbezogen habe. Sie bete jetzt sogar für ihre Kunden. Übrigens eine Herangehensweise, die auch die FBG verfolgt. Aufgabe der Gemeinde sei es daher, die Leute für außerhalb der Gemeinde auszurüsten, statt alle Ressourcen in die Gemeinde selbst einzuspeisen. Und wenn der Christ während der Arbeitswoche über seinen Pastor sagen kann "he is a colaborator for me", wurde alles richtig gemacht.
Bei "Entrepreneurs on the Frontlines of the City" ging es ergänzend zum vorherigen Seminar um die Herausforderungen von Unternehmern bei der geistlichen Einflussnahme in der Stadt. "Increase the Size of Your Impact", beinhaltete mal wieder das Wort Impact und die besonderen Möglichkeiten, die sich durch Kontakte und das Wirken in die Geschäftswelt ergeben. "Warum will ich ein Unternehmen gründen? Was ist die Vision? Wie soll das konkret umgesetzt werden?", waren Fragestellungen, denen man ebenfalls nachging.
Länder, Teams und Flaggenchaos
Kein Wunder, dass ich mich beim finalen Team-Treffen am Donnerstag der über dreißig Deutschen in der Kleingruppe mit dem Fokus auf den oben beschriebenen Dreibeinhocker wiederfand. Als Board Member der Internetmission Berlin und als IT-Unternehmer konnte ich gleich zwei dieser Beine bedienen.
Im Raum gab es zwei weitere Ländergruppen, die sich parallel über die Konferenz austauschten und beteten. Die geistlich eventuell etwas ambivalente Dominanz war jedoch auf unserer Seite. Apropos Dominanz: je ein Teilnehmer des nationalen Teams durfte bei der Abschlussveranstaltung die Fahne tragen. Ich sagte für unser Team zu und eilte eine Stunde vor Beginn zur Einweisung.
#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016 - Fahnen der 95 anwesenden Nationen (hier Philippinen) |
Lobpreis mit Geige und Dudelsack
Der Lobpreis von Getty Music im irischen Stil war absolut mitreißend. Im Hintergrund flimmerten Stadtszenen aus New York. Darüber waren die Liedtexte zum Mitsingen gelegt.
#MDCG16 und die größere Perspektive
Mehrfach wurde auf der Konferenz der Blick von der lokalen Gemeinde auf das globale Reich Gottes gelenkt. Bill Hybels untermauerte das mit 2. Kor 11,28: "...all the churches". Lokale Gemeinden stehen in einem größeren Kontext und erfüllen eine Säule des oben beschriebenen Hockers.
Beachtenswert war der starke soziale Fokus der amerikanischen Gemeinden und Organisationen. Das resultiert wohl daraus, dass dort deutlich weniger soziale Verantwortung seitens des Staates übernommen wird. Dennoch stand Jesus auf der Konferenz deutlich im Mittelpunkt, während er in unserem Lande eher der Soziologie weicht.
Am Rande des offiziellen Geschehens gab es viele interessante Begegnungen, bei denen wir erfuhren, dass in Nigeria für Sri Lanka und Europa gebetet werde oder dass in indischen Gemeinden Klassentrennungen schon dadurch begünstigt werden, dass man buchstäblich eine andere Sprache spreche. Auch Griechen und Mazedonier, Polen und Deutsche mussten sich des gemeinsamen Zentrums Jesus bewusst sein, um ein entspanntes Miteinander zu erleben. Letzteres ist wohl die Power of Jesus, die einzelne Menschen, Städte und Nationen verändern kann.