Mittwoch, 25. Mai 2016

Hörendes Gebet bei der FBG

Die FBG ist ein genossenschaftlicher Zusammenschluss christlicher Unternehmer und Führungskräfte, die ihr Geschäftsleben bewusst auf die Grundlagen biblischer Ethik stellen. Die FBG unterstützt junge Unternehmungen und begleitet ihre Mitglieder in der Persönlichkeitsbildung.



Das Wort "Genosse" löst ambivalente Assoziationen aus. Da gibt es den Parteigenossen, das Mitglied einer Wohnungsbaugenossenschaft, den "Genossen auf Wacht" an der ehemaligen Berliner Mauer, den SPD-Genossen oder "des Glaubens Genossen".

Heute waren wir zu Gast bei Letztgenannten, nämlich den Genossen der FBG. Die FBG ist eine Genossenschaft für christliche Unternehmer. FBG bedeutet "Firmen fördern nach biblischen Grundsätzen" oder auch "F wie Freiheit", "B wie Begleitung", "G wie Gemeinschaft". Die FBG wurde im November 2008 gegründet und zählt aktuell siebenundsechzig Mitglieder, die sich zur Einhaltung bestimmter ethischer und geistlicher Grundsätze verpflichtet haben. Der ursprüngliche Fokus auf Beratung und Unterstützung bei Neugründung hat sich inzwischen in Richtung Persönlichkeitsentwicklung verschoben.

Grundsätzlich stehe ich Unternehmen, die ihr Christsein zu laut propagieren, skeptisch gegenüber. Gibt es doch peinliche Erfahrungen mit Zahlungsmoral, dem Alleinanspruch auf die christliche Kundenklientel und der Einstellung, dass sich "Brüder" helfen müssen, auch wenn das Verhältnis von Preis und Leistung sehr individuell ausgelegt wird. Ganz abgesehen von der Bemerkung einer damaligen Kollegin: "In dem **** da habe ich mal gearbeitet. Das sind alles Christen und man muss ständig Überstunden für den Herrn machen". In den mehr als zwanzig Jahren nach diesem Ausspruch erlebte ich auch diverse positive Beispiele.

Christlich geführte Firmen unterliegen wegen ihrer offenkundigen Vorbildwirkung ganz besonders dem Prinzip aus Kolosser 3 Vers 23: "Alles, was ihr zu tun habt, das leistet mit willigem Herzen, als gälte es dem Herrn und nicht den Menschen". Da ich meine eigenen Defizite kenne, formuliere ich die christlichen Grundlagen meiner Unternehmensführung nur dann, wenn es gerade in den Kontext passt. So war ich gespannt auf diesen Abend, wo christliche Unternehmer und leitende Angestellte im Gebet auf Gott hören wollten.

Burnout-Coach Maike Behn aus Teltow war sehr früh eingetroffen und dekorierte den kleinen Seminarraum liebevoll mit roten Tüchern, goldenen Platten, Kinderschokolade und Utensilien für ein Abendmahl. Auf einem Tisch standen belegte Brötchen und Kekse. Wilfried Franz baute ein FBG-RollUp auf. Ich trank eine LemonAid+. Nach und nach trafen die viel beschäftigten Unternehmer ein, so dass letztendlich zehn Personen mit einer 50-prozentigen Frauenquote am Tisch saßen. Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer würde sich freuen, obwohl ja auch BVG, Stadtreinigung und Medienboard mit Damen an der Spitze besetzt sind.

BMW - Bete mal wieder! - Hörendes Gebet bei der FBG
BMW - Bete mal wieder! - Hörendes Gebet bei der FBG
Gebet war ein zentrales Element des Abends.

Wir beteten vorab für den Abend. Wir beteten zum Beginn des Abends. Wir beteten vor, während und nach dem Abendmahl. Dann wurden Namenszettel geschrieben, umgedreht, nummeriert und auf dem Tisch verteilt. Wieder wurde gebetet. Während des Gebetes konnten wir Eindrücke aufschreiben und den nummerierten Zetteln zuordnen. Maike hatte zuvor die Begegnung zwischen Jesus und Zachäus aus Lukas 19 als Bildgeschichte dargestellt. Einzelne Passagen daraus beschäftigten mich bei fast jedem Namensschild. Anschließend teilten wir uns in kleine Gruppen und redeten über die Notizen, die uns betrafen. Dann beteten wir für einander. Abschließend gab es eine Gebetsgemeinschaft in der großen Runde.

Die Atmosphäre war offen, entspannt und herzlich. Wilfried hatte zwischendurch von den Opfern, Herausforderungen und Segnungen des Business-Transforums in Essen berichtet und kurz die FBG vorgestellt. Einige Visitenkarten wurden ausgetauscht und ich bin gespannt, wie sich die Kontakte weiter entwickeln. Etwa drei solcher Abende finden pro Jahr statt.

Mindestens vier Dinge hatte ich an diesem Abend gelernt:

  1. Bitte um Vergebung, auch wenn sich deiner Meinung nach der Andere entschuldigen müsste.
  2. Frage statt "Was nützt es mir" lieber "Was willst du, Herr"?
  3. Vermeide Sätze mit den Worten "Warum muss man aber immer eigentlich nicht".
  4. Psychologenprinzip "kompetent die Klappe halten"

Mit Blick auf die Uhr verabschiedete ich mich sehr schnell und begab mich hinaus auf die spärlich erleuchteten Straßen von Lichterfelde-Ost. Im nächtlichen Berlin hatte ich noch dreißig Kilometer mit jeder Menge roter Ampeln vor mir.