Sonntag, 9. Oktober 2016

Projekt:Kirche in Friedrichshain

Projekt:Kirche ist ein frisches Gemeindeprojekt in Friedrichshain, welches schon durch seine Webseite einen äußerst positiven Eindruck vermittelt. Der Name deutet bereits an, dass es sich um einen Ableger des Berlinprojektes handelt. Projekt:Kirche punktet durch einen zeitgemäßen Gottesdienst und eine gute Willkommenskultur.



Das Projekt:Kirche trifft sich normalerweise um 18:00 Uhr im Hoffmann-Saal des Plus Hostels in der Nähe der Oberbaumbrücke. Der Friedrichshainer zeichnet sich nicht nur durch ein eigenes Zeitmaß aus, sondern auch durch Kreativität, Flexibilität und Spontanität. Deshalb war der heutige Gottesdienst mit Kindersegnung auf 11:00 Uhr verlegt worden. Auch die Location hatte man geändert: Studiobühne in der Alten Feuerwache. Die Webseite hatte bereits eine sehr positive Ausstrahlung, die wir gerne mit der Praxis verifizieren wollten.

Wir trafen eine Viertelstunde vor Beginn ein und fanden direkt vor dem Eingang einen Parkplatz. Dieser für Friedrichshain absolut untypische Sachverhalt steigerte unsere Vorfreude. Neben dem Eingang zur Alten Feuerwache ging es zum Bezirksamt Friedrichshain. Unter dem Schild mit dem Berliner Bären war ein weiteres Hinweisschild angebracht: "Hier wird die Welt erschaffen". Dieser Anspruch erschien uns sehr sportlich. Sportlich war auch der Aufstieg in die zweite Etage zur Studiobühne. Für Kinderwagen gab es einen Fahrstuhl, der in jeder Etage von zwei Holztüren mit Mann- und Frau-Symbolen flankiert war.

Vor der Studiobühne wurden wir sehr freundlich von Sabrina begrüßt, die ich bereits von der Webseite kannte. Eine andere junge Frau drückte uns A5-Schreibunterlagen mit eingeklemmtem Gottesdienstablauf in die Hand. Sehr kreativ. Das erinnerte mich an die Speisekarten in einigen der Friedrichshainer Szene-Restaurants. Das fanden wir sehr clever, da keine Heftchen gefaltet werden müssen, sondern die Blätter einfach ausgedruckt und - klack - festgeklemmt werden.

Auf Nachfrage erfuhren wir, dass es auch hier eine Art akademisches Viertel gebe, welches jedoch auf zehn Minuten reduziert sei. Deshalb sei man noch mit dem Aufbau und den Proben beschäftigt und wir sollten uns ruhig einen Kaffee holen. Julia begrüßte uns an der "KaffeeBar" und erzählte uns einiges zur Gemeinde. In diesem Gespräch spielte meine Frau ihren Trumpf aus: "Das ist die Gemeinde mit den "Poetry Slams". "Aha", die Stimmung wurde immer besser. Wir fühlten uns hier richtig wohl. Weitere junge Leute kamen, stellten sich vor und wechselten einige Worte mit uns. Auf Druck der Familie mussten wir wieder in der letzten Reihe sitzen.

Als etwa fünfzig Besucher anwesend und die akademischen zehn Minuten verstrichen waren, begann der Gottesdienst. Er wurde umrahmt von einigen Vortragsstücken und dem Lobpreis eines dreiköpfigen Teams. Die Kindersegnung fand ganz am Anfang statt und wurde sehr ausführlich von Sabrina erklärt. Die Gemeinde segnete eines der kleinen Mädchen, deren Doppelname Lichtstrahl und Mutterschaf bedeutet. Überhaupt scheint Projekt:Kirche nur aus Singles und Paaren zwischen dreißig und vierzig sowie einigen Kleinstkindern zu bestehen. Wieder einmal fragten wir uns, in welcher Gemeinde die Erwachsenen und Teenager in unserem Altersbereich zu finden seien. Egal, wir fühlten uns hier sehr wohl und verfolgten das weitere Gottesdienst-Geschehen.

In der Predigt ging es um einen Text, den wir gerade im CVJM-Gebetskreis bewegen: 1. Joh 1,5 bis 1. Joh 2,2. Besonders intensiv hatten wir uns mit Vers 7 aus Kapitel 1 beschäftigt, der uns dazu auffordert im Licht zu leben, so wie Gott im Licht ist. Fabi, der kurzfristig eingesprungene Referent, bettete die Predigt in eine Episode aus seiner Schulzeit ein, wo er seinen Eltern gegenüber den guten Schüler mit Vorbildwirkung gespielt hatte, während die Realität ganz anders aussah. Dann kam der Elternsprechtag. Im Angesicht dieses Szenarios brachte er seine Defizite ans Licht und bekam mit viel Peinlichkeit letztlich doch noch die Kurve.

Es folgten einige Lobpreislieder, die Fürbitte und der Segen. Es gab keine Kollekte. Wer die Gemeinde unterstützen wolle, könne die Kontonummer im Begleitblatt nutzen oder etwas in die Kiste an der KaffeeBar legen. Unsere Freunde aus Marzahn kannten mal wieder mehrere Leute aus der Gemeinde. Wir sind immer wieder erstaunt, wie breit vernetzt sie doch sind.

Beim Hinausgehen schlug meine Frau das Il Ritrovo in der Wühlischstraße vor. Bei Pizza Tonno, Afri Cola, Espresso Americano und Pferdefleisch-Pizza unterhielten wir uns über Projekt:Kirche, den gestrigen Männertag in Oberkrämer und die jüngsten Entwicklungen in Marzahn. Wegen des nächsten Sonntages konnten wir uns nicht so recht entscheiden, da noch so viele interessante Gemeinden auf der Agenda stehen.