Freitag, 31. März 2017

Die Salbung des Gesalbten

Vor einigen Monaten hatte ich mit einer Frau zu tun, die in jedem zweiten Satz das Wort "Salbung" verwendete. Ich stellte das auf ihre Gemeinde-Zugehörigkeit ab und konzentrierte mich auf die Sachthemen unseres Dialogs.



Das hebräische Wort für Salbung kennen wir vom "Messias", dem "Christus". Das hebräische "Maschiach" besteht aus dem Hauptstamm M-Sch-I-Ch und wird entsprechend der Grammatik mit weiteren Konsonanten und Vokalen (a, e, i, o, u) umrankt.

Meschiach Adonai

Bereits bei der Schilderung des Konfliktes zwischen Saul und David im ersten Samuel-Buch war mir aufgefallen, dass David trotz mehrfacher Gelegenheiten seinen Bedränger Saul nicht "neutralisieren" wollte. Er begründete das damit, dass er den "Meschiach Adonai", den Gesalbten des HERRN, nicht antasten werde. Besonders beeindruckend ist dabei das Kapitel 26: In vier Versen (9, 11, 16 und 23) begegnet uns die Redewendung "Gesalbter des HERRN".

Saul als Gesalbter

Schon in Kapitel 2 wird ein Gesalbter (Verse 10 und 35) erwähnt, dessen Name dem Leser zu diesem Zeitpunkt noch nicht mitgeteilt wird. In Kapitel 12 Vers 3 bezieht Samuel die Salbung auf Saul und verteidigt die Vorherrschaft Gottes und seine eigene Vermittlerposition. Dabei benennt er Gott und den Meschiach als Zeugen für seine Loyalität.

Erst David bringt die starke Formulierung "Gesalbter des HERRN" ab 1.Samuel 24 Vers 7. Dort sagt er, dass er "diese Sache" seinem "Herrn, dem Gesalbten des HERRN" nicht antun werde, denn "der Gesalbte des HERRN ist er". Das zeigt den besonderen Charakter Davids, zumal er ja selbst bereits acht Kapitel vorher zum König gesalbt worden war.

Im weiteren Verlauf geht die Bibel recht sparsam mit "Meschiach Adonai" um. In 2.Samuel 1,14+16 wendet David es noch einmal auf Saul an. Im Kontext geht es um einen Amalekiter, der sich damit vor David rühmt, Saul den Todesstoß versetzt zu haben, obwohl Saul suizidal aus dem Leben geschieden war (1.Samuel 31,4).

Gesalbter des HERRN 1. Samuel 26
Gesalbter des HERRN nach 1. Samuel 26
David als Gesalbter

Es gibt nur eine Bibelstelle, in der "Meschiach Adonai" auf David bezogen wird, nämlich als einer seiner Kämpfer, Abischai, Rache an einem Verwandten Sauls nehmen möchte, der dem "Gesalbten des HERRN" geflucht hatte (2. Samuel 19, 21(22)). Abischai war es übrigens auch, der David zur ersten Vergeltung an Saul motiviert hatte. Dadurch war das erste "Gesalbter des HERRN" ausgelöst worden. Hier schließt sich der Kreis.

Jesus als Gesalbter

In den Psalmen und weiteren Texten geht es immer nur um den Meschiach, der oft auf David bezogen ist. Springen wir ins Neue Testament, gibt es noch ein einziges Mal den "Meschiach Adonai": In Lukas 2, 26 freut sich Simeon darüber, dass seine Augen den Gesalbten des HERRN sehen können. Als Jesus später seine Schüler fragt, was sie denn meinen, wer er sei, antwortet Petrus: "Meschiach Hoelohim" - "Gesalbter Gottes" (Lukas 9, 20).

Salbung in Bethanien

Vor diesem Hintergrund bekommt auch die Salbung in Bethanien (Johannes 12, 1-11) einen ganz neuen Duft. Maria, die ergänzende Schwester zu Martha, nimmt Nardenduft und "maschcha et raglei Jeschua" (salbte die Füße Jesu). Darüber empört sich Judas Isch Qriot (Judas Mensch der Städte) und empfiehlt, die Narde lieber für 300 Dinare zu verkaufen. Kurz darauf wird er selbst losgehen, und Jesus für zehn Prozent dieses Betrages verkaufen. Attraktiver Deal?

An der Salbung scheiden sich die Geister. Die Salbung bringt eine hohe Verantwortung mit sich. Jesus wird für sein temporäres Sterben gesalbt und steht anschließend als Gesalbter, als Meschiach, vor Gott. Diesmal als gesalbter Priester und König. Der oben erwähnte David war nur zum König gesalbt und hatte eine symbolische Vorreiterrolle für den späteren gesalbten König in der Doppelfunktion des Hohen Priesters.

Das lesen wir in der Apostelgeschichte (Apg 4, 26) und der Offenbarung (Off 11,15 und 12,10).

Freunde und Gesalbte

Laut Johannes 15, 15 nennt Jesus seine Leute Freunde und nicht Diener oder Mitarbeiter. Diese Beziehung kommt auch in Offenbarung 1, 6 zum Ausdruck, wo wir als Priester Gottes bezeichnet werden. In Antiochia wurden die Schüler von Jesus übrigens erstmalig "Christen" genannt (Apg 11, 26). Nun könnte man raten, was dort im Hebräischen steht: "Meschichiim" - die Gesalbten.

Witzig übrigens auch Apg 26, 28: König Agrippa ist durch die Verteidigungsrede von Paulus beeindruckt. Anschließend sagt er, dass nur noch wenig fehle und er auch noch zum Christen, zum "Meschichi", werde.