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Mittwoch, 28. Juni 2017

Timbuktu - entschleunigte Realitäten ab FSK12

Wenn wir mal wieder zum Gottesdienst nach Lankwitz unterwegs sind, setzen wir gerne das Wort Timbuktu als Metapher für den Anfahrtsweg ein. Gibt es Timbuktu wirklich?



Dass es Bielefeld nicht gibt, hat sich in Berlin schon herumgesprochen. Eine mittlere Entfernung ins Nirgendwo, Mecklenburg Vorpommern beispielsweise, wird gerne als Fahrt nach Buxtehude bezeichnet. Wenn die Länge des Weges und die tatsächliche Ankunft am Zielort unkalkulierbar erscheinen, kommt Timbuktu ins Spiel.

Es gibt mehrere Dinge, die Zeitgenossen aus unserem Umfeld nicht wissen:

  • Timbuktu gibt es wirklich.
  • Timbuktu liegt am Niger.
  • Timbuktu liegt in Mali.
  • Timbuktu hat großen Stress mit islamistischem Terror.
  • Timbuktu wurde in den letzten Jahren stark zerstört.
  • Timbuktu war und ist Austragungsort eines großen jährlichen Musikfestivals.
  • Timbuktu ist nur mit hohen finanziellen und logistischen Anstrengungen zu erreichen.

Der letzte Punkt schließt dann wieder den Kreis zum Gebetsabend der FBG in Lichterfelde Ost.

Timbuktu - der Film

Seit 2014 gibt es sogar einen Film mit dem Titel Timbuktu. Die Länge des Films ist mit etwa 92 Minuten angegeben und fühlt sich deutlich länger an. Der Film ist sehr entschleunigt, überaus entschleunigt. Aber gerade in dieser Entschleunigung wird das Ausmaß der Herausforderungen der dort lebenden Menschen deutlich. Die Sinnlosigkeit und Brutalität der herrschenden Milizen zergeht langsam auf der Zunge und entfaltet dadurch eine ganz besondere Wirkung. Eine Wirkung, die ein Action-Streifen nie vermitteln könnte.

Doppelmoral, sinnfreie Regeln und Kontrollzwang

Die dargestellten Verhaltensmuster tangieren auch uns Mitteleuropäer. Wer christliche Gemeinden erlebt hat, die geistlichen Missbrauch praktizieren, wird typische Elemente wie Doppelmoral, sinnfreie Regeln und Kontrollzwang wiederentdecken. Hier im Mantel islamischer Gotteskrieger. Zweifel sind nicht erlaubt, Regeln sind nicht zu hinterfragen und Strafen sind unangemessen hoch.

Im Verlauf des Films füllt sich das Gefängnis von Timbuktu kontinuierlich. Das reale Fußballspiel wird durch Pantomime ohne Ball ersetzt und dann blendet die Kamera zu einer Steinigung wegen vermeintlichen Ehebruchs über. Und das alles sehr entschleunigt und so real ohne wirkliche Helden oder reißerische Befreiungsaktionen. Die Bilder wirken. Der allgegenwärtige feine Sand wird schon fast zum würzenden Salz bei der Aufnahme des Gesehenen.

Sand überall

In einem Logistik-Journal der Bundeswehr las ich, dass gerade der Sand eine hohe Herausforderung für Menschen und Material in Mali darstellt. Bei Regen pappt der Staub so fest zusammen, dass er in den Radkästen der Fahrzeuge zur scharfen Sichel wird, die die Reifen zerschneidet und andere Schäden anrichtet. Regnet es nicht, ist der Sand überall. "Und wenn ich sage überall, dann meine ich auch überall", erzählte mir in der letzten Woche ein Unteroffizier, der eigene Mali-Erfahrungen gesammelt hatte.

Der Film Timbuktu hatte in den Jahren 2014 und 2015 mehrere Preise abgeräumt. Zu Recht, wie ich meine.

Samstag, 22. Oktober 2016

Risen - ein Tribun ermittelt im Fall Jesus

Risen (auferstanden) ist ein Film, der die Ereignisse um die Kreuzigung und Auferstehung aus der Sicht eines römischen Tribuns schildert. Als biblische Grundlage dienen die letzten Kapitel des Matthäus- und des Johannes-Evangeliums. Die authentisch wirkenden Kampfszenen und Großaufnahmen von Leichen können bei sensiblen Gemütern und Kindern nachhaltig unerwünschte Wirkungen erzielen.



Endlich kann ich auch einmal einen Artikel so anfangen, wie fast alle amerikanischen Bücher zu Eheberatung, Leiterschaft, Evangelisation usw. beginnen: "Auf dem Flug von Chicago nach Boston saß ich neben Bill. Bill erzählte mir seine Lebensgeschichte".

OK, in diesem Falle ging der Flug von Berlin nach New York. Zudem weiß ich nicht, wie die beiden Amis hießen, zwischen denen ich etwa neun Stunden auf Seat E eingeklemmt saß. Zumindest begegnete ich im ersten Film "Risen" (auferstanden) dem römischen Tribun Clavius.

Es wurde zunächst sein Alltag bei der Lagebereinigung im rebellischen Judäa beschrieben, mit Schildkröte, Pfeilen und viel Blut. Dann kam er gestresst vom Kampf zurück und musste die Kreuzigung Jesu überwachen und das Hin und Her der Wünsche der Priester und Schriftgelehrten ertragen. Nicht nur er war genervt, sondern auch Pilatus und die anderen Soldaten. Hinzu kamen noch die üblichen internen Spannungen des Berufsalltags und wegen der Befriedigung hierarchischer Berichtszwänge.

Relativ leidenschaftslos wurde Clavius Zeuge der Kreuzigung und des Todes von Jesus. Er sah, wie der Speer in die Seite gerammt wurde und überwachte das finale Brechen der Beine bei den anderen beiden Gekreuzigten. Die Leichen wurden hinter die Kreuze geworfen, wo eigens eine Grube für diese vorgesehen war. Die Szene erinnerte ein wenig an Auschwitz. Nur Jesus wurde nach Vorlage einer Genehmigung an "den Arimathäer" übergeben.

Der Tribun, wohl vergleichbar mit dem heutigen Oberst, musste dann den Stein vor dem Grab versiegeln und Wachen abstellen. Dann ging es bei Mt 28,11-15 weiter, wo die Wachen aufgeregt in die Stadt kamen und von ihren Erlebnissen am Ostermorgen berichteten. Sie bekamen Geld dafür, dass sie erzählten, Jesus sei von seinen Jüngern gestohlen worden. Da der Kaiser erwartet wurde, wollte Pilatus den Fall abgeschlossen sehen. Clavius wurde deshalb mit dem Auffinden der Leiche beauftragt.

Bei seinen forensischen Recherchen kam er immer deutlicher zu der Erkenntnis, dass es gar keine Leiche gibt. Bei einer Razzia begegnete er dem auferstandenen Jesus. Das änderte einiges...

Der Film ist sehr bewegend, insbesondere weil die Ereignisse um die Auferstehung aus Sicht eines Ungläubigen dargestellt werden. Nicht die Jünger sind die Helden, sondern der heidnische Römer.