"Deutsch fürs Leben" ist ein Buch, das für einen Schreibstil sensibilisiert, der tatsächlich von Lesern gelesen wird: Schreiben für den Leser.
Hart ist die Erkenntnis eigener Defizite: Nach dem Lesen der 202 Seiten "Deutsch fürs Leben - Was die Schule zu Lehren vergaß" war ich die jüngsten Artikel in diesem Blog durchgegangen, hatte Sätze gekürzt und Passagen gestrichen. Schlimm, was ich den Lesern bisher zugemutet hatte.
Auch mit Ironie räumt Wolf Schneider, der Autor des Buches, auf. Kaum jemand verstehe Ironie und könne diese korrekt einordnen. Außer sie ist so überzeichnet, dass auch der humorloseste Leser diese sofort erkennt. Schade!
Deutsch fürs Leben - Wolf Schneider |
Einen Teil des Buches hatte ich gelesen, als wir zwei Stunden bei "THE HAUS" anstanden. Die Textbeispiele und Pointen waren so gut, dass ich immer an den falschen Stellen gelacht hatte. Das heißt, ich lachte über das Gelesene, während meine Familie immer dann lachte, wenn es vor THE HAUS eine witzige Situation gab. Dazu gehörten die ständigen Nachfragen von Passanten, warum wir denn hier anstehen?
Wolf Schneider ist bei Journalisten geliebt und gefürchtet. Zwei Journalisten hatten mir dieses Buch empfohlen und glaubhaft versichert, dass sie die Erkenntnisse daraus mit Erfolg anwenden.
Schreiben für den Leser
Der Autor stellt 50 Regeln auf. Alle haben ein Ziel: Das Geschriebene soll auch gelesen werden, idealerweise sogar bis zum Ende des Textes. Die Regeln sind mit Positiv- und Negativbeispielen untermauert. Dadurch kann der Leser den Lehrstoff mundgerecht in sich aufnehmen. Der didaktische Wert des Buches ist nicht zu übersehen.
Immer wieder wird auf die Menge der Wörter und die Menge der Silben verwiesen. Das Kurzzeitgedächtnis eines durchschnittlichen Lesers könne nur 12 Silben erfassen. Bei kurzen Sätzen mit einsilbigen Wörtern könne die Information am kraftvollsten transportiert werden. Eine sehr gute Orientierungshilfe gebe die Bibel mit ihren kurzen und klaren Aussagen. Bei Zitaten aus den großen Tageszeitungen ist dem Autor jedoch eine Genugtuung beim Sezieren der endlosen Satzgebilde nachzuempfinden.
Nachdem ich mich von der ersten Schreibstarre erholt habe, werde ich das Gelernte wohl konsequent anwenden. Ich hatte mich ja auch so schon öfter gefreut, wenn völlig unbekannte Leser dieses Blogs bei einer persönlichen Begegnung ganze Sätze daraus zitieren konnten.