Verkopfter Glaube ist eine durchaus übliche Erscheinungsform. Wenn der Psalmist von "Alles was in mir ist" redet, meint er deutlich mehr als die obere Etage unseres Körpers.
Wer wissen möchte, mit welchen Werkzeugen ein Trauma-Therapeut hantiert, sollte das Buch "Wie der Glaube zum Körper findet" von Peter Lincoln lesen. Es hat 138 Seiten und enthält eine CD für praktische Übungen.
Focusing
Es geht darin um das sogenannte Focusing, das bewusste Wahrnehmen körperlicher Reize wie der Berührung des Rückens mit der Sitzfläche, dem Nachspüren der Fußsohlen auf dem Boden oder die Beachtung der Atmung. Sobald sich der fokussierte Leser dieser Reize bewusst wird, kann er weiter in sich hinein hören, bestimmte Bereiche entspannen und körperliche Reaktionen steuern.
Focusing - "Wie der Glaube zum Körper findet" von Peter Lincoln |
Hilfreiche Techniken
Das Buch hatte mir die Trauma-Beraterin Maike Behn empfohlen. Hätte ich sie nicht persönlich gekannt, hätte ich das Buch wohl nie gelesen und als Literatur für einschlägige Personengruppen aus den Cityregionen Berlins eingeordnet. Jedoch bei unserer Kur im letzten Sommer und bei FBG-Gebetsabenden hatte ich die progressive Muskelentspannung nach Jacobsen und einige Atemtechniken erlernt, die sich in Stresssituationen bereits als sehr hilfreich erwiesen haben.
Überleben
Beim Journalistenlehrgang in der letzten Woche hatte ich erleben dürfen, dass Jacobsen und Atemtechnik die Überlebensstrategien Nummer Eins bei komplexen Bedrohungssituationen wie Überfall, Beschuss oder Geiselhaft sind. Sobald der gesamte Mensch in der Tiefenentspannung ist, können rationale Gedanken gefasst und nach Auswegen aus der aktuelle Situation geschaut werden. Manch ein Geschehen kommt gar nicht erst nah an einen heran und kann sofort distanziert behandelt werden.
Beziehung zu Jesus
Aber auch außerhalb akuter Stressszenarien kann ein zur Ruhe kommen sehr gut die Kommunikation mit Gott anregen. In "Class 201" von Saddleback wird ein Leitfaden für die Stille Zeit vermittelt. Der erste Punkt heißt "Relax". Dann geht es mit Bibellesen und Reflexion weiter. Es geht um eine aktive und lebendige Beziehung zu Jesus mit unserem ganzen Sein. Eine verkopfte Wissensbeziehung stößt schnell an die Grenzen.
Trigger und Heilung
Ich hatte mich auf einige Übungen aus dem Buch eingelassen und erstaunliche Entdeckungen gemacht. Triggerpunkte aus der Vergangenheit, vielleicht sogar schon vierzig Jahre zurück, wurden plötzlich sichtbar und konnten bewusst an Gott abgegeben werden. Das Ergebnis ist ein kontinuierlicher innerer Heilungs- und Stabilisierungsprozess, der auch in zukünftigen Begebenheiten zum Tragen kommen kann.