Seitdem ich ein WhatsApp-fähiges Smartphone habe, hat sich der eigentliche Zweck des Telefonierens auf ein Minimum reduziert. Dafür nutze ich andere Features wie die Erinnerung an gemeinsame Gebetszeiten per Handywecker.
Die Internetmission Berlin stellt einige Herausforderungen an die Wecker-Konfiguration. Es beginnt damit, dass das gemeinsame Gebet per Telefonkonferenz vierzehntägig stattfindet. Mittwochs. Mittwoch kann ich einstellen, 12:45 Uhr kann ich einstellen, aber nicht vierzehntägig. Meine Frau machte schon den Vorschlag, den Kalender mit allen vierzehntägigen Gebetsterminen zu befüllen und mit einem Alarm zu verbinden. Das war mir zu aufwendig, so dass ich kurzerhand den Wecker auf jeden Mittwoch 12:45 Uhr eingestellt habe.
Zwölf Uhr mittags ...
Mittwoch 12:45 Uhr ist so eine Zeit, die mitten in der Woche und damit auch mitten im Tagesgeschäft liegt. Es soll Arbeitnehmer geben, deren feste Mittagspausen genau diese Zeit überspannen. Ich gehöre nicht dazu. Deshalb ereilt mich der Weckruf gelegentlich in Situationen der freien Wildbahn, die gar nicht so auf konzertiertes Gebet ausgelegt sind.
Letzte Woche beispielsweise auf der Rückfahrt von einem Auswärtstermin. Erst kurz vor der Siegessäule vernahm ich den seichten Klang des Weckers, der fast eine Stunde von der lauten Musik im Auto übertönt worden war. Im Kreisverkehr und bei der Zufahrt auf das Brandenburger Tor konnte ich dann verkehrsbedingt einige Gebetsfragmente abgeben. Da mich die hartnäckige Erinnerungsfunktion des Handyweckers im Zusammenspiel mit dem Klangteppich im Fahrzeug beschäftigte, ergab es sich fast automatisch, dass ich immer wieder das Gebet aufgriff.
Gestern meldete sich der Wecker, als Ursula von der Leyen zusammen mit ihren Amtskollegen aus Österreich und der Schweiz zwei Kränze niedergelegt hatte und gerade das Ehrenmal der Bundeswehr verlassen wollte. Kurzes Gebet, Hektik, Wecker aus, Fassung bewahren, Gebet und Begleitung der Ministerin zum Hauptgebäude, Gebet, Abfahrt, Ampel, Gebet.
Konzertiertes Gebet
Gelegentlich passt es sogar, dass ich beim Erschallen des Weckers im Büro sitze, der vierzehntägige Mittwoch auf dem Kalender steht und ich tatsächlich zum Telefon greifen und mich in den Konferenzraum einwählen kann. Gebet ab zwei Personen hat noch einmal eine ganz andere Dimension - siehe Matthäus 18, 19-20.
In diesem Sinne können die Zeiten auch nach Bibelstellen festgelegt werden. Ein Hauskreis könnte beispielsweise den Wecker auf Mittwoch 18:19 Uhr stellen. Mittwoch enthält die Buchstaben M und T wie Mt und 18:19 Uhr erinnert an Kapitel 18 Vers 19. Einige Pastoren haben ihren Weckruf auf 10:02 Uhr eingestellt. Das bezieht sich auf Lukas 10 Vers 2 und regt das Gebet für Mitarbeiter an. Während der Originalkontext das überregionale Reich Gottes im Blick hatte, geht es bei heutigen Pastoralgebeten wohl eher um Helfer für die Ortsgemeinde. Wem die Transformation durch Beziehungsaufbau mit Jesus am Herzen liegt, könnte den Wecker auf 19:10 Uhr stellen und damit in Bezug zu Lukas 19,10 treten.
Frühgebet
Ganz harte Beter könnten den Wecker sogar auf 3:16 Uhr stellen und sich mitten in der Nacht an das nächtliche Treffen von Jesus mit Nikodemus erinnern, wo der vielzitierte Satz Johannes 3 Vers 16 "So sehr hat Gott die Welt geliebt..." fällt.
Apropos Nacht: aus eigener Erfahrung mit mehrmonatigem Frühgebet weiß ich, dass im Halbschlaf eine sehr gute Kommunikation mit Gott möglich ist. Im morgendlichen Delirium hört man viel besser, was Gott zu sagen hat, da die eigenen Gebetsmonologe noch nicht so flüssig über die Lippen gehen.