Seit einiger Zeit unterstützen wir einen alten Bekannten, der im Südsudan als Zeltmacher arbeitet. Heute Abend hatten wir die Gelegenheit, ihn persönlich in Berlin zu treffen.
Ein Mann sucht die Herausforderung. Zu Beginn der Woche hatte mein Sohn einen Selbsttest in veganer Ernährung gestartet. Bereits am zweiten Tag musste er aus Mangel an entsprechenden Lebensmitteln den Test abbrechen. Am heutigen Eheabend stellte ich mich der Herausforderung, mit meiner Frau in ein Sushi-Restaurant zu gehen. Ich bestellte Ente kross. Meine Frau hatte nach dem nebenstehenden Foto ausgesucht und bekam auch kein Sushi. So überlebten wir beide diese Aktion.
Frontiers im Südsudan
Herbert (Name geändert) hat sich der Herausforderung gestellt, nach Nordafrika zu gehen. Nach Äthiopien, Ägypten und reichlichem Sprachstudium ist er nun im Südsudan angekommen. Er arbeitet dort unter dem Dach des Frontiers e.V. als Zeltmacher. Zeltmacher steht synonym für eine weltliche Tätigkeit mit dem nachgelagerten Ziel, den einheimischen Bezugspersonen etwas von Jesus zu erzählen. So hatte es Paulus damals auch gemacht (Apg 18,3).
Die Zeltmacherei im Südsudan besteht hauptsächlich aus Beratung und Hilfe zur Selbsthilfe. Es wird um Ackerland gefeilscht und Saatgut verteilt. Den Rest müssen die Ureinwohner oder Menschen aus den dortigen Flüchtlingslagern selbst tun. Die Präsentation zeigte Fotos mit vielversprechenden Ergebnissen.
Sicherheitslage
Herbert beschrieb die Lage als sicher, wobei im wenige Kilometer entfernten Nordteil des Landes Flugzeuge zu einem schnellen Verschwinden der Menschen in Erdlöchern und anderen Deckungen animiert. Wenn dann die entsprechende Anzahl Bomben explodiert ist, kommen sie wieder hervor. Im Norden kämpfen hellhäutige Islamisten gegen ihre Glaubensbrüder mit dunkler Hautfarbe. Es geht wohl hauptsächlich um die üppig vorhandenen Bodenschätze. Auch gibt es unter den vielen Stämmen immer wieder Streit um Kleinigkeiten. Fast jeder hat eine Kalaschnikow im Zelt, die dann zum Streit hinzugezogen wird. Es kann dann mal vorkommen, dass innerhalb von zwei Tagen siebzig Schwarze im direkten Umfeld von Herbert umkommen.
Weiße haben einen Sonderstatus. Da sie außen vor sind, können sie Brücken zu und zwischen allen Parteien bauen. Das ist eine sehr große Chance. So ist Herbert inzwischen mit diversen Stammesoberhäuptern, auch Scheichs genannt, befreundet und hat durch deren verwandtschaftliche Beziehungen weitreichende Kontakte zu Entscheidungsträgern im Lande.
Lebensmittel als Konfliktlösung
Flugzeuge im Südsudan werfen keine Bomben, sondern Lebensmittel ab. Die Straßen sind so schlecht, dass die Versorgung fast ausschließlich über den Luftweg geregelt wird. Dennoch zucken die Kinder bei jedem Flugzeuggeräusch zusammen. Die Flüchtlinge aus dem Norden sind militärisch sehr gut ausgebildet und haben auch die entsprechenden Waffen zum Abschuss von Hubschraubern. Sie wollen aber gerne wieder in ihre Heimat zurück. Flüchtlinge und Dorfbewohner müssen jedoch den kämpferischen Ball flach halten, weil sich sonst die Hilfsorganisationen zurückziehen und dann alle dort lebenden Menschen die Verlierer sind.
Gruppe statt Einzelkämpfer
In dieser Arbeit hat sich eine interessante Vorgehensweise bei der biblischen Ansprache entwickelt. Es wird Wert darauf gelegt, dass sich Einzelpersonen nicht zu schnell als bekehrt outen, sondern lieber gemeinsam mit ihren muslimischen Bezugspersonen Texte aus der Bibel lesen und drei simple Fragen dazu beantworten:
1) Was sagt der Text über Gott aus?
2) Wie setze ich das Gelernte um?
3) Wem gebe ich diesen Text weiter?
Der Effekt ist dann, dass sich keine Einzelpersonen, sondern ganze Familien oder Stammesgruppen für Jesus entscheiden. Einzelpersonen werden in diesen Regionen normalerweise aus der Familie und der Gesellschaft ausgeschlossen. Ganze Gruppen sind als christliches Gefüge besser aufgestellt und haben zudem einen deutlich größeren Einfluss auf ihre weitere Umgebung.
Bibel und iPod
Die Weitergabe der Texte erfolgt auf zwei möglichen Wegen. Zum einen steht eine Bibelübersetzung mit islamischem Wortschatz zur Verfügung. Das liest sich für die Zielgruppe vertrauter als eine Übersetzung mit christlicher Wortwahl. Wir kennen das ja von deutschen Übersetzungen wie Neue Genfer, Schlachter, Bibel im heutigen Deutsch oder Luther. Die zweite Variante ist eine Art iPod mit Solarzellen, das den jeweiligen Text vorliest und problemlos über die vorhandene Sonne nachgeladen werden kann.
Herbert hat personelle Verstärkung aus einer Berliner Gemeinde bekommen, die nun ein sehr nahes Interesse an der Arbeit im Südsudan hat. Herbert wirkte entspannt und fröhlich, es fehle vor Ort allein an einem Friseur, der seinem Kollegen aus Berlin mal eine vernünftige Frisur verpassen könne.