Dienstag, 7. Februar 2017

Wortspiel mit Maria und Martha - Lukas 10, 38-42

Maria und Martha sind die ungleichen Schwestern aus den Evangelien, die sich in ihrer Unterschiedlichkeit hervorragend ergänzen. Beim Lesen von Lukas 10 gab es nun weitere Entdeckungen.



Zunächst werden sich alle Martha-Typen freuen, dass Martha in Vers 38 zuerst genannt wird. Martha war es, die Jesus in ihr Haus einlud. Maria wird erst ab Vers 39 erwähnt. Ad hoc fallen mir zwei Frauen ein, die sich mit der aktiven Martha identifizieren und sofort über die "mufflige" Maria herfallen.

Als Mann sollte man sich nicht in einen "Zickenkrieg" einmischen, so dass ich bisher immer das "Eines ist wichtig!" für mich aus dem Text geholt hatte. Die aktive Martha bedient und versorgt die Gäste, redet mit Jesus und beschwert sich über ihre Schwester. Maria sagt gar nichts, sitzt zu Jesu Füßen und hört zu. In Johannes 11 werden die beiden Schwestern noch einmal im Zusammenhang mit ihrem Bruder Lazarus beschrieben. Ihr dortiges Auftreten passt zum Lukas-Text.

Soweit nichts Neues

Zur Abwechslung lese ich das Neue Testament gerade wieder auf Ivrith (modernes Hebräisch). Dabei fiel mir ein interessantes Wortspiel mit dem hebräischen Konsonantenstamm DBR (דבר - davar) auf. Es wird verwendet für: Wort, Sache, Angelegenheit, Sprechen, Sprachfähigkeit, Wortführung oder Anliegen. Davon leiten sich auch schöne Begriffe wie dabran (Schwätzer) oder daberet (krankhafter Redefluss, Geschwätzigkeit) ab.

Lukas 10, 38-42
Jesus bei Maria und Martha - Lukas 10, 38-42
Wie das Wort ausgesprochen wird, hängt von der Vokalisierung ab, die mit Pünktchen und Strichen um die Konsonanten DBR gesetzt werden. So kann das B gelegentlich als V ausgesprochen werden, wenn der Punkt im dicken Bauch des hebräischen Beth fehlt. Beth heißt übrigens Haus, was von Beth El (Haus Gottes) her bekannt sein dürfte.

Maria hört

In Vers 39 lesen wir, dass Maria "seinen Worten" (דברו - devaro) zuhörte. Oder hörte sie den Angelegenheiten zu, von denen Jesus erzählte? Da im Griechischen "logos" steht, gehen wir mal von Worten und Erzählungen aus. Aber hatte Jesus griechisch gesprochen? Wohl kaum, eher aramäisch. Aram steht aber im alttestamentlichen Kontext für Syrien. Warum sollte Jesus syrisch gesprochen haben? Interessanterweise switchen (das ist Englisch) einige neuere Bücher des Alten Testamentes wie Daniel oder Esra mitten im Text auf aramäisch um, was durch das seltsame und im Hebräischen unbekannte Wort "di" postuliert wird. "Di" muss ein Artikel wie der, die das sein und tritt dann mindestens so oft auf, wie das "Ähm" eines Pressesprechers ohne Rhetorikausbildung. Einem solchen  hatten wir einst bei einem Unternehmertag in Potsdam zugehört. Er moderierte eine Diskussionsrunde, bei der innerhalb einer Viertelstunde 113 "Ähms" zu zählen waren.

McCafé

In Vers 41 redet Jesus die aktive Gastgeberin zweimal mit Namen an und stellt fest, dass sie sich über viele Dinge (devarim rabbim) aufregt. Beim Aufregen sind sich die Hebräer und Lateiner in der Wortwahl einig. Interessant ist die Mehrzahl (devarim), die dann noch mit einem "rabbim" verstärkt und damit zu einer Vielzahl wird. Das Wort "Rabbi" wird gerne in kanaanäischen Predigten verwendet. Regt sich Martha nun über viele Worte oder viele Angelegenheiten oder über spezielle Rabbis oder gar über Alles auf? War sie eine antike McCafé? Ausgesprochen: Mecker-Fee.

Eines

In Vers 42 stellt Jesus klar, dass nur ein Wort oder eine Sache (bedavar echad) erforderlich bzw. notwendig sei. Maria habe das Gute erwählt und das werde ihr nicht weggenommen. Echad kennen wir ja vom "Schma Israel" (Höre Israel aus Dtn 6,4), wo es weiter heißt "Adonai Elohenu, Adonai Echad". Der HERR ist unser Gott, der HERR ist Einer.

Sollte uns das nicht zu denken geben? Zumindest so viel, den Blick von den vielen aufregenden Dingen abzuwenden und auf den Einen zu sehen, den Gott in unser Beth, ähm Haus, gebracht hat: Jesus.