Sonntag, 16. August 2015

Der Kaiser im französischen Dom

Bei anspruchsvoller Predigt und traditioneller Liturgie kann der Gottesdienst im Französischen Dom anonym besucht werden. Der Gendarmenmarkt lädt im Anschluss zum Verweilen in der City ein.



Auf den Stufen zur Französischen Friedrichstadtkirche - auch bekannt als Französischer Dom - sitzt ein Mann mit halb gefülltem Kaffeebecher: Cent- und Euromünzen. Wir betreten den ehrwürdig illuminierten Saal, schreiten durch die Bankreihen und nehmen in der zweiten Reihe Platz.

Um 11:00 Uhr beginnt der Gottesdienst nach französisch reformierter Ordnung in deutscher Sprache. Wir sind gespannt. Parallel wird ein Kindergottesdienst angeboten, dessen Bedarf sich uns nicht wirklich erschließt. Der Saal würde mehreren unangemeldet herein strömenden Reisegruppen ausreichend Platz bieten.

Die Liturgie betont mehrfach die französisch reformierte Ordnung. Wir machen mit, was Alle machen und fallen somit nicht weiter auf. Orgelmusik und alt bekannte Kirchenlieder lassen uns in altkirchlich reformierte Anbetung fallen. Dann erscheint der Kaiser: Pfarrer Dr. J. Kaiser, der die heutige Predigt halten wird.

Es geht um die zehn Jungfrauen aus Matthäus 25, 1-13. Die Predigt ist nach allen Regeln der Kunst aufgebaut, entfaltet den Spannungsbogen und gipfelt in einer umsetzbaren Pointe. Der Doktor überrascht uns mit theologischem Tiefgang und Alltagsbezug. Sehr gut!

Anschließend bedanken wir uns und verlassen die Kirche über die Treppe mit dem Kaffeebecher-Mann.

Was macht man nun mit dem angebrochenen Vormittag? Wir entscheiden uns für eine Besichtigung der Bundestagsausstellung im Deutschen Dom. Der Eintritt ist frei. Die Stufen in Richtung Kuppel müssen wir jedoch zu Fuß zurücklegen. Zwischendurch testen wir Stühle in Reichstagsblau, suchen uns gegenseitig in den verwinkelten Gängen und Etagen, stehen vor verschlossener Tür zur Kuppel oder lernen die jüngste deutsche Geschichte rückwärts kennen.

Nach so viel Aktionismus ist ein deftiges Mittagessen angesagt. Pizza am Engelsbecken: gemütlich, preiswert und empfehlenswert. Als wir zur Verdauung um die traurige Erscheinung der benachbarten Michaelkirche spazieren, können wir den Schmerz der Flüchtlinge nachempfinden, den diese wegen des Verlustes ihrer Heimat und ihrer Wurzeln durchleiden.

Sonntag, 9. August 2015

Baptisten in Neukölln - Rixdorf

Die EFG Neukölln befindet sich in guter Nachbarschaft mit einer reichhaltigen christlichen Geschichte. So oft wie hier hatten wir selten den Namen Jesus in einer Predigt gehört. Die Gemeindemitglieder gehen sehr freundlich und umsichtig auf Gäste zu. Auch wenn es heute durch die Sommerferien recht leer war, ist doch zu erahnen, dass hier sämtliche Altersgruppen vertreten sind.



Ein sonniger Tag und ausreichend Parkplätze um das Gemeindehaus der Baptisten in Neukölln, Hertzbergstraße 4. Diesmal waren wir wieder zu siebent unterwegs.

Bereits an der Eingangstür wurden wir freudig und herzlich begrüßt. "Das ist der Kollege, der mich damals zum Glauben geführt hat", rief meine damalige Kollegin Birgit in den Saal. In den Nachtschichten lasen wir damals das Matthäus-Evangelium durch und mittwochs setzten wir uns regelmäßig zur ökumenischen Mittagsandacht in den benachbarten Französischen Dom. Das waren noch Zeiten...

Heute jedenfalls trafen wir uns in Neukölln wieder. Uns wurde ein Bildband zur Geschichte der Gemeinde gereicht. Darin entdeckte ich weitere Bekannte aus der gemeindlichen Vergangenheit. Urlaubsbedingt machte unsere Präsenz etwa 20% der heutigen Gottesdienstbesucher aus. Die Orgel spielte, alte und neuere Gemeindelieder wurden angestimmt, Grußworte wurden übermittelt und auch wir wurden um einen offiziellen Gruß gebeten. Wir dankten kurz und gaben das Wort zurück.

Pastor Reiner Atts war gerade aus seinem wohlverdienten Urlaub zurück gekehrt und entfaltete voller Elan seine Predigt. Gefühlte 100 Mal kam darin das Wort "Jesus" vor. Jesus, Jesus, Jesus. So oft hatte ich diesen Namen schon lange nicht mehr in Predigten gehört.

Auch nach dem Gottesdienst kamen einige Gemeindeleute auf uns zu - ehrliches Interesse. Das tat uns allen sehr gut. Als wir aus der Tür traten, schien immer noch die Sonne. Deshalb entschieden wir uns für einen kleinen Spaziergang durch Rixdorf. 1737 wurde Rixdorf gegründet, nachdem König Friedrich Wilhelm I Glaubensflüchtlinge aus Böhmen aufgenommen hatte. In der benachbarten Karl-Marx-Straße oder der Sonnenallee würden wir dann sicher auch noch einen Döner zum Mittag finden.

Zunächst fanden wir jedoch ganz andere Schätze, nämlich ein reichhaltiges und geschichtsträchtiges christliches Leben in unmittelbarer Umgebung der Baptistengemeinde. Eine Gasse führte zur Herrnhuter Brüdergemeine - also die ohne D vor dem E - die mit den Losungen. Wir sprachen zwei ältere Damen an, die gerade das Haus verließen. Sie baten uns herein und zeigten uns ihren Gottesdienstsaal. Es fehlte demnach nicht nur das D vor dem E sondern auch jeglicher religiöser Schmuck inklusive Kreuz - alles weiß und funktional.

Wenige hundert Meter weiter liefen wir an der evangelisch-reformierten Betlehemsgemeinde vorbei. Ermutigt durch die bisherigen Erfahrungen betätigten wir die Klinke. Sie gab nach. Auch hier wurden wir herzlich empfangen, und der Gemeindevorstand konnte unsere sehr speziellen Fragen zur theologischen Prägung und der Geschichte beantworten. Auch diese Gemeinde war durch den Zuzug der Böhmischen Brüder entstanden, hält heute noch Verbindungen nach Böhmen, aber auch zur Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Jan Hus stellt dort eine wichtige historische Schlüsselperson dar.

Anschließend hatten wir ein kleines Entscheidungsproblem wegen des Döners. So fanden wir uns schließlich in einer Pizzeria an der Sonnenallee wieder. Sehr lecker!

Samstag, 1. August 2015

Schiffsgottesdienst im Regierungsviertel

Die Stadtmission veranstaltet einmal im Monat einen Schiffsgottesdienst im Regierungsviertel. Die Teams wechseln sich ab, so dass für jede Altersgruppe etwas dabei ist. Anschließend besteht die Möglichkeit einer kleinen Rundfahrt.



Wie abgefahren ist das denn? Die Berliner Stadtmission veranstaltet je nach Wetterlage einmal im Monat einen Schiffsgottesdienst im Regierungsviertel. Zwischen Reichstag und Bundeskanzleramt liegt ein Ausflugsdampfer und wartet um 11:00 Uhr auf Gottesdienstbesucher.

Man sitzt an den festgeschraubten Tischen und kann vorab Cappuccino, Kaffee, Eis oder Würstchen bestellen. Genau das Richtige für den pensionierten Gottesdienstbesucher. Das Durchschnittsalter schätzten wir auf sechzig.

Dennoch war die Predigt auf alle Altersgruppen zugeschnitten, wurde von einer Kanadierin auf Deutsch gehalten und simultan in Gebärdensprache übersetzt. Einige Jugendliche begleiteten die Predigt als Seeräuber verkleidet und fanden letztlich in einer Truhe ihren kostbarsten Schatz: Jesus! Auch die Lieder waren zeitgemäß und bekannt.

Da wir die Rundfahrt für sieben Euro gebucht hatten, blieb noch Gelegenheit zur Diskussion über die Predigt. Die Kanadierin setzte sich einige Momente zu uns und wechselte dann regelmäßig die Plätze, um mit möglichst allen Gästen ins Gespräch zu kommen.

Eine witzige und empfehlenswerte Art des Gottesdienstes. Es ist einerseits inhaltlich tiefgründig, aber auch niederschwellig genug für Leute, die am Glauben interessiert sind. Das Gottesdienstprogramm wird wechselnd von unterschiedlichen Pastoren der Stadtmission gestaltet. Somit ist für bwechslung gesorgt, wenn man mehrmals dieses Angebot wahrnehmen möchte.

Sonntag, 19. Juli 2015

Berlinprojekt im Kino Babylon

Das Berlinprojekt trifft sich im Kino Babylon zum 11-Uhr-Gottesdienst. Lobpreis und Predigt sind anspruchsvoll und gut. Vielen künstlerisch orientierten Menschen unterschiedlichen Alters und jungen Familien aus dem Kiez begegnet man hier. Wer nur mal schnuppern möchte, kann das anonym tun. Wer Networking mag oder einen Zugang zur Gemeinde sucht, wird herzlich aufgenommen.



Regen peitscht gegen die Windschutzscheibe als wir die Rosa-Luxemburg-Straße in Mitte entlang fahren. Überall Parkraumbewirtschaftung - unseren Parkplatz finden wir unmittelbar am Hintereingang des Kino Babylon. Die Tür ist verschlossen. Im Regen eilen wir zum Haupteingang des Kinos.

Im Foyer sehen wir einige Mittzwanziger und rechts eine Theke mit Getränken. Wir holen uns dort zwei Becher mit dampfendem Kaffee und betreten den Kinosaal. Nach Star-Wars-Premiere sieht das nicht aus. Die Reihen sind sehr übersichtlich besetzt - vorwiegend mit jungen, interessanten und individualistischen Prenzlbergern. Trotz der Kinder fallen wir hier nicht auf, da ein paralleler Kindergottesdienst angeboten wird und im Foyer einige Kinderwagen stehen. Bis 11:00 Uhr ist der Saal etwa zu einem Viertel gefüllt, wobei das wegen der äußerst großzügigen Verteilung der Besucher nicht genau beziffert werden kann. Vielleicht liegt das auch am Ferienbeginn? Beim Nachfüllen der Kaffeebecher laufen uns alte Bekannte über den Weg. Sie erkennen uns nicht.

Das Berlinprojekt zählt zu den angesagten und empfohlenen Gemeinden Berlins, so dass wir mit einer gewissen Erwartungshaltung gekommen sind. Wann immer uns im normalen Leben besonders coole Christen begegnen, gehören sie zum Berlinprojekt. Beim Durchblättern der Infobroschüre entdecken wir weitere bekannte Namen. Transferwachstum?

Der Gottesdienst läuft unerwartet liturgisch und fast schon steif ab. Die Predigt ist gut und vermittelt einige Impulse für den Alltag. Auch Abendmahl ist dabei.

Die Frischluftzufuhr im Saal hat Optimierungsbedarf. Kopfschmerzen lassen den Rest des Gottesdienstes in einem kognitiven Nebel verschwinden.

Schnell an die frische Luft aka den immer noch strömenden Regen. Unerkannt verlassen wir das Kino und patschen durch die Pfützen zum Auto. Wer eine Trendgemeinde sucht und dennoch anonym kommen und gehen möchte, scheint hier genau richtig zu sein.

Tests vor Beginn des Gottesdienstes hatten jedoch ergeben, dass eine proaktive Kontaktaufnahme durch Lächeln und Grüßen durchaus erfolgreich sein kann, wenn man denn einen schnellen Einstieg in die Community des Berlinprojektes wünscht.

Freitag, 17. Juli 2015

Gottesdienst-Marathon von Marzahn bis Friedrichshain

Einen wahren Gottesdienst-Marathon hatten wir bereits im Mai absolviert. Drei Gottesdienste an einem Tag und so unterschiedlich, wie man es sich nur vorstellen kann:



Es begann um 10:00 Uhr in der katholischen Kirche "Maria, Königin des Friedens" in der Biesdorfer Oberfeldstraße. Bereits an der Parkplatzsituation war festzustellen, dass es voll werden könnte. Diese Kirche war uns kurz vorher von einem evangelischen Gemeindepädagogen empfohlen worden, der mit seiner katholischen Frau öfter mal hier zu Gast ist. Als wir den großen Saal betraten, waren schon fast alle Plätze besetzt - geschätzt 200 Menschen. Die Besucher deckten alle Altersgruppen ab und bewegten sich zwischen alteingesessenem Biesdorfer bis hin zum Wahlmarzahner aus Vietnam.

Die Predigt war kurz und sehr auf den Alltag bezogen, ohne jedoch den klaren Blick auf Jesus zu verlieren. Da wir in der letzten Bank saßen, konnten wir uns während der umfangreichen Liturgie an den Handlungen der anderen Besucher orientieren und fielen deshalb nicht weiter auf.

Der Priester mit polnischen Wurzeln hatte offensichtlich einen sehr guten Draht zur Gemeinde. Jugendliche schenkten ihm zum Geburtstag eine Volxbibel und auch Erwachsene dankten ihm in diesem Gottesdienst. Er selbst wurde bei den Ansagen gar nicht mehr fertig mit Dankesworten für jeden noch so unbeachteten Dienst, die im Dank an den Elektriker für die Reparatur der Lampen gipfelte. Das gefiel uns sehr gut! Anschließend lud er die Gemeinde zur gemeinsamen Geburtstagsfeier im Kirchengarten ein. Der Priester und seine Gemeinde - ein starkes Team!

Vor dem nächsten Gottesdienst hatten wir noch etwas Zeit, die wir bei McDonalds verbrachten.

Punkt 14:00 Uhr trafen wir dann im Gewerbegebiet nahe des UKB (Unfallkrankenhaus Berlin) ein. "Wir haben die Uhr. Afrikaner haben die Zeit", war mein Spruch in dem Bewusstsein, dass der Gottesdienst der CFT Berlin-Marzahn (Christ Faith Tabernacle) nicht wirklich Punkt Zwei anfangen wird. Und tatsächlich: In der unteren Etage saßen einige Schwarze mit Krawatte um einen Tisch und beschäftigten sich offensichtlich mit Bibel und Gebet. Im Obergeschoss liefen einige Frauen mit Kindern umher. Wir wurden sehr freundlich begrüßt und zu eleganten Stühlen begleitet. Dort setzten wir uns und warteten. Immer wieder kamen äußerst herzlich grüßende Menschen mit afrikanischer Zuwanderungsgeschichte an unsere Stuhlreihe und grüßten oder fragten nach unserem Wohlergehen. Wir bekamen ein Blatt zur Kontaktaufnahme und umfangreiches Informationsmaterial in die Hand gedrückt.

Nach etwa einer halben Stunde begann der Gottesdienst mit starkem Lobpreis, wie man ihn von Gospelchören her kennt. Danach trat ein Pastor auf und redete soweit ich mich erinnere über den Hebräerbrief und Liebe. Nach gefühlten neunzig Minuten erregt und mit hoher Lautstärke ins Mikrofon gesprochener Predigt auf Englisch mit afrikanischem Akzent, war unsere Auffassungsfähigkeit sehr erschöpft. Umso mehr freuten wir uns dann über den getanzten Lobpreis mit Segnungszeit. Jakobus 5, 14 (Salbung mit Öl durch die Ältesten) wurde dabei sehr überschwänglich eingesetzt und verfehlte seine Wirkung nicht. Die Gottesdienstbesucher tanzten in Scharen nach vorne und wurden in einer besonderen Weise berührt. Auch wir hatten in dieser Zeit bei geschlossenen Augen interessante Eingebungen.

Am Ende wurden wir wieder von mehreren Gemeindemitgliedern begrüßt und gesegnet. Der Pastor reichte uns die komplett ölige Hand (Jakobus 5,14). Dann gingen wir tief bewegt nach draußen.

Es blieb wenig Zeit, um bis 18:00 Uhr bei ICF Friedrichshain zu sein. Als wir dort eintrafen, war schon alles dunkel. Ja, dunkel - wegen der besonderen Atmosphäre. Weil es so dunkel war, hatten wir etwas die Orientierung verloren, wurden jedoch von einer freundlichen jungen Dame abgefangen und in den Gottesdienstsaal gelotst. Auf der linken Seite konnten wir die Umrisse zusammengeklappter Stühle entdecken und griffen uns diese. Wir pirschten uns an der Theke vorbei und fanden sogar noch die vier benötigten Plätze. Im Rampenlicht stand Pastor Tino Dross. Seine Predigt war modern, locker, nicht ganz kurz und theologisch an einigen Stellen nachjustierbar. Das muss an seiner frischen Ausbildung gelegen haben.

Der Lobpreis war super! Nach dem Gottesdienst wurden wir interessiert angesprochen und nach unseren Gemeindeerfahrungen und unserem Anliegen des Besuches gefragt. Was die Integrationsfähigkeit von ICF Friedrichshain betrifft: 100 Punkte! Nur dass eine so hohe Konzentration von alleinstehenden jungen Erwachsenen zu verzeichnen war, dass man sich als Teenager oder Erwachsener ab 35 etwas exotisch vorkam.

Dieser Tag hatte gezeigt, welche Vielfalt in der christlichen Szene der Stadt herrscht. Für jeden Geschmack und Bedarf ist etwas dabei.

Donnerstag, 16. Juli 2015

Der Church Checker ist wieder unterwegs

Liebe Leser,

die Neuorientierung nach vielen Jahren intensiver Gemeindearbeit bietet die Chance, wieder mit offenen Augen durch die christliche Landschaft der Stadt zu gehen. In den kommenden Wochen und Monaten werden wir Gemeinden und Kirchen in Berlin und Umgebung besuchen und über unsere Erfahrungen berichten.

Besonderes Augenmerk gilt der Predigt, den Kinder- und Jugendangeboten sowie der Willkommenskultur:

Kann der Besucher Impulse für seinen Alltag mitnehmen?
Wird der Besucher wahrgenommen?
Wird der Besucher integriert?

Wir sind gespannt!

LG vom Church Checker

Sonntag, 12. Juli 2015

Berlin connect - der Name ist Programm

Berlin Connect ist eine junge Gemeinde in der City, die ihrem Namen alle Ehre macht. Es wird Englisch gesprochen, der Lobpreis ist lebhaft und die Predigt enthält wertvolle Impulse. Bemerkenswert ist auch der integrative und professionelle Umgang mit Gästen und Interessenten. Studenten, Singles und junge Familien fühlen sich hier offensichtlich sehr wohl.



Berlin Connect  - der Name ist Programm!

Gegenüber der Marienkirche am Alexanderplatz führt eine Treppe in den Plattenbau an der Karl-Liebknecht-Straße. Davor steht ein großes rundes Schild mit "B/C" und einige junge Erwachsene mit afrikanischer Zuwanderungsgeschichte. Sie sprechen englisch.

Bereits auf den letzten Stufen der Treppe ins Foyer werden wir von einer freundlichen blonden jungen Dame angesprochen, herzlich begrüßt und auf den parallelen Kindergottesdienst hingewiesen. Also wegen der beiden Kinder, die uns begleiten. Wir fragen nach dem WC.

Nach der Erleichterung gehen wir zum abgedunkelten Gottesdienstsaal und finden in einer der hinteren Reihen noch vier zusammenhängende Plätze. Lichtspiele und großflächige Beamer-Anzeigen weisen auf die anstehenden Aktivitäten und Highlights des Gottesdienstes hin.

Das Publikum wirkt sehr niveauvoll. Hier trifft sich wohl die internationale Studentenszene. Asiaten, Schwarze und weitere Singles im Alter um die Zwanzig. Alle mit intelligentem Blick und sehr freundlich. Obwohl wir nicht wirklich in die Altersstruktur passen, werden wir als Gäste wahrgenommen und mehrfach herzlich begrüßt.

Der Gottesdienst findet auf Englisch statt und ist vom Lobpreis bis zur impulsreichen Predigt sehr professionell gestaltet, ohne dabei steril zu wirken. Auch nach dem Gottesdienst kümmert man sich um uns, bietet Würstchen und Cocktails an und bei Bedarf kommt man schnell ins Gespräch mit den Gemeindeleuten - auch auf Deutsch.

Aus meiner Sicht genau die passende Gemeinde für unsere Kinder: niveauvolle Gefährten im Kindergottesdienst und massives Training der Englischkenntnisse. Hier treffen wir auch ein Mitglied unserer Marzahner Ex-Gemeinde. Apropos Marzahn: Mit der Straßenbahn M6 kann man ohne Umsteigen innerhalb einer halben Stunde von Haus zu Haus fahren.

Zum Abschied lobe ich noch eine der Verantwortlichen für die professionelle Betreuung. Connect (Beziehung) wird hier wirklich gelebt!

Freitag, 31. Dezember 2010

Dienstag, 28. Dezember 2010

Weihnachten vorbei?

Ja, Weihnachten ist jetzt vorbei, das Jahr neigt sich dem Ende und die guten Vorsätze sprießen aus dem Boden wie Schneeglöckchen!

Was habt ihr im kommenden Jahr vor? Große Pläne? Kleine Eroberungen?

Das übliche "10 kg abspecken" und "mit dem Rauchen aufhören" hat wahrscheinlich die letzten drei Jahre auch nicht geklappt... aber vielleicht... wer weiß? Dieses Jahr? Die Hoffnung stirbt zuletzt!

Sollte ich die 10 kg schaffen, werde ich es euch wissen lassen;) Mit dem Rauchen kann ich nicht aufhören, ich habe nie geraucht;)

Einer sagte mal: "Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert". Ich weiß nicht, wer es war, aber ich glaube, er hat damit Recht.

Oft habe ich schon zu Silvester dagestanden und mir gesagt: "Von heute an wird alles anders!" (Ja nicht nur zu Silvester, auch zwischen zwei Silvestern passiert das häufiger!;)) Aber selten ist wirklich was geschehen. Alles in der Art von "ich werde von heute an jeden Tag eine Stunde beten und noch eine Bibellesen" scheiterte - wahrscheinlich, weil ich aus eigener Kraft versucht habe etwas zu verändern und alle eigenen Bemühungen sind von vorherein zum Scheitern verurteilt, wenn Gott hinter dem Anschein der Frömmigkeit verloren gegangen ist.

Ich kann mich nicht ändern. Gott kann das.

Lasst uns ihm vertrauen, sein Wort studieren und ihn besser verstehen und kennen lernen. Er kann und wird uns verändern!

Und mit uns hoffentlich auch Marzahn!

Mittwoch, 22. Dezember 2010

Come Back und verrückte Fragen...

Wie kommt das eigentlich? Kennst du das auch?

Du lebt vor sich hin, weiß von nichts Bösem, siehst es nicht, hörst es nicht, merkst es nicht - und plötzlich stellst du eines schönen Tages fest: Du bist offenbar einer der unangenehmsten Menschen auf diesem Planeten.

Es gibt viele unangenehme Menschen, ohne Frage - die anderen sind natürlich immer schlimmer, als man selbst. Grade in Marzahn mag dieser Eindruck entstehen, hier, wo es trotz aller angenehmen Seiten so viel Elend und kaputte Menschen gibt. Ich meine das nicht abwertend - meistens liegt die geringste Schuld am offensichtlichen Kaputtsein bei einem selber. Man kann nichts für seine Eltern, man hat sie sich nicht ausgesucht oder bei der Wahl der Schule selbstverantwortlich geschrieen: "Ja, die will ich!"

Aber eines Tages stellst du fest: Nicht (nur) die anderen sind die kaputten Typen. Du bist es auch und plötzlich stürtzt es von allen Seiten auf dich ein und du fragst dich: Wie konnte ich so blind sein? Aber auch: Woher soll ich das wissen, wenn es keiner sagt?

Lange Zeit vergeht manchmal, bis man aus der Ecke des Selbstmitleids heraus kommt und wirklich nach einem Grund sucht - nach einem Zweck, nach irgendwas, das einem die Last abnimmt, so zu sein, wie man bist.

Es ist nicht beruhigend zu wissen, dass alle schlecht - dass alle Sünder sind. Wenn schon alle, dann will wenigstens ich doch was besseres sein. Aber egal wie man hofft, wie man arbeitet. Wir sind alle schlecht und nicht liebenswert. Vor Gott macht es keinen Unterschied, ob du mehr oder weniger schlecht bist. Er ist heilig und auch das kleinste Fünkchen Schlechtsein in jemanden ist schlimm genug, für das entgültige Urteil, dass Gott uns in seinem Wort verspricht.

Am Ende sah ich einen Lichtstrahl am Horzizont:

Gott hat mich geliebt - obwohl ich so schlecht bin. Er hat alles für mich gegeben. Er hat seinen gerechtfertigten Zorn über mich und meine Sünde nicht dem jenigen zugeführt, der ihn verdiente:

Mich.

Sondern dem, der der Inbegriff seiner Liebe ist, ja - sich selbst sogesehen:

Jesus, dem Christus.

Wir können uns nicht vorstellen, was er für Jesus hieß, da am Kreuz zu sterben. Die Schikanen der Römer, die unmenschlichen Peitschenhiebe, die Füße und Arme durchstochen zu bekommen, da am Kreuz zu hängen und den Spott der Menschen zu ertragen...

Das klingt schlimm meinst du? Das war es sicher! Aber wenn man an dem Punkt aufhört, hat man kein Evangelium, keine Freiheit.

Was sollte das für ein Retter sein, der von schwächlichen Menschen, die weit unter ihm standen, einfach so getötet werden kann? Was könnte uns daran retten, wenn ein Unschuldiger von Verrückten getötet wird? Passiert nicht ähnliches hundertfach jeden Tag auf dieser Welt?

Jesus starb nicht, weil ihn Menschen an ein Kreuz geschlagen haben. Er starb, weil er, wie er sagte "diesen Kelch", den Gott ihm gegeben hat, getrunken hat - und er war angefüllt bis zum Rand mit dem gerechtfertigten Zorn Gottes über alle Gottlosigkeit und alles Schlechte von uns.

Klingt das Psychopatisch? Das ist es nicht. Dreh dich nicht um und vergiss es. Gott tat das nicht aus Boshaftigkeit, weil er rachsüchtig wäre und irgendeinen Sündenbock sucht, an dem er sich austoben kann.

Er tat es für dich, damit DU nicht dein eigener Sündenbock sein musst, denn das wäre für alle Ewigkeit ein schreckliches Schicksal. Er tat es, damit du leben kannst und etwas genießen kannst, das es zu letzt im Paradise gegeben hat:

Freiheit und eine reine Beziehung zu Gott.

Dienstag, 7. Dezember 2010

Don't worry, be happy!

Als jemand, der in einer Gegend wie Marzahn wohnt, habe ich eine ungefähre Vorstellung von dem Begriff "Elend" - oder besser gesagt davon, was das hierzulange heißt. So viele kaputte Familien, Eltern, die nicht für ihre Kinder sorgen und bei denen man keine Spur von Liebe erkennt, Menschen, die von den Behörden herum geschubst werden, weil ihre Not nicht in starre, bürokratische Normen passt, Vereinsamung, schlechte Schulen, fiese Nachbarn und und und ....

Es gibt viele Gründe, warum man sich Sorgen kann. Wirklich, mehr als genug!

Aber es gibt noch mehr als das.

Weihnachten ist die Zeit, in der wir feiern und darüber glücklich sein dürfen, dass Gott Mensch geworden ist, dass er uns nicht vergessen hat oder verloren gehen lässt. Er hat für uns gesorgt, er sorgt für uns, er liebt seine Kinder.

Lasst uns aufhören, uns den Kopf über dieses Elend zu zerbrechen und Sorgen zu machen, die doch keinem helfen und einfach vertrauen und glücklich sein.

Auch in Marzahn.

Und überhaupt - eigentlich lässt es sich hier ganz gut leben! - wenn man sich an die "Platte" gewöhnt hat;)

Montag, 29. November 2010

Besinnlichkeit...

Weihnachten ist eine Zeit der Besinnlichkeit - und das Wort Besinnlichkeit stammt offenbar vom "besinnen" ab.

Ich rufe auf, sich zu besinnen - zurückzukehren zu den Wurzeln unserer Freiheit in einem Land, dass als Sozialdemokratische Republik die Aufgabe hat, Minderheiten zu schützen, die Freiheit des Individuums in besonderer Weise zu stärken und zu garantieren, dass niemand Aufgrund seiner religiösen Ausrichtung, seiner Weltanschauung und seiner sexuellen Ausrichtung diskriminiert wird.

Es ist reiner Wahnwitz, was derzeit durch die Medien geht - hier ein paar Beispiele:

Handy- und PC-Verbot für "Islamistische Gefährder" sowie Abhören und von Telefongesprächen und ähnlichem, wegen "unbegründeten" Verdachts

Einschränkung der Pressefreiheit

Wiedereinführung der Vorratsdatenspeicherung trotz Urteil des Bundesverfassungsgerichts

Die Liste lässt sich beliebig erweitern.

Es mag vllt eine tatsächliche Gefährdung für die Bürger dieses Landes geben. Die gab es schon häufiger in der Vergangenheit. Aber die rechtlichen Mittel waren offenbar immer ausreichend, um genügend Schutz zu bieten.

Jetzt hingegen zeichnet sich ein sehr beunruhigender Trend ab: Jeder Bürger wird von vorherein als eventuell gefährlich und damit überwachungswürdig eingestuft, Gruppen von Minderheiten werden unter Generalverdacht gestellt und durch die einseitige und teilweise unsachgemäße Berichterstattung und öffentliche Diskussion wird mindestens Misstrauen im ungesunden Maß, wenn nicht sogar Hass gegen eben jene Minderheiten gesät.

Ich sage nichts, gegen freie Meinungsäußerung. Es muss möglich sein zu sagen, man fände Islam doof, oder Christentum, oder Homosexualität - aber ich bin absolut dagegen, Menschen zu verfolgen, weil sie einem grade nicht passen.

Besinnen wir uns wieder auf die Nächstenliebe, die Jesus lehrte: Aufrichtigkeit gegenüber jedermann, aber auch wenn die Aufrichtigkeit das Verhalten des anderen verurteilen muss im Gutestun nicht nachlassen.

Samstag, 27. November 2010

Don Bosco Zentrum

Auch wenn meine Meinung über die Katholische Kirche im Allgemeinen eher vernichtend ausfällt, ist dies hier dennoch nicht zu vernachlässigen.

Das Don Bosco Zentrum direkt am S-Bahnhof Raoul-Wallenberg-Straße beinhaltet verschiedene Angebote. Hauptsächlich erwähnen möchte ich das Gästehaus und die Jugendsozialarbeit.

Das Gästehaus ist im weiten Umkreis die einzige Möglichkeit im weiten Umkreis, kleinere wie größere Gruppen zu beherbergen. Bisher wusste ich nichts davon und werde es im Hinterkopf behalten, um vllt den einen oder anderen Besuch kostengünstig zu verstauen;)

Die Jugendsozialarbeit ist sicherlich nicht die einzige in Marzahn aber dennoch so notwendig wie die anderen. Marzahn ist bekannt für sein problematisches Sozialgeschehen und daher kann man jegliche Jugendarbeit nur begrüßen.

Gemeindetechnisch kann ich jedoch wirklich nur von der Katholischen Kirche abraten. Es gibt genügend Alternativen, sodass niemand allein dastehen muss;-)

Freitag, 26. November 2010

Taufe in Marzahn

Am 12.12.2010 findet in der Kirche43 eine Taufe statt.

Aber was ist eigentlich Taufe?

Vielerorts tauft man Babys und sagt, das seien von nun an Christen und Gott hätte einen besonderen Schutz auf sie gelegt. Wann immer ich jemanden fragte, warum er sein Klein(st)kind taufen lässt, lautete so oder ähnlich die Antwort.

Hat das etwas mit der Bibel zu tun?

Es findet sich keine Lehre über getaufte Kinder oder irgendeinen besonderen Segen, der auf der Taufe liegt in der Bibel.

Unter der Neutestamentlichen Taufe versteht die Bibel symbolisch den "Akt" des Christwerdens. Sie hat Bekenntnischarakter (ein Bekenntnis für etwas, das bereits geschehen ist) und zeigt aller Welt, dass man zu Christus gehört und nicht mehr zur Welt - und sie verdeutlicht den Zusammenhang der Bekehrung: Der Gläubige stirbt mit Christus, wird mit ihm begraben (das Untertauchen) und wird mit ihm wieder lebendig - oder besser gesagt, Christus ist lebt in ihm (wieder auftauchen) und ist frei vom Fluch der Sünde, um einzig für Gott zu leben.

Wer soll getauft werden?

Im Missionsbefehl in Matthäus 28 sagt Jesus:

19 So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
20 und lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Weltzeit! Amen. 
Es werden also alle getauft, wie Jünger Jesu geworden sind. Ich wüsste vom Schächer am Kreuz abgesehen von keinem, der im Neuen Testament Christ wird, und nicht getauft wurde.

So gesehen steht die Taufe nach der Bekehrung am Anfang eines Lebens als Christ. Es ist ein Schritt des Gehorsams gegenüber Gott, der von vielen weiteren gefolgt werden wird, wenn es wirklich eine Taufe im biblischen Sinn ist.

Schön, dass sich in Marzahn Menschen finden, die Gott gerettet hat und es am 12.12. öffentlich bezeugen wollen!

Ich wünsche den Täuflingen, dass Sie von Tag zu Tag mehr erkennen, wer Jesus ist, dass sie von Gottes heiligem Geist erfüllt werden und in guten aber gerade auch in schlechten Zeiten ihren Herrn lieben und lernen, gehorsam und wachsam zu sein!