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Montag, 12. Dezember 2016

Sarah Kaiser, Freiheit und Radio Paradiso

Sarah Kaiser ist eine echte Berlinerin mit musikalischer Familientradition. Ihre Stilrichtung ist Jazz. Sie hat inzwischen fünf CDs herausgebracht, die sich insgesamt 50.000 Mal verkauft haben.



Ende der 1990er Jahre hatten wir Sarah Kaiser in der Lukas-Gemeinde kennen gelernt. Kurz darauf begann sie einen Gospelchor in Marzahn. Interessant an diesem Chor war, dass ein Drittel der Teilnehmer über die gute Platzierung der Webseite der Jugendkirche Marzahn zum Chor gekommen waren und sich über 30% der Sänger im Laufe der Jahre für eine Beziehung zu Jesus entschieden.

Sarah Kaiser leitete den Chor hoch professionell und setzte ihre markante Stimme während der regelmäßigen Konzerte gerne als Solistin ein. Sie förderte talentierte Jugendliche, mit denen sie teilweise heute noch auftritt.

Ihre Brötchen verdient sie jedoch als Jazz-Sängerin mit einem nahezu unerschöpflichen Konzertkalender, dem Verkauf ihrer CDs und dem Einzelcoaching als diplomierte Gesangspädagogin. Ihre Hauptprojekte sind die Sarah Kaiser Band, AQUABELLA und Berlin Voices, wobei sich das letztgenannte Quartett 2011 aufgelöst hatte. Sie tritt im Radio, im Fernsehen, auf Kirchentagen, in Gemeinden, in Clubs, im Bundestag, auf Jazztagen und international auf.

Sarah Kaiser ist eine Powerfrau, eine Frau, die klare Ziele hat und bezüglich des Glaubens an Jesus kein Blatt vor den Mund nimmt. Als ich vorhin zu einem Meeting der Internetmission fuhr, kam auf Radio Paradiso bereits ein Teaser-Interview mit ihr. Sie wurde zum Stichwort "Freiheit" befragt. Freiheit sei ein Privileg, dass sie sehr schätze und gerne nutze. Insbesondere die Freiheit, selbst entscheiden zu können sowie die Freiheit, offen über ihren Glauben reden zu dürfen.

Die Frage bezog sich wohl auf ihre Neuveröffentlichung "Freiheit". Das Release-Konzert fand passend zum Reformationstag am 31.10.2016 in Berlin statt. "Freiheit" beschäftigt sich mit der festen Burg, der eigenen Reformation und Martin Luther und reiht sich damit in Sarahs unverkennbares Interesse an neu vertonter alter Kirchenmusik ein. "Gast auf Erden" ist eine jazzige Hommage an Paul Gerhard. "Grüner", "Geistesgegenwart" und "Miracles" sind weitere Editionen, die seit 2003 von ihr erschienen sind.

Zwischen 20 und 21 Uhr hatte sie heute eine Stunde Sendezeit bei Radio Paradiso. Schade, dass mein Meeting länger ging. Die Zeit hatte ich zwar ständig im Blick, aber wenn der Betreiber von MyStory aus der Schweiz eingeflogen kommt, stehen die technischen Anliegen der neuen Webseite von GottinBerlin.de im Fokus. Das Layout dafür wurde übrigens vom selben Designer geliefert wie das für www.SarahKaiser.de.

Mittwoch, 30. November 2016

Gemeinsam e1ns - Schnuppertreffen für Ehepaare

In den ersten Ehejahren hatte ich Paar-Seminare immer belächelt. Inzwischen weiß ich die wertvollen Impulse sehr zu schätzen. und besuchte heute zusammen mit meiner Frau einen Schnupperkurs von "Gemeinsam e1ns", einer Initiative von Campus für Christus.



Bei strömendem Regen und eingeschalteter Sitzheizung erreichten wir nach genau einer Stunde Marienfelde. Viel schwieriger als der per Google-Maps eingeprägte Weg war der Eingang zum Haus zu finden. Es war von sämtlichen Seiten gut einsehbar, nur der Zugang fehlte.

Helge stand im Regen an der Straße und lotste die Erstbesucher auf das Hammergrundstück. Das Haus offenbarte eine gewisse Vorliebe für ein skandinavisches Land mit blau-gelber Fahne und einem dazugehörigen Möbelhaus. Wir waren nicht die ersten Gäste. Auf einem Tisch standen Salzstangen und Süßigkeiten. Tee dampfte aus einer Tasse und Kaffee gab es auch.

Das Wohnzimmer von Helge und Birgit füllte sich, so dass sich letztlich siebeneinhalb Ehepaare um den Tisch scharten. Da der Abend unter den Chatham House Rules abgehalten wurde, dürfen hier nur sehr wenige Details nach Außen dringen. Nur soviel, dass die Paare zwischen vier und vierzig Jahren verheiratet und die Teilnehmer zwischen dreißig und siebzig Jahre alt waren. Marienfelde war lediglich für die Gastgeber zentral gelegen. Viele der Besucher kamen aus der urbanen Peripherie und freuten sich über den anschließenden Vorschlag, die folgenden Eheabende nach Schöneberg zu verlegen.

Vorab hatten wir bereits fünfzehn Seiten Arbeitsmaterial für den "Schnupperkurs" erhalten. Bei dem durchaus gemütlichen Licht stellte ich fest, dass der nachhaltige Ausdruck von zwei Seiten auf einem A4-Blatt ein recht herausforderndes Betrachtungsszenario mit meiner neuen Gleitsichtbrille darstellte. Als ich dann noch eine Stelle aus dem Römerbrief vorlesen sollte, hatte ich mich gerade in der Bibel-App verlaufen und kam nicht mehr aus dem Markiermodus heraus.

Anhand des ausgedruckten Leitfadens kamen wir sehr gut ins Gespräch und lernten einander besser kennen. Das "Du" war noch etwas gewöhnungsbedürftig, half aber bei der im Raum verbleibenden Offenheit. Wir tauschten uns über vorbildhafte Ehen aus und bekamen interessante Denkanstöße zu den Bedürfnissen unserer Ehepartner. Auch Helge und Birgit erfuhren lange gehegte Geheimnisse voneinander.

Nach zwei Stunden endete der Schnupperkurs mit einem Gebet und der Abstimmung weiterer Termine. Es regnete nicht mehr. Den Ausgang mussten wir nicht suchen. Dafür suchte Helge sein Auto. Per Fernbedienung konnte es sichtbar gemacht werden. Auf dem Rückweg nahmen wir noch eines der Ehepaare mit und unterhielten uns über die vielen Aspekte der Kleinkinderziehung.

Freitag, 25. November 2016

A Disruptive Gospel - Transforming Your City

Ein Evangelium, das die Metropolen dieser Welt durchdringt, beschreibt Mac Pier in seinem Buch "A Disruptive Gospel". Er stellt in achtzehn Kapiteln diverse Beispiele urbaner Transformation vor und geht auch auf die Grundprinzipien erfolgreicher Bewegungen ein.



Das über zweihundert Seiten umfassende Buch "A Disruptive Gospel" von Mac Pier war ein wertiger Bestandteil unseres dunkelblauen Jute-Begleitbeutels zur #MDGC16-Konferenz in New York. Während viele Flyer, Heftchen und Visitenkarten auf der allgemeinen Ablage der NYSUM landeten, wurden dieses Buch, eine Tony-Evans-DVD und die Pfefferminz-Pillen einer Bibelschule ins Reisegepäck transferiert.

Beispiel New York City

Bereits der Titel verspricht eine moderne Auseinandersetzung mit der effektiven Verbreitung des Evangeliums. Besonders hatte mich Kapitel 2 beeindruckt, wo die geistliche Disruption New Yorks beschrieben wird. Die Not war in den 1980er und 1990er so groß, dass sich Leiter unterschiedlicher Gemeinden zum Gebet und gemeinsamen Aktionen trafen. Das taten sie so nachhaltig, dass innerhalb weniger Jahre die Mordrate deutlich nach unten ging, der soziale Frieden gestärkt und viele neue Gemeinden gegründet wurden. Die Wirkung ist statistisch belegt und auch in den Straßen und Untergrundbahnen spürbar. Queens, Brooklyn und die Bronx lassen sich heute auch als weißer Tourist gut per Spaziergang erkunden, was vor fünfundzwanzig Jahren weniger denkbar gewesen wäre.

Diese beachtliche Harmonie einer multiethnischen Population erlebte ich bereits bei meiner Ankunft in New York, als ich mich vom Busbahnhof nach Queens begab. Gleiches in den Gemeinden, die wir besuchten und auf der Straße. Man musste morgens um acht dem Gangsta-Rapper im Donuts-Shop nur freundlich zunicken und schon bekam auch er ein breites Lächeln auf dem Gesicht und grüßte zurück.

A Disruptive Gospel Mac Pier
A Disruptive Gospel - Mac Pier


Transformation durch Einheit

Das Geheimnis liegt in der Einheit. Einheit der geistlichen Leiter und Einheit mit parakirchlichen Werken und dem "Marketplace". Während in Deutschland nur die Pastoren und eventuell noch christliche Hilfsorganisationen auf dem Radar sind, stellen in sämtlichen Teilen der Welt die christlichen Unternehmer (Marketplace) einen wichtigen Bestandteil der Vernetzung dar.

Mac Pier trifft sich in Kapitel 6 im einunddreißigsten Stockwert eines Bürohauses in Downtown Dallas mit Ray Nixon, einem texanischen Unternehmer. Er hat dort einen weiten Blick über die Stadt und erfährt viele interessante Dinge über die Geschichte, die Zusammensetzung der Bevölkerung und die aktuellen Herausforderungen. Auch hier geht es um Einheit der christlichen Leiter, Gebet und praktische Hilfe. Mit praktischer Hilfe ist durch das gesamte Buch hindurch Hilfe zur Selbsthilfe sowie Bildung gemeint.

Statistiken

Die Berichte enthalten viele Zahlen und strategische Hintergrundinformationen, warum beispielsweise Kinder ohne präsente Väter suboptimale Entwicklungen nehmen, wie der Präsident Ruandas für Einheit im Volk und einen wirtschaftlichen Aufschwung sorgt oder wie ausgewanderte Menschen aus Haiti zur Rückkehr auf die Insel zwecks humanitärer Hilfe motiviert werden.

Es werden konkrete Beispiele aus Dubai, Pretoria, Indien, Ruanda, Haiti und anderen Regionen mit Großstädten dargestellt. Immerhin wurden auch schon in der Apostelgeschichte die großen Städte der Antike bereist, um dort einen viralen Einfluss (Impact) auf das Römische Reich zu initiieren. Auch Großbritannien und Schweden geben viel Grund zur Hoffnung. In Frankreich entstehen momentan neue Gemeinden, was wohl eine Folge der Terroranschläge von Paris ist.

Und bei uns?

Allein Mitteleuropa wirkt in Kapitel 17 etwas blass und eingeschlafen nach den vielen ermutigenden Schilderungen. Das wird wohl daran liegen, dass das Prinzip des effektiven Zusammenspiels von lokaler Gemeinde, christlichen Organisationen und Marketplace (siehe Dreibeinhocker) in unseren Regionen noch nicht angekommen ist. Die lokale Gemeinde stellt oftmals das Maß aller Dinge dar und grenzt sich gerne gegen benachbarte Denominationen ab. Dann kommen christliche Organisationen und dann erst einmal gar nichts. Unternehmer und Führungskräfte aus dem säkularen Berufsleben werden in Deutschland selten als geeignete Player für das Reich Gottes angesehen.

Die im Buch mehrfach skizzierten Vernetzungen über Schlüsselpersonen aus Politik und Wirtschaft sind in Europa eher unterentwickelt. Sehr beeindruckend, was Mac Pier in diesem Zusammenhang über Dubai berichtet. Das Schlusswort von Bob Doll widmet sich komplett den christlichen Leitern aus dem Marketplace-Segment und ermutigt sie zum Denken und Handeln in der Reich-Gottes-Perspektive.

Wer das Buch lesen möchte, sollte Englisch verstehen. Eine Übersetzung des zweiten Kapitels über die statistisch belegten Veränderungen in New York City ist bereits angedacht.

Freitag, 18. November 2016

Zwei Schiffe begegnen sich in der Nacht

Es muss mindestens sieben Jahre zurück liegen, wo wir das Sprichwort "zwei Schiffe begegnen sich in der Nacht" zum ersten Mal gehört hatten. Es wird gebraucht, wenn Menschen eine völlig unterschiedliche Denkweise und Wahrnehmung haben.



Eine Falle der Egozentrik ist es, davon auszugehen, dass alle anderen Menschen so denken und wahrnehmen wie ich selbst. Ich betrachte mich als Normativ für Denkweise und Wahrnehmung und setze vergleichbare Parameter bei den Menschen in meiner Umgebung voraus.

Doch weit gefehlt!

Ein Mann mit Burnout denkt in Angstszenarien, ein echter Beamter denkt in Amtsdeutsch, ein Offizier denkt in Strategien, ein Grüner denkt ökologisch, ein Rechtsanwalt denkt in Paragraphen, ein Journalist denkt in Stories und ein Softwareentwickler in If-Then-Else-Schleifen. Letzteres kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Nur wenn es Schnittmengen gibt, vermengt sich das Denken und macht die Handlungsweisen des Anderen nachvollziehbar oder gar berechenbar.

Solch eine Schnittmenge kann der gemeinsame Glauben an Jesus Christus sein. Wie wir kürzlich bei einer internationalen Konferenz feststellen konnten, verbinden sich ethnische, soziale, sprachliche und kulturelle Unterschiede zu einer bemerkenswerten Harmonie, wenn sich Menschen um den Mittelpunkt Jesus versammeln. Das entspricht der praktischen Umsetzung von Joh 13,35. In Städten wie New York oder Boston war irgendwann die Not so groß, dass sich Gemeinden unterschiedlichster Prägung aufeinander zu bewegten und gemeinsam für die Stadt eintraten. Die Ergebnisse lassen sich in beachtenswerten Zahlen dokumentieren.

Luxus in Berlin

In Berlin hingegen leistet man sich den Luxus von Divergenz, Abgrenzung und Parallelwelten. Während steuerfinanzierte Berufschristen Papiere mit durchaus wohlklingenden Absichtserklärungen für die Ablagesysteme ihrer Gremien produzieren, disruptieren neue Gemeinden die Stadt mit geistlichem und quantitativem Wachstum sowie regelmäßigen Taufen. Vernetzung findet jedoch nur weitestgehend auf der Basisebene statt.

Das entspricht in etwa dem, was Executuve Vice President Christoph Keese von Axel Springer SE im Rahmen eines Vortrages über Disruption auf einer Landwirtschafts-Konferenz im Januar 2016 gesagt hatte. Demnach sei die allgemeine Arroganz des "Establishments" bemerkenswert, das sich als "Halbtoter auf dem Weg zum Friedhof" lange über die Bemühungen des Disruptors amüsiere und dann plötzlich vor dem Aus stehe. Christoph Keese prognostizierte eine Sterblichkeit durch alle Branchen von 95%.

Schauen wir in die christliche Szene, so gibt es reichlich Unverständnis zwischen Evangelikalen und Landeskirchlern, zwischen Katholiken und Protestanten oder Charismatikern und Bibelkennern. Gerne wird in diesen Zusammenhängen das Christsein des Anderen in Frage gestellt, wenn er anders tauft, zu alte Lieder singt, sich zu wenig in der Bibel auskennt oder gar betet und mit dem aktiven Eingreifen Gottes in Lebenssituation rechnet.

Wenn Joh 13,35 nicht mehr in der Praxis sichtbar wird, kommen auch die Moslems zum Zuge. Im Koran können sie mehrfach lesen, dass sich die "Menschen der Schrift" nicht einig waren und deshalb der Koran als letzte Offenbarung herabgesendet wurde. Aber auch Islamisten sind sich nicht einig. Die Sunniten betrachten die Welt anders als Schiiten. Die daraus folgenden und für unsere Wahrnehmung abstrusen Handlungsmuster können nur nachvollzogen werden, wenn man sich mit den Denkmustern dieser Personen beschäftigt.

Es beginnt ja generell schon damit, dass ein Theoretiker anders als ein Praktiker denkt und handelt. Der Visionär denkt selten in den Strukturen des Managers. Ein Handwerker denkt oftmals nicht kaufmännisch, was gelegentlich suboptimale Folgen hat. Dabei ergibt sich aus diesen Unterschieden auch ein erhebliches Potenzial an Ergänzung, wie es beispielsweise in 1. Kor 12 beschrieben wird.

Was beim Miteinander hilft ist Empathie.

Empathie schlägt eine Brücke zwischen unterschiedlichen Menschen. Insbesondere Verkäufer haben diese Gabe und nutzen sie zum Vermarkten ihrer Produkte. Wenn der Verkäufer merkt, wo beim Kunden der Schuh drückt, muss er nur das passende Argument finden, das das Produkt als Lösung für genau dieses Problem darstellt. Selbst einem Eskimo kann ein Kühlschrank verkauft werden. Dazu fallen mir ad hoc zwei Vertriebsargumente ein. Zuerst könnte beim winterlichen Bedarf an Licht angesetzt werden. Licht erstrahlt, sobald der Eskimo den Kühlschrank öffnet. Ein zusätzlicher Vorteil wäre die geschlossene Tür. Diese hält Eisbären vom Verzehr des Inhaltes ab. Ob also die Tür des Kühlschrankes offen oder geschlossen ist, der Eskimo hat in jedem Fall einen Vorteil und braucht deshalb? Klar, einen Kühlschrank!

An Empathie und dem Bewusstsein für divergente Denkstrukturen mangelt es aber auch in der großen Politik. So kann der humanistisch geprägte Europapolitiker mit seinem juristisch-soziologischen Hintergrund nicht nachvollziehen, wie ein Präsident Putin oder ein Donald Trump seine Entscheidungen findet. Hillary Clinton wäre die europäische Wunschpräsidentin gewesen, da sie ein gewisses Maß an Kontinuität in der Außen- und Sicherheitspolitik suggerierte. Mit Donald Trump hingegen kann man in Europa nichts anfangen. Die Verunsicherung wird insbesondere dadurch manifestiert, dass sich zur Zeit sämtliche europäische Staatschefs  in Berlin mit dem scheidenden Präsidenten Obama treffen und mit ihm über Donald Trump reden. Aber schon Hiob 42 zeigt, dass man lieber "mit" als "über" jemanden reden sollte.

Personen des Zeitgeschehens

Dabei muss man sich lediglich Persönlichkeit, Herkunft und Umgebung der jeweiligen Akteure ansehen:

Putin ist ein Geheimdienstmann, der sich mit ehemaligen Kollegen umgeben hat. Er denkt und handelt wie ein Mann aus dem Nachrichtendienst. Das macht ihn berechenbar für Menschen, die die Denkweise von Geheimdienstlern kennen. Agenten denken in langfristigen Schachzügen, beobachten die rote Linie des Gegners und wenn es mal schnell gehen muss, wird ein Bauer geopfert. Dabei kann der Bauer oder die gegnerische Dame auch einmal unsanft vom Tisch fallen, was nicht immer mit den rechtsstaatlichen Auffassungen des Europäers harmoniert. Das Bewusstsein dessen ist jedoch hilfreich für die Bewertung von Gegenwartsszenarien und zur Erstellung von Zukunftsprognosen.

Donald Trump ist Unternehmer. Ein sehr erfolgreicher Unternehmer sogar. Wer weiß, wie Unternehmer ticken, wird auch Trump berechnen können. Dass in Europa so eine große Verunsicherung herrscht liegt daran, dass unsere Politiker eben wie Bürokraten denken und nicht wie Unternehmer. Den Unternehmer zeichnen im wesentlichen drei Grundprinzipien aus:

1) Aus jeder Situation - egal wie herausfordernd - den höchst möglichen Profit ziehen (Röm 8,28)
2) Nicht reden, sondern machen! (Mt 7,21)
3) Entscheidungsfreudigkeit (Lk 19,5-6)

Punkt 2) und 3) bringen natürlich eine ganz andere Dynamik ins politische Geschehen und können bei weniger durchdachten Entscheidungen unangenehme Folgen haben. Aber es lässt sich berechnen, so man sich auf die Handlungsprinzipien eines Unternehmers einstelt.

Vergleicht man nun die Denkmuster Putins mit denen des Unternehmers Trump, wird deutlich, dass beide gut harmonieren. Allerdings wird dann auch deutlich, dass für europäische Harmoniepolitik kein Platz bleibt, außer es wird ein Punching Ball benötigt.

Vielleicht entwickelt sich dadurch ja letztlich ein Szenario, das die Christen in Berlin auch über Grenzen von Charisma, Taufverständnis und steuerlicher Komfortzone zusammen bringt.

Donnerstag, 17. November 2016

Robert Saunders und der Dreibeinhocker

Zurzeit hält sich Robert Saunders in Berlin auf und hat einen prall gefüllten Kalender mit Coaching-Terminen für Geschäftsleute aus ganz Deutschland. Wenn ein Präsenztreffen für Süddeutsche oder Rheinländer zu aufwendig ist, wird flexibel auf Telefonkonferenz umgeschaltet.



Bis vor eineinhalb Jahren war mir der Zugang zu christlichen Unternehmern weitestgehend verschlossen. So nutzte ich die geschäftlichen Vorbilder des säkularen Umfeldes und extrahierte christliche Handlungsweisen aus dem eigenen Bibelstudium. Dennoch hätte ich gerne Vorbilder aus dem christlichen Umfeld gehabt, die sich in Krisen bewährt, bei Null angefangen und allgemein einen guten Ruf als ehrbare Kaufleute erworben haben.

Erst bei der intensiveren Begegnung mit Unternehmern aus dem Umfeld der FBG erschlossen sich ganz neue Horizonte in Bezug auf "Kingdom Companies" und den Austausch innerhalb einer homogenen Gruppe aus dem Berufsleben. Ähnliche Herausforderungen und Erfahrungen ermöglichten einen Dialog, der auf der gleichen Verständnisebene abläuft, die übliche Neidkultur weitestgehend ausklammert und Hilfe bis in Beschaffungs- und Finanzbereiche anbietet.

Die FBG ist es auch, die regelmäßig kostenlose Coachings mit Robert Saunders anbietet. Robert Saunders hat in seinen siebzig Lebensjahren mehrere Firmen geleitet, Unternehmen aufgebaut, Weihnachtsanhänger verkauft und viel Zeit in sämtlichen Teilen der Welt verbracht. Er war und ist Investmentbanker und ein Christ, der Freude daran hat, anderen Geschäftsleuten mit Rat und Seelsorge zur Seite zu stehen.

Die Gespräche laufen sehr unterschiedlich ab. Man trifft sich beim Lunch, beim Dinner, nach dem Frühstück, beim Tee, bei Mineralwasser, in Hausschuhen, am Telefon oder im Massagesessel. Robert Saunders ist sehr flexibel und stellt sich auf jeden der Gesprächspartner individuell ein. Es gibt normale Unterhaltungen, klare Frage-Antwort-Szenarien und gemeinsame Gebete. Je nachdem, wie sich das Gespräch entwickelt und was der Banker empfindet, dass von Jesus her gerade dran ist.

Viele dieser Meetings enden in klassischer Seelsorge, thematisieren die vielen Facetten von Misserfolg und familiärem Background oder hinterfragen die aktuelle Geschäftsstrategie.

Heute saß ich mit ihm auf einer Couch in Nikolassee und ließ ihn auf meine aktuellen Fragen zur unternehmerischen Ausrichtung schauen. Ich hatte eine Prophetie dabei, die uns als Familie vor eineinhalb Jahren zugesprochen wurde und in vielen Punkten bereits eingetroffen war. Von kompetenter Stelle ließ ich bestimmte geschäftliche Entscheidungswege validieren und war erleichtert, dass die gemachten Fehler letztlich in einen Optimierungsprozess eingemündet waren.

Vieles war für Robert Saunders nachvollziehbar. Betriebswirtschaftliche Zusammenhänge oder Mitarbeiterprofile mussten nicht weiter erläutert werden. Kurze Schlagworte reichten aus, um auf der gleichen Verständnisebene effektiv das Gespräch fortzusetzen. Er stellte herausfordernde Fragen und gab mit eindringlichem Blick Handlungsempfehlungen. Wenn er nicht sicher war, ob ich den finalen Punkt verstanden hatte, ließ er es noch einmal von Joe Hartung (FBG) erklären. Wenn wir beide falsch lagen, erklärte er seine Gedanken noch einmal mit anderen Worten. Wir kommunizierten auf Englisch.

Am Ende zeigte er sich zuversichtlich, dass die neue Richtung Erfolg versprechend sei. Ich solle lediglich nicht zu viel Zeit mit Nachdenken verbringen, da mir das wertvolle Lebenszeit raube, die ich besser in die Entwicklung des Unternehmens stecken könne.

Nach zwei Stunden meldete sich der Kalender. Es stand ein Telefontermin an und danach Lunch mit einem Hamburger. Mit Hamburger ist in diesem Fall ein Norddeutscher gemeint und nicht das mögliche Angebot auf der Speisekarte.

Greift man das Bild des Dreibeinhockers von #MDGC16 auf, stellen die Coachings mit Robert Saunders eine praktische Umsetzung dar. Christen im Beruf brauchen geistliche und seelsorgerliche Unterstützung, um das Reich Gottes außerhalb der Gemeinde bauen zu können.

Samstag, 5. November 2016

Frauentag in der EFG Tempelhof mit Werten und Wahrheit

Als meine Frau die Einladung für den Frauentag bekam, war nicht die Frage, ob sie dort hinfahre. Vielmehr überlegte sie, wem sie mit den stets guten Impulsen solcher Frauentage in diesem Jahr etwas Gutes tun könne, indem sie sie dazu mitnehme. Hier der Bericht meiner Frau zu Werten, Wahrheit und einem Frauentag in der EFG Tempelhof:


 
Zum diesjährigen Frauentag, der wie jedes Jahr durch ein Organisationsteam, unter anderem mit Moderatorin Birgit Lutter, einberufen wurde, fuhr ich nun also mit Mutter und Schwiegermutter. Veranstaltungsort war baulich bedingt dieses Jahr nicht in der FEG Schöneberg, sondern in der EFG Tempelhof. Vernetzung praktisch zwischen Brüdern und Baptisten, und die Gastfreundschaft war großartig.

Pünktlich um 10 ging es nach einem Aufwärmkaffee mit einigen Liedern des Dankens und Lobens los. Das war ein kräftiger Gesang, aber ganz ungewohnt nur mit Sopran- und Altstimmen. Klar, wir befanden uns auf einem Frauentag.

Unsere Referentin, Esther Schneider aus der EFG Wiedenest machte ganz plastisch deutlich, wie sich das Thema "Lebenswert" ganz praktisch auf den Alltag auswirkt. Beispielsweise, welche Werte wir im Umgang miteinander haben, wenn wir in der Schlange an der Kasse einen Vordrängler erleben. Wird der Vordrängler übel beschimpft oder nur dumm angeguckt? Sind wir es gar selbst, die vordrängeln? Und so ziehen sich unsere "Lebenswerte" in alle Alltagsbereiche, nicht nur bei riesigen Entscheidungsbergen.

Frei nach dem Motto ihres Gemeindekollegen "Stellt die Stangen auf, heute ist Frauentag", durften wir ganz offiziell unser eigenes Wertealphabet nicht nur für uns selbst durchbuchstabieren, sondern auch unseren Nachbarinnen zugackern, ähm mitteilen. Bei mir stand der Wert der Ehrlichkeit ganz weit oben und passte somit auch sehr gut zum Nachmittagsreferat mit dem Titel "Wahrheit".

Referentin Esther entfaltete noch so manchen guten Gedanken. Was macht ein Leben lebenswert? Wie wird man würdevoll alt? Wie können wir für gute Werte aufstehen? Mit solchen Fragen und deren teilweise ambivalenten Antworten gingen wir in die Mittagspause, wo wir uns ein wertvolles Essen mit Puffern, Nudelauflauf und Joghurt einverleiben durften.

Danach gab es vier Seminare und wir bekamen Anregungen zum Thema Bibellesen, Loslassen, Engel basteln oder konnten das Referatsthema vom Vormittag weiter vertiefen.

Der Nachmittag brachte mit Referentin Esther Schneider noch einige Stichworte zu "Gottes Wahrheit in meinem Leben". Dabei stellte Esther anhand eines Suchbildes heraus, dass die Wahrnehmung sehr unterschiedlich sein kann (jeder kennt bestimmt das Bild mit der alten Frau und dem jungen Mädchen in einer Zeichnung). Anhand von Johannes 8,31 wurde festgestellt, dass Jesu Jünger sein, an Seinem Wort der Wahrheit festhalten letztlich dazu führen wird, dass die Wahrheit frei machen wird. Nun stellt sich die Frage, was die Wahrheit in der jeweiligen Situation ist. Wie ist Gottes Perspektive dabei? Wie können wir wahrhaftig miteinander umgehen?

Und was hilft? "Oh komm du Geist der Wahrheit und kehre bei uns ein!" Na denn!

Mit diesem schönen Ohrwurm schließe ich den diesjährigen Bericht vom Frauentag. Nächstes Jahr bin ich bestimmt wieder dabei und kann mir ja jetzt schon überlegen, wem ich damit Gutes tun kann.
 
Autorin: Frau des Church Checkers

Freitag, 28. Oktober 2016

#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016 in New York City

Die internationale Konferenz Movement Day Global Cities kann inhaltlich mit dem in Deutschland bekannten Transforum verglichen werden. Es geht um die Vernetzung von Gemeinden, Werken, Organisationen und Leitungspersönlichkeiten, denen eine disruptive Beeinflussung der urbanen Gesellschaft durch das Evangelium wichtig ist.



Schon im März wurden die ersten Reisevorbereitungen getroffen. Dann fand ein Meeting des deutschen Teams statt, welches von Axel Nehlsen geleitet wurde. Axel Nehlsen war lange Jahre Geschäftsführer von Gemeinsam für Berlin und damit für diese Rolle prädestiniert. Unsere Delegation reiste individuell an und war auch an sehr unterschiedlichen Stellen der Stadt untergebracht.

#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016
#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016 - Teilnehmer aus Deutschland und Österreich
Gebet in Brooklyn

Auftakt war ein internationaler Gebetsabend in der Brooklyn Tabernacle Church. Bereits dort bekamen wir einen Vorgeschmack auf die Konferenz. Insgesamt wurden 3.000 Leiter erwartet, von denen etwa 1/3 aus den verschiedensten Teilen der Welt angereist war. 95 Nationen waren vertreten.

#MDGC16 in Manhattan

Die eigentliche Movement Day Global Cities Conference begann am Dienstag und beschäftigte sich dem Namen entsprechend mit den Herausforderungen des urbanen Umfeldes. Vormittags wurden diverse Einzelvorträge und Panel-Diskussionen auf der Bühne präsentiert, während nachmittags je zwei Seminar-Blöcke im Untergeschoss des Jacob K. Javits Convention Center angeboten wurden. Ich entschied mich für vier Tracks, in denen es um gesunde Leiter, die nächste Generation und Christen im Beruf ging. Leider konnten in eineinhalb Stunden die Themen immer nur angerissen werden. Zudem setzte im zweiten Block die biorhythmische Müdigkeit ein.

#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016
#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016 - Eingang zum Nordflügel des Javits Centers
Es traten jede Menge hochkarätiger Leiter und Pastoren auf. Bill Hybels (Willow Creek), Alan Platt (Doxa Deo), Timothy Keller (Redeemer Presbyterian Church) und Tony Evans (Oak Cliff Bible Fellowship) waren nur einige davon und wurden regelmäßig innerhalb unserer Gruppe genannt oder zitiert. Bill Hybels sieht zwei Hauptherausforderungen in der heutigen Zeit: Rassismus und Flüchtlinge. Der trotz seines geistlichen "Erfolges" sehr bescheidene Bill Hybels ermutigte zur Annahme der Herausforderung, machte aber auch klar, dass es nur über folgenden Weg gehe:

See it! Smell it! Touch it!

In diesem Zusammenhang habe sich Bill Hybels einst bewusst für "Respect Everyone Everytime" entschieden und regelrechte innere Kämpfe durchlebt. Er berichtete auch über sein Gabenprofil und wie wichtig ein Laufen in der Berufung sei. Effektiv und effizient versuche er sein Leben zu gestalten und keine Zeit mit unwichtigen Dingen zu verplempern (not wasting my time). Er erinnerte er sich an gute Erfahrungen bei der Vernetzung mit anderen Pastoren der Stadt. Als ihm zu einer Osterpredigt nichts weiter einfiel, fuhr er in der Nachbarschaft herum, klingelte bei den Pastoren und fragte, ob ihnen auch gerade nichts einfalle. Daraus seien Freundschaften und ein überkonfessionelles Beter-Netzwerk entstanden.

#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016
#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016 - Blick vom Javits Center auf das Empire State Bulding
#ChurchUnited war dann auch ein wichtiges Stichwort von Alan Platt, der die Einheit der Christen einer Stadt als Schlüssel für den gesellschaftlichen Einfluss, den Impact, ansah. Impact war ohnehin eines der am häufigsten verwendeten Schlagworte des Kongresses.

Besonders gute und nachhaltige Impulse bekamen wir von Tony Evans, der als Schwarzer mit Schnurrbart erst einmal recht unscheinbar wirkte, aber eine sagenhafte Rhetorik inklusive witziger Beispiele aus dem eigenen Leben mit intelligenter Pointe zum Thema passend entfaltete. Tim Keller ist ein Vorreiter für Berliner Gemeinden wie Berlinprojekt oder Berlin Connect. Akustisch und biorhythmisch kam ich bei seinem Vortrag nicht ganz mit. Da er jedoch ständig von unseren Teammitgliedern zitiert wurde, muss das wohl ein recht wertvoller Input gewesen sein.

Wenig Beachtung fanden leider die Vorträge und Diskussionen über Social Media und journalistische Disruption. Religion sei momentan gut als Bad News zu verkaufen. An die Google AdGrants mit ihrem 10.000-Dollar-Werbebudget konnte sich kaum ein Teilnehmer erinnern. Schade und zugleich seltsam, dass ich mich gerade auf diese Themen fokussiert hatte.

Der letzte Prediger bei der Abschlussveranstaltung am Donnerstag war Buchautor und Pastor A.R. Bernard (Christian Cultural Center). Optisch könnte er als stilechter Mafia-Boss durchgehen, brachte aber während seiner Ansprache die durchaus bedenkenswerte Aussage: "Die Bibel beginnt in einem Garten und endet in einer Stadt".

Städte wachsen zur Zeit schneller als die Gemeinden. Missionare müssen gar nicht mehr in die Welt hinaus gehen. Die Welt kommt zu uns in die Städte.

Seminare

Am Mittwoch wurde auf der Bühne ein Hocker mit drei Beinen zusammen geschraubt. Diese sollten die drei Säulen der Zusammenarbeit symbolisieren: außergemeindliche Organisationen, Christen im Berufsleben und die lokale Gemeinde. Die Sitzfläche verband die drei Bereiche, so dass der Hocker stabil auf dem Boden stehen konnte. Es wurden drei Personen aus diesen Bereichen interviewt.


#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016
#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016 - Plenum mit Dreibeinhocker
Bei "The Power of Workplace facing Pastors" wurde zunächst die Zusammensetzung des recht schwach besuchten Seminars abgefragt. Wenige Leute aus den hinteren Reihen outeten sich als Pastoren. "The rest of you work", war die Beschreibung dieser Situation durch den Seminarleiter. Es wurden Leute auf die Bühne geholt, die als Unternehmer, Beamte oder Angestellte ihre Bagels verdienen. Es stellte sich heraus, dass oft ein Doppelleben aufgebaut und gefördert wird. Der Christ in der Gemeinde und der Mensch am Arbeitsplatz. In der Gemeinde lerne man zwar Wachstum im Gebet, beim Lobpreis und beim Bibellesen, aber nur sehr wenig über den ganzheitlich christlichen Lebensstil, der sich im Berufsalltag bewähren muss. Ein Thema, das mich schon sehr lange beschäftigt.

Eine der Damen auf der Bühne sagte, dass ihr Glauben deutlich gewachsen war, als sie den Glauben bewusst in ihre Arbeit einbezogen habe. Sie bete jetzt sogar für ihre Kunden. Übrigens eine Herangehensweise, die auch die FBG verfolgt. Aufgabe der Gemeinde sei es daher, die Leute für außerhalb der Gemeinde auszurüsten, statt alle Ressourcen in die Gemeinde selbst einzuspeisen. Und wenn der Christ während der Arbeitswoche über seinen Pastor sagen kann "he is a colaborator for me", wurde alles richtig gemacht.

Bei "Entrepreneurs on the Frontlines of the City" ging es ergänzend zum vorherigen Seminar um die Herausforderungen von Unternehmern bei der geistlichen Einflussnahme in der Stadt. "Increase the Size of Your Impact", beinhaltete mal wieder das Wort Impact und die besonderen Möglichkeiten, die sich durch Kontakte und das Wirken in die Geschäftswelt ergeben. "Warum will ich ein Unternehmen gründen? Was ist die Vision? Wie soll das konkret umgesetzt werden?", waren Fragestellungen, denen man ebenfalls nachging.

Länder, Teams und Flaggenchaos

Kein Wunder, dass ich mich beim finalen Team-Treffen am Donnerstag der über dreißig Deutschen in der Kleingruppe mit dem Fokus auf den oben beschriebenen Dreibeinhocker wiederfand. Als Board Member der Internetmission Berlin und als IT-Unternehmer konnte ich gleich zwei dieser Beine bedienen.

Im Raum gab es zwei weitere Ländergruppen, die sich parallel über die Konferenz austauschten und beteten. Die geistlich eventuell etwas ambivalente Dominanz war jedoch auf unserer Seite. Apropos Dominanz: je ein Teilnehmer des nationalen Teams durfte bei der Abschlussveranstaltung die Fahne tragen. Ich sagte für unser Team zu und eilte eine Stunde vor Beginn zur Einweisung.

#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016
#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016 - Fahnen der 95 anwesenden Nationen (hier Philippinen)
Abgesehen davon, dass die Einweisung erst eine halbe Stunde später begann, entwickelte sich die Flaggen-Aktion zu einem regelrechten Chaos. Nachdem ich unsere Fahne gefunden hatte, suchte ich noch die von Österreich, da diese wohl oft vergessen werde und man dann hinter Deutschland herlaufen solle. Die Fahne war aber bereit gestellt, so dass die junge Dame im Dirndl wieder fröhlich wirkte. Ich platzierte sie direkt vor Deutschland, damit man dennoch die gewisse Verwandtschaft erkennen konnte. Der Stab war zweiteilig, was für ständiges Klirren bei der Entnahme der Fahnen sorgte. Die Security schritt recht grob ein, als sich Unmengen von Indern, Asiaten und Afrikanern in ihre Nationalflaggen hüllten und Gruppenfotos machten. Das Sternenbanner der USA war sogar mit einem güldenen Adler auf der Messingstange verziert. Auch wenn Bill Hybels oben vor Rassismus gewarnt hatte, entbrannten doch einige Kämpfe um die Fahnen. So wurde Tschechien letztlich von einem Inder repräsentiert, Australien von einer schwarzen Frau dargestellt und der Australier war mit einer für mich nicht identifizierbaren bunten Flagge unterwegs. Soweit ich mich erinnere, wurden die USA von einem Philippiner vertreten. Nur Österreich und Deutschland waren in der Hand der Eingeborenen verblieben, wobei auch die Frau im Dirndl deutsche Wurzeln hatte.

Lobpreis mit Geige und Dudelsack

Der Lobpreis von Getty Music im irischen Stil war absolut mitreißend. Im Hintergrund flimmerten Stadtszenen aus New York. Darüber waren die Liedtexte zum Mitsingen gelegt.

#MDCG16 und die größere Perspektive

Mehrfach wurde auf der Konferenz der Blick von der lokalen Gemeinde auf das globale Reich Gottes gelenkt. Bill Hybels untermauerte das mit 2. Kor 11,28: "...all the churches". Lokale Gemeinden stehen in einem größeren Kontext und erfüllen eine Säule des oben beschriebenen Hockers.

Beachtenswert war der starke soziale Fokus der amerikanischen Gemeinden und Organisationen. Das resultiert wohl daraus, dass dort deutlich weniger soziale Verantwortung seitens des Staates übernommen wird. Dennoch stand Jesus auf der Konferenz deutlich im Mittelpunkt, während er in unserem Lande eher der Soziologie weicht.

Am Rande des offiziellen Geschehens gab es viele interessante Begegnungen, bei denen wir erfuhren, dass in Nigeria für Sri Lanka und Europa gebetet werde oder dass in indischen Gemeinden Klassentrennungen schon dadurch begünstigt werden, dass man buchstäblich eine andere Sprache spreche. Auch Griechen und Mazedonier, Polen und Deutsche mussten sich des gemeinsamen Zentrums Jesus bewusst sein, um ein entspanntes Miteinander zu erleben. Letzteres ist wohl die Power of Jesus, die einzelne Menschen, Städte und Nationen verändern kann.

Donnerstag, 27. Oktober 2016

NYSUM New York School of Urban Ministry

Die NYSUM New York School of Urban Ministry liegt im New Yorker Stadtteil Queens und diente uns während der Konferenz #MDCG16 als Unterkunft.



Elf Tage vor Abflug erhielten wir ein Mail von Team-Leiter Axel Nehlsen, worin er mitteilte, dass für die über tausend ausländischen Teilnehmer wohl keine ausreichende Anzahl Privatquartiere mehr gefunden werden konnte. So waren drei Ehepaare in der Bronx untergebracht und mehrere Einzelpersonen aus unserem Team in Queens. Darauf entschieden sich einige Deutsche für den Umstieg auf Hotels in Manhattan. Da die Unterbringung in der NYSUM für uns von einem unbekannten Sponsor bezahlt wurde, entschied ich mich für das als Studentenwohnheim angekündigte Haus.

Regen und weitere Frustrationen

Beim Landeanflug auf EWR (Newark Liberty International Airport) zogen Regentropfen über die Scheiben unserer Maschine. Durch die Lautsprecher wurden herbstliche Temperaturen angekündigt, die beim Verlassen des Terminal C bestätigt wurden. Nach neun Stunden Flug war ich nicht mehr sonderlich munter und fuhr im Halbschlaf mit dem Airport Express nach Manhattan. Es nieselte. Treppe hoch, Treppe runter, über lange schmale Bahnsteige des Subway ging es unterhalb der 42nd Street zur Linie R. Ich kaufte ein 7-Tage-Ticket für 31 Dollar plus sonstiger Aufschläge und fuhr nach Queens. Den Weg zur School of Urban Ministry hatte ich mir eingeprägt und lief sogar in die korrekte Richtung.

NYSUM New York School of Urban Ministry
Selbstportrait mit Zahnbürste @NYSUM Zimmer 216
In der Lobby wurde ich sehr herzlich empfangen und in das Zimmer 216 geschickt. Daniel begleitete mich und zeigte mir zunächst den Fahrstuhl, der nur für Männer vorgesehen war. Der "Mens Elevator" war nicht etwa wegen genderfokussierter Werbeansprachen separiert, sondern um der Versuchung einer Durchmischung mit den weiblichen Gästen entgegen zu wirken. Die Männer waren im 2nd und 4th Floor untergebracht und die Frauen im 3rd Floor. Ein klarer Indikator für männliches Übergewicht, auch bei der Besetzung geistlicher Ämter.

Daniel zeigte mir eine Dusche am Ende des Ganges. In Indien wäre "am Ende des Ganges" verheerend gewesen. Zimmer 216 ließ sich ohne Schlüssel öffnen. Es gab auch keinen Schlüssel für dieses Zimmer. Der Platz war fast so gut ausgenutzt wie beim Eheseminar im CVJM-Haus Waldsieversdorf. Auf etwa sechzehn Quadratmetern waren vier Doppelstockbetten, drei Nachttische, ein Stuhl und ein Waschbecken untergebracht. Eine weitere Tür führte innerhalb des Raumes zu einem WC. Diese Tür war auch nicht abschließbar. Da ich der erste Bewohner von Raum 216 war, suchte ich mir ein Bett aus, hängte meine Hemden davor und schob den Koffer darunter. Dann sondierte ich die Umgebung und fand weitere Duschen, Waschbecken und sogar ein abschließbares WC.

Da ich mich wegen des Jetlags zum Wachbleiben zwingen wollte, fuhr ich noch einmal mit der R-Linie an den Times Square. Umwogt von Touristen und Leuchtreklame taperte ich einige Häuserblocks entlang, machte wenige Fotos und fragte mich die ganze Zeit, was ich hier eigentlich mache. Nieselregen, bunte aber bekannte Locations, eine Konferenz, die ich mehr aus privater Ambition besuchte, keine Bezugsperson in der Nähe und dann dieses Massenquartier in der NYSUM.

Die Rückkehr

Immer noch im Halbschlaf kam ich drei Stunden später wieder in die NYSUM. Im Zimmer waren nun vier weitere Personen eingetroffen und breiteten entsprechend ihre Koffer und Kleidungsstücke aus. Mit Rainer Schacke von der Kulturwerkstatt Mitte war wenigstens ein Bekannter dabei. Sie waren gerade angekommen und wollten erst einmal die Umgebung erkunden. Ich setzte mich aufs Bett und sortierte meine Sachen. Ein Südafrikaner kam hereingestürzt und holte seinen Koffer. Er habe in Manhatten eine Alternative gefunden. Somit waren nur die unteren Betten belegt.

In der Nacht

Bis zur Wiederkunft von Rainer, Uli (Österreich) und Michael (Tschechien) hatte ich mich wach gehalten. Dann wickelte ich mich in die Decke ein und war sofort eingeschlafen. Nebulös realisierte ich, wie jemand im Dunkeln auf eines der oberen Betten stieg. Clemens Schweiger von Campus für Christus war gekommen. Gegen ein Uhr Ortszeit schnarrte plötzlich der Feueralarm. Dreimaliges penetrantes "Ähm, Ähm, Ähm", sollte uns wohl zur Teilnahme an einer der in New York üblichen Feuerwehr-Übungen wecken. Aber nicht mit mir und schon gar nicht mit Jetlag und im Tiefschlaf. "Ähm, Ähm, Ähm", hörte gar nicht mehr auf. Stimmen waren auf dem Flur zu hören. Unser Zimmer überzeugte jedoch mit kollektiver Testalarm-Verweigerung. Die englischen Dialoge auf dem Flur klangen recht entspannt, wenngleich kaum etwas zu verstehen war. Ein staubsaugerähnliches Geräusch untermalte nun das Tröten des Feueralarms. Eine faszinierende Vielfalt akustischer Reize mitten in der Nacht.

Am nächsten Morgen

"Hast du die Schabe eben gesehen", fragte mich Rainer, als wir am Kaffeeautomaten standen. "Nein, wie groß war die denn", fragte ich zurück. OK, das ging dann noch. Das Frühstück war reichlich und sehr lecker. Der Kaffee wirkte unserer Restmüdigkeit entgegen. Am Tisch sondierten wir die unterschiedlichen Optionen von Gottesdienstbesuchen. Einige Team-Mitglieder wollten sich in der Bronx treffen, andere bei Brooklyn Tabernacle, bei Tim Keller oder in Harlem. Rainer, Ulli und ich entschieden uns für einen gemeinsamen Besuch der Times Square Church.

Der Warmduscher

Von zwei Stadtmissionaren erfuhren wir beim Frühstück auch, dass es sich in der Nacht gar nicht um einen Fehlalarm gehandelt hatte. Es waren sogar drei Löschzüge auf den Hof gefahren und die Nichtverweigerer hatten sich sogar angezogen und das Gebäude verlassen. Der Grund für den Alarm war ein Warmduscher. Mitten in der Nacht muss ein Gast die Wanne am Ende des Ganges benutzt und dabei zu heiß geduscht haben. Die Lüftung hatte das nicht mehr kompensieren können, so dass der Alarm ausgelöst und ergänzend die Sprinkleranlage aktiviert wurde. Das Staubsaugergeräusch war also ein Gebläse, das den durchnässten Fußbodenbelag wieder trocknen sollte. Offensichtlich ist solch ein Szenario keine Seltenheit in der NYSUM, so dass auch das Duschen explizit in der Hausordnung geregelt wird.

Zumindest lernen wir daraus, dass Urban Ministry nichts für Warmduscher ist.

Der Schalter

Schon beim Einschlafen hatte ich realisiert, dass wir in der NYSUM mit einen Lebensstil konfrontiert werden, wie ihn tausende von Flüchtlingen in ihren Notunterkünften erleben: keine Privatsphäre, Sammeltoiletten, Sammelwaschgelegenheiten, unterschiedliche Nationen mit ihren Eigenheiten auf engstem Raum. Als wir uns beim Frühstück darüber unterhielten, stellte sich heraus, dass ich nicht der Einzige war, der sich darüber Gedanken gemacht hatte. Rainer sagte, dass wir diese Situation hier ja nur punktuell für eine Woche erleben und es eher als eine Art Fasten und Besinnung auf unseren sonstigen Standard dienen könne. Außerdem seien wir von vertrauenswürdigen und freundlichen Personen umgeben, die fast alle zum #MDGC16 angereist waren oder andere christliche Aktivitäten in der Stadt geplant hatten. Er hatte Recht. Auf diese Weise legte sich in meiner Einstellung der Schalter um.

Sonne und #ChurchUnited

Als wir nach dem Frühstück aus dem Haus traten, wurden wir von herrlichem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen begrüßt. Der Schalter war nicht nur mental, sondern auch in der Umwelt bedient worden.

Auch wenn Uli an einem der Tage noch eine Maus über den 2nd Floor hatte rennen sehen, erlebten wir doch in den folgenden Tagen ein herzliches Miteinander der eigenen Gruppe und der vielen Pastoren und geistlichen Leiter aus aller Welt. Christen aus Südafrika, Indien, Griechenland, Polen, Tschechien, Mazedonien, Österreich, Australien, Ghana oder Nigeria trafen wir im eigenen Zimmer, beim Duschen, auf dem Gang oder beim Frühstück. Die Intensität der Kontakte hätte sich in einem anderen Nachtquartier wohl kaum so entwickelt. Auch bei den Fahrten zur Konferenz gab es internationale Durchmischungen.

Deshalb kann der Aufenthalt in der NYSUM als eine sehr wertvolle Erfahrung verbucht werden.

Das wurde auch am Eröffnungstag der #MDCG16 durch Bill Hybels bestätigt: "See it! Smell it! Touch it!"

New York School of Urban Ministry

Die NYSUM New York School of Urban Ministry bietet Seminare mit unterschiedlichem Zeitrahmen an. Es stehen diverse Seminarräume und die bereits beschriebenen Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung. Die Seminare beschäftigen sich im Schwerpunkt mit Stadt-Themen (Urban Courses), internationaler Mission, lokalem Dienst mit sozialem Fokus sowie der Charakter-Entwicklung.

Die NYSUM eignet sich wegen der geringen Kosten auch hervorragend für Jugendgruppen, die einen günstigen Aufenthalt in New York suchen. Die Verkehrsanbindung ist hervorragend. Mit der Linie R oder E befindet man sich innerhalb von zwanzig Minuten im pulsierenden Leben Manhattans. In etwa 45 Minuten fährt man mit der R-Linie ohne Umsteigen nach Brooklyn. Das Frühstück ist wirklich gut und sollte unbedingt dazu gebucht werden.

Dienstag, 25. Oktober 2016

Gebet in der Brooklyn Tabernacle Church

Am Vorabend des Movement-Day-Kongresses #MDGC16 trafen sich gestern christliche Leiter aus 95 Nationen zum Gebet in der Brooklyn Tabernacle Church. Die Kurzpredigten insbesondere von Tony Evans waren sehr gut. Wogegen Adam Durso etwas an den deutschen Gehörpräferenzen vorbei geht.



Bereits am Vormittag war ich mit der R-Linie nach Brooklyn gefahren und spontan an der Jay Street ausgestiegen. Nach wenigen Metern hatte ich die Tabernacle Church erreicht und lief weiter und weiter und weiter. Der Spaziergang durch Brooklyn nahm letztlich drei Stunden in Anspruch und führte mich durch Straßen mit dreistöckigen Häusern, vorbei an Hafenanlagen, über Radwege, Sportplätze und Parkanlagen. Der Blick über den East River war ein Genuss. Nach einem finalen Schlenker unter der Brooklyn Bridge hindurch war ich wieder am Ausgangspunkt.

Das qualifizierte mich als abendlicher Guide für eine Pastorengruppe aus Südafrikanern, Deutschen und Asiaten. Auch die Brooklyn TabernacIe Church muss ein ehemaliges Theater sein. In der Lobby wartete neben den Damen am Registrierungsstand auch Axel Nehlsen, unser Teamleiter aus Berlin. Nach einer herzlichen Begrüßung nutzten wir Jacken, Taschen und Infomaterial als Badetuch-Ersatz und reservierten mehrere Sitzreihen in der Nähe der Bühne. Dann trafen wir uns erstmalig als deutsche Teilnehmergruppe.

Wir stellten uns alle kurz vor und trafen die ersten konkreten Absprachen. Dann begaben wir uns zu den reservierten Plätzen und warteten auf den Beginn. Auf der Bühne lag eine riesige Aufblas-Weltkugel, die uns auf das internationale Gebet einstimmen sollte.


Brooklyn Tabernacle Church
Internationales Gebet in der Brooklyn Tabernacle Church
Ein Tabernacle-Pastor leitete den Abend ein und berichtete von seiner Mutter, die an der gegenüberliegenden Küste der USA durch den Heiligen Geist zum dringenden Gebet für ihren Sohn aktiviert wurde. Zeitgleich fand ein Überfall auf den Pastor statt und der Täter wollte diesen aus nächster Nähe erschießen. Klack, machte es und Dimas betete: "Jesus, tue ein Wunder". Klack, klack, klack, die Pistole versagte. Das Gebet hatte gewirkt. Das erinnerte mich an eine ähnliche Erfahrung, bei der mein 1000km entfernter Vater mitten in der Nacht zum konkreten Gebet aufgeweckt worden war.

Das war eine Steilvorlage für den weiteren Abend. Wir beteten in kleinen Gruppen für verschiedene Themen. Der Lobpreis war sehr proklamativ und überstieg an manchen Stellen die evangelikalen Gewohnheiten. Er war jedoch klarer Ausdruck der Prägung von Brooklyn Tabernacle.

Es traten mehrere christliche Leiter auf und hielten mehr oder weniger kurze Grußworte. Auch an diesem Abend ging es um Eph 3,20 und Erfahrungen mit Gottes Antworten auf Gebet. Antworten, die oftmals unsere Vorstellungskraft übersteigen, wie beispielsweise die konkrete Beeinflussung des Wetters während einer Open-Air-Veranstaltung. Ähnliches hatte mein Vater von einer Evangelisation mit Billy Graham berichtet.

Mehrere Teilnehmer waren von der Aussage beeindruckt, dass Gott uns nach dem Manna-Prinzip so viel gibt, wie wir fassen können. Pastor Tony Evans verglich das mit dem Pazifik. Wenn man ein Glas habe, könne man auch nur ein Glas abschöpfen. Mit einem Eimer könne man nur einen Eimer und mit einer Gallone nur eine Gallone abschöpfen.

Zum Abschluss kamen Kinder mit Fahnen auf die Bühne und beteten für Völker, Nationen und Kontinente.

Während fast alle Teilnehmer den Heimweg antraten, suchten wir zu dritt noch eine Kneipe und ließen den Abend bei Skat und Bier ausklingen. Um Mitternacht wurden jedoch auch hier die Stühle hochgestellt. Draußen waren bereits die Bürgersteige hochgeklappt. New York ist eben eine Stadt, die never sleeps.

Samstag, 15. Oktober 2016

5777 - 58 - 15 und die persönliche Zahlenbedeutung

Im Rahmen der Berufswahl hatte ich damals zwei Hauptinteressen ermittelt: Kunst und Mathematik. Da ich die Schaffung von Ölgemälden mit röhrendem Hirsch in der Farbe der Couch-Garnitur ablehnte, entschied ich mich für die andere Schiene und begann eine IT-Ausbildung. Das ist jetzt über dreißig Jahre her. Zur Halbzeit meldete ich ein Gewerbe an und entwickle seitdem individuelle Softwarelösungen. Logik und Zahlen spielen dabei eine große Rolle. Deshalb bin ich auch immer wieder von der Logik und Schlüssigkeit der Bibel fasziniert.



Kürzlich fragte meine Frau in einem Einstellungstest für Azubis nach ihrer Assoziation zur Zahl 28. Die verblüffende Antwort war mehrfach: "BH". Kaum hatte sie uns das beim Abendbrot erzählt, wurden meine gematrischen Ambitionen reaktiviert. Wenn sich also jemand ein Autokennzeichen mit der Zahlenkombination "1888" oder "8818" reserviert, könnte man davon ausgehen, dass es sich um einen Fan des Dritten Reiches handelt, da die Umschrift "AHHH" oder "HHAH" lautet und damit einschlägige Abkürzungen seines Glaubensbekenntnisses darstellt. "Kirche43" konnte gar nicht mit diesem Namen als Verein angemeldet werden, da eine tiefere Botschaft in der "43" alias "DC" vermutet wurde. Dabei ging es nur um die letzten beiden Stellen der damaligen Postleitzahl.

Jahr 5777

Beim FBG-Gebet war zu erfahren, dass in Israel das Halljahr begonnen habe. Dort schreibt man gerade das Jahr 5777. Nimmt man die letzten drei Stellen des Jahres, erhält man eine 777, die drei Mal die Vollkommenheitszahl 7 aneinanderreiht.

In der Offenbarung spielt die Zahl 7 eine besondere Rolle: sieben Sterne, sieben Leuchter, sieben Schreiben, sieben Gemeinden, sieben Engel der Gemeinden, sieben Siegel, sieben Schalen, sieben Posaunen, sieben Donner (Off 10,4) und sieben Geister Gottes. Letztere werden vier Mal erwähnt (Off 1,4, Off 3,1, Off 4,5 und Off 5,6). Die 4 taucht auf bei den vier lebendigen Wesen (Off 4,6-8), den vier Reitern (Off 6,1-8), den vier Engeln an den vier Enden der Erde, die die vier Winde festhalten (Off 7,1). 3, 12 und 24 sind ebenfalls wichtige Zahlen in der Bibel, die gelegentlich durch Multiplikation erzielt werden. So entsteht die 12 aus 3 mal 4 und die 24 aus der Verdoppelung von 12. 12 mal 12 ergibt 144, was sich bei 12.000 Personen aus jedem der 12 Stämme Israel auf 144.000 Personen multipliziert (Off 7,4-8).

Bei einem Lesedurchgang der Schlachterbibel hatte ich mal aus Spaß die Jahreszahlen mitgerechnet und war bis zum Jahr 3604 gekommen. Das war das Jahr, in dem König Jojachin begnadigt wurde (2. Kön 25,27). Rechnet man dann mit den 561 Jahren des Regierungsbeginns des Nebukadnezar-Nachfolgers Evil Merodach das Jahr der Geburt Jesu aus, kommt man auf 4165. Demnach müssten wir jetzt im Jahr 6181 nach Weltschöpfung leben. Laut dem jüdischen Kalender wird die Geburt Jesu auf das Jahr 3761 datiert.

400 Jahre verschluckt

Woher kommt die Differenz von über 400 Jahren? Das war mir bis heute unklar. Allerdings gibt es Google. Und Google sagt, dass die jüdische Chronologie anders mit den 430 Jahren in Ägypten (Ex 12,40) umgeht und die Zeit auf 139 Jahre kürzt. Der Rest der Jahre wird von den Rabbinen durch angeblich durchgeführte Erlassjahre kompensiert, obwohl davon nichts in der Bibel berichtet wird. Wichtige Zeitmarken zur Berechnung des jüdischen Kalenders sind die Standzeiten der beiden Tempel. Wer den Talmud (z.B. Bawa mezia 59a/b zu Ex 23,2) gelesen hat oder die Wortverdrehung in der Auseinandersetzung zwischen Jesus und dem amtierenden Klerus kennt, kann von einer durchaus individuellen Auslegung der Schrift ausgehen.

7000 Jahre und weitere Zahlen

Die sieben Tage der Weltschöpfung in Verbindung mit Ps 90,4 und 2. Pt 3,8 (1000 Jahre sind bei Gott wie ein Tag) bestärken die Vermutung, dass die gesamte Weltzeit 7000 Jahre beträgt. Laut Off 20,1-6 wird es am Ende eine Art Sabbath-Jahrtausend geben. Damit schließt sich der Kreis zum Schöpfungsbericht.

Interessant ist vielleicht noch, dass Abraham 1948 nach Weltschöpfung geboren worden war und auch der Staat Israel in seiner heutigen Form im Mai 1948 unserer Zeitrechnung gegründet wurde.

Die Sintflut fand 1656 statt und raffte auch Noahs Opa, den sprichwörtlichen Methusalem, im Alter von 965 fort. Noahs Vater war bereits fünf Jahre vorher gestorben. Noah war übrigens der erste Nachkomme Adams, der diesen nicht mehr persönlich hätte kennen können, da er erst 126 Jahre nach dessen Ableben geboren wurde. Das erklärt auch die Aussage seines Vaters Lamech (Genesis 5,29), Noah solle als Trost bezüglich des durch Adam initiierten Stresses bei der Bearbeitung des Ackerbodens dienen. Übrigens wird in diesem Vers auch erstmalig in der Bibel der Gottesname JHWH von einem Menschen ausgesprochen. Der Name JHWH wird erstmalig in Genesis 2,4 erwähnt.

Der Exodus aus Ägypten hatte nach der simultanen Mitrechnung 2668 begonnen. Josua war 2708 mit dem Volk über den Jordan geschritten. David wurde 3074 geboren und startete seine Regierung 3104 in Hebron, zog 3111 nach Jerusalem um und regierte dort bis 3144. Wer auch immer das jetzt noch wissen wollte. Der jüdische Kalender datiert den Exodus auf das Jahr 2448.

David und die Quersummen

Die Lücke von 400 Jahren entstand bei meiner Mitschrift in der Zeit der Bücher Josua und Richter, lässt sich aber anhand der Genealogie von David rekonstruieren, so dass ein Exodus im Jahr 2668 plausibel ist. Der Name David (דוד) ergibt übrigens die gematrische Quersumme 14, was in Mt 1,17 eine große Rolle spielt. Dort wird von drei mal 14 Generationen von Adam bis Jesus geredet.

Man kann aber auch gematrische Quersummen zu außerbiblischen Dingen wie VOLVO (וולוו) mit dem Zahlenwert 54 oder Angela Merkel (אנגלה מרקל) mit dem Zahlenwert 459 oder Donald Trump (דונלד טראמפ) mit der Quersumme 1144 bilden. Auf diese Art wird wohl auch der Antichrist aus Off 13,18 berechnet.

Der Church Checker (בדוק הכנסייה) hat eine Quersumme von 272 und BMW summiert sich auf 48. Rechnet man noch ein Jod für die BMWi-Modelle (i3 und i8) hinzu, kommt man auf 58. Die 58 tritt zwar in der Bibel kaum als Zahl in Erscheinung, hat aber für uns eine besondere Bedeutung.

58 Gemeinden in 15 Monaten seit dem 15. Juli 2015

Die Zahl 15 würde im Hebräischen theoretisch aus Jod und He (10+5) gebildet werden, ist aber untersagt, da das die ersten beiden Buchstaben des Gottesnamens sind. Deshalb setzt sich die 15 aus Tet und Vav (9+6) zusammen.

In den vergangenen 15 Monaten hatten wir insgesamt 58 Gemeinden an unterschiedlichen Standorten besucht. Die Gottesdienste hatten uns im Glauben und im Alltag voran gebracht und aktuelle Fragstellungen beantwortet. Hinzu kamen noch diverse Sonderveranstaltungen mit dem Gesprächsforum Leben + Glauben, der Evangelischen Allianz, Gemeinsam für Berlin, der Internetmission Berlin, der FBG, der IVCG oder Männertreffen mit Team.F, Eben Ezer und der EFG Oberkrämer. Der Vernetzungsgrad ist gigantisch.

Wir sind nachhaltig beeindruckt, welch ein feines, breites und geistlich lebendiges Netz der "Gemeinschaft der Heiligen" sich über die Stadt gelegt hat. Überall treffen wir alte Bekannte und lernen neue Leute kennen. Und so manch ein Gemeindekonstrukt wäre gar nicht in dieser Effektivität entstanden, wenn sich nicht vorher andere Konstrukte aufgelöst hätten. Das entspricht den biblischen Prinzipen von Apg 8,1 oder Lk 13,6-9 oder Joh 15,2. Und da war sie wieder: die Fünfzehn.

Samstag, 8. Oktober 2016

Männertag in der EFG Oberkrämer

Der Männertag in der EFG Oberkrämer ist schon seit Jahren das Highlight unseres männlichen Herbstes. Oberkrämer liegt in der Nähe des Autobahnkreuzes Oranienburg und ist damit hervorragend an das Straßennetz Berlins angebunden.



Was der Hebräer als "Rosh Pinnah" und der Lateiner als "caput anguli" bezeichnet, übersetzte Luther mit "Eckstein". Der Hauptreferent des heutigen Männertages in der EFG Oberkrämer war Prof. Dr. Hans-Joachim Eckstein. Hans-Joachim Eckstein ist ein gläubiger Theologe aus Tübingen, der begeistert und wissenschaftlich fundiert über seine Beziehung zu Jesus berichtet.

Der Eckstein

In seinem ersten Vortrag ging es um Hoffnung. Er setzte sich mit der Behauptung auseinander, Hoffnung sei nur ein Vertröstungsinstrument für politisch unterdrückte Bevölkerungsschichten. Dabei berichtete er von seinen ersten Glaubensschritten als Jugendlicher, der die Bibel rein aus Wissbegier durchlas und sofort als "Frommer" abgestempelt wurde. Er lernte dann weitere Christen kennen, die authentisch lebten und erlebte mit ihnen Glücksmomente, die er am liebsten konserviert hätte. Mit diesen Momenten antwortete er auch auf die Publikumsfrage, ob Ewigkeit nicht langweilig sei. Beim Erleben von Glück und Erfüllung gebe es keine Langeweile. Langeweile sei Ausdruck von Unerlöstheit.

"Die Hoffenden sind erfüllt mit einer Freude, von der die anderen noch gar nicht wissen, dass es diese Freude überhaupt gibt", brachte er die Dynamik von Hoffnung auf den Punkt. Er nannte Beispiele für die motivierende Wirkung von Vorfreude auf einen Besucher, ein Ereignis oder eine Sache. Hoffnung sei damit eine Wirklichkeit, die bereits in die Gegenwart hinein wirke.

Der Professor zog dann auch Parallelen zwischen Ewigkeit und Zeitlichkeit. Engel aus der Ewigkeit haben keine Uhren. Sie treffen immer präzise dann in der Zeit ein, wenn es erforderlich ist. Man kann sich das wie bei der Timeline in YouTube vorstellen, wo der Betrachter des Videos jederzeit in eine beliebige Stelle des Videos springen kann.

Zwischenspiel

Zwischen den Programmpunkten spielte die Männerband von Oberkrämer. Die Liedtexte wurden per Beamer eingeblendet. Unten rechts war schon der Anfang der nächsten Textseite zu lesen. Das erinnerte an das hebräische Alte Testament, wo auch immer das erste Wort der nächsten Seite unter dem Text avisiert wird.

Das Mittag und die Versorgung während der Pausen mit Kubikmetern an Kaffee verlief konfliktfrei und in einer guten Atmosphäre. Wir lernten einige neue Leute kennen. Auch aus unserer ehemaligen Gemeinde in Marzahn und sogar aus der LKG Eben Ezer waren Männer angereist. Damit durchmischt sich der starke Brüdergemeinde-Anteil so langsam mit anderen Christen.

Jojo-Effekt

Nach dem Mittag trat der Wahlberliner Jojo Zwingelberg auf. Dass sein echter Name Joachim ist, darf hier leider nicht erwähnt werden, auch nicht der damalige Spitzname von Matthias Burhenne, der als Mitveranstalter aus Wiedenest angereist war. Jojo arbeitet als Geschichtenerzähler und stellte sein Können unter Beweis. Sehr beeindruckend nahm er uns in die Petrus-Szene aus Lk 5,4-11 hinein und leitete dann in die Berufung des Matthäus aus Mt 9,9 über. Ich war sehr bewegt. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können.

Heikle Gespräche

Dann ging es in eines der vier Seminare, von denen mich das Thema "Heikle Gespräche führen" interessierte. Im Seminarraum war hebräische Schrift an die Wand geklebt: "Mene Mene Tekel Upharsin". Matthias Burhenne konnte aus Zeitgründen leider nur einen Teil des Themas durchziehen. Das war aber schon interessant genug. So erfülle ein heikles Gespräch drei Bedingungen:  unterschiedliche Meinungen, es steht viel auf dem Spiel und die Emotionen sind intensiv. Ein wichtiges Stichwort war "Selbstbeherrschung". Dabei gelte es, seine Gefühle rechtzeitig(!) wahrzunehmen und mit Selbstbeherrschung zu reagieren. Zur Schärfung der Selbstwahrnehmung in diesem Bereich unter normalen Bedingungen und in Stresssituationen empfahl er den Birkmann-Test. Schade, mich hätte noch die Gesprächsführung mit Menschen interessiert, mit denen wegen zerstörten Vertrauens oder Beratungsresistenz kein Konsens mehr erwartet wird. Das heißt, ein Gespräch zur Anbahnung eines Exits geführt werden soll.

Apropos Exit

Der Männertag in Oberkrämer klang durch einen weiteren Vortrag von Hans-Joachim Eckstein aus. Er entfaltete den Unterschied zwischen Abbild und Ebenbild. Ein Abbild sei eine Kopie, die in der Beziehung von Gott und Mensch nicht funktioniert. Das Ebenbild hingegen sei Ausdruck einer Reflexion oder Darstellung einer anderen Quelle. Beispielsweise mache eine Glühlampe den unsichtbaren Strom sichtbar. Der Mond mache durch seine Reflexion die abwesende Sonne sichtbar. Prof. Eckstein mache durch die Erlaubnis, Gott durch sich wirken zu lassen, Gott sichtbar. "Christus in mir", nannte er das und berichtete über äußerst interessante Erfahrungen mit diesem Leben als Ebenbild Jesu.

Nachdem die USB-Sticks mit den Vorträgen bespielt waren, traten wir den Heimweg an. Fünfzig Kilometer Autobahn waren in weniger als einer halben Stunde gefahren. Die fünf Männer im Auto unterhielten sich immer noch angeregt über die Themen des Tages in Oberkrämer.

Mittwoch, 5. Oktober 2016

FBG Business Club und die zehn Jungfrauen

Der Turnus der Gebetstreffen der FBG trägt den vollen Kalendern von Unternehmern und Führungskräften Rechnung. Heute fand wieder eines der drei jährlichen Treffen zum Hören im Gebet statt.



Logbuch des Church Checkers. Wir schreiben das Jahr 2016. Unendliche Weiten des Weltalls sind durch dichte Wolken verhangen. Der Entrepreneur zieht seine Bahn durch den Nieselregen des nächtlichen Berlins nach Lichterfelde Ost.


Nach fünfzehn Minuten Passierdauer in Karlshorst und diversen weiteren Behinderungen durch die Straßenverkehrsordnung und andere Verkehrsteilnehmer bog ich nach einer Stunde in die Drakestraße ein. Ich fragte mich, warum ich mir diesen Weg nur antue. Da muss heute schon richtig was abgehen im Gebet!

Als ich eintraf, wurde ich mit einem freien Parkplatz überrascht. Einige Teilnehmer waren bereits vor Ort. Wir stellten uns kurz vor und versuchten Eselsbrücken bezüglich der Namen zu finden. Der Tisch war liebevoll von Burnout-Beraterin Maike Behn dekoriert worden. Den hungrigen Führungskräften standen Fairtrade-Knabbereien und Lemonaid+ zur Verfügung.

Wilfried Franz startete als offizieller Gastgeber der FBG den offiziellen Teil. Die insgesamt vierzehn Anwesenden stellten sich mit Name und Beruf vor. Ergänzend war ein aktuelles Erlebnis aus der Beziehung mit Gott gefragt. Das war sehr interessant.

Dann übernahm Maike Behn die Leitung und ließ uns als Erstes einige Entspannungsübungen machen. Physisch gelockert und in der Denkfähigkeit angeregt wurde uns die Frage gestellt, zu welcher biblischen Geschichte denn die Deko auf dem Tisch passe. Ihr Hinweis, dass wir die Anzahl der Teelichte beachten sollten, führte final zum Ergebnis, dass es um die zehn Jungrauen aus Matthäus 25,1-13 gehe. Sie las den Text vor und stellte dann einen Vergleich zum jüdischen Hochzeitsfest her, welches eine perfekte Metapher für das Zusammenspiel von Jesus und Gemeinde darstellte und eine Steilvorlage für das Verständnis des Bibeltextes gab.

Danach wurden unsere Namensschilder per Zufallsprinzip nummeriert und wie bei "Siedler von Catan" auf dem großen Konferenztisch verteilt. Das Hören im Gebet begann. Ich betete die Zahlen absteigend durch und schrieb die Eindrücke auf kleine Zettel. Anschließend wurden die Zettel auf das jeweilige Namensschild gelegt und der Stapel an den jeweiligen Teilnehmer übergeben. Dazu gab es noch einen per Los gezogenen Bibelvers.

Stille! Nur ein leises Papierrascheln war zu hören. Die Teilnehmer lasen ihre vierzehn Zettel, bildeten kleine Stapel oder sortierten die notierten Eindrücke in einer Sinn ergebenden Reihenfolge. Bei mir formierten sich drei Stapel, die insgesamt einen guten Zusammenhang bildeten. Es passte fast alles in die aktuelle Situation und zu meinen momentanen Fragestellungen. Sehr beeindruckend! Und das, obwohl keine Floskeln oder Standardbibelzitate auf den Zetteln standen.

Es wurden kleine Gruppen gebildet, die sich in die verschiedenen Räume verteilten. In den Gruppen tauschten wir uns über die Eindrücke auf den Zetteln und deren Treffsicherheit aus. Auch Gebet war angesagt.

Nach einem gemeinsamen Vaterunser wechselten noch einige Visitenkarten ihre Besitzer. Dann begaben wir uns in die nasskalte Abendstimmung des Parkplatzes. Der Rückweg dauerte nur eine dreiviertel Stunde. Das Ergebnis des Abends regte mich durchaus zu weiteren Gebeten mit der FBG an. Auch von anderen Teilnehmern erfuhr ich, dass sie der Gebetsabend stark ermutigt hatte.

Montag, 26. September 2016

Gesprächsforum und die Illusion von der Integration

Das Gesprächsforum Leben + Glauben ist ein niederschwelliges Format, zu dem auch Freunde und Kollegen eingeladen werden können. In gehobener Atmosphäre des Best Western in Steglitz werden provokante Themen behandelt. Gestern referierte ein ehemaliger Moslem zum Thema "Warum ich kein Terrorist geworden bin".



Mit knapp 150 Teilnehmern an neunzehn Tischen war die Veranstaltung des Gesprächsforum Leben+ Glauben ausgebucht. Der "Große Saal" des Best Western in Steglitz war wie zu einem Gala-Dinner eingedeckt. Das Buffet war vorbereitet. Kellner, ältere Herrschaften, Männer in Anzügen und Damen in formalen Kostümen liefen durch den Saal und schauten nach ihren Tischkarten. Wir hatten uns für Dresscode "Smart Casual" entschieden. Das passt fast immer.

Begegnung mit den Fehlgeleiteten

Als Referent war der als politisch inkorrekt gehandelte Nassim Ben Imam angekündigt. Inkorrekt war er in vielerlei Hinsicht. Es fing damit an, dass er vor vielen Jahren als Moslem nach Deutschland gekommen war. Als zuwandernder Islamist war er davon ausgegangen, dass alle Deutschen Christen seien.

Christen gehören nach dem Koran zu den "Fehlgeleiteten". Waren doch die "Nazarener" gemäß mehrerer Suren mit den Juden "uneins über die Schrift". Deshalb musste der Koran als letzte Warnung und Aufklärung in "klarer arabischer Sprache" herabgesendet werden. Dass Christen Ungläubige sind, manifestierte sich für den Redner in den kurzen Röcken der Frauen, in der Werbung mit halbnackten Damen, Single-Haushalten und anderen Dingen, die er aus seiner Kultur nicht kannte.

Vom Terroristen zum Christen

Deshalb entschloss er sich, Terrorgruppen zu organisieren und die "wahre Leitung des Koran" im Rahmen asymmetrischer Konflikte durchzusetzen. Dieses Ziel hätte er wohl weiter verfolgt, wenn er nicht einen BGS-Beamten getroffen hätte, der ihm das Christsein der Bibel gemäß erklärt hätte. Den letzten Kick zu seiner Konvertierung bekam er, als er einige christliche Motorrad-Rocker kennen lernte. Ihre Art war für ihn überzeugend. So überzeugend, dass er den Verlust seiner gesamten sozialen Kontakte in die islamistische Szene in Kauf nahm und Christ wurde.

Das stellte einen Hochverrat gegenüber seiner bisherigen Religion dar und gefährdet bis heute sein Leben. Während sich die engste Familie so langsam wieder annähert und sein Vater inzwischen auch konvertiert ist, geht er davon aus, dass die Verwandten zweiten Grades mit seiner Ermordung sehr gerne "die Schande" von der Familie nehmen würden.

Seine Geschichte und theologische Ausbildung machen ihn zu einem Insider, der wie Nabeel Qureshi, fundiert über beide Seiten reden und entsprechende Vergleiche anstellen kann. Und genau hier wird es wieder politisch inkorrekt. Beschäftigt man sich mit dem Koran selbst, so unterscheidet sich dessen Hauptlinie maßgeblich von der Hauptlinie der Bibel. Gefühlte 80% beschäftigen sich mit den Qualen der Ungläubigen im Feuer des Jenseits, ein weiterer Teil iteriert die Geschichten von Noah, Abraham, Lot und Mose in einer äußerst lückenhaften Weise. Die Bibel vermittelt einen erfahrbaren und auf Beziehung zur Menschheit orientierten Gott sowie die stellvertretende Übernahme unserer Schuld durch Jesus. Letzteres wird im Koran vehement abgestritten.

Die wenigsten Moslems haben jemals den Koran komplett gelesen. Das notwendige Wissen wird in der Moschee vermittelt und konzentriert sich auf wenige Punkte, nämlich dass der Koran nicht hinterfragt werden darf und dass der Gläubige sich durch die Armensteuer, regelmäßiges Gebet, das festgesetzte Fasten und das Glauben an das Jenseits auszeichnet.

Europa und die politische Korrektheit

Die politisch korrekte Abendland-Meinung wäre, dass man ja ohnehin nicht alles glauben könne, was in der Bibel stehe. Das seien nur Fabeln und Geschichten, die sich die Frauen am Lagerfeuer erzählt hätten. Gott sei schließlich überall, auch in den Bäumen und Pflanzen und den Tieren. Damit versucht sich der Ungläubige beim Moslem anzubiedern. Der Moslem nimmt den vermeintlichen Christen als jemanden wahr, der weder ein belastbares Fundament hat, noch an den einen Gott als souveräne Person glaubt.

Der Koran bietet ein Fundament, das nicht hinterfragt werden darf. Bei Gastfreundschaft, der Hingabe von "Gut und Blut" und im Eifer um den Ruf seines Propheten ist selbst der säkularisierte Moslem dem "ungläubigen" Christen in der westlichen Welt überlegen. Hinzu kommt, dass Abtreibung bei Moslems kein Thema ist und die Verbreitung dieser Religion auf simple demographische Weise voranschreitet.

Laut Nassim Ben Imam seien viele friedliche Moslems noch lange kein Beweis dafür, dass der Islam im Kern eine friedliche Religion sei. Selbst die Kreuzzüge seien letztlich nur eine Reaktion auf muslimische Eroberungen gewesen. Aufgrund des religiösen Führungsanspruchs des Korans sei gar keine Integration in eine Gesellschaft von Ungläubigen vorgesehen. Dazu heißt es in Sure 4,91: "Sie wünschen, dass ihr ungläubig werdet, wie sie ungläubig sind, und dass ihr (ihnen) gleich seid. Nehmet aber keinen von ihnen zum Freund, ehe sie nicht auswanderten in Allahs Weg. Und so sie den Rücken kehren, so ergreifet sie und schlagt sie tot, wo immer ihr sie findet", und ergänzend dazu in Sure 8,40: "Und kämpfet wider sie, bis kein Bürgerkrieg mehr ist und bis alles an Allah glaubt".

Der weltweiten Islamisierung ist mit europäischen Denkmustern nicht beizukommen. Im Kämmerlein werden sich islamische Führer weiterhin über die fundamentlosen Christen kaputtlachen, die in ihrer humanistischen Gutgläubigkeit nicht realisieren wollen, dass der Koran explizit zu Unwahrheit und Scheinverträgen mit Ungläubigen als taktisches Mittel aufruft (siehe Sure 9,4-5).

Der Koran rechtfertigt das mit einem Wesenszug Allahs in Sure 13,42: "Allahs aber ist die List allzumal. Er weiß, was jede Seele tut, und wahrlich, die Ungläubigen werden schon sehen, wem der Lohn der Wohnung sein wird". Oder in Sure 8,30: "... und Allah schmiedete Listen; und Allah ist der beste der Listenschmiede".

Aber welcher Ungläubige glaubt das schon?

Prof. Rainer Mannel zitierte bereits vor drei Jahren bezüglich der Konflikte in Syrien und Nordwestafrika: "Die Geschichte lehrt ständig, findet aber keine Schüler."

Und Jesus stellt in Joh 8,45 fest: "Weil ich die Wahrheit sage, glaubt ihr mir nicht."

Mögliche Lösung - Träume und authentisches Christsein

Zur Überwindung der divergenten Denkmuster ist eine Brücke erforderlich, die auf der geistlichen Ebene gebaut wird.

Der Moslem glaubt, dass seine Seele während des Schlafes zu Allah geht (Sure 6,60). Deshalb wird Träumen eine besondere Bedeutung beigemessen. Viele konvertierte Moslems hatten zunächst Jesus im Traum gesehen und dann nach Christen gesucht, die sie beim Durchschreiten der engen Pforte (Mt 7,13-14) begleiten.

An dieser Stelle sind Christen gefragt, die die Grundlagen ihres Glaubens kennen, diese ernst nehmen und authentisch im Alltag umsetzen. Solche Menschen hatten auch Nabeel Qureshi und Nassim Ben Imam überzeugt.

Mittwoch, 24. August 2016

SOLA Camp David

Seit vielen Jahren findet im Umland Berlins das SOLA Sommerlager statt. Thematisch rankt es sich um Indianer, Rapper, Cowboys, biblische Personen und weitere mit der freien Natur zu verbindende Geschichten. Highlight ist die zweitägige Wanderung durch die brandenburgische Wildnis.



Trotz vorschriftsmäßiger Fahrweise waren wir überpünktlich auf dem Gelände des SOLA (Sommerlager) in Wünsdorf eingetroffen. Mir war schon mehrfach unterstellt worden, dass ich immer zu knapp losfahre. Recht hat sie ja, die Familie. Deshalb planten wir diesmal neunzig Minuten für die Anfahrt ein.

Nach dem Quick-Check-in beim Nafta-Lila-Team (wichtig: kräftiges Milka-Lila, kein Zartlila wie bei Perwoll) warteten wir auf den Start. Auch der verkleidete Saul, dessen Gemahlin und einige Bedienstete warteten und warteten und warteten, während gebratene Heuschrecken zum Verzehr angeboten und Büchsen per Schleuder umgeworfen wurden. Es gab Kaffee und Kuchen und wir trafen erstaunlich viele alte Bekannte, die zum ersten Mal ihre Kinder zum SOLA brachten.

Kurz vor halb fünf klingelte mein Handy und ein Autohaus wollte sich über die Kundenzufriedenheit informieren. Als wir fertig waren, war auch die Einstiegsgeschichte zu Ende. Klasse! Ich hatte verpasst, wie David nach der Erledigung von Goliath zu Saul gekommen war, dessen Tochter nicht heiraten durfte und zum Abschluss Saul auf den Fuß spuckte. An diesem historischen Punkt begann das diesjährige SOLA "Camp David". Unser Sohn hatte sich bereits in seine Milka-Gruppe integriert und wir traten den Heimweg an.

Eine Woche später:

Unser Kind trafen wir an der Wasserstelle. Braungebrannt und zerschrammt erklärte er mit heiserer Stimme: "Hier guckt mal, ich bin beim Fußball gegen einen Balken gerannt". Nach einem Tag seien Verband und Pflaster schon wieder ab gewesen und die Verletzungen konnten stolz zur Schau gestellt werden. Dann entschwand er auch schon wieder unseren Blicken. Am benachbarten Kuchenstand beschwerte sich ein Mädchen beim Küchenpersonal über ihren peinlichen Vater. Der wollte nach der Ankunft sofort Fotos machen. Wie uncool! Ich drückte einen Kaffee aus der Thermoskanne.

Wieder einmal waren wir viel zu früh eingetroffen. Fundbüro gesichtet, Gepäck gefunden, KV-Karte und Impfausweis abgeholt, Sohn gefunden, Sohn begrüßt und immer noch vierzig Minuten bis zum Start. Ab und zu hörte man den Urschrei einer der farblich gekennzeichneten Gruppen. Beim dritten Becher Kaffee kamen endlich ein paar Bekannte. Wir entschieden uns für Talk vor dem Zelt, da wir die Saunawirkung während des Programms schon aus den Vorjahren kannten.

Im Zelt wurde der letzte Teil der David-Geschichte gespielt: Volkszählung, Strafe, Findung des Bauplatzes für den ersten Tempel auf dem Berg Moria. Die Gelegenheit mal wieder eine Bibelstelle (1. Chronik 21, 26) zu zitieren: "Und als er den Herrn anrief, antwortete er mit Feuer vom Himmel". Die Predigt nach der gespielten Geschichte griff diesen Ort Moria auf, erzählte davon, dass Jakob dort seinen Sohn Isaak opfern sollte und dass Jesus dort gekreuzigt wurde. Letzteres hatten wir schon mehrfach in ICF-Predigten gehört. Eltern und Kinder von ICF, Baptisten, Brüdergemeinden und dem Mülheimer Verband hörten diese wichtigen Zusammenhänge nun gemeinsam.

Auf dem Rückweg erfuhren wir, dass das Zeitempfinden auf dem SOLA völlig verloren gegangen sei. Es gab die obligatorische Kanufahrt, riesige Käfer im Zelt und Schlafen unter freiem Himmel. Aber wann genau war das? Es hatte geregnet. Die Freiluftübernachtung fand diesmal an einer bisher unbekannten Stelle statt, schließlich sei man ja "vor Saul auf der Flucht" gewesen. Auch hatten "die Philister" eines Morgens das Frühstück geraubt.

Besonders erfreut waren wir, dass auch Freundschaften mit Leuten aus Gemeinden mit größeren Jugendgruppen geschlossen wurden. Diese werden wir uns in den nächsten Wochen einmal ansehen.

Montag, 15. August 2016

13 Monate Church Checker und eine neue Domain

Seit der Reanimation dieses Blogs ab Juli 2015 ist die Leserschaft stetig gewachsen und die Schilderungen als wertvolles externes Feedback angenommen worden. Wer auf der Suche nach einer passenden Gemeinde ist, kann zunächst in den Berichten stöbern und sich dann gezielt ein eigenes Bild vor Ort machen. Die auf der rechten Seite dargestellten Themen und Empfehlungen lassen bereits eine Vorauswahl zu.



Seit dreizehn Monaten sind wir nun in der bunten christlichen Szene Berlins unterwegs. Reisen und Ausflüge hatten wir zudem mit dem Besuch verschiedener Gottesdienste in Hessen, NRW oder Brandenburg verbunden. Das Auswahlverfahren war so divergent wie die besuchten Gottesdienste selbst. Einmal ging es um die Uhrzeit, einmal um historische Ambitionen, mehrfach um die regionale Nähe, um den internationalen Ruf, um neue Gottesdienstformen, um eine große Jugendgruppe, um ein Allianz-Event und vieles mehr. Wir lernten interessante Gemeindegründer oder Verantwortungsträger kennen, zu deren Besuch wir uns innerhalb weniger Stunden entschieden.

Die Agenda ist sehr lang. Leute aus bisher unbekannten Gemeinden sprechen uns an und laden uns ein. Pastoren und Gemeindeleiter freuen sich über das externe Feedback. Erstaunt sind wir immer wieder, wer zur Leserschaft dieses Blogs gehört. Geschwister, die wir noch nie bewusst wahrgenommen oder persönlich getroffen hatten, zitieren im Gespräch Textpassagen oder Redewendungen aus den Artikeln. Besondere Aufmerksamkeit scheint der Beitrag über Church Hopper und Homebase erregt zu haben.

In einer Baptistengemeinde sprach uns ein junger Mann an, der den Hinweis auf den Blog durch eine Seniorin aus einer anderen EFG erhalten hatte. Meine Frau sagte mir dazu, dass ältere Internetnutzer nicht wüssten, mit wie vielen "CH" der Church Checker geschrieben werde. Spontan antwortete ich "Zwei", hatte dabei aber das CH auf der Ultima im Wort "Church" übersehen. Church Checker enthält also insgesamt drei "CH" und ein "CK".

Während ich so die möglichen Schreibweisen von Church Checker in Gedanken durchlaufen ließ und dabei auf Umlautvarianten wie "Tschörtsch-Tschecker" kam, schaute ich auch mal in der bekannten Suchmaschine nach, was diese bei Eingabe von church checker antwortet. Dieser Blog hatte sich bereits mit mehreren Einträgen an der Poleposition etabliert. Gefolgt wurden die Suchergebnisse von einem Church Checker mit Bewertungssystem aus dem schönen Philadelphia an der Ostküste der USA. Wir liegen hier also voll im internationalen Trend.

Bei dieser Gelegenheit checkte ich die Verfügbarkeit der Domains church-checker.de mit und ohne Bindestrich und meldete diese sofort an. Beide Varianten waren noch frei. Wenn also jemand auf einen Link zu diesem Blog klickt, wird im Domainteil nicht mehr das damals beworbene "marzahn-kirche" als Subdomain von Blogspot gezeigt, sondern "church-checker" als vollwertige Second-Level-Domain. Bei Blogspot lässt sich das recht elegant und schnell einstellen und im eigenen DNS sind lediglich zwei CNAME-Records zu ergänzen. DNS ist in diesem Falle nicht mit der DNA zu verwechseln, wie sie zum Beispiel im Mülheimer Verband zur Definition des einheitlichen geistlichen Grundprofils genutzt wird.

In den letzten Wochen wurden auch der Navigationsbereich mit "Themen" und "Empfehlungen" überarbeitet und optimiert. Wer beispielsweise gerne einmal Freunde oder Kollegen an christliche Themen heranführen möchte, findet unter Freunde eine Auflistung von Gemeinden und Formaten, die einen niederschwelligen und professionellen Zugang ermöglichen. Auch Buchempfehlungen sind dabei sowie Hinweise auf Lobpreis, Willkommenskultur und Predigt.

Wer nach dem Lesen eines Artikels sofort losfahren möchte, kann unterhalb des Textes auf die Adressinformation klicken und wird dann zur Standortbestimmung bei Google-Maps geleitet. Einige Navis lassen sich von dort aus auch gleich mit den Zielkoordinaten versorgen.

Samstag, 9. Juli 2016

Church Hopper versus Homebase

"Ich glaube an ... Gemeinschaft der Heiligen", heißt es im Apostolischen Glaubensbekenntnis. Braucht ein Christ eine feste Gemeinde als Homebase oder lebt nicht auch ein Church Hopper die Gemeinschaft der Heiligen?



"Wir gehören zur weltweiten Gemeinde Jesu", ist unsere Antwort auf die regelmäßige Frage nach unserer Gemeindezugehörigkeit. "Ach, die ist doch da in der Soundso-Straße in Mitte", antwortete kürzlich eine Pastorengattin und nickte wissend. Wir erklärten ihr, dass das anders gemeint sei. Nämlich dass wir in der bunten christlichen Szene der Stadt unterwegs sind und zurzeit keine feste Ortsgemeinde besuchen.

Church Hopper


Den Begriff "Church Hopper" hörten wir in diesem Zusammenhang erstmalig wieder, als wir einen als Church Hopper bekannten Christen aus dem Osten Berlins in einem der besuchten Gottesdienste trafen. Aber was kennzeichnet einen Church Hopper?

Church Hopper sind kein verlässlicher Bestandteil einer Gemeinde. Sie kommen in der Regel, wenn es etwas zu essen gibt, beteiligen sich nur in homöopathischen Größenordnungen an der Kollekte, schauen sich nach eventuellen Lebenspartnern oder Gelegenheitsbeziehungen um. Sie sind auch schnell wieder weg, sobald es Meinungsverschiedenheiten gibt, Fehlverhalten angesprochen wird oder nichts mehr abzugreifen ist. Eine Maskierung ist leicht möglich und eine Optimierung der Persönlichkeit nahezu ausgeschlossen. Auf dieses Szenario bezieht sich wohl auch die Aussage von Hebräer 10, 25.

Mitesser oder Suchender?


Neben den parasitären Ausprägungen des klassischen Church Hoppers kann es jedoch auch Menschen geben, die nach intensiver Gemeindearbeit eine neue Gemeinde suchen. Gerade in Berlin laufen viele hochpotente Christen herum, die beispielsweise aus Szenarien geistlichen Machtmissbrauchs kommen und so verletzt sind, dass ihnen die Integration in ein festes Gemeindegefüge Panik bereitet.

Diese Christen unterscheiden sich dadurch vom gemeinen Church Hopper, dass sie ein ernstes Interesse an Gemeinschaft und geistlicher Entwicklung haben, sich temporär aktiv einbringen, aber zu viel Integration aus Angst vor neuen Verletzungen nicht zulassen. Leider sind Angebote zur Seelsorge in diesem Bereich sehr rar, so dass Heilungszeiten von zwei bis zehn Jahren absolut gängig sind.

Wie gut, wenn sich dann Christen finden, die die Betroffenen freundlich aufnehmen und ihnen vermitteln, dass sie gerne gesehen sind. Ein Aussteiger aus der Colonia Dignidad, der inzwischen Teil der Leitung einer Baptistengemeinde ist, hatte dazu auf seine Visitenkarte gedruckt: "Wahre Freunde erkennt man leichter, wenn das Leben schwerer wird".

Dass eine neue Gemeinde gesucht wird, kann aber auch daran liegen, dass in der bisherigen Gemeinde die geistliche Nahrung ausgeblieben ist, die passende Altersgruppe fehlt, ein Sabbatical notwendig ist oder ein Umzug erfolgt war.

Homebase - verbindliche Gemeinschaft mit Entwicklungspotenzial


Eine regelmäßige "Gemeinschaft der Heiligen" mit gleicher personeller Besetzung ist sehr wichtig. Nur so kann verschrobenen Ansichten und Fehlentwicklungen entgegen gewirkt werden. Das menschliche Korrektiv in Verbindung mit wertvollen geistlichen Impulsen aus Predigt und kontinuierlicher Bibellese kann zur Optimierung der christlichen Persönlichkeit beitragen.

Verbindliche Gemeinschaft erzeugt ein Zugehörigkeitsgefühl, schafft Sicherheit und ein gesundes Geben und Nehmen. Wenn diese Gemeinschaft eine Ortsgemeinde ist, entstehen auch umfangreiche Quervernetzungen, die im Alltag zum Tragen kommen.

Dennoch haben wir in den vergangenen zwölf Monaten erlebt, dass ein Blick über den Tellerrand eine erhebliche Horizonterweiterung bedeutet, die Beziehung innerhalb der Familie stärkt, neue Freiheiten schafft und die mehrschichtigen Bewertungsindikatoren schärft.

Das von Vineyard und weiteren Gemeinden der Stadt praktizierte Kleingruppen-Monatsgottesdienst-Konzept kommt dem Anspruch der Horizonterweiterung in Kombination mit dem verbindlichen Kontakt zu konstanten Bezugspersonen sehr entgegen.

Freitag, 24. Juni 2016

Grillabend mit Leben + Glauben

Das Gesprächsforum Leben + Glauben ist ein niederschwelliges Format, zu dem Christen ihre Nachbarn, Kollegen und Geschäftspartner einladen können. Vortragsveranstaltungen im gehobenen Rahmen mit ausgesuchten Referenten gehören ebenso dazu wie Grillabende im kleineren Kreis.



Als der Wagen über das altgermanische Kopfsteinpflaster der Alemannenstraße rumpelte, beschäftigte mich nur ein Gedanke: "Wird der Johannisbeerquark hinter meinem Sitz noch in der Schüssel sein, wenn wir am Ziel eintreffen?". Kurz darauf brachte ein Blick in den Fond die Erleichterung. Der Quark hatte sich nicht von der Stelle bewegt. Kühlakku und Kühltasche hatten bei 36°C Außentemperatur gute Dienste geleistet.

Heute war Grillparty mit dem Gesprächsforum Leben + Glauben angesagt. Auf der Terrasse stand Joe und heizte den Grill ein. Wilfried lief emsig hin und her und versorgte die Gäste mit kalten Getränken. Der Pool war abgedeckt und zwei Frauen unterhielten sich auf einer Klappliege. Wir stellten uns zu Wolfgang Boguslawski an den Pool und unterhielten uns über seine Gemeindebesuche, Open Doors und das subtile bis offensive Mobbing christlicher Flüchtlinge. Wilfried bot Badehosen an, aber plötzlich wollte niemand mehr in den Pool springen.

Bis 19:00 Uhr trafen immer mehr Gäste, Salate und Nachspeisen ein. Joe hatte so gut eingeheizt, dass Fleisch, Wurst und Spieße aufgelegt werden konnten. Die Gespräche wurden fortgesetzt, Plätze an den Tischen organisiert und neue Kontakte geknüpft. Dabei bekamen wir weitere spannende Insider-Informationen über Uganda, die Saddleback Church und verschiedene christliche Wirtschaftsvereinigungen. Währenddessen rannte Wilfried um die Tische und versorgte die Gäste mit Getränken, Fleisch und Spießen. Ein klarer Fall von "dienender Leiterschaft" oder eben Ausübung des laut Starkoch Roland Werk vergessenen Gebotes der Gastfreundschaft. Letzteres war mir gerade besonders beim Lesen von Matthäus 25 aufgefallen, wo es in den Versen 35 bis 44 mehrfach um Handlungen der Gastfreundschaft geht.

Um Gastfreundschaft ging es anschließend auch in der großen Runde von etwa zwanzig Christen aus allen Ecken der Stadt. Wolfgang berichtete aus seiner langjährigen Berufserfahrung. Er hatte im Notaufnahmelager Marienfelde gearbeitet, wo auch ehemalige Ostberliner beim Umzug ins damalige Westberlin eine kurze Zwischenstation machen mussten. Dieser Erfahrungsschatz mit Flüchtlingen steht nun Open Doors, dem Sprachrohr verfolgter Christen, zur Verfügung. Flüchtlinge und Mission wurden ja lange Zeit als externe und vorwiegend afrikanische Angelegenheit angesehen. Nun sind diese beiden Themen im eigenen Land zu bedienen. Wenn ihr nicht zu uns kommt, kommen wir zu euch. Gastfreundschaft und eine professionelle Auseinandersetzung mit kulturellen Unterschieden ist gefragt.

Wolfgang berichtete von ehemaligen Moslems, die oft nach dem gleichen Schema Christen wurden. Jesus selbst war ihnen in Träumen und Visionen erschienen. Auf Nachfrage im Gebet zeigte sich Jesus immer deutlicher und die Begegnungen waren in der Regel mit Licht, Freundlichkeit und teilweise einem angenehmen Duft verbunden. Ähnliche Berichte hatten wir schon mehrfach gehört. Je nach ehemaliger Stellung in der muslimischen Hierarchie fällt dann auch der Verfolgungsgrad aus. Christen gelten in islamischen Ländern ohnehin als gesellschaftlicher Abschaum und werden zur Mülltrennung oder anderen weniger qualifizierten Tätigkeiten eingesetzt. Begegnet ein Moslem auf die oben beschriebene Weise Jesus und entscheidet sich dann gar für eine Beziehung mit ihm, wird er seiner sämtlichen sozialen Kontakte entledigt. Besonders hart trifft es Frauen in solch einer Situation. Hut ab vor Menschen, die das dann trotzdem durchziehen!

Gelingt diesen Menschen die Flucht ins christliche Abendland, finden sie sich plötzlich im Bauch eines trojanischen Pferdes voll islamistischer Asylbewerber wieder, die die traditionelle Behandlung von Christen innerhalb des Containerraummoduls (CRM) fortsetzen. Interessant sei laut Wolfgang der Klimaunterschied in Räumen, wo muslimische und christliche Flüchtlinge untergebracht seien. Lüge und Missbrauch ertragen keine Öffentlichkeit. Durch die vermehrte Bekanntmachung und Anzeige islamistischer Übergriffe entwickeln auch Bundesregierung, Polizei und Verfassungsschutz eine neue Sensibilität für interkulturelle und interreligiöse Konflikte.

Als immer mehr Mücken im Landeanflug auf meine Frau waren, wurde Insektenspray gereicht und in eine Gebetsgemeinschaft übergeleitet. Der Lichtsensor reagierte auf Bewegungen und erhellte regelmäßig die Runde der reifen, gut verwurzelten, gestandenen und erfahrenen Christen. Ich war beeindruckt von dem Privileg, Teil dieser Runde zu sein.

Ausgerüstet mit Flyern und unserer Quarkschüssel rumpelten wir gegen 23:00 Uhr über die altgermanischen Straßen und dachten über das Wertesystem des christlichen Abendlandes nach.