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Montag, 2. Oktober 2017

Gesprächsforum Leben + Glauben mit Pianist Sam Rotman

Die Abende im Best Western Steglitz bieten immer wieder eine gute Gelegenheit, Freunde oder den Chef mitzubringen. Gestern Abend spielte Sam Rotman Stücke von Beethoven und Rachmaninow.



Wir waren früh dran - gestern Abend beim Gesprächsforum Leben + Glauben. Meine Frau kam von zu Hause und ich aus der Reha-Klinik in Teltow. Unser Timing war nahezu perfekt. An Tisch 8 sollten wir diesmal sitzen. Die liebevoll per Hand geschriebenen Namenskarten standen bereits an den Plätzen. Vier alte Bekannte aus der Lukas-Gemeinde sollten uns beim Hören und Essen Gesellschaft leisten.

Kleiner Mann - große Energie

Weitere Bekannte erschienen, so dass der Abend ohne große Aufwärm-Phase seinen Lauf nahm. Hallo, kräftiger Händedruck, Umarmung, kurze News und dann war es auch schon 18 Uhr. Der kleine Sam Rotman setzte sich an den polierten Flügel und schmetterte Beethoven in die Tasten. Alles auswendig!

Dazu gab er mit seiner sagenhaften Radio-Stimme Erklärungen ab. Er erläuterte auch die weiteren Stücke von Rachmaninow und wurde dabei von Joe Hartung übersetzt. Der Pianist, der wohl zu den 25 der Besten seiner Instrumenten-Klasse zählt, sprach Englisch. Dennoch kannte er einige Wörter wie "Schade", "Ja" und "Danke".

Nach jedem Stück hauchte er ein "Ja!" in den Raum, schwang seine Hände wie ein Schwan im Fluge zur Seite, stand auf und verbeugte sich. Applaus. Dann die Erklärung des nächsten Stückes und einige Worte zum Komponisten.

Jesus versus Konzertflügel

Im letzten Viertel seines Konzertes erzählte er von sich selbst. Der 1950 geborene Rotman berichtete von seinen Eltern, seiner Geburt und Schulzeit in Nordamerika und seiner Begegnung mit Jesus. Jesus sei ihm wichtiger als die Musik. Immerhin war es Jesus gelungen, sein Innerstes zu verändern. Sam habe viele Masken getragen, sei sehr religiös und korrekt gewesen - rein äußerlich - und habe innen sehr viel Müll mit sich herumgetragen. Jesus habe das verändert. Die Begeisterung für die Beziehung zu Jesus sprudelte nur so aus ihm heraus.

Diätplan

Gegen 19:30 Uhr wurde das Buffet eröffnet. Ich hatte meinen Diätplan im Kopf und hielt mich an die unzähligen Varianten Fisch, Salate ohne Dressing sowie Ballaststoffe und ungesättigte Fettsäuren. Das ging erstaunlich gut. Die Gäste neben mir verspeisten Fleisch, Pilze, Brownies und andere leckere Dinge. Mal ganz abgesehen vom trockenen Rotwein an den Nachbartischen. Wir hatten stilles Wasser bestellt.

Termine und anderes

Am Tisch tauschten wir uns über die gemeinsame Vergangenheit und neueste Entwicklungen aus. Nach dem Essen wurden Fragen an Sam Rotman verlesen, die er sehr offen beantwortete. Es folgten Terminhinweise für Paar-Abende, Männertreffen und Gott begegnen am Meer mit Maike Behn und Joe Hartung.

Da meine Frau mit dem ÖPNV unterwegs war, mussten wir uns sehr bald von den Gesprächspartnern losreißen. Auf dem Weg durch die Lobby traf ich Bekannte aus Eben Ezer und bot ihnen eine Mitfahrgelegenheit nach Lichterfelde an. Während meine Frau auf den Bus wartete, hetzte ich mit meinen Fahrgästen durch die Nebenstraßen von Steglitz. Dass ich zu schnell war, merkte ich an ihrer Atemlosigkeit. Das Ausdauertraining in der Kardio-Klinik trägt Früchte.

Freitag, 16. Juni 2017

Internetmission Berlin: 8-Jährige macht Party

Die Internetmission Berlin feierte heute ihren 8. Geburtstag. Es gab Rap, Falafel und viele neue Kontakte.



Pünktlich zum #Kirchentag war die neue Webseite der Internetmission Berlin mit ihrem Branding GottinBerlin.de an den Start gegangen. 14 Monate war konzipiert, layoutet, projektiert und programmiert worden. 14, eine durchaus biblische Zahl, die uns in Matthäus 1 Vers 17 gleich dreimal über den Weg läuft. 14 entspricht dem Zahlenwert des Namens David (דוד).

David, CIA und Push!

Soweit ich mich erinnere, war jedoch kein David anwesend. Dafür aber Sammelbegriffe aus dem 50er-Segment wie Thomas oder Matthias. Überhaupt war die heutige Party eher ein Event für die ganze Familie. Kleinkinder, Jugendliche, Best Ager und Greise saßen im Saal und lauschten den Klängen der CIA. Da die CIA zur Zeit kaum in den Schlagzeilen ist, ersetzte ich das Wort auf dem Liedblatt durch NSA. Ohnehin war CIA hier im Sinne von Christen in Aktion zu verstehen.

Die CIA machten eine ähnliche Musik wie TCM: Rap. Richtig cooler Rap! Hey Yoh - Push! Und das demografisch durchmischte Publikum setzte mit ihrem Push! ein. Push hier im Sinne von Pray until something happens! (Bete bis etwas passiert!) Ein cooler Satz, den man sich so ähnlich wie BMW - Bete mal wieder! - gut merken kann.

Jänsehaut, Dominicus und Smartphone

Jänsehaut konnte man beim Gesang der schwarzen Mädels von Mélodie du Ciel (Melodie des Himmels) bekommen. Sie sangen auf Französisch oder so. Zumindest gab es eine deutsche Übersetzung. Auch der katholische Pfarrer vor uns wippte mit. Bertram Tippelt leitet die Gemeinde St. Dominicus in Gropiusstadt. Er betrat die Bühne und redete völlig frei über Jesus, den Konjunktiv und darüber, was Jesus mit einem Smartphone gemacht hätte. In der Predigt erfuhren wir zudem, dass hoch qualifizierte Kirchenmusiker wie Hausmeister bezahlt werden. Das fand der Mann im Baumwolltalar nicht angemessen.

Falafel, Würstchen und Quizduell

Anschließend gab es das von den Anwesenden ersehnte Buffet. Heute mit Spezialitäten aus dem Nahen Osten wie Humus und Falafel. Es war sehr lecker und ich entdeckte kein Fleisch. Deshalb wurden wohl draußen noch Würstchen gegrillt. Insbesondere dieser Teil der Gott-in-Berlin-Party ist hervorragend für die Vernetzung in der Szene geeignet. Meine Frau wurde von mehreren Schlüsselpersonen auf die Strategien beim Quizduell angesprochen, während ich mich über neue Technologien der Mülltrennung in China und Pakistan unterhielt.

Webseite, Kneipe und die große Uhr

Mit einer großen Uhr wurde der dritte Teil des Abends eingeleitet. Die neue Webseite und die Arbeit der Internetmission sollten vorgestellt werden. Jeder Redner hatte maximal 5 Minuten - zumindest laut Plan. Im Durchschnitt blieb es bei einer Verdoppelung dieser Vorgabe, so dass tatsächlich um 22:00 Uhr mit einem Gebet abgeschlossen werden konnte.

Ungeplant blieben wir jedoch noch eine weitere Stunde vor Ort. Während emsig Flaschenkisten und andere Utensilien an uns vorbeigetragen wurden, nahmen wir uns Zeit für ein wichtiges Gespräch mit einer alten Bekannten.

Donnerstag, 1. Juni 2017

Patriarch von Konstantinopel trifft den Bundespräsidenten

Orthodoxie ist für viele Deutsche ein Buch mit sieben Siegeln. Zurzeit bereist Bartholomaios I unser Land. Heute referierte er in der Konrad-Adenauer-Stiftung und besuchte anschließend den Bundespräsidenten.



Die Gold-Else am Großen Stern reflektierte die pralle Sonne. Schwerfällig wälzte sich der Verkehr um den Platz. Ich lief zur Konrad-Adenauer-Stiftung. Akribisch wurde die Gästeliste abgeglichen. Wer nicht im "Buch" gefunden wurde, musste am Rand warten.

Schwarz

Ich setzte mich in die Nähe des Rednerpultes. In der Mitte des Saales sah ich Schwarz: schwarze lange Gewänder, schwarze Hüte, schwarze Mützen, schwarze und graue Bärte. Über den Gewändern goldene Ketten mit großen goldenen und Stein-besetzten Broschen. Keine Rapper aus Brooklyn, sondern Metropoliten, Archimandriten und der Patriarch selbst.

Das Casting für eine Komplettverfilmung der Bibel mit Abraham, Petrus und anderen wäre hier schnell und erfolgreich abgeschlossen worden.

Erzbistum und EKBO

Im Saal saßen neben den Botschaftern von Griechenland, der Türkei und Zyperns auch der katholische Erzbischof Heiner Koch aus Berlin und sein evangelischer Kollege Markus Dröge von der EKBO. Ein breites Grinsen ging regelmäßig durch die Reihen, wenn in den Grußworten die "Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz" in der Langversion ausgesprochen wurde.

Patriarch von Konstantinopel Bartholomaios I in Berlin
Ökumenischer Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I, in Berlin



Grüß Gott!

Bartholomaios begann seinen Vortrag über Menschenrechte mit einem schwungvollen "Grüß Gott". Er hatte in München drei Semester Deutsch gelernt und las seine Rede fließend auf Deutsch vor. Es sah so aus, als hatte er nur fünf Blätter in der Hand. Gelesene Seiten gruppierte er unter den flachen Stapel. So oft, wie er die Seiten wechselte, müssen es um die zwanzig Blätter gewesen sein.

Seine Kollegen in Schwarz genossen den Sekundenschlaf oder beschäftigten sich mit ihrem Smartphone. Erzbischof Koch wechselte Blicke mit dem Apostolischen Nuntius des Heiligen Stuhls, Erzbischof Nikola Eterović. Dann kam ein langes Wort und der Patriarch warf spontan ein: "Zu lang!" Lachen. Der Saal war wieder in die Realität des Vortrages geholt. "Wenn ich ein bisschen müde bin, Sie müssen viel müder sein", war sein verständnisvoller Kommentar zum Vortrag.

Menschenrechte

Obwohl der Vortrag über Menschenrechte etwa eine dreiviertel Stunde gedauert hatte, war er doch sehr interessant. Mir war gar nicht bewusst, dass nicht-christliche Religionen eine große Distanz zu Menschenrechten hegen, denn:

  • Menschenrechte seien westliches Kulturgut.
  • Menschenrechte tragen das Siegel des Christentums.
  • Menschenrechte schützen einen gefährlichen Individualismus.
  • Menschenrechte stehen für Säkularisierung und Anthropozentrik.
  • Menschenrechte verbünden sich mit dem Atheismus.
  • Menschenrechte widerstreben der Souveränität Gottes.

Kein Wunder also, dass Menschenrechte außerhalb der westlichen Welt abgelehnt und missachtet werden. Die Botschafter verzogen keine Miene.

Orthodoxie

Die Magna Charta der Orthodoxie sei eine "Kultur der Person". Selbstlose Liebe könne ungeahnte Kräfte freisetzen. Er nannte das die "Liturgische Diakonie", was im Sinne einer alltäglichen Liturgie nach der sonntäglichen Liturgie zu verstehen sei. Der Patriarch wurde sehr emotional, als er sagte, dass die "defensive Haltung gegenüber der Aufklärung endgültig überwunden" werden müsse. "Fehlentwicklungen" in der Orthodoxen Kirche sollten auf keinen Fall zur pauschalen Verurteilung dieser Konfession genutzt werden. Eine große Baustelle sei die Ethnozentrik.

Patriarch von Konstantinopel Bartholomaios I in Berlin
Ökumenischer Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I, in Berlin
Ökumene

Bartholomaios hat viele Titel, so dass seine späteren Gesprächspartner im Schloss Bellevue erst einmal abklärten, wie sie ihn genau anzusprechen haben. "Seine Allheiligkeit Batholomaios I, Ökumenischer Patriarch von Konstantinopel" ist der volle Titel. Bei der offiziellen Anrede wird "Eure Allheiligkeit" verwendet, während die Bischöfe wie säkulare Botschafter mit "Eure Exzellenz" angesprochen werden.

Die Ökumene im Titel ist vergleichbar mit der Wortbedeutung von katholisch und erklärt den übergeordneten Anspruch auf die Definition der Rechtgläubigkeit. Zurzeit findet jedoch ein intensiver Austausch zwischen Othodoxen, Katholiken und Protestanten statt. Letztere sehen Ökumene als Gemeinschaft von Christen jedweder Konfession um das Zentrum Jesus Christus und die Bibel. So wurde es auf dem #Kirchentag ausgedrückt.

Der Patriarch im Schloss

Anschließend wurden die Herren in Schwarz mit schwarzen BMW 5er-Limousinen zum Bundespräsidenten ins Schloss Bellevue gefahren. Kein Ehrenposten, keine militärischen Ehren, kein roter Teppich. Dafür aber ein blauer Teppich und eine sehr familiäre Atmosphäre. Vier Kameraleute, ein Gästebuch und eine vertrauliche Unterredung mit Frank-Walter Steinmeier. Diese war nicht presseöffentlich.

Bei immer noch strahlendem Sonnenschein staute ich durch die Innenstadt nach Hause.

Donnerstag, 25. Mai 2017

#Kirchentag: Messe Berlin und City

Der 36. Deutsche Evangelische Kirchentag wartet mit vielen Veranstaltungen in Berlin, Wittenberg, Potsdam und Leipzig auf. Heute schauten wir uns auf dem Messegelände am Funkturm und am Alexanderplatz um.



Die Entscheidung für den öffentlichen Nahverkehr fiel heute leicht. Bequem erreichten wir die Nordseite des Messegeländes, liefen an schwer bewaffneten Polizisten vorbei, lehnten Flyer dubioser Gruppen ab und betraten das Palais am Funkturm. Hier, wo seit Jahren die goldenen Lolas an Filmschaffende vergeben werden und wilde After Show Partys toben, flatterten heute orange Schals und orange Fahnen mit großen runden Augen.

Wahrheit vor der Kamera

Wir steuerten die Bühne an und setzten uns in die dritte Reihe. Der Innenminister diskutierte vor laufenden Kameras des ZDF über Wahrheit. Thematisch entglitt das Ganze in Richtung Medienkompetenz, Shit Storm und juristische Optionen. Es wurde kontrovers diskutiert, enthielt aber für alle Teilnehmer des Panels wertvolle Impulse. Alle waren sich einig, dass gegenteilige Meinungen durchaus erwünscht seien, jedoch sollte der Diskurs in einer respektvollen Atmosphäre geführt werden.

#Kirchentag
#Kirchentag - Sitzplätze in den Messehallen
Leere, Pilgerweg und Seelsorge

Anschließend unternahmen wir den Versuch, uns systematisch von Nord nach Süd durch die Messehallen zu arbeiten. Die ersten Hallen waren etwas spartanisch eingerichtet. Hier und dort ein vereinzelter Stand, dann eine ganze Halle als Pilgerweg. Die übliche Optik schillernder Messebauten mit Jutebeuteln und Kugelschreibern begegnete uns nicht. Wir kauften zwei Pizzabrote und liefen weiter.

Eine ganze Halle für Seelsorge: Paarberatung, Einzelberatung, Gebetskabinen, Wartelisten. Interessant, woran beim Kirchentag gedacht worden war. Die Population wurde dichter. Immer mehr orange Schals und Beutel mit DEKT-Aufschrift kamen uns entgegen. Eine jung gebliebene Dame hatte sich einen grauen Hoodie im Kirchentags-Look zugelegt. Zwei großen Augen schauten mich von ihrem Rücken aus an.

Markt der Möglichkeiten

Wir näherten uns den eigentlichen Messeständen und fanden uns plötzlich in einem wilden Durcheinander wieder. Das heißt, über einigen Ständen waren Tafeln mit Kategorien angebracht. Allerdings erschloss sich die Zusammenstellung nicht wirklich unserer Logik.

Hier eine Israel-Ecke, dort Freizeitheime, hier Hospitalschiffe und dort die Bundespolizei; Bücher, Verlage, Bibelschulen, Missionsgesellschaften, Godly Play, Nagelkreuz-Verein, Verein der ostpreußischen Ostkirche und interreligiöse Stände. Dazwischen noch Aktionen gegen Menschenhandel, Podiumsdiskussionen, Pfadfinder, die Internetmission, die Christoffel Blindenmission, die Jesuiten, christliche Berufsperspektiven und World Vision.

#Kirchentag
#Kirchentag - Du siehst mich.
Mitglieder und Spender

So muss Luther Rom erlebt haben: Spende für Kaffee, Spende für den Verein, ein Euro für den bedruckten Radiergummi, eine Unterschrift gegen die Bundeswehr und hier noch das Formular zum Eintritt in einen Förderverein. Wären wir auf all diese Wünsche eingegangen, hätte uns das viel Geld gekostet und rein rechnerisch täglich zur Teilnahme an mehreren Jahreshauptversammlungen verpflichtet. Die Vielfalt ist schön und bunt, könnte aber sicher auch gebündelt und damit effizienter gestaltet werden.

"Christ und nicht hetero", lasen wir an einem Stand, der uns auf die Umwidmung des Regenbogens einstimmte. Beim nächsten Anbieter mussten wir erst einmal schauen, in welchem Kontext der Regenbogen dort genutzt wurde. Aha, Holzspielzeug für Kinder. Überhaupt wirkten die Besucher wenig heterogen. Wer "kirchlich" ist, offenbart sich durch ein wesentliches Merkmal:

Die Brille.

Es muss ein Modell im dreistelligen Preissegment sein. Dazu graue oder weiße Haare. Frauen tragen das Haar maximal schulterlang und Männer zusätzlich einen kurzen Bart. Sportliche Ökokleidung und gepflegtes Äußeres, kombiniert mit einem intelligenten Blick runden den homogenen Kirchgänger ab. Was wir bisher nur instinktiv kategorisiert hatten, notierte ich auf einem Zettel und evaluierte es im weiteren Verlauf des (Kirchen-)Tages.

#Kirchentag
#Kirchentag - Marienkirche am Alexanderplatz (Foto: Archiv 27.06.2017)
Alexanderplatz

Am Abend schauten wir uns mehrere Musikveranstaltungen rund um den Alexanderplatz an. Mit geschärftem Blick erkannten wir die DEKT-Teilnehmer auch ohne den markanten orangen Schal. Eine Band aus dem Libanon fiel jedoch durch das kulturell-ethnische Raster. Die Rocker hätten auch als Europäer oder Amerikaner durchgehen können. Fasziniert lauschten wir ihrer musikalischen Darbietung. Ein Schwarzer tanzte, Frauen mit Kopftüchern blieben stehen und EKD-Mitglieder offenbarten ihr Rhythmus-Gefühl.

Im benachbarten Bücherzelt kauften wir eine Twitter-Bibel. In der Marienkirche lauschten wir dem Konzert von Einheimischen und Geflüchteten: Klassik auf höchstem Niveau aus einem Mix europäischer und nahöstlicher Klänge und Gesänge.

Auf dem Rückweg mit der Tram setzten sich zwei ältere Damen zu uns. Den Zweck ihres Berlin-Besuchs erkannten wir an den Brillen und den schulterlangen grauen Haaren.

Mittwoch, 24. Mai 2017

#Kirchentag: Eröffnungs-Gottesdienst am Reichstag

Sehen und gesehen werden bei der Eröffnung des 36. Deutschen Evangelischen Kirchentages #DEKT. Wer und was war alles beim Gottesdienst am Reichstag und dem anschließenden Empfang beim Evangelischen Arbeitskreis der CDU/CSU zu sehen?



Es muss schon eine charismatische Persönlichkeit sein, die mehrere tausend Erwachsene zu seltsamen Handbewegungen anstiftet: Eckart von Hirschhausen. Beim Gottesdienstes zur Eröffnung des #DEKT motivierte er die Teilnehmer, mit ihren Händen ein Fernrohr zu formen und einen beliebigen Punkt in der Umgebung zu fixieren. Ich ließ mein Fernrohr von der Ministerbank zum Dach der Bühne schweifen und blieb dort haften: ein Dach über vielen Christen aus vielen Gemeinden und Konfessionen.

Sehen und gesehen werden

Als Hagar in 1. Mose 16, 13 - frei übersetzt - "Du siehst mich" sagte, wusste sie noch nicht, dass 4.000 Jahre später ein Kirchentag unter diesem Motto stattfinden wird. Im Bereich vor der Bühne galt jedenfalls das "Sehen und gesehen werden". Wolfgang Thierse, Christian Wulff, Franz Josef Jung, Hermann Gröhe, Petra Pau, Thomas de Maizière und Norbert Lammert sahen sich und andere Personen in ihrem Umfeld. Dazu gehörten Eckart von Hirschhausen, Friede Springer, Martin Pepper und jede Menge unbekannter Kirchenvertreter, die sich alle kannten. Letzteres war daran zu erkennen, dass sie sich sehr herzlich grüßten, als sie sich sahen.

#Kirchentag Reichstag Eröffnungsgottesdienst
#Kirchentag - Eröffnungsgottesdienst vor dem Reichstag
Du siehst mich ab 18:00 Uhr

Der Gottesdienst vor dem Reichstag startete um 18:00 Uhr. Immer wieder schallten Klänge vom Parallel-Gottesdienst am Brandenburger Tor herüber. Die eigentliche Musik spielte aber hier auf dem Platz der Republik:

Die Zuschauer sahen und hörten unter anderem den Landesbischof Heiner Koch. Als Katholik machte er sich stark für die Zusammenarbeit von evangelischen und katholischen Christen in der Stadt. Es gebe mehr Christen in Berlin, als wir denken. Eine Aussage, die ich nach dem Besuch von weit über 70 Gemeinden bestätigen kann.

Sehr positiv wurde auch der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, aufgenommen. Ausgehend vom Nagelkreuz, das er sichtbar über seinem schwarzen Gewand trug, predigte er über Jesus und "Eine feste Burg ist unser Gott". Diesen Satz zitierte er mehrfach auf Deutsch. Der Rest wurde von der Bühne aus übersetzt.

Mit "Schwestern und Brüder" begrüßte Norbert Lammert die Gottesdienst-Besucher und redete davon, dass Christen sichtbar sein sollten - auch im Alltag. Überhaupt blieb der gesamte Gottesdienst am Thema "Sehen": Mitmenschen wahrnehmen, in die Augen sehen, etwas sehen, übersehen, herabsehen, Gott sehen, von Gott gesehen werden.

#Kirchentag Reichstag Eröffnungsgottesdienst
#Kirchentag - Eröffnungsgottesdienst vor dem Reichstag - Predigt des Erzbischofs von Canterbury
Ich sehe einen Parkplatz und die Kanzlerin

Als ich zum Auto zurückkam, sah ich ein Ticket: 10 Euro. Behutsam entfernte ich es und fuhr zur CDU-Bundesgeschäftsstelle. Das war gar nicht so einfach. Die City war weiträumig abgesperrt. Ich parkte am Großen Stern und lief die 600 Meter zum Konrad-Adenauer-Haus.

Dort sah ich weitere Bekannte: Angela Merkel, EKD-Chef Heinrich Bedford-Strohm, Erhart Zeiser und Allianz-Primus Ekkehart Vetter. Eckart von Hirschhausen und Norbert Lammert standen neben mir und folgten dem Grußwort der Kanzlerin, die sich über den wachsenden Mut zum Outen als Christ redete. Ursula von der Leyen sah ich nicht, dafür aber die Kirchentags-Präsidentin Christina Aus der Au. Die Schweizerin mit dem starken fränkischen Akzent hatte schon beim Gottesdienst einen sehr sympathischen Eindruck hinterlassen.

Wir sehen die zu spät Kommenden

Wegen der oben erwähnten Verkehrssituation kamen fast alle Altvorderen zu spät, also die Personen, die in der ersten Reihe neben der Kanzlerin und Peter Tauber sitzen durften. Peter Tauber hätte ich nach dem Gottesdienst am Reichstag fast eine Mitfahrgelegenheit angeboten. Sein nächstens Ziel war absehbar.

Auch Erzbischof Welby mit dem Nagelkreuz und Landesbischof Bedford-Strohm kamen zu spät. Bedford-Strohm ist dafür bekannt, seinen Halsschmuck auf den Anlass anzupassen. Statt eines Kreuzes trug er heute einen DEKT-Schal. Sein Grußwort war frei gesprochen und zeigte, dass er auch Latein kann: Dreimal wiederholte er mit den Worten "homo incurvatus in se ipsum", dass der Mensch verkrümmt in sich selbst sei. Diese Verkrümmung könne sich nicht nur in Sünde äußern, sondern auch in einem um sich selbst Drehen. Das gelte für Einzelpersonen und ganze Gemeinden. Applaus.

Siehe, ein D!

Immer wieder grüßten mich völlig unbekannte Leute. Einer davon raunte mir in vertraulichem Ton zu: "Essen gibt's oben". Oben wurden die Gäste mit belegten Broten, Wein, Bier und anderen Getränken versorgt. Gemeinsam mit Allianz-Chef Ekkehart Vetter wurde die Demokratie einer Belastungsprobe unterzogen. Wir lehnten uns gegen das zwei Meter hohe D des CDU-Schriftzuges. Es gab nach und rutschte Richtung Fenster. Wir stellten den Buchstaben an seinem ursprünglichen Ort und wechselten den geografischen Standpunkt.

Am Ende des Ganges wurden Eierkuchen gebacken. Ich bekam einen in Form des CDU-Schriftzuges. Sollte das mein Gewissen herausfordern? Keine Ahnung. Ich tauchte die drei Buchstaben in rote Fruchtsoße und verspeiste das D zum Schluss.

Apropos rote Fruchtsoße: Die Kanzlerin hatte den EKD-Ratsvorsitzenden trotz seiner politischen Orientierung sehr herzlich begrüßt und dann von der Kanzel aus bemerkt, dass sie die geschwisterliche Gemeinschaft über Parteigrenzen hinweg genieße. Am Promi-Tisch saß Angela Merkel dann jedoch neben dem Briten mit dem Nagelkreuz.

Freitag, 14. April 2017

Karfreitag in der Gemeinde auf dem Weg

Die "Gemeinde auf dem Weg" liegt an der Peripherie Berlins. Am heuten Karfreitag machten wir uns auf den Weg nach Tegel zu einem "Konzert für Gott".



Es sind immer exakt 110 Kilometer, die ich nach einer Fahrt nach Tegel in mein Fahrtenbuch eintrage. Von Marzahn aus auf die Autobahn, den Nordring entlang und am Kreuz Oranienburg wieder in Richtung City. Am Karfreitag oder am Sonntag geht das in einer halben Stunde. Wegen der genialen Autobahnanbindung ist die Gemeinde auf dem Weg (GadW) aber auch aus anderen zentralen oder peripheren Teilen Berlins und des Speckgürtels gut zu erreichen.

Gesunder Mix

Bereits im letzten Jahr hatten wir das Lobpreis-Konzert in Tegel besucht und dabei viele alte Bekannte getroffen. Heute hatten wir uns mit niemandem verabredet. Als wir zehn vor acht in die Lobby traten, hatten sich schon einige Menschentrauben gebildet. Demografisch und ethnisch waren die Anwesenden stark diversifiziert und stellten damit einen gesunden Mix für den nachhaltigen Bestand dieser Gemeinde dar. Am Eingang beteten zwei Besucher füreinander.

Nachdem wir einige Zeit das Treiben beobachtet hatten, wurden die Türen zum Saal geöffnet. Die Bühne war bereits in ein oranges Lichtspiel getaucht. Wir setzten uns relativ nah an die Bühne.

Bekannte Lieder

Kurz nach acht ging es los. Der Abend bestand aus drei Elementen: Lobpreis, Textlesung und Abendmahl. Die Band mit zwei Sängerinnen, drei Gitarren, einem Schlagzeug und einem Keyboard spielte fast nur Lieder, die wir kannten und auch mit geschlossenen Augen mitsingen konnten. Auch die Kinder kannten fast alle Lieder, egal ob sie auf Deutsch oder Englisch vorgetragen wurden.

Die Texteinblendungen erinnerten mich an meine damaligen 20-Zoll-Sommerreifen von Hankook, die bei Nässe auch immer erst nach einer Gedenksekunde reagierten. Wegen der Bekanntheit der Lieder konnten wir die ersten Worte des Textes aus der Melodie und der Erinnerung ableiten.

INRI, Markus und das Abendmahl

In zwei Blöcken wurde der Bericht über Gefangennahme, Verurteilung und Kreuzigung von Jesus aus dem Markus-Evangelium vorgelesen. Umrahmt wurde das von weiteren Liedern. An zwei Stellen vor der Bühne wurde das Abendmahl mit wahlweise Saft oder Wein ausgeteilt. Diesmal war es nicht zu knapp, obwohl fast so viele Besucher wie im letzten Jahr gekommen waren.

Anders als im Vorjahr war übrigens auch, dass der Gottesdienst schon kurz nach neun zu Ende war. Viele der Anwesenden fluteten danach gleich hinaus. Auf dem Parkplatz standen überraschend wenige Autos und viele kleine Grüppchen liefen die Straße entlang ins nächtliche Tegel. "Wo gehen die hier alle hin", wollte mein Sohn wissen. Ich konnte ihm das nicht beantworten und bog auf die Stadtautobahn ein.

Kurze Wege

Etwa eine halbe Stunde später waren wir wieder zu Hause. Parkplatz direkt vor der Tür und wieder einmal genau 110 Kilometer im Fahrtenbuch. Meine Frau hatte in der Zwischenzeit ein Karfreitagsvideo an sämtliche Bekannte gesendet und eine der letzten Predigten von Rick Warren nachgehört. Sie hatte auch nicht damit gerechnet, dass wir schon so früh zurück kommen.

Montag, 27. März 2017

Vormundschaft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge

Die Caritas ist eine von drei Organisationen, die sich um ehrenamtliche Vormünder für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge kümmert. In der letzten Woche nahmen wir an einer Informationsveranstaltung teil.



Jährlich treffen mehrere tausend Flüchtlinge in Deutschland ein, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben und sich nicht in Begleitung ihrer Erziehungsberechtigten befinden. Die Zahlen sind rückläufig und die Herkunftsländer wechselnd.

Wer also ein christliches Mädchen aus Syrien betreuen möchte, kann alternativ auch Lotto spielen und auf die Auszahlung des Jackpots hoffen. Ein sehr hoher Prozentsatz der Kinder und Jugendlichen ist männlich, kommt teilweise aus als sicher eingestuften Herkunftsländern und hat keine wirkliche Bleibeperspektive. Neben jeder Menge Traumata bringen die Minderjährigen Analphabetismus, realitätsfremde Vorstellungen und eine islamische Prägung mit. Bei Jugendlichen kommen dann noch pubertäre Anwandlungen hinzu, deren Auswirkungen schon bei einheimischen Kindern nicht immer kalkulierbar sind.

Unterschrift der Eltern

Minderjährige haben jedoch diverse Hürden zu überwinden, bei denen sie per Gesetz auf Unterschriften der Eltern oder Erziehungsberechtigten angewiesen sind. Fehlt solch eine Person, wird durch das Jugendamt ein Vormund gestellt. Eine Integration ist jedoch besser möglich, wenn ehrenamtliche Personen dieses Amt ausfüllen, zumal es mindestens einmal im Monat ein Präsenztreffen zwischen Vormund und Flüchtling geben muss.

Kleine Wohnung und die Zeit

Der Charme an der Vormundschaft besteht darin, dass der Jugendliche räumlich von der Familie getrennt lebt. So sind begrenzte Wohnverhältnisse kein Hinderungsgrund für die Übernahme einer ehrenamtlichen Vormundschaft. Die Vormünder arbeiten mit Jugendamt, Familiengericht und den Sozialarbeitern im Flüchtlingsheim Hand in Hand. Letztere übernehmen auch Termine wie Elternabende in der Schule oder ähnliches.

Dennoch sollte man sich ein gewisses Zeitbudget einplanen. Es werden tagsüber Telefonate, E-Mails oder gemeinsame Behördengänge notwendig sein, was mit dem Arbeitgeber abzustimmen ist.

Integration und Rückführung

Der Vormund hat keinen großen Einfluss auf den Bleibestatus oder eine eventuelle Rückführung seines Mündels. Der Vormund kann sein Mündel sprachlich und gesellschaftlich fördern und eventuell in eine Ausbildung vermitteln. Bildungsmaßnahmen können sich verzögernd auf eine drohende Abschiebung auswirken. Der Vormund sollte sich jedoch keine zu großen Illusionen über die Integrationswilligkeit oder Integrationsfähigkeit machen und die Erwartungslatte lieber tiefer ansetzen.

Viele der Minderjährigen wurden von ihren Eltern vorgeschickt. Sollten die Eltern dann auch in Deutschland eintreffen, geht die Vormundschaft nicht einfach automatisch zu den leiblichen Eltern über. Die Vormundschaft muss dann über das Familiengericht offiziell rückabgewickelt werden.

Geld

Ehrenamtlichen Vormündern steht eine steuerfreie Aufwandsentschädigung von knapp dreihundert Euro pro Jahr zu. Zeit, Geld und Motivation sind also mitzubringen. Der Vormund überprüft übrigens auch die Einnahmen und Ausgaben des Mündels und ist für die korrekte Verwendung von beispielsweise Möbel-Zuschüssen verantwortlich. Die Haftung des Vormundes für den jungen Flüchtling ist durch eine Haftpflicht der Familiengerichte abgedeckt, wobei hier genau geschaut werden sollte, welche Situationen konkret versichert sind.

Vernetzung

Ehrenamtliche Vormünder stehen nicht alleine. Es gibt themenbezogene Netzwerke, in denen ein reger Austausch stattfindet. Als Dach fungiert unter anderem die Caritas, bei der wir diese Informationsveranstaltung besucht hatten. Das sehr gut besuchte Treffen dauerte keine zwei Stunden. Der nächste Schritt ist ein psychologisches Einzelgespräch, in dem die Eignung und die Motivation des potenziellen Vormundes geklärt wird. Es müssen physische und psychische Ressourcen für diese Tätigkeit zur Verfügung stehen. Mal eben nebenbei Vormund machen geht nicht.

Hut ab vor jedem, der sich dieser verantwortungsvollen Aufgabe stellt und damit einen aktiven Beitrag zur Integration in unsere Gesellschaft leistet. Als Deutsche gehen wir dabei voran. Laut Caritas gibt es bisher keine muslimischen Initiativen der ehrenamtlichen Vormundschaft. Die Kluft zwischen den islamischen Gruppierungen spielt dabei auch eine Rolle.

Freitag, 24. März 2017

Dynamissio - missionarischer Gemeindekongress 2017

Dynamissio versteht sich als missionarischer Gemeindekongress. Der dreitägige Kongress ist aber weit mehr. Dynamissio endet am Samstag mit einem gemeinsamen Gottesdienst inklusive Abendmahl. Heute hatte ich die Ausstellung im Velodrom besucht.



Der Außenbereich des Velodroms hat den Charme der Unterwelt des Flughafens Tempelhof. Nackter unbehandelter Beton, undefinierbare Zugänge zum Innenbereich, Sichtachsen wie im Schießstand des "Planeten der Affen". Vögel zwitscherten. Die Sonne tauchte den breiten Eingangsbereich in ein angenehmes Licht.

Durch einen nüchternen Gang und um mehreren Abzweigungen gelangte ich schließlich in einen Saal mit unzähligen Messeständen. Zur Internetmission Berlin musste ich mich durchfragen und fand sie tatsächlich in der äußersten Ecke. Der Projektleiter hatte systematisch die Standbetreuer anderer Organisationen abgezogen und zum Stellplatz A25 geholt. Dort liefen die Kneipenvideos, die den Glauben auf berlinerisch erklären.

Dynamissio 2017
Dynamissio 2017 - Mission ganz groß geschrieben
Seminare, Foren, Projekte

Im Saal war kaum etwas los. Die meisten Teilnehmer hatten sich in Berlin verteilt, um Seminaren oder Foren beizuwohnen oder gar eines der knapp vierzig Projekte kennen zu lernen. Die Seminare bewegten Themen wie "Digitale Kirche", "missionaler Lebensstil", "Kommunikation statt Konfrontation", "Kids first!" und andere sehr vielseitige Interessensgebiete.

Die Foren waren in Evangelium, Gemeinde und Politik + Kultur eingeteilt. Die Besetzung war hochkarätig. Es referierten beispielsweise Volker Kauder MdB zur Religionsfreiheit oder Volker Beck MdB zur Rolle der Kirche in einer multireligiösen Gesellschaft.

Vernetzung und Flyer

Vernetzung auf höchstem Niveau während der Veranstaltungen und beim Durchlaufen der Messestände. CVJM, Gideon, Bibellesebund, FEG, World Vision, ERF, Campus für Christus, Juden für Jesus und Open Doors waren nur einige der Organisationen, die in trauter Einheit ihre Spezifika präsentierten. Überall gab es Goody Bags, Kugelschreiber, Bonbons, Bücher und Flyer. Flyer ohne Ende. Dankend lehnte ich viele der Flyer und Kugelschreiber ab. Ich gab mehrere Visitenkarten heraus und wunderte mich, dass kaum jemand eine personalisierte Karte dabei hatte.

Dynamissio 2017
Dynamissio 2017 - Projekte stellen sich vor
Dynamik und Mission

Dynamissio ist ein schönes Wortspiel aus Dynamik und Mission. Eine Kombination, die in deutschen Gemeinden nur partiell abgedeckt wird. Die Zuständigkeit für Mission wird regelmäßig an übergemeindliche Organisationen delegiert. Gut, wenn diese Organisationen dann auch keine Mitarbeiter oder finanzielle Ressourcen aus der Ortsgemeinde abziehen. Dynamik hat etwas mit Vorwärtsentwicklung zu tun und kann gelegentlich Geschwindigkeiten annehmen, die den bisherigen Lenker einer Gemeinde überfordern.

Dynamissio vereint Christen mit dem gleichen Ziel, nämlich Menschen für Jesus zu begeistern. Die Wege zum Ziel sind vielgestaltig und setzen an unterschiedlichen Etappen des Glaubenslebens und bei differenzierten Lebenssituationen an: Missionsschiffe im Indischen Ozean, sprechende Stifte in Kinderbüchern, kostenlose Bibeln für Hotelgäste, Bibelschulen für reifende Christen, Vermittlung christlicher Fachkräfte in schwer zugängliche Länder, Leitungskurse für Ortsgemeinden, Hilfe für verfolgte Christen, Materialien für Hauskreise, missionarische Aktionen für Studenten und vieles mehr.

Dynamissio 2017
Dynamissio 2017 - Betet für die Menschen in Nordkorea!
Besonders bewegend war der Stand von Open Doors, der den Besucher greifbar in das Szenario nordkoreanischer Arbeitslager integrierte. An den Wänden waren Berichte von Häftlingen, die bis zum Tod an Jesus festgehalten hatten und damit auch ein Umdenken bei ihren Wärtern anstoßen konnten.

Ein beachtenswerter Fokus lag auch auf den Basics der Beziehung zu Jesus, dem Bibellesen. So gab es Bibelkurse, Bibeln in unterschiedlichen Übersetzungen, Bibeln mit Bildern, Bibeln als Film oder Bibeltexte als Comic.

Dynamissio 2017
Dynamissio 2017 - Basiswissen aus der Bibel
Christen unter sich

Bei all den Programmen und Angeboten auf dem Dynamissio-Kongress blieben die Anbieter unter sich. Die Zielgruppe der Noch-Nicht-Christen hätte sich hier sicher wohl gefühlt, stand aber nicht im Fokus der Kongress-Teilnahme. Die geballte Ladung missionarischer Organisationen zeigte, dass der jeweilige Akteur nicht allein auf weiter Flur steht.

Letzteres ist übrigens auch ein Phänomen, das uns bei der gemeindlichen Wahrnehmung in Berlin aufgefallen ist. Wer Sonntag für Sonntag in dieselbe Gemeinde geht, übersieht irgendwann das reichhaltige christliche Leben in der Stadt. Dabei finden oft im Umkreis von wenigen hundert Metern mehrere Gottesdienste gleichzeitig statt. Der Blick über den Tellerrand ist gut und hilfreich. Dynamissio ist ein Blick über den Tellerrand. Nicht nur zu den Gleichgesinnten, sondern auch zu Freunden und Bekannten, die Jesus noch nicht kennen.

Sonntag, 12. März 2017

Equippers Berlin

Die "Equippers" möchten laut ihrer Webseite "Menschen durch den Glauben an Jesus Christus für das Leben ausrüsten". Heute besuchten wir die "Ausrüster", neudeutsch "Equippers", in der Blissestraße.



Equipment ist immer gut. Bands beschäftigen Rowdies zum Verlagern ihres Equipmets. Seminarleiter haben Equipment in Form von Laserpointern dabei. Überlebenstrainer führen als Equipment ein Zelt mit. Designer klappen frutarische Notebooks als kompetenzstärkendes Equipment auf. Handelsvertreter nach HGB §84 haben Kugelschreiber als Equipment im Sakko. Pastoren legen Bibeln als berufstypisches Equipment auf dem Bühnenequipment ab.

City-Gemeinde im Geschäftshaus

Das erste Equipment, das uns auf die Ausrüster in der Blissestraße hinwies, war eine rote Strandflagge, im Katalog "Beachflag" genannt, mit der Aufschrift "Equippers". Diese war auch mit Gleitsichtbrille besser als die Hausnummer 2 zu erkennen. Direkt hinter dem Eingang war das Haus mit einem Elevator, zu deutsch Fahrstuhl, equippt, so dass der Aufstieg in die vierte Etage des Geschäftshauses für Besucher jeden Alters erleichtert wurde.

Vor dem Fahrstuhl stand ein mit rotem Badge ausgerüsteter Mitarbeiter und lotste die Gäste zum Gottesdienst. Die Willkommenskultur war beispielhaft. Von mehreren Leuten wurden wir proaktiv begrüßt und gefragt, ob wir das erste Mal zu Gast seien. Man empfahl uns die Ausrüstung mit einem Kaffee und wünschte uns eine gute Zeit im Dachgeschoss gegenüber des ehemaligen Domizils der Philippinischen Botschaft.

Echte Band

Wenn eine Lobpreisband die Bezeichnung Band verdient, dann die Band der Equippers. Unmittelbar nach pünktlichem Ablauf des Countdowns rockten sie los. Neben zwei Sängerinnen und einem Sänger waren vier weitere Musiker aktiv, die die Equipments E-Gitarre, Bass-Gitarre, Konzertgitarre, Keyboard und Schlagzeug bedienten. Es wurde weitestgehend deutsch gesungen, wobei ich keines der Lieder kannte.

Pastor Jürgen Eisen begrüßte die Gemeinde und übergab den Predigtteil an zwei Mittzwanziger, die gerade in der Pastorenausbildung stehen. Für Daniel und Elisa wurde zunächst eine große Leiter auf der Bühne platziert. Ein spannendes Equipment, mit dem man auch den Beamer oder die Spots an der Decke hätte reparieren können.

Leiterschaft mit Daniel, Elisa und Ruth

Mit Daniel und Elisa waren nicht zwei meiner Lieblingspropheten aus dem Alten Testamentes gemeint, sondern zwei frische Theologiestudenten. Sie predigten über das Buch Ruth mit dem besonderen Fokus auf Entscheidungen. Entscheidungen, die gravierende Konsequenzen haben können und aus Logik oder aus dem Herzen heraus getroffen werden. Von Ruth wissen wir, dass ihre Entscheidung als richtig reüssiert hatte. Ihre Schwägerin hatte sich für die logische und bodenständige Variante entschieden und war damit aus der biblischen Berichterstattung verschwunden.

Trotz ihres zarten Alters schöpften die beiden Referenten aus ihrem persönlichen Erleben in Bezug auf Entscheidungen und brachten das Thema anhand mehrerer Verse des Ruth-Buches didaktisch gut auf den Punkt. Während Daniel mutig die Stufen der Aluleiter erklomm, ersparte sich Elisa diesen sportlichen Akt. Sie hat als Frau schon genug Herausforderungen in ihrem Seminar, das traditionell eher von Männern frequentiert wird.

Gebet und Entscheidung

Zum Ausklang der Predigt ging es ans Eingemachte. Ein Aufruf zum Gebet und die Frage in die Runde, wer denn aktuell vor wichtigen Entscheidungen stehe. Man wolle konkret für die Person und das Anliegen beten. Die Karten mit der Aufschrift "GEBET" waren mir schon am Infotisch aufgefallen. Dass Gebet groß geschrieben ist, merkten wir an vielen Stellen des Gottesdienstes. Praktische Ausrüstung für den Alltag als Christ.

Am Ende sprach uns Jürgen Eisen an und ließ uns vom Equipment zur Nostalgie umschwenken. Mit Jürgen Eisen hatte ich vor knapp dreißig Jahren im Rahmen der Jugendleitung zu tun. Letzte Woche waren wir im Süden Berlins unterwegs und kamen dabei an seiner alten Heimat vorbei. Witzig, dass wir ihn ausgerechnet wenige Tage später als Pastor einer City-Gemeinde treffen. Hintergrund der Equippers ist der BFP Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden, dem auch die ChristusKirche in Mitte angehört.

Gemeinde sucht Raum

Etwa 150 Gottesdienstbesucher hatten wir gezählt. Der Raum war randvoll und bot keine wirklichen Erweiterungsmöglichkeiten. Wie wir erfuhren, gehören der Gemeinde jedoch knapp doppelt so viele Menschen an, die sich in Gesamtheit gelegentlich Open Air oder in einem eigens dafür angemieteten Kinosaal treffen. Den Altersdurchschnitt schätzen wir auf Mitte dreißig. Jürgen Eisen sagte uns, dass die Gemeinde aktiv nach größeren Räumen suche.

Bei Verlassen der Location wässerte ein Familienmitglied noch das Equipment eines Mitarbeiters mit dem Tee meiner Tochter. Angebissener Apfel und Feuchtigkeit konnten durch den exzessiven Einsatz von Papier bereinigt werden. Auch in dieser Hinsicht war die Gemeinde gut ausgerüstet.

Nostalgie

Anschließend kehrten wir zu sechst bei einem Vietnamesen in der Berliner Straße ein und tauschten uns über den Gottesdienst aus. Neben Jürgen Eisen gab es weitere nostalgische Punkte. Bei Stempel-Kaiser in der Brandenburgischen Straße hatte meine Frau als Schülerin ihr Taschengeld aufgebessert und in der benachbarten Auenkirche hatten wir vor zweiundzwanzig Jahren unsere Hochzeit gefeiert.

Montag, 20. Februar 2017

Gesprächsforum - Reich werden mit Josef Müller

Josef Müller ist ein passgenaues Abbild des "verlorenen Sohnes" aus Lukas 15, 11-32. Gestern Abend erlebten wir ihn im Best Western in Steglitz.



Neunzehn Tische waren zum Dinner eingedeckt. Die Platzierung stand fest und wurde bereits am Eingang zum Großen Saal mitgeteilt. Neben meinem Namen stand ein TV. Da ich keine Kamera dabei hatte, fragte ich nach und erfuhr, dass "TV" die Abkürzung für "Tischverantwortlicher" sei. Ich solle anschließend lediglich einen weiteren Fragebogen ausfüllen und könne an der nächsten Mitarbeitersitzung teilnehmen. Auch in Steglitz.

Unser Tisch war regional sehr divergent besetzt: Lankwitz, Gesundbrunnen und Marzahn. Um den Smalltalk anzukurbeln, drehten wir zunächst die Tischkarten so um, dass jeder die jeweiligen Namen lesen konnte. Alle endeten mit "Mann". Wir einigten uns auf ein Arbeits-Du und gaben einige persönliche Eckdaten zum Besten.

Ambiente und Kollegen

Die Abendveranstaltungen des Gesprächsforums Leben + Glauben finden auf hohem gesellschaftlichen Niveau statt und eignen sich damit hervorragend zum Einladen von Kollegen und Geschäftspartnern. Das Buffet ist nachhaltig gut und punktet mit dem Alleinstellungsmerkmal, dass es logistisch so ausgereift ist, dass keine langen Wartezeiten entstehen. Allein die Getränke-Kellner schienen bei den über hundert Besuchern gestern etwas überfordert zu sein.

Koffer voller Geld

Josef Müller passte als Referent ideal in den Rahmen. Josef Müller war Teil der Nobelszene Münchens, hatte einen schwarzen Rolls Royce mit weißem Fahrer und einen weißen Rolls Royce mit einem schwarzen Fahrer. Wegen eines Autounfalls sitzt er seit seinem Jugendalter im Rollstuhl. Deshalb wählte er einen Beruf, dem er vom Schreibtisch aus nachgehen konnte. Er wurde Steuerberater und wollte sehr schnell viel Geld verdienen. In Koffern transportierte er Gelder aus Drogen- und Waffengeschäften nach Deutschland und legte diese mit einem hohen Gewinnpotenzial an. Das rächte sich jedoch über das begleitende Risiko. Plötzlich hatte er Schulden in Millionenhöhe und die amerikanische Mafia am Hals. Er kompensierte das durch Mandanten, die ihm mehrere Millionen borgten.

Die amerikanischen Strafverfolger konnten das kriminalistische Bedrohungsproblem zwar parallel lösen. Die Schulden blieben. Diesmal jedoch bei seinen engeren Bezugspersonen. Auch heute noch gehen die Erlöse aus den Büchern an seine Gläubiger und zeigen einen Wandel der Persönlichkeit nach Lukas 19, 1-10 (Zachäus).

Knast nach Römer 8, 28

Es gab einige Berührungspunkte mit dem Glauben an Gott und einer persönlichen Ansprache durch Jesus. Die erste wörtliche Anrede auf Deutsch bekam er in seinem Hotelzimmer in Florida. Diese Ansprache war so einschneidend, dass er kurz darauf nach Europa zurückflog und sich dort den Behörden stellen wollte. Diese kamen seiner Zeitplanung zuvor und verhafteten ihn in einem Wiener Hotelzimmer. Wegen Geldwäsche wurde er zu mehreren Jahren Haft verurteilt. In seiner Münchner Gefängniszelle las er das Neue Testament und suchte aktiv den Kontakt zu Gott. Dieser offenbarte sich kurz darauf sehr deutlich durch eine tiefe überfließende Freude, von der Menschen berichten, die ihre "Bekehrung" datieren können. Er rollte dann mit seinem Stuhl auf den Gang und umarmte einige seiner härtesten Zellennachbarn, küsste sie und sagte ihnen dass Gott sie liebt. Nachdem sie sich aus ihrer Starre erholt hatten, gingen sie zum Arzt und baten um dieselben Pillen, die Josef bekommen haben musste.

Ab dem Moment fuhr Josef Müller auf der Bühne richtig ab. Die Begeisterung für Jesus floss nur so aus ihm heraus. Der Rollstuhl bewegte sich von einer Ecke der Bühne zur anderen. Auch die anschließenden Fragen beantwortete er sehr authentisch wie jemand, der Jesus inhaliert hatte und in einer sehr engen Beziehung zu ihm steht.

Unverständnis versus Begeisterung

Während durchaus positives Feedback von den Gästen kam, schaute ich auch in skeptische Gesichter. Rolls Royce, Boote, Hotelzimmer, Koffer voller Banknoten korrelieren auch im Ambiente des Gesprächsforums Leben + Glauben nicht unbedingt mit dem Alltag der Gäste. So hörten wir auch Einschätzungen, die Josef Müller in die Ecke eines egozentrischen Aufschneiders stellten.

Dennoch hatte der Lebensbericht Früchte getragen und mindestens ein Teilnehmer hatte an diesem Abend eine Beziehung zu Jesus begonnen.

Aus meiner Sicht war Josef Müller authentisch. Trotz seiner Querschnittslehmung hatte er sich Humor und Lebensfreude bewahrt. Er hatte dem angeborenen Optimismus und dem erlebten materiellen Überfluss noch den größten Reichtum hinzugefügt: die persönliche Beziehung zu Jesus.

Sonntag, 12. Februar 2017

Bundesversammlung in der St. Hedwigs-Kathedrale

Der Sonntag der 16. Bundesversammlung zur Wahl des neuen Bundespräsidenten begann mit einer ökumenischen Morgenandacht in der St. Hedwigs-Kathedrale. Gemäß Artikel 54 des Grundgesetzes besteht die Bundesversammlung aus den Mitgliedern des Bundestages und einer gleichen Anzahl von Mitgliedern, die von den Volksvertretungen der Länder gewählt werden.



Weiß-rote Absperrgitter, Polizisten und schwarze Limousinen markierten heute früh das Areal rund um die St. Hedwigs-Kathedrale. Absolutes Halteverbot, Polizeibusse, Menschen in langen Mänteln und Pressefahrzeuge säumten die Bürgersteige. Bereits am Eingang des katholischen Sakralbaus mit der grünen Kuppel stellte sich heraus, wer zur Bundesregierung und wer zur Bundesversammlung gehörte.

Eine gepanzerte Limousine mit Blaulicht folgte der nächsten. Vor mir traf Volker Kauder ein und eilte durch den westlichen Portalzugang, der für die Bundesversammlung vorgesehen war. An der östlichen Pforte hatten sich Kameraleute postiert und fingen die amtierenden Spitzenpolitiker ein.

Ost und West

Die schmalen Türen führten jeweils in den Ostflügel oder den Westflügel der Kathedrale. Es war gut geheizt, so dass ich meinen Mantel ausziehen konnte. Viele der Volksvertreter bevorzugten jedoch ein nachhaltiges Tragen ihrer Mäntel. Nun ja, sie waren alt genug. Viertel vor neun war der Saal schon sehr voll. Auf den Bänken lagen Programmhefte, in denen sämtliche Lieder, Gebete und der Predigttext abgedruckt waren.

Gegen neun Uhr war der Saal so gut gefüllt, dass einige Gäste sogar stehen mussten. Etwa dreihundert Mitglieder der Bundesversammlung wollten den Tag mit einem Gottesdienst beginnen. Politisch korrekt wurde die Zusammenkunft offiziell als "ökumenische Morgenandacht" deklariert, enthielt jedoch fast alle Elemente der allgemein üblichen Liturgie. Allein die Ansagen fehlten und die Kollekte wurde am Ausgang gesammelt: für die Telefonseelsorge.

Bundesversammlung St.Hedwigs-Kathedrale ökumenische Morgenandacht
16. Bundesversammlung - Ökumenische Morgenandacht in der St. Hedwigs-Kathedrale


Große Koalition

Ich hatte direkten Blickkontakt zu Martin Schulz, dem Wettbewerber von Angela Merkel bei der nächsten Bundestagswahl. Angela Merkel war durch einen Kopf verdeckt. Dafür hatte ich den neben ihr sitzenden Frank-Walter Steinmeier im Blick. Dass sämtliche CDU-Politiker durch die "Mitgl.BVers." verdeckt waren, hatte mich zunächst nicht weiter beschäftigt, könnte aber eine prophetische Sicht auf das nächste Wahlergebnis sein. Wir werden es sehen.

Von Nord nach Süd saßen die unterschiedlichen Parteienvertreter in Eintracht nebeneinander: Maria Böhmer, Julia Klöckner, Martin Schulz, Peter Altmaier, Herrmann Gröhe, Wolfgang Schäuble, Joachim Gauck, Norbert Lammert, Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier. Es schloss sich der Altarbereich mit dem Kreuz an, was die Anwesenheit von Jesus symbolisierte.

Ökumene

So bunt wie der Parteienreigen waren auch die Akteure an der Kanzel. Flüssig und in ökumenischer Harmonie wechselten sich Erzbischof Dr. Heiner Koch, Prälat Dr. Karl Jüsten und Prälat Dr. Martin Dutzmann ab. Jeder von ihnen hatte spezielle Impulse, die politische Themen und biblische Botschaft verknüpften. Die Versammlung wurde klar auf die Gegenwart Gottes hingewiesen und bei einem längeren Moment der Stille sollten die Anwesenden reflektieren, in welcher Beziehung sie selbst gerade zu Gott stehen. Kein Input und kein Lied war darauf gerichtet, dem Hörer hörig zu werden. Jesus und die Ehre Gottes standen im Mittelpunkt.

Matthäus 20, 1-15

In der Predigt ging es um den Hausherrn, der den gesamten Tag über Arbeiter für seinen Weinberg anstellt und diesen am Abend jeweils einen Tageslohn auszahlen lässt (Mt 20,1-15). Der Fokus lag auf der Person des Hausherrn, der zwar gemäß Vers 8 einen Verwalter hatte, aber viele Dinge selbst in die Hand nahm, da sie ihm wichtig waren. "Früh am Morgen" hatte er sein Haus verlassen und die ersten Mitarbeiter angestellt und auch Verantwortung für seine Mitbürger übernommen, die keine Arbeit gefunden hatten, aber zum Feierabend ihre Familie ernähren konnten. "Grundsicherung", raunte meine Nachbarin ihrem Begleiter zu. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, als die Bundesversammlung der Predigt lauschte.

Wenn du willst, kannst du das Gebot halten.

Bereits in der Einleitung wurde aus Sirach 15, 15 zitiert, wo es heißt: "Gott gab den Menschen seine Gebote und Vorschriften. Wenn du willst, kannst du das Gebot halten". Gottes Gebote, Gleichheit und Gerechtigkeit waren Themen, die sich durch den gesamten Gottesdienst zogen. Als besonderes Zeichen der Gleichheit durften sich die Anwesenden per Handschlag einen "Friedensgruß" zusprechen.

Vaterunser mit der Bundesregierung

Nach mehreren Vortragsstücken des Chores und der Dombläser der St. Hedwigs-Kathedrale standen wir auf und beteten gemeinsam das Vaterunser. Mehrere hundert Entscheidungsträger unseres Landes beteten zusammen das Vaterunser. Eine besondere Atmosphäre, die den Innenraum der Kathedrale erfüllte und in der eine unsichtbare Kraft zu spüren war. Es folgte das gemeinsame Lied "Nun danket alle Gott" und danach der Segen, der auch als eine von Gott begleitete Entsendung zur bevorstehenden Wahl formuliert wurde.

Am Ausgang wurde für die Telefonseelsorge mit ihren etwa 7.500 ehrenamtlichen Mitarbeitern gesammelt. Die in einigen Gemeinden so penetrant eingeworbenen "Scheinwerfer" waren heute wohl alle zur Wahl des neuen Bundespräsidenten nach Berlin gekommen. Beim Verlassen der Kathedrale lief mir Petra Pau über den Weg. Ihr folgte Peter Altmaier im Anzug. Er telefonierte scheinbar mit seinem abwesenden Fahrer. Ich hatte mich bereits in den Mantel gewickelt und freute mich, dass mein Auto ganz in der Nähe parkte.

Samstag, 11. Februar 2017

Meine Wohnung soll unter ihnen sein

Beim Abschlussabend des #MDGC16 Movement Day Global Cities fiel der Satz: "Die Bibel beginnt im Garten und endet in der Stadt". Das wird durch die heutige Losung bestätigt.



Als letzter hetzte ich in die Küche. Die Familie saß bereits am Frühstückstisch und begann mit der Verteilung der Croissants. Ich setzte mich und ließ mir die Losung reichen. Eine Tradition, die wir schon seit vielen Jahren pflegen.

Hesekiel 37, 27 und Johannes 1, 14

Die heutigen Texte standen in Hesekiel 37, 27 und in Johannes 1, 14. "Meine Wohnung soll unter ihnen sein, und ich will ihr Gott sein und sie sollen mein Volk sein", las ich vor und dachte an die Wohnung unter uns. Fünf Zimmer auf einhundert Quadratmetern im sechsten Stock. Wer wohnt da jetzt eigentlich? Vor ein paar Wochen hatte ich dort ein Päckchen abgeholt. Es hatte eine kräftige (so das politisch korrekte Attribut) Frau mit blondem Haar geöffnet und mir freundlich die Sendung entgegen gereicht. Freundliche Leute hier im Haus, die ich noch nie bewusst wahrgenommen hatte.

Diese Gedanken waren im Bruchteil von Sekunden abgelaufen. Als ich jedoch "Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns" aus Johannes nachschob, fiel mein Sohn ein und bemerkte: "Also wohnt auch das Fleisch unter uns in der sechsten Etage". Die Assoziation zur Wohngegend war wohl unabhängig voneinander bei allen von uns angeklungen.

Hesekiel 37, 27
Hesekiel 37, 27 - Meine Wohnung soll unter ihnen sein.
Wie erkenne ich meinen Nachbarn?

Während meine Frau von Müttern mit bestimmter Haarfarbe, Kinderanzahl oder Konfektionsgröße berichtet, merke ich mir die Mitbewohner eher an den Autos. "Ist das die Frau von dem mit dem grünsilbernen Octavia?" oder "Ach die Frau, deren Mann den blauen A4 fährt." oder "Na die mit dem weißen X1, dem sie letztens auch die Radnabenabdeckungen geklaut hatten", versuchen wir uns bei der Identifikation der thematisierten Nachbarn anzunähern. Darauf kann beispielsweise ein "Nee, das ist die Frau mit den zwei Kindern, die öfter mit Blumenstrauß im Fahrstuhl steht und in Etage soundso aussteigt" kommen. "Kann nicht sein. Dann wäre das ja die Frau von dem mit dem schwarzen Vito", versuche ich das zu evaluieren.

Erst ergänzende Einwürfe unserer Kinder wie "Mama meint die Lehrerin mit dem Fahrrad aus der elften Etage, die mit dem Sohn, der immer mit der Angelausrüstung rumläuft". "Ach so, du meinst die mit dem dunkelblauen Ford. Und was ist mit denen?"

Ja, so ist das im urbanen Umfeld:

Gott wohnt vielleicht bereits unter uns und wir haben das noch gar nicht mitbekommen.

Hesekiel 37, 27
Hesekiel 37, 27 - Meine Wohnung soll unter ihnen sein.
In unserer Funktion als ehrenamtliche Poststelle des Hauses klingeln bei uns oft der Hermes-Versand oder DHL und hinterlassen Pakete für Nachbarn mit völlig unbekannten Namen. Wer das wohl schon wieder ist? Bei der Abholung stellt sich heraus, dass es sich um die Bezugspersonen zum silbernen Ford, dem schwarzen Audi oder der silbernen E-Klasse handelt. Einst wurde ein Päckchen für unsere direkte Nachbarin abgegeben, deren Namensschild ich noch nie gelesen hatte. Mit ihren über neunzig Jahren hatte sie kein Auto, war aber trotzdem sehr nett.

In Anbetracht dieser Tatsachen irritiert es schon, wenn man am Hauseingang mit Namen begrüßt wird. Noch gravierender sind Situationen, wo ein Mann mit silberner C-Klasse grüßt, obwohl er zwei Hauseingänge weiter wohnt. Meine Frau verwechselte jüngst einen Cabrio-Fahrer aus dem Nachbaraufgang: "Das war doch der, der uns den Täterhinweis gegeben hatte, als uns einer in den parkenden Volvo gefahren war". "Nee, war er nicht", konnte ich mit ziemlicher Sicherheit behaupten. Der verwechselte Nachbar fährt einen dunklen Opel.

Hesekiel 37, 27
Hesekiel 37, 27 - Wohnt Gott unter uns? - Sophistograu vor Manhattan-ähnlicher Fassade

Wie wird es also sein, wenn Gott unter uns wohnt?

Hat das einen Einfluss auf unseren Umgang mit den Nachbarn? Lernen wir deren Namen und grüßen sie sogar damit? Meine Frau hatte schon öfter den Vorschlag gemacht, zu Weihnachten Plätzchen im Hausflur zu backen. Ich fand das eher peinlich und hatte nachbarschaftliche Beziehungen auf den Parkplatz verlagert und dort bei Wind und Wetter über Cabrios, Teileklau und Fahrperformance philosophiert. Da stellt sich die Frage, ob es in der avisierten Stadt aus den letzten Kapiteln der Bibel überhaupt Parkplätze und Autos gibt? Vermutlich: Nein.

Offenbarung 21, 18-23

In der Stadt, in der Gott unter uns wohnen möchte, gibt es keine Straßenbeleuchtung. Fahrzeug-Lackierungen wie Saphirschwarz, Topasblau oder Smaragdschwarz werden dann als originale Edelsteine die Fundamente der Stadtmauer verzieren.

Meine beliebten Metallic-Farben Sophistograu und Sterlinggrau werden genauso wenig eine Rolle spielen wie das in den 1990er Jahren aktuelle Manhattangrau im Badbereich. Die Stadt, in der Gott unter uns wohnt, besteht aus reinem Gold. Mit einem Aufpreis von 980 Euro kann zurzeit Atlaszeder oder Kaschmirsilber für ein Neufahrzeug konfiguriert werden. Das reine Gold aus Offenbarung 21 wird es wohl nicht einmal im Ansatz nachvollziehbar machen.

Ich bin gespannt!

Zum Mittagessen dankte ich Gott, dass er "bei" uns wohnen möchte. Die anschließenden Blicke erinnerten mich daran, dass nach zwei Au-pairs und einer Austauschschülerin das "bei" uns wohnen eine ganz besondere Bedeutung hat.

Donnerstag, 9. Februar 2017

Gebet für die Stadt im Maritim proArte

Als der zentrale aber sakrale Ort in der City West nicht mehr zur Verfügung stand, eröffnete sich ein zentraler aber säkularer Ort in der City Ost für das monatliche Gebet unter der Leitung zweier ehemaliger Offiziere der Heilsarmee.



Die Dorotheenstraße in Mitte wird fast immer passiert, wenn politische oder wirtschaftliche Ereignisse in Berlin stattfinden. In unmittelbarer Nähe befinden sich das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, der Bundestag, die Botschaft Frankreichs, das Café Einstein, das Hauptstadtstudio des ZDF, der Bahnhof Friedrichstraße, das Hochhaus von Ernst & Young, die Hauptstadtrepräsentanzen von Microsoft und Google, das Telefónika Basecamp und das Hotel Maritim proArte.

Heute Abend parkten wir direkt vor dem letztgenannten Hotel und legten statt des üblichen Presseschildes ein vom benachbarten Automaten gezogenes Parkticket auf das Armaturenbrett. Die hoch frequentierte Auffahrt des Hotels ließ zunächst auf einen der vielen Kongresse schließen, für die das Maritim proArte bekannt ist. Das täuschte jedoch und in der Lobby standen nur vereinzelte Personen, die auf jemanden warteten.

Salon 7

Eine Bildschirm informierte uns darüber, dass das "Beten für Berlin" in Salon 7 stattfinde. Ein Mitarbeiter erklärte uns den Weg und wir begaben uns in die erste Etage. Der dicke Teppich schluckte unsere Laufgeräusche. Im Salon mit der biblischen Vollkommenheitszahl standen bereits einige ältere Beter und gossen sich Apfelsaft oder Mineralwasser ein. Das Majors-Ehepaar hatte bereits einen Laptop und einen Beamer vorbereitet. Die Stühle standen im Halbkreis und durch das Fenster konnte ich beobachten, ob das hinter uns parkende Fahrzeug die enge Lücke ohne Rempler zu verlassen imstande sei.

Danken und Bitten

Nach einer kurzen Begrüßung stiegen wir sofort ins Gebet ein. Der Abend war in zwei Hauptteile gegliedert: erst Dank, dann Fürbitte. Rolf Metzger führte mit einer liebevoll vorbereiteten Präsentation durch die Themenbereiche. Zwischendurch gab es immer wieder gemeinsame Lieder, die er auf seiner Concertina begleitete. Auch zum Hören auf Gottes Reden war Gelegenheit.

Gottes Gedanken - Gottes Wege - Dein Wille geschehe!

Der heutige Leittext stand in Jesaja 55, 8-9 und beinhaltet im Wesentlichen die Aussage, dass Gottes Gedanken nicht unsere Gedanken und Gottes Wege nicht unsere Wege sind. Ein Thema, das uns schon seit dem gestrigen Ehekurs beschäftigt hatte und heute mehrfach in anderen Zusammenhängen aufgefrischt worden war. Der Offizier in Dunkelblau griff diese Aussage mehrfach auf und ermutigte die Runde der dreizehn Teilnehmer, sich auf das hörende Gebet einzulassen und dann in die Richtung zu beten, die Gott vorgab.

75 Minuten Gebet für die Stadt

Die 75 Minuten des Gebetsabends vergingen wie im Fluge und wurden mit dem Vaterunser und einem Lied abgeschlossen. In dieser Zeit hatten wir Gott für vieles gedankt und anschließend unter anderem für den Senat, die Bundesregierung, die Sicherheitskräfte, die Gemeinden Berlins und den Gastgeber gebetet.

Nach einem kurzen Smalltalk verließen wir das Hotel und fuhren an den Stadtrand.

Sonntag, 5. Februar 2017

#BICC Berlin International Community Church

Großes Kino im CinemaxX am Potsdamer Platz. Heute hatten wir einen Gottesdienst der BICC Berlin International Community Church besucht. Gäste werden als VIPs über den roten Teppich geleitet.



Der Parkraumbewirtschaftungshinweis "Mo-Sa" rauschte an uns vorbei, als wir der Grünphase zum Potsdamer Platz entgegenrollten. Noch war unklar, ob wir die Tiefgarage nutzen oder eine geeignete Stelle an der Straße finden. Das hatte sich jedoch recht schnell geklärt, da der Potsdamer Platz im Rahmen der Berlinale bereits weiträumig abgesperrt war. So stellten wir das Auto kostenfrei vor dem Dali-Museum am benachbarten Leipziger Platz ab.

Red Carpet

Vor dem Eingang des CinemaxX empfingen uns drei Mitglieder des Welcome-Teams und zeigten uns eine Klapptafel am Fuß einer Treppe. Dort standen zwei weitere Welcome-Mitarbeiter. Auf dem Weg zu unseren Plätzen in Reihe 3 passierten wir etwa sieben Welcome-Stationen. Mit den Worten "First Time" wurden wir übergeben und mit "Welcome" und "How are You" zur nächsten Etappe begleitet. Warum nur dachte ich die ganze Zeit an die Times Square Church in New York? Gäste werden hier als VIPs angesehen, so dass das Welcome-Team heute auch offiziell in Red Carpet Team umbenannt wurde.

Es gab keinen Countdown und kein akademisches Viertel. Dafür begann der Gottesdienst Punkt elf mit einem cineastisch ausgereiften Glaubensbekenntnis von der Leinwand. Professionell ging es weiter mit einer recht großen Lobpreisband und einer Sängerin, die das Publikum zum Mittanzen animierte. Es war nur zu wenig Platz in den Sitzreihen. Wir kannten keines der auf Deutsch und Englisch vorgetragenen Lieder, konnten aber rhythmisch ganz gut mithalten.

Self Supported

Es folgte ein Intro, welches mein Sohn mit "Hier ist das erste deutsche Fernsehen mit der Tagesschau" kommentierte. Statt der Tagesschau trat BICC-Pastor Steve Mack auf, der für ein freudiges Geben der Kollekte warb. Es wurden große dunkle Eimer durch die Reihen gegeben und mit Umschlägen und Scheinen befüllt. Wie wir erfuhren, ist die Gemeinde stolz auf die finanzielle Eigenständigkeit.

Eigenständig ist ein guter Begriff für die Berlin International Community Church. Wir hatten beiläufig von der Existenz einer "Börlin Internäschenell Soundso" gehört, diese aber bisher so gar nicht auf dem Radar, obwohl dieses Paralleluniversum in unmittelbarer Nähe zu Saddleback, Berlinprojekt und Berlin Connect agiert. Google ergänzte dann die Freitextsuche und versorgte uns mit den weiteren Kontaktinformationen. Laut Worship Pastor Andrew Mack, dem Sohn des über vierzig Jahre verheirateten Pastoren-Ehepaares Steve und Karen Mack, treffe sich die Gemeinde an einer "A Location" inmitten von "Five Star Locations" wie dem Grand Hyatt Berlin. Auf Gemeinde Jesu wurde das mit unserem großartigen Gott adaptiert, der der Chef einer großartigen Gemeinde sei. Auf diese gedankliche Verbindung mit der "Five Star Church" an einer "A Location" gab es ein "A-Men" aus dem Publikum.

Wachstum mit Qualitätsanspruch

Auch wenn die Herkunft und konfessionelle Anbindung des ehemaligen Missionsprojektes bisher nicht erschlossen werden konnte, liegt doch ein klar erkennbarer Fokus auf Etablierung und Wachstum. Die Gemeinde unterhält professionelle und personell beachtliche "Children's Ministries". Es wird viel in die Zukunft und das Training von Mitarbeitern und Leitern investiert. Über Kurse werden Christen im Glauben gestärkt und Suchende in eine Beziehung zu Jesus geführt.

Kino 7 ist wohl der größte Raum des CinemaxX am Potsdamer Platz. Heute waren etwa 250 Plätze besetzt. Solch eine Auslastung sehen Kinos normalerweise nur zur Berlinale oder bei Premieren von Star Wars oder James Bond. Die heutigen Besucher waren ethnisch und demografisch stark diversifiziert. Die Hauptsprache des Gottesdienstes war Englisch. Für eine Simultanübersetzung standen Kopfhörer zur Verfügung.

Vision Sunday

Statt einer Predigt erlebten wir eine Podiumsdiskussion der drei oben genannten Pastoren aus der Familie Mack sowie zwei Eingeborenen aus Deutschland, die seit vielen Jahren Teil der Gemeinde sind. Andrew Mack moderierte, die beiden Deutschen erzählten ihre Lebensgeschichte mit einem besonderen Augenmerk auf ihre Entscheidung für Jesus und die Gemeinde. Karen Mack sprach über die Passage der Lichtverbreitung aus der Bergpredigt (Mt 5,14-16) und Steve Mack über "Acceleration". Acceleration kann mit Beschleunigung übersetzt werden. Eine Sache läuft an, aber ist noch nicht in voller Fahrt. Irgendwann jedoch geht es richtig los. Ich musste an die Wildwasserfahrt im Heidepark Soltau denken, wo der Einbaum zunächst gemächlich für das obligatorische Foto durch eine Almhütte gleitet und anschließend ungebremst in das finale Wasserbecken stürzt. An der Leinwand lasen wir: "Vision Sunday". Das erklärte, warum so viel über die eigene "Five Star Church" an der "A Location" geredet wurde.

Texanischer Ausklang

Das Ende des Gottesdienstes erinnerte mich ans Rodeo in Texas. Die Deutsche aus der Diskussionsrunde stand auf und verabschiedete die Gottesdienstbesucher. Kein Gebet, kein Segen, kein Lied, einfach Schluss. Etwas irritiert verließen wir das Kino. Am Ausgang wurden wir vom Welcome Team verabschiedet.

Auf dem Weg zum Parkplatz tauschten wir unsere Eindrücke aus. Frau und Tochter hatten die ergänzenden Informationen zur Wahrnehmung der männlichen Familienmitglieder. Während mein Sohn und ich per Tunnelblick auf die Teilnehmer der Diskussionsrunde geachtet hatten, konnten die Frauen gleichzeitig die Texte auf der Leinwand verfolgen. "Stand doch da", lachten sie die ganze Rückfahrt über unsere Unwissenheit.

Meine Frau war besonders von der Acceleration angesprochen. Gerne hätte ich die Familie simultan in das Gefühl von Acceleration hineingenommen, hatte aber leider nicht die Pole Position an der roten Ampel. Ich holte das in den Kurven nach. Auch beim Chinesen diskutierten wir bei Ente kross und Mangosauce weiter über die Berlin International Community Church.

Freitag, 20. Januar 2017

Harald Sommerfeld mit Gott in der Stadt unterwegs

Harald Sommerfeld ist ein Freund der urbanen Transformation, der wachen Auges durch Berlin fährt und das umsetzt, was Bill Hybels kürzlich auf einer Konferenz postulierte: "See it. Smell it. Touch it".



Der Tag der offenen Tür bei Gemeinsam für Berlin hatte bereits um 13:00 Uhr in der Kastanienallee begonnen. Per WhatsApp erfuhr ich, wer gerade welchen Programmpunkt moderierte und welche Projekte sonst noch vorgestellt werden. Gegen 18:00 Uhr konnte ich noch sehr spontan unsere Freunde aus Marzahn zu einer gemeinsamen Fahrt nach Prenzlberg gewinnen, so dass wir schließlich zu dritt dort auftauchten.

Man traf sich im Untergeschoss, das normalerweise von der Heilsarmee genutzt wird und bisher kein Teil meines Erfahrungshorizontes war. Mit Gemeinsam für Berlin verbindet mich eine lange Beziehung, die bis in die Gründungszeit dieses urbanen Netzwerkes reicht. Neben zwei sehr aktiven Damen ist der Theologe Harald Sommerfeld erklärtermaßen gleichberechtigtes Vorstandsmitglied des Gemeinsam für Berlin e.V.

Multimediale Lesung

Für den Abend war eine Vorstellung seines Buches "Mit Gott in der Stadt" geplant. Dieses Buch war mir bereits im Oktober empfohlen worden, wobei mich die 700 Seiten abgeschreckt hatten. Im Januar erfolgte eine weitere Empfehlung und immer lag die dicke Schwarte im weißen Paperback demonstrativ vor mir auf dem Tisch. Soll ich, oder soll ich nicht?

Harald Sommerfeld - Mit Gott in der Stadt
Harald Sommerfeld - Mit Gott in der Stadt
Das Buch wurde als die am besten wissenschaftlich fundierte Veröffentlichung zur urbanen Transformation in deutscher Sprache angepriesen. OK: 700 Seiten, wissenschaftlich fundiert - klingt nach sehr trockener Lektüre. Ich dachte an 789 Seiten Neues Testament in Altgriechisch, wofür ich ganze drei Monate gebraucht hatte. Zwischen den beiden Empfehlungen hatte ich noch "A Disruptive Gospel" von Mac Pier verschlungen und sah damit den Bedarf an urbaner Transformationsliteratur als gestillt an. Deshalb war ich gespannt auf die heutige multimediale Lesung.

Brennpunkt Großstadt

Es begann mit einem Video des Pentagon, worin die Entwicklung der Weltmetropolen inklusive der bereits vorhandenen oder erwarteten Herausforderungen beschrieben wurde In Zeitschriften, die sich an eine militärische Zielgruppe wenden, ist regelmäßig von verstärkten Trainingsaktivitäten im städtischen Umfeld zu lesen. Es werden ganze Kleinstädte zu Übungszwecken gebaut, wo einheimische und Partnerstreitkräfte den "Gangbarkeitsmodus: zerstört" testen können.

Die fragmentierten und asymmetrisch agierenden Gruppen innerhalb der Metropolen sind in ihrer ethnischen, sozialen und religiösen Vielfalt kaum noch zu überblicken, geschweige denn verlässlich zu steuern. Die Sicherheitsorgane müssen sich entscheiden, ob sie "reingehen" oder sich "raushalten". Anders die Gemeinde mit ihrem Auftrag für die Stadt.

Harald Sommerfeld - Mit Gott in der Stadt
Harald Sommerfeld - Mit Gott in der Stadt - Multimediale Lesung bei Gemeinsam für Berlin
Die Oma erwacht

Harald Sommerfeld begann tatsächlich mit den ersten Seiten des Buches, wo er so gar nicht wissenschaftlich verstaubt eine ältere Dame zu Wort kommen lässt, die mal eben fünfzig Jahre "verschlafen" hatte und nun in einer ganz anderen Welt aufwacht. Eine damals lebendige Gemeinde in einem Problemkiez war inzwischen zu einer gut situierten Gemeinde mit gepflegtem Gebäude im Kiez ohne tatsächlichen Kiezbezug geworden. Die Mitglieder lebten längst am Stadtrand und fuhren nur noch zum Gottesdienst "rein". Und natürlich war man missionarisch. Das Missions-Ehepaar in Südostasien wurde finanziell unterstützt. Eine interessante Schilderung, die wahrscheinlich rein fiktiv war und nur zufällig mit Erfahrungen aus der Berliner Gründungsszene kongruiert.

M29 und das Schamgefühl

Besonders bewegend war die Videobusfahrt mit der Linie M29. Diese transportiert die Fahrgäste quer durch Berlin und kommt dabei durch sehr unterschiedliche Wohngegenden. Einkommen, Mietniveau, ethnische Zuordnung, Beschäftigungsquote und Bezuschussungsbedarf wechseln beständig und teilweise diametral im Bereich weniger Meter.

In diesem Zusammenhang sei noch ein sehr interessantes Kapitel zum Thema Scham erwähnt. Dem Abendland wird ja immer nachgesagt, dass es sich im Gegensatz zur Schamkultur des Orients in einer Schuldkultur bewege. Das Buch macht deutlich, dass geringes Einkommen, falsche Kleidung, niedriger Bildungsstand und ähnliche Eckdaten auch bei Deutschen zu Scham, gesellschaftlichem Rückzug und Aggressivität führen.

Bewusster Umzug

Harald Sommerfeld berichtete von sehr guten Erfahrungen mit dem bewussten Zuzug von Christen in Problembezirke. Wichtig sei es jedoch, dass eventuell vorhandene Ortsgemeinden dafür offen seien. In der Regel entwickelt sich das Umfeld durch den Einfluss der ambitionierten Gruppe so positiv, dass soziale Hilfeleistungen entbehrlich werden, das Bildungspotenzial steigt und sich das allgemeine Klima spürbar entspannt darstellt. Eine Situation, die auch in New York zu beobachten ist und die wir um die Jahrtausendwende in Marzahn erlebt hatten.

Wenn Christen in herausfordernde Gebiete ziehen, habe das auch einen großen Einfluss auf die Sozialkompetenz der begleitenden Kinder, wie Harald Sommerfeld aus seinem eigenen familiären Hintergrund einbringen konnte. Er selbst feiere inzwischen keine Geburtstage mehr mit wohlhabenden Freunden, sondern mit Menschen aus der Nachbarschaft, von denen nach biblischer Vorgabe keine Gegeneinladung zu erwarten sei.

Harald Sommerfeld - Mit Gott in der Stadt
Harald Sommerfeld - Mit Gott in der Stadt - Multimediale Lesung bei Gemeinsam für Berlin
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Die multimediale Lesung wechselte zwischen Videos, Fotos und Musikstücken. Sogar eine Choreografie war dabei. Anhand der gelesenen Auszüge ist das Buch wohl doch nicht so trocken, wie ursprünglich erwartet. Es scheint sogar sehr praxisnah zu sein und regt zum Nach- und Weiterdenken an. Im Endeffekt muss das vermittelte Wissen auf die jeweilige Kiez-Situation adaptiert und flexibel nachjustiert werden. Urbane Transformation, auf Deutsch Klimaveränderung, kann nicht 1:1 aus anderen Projekten kopiert werden, sondern muss sich an die jeweiligen Gegebenheiten anpassen.

Der direkte Draht zu Gott

Ohne den direkten Draht zu Gott funktioniert das ohnehin nicht. Deshalb werden am Ende des Buches mehrere Bibelstellen zitiert. Harald beendete den Abend mit dem iterativ vorgetragenen Lied "Veni, Sancte Spiritus" - "Komm, Heiliger Geist".

Samstag, 14. Januar 2017

Ich bin, wo ich hingehe.

Die geistliche Identität eines Christen wird gerne anhand seiner Zugehörigkeit zu einer bestimmten Ortsgemeinde kategorisiert. Ist das noch zeitgemäß?



Um die Allianzgebetswoche herum wurden wir überproportional oft nach unserer Mitgliedschaft in einer Ortsgemeinde gefragt. Offensichtlich wird es als befremdlich empfunden, wenn nicht sofort ein gelangweiltes "Ich bin bei den Baptisten in Soundso", ein vorsichtiges "Ich bin Katholik", ein nüchternes "Wir sind beim CVJM" oder ein überlegenes "Wir sind jetzt in der Gemeinde auf dem Weg" kommt. Lässt sich doch anhand einer solchen Aussage eine Schublade öffnen, in die der überzogene Charismatiker, der verstaubte Bruder, der Öko-Freak oder der sentimentale Lobpreissänger einzuordnen geht.

Dass wir zurzeit keine Mitgliedschaft vorzuweisen haben, ist in gemeindlichen Vorstellungsrunden nicht vorgesehen. "Aber ihr geht doch in irgendeine Gemeinde oder wart doch irgendwo", wird dann nachgefragt. Bei einem Vortrag der Konrad-Adenauer-Stiftung trafen wir alte Bekannte, die uns nach dem Wiedereinstieg fragten. Als wir ihnen sagten, dass wir nach achtzehn Monaten immer noch keine feste Gemeinde haben, fragten sie ernstlich besorgt nach, ob wir vom Glauben abgefallen seien.

Wir haben es ihm verboten.

Heute Früh las ich in Markus 9,38-41 den bekannten Text, in dem Johannes zu Jesus kommt und ihm erzählt, dass sie einem Mann das Reden und Wirken im Namen Jesu verboten hätten, da dieser nicht ihrer Gruppe "hinterher laufe". Dabei hatte Jesus regelmäßig die Geheilten in ihre vertraute Umgebung zurückgeschickt, dass sie genau dort für ihn aktiv werden.

Dieser Text tangiert unseren aktuellen Erfahrungskontext. Dabei hatte ich 97% meines Lebens in etablierten Strukturen verbracht und mich als Teil dieser Strukturen engagiert und auch partiell darüber definiert. Das Privileg des Großstädters ist ja, dass er sich aus einem riesigen Pool an Gemeinden bedienen und dort anschließen kann, wo er theologisch und personell orchestriert.

Das vereinfacht die schnelle Einordnung des Gesprächspartners. Auf bundesweiten Seminaren oder Freizeiten trifft man aber auch Christen vom Dorf, die so gut wie keine gemeindliche Auswahl haben. Mit ihnen muss man sich dann etwas intensiver beschäftigen, um gemeinsame oder divergente Standpunkte auszuloten.

Schublade

Wie stark die Einordnung anhand der Gemeindezugehörigkeit hinkt, zeigt die personell unerschöpfliche Gruppe der Baptisten. Allgemeine Merkmale sind die gute Willkommenskultur, die Glaubenstaufe und die breite Generationsdurchmischung. Unterschiede zeigen sich jedoch beim Lobpreis, der liberalen bis charismatischen Predigt, der Freundschaft zu Israel versus Kuschelkurs zum Islam und der Zusammenarbeit mit anderen Verbänden. Genau so unterschiedlich denken auch die Mitglieder, deren Erwachsenentaufe in einigen Fällen aufgrund gruppendynamischen oder sachdienlichen Drucks durchgeführt wurde. EFG-Baptisten legen Wert darauf, nicht mit den Southern-Baptists in eine Schublade gesteckt zu werden.

Gemeinden und Transferwachstum

Das Southern-Baptist-Derivat Saddleback entspricht im Erscheinungsbild der Prägung von Berlin Connect, Berlinprojekt oder Mosaik Berlin. Stilistisch lassen sich noch die Kulturwerkstatt Mitte, JKB Treptow oder ICF einbeziehen.

Wegen der ähnlichen Altersstrukturen, ansprechender Predigten, guter Willkommenskultur und vergleichbar professionellem Lobpreis vereinen sich diese Gemeinden zu einem ungeschriebenen Bund, einem stilistisch definierten Pool zeitgemäßer Gemeinden. Mitglieder transferieren in der Regel nur innerhalb dieses Pools und kehren selten in etablierte Gemeinden oder Kirchen zurück.

Das Ausdünnen bestehender Gruppen durch den Weggang in modernere Gefüge wird als "Transferwachstum" bezeichnet. Die Anwendung dieses Begriffes entspricht aber nur bedingt den Tatsachen, da in deren Gottesdienste auch Freunde und Kollegen mitgenommen werden können, ohne dass diese anschließend irritiert die Beziehung kündigen. Der Boden für Neubekehrungen ist hier deutlich besser gedüngt.

Durch Hauskreise und Seminare wird für geistliches Wachstum gesorgt, was im traditionellen Umfeld mitunter einen anderen Stellenwert hat oder in einen anachronistischen Rahmen gepresst wird.

Wachstum in der Beziehung zu Jesus

Wichtiger als das Etikett für die Schnellkategorisierung ist die lebendige und wachsende Beziehung zu Jesus. Wenn Gemeinden dafür den Rahmen bieten und deren Leiter und Mitglieder ein authentisches Vorbild abgeben, ist es fast egal, unter welchem "Confession Branding" das läuft.

Kürzlich traf ich einen Unternehmer, der wegen struktureller Defizite aus seiner evangelischen Freikirche ausgetreten war und nun seine geistliche Nahrung bei der katholischen Kirche vor
Ort bekommt.

Ich bin immer wieder fasziniert, welch eine Tiefe des Glaubenslebens und der Erfahrungen bei Christen zu Tage kommen, wenn man das Vereinslabel übergeht und sich über deren spannendes Erleben in der Beziehung zu Jesus unterhält.

Und wo geht ihr nun hin?

Ein Freund schrieb mir kürzlich ein Mail, worin er noch einmal ausführlich die Gründe für die Mitgliedschaft in einer Ortsgemeinde darlegte. Die Argumente kannte ich nur zu gut und kann diese vom Prinzip her unterstreichen. Allerdings betrachte ich das Reich Gottes inzwischen deutlich umfänglicher als nur bis zum Tellerrand des verorteten Clubs.

Auch ohne Unterschrift auf einem Eintrittspapier sind wir geistlich versorgt und von ehrlichen Korrektive umgeben. Wir erleben intensive christliche Gemeinschaft mit Freunden, die unterschiedlichsten Gemeinden oder Werken angehören. Während wir früher in sonntäglicher Betriebsamkeit und quer durch die Woche im ekklesiastischen Mikrokosmos rotiert hatten, stehen nun die Kapazitäten für den eigentlichen Beziehungsteil und das weite Reich Gottes zur Verfügung.

Auch als Teil einer Ortgemeinde hatte ich geistliche Nahrung eher "im Kämmerlein" oder in Kleingruppen aufgenommen und im größeren Kreise wieder abgegeben. Mitgliedschaft ersetzt nicht die Pflege der persönlichen Beziehung zu Jesus.

Da insbesondere für unsere Kinder eine feste Anlaufstelle wichtig ist, wird es wohl auch bei uns wieder auf den Einstieg in eine Bestandsgemeinde oder die Mitarbeit in einer Neugründung hinauslaufen. Dazu aber mehr, sobald es spruchreif ist.

Donnerstag, 12. Januar 2017

Allianzgebetswoche im Christus-Treff

Im Rahmen der Allianzgebetswoche besuchten wir heute eine Veranstaltung im Bezirk Treptow-Köpenick. Das Hauptthema dieser Woche lautet "Einzigartig".



Die Pflastersteine lagen noch am Kreuz. "Vater" und "Heiliger Geist" standen wie gewohnt in großen weißen Buchstaben über den Türportalen. "Jesus" war um eine Kerze mit Krone gruppiert. Die Räume des Christus-Treffs in der Isingstraße wirkten vertraut. Im Februar letzten Jahres hatten wir hier einen Gottesdienst besucht und konnten uns noch an die damaligen Minusgrade erinnern.

Obwohl Treptow-Köpenick einige etablierte Baptisten- und Brüdergemeinden aufzuweisen hat, waren im Programmheft der Allianzgebetswoche nur drei Termine in diesem südöstlichen Bezirk vorgesehen: Springborn Projekt, JKB Treptow und Christus-Treff. Wie Pastor Tobi erklärte, liege die Isingstraße in der "Zone" zwischen Kreuzberg und Neukölln und die Nachbarn hätten wegen ihrer Vergangenheit gewisse Berührungsängste mit der Kirche.

Das Wochenprogramm mit seinen über einhundert Gebetstreffen quer durch die Stadt mit wechselseitigen Gastgebern und Andachtsreferenten zeigt eine starke Vernetzung und eine erfreuliche Annäherung der unterschiedlichen Gemeinden und Kirchen. Einige Namen wie Erhart Zeiser tauchen recht häufig auf. Anfahrtswege von zwanzig Kilometern sind für die Referenten keine Seltenheit. Für uns waren es heute dreizehn Kilometer bis Treptow.

Das Wochenmotto "Einzigartig" bezieht sich auf die vier Grundaussagen der Reformation:

sola gratia (allein aus Gnade)
sola fide (allein aus Vertrauen)
sola scriptura (allein die Schrift)
solus Christus (allein Christus)

Für den heutigen Donnerstag war "sola fide" vorgesehen. Sven Volkmann vom Projekt A+ aus Altglienicke sprach kurz über "Glauben allein", über den auflösbaren Widerspruch zwischen vier Mal "allein" und dem alleinigen "Allein" sowie über Praxisbeispiele zur Umsetzung von Glauben und Werten.

Es gab auch eine Vorstellungsrunde, bei der jede Besuchergruppe zu Wort kam. Neben Christen aus Treptow-Köpenick war auch ein älteres Ehepaar aus Charlottenburg angereist. Der Christus-Treff wurde im Rahmen der Gebetsanliegen etwas genauer vorgestellt. Dabei erfuhren wir, dass sie das Haus inzwischen von der Stadtmission gekauft hatten und ambitionierte Anbaupläne hegen.

Auch das Projekt A+ mit seinem Fokus auf Hauskreise, Gemeinschaft und Nachbarschaftsrelevanz wurde ausführlich vorgestellt. Sven Volkmann lobte die gute Zusammenarbeit mit der Lukas-Gemeinde und das Mentoring durch deren Pastor Hans-Peter Pache. Eine Ansicht, die anhand weiterer Beispiele zu evaluieren wäre.

Die anschließende Gebetszeit gestaltete sich in der Form, dass sich kleine Gruppen um eine der fünf mit Papiertüten umgebenen Kerzen stellen und für die auf der Tüte notierten Anliegen beten sollten. Die Kerzentüte in unserer unmittelbaren Nähe war mit "Einheit" im Sinne von christlicher Vernetzung beschriftet. Wir beteten also für Gemeinsam für Berlin und parakirchliche Netzwerk-Initiativen in der Stadt, was ohnehin meinem momentanen Lieblingsthema entspricht.

Musikalisch wurde der Abend mit einer markanten E-Gitarre ohne Klangkörper und Liedern von Manfred Siebald begleitet. Die Liedtexte erschienen jeweils nach einer Gedenksekunde, da der Techniker wohl testen wollte, ob alle Anwesenden textsicher sind.