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Sonntag, 10. April 2016

Arche - Stadtmission in Lichtenberg

Die Arche alias Stadtmission Lichtenberg erfreut den Besucher mit einer modernen Predigt inklusive biblischem Tiefgang in einem etablierten Gemeindehaus nahe des Bahnhofs Lichtenberg. Es gibt einen parallelen Kindergottesdienst und eine freundliches Zugehen auf Gäste. Die Gemeinde plant einen Neubau am selben Ort, um sich noch intensiver im Kiez engagieren zu können.



Die Arche in der Archenholdstraße ist nicht zu verwechseln mit der Arche in Hellersdorf oder Hamburg oder Reinickendorf oder Treptow. Die Archenholdstraße befindet sich auch nicht in Treptow, wo die Archenholdsternwarte steht. Die Archenholdstraße mit der Arche, die heute auf dem Programm stand, befindet sich in Lichtenberg und die Gemeinde gehört zur Stadtmission.

Knapp zwanzig Stadtmissionsgemeinden laden in Berlin Sonntag für Sonntag zum Gottesdienst ein. Darüber hinaus unterhält die Stadtmission diverse soziale Projekte und führt einen monatlichen Schiffsgottesdienst im Regierungsviertel durch. Meine Frau hatte ihre ersten geistlichen Schritte in der Stadtmission Friedrichshain gemacht und erinnert sich noch heute gerne daran.

Bereits auf dem Weg wurden einige Dinge geklärt: "Das Auto vor uns fährt auch dahin", stellte ich als These an der letzten Ampel der B1 auf. Der rote Kleinwagen fuhr dann tatsächlich zum Bahnhof Lichtenberg, bog in die Archenholdstraße ab und nahm uns den letzten verfügbaren Parkplatz weg. In einer Parallelstraße konnten auch wir unser Auto abstellen und machten uns auf den Weg zurück zur Arche. "Ich gehe nicht ins Kinderprogramm", war die klare Ansage meines Sohnes. "Nee, in Lichtenberg kenne ich doch keinen", war die klare Antwort meiner Frau auf die Frage, ob denn Nostalgie bei ihr aufsteige. Hinter uns hupte ein Quietscheentchen. Ein Radfahrer fuhr vorbei und bedankte sich freundlich. Ein klares Indiz für sein Fahrtziel. Aber wird auch der kräftige Mann vor uns seinen großen Koffer dort hintragen? Geige? Geld? Maschinengewehr? Radfahrer und Mann mit Koffer grüßten sich und bogen in den Vorgarten der Arche ein. Das war ja spannend! Im Vorgarten klärte sich auf, dass das Quietscheentchen ein Pinguin war. Es nieselte.

Durch einen kleinen Vorraum gelangten wir direkt in den Gemeindesaal. Alles sehr schlicht und in braun/beige/weiß gehalten. Zu spät kommen sollte man hier nicht, da sich der Eingang direkt neben der Kanzel befindet. Es sei denn, man möchte die ungeteilte Aufmerksamkeit genießen. Wir hängten unsere Jacken weg und wurden von einer jungen Frau mit einem coolen Haarschnitt begrüßt: "Hallo, ich bin Andrea, die Pastorin". Neben uns packte der Mann mit dem Koffer sein Blasinstrument aus. Als wir eine Sitzreihe mit vier Plätzen gefunden hatten, flüsterte mir mein Sohn zu, dass die Pastorin wohl den gleichen Friseur wie Mama habe und weigerte sich anschließend, die fehlenden drei Gesangsbücher aus dem Regal am anderen Ende des Raumes zu holen. Ein Buch war uns bereits von hinten durchgereicht worden. Also ging ich, grüßte unterwegs diverse Gottesdienstbesucher und erregte damit einige Aufmerksamkeit.

Das Erregen von Aufmerksamkeit war auch der Einstiegsgedanke der Stadtmissionarin Andrea Völkner. Mit Facebook, Twitter und anderen Aktionen suche man Aufmerksamkeit zu erregen, um von seiner Umwelt wahrgenommen zu werden. Die älteren Besucher schauten sie bei "Twitter" und "Facebook" etwas fragend an, hörten aber dennoch aufmerksam zu. Überhaupt predigte die studierte Theologin so, dass man bis zum Ende ohne Aufmerksamkeitsdefizite folgen konnte. Ein Phänomen, das wir schon bei mehreren Stadtmissions-Predigern erlebt hatten. Die Predigt beschäftigte sich mit Genesis 16, wo der Konflikt zwischen Hagar und Sarai sowie das Spannungsfeld zwischen göttlicher Vorhersage und dem menschlichen Wunsch nach Beschleunigung und Nachhilfe thematisiert wird. "Du bist ein Gott, der mich sieht", war die zentrale Aussage (Vers 13), die den Bogen zur Wahrnehmung auf Twitter und Facebook schloss.

Der Gottesdienst wurde durch Lieder aus dem Gesangsbuch, dem Glaubensbekenntnis, der Kollekte, dem Vaterunser und weiteren liturgischen Elementen umrahmt. Die Kinder waren gleich zu Beginn mit einem Mitarbeiter und einer Kerze in ihr Programm entlassen worden.

Obwohl es nach dem Gottesdienst keinen Kaffee gab, liefen nicht alle sofort auseinander, sondern unterhielten sich oder gingen auf die Gäste - also uns - zu. Andrea kam und bot uns eine Führung durch die Räume an. Das war recht überschaubar, da es hinter dem großen Gemeindesaal nur noch einen per Rollo abgeteilten Bibelstundenraum, einen Kinderraum und eine Küche gab. Mit leuchtenden Augen erzählte sie uns von dem Vorhaben der Stadtmission, das alte Haus abzureißen und ein neues Haus mit Kita an diese Stelle zu bauen. Die zunehmende Ausrichtung der Arche auf den Kiez hat sich auch schon im Bezirksamt herumgesprochen. Denn von dort kam die Empfehlung zu einem Besuch. Interessant wäre noch, wie sich bei einem Neubau die Synergien mit der benachbarten Baptistengemeinde entwickeln.

Die Arche in Lichtenberg ist nun auch schon über 100 Jahre alt, meine Frau noch nicht. Dennoch trafen sie und das uns begleitende Ehepaar jede Menge alte Bekannte. Hochzeiten und sonstige verwandtschaftliche und gemeindliche Vernetzungen ziehen sich quer durch die christliche Szene Berlins. Wir sind immer wieder erfreut über das große geistliche zu Hause und den gemeinsamen Nenner: Jesus!

Zehn-Uhr-Gottesdienste haben den Vorteil, dass noch so viel vom Sonntag übrig ist. Zu sechst fuhren wir in aller Ruhe zu einem Griechen in Hohenschönhausen und ließen den Vormittag bei Cola, Fanta, zweimal Einundfünfzig, Hundertzwei und weiterem Essen mit viel Fleisch und Pommes ausklingen.

Zu Hause wurde ein großes Fotoalbum aufgeschlagen. Auf Schwarz-Weiß-Fotos mit Angst einflößender Bausubstanz im Hintergrund sollten wir erraten, wen von den Bildern wir heute alles getroffen hatten. Die Kinder erkannten sogar ihre Mama, die damals noch lange Haare hatte und so alt war wie sie jetzt.

Sonntag, 3. April 2016

Gottesdienst und Lunch in der Philippus-Gemeinde

Die Philippus-Gemeinde spricht insbesondere junge Familien und Singles aus dem Prenzlauer Berg an. Der Lobpreis ist gut und die Predigt sowie das Drumherum gehen auf normale Alltagsthemen ein. Gäste werden unkompliziert und herzlich in das Geschehen integriert.



Mal wieder C13. Diesmal kein Abendgottesdienst von Vineyard, sondern ein Lunch-Gottesdienst der Philippus-Gemeinde. Das akademische Viertel ist fester Bestandteil der Zeitplanung. Ab 10:30 Uhr ist Ankommen, um 10:45 Uhr Beginn und nach dem Gottesdienst gemeinsames Essen angesagt. Einmal im Monat gibt es solch einen "Lunch-Gottesdienst" und ansonsten Gottesdienste mit Abendmahl oder Nudeln & Pesto.

Die Philippus-Gemeinde in Prenzlberg wurde kurz vor der Jahrtausendwende im Rahmen der Gemeindegründungsaktivitäten der Lukas-Gemeinde ins Leben gerufen. Ihre ersten Schritte ging sie als Familienzentrum im Bötzowviertel und zog dann ins C13 zwischen Prenzlauer Allee und Greifswalder Straße um. Die damaligen regionalen und internationalen Gründer sind inzwischen in anderen Projekten aktiv, so dass wir gespannt waren, wen wir heute treffen werden.

Die Vorfreude war aus mehreren Gründen groß:

Der Termin war schon seit zwei Monaten geplant, es gibt verwandtschaftliche Beziehungen nach Marzahn, wir waren bisher noch nie in der Philippus-Gemeinde, kennen deren Pastor Michael Strub seit seinem Umzug nach Berlin, waren bei der Taufe des Vikars Merlin Fürstenberg dabei und hatten Chatschapui (georgische Blätterteigtaschen mit Schafskäse) zum Lunch mitgebracht.

Beim Betreten der hellen einladenden Räume wurden wir sofort sehr herzlich begrüßt. Wir gaben die Chatschapui ab und fanden uns sofort in einem umfangreichen Studium der Namen wieder. Es gab mehrere Jörgs und nur einen Matthias. Einige der Leute kannten wir aus der Lukas-Gemeinde und andere lernten wir kennen. Das Interesse war bemerkenswert und echt. Mit "Gut" konnte man eine Wie-Geht's-Frage hier nicht abspeisen, da eine sehr persönliche Art der Willkommenskultur offensichtlich die Philippus-DNA ausmacht.

Versorgt mit Kaffee nahmen wir an einem der Tische im Saal Platz und folgten der Einleitung zum Gottesdienst. Es gab viele Kinder, die zu bestimmten Momenten in ihre Gruppen gingen. Das waren Spatzen, Adler und Löwen. Unsere Kinder wurden mehrfach eingeladen, wollten aber die Predigt hören. Diese beschäftigte sich mit dem ersten Kapitel des ersten Petrusbriefes und mit Christen in einer Umgebung, die noch für das Christsein erschlossen werden musste. Im Original waren das alles Gemeinden in der heutigen Türkei. Vikar Merlin leitete damit eine Predigtreihe über die Petrusbriefe ein.

Der Lobpreis gefiel uns auch sehr gut, da die bekannten Lieder von vor zehn bis zwanzig Jahren gesungen und mit zwei Gitarren begleitet wurden. Wir mussten also nicht immer auf den treffsicher eingeblendeten Text schauen.

Anne fasste das Thema der Predigt noch einmal kurz zusammen und leitete auf die Veranstaltungshinweise über. Danach wurde das Lunch-Buffet eröffnet. Die Chatschapui waren sehr schnell weg. Es gab aber auch andere leckere Sachen und reichlich Kaffee. Die Besetzung an den Tischen  wechselte regelmäßig, blieb aber lange genug bestehen, um sich gegenseitig  kennen zu lernen. Wir wurden mehrfach über die Hintergründe unserer Wanderschaft durch die Gemeinden der Stadt befragt und zum Wiederkommen ermuntert.

Der Besuch bei der Philippus-Gemeinde war ein äußerst erbauliches Erlebnis, das wir gerne weiterempfehlen.

Freitag, 25. März 2016

Karfreitag - Konzert in der Gemeinde auf dem Weg

Wer auf anspruchsvollen Lobpreis und professionelles Konferenzfeeling steht, ist bei der Gemeinde auf dem Weg in Tegel genau richtig. Am Karfreitag erlebten wir dort einen dem Anlass entsprechenden Gottesdienst mit Lobpreis, Bibeltexten und Abendmahl.



Das vorherige Abendessen im Restaurant mit dem großen gelben "M" lockte auch die Kinder. Der Karfreitag hatte recht entspannt begonnen und lief insgesamt sehr ruhig mit viel Schlaf, Kaffee und Unterhaltung ab. Die Auswahl im Burger-Restaurant fiel gar nicht so leicht, da wir der Karfreitags-Tradition folgend kein Fleisch essen wollten. Eis, Pommes und Chili-Cheese-Bällchen bedienten diese Vorgaben. Wir wurden satt. In strömendem Regen sammelten wir kurz darauf Björn ein und fuhren über den Berliner Ring nach Tegel.

Die Gemeinde auf dem Weg hatte ich Mitte der 1990er öfter zu Abendgottesdiensten besucht und sehr viel geistliche Energie dabei getankt. Danach hatte ich mich für einen Einstieg in die Lukas-Gemeinde entschieden, so dass es bisher nur ein oder zwei Besuche am neuen Standort der GadW in Tegel gab.

Erstmalig betrat ich das Gebäude über das Hauptportal und war beeindruckt. Das großzügige Foyer erinnerte an das bcc am Alexanderplatz. Die Treppen und einige im Raum verteilte Stehtische mit RollUp Displays unterstrichen diesen Eindruck. Durch eine geöffnete Holztür konnte ich in das Innere eines großen Saales blicken. Wie groß und professionell.

Wir waren gar nicht darauf vorbereitet, dass wir hier so viele alte Bekannte treffen würden. Eine weitere Delegation aus Marzahn war angereist. Cornelia aus meiner damaligen Kindergruppe bei den Baptisten kam mit ihrem Mann herein und erzählte, dass sie nach einer Bibelschule in der Gemeinde auf dem Weg geblieben sei. Schön, wenn jemand aktiv geistliche Heimat sucht und findet.

Da wir recht früh eingetroffen waren, konnten wir uns noch eine Stuhlreihe in der Nähe der Bühne sichern. Zehn Leute passten bequem neben einander. Fünf nach Acht war der Saal dann gut gefüllt und die Band begann zu spielen. Heute sollten nur Lieder, Bibeltexte und das Abendmahl auf die Besucher wirken. Passend zum architektonischen Ambiente war auch die Lobpreiszeit sehr professionell gestaltet.

Zwischendurch wurden die Textpassagen aus Matthäus und Lukas gelesen, die das Geschehen von Gethsemane bis Golgatha beschrieben. Das gipfelte in einem gemeinsamen Abendmahl mit Softbröd und Wein. Da unerwartet viele Gäste erschienen waren, sollten sich die Ehepaare möglichst einen der kleinen Weinbecher teilen. Brot und Wein nahmen rapide schnell ab. "Wasser zu Wein", war das Stichwort meiner Tochter. Noch während wir an die Hochzeit von Kana (Johannes 2) und die Brotvermehrung (Johannes 6) dachten, wurden weitere Tabletts mit Brot und Wein hereingetragen. So muss das sein!

Danach gingen die Anbetungslieder weiter. Zuerst standen Jesu Tod am Kreuz und die Bedeutung für uns im Fokus. Dann folgte ein Lied, wo seine Auferstehung besungen wurde. Bei dieser Passage ging ein ungezügelter Jubel durch den Saal. Sehr beeindruckend! In dieser Begeisterung klang dann auch der Abend aus.

Nachdem wir noch einige Worte gewechselt und uns über einige aktuelle Familiensituationen informiert hatten, verabschiedeten wir uns und machten uns auf den Weg - auf den Weg nach Hause.

Donnerstag, 24. März 2016

Dorfkirche Marzahn und das Tischabendmahl

Die Dorfkirche Marzahn ist umgeben von Hochhäusern und stellt einen architektonischen Kontrast zwischen Alt und Neu dar. So bedient auch der junge Pfarrer mit Gitarrenbegleitung eine betagte Gemeinde. Die Dorfkirche Marzahn betreibt einen Kindergarten und engagiert sich für den Kiez.



Gründonnerstag:

An diesem Tag traf sich Jesus vor der Kreuzigung ein letztes Mal mit seinen Freunden zum Abendessen. Er zerbrach ein Brot und gab die Teile an die Anwesenden weiter als Symbol, dass alle Menschen, die an ihn glauben, ein Teil seines Körpers sind. Auch einen Becher mit Wein gab er herum und setzte damit das Gedenken an sein vergossenes Blut ein (siehe 1. Korinther 11, 23-26).

Meine Schwiegermutter fragte uns, ob wir mit ihr zum Tischabendmahl in die Dorfkirche Marzahn gehen. Was für eine Gelegenheit, endlich mal wieder dort vorbei zu schauen und den neuen Pfarrer kennen zu lernen. Pfarrer Frederik Spiegelberg ist um die Dreißig und Hoffnungsträger für eine generelle Verjüngung der Gemeinde, zumindest was die Wahrnehmung der Programme betrifft.

Im Obergemach des Gemeindehauses war ein langer Tisch eingedeckt. Wir waren keinem Mann mit Krug gefolgt (Lukas 22, 10), dafür aber der Schwiegermutter, die uns einen bisher unbekannten Schleichpfad durch den Rudolf-Filter-Weg zeigte. Wir waren so pünktlich, dass wir uns weiträumig um die Tafel verteilen konnten. Bis 19:30 Uhr wurde der Saal jedoch so gut besucht, dass weitere Stühle herangeschafft werden mussten. Alle sechsundzwanzig Gäste sollten direkten Zugang zum Tisch haben.

Die gesamte Liturgie inklusive aller Lieder und Textlesungen war in einem achtseitigen Begleitheftchen abgedruckt, so dass wir gut folgen konnten. Frederik Spiegelberg begleitete den Gesang auf der Gitarre. Das Tischabendmahl stellte den Höhepunkt des Abends dar. Selbstgebackenes Brot wurde in Körben herumgereicht und sollte bis zur Sättigung in der Runde kreisen. Wohl dem, der noch kein Abendbrot gegessen hatte. Bei der Weitergabe wurden Segensworte gesprochen. Gleiches galt für den Becher mit dem Traubensaft.

Während des Herumreichens wurden wir aufgefordert, über die persönliche Beziehung zum Abendmahl zu reden. Neben der Wiederholung des symbolischen Charakters der Einheit als Gemeinde Jesu über alle sozialen und altersstrukturellen Unterschiede hinweg wurde mehrfach die besondere Art des Tischabendmahls gelobt. Das sei genau der Rahmen, den man sich für ein Abendmahl wünsche.

Anschließend war meine Schwiegermutter sofort von Leuten umringt. "Klar, Familie Lampe kennt man in Marzahn", erklärte sie uns und kehrte in ihr Gespräch über die Jugendstreiche ihrer Brüder und die Erlebnisse mit ihren Eltern zurück. Ich war beeindruckt.

Über den Rudolf-Filter-Weg gingen wir nach Hause - nicht nach Gethsemane. Dort war ja Jesus für uns hingegangen.

Sonntag, 20. März 2016

Eben Ezer in Lichterfelde

Eben Ezer ist eine frische Landeskirchliche Gemeinschaft im Süden Berlins. Die Altersstruktur ist gut durchmischt. Es gibt viele Kinder, Jugendliche, mittleres Alter und Senioren. Bei Eben Ezer trifft der Besucher angenehm niveauvolle Menschen. Die Predigt ist ansprechend und Gäste werden herzlich und mit Interesse aufgenommen.



Bei Eben Ezer denken unsere Kinder sofort an die Weihnachtsgeschichte der Muppets, aber auch nur dann, wenn "Eben Ezer" mehr oder weniger versehentlich in der englischen Form als "Äbbennieser" ausgesprochen wird. Ebenezer Scrooge ist Hauptakteur dieser Weihnachtsgeschichte und erlebt im Laufe des Films eine sehr interessante Veränderung seiner Persönlichkeit.

"Eben Ezer" kommt aus dem Hebräischen und bedeutet "Stein der Hilfe".

Da wir schon so einiges über diesen "Stein der Hilfe" gehört hatten, machten wir uns heute zur Landeskirchlichen Gemeinschaft Eben Ezer in Lichterfelde auf den Weg. Lichterfelde sollte nicht mit Lichtenberg, Lichtenrade oder Liechtenstein verwechselt werden, auch wenn es ganz weit weg erscheint. Bei der Anfahrt kamen wir an vielen Gemeinden vorbei:

Katholische Kirche "Von der Verklärung des Herrn", Christus Gemeinde, Berlin Projekt, Berlin Connect, Französischer Dom, Lukas-Gemeinde, Baptisten Schöneberg, Baptisten Tempelhof, Heilsarmee Friedenau und ICF Tempelhof, um nur einige zu nennen. "Ach, fahrt ihr zu den Methodisten?", fragte meine Mutter. "Nein, zu Eben Ezer", sagte ich und gönnte ihr den parallelen Gottesdienst in einer weiteren hier nicht aufgezählten Gemeinde. Überall Gottesdienste in der Stadt. Diese Fülle an christlichem Leben wird einem selten so bewusst.

Nach 94 Ampeln mit einer Grünquote von 83% erreichten wir innerhalb von 45 Minuten die Celsiusstraße und betraten Fünf vor Zehn die Hallen der Eben-Ezer-Gemeinde. Die Begrüßung war sehr herzlich aber keinesfalls aufdringlich. Wir fühlten uns in eine Willkommenskultur hinein genommen, die wir auch bei der Heilsarmee Friedenau, dem CVJM Kaulsdorf oder der Apostel Petrus Gemeinde im Märkischen Viertel erlebt hatten. Überhaupt erinnerte vieles an die APG: das kleine Gemeindehaus inmitten hoher Neubauten. Man könnte auch fast von einer geografisch optischen Dreierbeziehung zum Märkischen Viertel und Marzahn reden. Kurzum: Wir fühlten uns sofort sehr wohl!

In diesem ehemaligen katholischen Kirchengebäude haben rund 250 Besucher Platz. Wegen der Osterferien waren allerdings nur etwa 100 Gottesdienstbesucher anwesend und die Jugend, deren Stammplätze wir besetzten, war auf einer Freizeit. Eben Ezer ist eine der wenigen bisher besuchten Gemeinden mit einer ausgewogenen Altersstruktur. Als die Kinder in ihr Programm verabschiedet wurden, ging zunächst ein Rauschen durch den Saal. So muss sich Pfingsten angehört haben. Aus allen Ecken strömten Kinder herbei und stellten sich vor dem Altar auf. Ich zählte. "Das sind so viele Kinder wie rote Ampeln heute", sagte ich zu meinem Sohn. "Zufall?", fragte er. "Ja!"

Hinter dem Altar war ein großes hölzernes Kreuz mit einer Jesus-Figur angebracht. Unsere Nachbarin erklärte uns, dass dieses noch aus der katholischen Verwendung der Kirche stamme und nur in der Osterzeit hervorgeholt werde. Ansonsten hänge dort ein schlichtes Holzkreuz.

In der Predigt ging es um - Jesus! Anhand des oftmals dick gedruckten Textes aus Philipper 2, 5-11 wurde die Gesinnung Jesu erläutert und wir zur Nachahmung aufgefordert. Mehrere Besucher hatten Bibeln gezückt und schrieben eifrig in ihre Notizbücher. Mit Humor und Tiefgang wurde das Thema entfaltet und mithilfe des Victory-Zeichens der Abstieg durch Leid und Herausforderungen (Verse 6-8) sowie der anschließende Aufstieg (Verse 9-11) durch Auferstehung und Ehre bei Gott verdeutlicht.

Der Liturgie hätten wir mit einem Begleitzettel oder lückenlosen Hinweisen auf die Nummern im Gesangsbuch etwas besser folgen können. Da wir recht weit hinten saßen, fiel das aber nicht weiter auf. Es gab Ansagen, Kollekte und Abendmahl. Letzteres wurde aus logistischen Gründen auf vier Gruppen verteilt. Die Moderation war sehr angenehm und Zwanzig nach Elf war der Gottesdienst zu Ende.

Dann begann der Gemeinschaftsteil bei Kaffee und Kuchen. Wir tauchten wieder in eine herzliche Atmosphäre des gegenseitigen Interesses ein und waren erstaunt, wen wir hier so alles trafen, insbesondere aus uralten Zeiten bei Campus für Christus. Auch unsere Kinder wurden angesprochen und aktiv in die Unterhaltungen einbezogen. Gegen Eins verließen wir Eben Ezer.

"Das nächste Mal nehme ich einen Poller-Schlüssel mit", sagte meine Frau und zeigte auf die rot-weißen Pfähle, die uns die Durchfahrt aus der Fahrenheitstraße in die Celsiusstraße verwehrt hatten. Das Bemerkenswerte an diesem Satz war "das nächste Mal". Ein größeres Lob hätte kaum ausgesprochen werden können. Sie signalisierte sogar Interesse am bei Eben Ezer geplanten Eheseminar.

Auf dem Rückweg stoppten wir bei "Nouva Roma" (Großbeerenstraße, Ecke Körtingstraße) und erlebten dort gute und erstaunlich preiswerte italienische Kochkunst. Dabei zeigten sich auch unsere beiden Marzahner Begleiter beeindruckt über die angenehme Atmosphäre und die gute Predigt bei Eben Ezer. Das ging so weit, dass wir sogar einen weiteren Besuch beim Männerabend in Lankwitz planten.

Montag, 14. März 2016

Männertreffen mit viel Kritik

Die "Männertreffen 2016" finden in monatlichen Abständen im Süden Berlins statt. Heute ging es um die praktische Auseinandersetzung mit dem Thema Kritik und dem Buch "Kultiviert Kritisieren" von Ralf Juhre.



Beim Gesprächsform Leben + Glauben hatten etwa 50% der Teilnehmer die Möglichkeit, sich für das nächste "Männertreffen 2016" anzumelden. Es sollte im Rahmen einer nur männlich besetzten Gesprächsrunde um die Vertiefung des Themas "Kritisieren ohne zu verletzen" gehen. Obwohl Frauen das ja wohl auch nötig hätten, oder?

Jedenfalls meldete ich mich an und bekam prompt am Vortag eine Erinnerungs-SMS. Das signalisierte ein gewisses Maß an Professionalität. Dennoch war mir völlig unklar, wer der Veranstalter ist und wie die Zusammensetzung der Teilnehmer aussehen wird. Google-Maps zeigte mir eine nicht ganz so eindeutig einschätzbare Parkplatzsituation vor Ort, so dass ich sehr pünktlich losfuhr und eine Viertelstunde vor Beginn eintraf. Parkplätze standen reichlich zur Verfügung.

Das Bürogebäude in der Haynauer Straße in Lankwitz beherbergt diverse Firmen und Einzelbüros. Der Fahrstuhl hatte einen Geruch, den ich irgendwoher kannte, aber nicht zuordnen konnte. Er endete eine Etage vor Ziel. Super! So etwas kann in einem wilden Irrlauf durch einen dunklen Bürokomplex mit Übernachtung im Papierkeller enden. Ephraim Kishon hatte seinerzeit ein ähnliches Szenario über einen Hotellift beschrieben. Ein spärliches Licht zeigte jedoch, dass die oberste Etage über eine Treppe zu erreichen sei. Geschafft!

Wilfried stellte gerade Lemonaid+ und weiteren Chari Tea in verschiedenen Farben auf den Tisch. Knabberzeug mit undefinierbarer vegan wirkender Zusammensetzung und gemeine Kekse folgten. Lederstühle wurden um einen Konferenztisch gruppiert. Mehrere Stapel des Buches von Ralf Juhre wurden platziert. Dann trafen nach und nach die Männer ein. Rolf, Michael, Rolf, Helge, Rolf und weitere Männer aus dem Altersspektrum Dreißig bis Sechzig setzten sich an den Tisch. Vom Sehen her kamen mir einige von ihnen bekannt vor. Zielgruppe des Männerabends war also offensichtlich der berufstätige Mann ab Dreißig. Letztendlich hatten wir eine biblische Zahl erreicht: Vierzehn! Vierzehn ist der Zahlenwert des Namens David und wird in Matthäus 1, 17 aufgegriffen.

Helge - nicht der Schneider - stieg relativ schnell in das Thema ein. Jeder der Anwesenden konnte noch ein Kritik-Buch von Ralf Juhre zum Sonderpreis erwerben. Im Laufe des Abends stellte ich fest, dass das Lesen des Buches eine sehr gute Grundlage zum Mitreden war. Das Kritisieren ohne zu verletzen übe ich ja schon seit geraumer Zeit. Der Erfolg stellt sich jedoch ähnlich schwer ein, wie das Erreichen meines Idealgewichtes von unter achtzig Kilo. Das Buch von Ralf Juhre hatte mir aber noch einmal sehr gut geholfen, die Grundprinzipien eines kultivierten Kritisierens zu verinnerlichen.

Viele der anwesenden Männer hörten die wertvollen Impulse das erste Mal. Helge verstand es, die Diskussion anzuregen und ließ viele persönliche Erfahrungen und theoretische Inhalte einfließen. Und dann gab es da noch diese Saloon-Situation: Man stelle sich einen gut mit Cowboys gefüllten Saloon vor. In der Mitte sitzt John und sagt etwas, das alle anderen provoziert. Zeitgleich werden die Revolver gezogen. Zeitgleich klicken die Abzugssicherungen. Die Läufe sind auf John gerichtet. Unser John hieß Wilfried. Wilfried hatte angefangen. Er zitierte Lukas 19 Vers 10 mit "Denn der Sohn des Menschen ist gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren ist". Auch die bisher stillen Männer holten nun Bibelverse hervor und es entstand ein regelrechtes Bibelvers-Gefecht. Niemand wurde verletzt. Ich war beeindruckt über die versteckten Potenziale dieser Männer.

Das schärfte die Gruppendefinition des Abends etwas nach. Es ging also um berufstätige Männer ab Dreißig mit einem erheblichen Bibelwissen, welches zwar nicht öffentlich zur Schau getragen, aber im Ernstfall hervorgeholt wird. Dennoch sind die Themen so auf den Alltag bezogen, dass auch ein Mann ohne diesen biblischen Hintergrund von solch einem Treffen profitieren kann.

Vierzehn Männer um einen Konferenztisch, der eigentlich für acht Personen vorgesehen war, sind doch recht viel. Der Kreis hat Potenzial für eine Teilung oder einen größeren Tisch. Im April jedenfalls fahren die Männer gemeinsam nach Kassel zum Männertag von Team.F. In Kassel ist mehr Platz. Es werden über 300 Männer erwartet.

Eigentlich schade, dass es Montag Abend war. Nach einigen guten Gesprächen zwischen Fahrstuhl und Parkplatz wollten noch Einige in die nahe gelegene Pizzeria fahren. Das war mir dann doch zu spät. Ich begab mich auf den Heimweg.

Ach so, Veranstalter der "Männertreffen 2016" ist "Eben Ezer" in Lichterfelde.

Sonntag, 6. März 2016

SELK - Alle Sünder willkommen!

Die SELK in Marzahn legt in ihrer Liturgie einen hohen Wert auf Sünde, Buße und Vergebung. Die Predigt war interessant und biblisch. Die Altersstruktur ist gut durchmischt und es gibt einen parallelen Kindergottesdienst. Gäste werden freundlich und interessiert aufgenommen. Die SELK Marzahn engagiert sich mit "Laib und Seele" für den Bezirk.



Noch bevor man die Bilder auf der Webseite der SELK Marzahn wahrnimmt, fällt dem Besucher der Slogan "Alle Sünder willkommen!" ins Auge. Die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche erscheint mit ihren Projekten wie "Laib und Seele" öfter in der Tagespresse. Besonders dramatisch war vor einigen Jahren der abgebrannte LKW, der für den Transport von Lebensmittelspenden gebraucht wird. War das ein technischer Defekt oder willkommene Sünder?

Für heute war ein Predigtgottesdienst zum Kirchenjahres-Sonntag "Lätare" angekündigt. Das Wort "laetitia" kennt man von der spanischen Königin - Freude - also freut euch!

Obwohl wir zwei Minuten vor Elf durch die Eingangstür der ehemaligen Kita im Plattenbaustil traten, hatte der Gottesdienst bereits begonnen. Wir legten unsere Jacken ab und setzten uns in die letzte Reihe des erweiterungsfähigen Gemeindesaales. Ein Gesangsbuch mit Begleitzettel wurde uns in die Hand gedrückt. Mein Sohn suchte das erste Lied raus.

Die Wand neben dem massiven Altartisch war passend zum Kirchenjahr mit jeweils drei violetten Vorhängen verziert. Über dem Altar hing ein Kruzifix mit beeindruckender Jesus-Figur. Es wirkte alles sehr gepflegt und perfekt ausgeleuchtet. Orgelmusik erschallte aus dem Off, so dass wir zunächst vermuteten, dass diese wie bei den Baptisten in der Schönagelstraße per Smartphone eingespielt wurde. Später stellte sich jedoch heraus, dass Organist und Instrument hinter einer Schiebewand platziert waren. Die Lieder waren vor mehreren hundert Jahren geschrieben worden und gut bekannt, so dass wir lauthals einstimmen konnten.

Neben zwanzig Besuchern, von denen wir bereits fünf Personen stellten, waren drei bis fünf Kinder dabei, die im Laufe der Liturgie zum Kindergottesdienst entlassen wurden. Es waren alle Altersgruppen vertreten. Für uns als Gäste war es sehr praktisch, dass die Liturgie fast wörtlich auf den Begleitzetteln abgedruckt war. Es gab mehrere lateinische Überschriften. Um Lätare ging es jedoch nicht. Dafür stellten Sünde, Beichte und Buße einen wichtigen Bestandteil der Liturgie dar.

"Geh", war die zentrale Aufforderung in der Predigt. Ausgehend von Exodus Drei über Exodus Vier Vers Zwölf wurden in der Predigt sehr viele Bibelpassagen vorgelesen. Es waren auch das Buch Jona und Teile aus dem ersten Königebuch dabei, wo es um den Konflikt zwischen Ahab und Elia ging. Gefühlt bestanden 50% der Predigt aus Bibelzitaten. So etwas ist selten und trainiert das Bibelwissen. Immer wieder wurde dabei der Bogen zum "Geh" geschlossen. Trotz konzentrierten Minecraft-Spiels kann mein Sohn bis jetzt noch ohne zu Zögern den Hauptpunkt der Predigt wiederholen: "Geh".

Die Heftklammern im Predigtmanuskript erzeugten während des Weiterblätterns einige Pausen. Lose Blätter hätte man neben oder hinter den Stapel legen können. Wir haben auch schon Prediger mit Ringbüchern, Notizbüchern, losen Blättern, Tablets, MacBooks oder ganz ohne schriftliches Konzept gesehen.

Anschließend wurden wir freundlich angesprochen und nach gemeindlicher Zugehörigkeit, dem Wohnort sowie dem Zweck unseres Besuches gefragt. Wir wechselten einige Worte und erfuhren, dass nur wenige Gemeindemitglieder im Kiez wohnen. Dann verließen wir die ehemalige Kita. Es regnete immer noch in Strömen. Vor der SELK parkten zwei LKWs mit der Aufschrift "Laib und Seele".

Sonntag, 14. Februar 2016

Evangelische Kirchengemeinde Kaulsdorf

In der Kirchengemeinde Kaulsdorf treffen sich die angestammten Kaulsdorfer zum Gottesdienst. Gäste werden sehr freundlich begrüßt und interessiert nach ihrer Herkunft gefragt. Der Altersdurchschnitt ist sehr gehoben. Einige Konfirmanden sitzen in den Reihen.



"Heute fahren wir zur Frauenkirche", sagte ich und schnitt mein Brötchen auf. "Was, Dresden?" "Nein, die Kirche in Kaulsdorf neben dem CVJM". Fragende Gesichter verlangten nach einer Erklärung. Hatten wir doch einige Tage zuvor die Webseite der Evangelischen Kirchengemeinde Kaulsdorf besucht und waren mit einer überproportionalen Frauenquote überrascht worden.

Der Gottesdienst sollte um 10:00 Uhr beginnen. Frau und Tochter hatten die Zeit im Kopf, mein Sohn am Handgelenk und ich im Nacken. "Wo fährst du denn heute lang? Das schaffst du nie!" Doch, und sogar mit Parkplatz direkt vor dem Eingang.

Heute war Nörgeltag: "Wieso sitzen wir so weit vorne? Dann können wir gar nicht die Leute beobachten, um zu wissen, was wir wann machen müssen". Direkt neben uns entströmte wohlige Wärme. Während die übrigen Besucher in Mantel, Schal und Mütze auf den Holzbänken saßen, zog ich meine Jacke aus und empfand es immer noch als angenehm warm. Pfarrerin Steffi Jawer kam durch die enge Nordpforte in den Hauptraum der Kirche und begrüßte uns im Vorbeigehen sehr freundlich.

"Liebe Kaulsdorfer, liebe Gäste", drückte die gelebte Willkommenskultur in der liebevoll renovierten Dorfkirche aus. "Invocavit - er hat angerufen", übersetzte Frau Jawer den Namen des heutigen Sonntages im Kirchenjahr. Das kommt aus dem Wortstamm "invocare" und sollte nicht mit "invocatus" verwechselt werden, was "ungerufen" bedeutet. In ihrer Predigt widmete sich die Pfarrerin einem Text aus Hebräer Vier. In den Versen 14 bis 16 geht es dort um Jesus, der auch mit den uns bekannten Schwächen und Herausforderungen konfrontiert wurde und uns nun als verständnisvoller Hoher Priester vor Gott vertreten kann. "Mit Freimütigkeit herzutreten zum Thron der Gnade", heißt es im Text. Doch was ist, wenn man den Thron gar nicht sieht? Sie hangelte sich an einer Geschichte von Kafka entlang, in der ein Mann zu einem Schloss unterwegs war, dieses jedoch zuerst durch den Nebel nicht sah und dann keinen passenden Weg hinein fand. Kafka, Gedichte und Bibelzitate wechselten sich ab. Meine Frau war begeistert von der angenehmen Stimme der Pfarrerin und dem roten Faden in der Predigt. Umrahmt wurde der Gottesdienst mit professioneller Orgelmusik und Posaunenbegleitung. Wir sangen sogar "Ein feste Burg" von Martin Luther.

Heute gab es Abendmahl. Erst wochenlang nichts und nun schon das zweite Mal hintereinander. Sehr gut! In der ersten Runde wurde echter Wein und in der zweiten Runde Traubensaft gereicht. Meine Frau stand auf und ging nach vorne. "Du darfst nicht", meine Kinder versperrten mir den Weg. "Ich will aber", und drückte gegen ihre Beine. "Du fährst noch", ein Kampf entspann sich in der Bankreihe - zwei gegen vier (Beine). Mein unbändiger Wunsch nach Abendmahl brachte den Sieg! Fast fiel ich durch den Schwung einer älteren Dame in die Seite. Sie trat zurück, lächelte und ließ mich zu meiner Frau eilen.

Als zwischen Küster und uns nur noch ein Abstand von zwei Kaulsdorfern bestand, wurde die letzte Oblate vom silbernen Teller gehoben und gab den Blick auf das eingravierte Kreuz frei. Was wird er nun tun? Gibt es weitere Oblaten? Ich nutzte die Gelegenheit und zählte die Kaulsdorfer und Gäste in der Runde. In Abgleich mit den auf die zweite Runde Wartenden müssen es so um die siebzig Gottesdienstbesucher gewesen sein. Diese Zahl entsprach in etwa auch dem gefühlten Altersdurchschnitt. Dafür stellte ich aber im Gegensatz zum Eindruck der Webseite ein sehr ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen fest. Wir bekamen noch einen Vers aus dem Matthäus-Evangelium (Kapitel 11 Vers 28) zugesprochen: "Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erfrischen".

Nach dem Gottesdienst wurde meine Frau angesprochen und nach unseren Namen gefragt. Sie erhielt einen Gemeindebrief und einige Veranstaltungshinweise und Gruppenempfehlungen. Der Küster meinte beim Rausgehen, dass er mich vom Sehen her kenne. Das passiert mir öfter. Ein Konfirmand reichte der Pfarrerin gerade seine Bonuskarte für besuchte Gottesdienste, als wir uns an der Schlange vorbei zu Steffi Jawer begaben und uns verabschiedeten.

War das noch früh am (Sonn-)Tag. Kaulsdorfer Union-Fans machten sich mit ihren Schals und Bierflaschen gerade auf den Weg zum Spiel. Gemütlich fuhren wir nach Hause und spazierten dann zum Bürgeramt - pardon - dem danebengelegenen Burger-Restaurant. Es gab frisch gegrillten Burger im Brötchen aus der eigenen Backstube.

Mittwoch, 10. Februar 2016

Erfahrungen der letzten sieben Monate

Begeisterung über die bunte christliche Landschaft macht sich breit, wenn wir die letzten sieben Monate der Wanderung durch die Gemeindeszene Berlins reflektieren. Networking, Networking, Networking!



Nun sind wir schon fast sieben Monate in der christlichen Szene Berlins unterwegs. Ein guter Zeitpunkt für eine Zwischenbilanz.

Die besuchten Gemeinden decken ein breites Spektrum von Baptisten über Katholiken, Afrikaner, CVJM, Mülheimer Verband, Landeskirche, Stadtmission bis hin zu Trendgemeinden wie Berlin Connect ab.

Das Augenmerk lag auf der Willkommenskultur, dem Miteinander, den liturgischen Elementen, der Predigt und der Altersstruktur. Einige Gemeinden hatten wir mehrfach besucht, um bestimmte Eindrücke bei einem Folgebesuch zu evaluieren oder weil es uns dort einfach gefallen hatte.

Inzwischen sind wir mehrfach mit Insidern der jeweiligen Gemeinden in Kontakt gekommen und konnten Einblick in die Hintergründe bestimmter Erscheinungsformen gewinnen. Gespräche mit Verantwortlichen nach den Gottesdiensten konnten unsere Fragen nach Vision der Gemeinde, gabenorientierter Mitarbeit, Hauskreisen oder gesellschaftspolitischer Relevanz im Kiez klären. Auf diese Weise lernten wir beispielsweise, dass es einem Spagat zwischen Willkommenskultur und niederschwelligem Schnupperzugang ohne sofortige Vereinnahmung entspreche, wenn man unerkannt kommen und gehen kann.

Unser Netzwerk ist inzwischen so umfangreich, dass wir unsere Erlebnisse mit den Erfahrungen anderer Christen der Stadt abgleichen und uns vielfach bestätigt finden. Bei Bedarf lassen wir unsere Sichtweise auch gerne nachjustieren.

Die Gemeindeleiter oder Pastoren informieren wir regelmäßig über die Berichte in diesem Blog. Die Artikel werden oft als hilfreiche externe Sicht angesehen, da im Gemeindealltag zu schnell der Blick für die Außenwirkung verloren geht.

Auffällig ist, dass in fast allen Gemeinden ganze Altersgruppen fehlen. Besonders gravierend ist das im Bereich zwischen Zehn und Zwanzig. Unsere Tochter wurde bisher nur einmal angesprochen und eingeladen. In Trendgemeinden mit Durchschnittsalter Fünfundzwanzig fehlen Senioren, Grundschüler und Teens. In Gemeinden ohne definierte Wachstumsziele haben wir einen Altersdurchschnitt von Fünfundsechzig erlebt. Sehr gut durchmischt sind die Heilsarmee Friedenau, die Kirche in Brück, die Baptisten Weißensee oder die Baptisten in der Bergmannstraße.

Apropos Baptisten. die Baptisten alias EFG (Evangelisch freikirchliche Gemeinden) haben die flächendeckend beste Willkommenskultur. Gäste werden wahrgenommen und sehr freundlich integriert. Man fühlt sich sofort zu Hause.

Trotz der starken Diversifizierung waren die Gottesdienste und Predigten inhaltlich sehr erbaulich und tangierten Themen, die uns im Alltag Motivation, Richtung und Entscheidungshilfe gaben.

Wir sind begeistert über das bunte christliche Leben in Berlin und den gemeinsamen Nenner "Jesus", der uns so fundamental und unkompliziert verbindet. Eine ermutigende Erfahrung in Sicht auf eine Stadt, die sich bisher viel zu wenig auf eigene Erfahrungen mit Jesus einlässt.

Sonntag, 7. Februar 2016

Christus-Treff Berlin - Isingstraße

Der Christus-Treff in der Isingstraße wird vorzugsweise von jungen Familien und Singles besucht. Gäste werden auf angenehme Weise in das Gottesdienst-Geschehen und die Gemeinschaft integriert. Aktiv werden kann jeder, der eine entsprechende Begabung hat und diese einbringen oder ausprobieren möchte. Die Isingstraße liegt direkt am Mauerradweg und lässt sich per Fahrrad ideal für Besucher aus Treptow, Kreuzberg und Friedrichshain erreichen.



Die Kiefholzstraße ist sehr lang. Fünf Kilometer an einem Sonntagmorgen, der mit einem "Uups, schon um Neun" im kuscheligen Bett begann. Fünf Kilometer geschichtsträchtiger Strecke von Südost nach Nordwest, schnurgerade auf den Fernsehturm zu. Fünf Kilometer vorbei an meinem alten Wohnhaus, an der ehemaligen Firma meiner Mutter, an einer im Bau befindlichen Autobahnauffahrt und mehreren roten Ampeln. Die Kiefholzstraße findet ihr jähes Ende am Landwehrkanal, dort wo einst die Mauer stand und nun der dynamische Berliner den Mauerradweg entlang radeln kann. Ein Wegabschnitt, für den Japaner eine Unmenge an Kirschbäumen gespendet hatten.

Wir parken vor der Neuapostolischen Kirche am Schmollerplatz. Neuapostolisch hatten wir bisher noch gar nicht auf der Agenda. Das wird heute auch nichts mehr, da deren Gottesdienst gerade vorbei ist. Bis zur Isingstraße 5 sind es nur wenige Meter. Vor uns laufen junge Erwachsene mit Schüsseln und Kind. Also doch Brunch-Gottesdienst und wir hatten keinen Apfelauflauf dabei. Wie peinlich...

Nachdem sich das Knäuel aus jungen Erwachsenen, Kindern und Fahrrad aufgelöst hat, betreten wir die heiligen Hallen des Christus-Treff. Nach links geht es in die "Kapelle". Klein aber mit allem, was eine historische Kapelle benötigt: zwei monströse Türportale, dazwischen eine winzige Orgel, Gesangsbücher, typische Kirchenfenster, ein Altar, ein Kreuz und mehrere Stuhlreihen.

Zwei, drei Leute kommen auf uns zu und begrüßen uns kurz. Martin, ein alter Bekannter aus baptistischer Vorzeit, erscheint und setzt sich zu uns. Auf den Türportalen waren mir die Schriftzüge "Heiliger Geist" und "Vater" aufgefallen. "Wo ist denn der Sohn", frage ich Martin. "Der ist zu Hause". Mein Blick wandert zum Kreuz. Dort steht "JESUS". Und unter "JESUS" steht Herrmann. Herrmann ist das Patenkind der Gemeinde, dessen Foto jeden ersten Sonntag im Monat gezeigt wird, da die Kollekte heute wieder für ihn gesammelt wird.

Am ersten Sonntag im Monat gibt es im Christus-Treff drei Highlights: die Sammlung für Herrmann, den Mitarbeiterkreis und das Abendmahl. Endlich mal wieder Abendmahl. Damit sind wir ja in letzter Zeit deutlich unterversorgt. Neben einigen landeskirchlich geprägten Bestandteilen der Liturgie gibt es Lobpreis, Kindergottesdienst und keine Predigt. Tobias leitet eine Zeit ein, wo Gottesdienstbesucher über ihre jüngsten Erfahrungen mit Jesus berichten können. Das wird gerne angenommen und wir hören viele interessante Berichte. Anschließend gibt es eine Gebetszeit zur Vorbereitung auf das Abendmahl. "Sind noch genug Steine da", frage ich meinen Sohn. Er nickt und ich gehe zum Altar. Dort sind jede Menge Pflastersteine aufgeschichtet und warten darauf, zum Kreuz getragen zu werden. Ich nehme zwei Steine und lege sie symbolisch unters Kreuz. Weg mit der Last!

Das Abendmahl findet aus Platzgründen in mehreren Runden statt. Es wird Dönerbrot durchgereicht und mit einem "Jesu Leib für dich gebrochen" an den Nachbarn weitergegeben. Danach geht ein Kelch mit den Worten "Jesu Blut für dich vergossen" herum.

Beim anschließenden Brunch erfahren wir mehr über die Gemeinde. Der vom CT Marburg aus initiierte Christus-Treff Berlin arbeitet in Kooperation mit der Berliner Stadtmission und ist damit auch Teil der EKBO. Das ehrwürdige Haus wurde im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört, weshalb die Kapelle jetzt so klein ist. Gerne möchte man das Haus renovieren und deutlich vergrößern, sagt uns Tobias Schöll, der quasi Pastor des CT Berlin. Es gebe keine Mitgliedschaft und Mitarbeiter sei jeder, der sich in irgendeiner Weise einbringt, und sei es durch das Mitbringen eines Apfelauflaufs. Tobi will kein pastoraler Alleinunterhalter sein und lässt seinen Mitarbeitern sehr viel Freiraum. Kreise, die sich überlebt haben oder kapazitiv nicht zu stemmen sind, werden beendet und Neues gerne ausprobiert - alles im Glauben und nach Maßgabe der verfügbaren Möglichkeiten. Und diese können bei Gott sehr groß sein.

Egal, mit wem wir ins Gespräch kommen, alle fühlen sich im Christus-Treff sehr wohl und sind begeistert über den Kiez-Bezug der Gemeinde. Auch meine Familie ist beeindruckt und sagt, dass wir den Christus-Treff unbedingt auf die Liste der noch einmal zu besuchenden Gemeinden setzen sollten.

Donnerstag, 4. Februar 2016

LEGO-Bautage in der EFG Weißensee

Das Bauen mit LEGO-Steinen macht nicht nur Kindern Spaß. Die EFG Weißensee veranstaltet deshalb einmal pro Jahr die LEGO-Bautage, wo zu einem bestimmten Thema Landschaften, Gebäude und Fahrzeuge gebaut und ausgestellt werden. Es stehen etwa eine Million Teile zur Verfügung.



Bauvorhaben werden oft zu einem Millionenprojekt.

Eine Million LEGO-Steine stehen seit heute wieder in der EFG Weißensee bereit. Sie sind gut sortiert nach Themen und Farben. Kinder, Väter und Großväter wuseln um die Kartons herum, kramen, wühlen, finden und füllen die benötigten Teile in 500g-Joghurtbecher ein. Ein Rad, ein Männchen, eine Grundplatte, vier Fenster und noch eine Fahnenstange - ab geht es wieder in den "blauen Salon" an einen der vielen Tische. Am Motorrad hängt noch ein Arm, die Piratenfahne passt nicht an die Stange, eine schwarze Platte fehlt - noch einmal kurz mit dem Becher ins Gewühl der Bauleiter. Ein kleines Mädchen sortiert Blumen - natürlich LEGO.

An den Tischen hatten sich heute etwa fünfzig Kinder verteilt. Das von Pastor Torsten Milkowski vorgestellte Eingangsthema "Verlorener Sohn" (Lukas 15, 11-32) wurde per LEGO-Film eingespielt und sollte als architektonische Grundlage des Nachmittags dienen. Die Kinder reagierten sehr flexibel und bauten Eisenbahnstrecken, üppig mit Plastikpflanzen bewachsene Landschaften, Piratenszenerien oder ihr Traumhaus.

Erwachsene ohne handwerkliche Ambitionen konnten sich bei Kaffee und Kuchen über die Dinge des Alltags austauschen, während auf den bereit gestellten Biertischen und Tischtennisplatten neue Welten entstanden. Das Drumherum war sehr professionell: knallrote T-Shirts, ansprechende Einladungskarten, Catering und Bauplatzvermittlung.

Als ich angesichts der vielen verfügbaren Teile noch darüber nachsann, wie denn der Auszug Israels aus Ägypten durch das Schilfmeer nachzustellen sei und mir dabei ein Auseinanderdriften der grünen Tischtennisplatten mit gleichzeitigem Versinken unzähliger LEGO-Männchen ausmalte, bestätigte die Frau des Pastors, dass es in den Vorjahren bereits das Thema "Josef in Ägypten" gegeben habe. Es seien dabei weiträumige ägyptische Landschaften entstanden.

Damit bis einschließlich Samstag genügend Baumaterial zur Verfügung steht, werden die Kreationen nur einmalig erscheinender Kinder zeitnah dem Recyclingprozess zugeführt und wieder sauber in die jeweiligen Kisten sortiert. Wer alle Tage dabei ist, kann das Werk eventuell sogar am Sonntag beim Familien-Gottesdienst vorstellen.

Die Erfahrung der letzten Jahre zeige, dass die ganze Gemeinde beim finalen Zerlegen und Rücksortieren mithelfe. Dann sei nach zwei Stunden die alte Ordnung wieder hergestellt und die Kisten können an den nächsten Interessenten weitergegeben werden.

Die "ferienaktion legobautage" läuft noch bis zum Samstag, den 06.02.2016, findet in der Zeit von 15-18:00 Uhr statt und endet mit einem Familiengottesdienst am Sonntag, den 07.02.2016, 10:00 Uhr.

Eine interessante Aktion mit guter Resonanz im Kiez.

Sonntag, 31. Januar 2016

Projekt A+ in Altglienicke

Das Projekt A+ ist eine junge Gemeinde in Altglienicke. Gottesdienste finden einmal pro Monat statt. Ansonsten lebt die Gemeinde von regelmäßigen Treffen in Kleingruppen. Junge Familien und Singles fühlen sich hier besonders zu Hause. Gäste sind gerne willkommen. Das Projekt A+ engagiert sich mit diversen Aktionen für den Kiez.



Das Projekt A+ in Altglienicke erreicht man am besten per S-Bahn oder mit viel Geduld und einem guten Navi. Als Marzahner waren wir erstaunt, wie eng Altglienicke bebaut ist und dass es so gut wie keine Parkplätze gibt, zumindest keine freien.

Altglienicke hat etwa 26.000 Einwohner mit steigender Tendenz. Bis 2030 wird mit einem Zuwachs um mehr als 8% gerechnet. 2030 ist auch eine visionäre Marke der Leitung dieses Gemeindeprojektes: mehrere Tochtergemeinden und mehrere Tausend Menschen, die Jesus neu kennengelernt haben. Ein sportliches Ziel, dessen Ursprung nach dem heutigen Gottesdienst noch einmal abgeklopft wurde.

Das Motto lautete "Baustelle". Wegen der vielen Gäste wurden Namensaufkleber mit Baustellenlogo ausgeteilt. Absperrbänder waren durch den Saal gespannt. Betreten-Erwünscht-Schilder und "Gott der Baumeister" wurden ebenfalls thematisiert. Was man nicht alles aus einer Baustelle machen kann?

Einer der Mitarbeiter wünschte sich, dass die Gemeinde eine Dauerbaustelle bleibe, die wachse und wachse und wo auch jeder Einzelne beständig an seiner Persönlichkeit arbeite. Als sichtbares Zeichen beständigen Bauens, Scheiterns und Weitermachens dient der benachbarte BER.

Gebaut wird bei Projekt A+ aber auch mit Farbe, Spachtelmasse und Fußbodenbelag. Eine ehemalige Schlecker-Filiale wurde in einen Gemeindesaal umfunktioniert, der regelmäßig mit Gipskarton und anderen Dingen ergänzt wird. Mit diesem Ladengeschäft verfügt die Gemeinde über ein räumliches Filetstück mit Laufkundschaft, niedriger Schwellenangst und viel Platz vor der Eingangstür. Im Kiez hat die Gemeinde einen guten Ruf, da sie auch vor der eigenen Tür kehrt, beispielsweise die Reste der Silvesterknaller auf dem Ehrenfelder Platz.

Der Knaller war, dass wir heute Nachmittag sehr viele alte Bekannte aus der Lukas-Gemeinde trafen, insbesondere aus deren Leitungsteam. Der Anlass des Gottesdienstes war nämlich das 5-jährige Bestehen des Projektes. Uns kam das schon deutlich länger vor, zumal wir so lange Zeit die Gründungsaktivitäten der Lukas-Gemeinde begleitet hatten und viele der Akteure während ihrer Sondierungsphasen kennen gelernt hatten.

Besonders begeisternd waren die im Gottesdienst vorgestellten Visionen und geistlichen Grundprinzipien. Das ging von einer positiven Klimaveränderung im Kiez über gabenorientierte Mitarbeiterschaft bis hin zur Berufungsfindung. Den Leitern und Mitarbeitern war anzusehen, dass diese Prinzipien bei ihnen verinnerlicht sind.

Konzeptionell geht es bei Projekt A+ in die Richtung Vineyard. Kernstück sind Kleingruppen, die sich einmal im Monat zu einem Nachmittags-Gottesdienst treffen. Fragt sich nur, ob bei dieser Frequenz der Unterhalt eigener Räume nicht etwas zu viel des Guten ist.

Wir erlebten jedenfalls eine gesunde und hoch motivierte Gemeinde im Südosten Berlins und fühlten uns sehr wohl.

Sonntag, 24. Januar 2016

EFG Weißensee - Hat mal jemand Feuer?

Die EFG Weißensee fügt sich in den Reigen der bemerkenswerten Gastfreundschaft der Baptistengemeinden Berlins ein. Zudem punkten die Baptisten in der Friesickestraße mit einer Jugendgruppe und einer guten Durchmischung der Altersstruktur. Die Predigten sind biblisch, werden in einer modernen Sprache vermittelt und haben Alltagsbezug. Interessant ist die Zusammensetzung der Lobpreisband.




Bei den Baptisten in Weißensee werden Erinnerungen wach. Wilde Jugendtage mit Theo Lehmann in einer Zeit, wo Christsein politisch völlig inkorrekt war und gerne mit zukunftsrelevanten Sanktionen belegt wurde. Fast dreißig Jahre ist das her. Damals hatte ich das erste Mal das Neue Testament gelesen und mir auf dem Weg von der Straßenbahn zur Friesickestraße Textpassagen aus Johannes 10 eingeprägt. Hier fiel damals auch die Entscheidung, nur noch dann auf den Ruf des Sammelbegriffs "Matthias" zu reagieren, wenn ich die Stimme kannte.

Der Gottesdienst sollte um 10:00 Uhr beginnen, was eine gewisse Herausforderung an unser sonntägliches Morgenkonzept stellte. Dann heißt es auch noch in einem alten Spruch: "Des Baptisten Pünktlichkeit ist fünf Minuten vor der Zeit". Mit Zwanzig vor Zehn übertrafen wir diesen Spruch heute jedoch deutlich.

Wie in jeder der im letzten halben Jahr besuchten Baptistengemeinden wurden wir auch hier bereits an der Tür sehr freundlich begrüßt und nach unserer Herkunft gefragt. Wir bekamen ein Gesangsbuch und grüßten auf dem Weg  zur Sitzreihe weitere Gemeindeleute. Authentische Herzlichkeit und 100 Punkte für die Willkommenskultur. Auch als wir saßen, wurden wir immer wieder herzlich begrüßt.

An einigen Stühlen fielen uns kleine angenähte Stofflabel auf: Psalm 139 Vers 2 oder Matthäus 11 Vers 28 waren nur einige davon. Mein Sohn schlug sämtliche Stellen auf seinem Tablet nach. Bereits auf der Fahrt hatten wir uns mit den unterschiedlichen Übersetzungen von Jeremia 33 Vers 3 beschäftigt, die in der alten Elberfelder urtextlich korrekter wiedergegeben wurde als in der revidierten Fassung. Jeremia 33 Vers 3 ist eine weitere Telefonnummer Gottes neben Psalm 50 Vers 15 und steht fast wörtlich in der Prophetie, die im März über uns ausgesprochen wurde. Umso mehr freuten wir uns über die erste Zahl an der historischen Liedtafel: 333.

Heute spielte und begleitete die Band - ein interessanter Mix aus zwei E-Pianos, einem Flügel, einer Bassgitarre, einer E-Gitarre, einer Querflöte, einem Schlagzeug und zwei Blechblasinstrumenten. Für solch eine Besetzung gibt es wohl keine fertigen Orchesterstücke. Der Sound wurde sehr gut abgemischt.

Zur Überleitung in den Kindergottesdienst gab es das Bibel-ABC mit dem Buchstaben "Rrrrrri wie Rahel". Es folgte eine leicht verständliche Nacherzählung des Bibeltextes zur Hochzeit mit Lea und Rahel aus Genesis und die Verabschiedung der Kinder in den Blauen Salon.

"Hat mal jemand Feuer", war die dramatische Pointe der Einleitungsgeschichte von Pastor Torsten Milkowski, der einen Fackelträger zur Eröffnung der Olympischen Spiele beschrieb, der zwar nach hartem Training in seine Sportkleidung passte, aber auf den letzten Stufen das Feuer seiner Fackel verloren hatte. So drehte sich die Predigt um das Thema Burnout und wie man dem begegnen könne. Swen Schönheit hatte letztens zu uns gesagt, dass ein ausgebrannter Leiter eine sehr schlimme Sache sei, da etwas ausgebranntes nie wieder neu entzündet werden könne. Torsten Milkowski verglich die Situation mit seinem Kamin, der eine Menge Holz verbrauche, das aber bisher immer vorrätig war. Sei der Winter dann länger, beginne man normalerweise mit Abbau und Verbrennung der Substanz - hier ein Balken, dort ein Balken oder gar das Regal zur Lagerung des Brennholzes. Wenn wir einst mit Gott zusammen leben, zähle nicht mehr das hier so intensiv bearbeitete Projekt sondern unser Sein - Charakter versus Leistung.

Ein gutes Rezept gegen innerliches Ausbrennen sei eine Kombination aus Feiern und Stille. Feiern sei biblisch vorgeschrieben und sollte sogar mit dem Zehnten finanziert werden.

Ein Beispiel für effektives Hören auf Gott brachte er am Ende der Predigt. Er habe einmal an einem See gestanden, der spiegelglatt war. Typisch für einen großen Jungen habe er dann einen Stein ins Wasser geworfen und konnte sehr gut die dadurch entstandenen Wellen sehen. Am nächsten Tag sei der See durch Wind aufgewühlt gewesen. Wieder warf er einen Stein und konnte die Welle diesmal nicht von den anderen unterscheiden. Er endete mit der Frage: "Wann hattest du das letzte Mal Gottes Stimme gehört".

Hätte er nicht explizit während der Predigt erwähnt, dass er Pastor sei, hätte man anhand des Gesagten auf einen Mann aus dem "normalen" Berufsleben schließen können. Die Bodenständigkeit könnte aber auch aus einer hörenden Beziehung zu Jesus und der breit aufgestellten Gemeindeleitung mit über zehn Personen resultieren.

Nach dem Gottesdienst kamen wir mit dem Pastor und diversen Leuten ins Gespräch. Alte Bekanntschaften aus dem GJW Gemeinde-Jugendwerk wurden aufgefrischt. Man lud uns zu verschiedenen passenden Veranstaltungen ein und unsere Tochter wurde erstmalig von einem gleichaltrigen Mädchen angesprochen und eingeladen.

Herzlichen Dank!

Sonntag, 10. Januar 2016

Vineyard im C13

Vineyard Berlin lebt ein interessantes Gemeindekonzept. Neben den wöchentlichen Kleingruppen in den verschiedenen Stadtteilen Berlins gibt es einen monatlichen Gottesdienst im zentral gelegenen C13. Der Gottesdienst wird im Rotationsprinzip von den Kleingruppen gestaltet und kann durchaus etwas länger dauern. Die Mitglieder setzen sich hauptsächlich aus jungen Familien und Singles zusammen. Gäste werden freundlich wahrgenommen und in Gespräche integriert.



"Nimm dir ein Lächeln", stand auf dem A4-Blatt, das an der Säule neben unseren Stühlen klebte. Am unteren Rand waren bereits einige Smileys abgerissen. Kinder kamen und holten sich noch einige.

Wir waren erstaunt, wen wir hier alles trafen. Bekannte aus dem CVJM und die ganzen coolen Ex-Mitglieder der Lukas-Gemeinde Schöneberg. Ohne einen dieser Kontakte wären wir wohl gar nicht auf den Gottesdienst im C13 aufmerksam geworden. C13 steht für die Christburger Straße 13 in Prenzlauer Berg. C13 ist aber auch vom Namen her die passende Adresse für den Gottesdienst von Vineyard Berlin.

Das Konzept von Vineyard ist sehr interessant. Die Stadtgemeinde basiert auf vielen regionalen Hauskreisen von jeweils acht bis zwölf Teilnehmern. Solche Hauskreise haben sich in Charlottenburg, Köpenick, Friedrichshain, Mitte und anderen Stadtteilen gebildet. Einmal im Monat treffen sich die Vineyard-Hauskreise zum gemeinsamen Gottesdienst im C13. Bei der Rückfahrt waren wir uns einig, dass das Konzept genau das sei, was aktuell für eine gesunde und wachsende Gemeinde Jesus dran ist. Meine Frau formulierte gleich einen Katalog weiterführender Fragen:

Wie entstehen neue Hauskreise?
Wie regelmäßig treffen sich die Hauskreise?
Wer leitet die Hauskreise?
Wie werden die Hauskreisleiter angeleitet?
Wie sieht der organisatorische Überbau aus?

Dass der organisatorische Überbau recht flach und nach biblischen Maßstäben aufgebaut ist, wurde deutlich, als Martin Bühlmann im Rahmen seiner Predigt sagte, dass es bei Vineyard zwar viele Menschen gebe, die etwas erklären oder auslegen, aber es gebe nur einen Pastor: Jesus! Und das sei das Ziel von Vineyard, auf Jesus als den Pastor hinzuweisen.

Martin Bühlmann legte konkret einen Text aus Matthäus 9 aus, wo es um die Barmherzigkeit Jesu ging. Sprachen sind wohl sein besonderes Hobby, so dass er uns sehr gut verständlich in die Besonderheiten bestimmter Worte hineinnehmen konnte. So werde in der ursächlichen Wortbedeutung des sich Erbarmens von einem innerlichen Umkehren des Magens geredet, wonach Barmherzigkeit statt einer Kopfsache ein tiefes Erleben und Mitleiden bedeute. Er brachte dazu zwei aktuelle Beispiele aus seinem Leben, die ihn damit als authentischen Vermittler der biblischen Botschaft qualifizierten.

Überhaupt kamen im Gottesdienst viele verschiedene Sprachen zum Einsatz, die aber interessanterweise auch übersetzt werden konnten. Es gab mehrere Menschen aus Syrien oder Kurdistan unter den Gästen, die in ihren Sprachen zu beten gebeten wurden. Martin Bühlmann zeigte sich begeistert über den Klang des persischen Farsi. Er wäre gerne noch einmal fünfundzwanzig und würde so gerne noch weitere Sprachen lernen.

Ein Hauskreisleiter erzählte uns von den Erfahrungen mit Flüchtlingen. Man praktiziere 1:1-Betreuung, was wohl am effektivsten sei.

Der Saal des C13, wo sich sonst die Philippus-Gemeinde zum Gottesdienst trifft, war bis auf den letzten Platz gefüllt. Es mussten sogar noch Stühle herangeschafft werden. Kinder wurden in einem separaten Programm mit biblischen Inhalten versorgt.

Vineyard gehört damit zu den Gemeinden, mit denen wir uns weiter beschäftigen werden.

Vineyard gehört aber auch als evangelische Laienbewegung zur EKBO, der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Das sind die mit dem Hahn von Brück.

Sonntag, 3. Januar 2016

Lichtblick in Hellersdorf

Lichtblick in Hellersdorf ist eine Gemeinde, die aus einem Kinder- und Jugendprojekt entstanden war. Dem entspricht auch die Altersstruktur. Der Lobpreis ist sehr lebendig, Gottesdienstbesucher berichten über ihre Erfahrungen mit Gott und die Predigt ist auf die Sprache der Zuhörer abgestimmt. Gäste sind herzlich willkommen und werden umsichtig behandelt.



Eigentlich hatten die Gründer des Lichtblick e.V. nur ein christliches Kinder- und Jugendprojekt in Hellersdorf geplant. Daraus war über die Jahre eine christliche Gemeinde mit umfangreichen Wochenangeboten wie Jugendabenden, Frühstückstreffs, Hauskreisen und Gottesdiensten entstanden. Nach langer Suche und viel Gebet waren im letzten Jahr recht plötzlich auch neue Räume in der Stollberger Straße verfügbar.

Da wir die Leiter und viele der Mitglieder des Lichtblick bereits kannten und Co-Leiter Markus Massorz Ende November beim CVJM-Kaulsdorf über das Vaterherz Gottes gepredigt hatte, wollten wir uns diese Gemeinde heute einmal vor Ort ansehen. Bei klirrender Kälte fuhren wir nach Hellersdorf und parkten dort hinter einem uns bekannten VW. Als wir die Tür öffneten, kamen sofort alte Bekannte auf uns zu und freuten sich über das Wiedersehen. Generell wurden wir so freundlich empfangen, dass wir fast das Ablegen der Jacken vergaßen.

Wir nahmen im neuen Gemeindesaal Platz und beobachteten, wie sich der Raum bis auf den letzten Stuhl füllte. Viele der Jugendlichen waren mit konkreten Aufgaben in das Geschehen einbezogen und konnten ihren Begabungen gemäß mitwirken. Josef, der Leiter hielt sich im Hintergrund, während seine Familie in der Anbetungsband, bei Ansagen oder anderen Aktionen in Erscheinung trat.

Wegen des Jahreswechsels war der gesamte Gottesdienst den Berichten über die jüngsten Erfahrungen mit Gott gewidmet. Es kamen sehr viele Besucher nach vorne und erzählten von Heilungen, Glaubenserfrischungen, neuen Erkenntnissen aus gerade gelesenen Büchern oder die besonderen Impulse, die sie beim heutigen Bibellesen hatten. Ein Großteil der Anwesenden zeigte damit seine intakte und stetig wachsende Beziehung zu Jesus sowie eine profunde Bibelkenntnis.

Nach dem Gottesdienst führte uns Josef Prenninger durch die neuen Räume, die ein wirklicher Segen für dieses Projekt sind. Der Keller eignet sich hervorragend für Partys, was gerne für Geburtstage oder den bevorstehenden dreißigsten Hochzeitstag des Ehepaares mit dem bekannten VW genutzt wird. Die Atmosphäre war so herzlich und die Willkommenskultur so beispielhaft, dass wir uns kaum losreißen konnten. Wir sollten unbedingt noch die Suppe und die Fischstäbchen-Brötchen kosten. Es wurde sogar ein Extratisch für uns aufgestellt.

Mehrfach wurden wir mit ehrlichem Interesse nach unserem Wohlergehen gefragt. Josef wiederholte noch einmal unsere Namen. Ich sensibilisierte ihn für den Segen, dass seine Kinder so aktiv im Glauben stehen. Dann verließen wir beeindruckt das Haus in der Stollberger Straße.

Sonntag, 27. Dezember 2015

International Gospel Center

Das International Gospel Center ist eine Gemeinde am regionalen Schnittpunkt von Lichtenberg, Hohen Schönhausen und Marzahn. Gäste werden freundlich begrüßt und äußerst umsichtig in das Geschehen einbezogen. Der Lobpreis ist auch auf der Bühne sehr lebendig und professionell. Die Gemeinde legt Wert auf das persönliche Erleben Gottes. Die Mitglieder haben weitestgehend eine Zuwanderungsgeschichte aus den ehemaligen Staaten der Sowjetunion. Gesprochen wir Russisch, Englisch und Deutsch. Bei Bedarf gibt es eine Simultanübersetzung.



Die Vorinformationen zum International Gospel Center waren sehr ambivalent. Was wir seit Heilig Abend wissen, ist die Tatsache, dass es sich in unmittelbarer Nähe der Kreuzung von Rhinstraße und Allee der Kosmonauten befindet, der Gottesdienst auch zwischen Weihnachten und Neujahr stattfindet und das Gelände sehr gepflegt aussieht. Die Informationen vom Hörensagen reichten dafür von "Wohlstandevangelium" über "Russengemeinde" bis hin zu "hilfsbereite und großzügige Leute". Wir wollten das nun selbst testen und machten uns zum nachweihnachtlichen Gottesdienst auf den Weg.

Mit der Straßenbahn M8 ist die Gemeinde hervorragend zu erreichen, auch Parkplätze gibt es sonntags genug.

Als wir die Freitreppe zum Foyer hinter uns hatten, trafen wir zuerst Werner Schmidt, der uns sehr herzlich begrüßte. Ebenso herzlich begrüßte uns eine professionell gestylte Empfangsdame und zwei jüngere Herren mit dunklen Hosen und hellem Hemd. Wir hängten unsere Jacken weg und betraten den Gottesdienstraum.

In der Mitte standen Kameras und weitere Technik. Daneben befand sich ein großer Kasten mit Kopfhörern. Eine Dame erklärte uns, dass die Predigt heute von der Bühne aus wohl nur ins Englische übersetzt werde. Das störte uns zwar nicht, aber dennoch nahmen wir die Kopfhörer entgegen. Wir setzten uns in die dritte Reihe und hatten damit einen hervorragenden Blick auf das Geschehen, ohne in der Gefahr zu stehen, ein Grußwort halten zu müssen. Neben und vor uns nahmen weitere freundliche Mittdreißiger Platz.

Der Saal füllte sich und gegen 12:00 Uhr begann ein sehr dynamischer Lobpreis - auf Russisch und Englisch. Gitarrist und Sänger tanzten über die großflächige Bühne und brachten den Saal in Stimmung. Yeah bzw. Charascho! Russisch musste man zum Mitsingen der in Deutsch und Englisch bekannten Lobpreislieder nicht unbedingt können, denn die Texte wurden sowohl kyrillisch als auch englisch und deutsch an die Wand gebeamt.

Dann trat der Pastor auf die Bühne. Er war uns mit seinem weißen Hemd und der gelben Krawatte bereits im verglasten Nebenraum aufgefallen. Eine Dame aus dem Lobpreisteam trat neben ihn und übersetzte - Deutsch! Wir brauchten die Kopfhörer also doch nicht. Der Pastor sagte wenig und rief mehrere Männer und Frauen auf die Bühne, die aus ihrem Leben und insbesondere die Begebenheiten rund um ihre Entscheidung für Jesus erzählten. Den Leuten, die fast alle aus Saporoshez zu kommen schienen, war die Freude anzumerken. Einige hüpften begeistert über die Bühne und riefen immer wieder "Halleluja"!

Nach einigen dieser Lebensberichte gab es eine kurze Predigt mit mehreren Bibelstellen. Es wurde weiterhin ins Deutsche übersetzt. Der Pastor legte sehr viel Wert auf die konfessionelle Offenheit seiner Gemeinde. "Wir lieben alle", betonte er mehrfach und zählte die Kardinäle, Priester und Würdenträger auf, die er kürzlich getroffen und nach Marzahn eingeladen habe. Demnächst sei in den Räumen des International Gospel Center eine katholische Konferenz geplant.

Nach dem Gottesdienst wurden wir wieder sehr freundlich angesprochen und zum Wiederkommen eingeladen. Wir aßen noch kurz einen Eierkuchen bei Werner Schmidt und mussten dann zu unserer nächsten Verabredung.

Donnerstag, 24. Dezember 2015

Heilig Abend bei ICF Tempelhof

ICF steht für praxisnahe Predigten und Professionalität. Das war auch am heutigen Weihnachtsabend zu erleben. Wegen der vielen Verwandten und sonstigen Gäste musste die Christvesper per Video in andere Räume übertragen werden.



Die Parkplatzsituation am Ullsteinhaus ähnelte der Situation verfügbarer Herbergen in Bethlehem zur Geburt Jesu. Wir parkten zwar nicht im Heu, aber in einer Querstraße vor einem Industriegelände.

Kleinbusse parkten ein, junge Leute und altersmäßig durchmischte Familien liefen an uns vorbei in Richtung Ullsteinhaus zu ICF Tempelhof. Wir hatten ebenfalls diesen Tipp bekommen und wollten unbedingt pünktlich dort sein wegen der guten Plätze. Für mindestens drei Leute sollten wir noch Stühle freihalten. Als wir vierzig Minuten vor Beginn eintrafen, war schon ein reges Treiben auf der ICF-Etage zu verzeichnen. Eine freundliche junge Dame reichte uns einen gut gefüllten Teller mit selbst gebackenen Plätzchen. Das erfreute auch die Kinder.

Auf der rechten Seite fanden wir einige zusammenhängende Plätze und sogar die drei Stühle für unsere Bekannten. Jacken und Taschen hatten in Ermangelung von Badehandtüchern bereits viele Stühle als besetzt markiert. Auch wir nutzen Jacken, Taschen und Körperfülle zur großzügigen Reservierung der Sitze. Überall entdeckten wir bekannte Gesichter, winkten ihnen zu oder fädelten uns zum klassischen Gruß per Händedrück aus der Sitzreihe. Relativ bald konnten wir auch die drei reservierten Plätze übergeben. Standhaft hatten wir gekämpft - oder so. Jedenfalls gab es darauf noch eine Tasse Kaffee.

Kurz vor Beginn erfolgte die Ansage, dass der Raum voll sei und man im Nachbarraum per Video am Geschehen teilnehmen könne.

Der Gottesdienst begann. Saisonaler Countdown in weihnachtlicher Stickerei-Optik, ausgeklügelte Lichttechnik und professionelle Musikdarbietungen als Solo, Quartett oder Chor. Teilweise konnte auch die Gemeinde mitsingen. Kernstück des Gottesdienstes stellte ein Poetry Slam dar. Pastor Stefan Hänsch und weitere Sprecher hatten sich weihnachtliche Pullover angezogen und sprachen ihre beeindruckenden Reime zur Weihnachtsgeschichte in Verknüpfung zur Gegenwart und wurden dabei visuell begleitet von Kindern in Schafts-, Königs-, Hirten- und Maria-Josef-Kostümen. Per Video wurde mehrfach ein Leser der biblischen Weihnachtsbegebenheiten eingeblendet.

Die Altersspanne der Gäste lag von Null bis Hundert, die Kleidung von Jeans bis Dresscode Cocktail - und alle waren am Ende zufrieden. Das muss man erstmal schaffen.

Das Programm war sehr abwechslungsreich und hielt die Gäste bis zum Schluss bei der Sache. Beim Verlassen des Hauses trafen wir weitere Bekannte und konnten noch einmal auf den nachgefüllten Plätzchenteller greifen. Sehr schön!

Sonntag, 13. Dezember 2015

FEG Pankow - Gottesdienst im Tabakspeicher

Die FEG Pankow trifft sich in einer niederschwelligen Location. Alleinstellungsmerkmal sind die Bibeln auf den Stühlen. Die Altersstruktur ist durchmischt, tendiert jedoch in das gehobene zweistellige Segment. Nach dem Gottesdienst gibt es einen Gemeinschaftsteil mit Essen und Gesprächen.



Wenn christliche Gemeinden die Einstiegshürden möglichst niedrig halten möchten, finden sie durchaus interessante Locations: das Ladengeschäft an der Ecke, den Kongressbereich eines Hotels, das Restaurant, den Kinosaal oder eben das Erdgeschoss des Tabakspeichers in Pankow.

Die FEG Pankow ist verkehrstechnisch sehr gut angebunden. Wenn nicht gerade diffus ausgeschilderte Umleitungen den Weg erschweren, ist sie sogar von Marzahn aus innerhalb von zwanzig Minuten zu erreichen.

Wieder hatten wir Apfelauflauf dabei, da ein Mitbring-Buffet angekündigt war.

Nachdem wir uns durch einige ausgelassen im Vorraum tollende Kinder gekämpft hatten, betraten wir den großzügig geschnittenen Gottesdienstraum. Er bot etwa hundert Besuchern Platz. Als Alleinstellungsmerkmal fielen sofort die Bibeln auf den Stühlen auf. Wo sonst nur Liedzettel, Ablaufpläne, Gesangsbücher oder gar nichts liegt, lagen in der FEG Pankow Bibeln - nach der Guten Nachricht in heutigem Deutsch. Das gefiel uns sehr gut!

Im Rahmen der Begrüßung stellten wir fest, dass es hier eine Schwämme von Matthiassen gibt. Ein klares Indiz für Altersstrukturen jenseits der Vierzig. Dennoch sahen wir Grundschüler, wenige Teenager, wenige junge Erwachsene und viele Besucher ab dem Alter des klassischen Matthias. Auch die Senioren machten eine gewissen Anteil aus.

Nach einem kurzen Konferenz-Bericht und den üblichen Ansagen folgte eine Anbetungszeit mit modernen Liedern, die von einem Team aus der gereiften Matthias-Epoche recht dynamisch vorgetragen wurden. Während des gesamten Gottesdienstes wechselten Andachtsvideos und Präsentationen mit schönen Landschaftsaufnahmen.

Die Predigt hielt ein Autor verschiedener Pankow-Bücher. Es war alles drin und alles richtig, nur etwas zu lang, keine wirklich neuen Impulse und die selbst formulierte Teaserfrage wurde kaum berührt. OK, ist wohl Geschmacksache und müsste bei einem Folgebesuch evaluiert werden.

Während die oben erwähnten Kinder um die Mitbringsel des Buffets kämpften, entfloh ich auf das WC und traf dort einen weiteren Matthias. Auf direkte Nachfrage stellte sich jedoch heraus, dass er Tobias hieß. Auch gut, Hauptsache "ias" auf der Endsilbe! Damit hatte ich zumindest einen längerfristigen Gesprächspartner mit ähnlichem Beruf gefunden.

Besonders umfangreich und gut sortiert war das Angebot des Büchertisches, der um eine der Säulen im Saal herumgebaut worden war.

Die FEG Pankow hat den Platz, den die nahe gelegene Paulus-Gemeinde Pankow gerne hätte. Allerdings muss der Saal nach jedem Gottesdienst wieder auf Schulmensa umgebaut werden. Das ist Stress pur. Stress übrigens, den auch Gemeinden haben, die sich im Kinosaal oder im Kongresszentrum eines Hotels treffen.

Sonntag, 22. November 2015

JKB Lichtenberg - die Zweite

Wann immer man in der Stadt über die JKB ins Gespräch kommt, gibt es drei gemeinsame Nenner: die Predigt hat Tiefgang und ist praxisrelevant, der Lobpreis ist professionell und gut, Gäste und Interessenten werden aktiv ignoriert.



Nach unserem Besuch im Oktober hatten wir uns entschieden, noch einmal zur JKB zu fahren, gezielt nach Angeboten für Kinder und Jugendliche zu schauen, die Willkommenskultur zu testen und pünktlich zu sein.

Wir waren pünktlich. Es war deutlich leerer als beim letzten Mal - zumindest im Abgleich mit unserer deutlichen Pünktlichkeit. Eine Gruppe junger Erwachsener saß im geschlossenen Kreis einer Sitzgruppe. Die Rücken nach außen gewandt. Ab und zu wurde eine Tür geöffnet, angespannt wirkende Leitungspersonen kamen kurz heraus und verschwanden sogleich wieder. Ein jüngerer Stadtmissionspfarrer mit Glatze trat in den Flur und begrüßte uns freundlich. Von den sonstigen Anwesenden schien uns Vier niemand wahrgenommen zu haben. Wir schauten uns die kreative Wand mit den Dienstbereichen und Mitarbeitern an. Es gab sogar einen Verantwortlichen für Gäste.

Während ich noch überlegte, welche der vielen Namen am besten zu lernen wären, trafen unsere Freunde aus Marzahn ein. Da niemand Notiz von uns nahm, schlenderten wir den Gang entlang und lasen uns die vier großen Plakate mit den Pro und Cons der JKB durch. Auf jedem Plakat klebte unten ein I-like-JKB-Zettel. Neben diesem Zweckoptimismus entdeckten wir viele Punkte, die wir auch aus der Vergangenheit in Gemeinde- und Leitungsstrukturen kannten.

Der Zettel, der das Schmoren im eigenen Saft thematisierte, passte am besten zu unseren bisherigen Erfahrungen mit der JKB. Bereits nach deren Gründung hatten wir einen ersten Kontaktversuch unternommen und waren - vielleicht auch wegen des Kinderwagens - jämmerlich abgeblitzt. Die Predigt und Lobpreis waren damals sehr gut, aber nach dem Gottesdienst verteilten sich alle in irgendwelche Nachbarräume und wir standen etwas deplatziert im leeren Saal.

Obwohl Altersstruktur, berufliche Gegebenheiten und weitere gesellschaftliche Parameter gepasst hätten, war uns unklar, wie der Einstieg in dieses geschlossene Gebilde funktionieren könne. Dass es nicht nur uns so ging, erfuhren wir immer wieder, wenn junge Leute aus der Jugendkirche Marzahn einen Umstieg in die JKB sondierten bzw. sogar in deren Dunstkreis einheirateten. OK, es gab dann einige Events in den JKB-Räumen in Lichtenberg, aber nie einen wirklich tiefen Kontakt. Bis heute fragen wir uns, wie in solch einer Konstellation Wachstum erfolgen kann?

In Vorbereitung des Gottesdienstes wurden am Eingang zum Saal Teelichte verteilt. Wir folgten den Vorgängern, nahmen ein Licht und stellten es neben dem Kreuz in der Mitte des Saales ab. Dann setzten wir uns. Der Saal füllte sich bis auf den letzten Platz. Der geschätzte Altersdurchschnitt lag bei Dreißig.

Es folgten professionelle Ansagen, guter Lobpreis und eine mitreißende Predigt des oben erwähnten Stadtmissions-Pfarrers. Wegen des Ewigkeitssonntages gab er uns jede Menge Tipps zur Vorbereitung auf den eigenen Tod:

1) Lerne die Zeit achten!
2) Lerne Einsamkeit aushalten!
3) Gönnt einander das Leben!
4) Habt füreinander ein gutes Wort!
5) Lerne das Verabschieden!
6) Geht niemals im Streit auseinander!
7) Schaue mindestens einmal im Jahr in die Ewigkeit!

Der Mann wirkte authentisch, stand voll im Lebensalltag und brachte die christliche Botschaft klar auf den Punkt. Sehr gut!

Nach dem Gottesdienst nötigten wir dem Jugendleiter noch ein Gespräch auf. Sein individueller Ausdruck von Begeisterung übertrug sich simultan auf unsere Kinder, so dass deren Entscheidung final berechenbar war. Nun ja, wir fragen bei Gelegenheit mal den JKB-Gründer, mit welchen Tricks man den Zugang zur JKB gewinnt.

Sonntag, 8. November 2015

Katholische Kirche "Von der Verklärung des Herrn"

Die katholische Kirche "Von der Verklärung des Herrn" ist eine von mehreren katholischen Kirchen zwischen Weißensee und Köpenick. Von hier aus startet das jährliche Martinsfest und von hier aus starteten evangelische Gemeinden ihre Aktivitäten im Plattenbaubezirk. Diese guten Beziehungen bestehen auch heute noch.



Pater Albert ist über unser Erscheinen informiert. Wir erscheinen mit der biblischen Zahl von sieben Personen. Da wir wegen der Fußnähe mal wieder sehr knapp an der Kirche eintreffen, freuen wir uns über die freigehaltenen Plätze in einer der vorderen Sitzreihen.

Aufmerksam beachten wir die Liturgie und die Bewegungen unserer Nachbarn. Es ist für uns ein ungewohntes Umfeld. Wir möchten nicht negativ auffallen. Das Entscheidende ist jedoch die gemeinsame Schnittmenge: Jesus!

Jesus ist im gesamten Gottesdienst präsent: In den Liedern, in den liturgischen Texten und in der Predigt, die Pater Albert hält. Pater Albert ist ein bescheidener Mann mit schweizerischem Akzent und einer äußerst gütigen Ausstrahlung. Die Kirche ist fast bis auf den letzten Platz besetzt. Neben uns sitzt eine asiatische Familie. Asiaten waren uns auch schon bei den Katholiken in Biesdorf aufgefallen. Mit deren Konfessionspräferenzen hatten wir uns bisher noch gar nicht beschäftigt.

Nach dem Gottesdienst führt uns Pater Albert durch den Hauptsaal der Kirche und erklärt uns sämtliche Details. Er beginnt mit der beeindruckenden Christusfigur über dem Altar, welche je nach Blickwinkel verschiedene Aussagen an den Betrachter richtet.

An der linken Seite des Raumes erklärt er uns ein ineinander verwobenes Relief mit den Kreuzweg-Stationen. Es war von einem erklärtermaßen ungläubigen Künstler geschaffen worden. Er hatte sich dem Leidensweg Jesu ohne gemeindepädagogische Vorprägung genähert und verblüffende Aussagen in die Darstellung eingearbeitet. Leider ist der Künstler inzwischen verstorben. Bleibt nur zu hoffen, dass die Beschäftigung mit dem Relief auch in seinem Leben und Denken einiges verändert hatte.

Die katholische Kirche "Von der Verklärung des Herrn" ist für ihre gute Zusammenarbeit mit den anderen Kirchen und Gemeinden in Marzahn bekannt. Vor dem Mauerfall konnten die Räume auch von der evangelischen Kirche genutzt werden. Einmal im Jahr gehen von hier die Marzahner Feierlichkeiten zum Martinstag aus.

Zum Abschluss trinken wir noch einen Kaffee und Pater Albert schenkt uns einen Kalender für 2016. Herzlichen Dank!