Die IVCG ist eine internationale Vereinigung christlicher Geschäftsleute und Führungskräfte, die in unregelmäßigen Abständen Vortragsveranstaltungen für Christen und deren geschäftliche Kontakte anbietet. Da es keine Mitgliedschaft gibt, ist die Teilnahme für alle Angehörigen der genannten Zielgruppe offen.
Die IVCG Internationale Vereinigung Christlicher Geschäftsleute und Führungskräfte war uns schon länger bekannt. Deren Sympathisanten fielen dadurch auf, dass sie mit Dresscode Business im Gottesdienst erschienen und die sportliche Gattin direkt vor der Gemeindetür in den dunklen Dienstwagen einsteigen lassen mussten. Heute fuhren wir selbst mit einem Fahrzeug aus Dingolfing in die Tiefgarage des Ludwig-Erhard-Hauses. Das Ludwig-Erhard-Haus beherbergt insbesondere die IHK Berlin und den VBKI Verein Berliner Kaufleute und Industrieller. Das Verkehren im VBKI gehört in Berlin zum guten Ton, so dass uns schon allein der Ort des heutigen IVCG-Impulses anlockte.
Lebe deinen Traum in Blaibach
Der Impulsvortrag sollte das Thema "Lebe Deinen Traum!" behandeln, was zum typischen Repertoire eines Business-Redners gehört. Als Referent war Johannes Grassl aus Blaibach angekündigt, der seine Salzbrezeln als Berater für Führungspersonen verdient. Im Gegensatz zu sonstigen VBKI-Veranstaltungen kannten wir außer Heinz und Käthe niemanden. Übrigens zeichnete Käthe für das Catering verantwortlich, das jedoch erst nach dem Vortrag zur vollen Geltung kommen sollte. Getränke und Brezeln gab es bereits vorab.
Nach einer kurzen Einleitung, bei der wir erfuhren, dass es bei der IVCG keine Mitgliedschaft gebe und in Blaibach nur etwa 2.000 Menschen leben, begann der Vortrag. Johannes Grassl schilderte die Etappen seiner Lebensgeschichte und stellte seine Frau inklusive der partnerschaftlichen Entscheidungsphase vor. Wenn wir die Datumsangaben richtig verknüpft hatten, musste der Referent um die vierzig sein, was auch in etwa der Teilnehmerzahl entsprach.
Diagramm, Treppe und Strichmännchen
Anhand eines Diagramms stellte er die Frage, in welchem der vier Bereiche zwischen Potenzial und Position man sich befinde. Viel Potenzial aber kaum Position habe der "Träumer". Viel Position aber wenig Potenzial habe der Mensch, der gelebt wird. Wenig Potenzial bei wenig Position bedeute "Tod" und viel Potenzial bei hoher Position bedeute diametral dazu "Leben".
Wie kommt man dort hin, zum Leben?
Es beginne mit einem leeren Blatt Papier und einem Glas guten Weines - vermutlich meinte er trockenen Rotwein. Wenn dann der Lebenstraum formuliert sei, gehe es mit dem ersten Schritt in Richtung Lebenstraum los. Grafisch verdeutlichte Johannes Grassl das auf dem Flipchart mit einer Treppe. Ein Strichmännchen erklomm dort Stufe für Stufe, kam dem Traum immer näher, änderte dabei kontinuierlich den Blickwinkel und erweiterte damit seinen Horizont. Offene Türen, geschlossene Türen und die Entschlossenheit, auch mal ganz neue Wege zu gehen, führen weiter ins Diagrammquadrat "Leben".
Hören, testen und zur Gewohnheit werden lassen
Das konnte ich so bestätigen, zumal damit eine vor elf Jahren bei einem Finanzdienstleister-Vortrag gehörte Weisheit heute noch einmal in Erinnerung gebracht wurde. Solche Seminare sind nur dann nützlich, wenn man deren Prinzipien sofort anwendet und in ein regelmäßiges Handlungsschema übergehen lässt, so die Erfahrungen überzeugend sind.
Der Referent stellte mehrere interessante Bücher vor und warf provozierende Fragen in den Raum. Fragen, die man sich bei Wein und leerem Blatt Papier selbst stellen solle:
- Ist mein Leben schön?
- Was würde ich tun, wenn ich könnte?
- Bin ich mit dem aktuellen Zustand zufrieden?
- Was ist das Wichtigste in meinem Leben?
Zu letzterer Frage erwähnte er die nach Worten ringenden Zuhörer, falls er ihnen während eines Seminars spontan das Mikrofon unter die Nase halte.
Was bleibt?
"Wer ist noch da, wenn ich nichts mehr leisten kann", leitete zum Kern des sehnlichsten menschlichen Bedürfnisses über: Beziehungen! Als die letzten Nachrichten aus den einstürzenden Türmen des World Trade Centers auf die Anrufbeantworter gesprochen wurden, waren deren Inhalte nicht mehr vom Tagesgeschäft geprägt, sondern enthielten in der Mehrzahl die Botschaft: "I love You". Die Beziehung zwischen Gott und Mensch war bereits in den ersten Kapiteln der Bibel zerstört worden. Jesus hatte den Weg zu einem Neubeginn dieser Beziehung ermöglicht. Johannes Grassl verband während des Vortrages regelmäßig die bekannten Business-Weisheiten mit biblischen Wahrheiten, so dass Christen und Nichtchristen gleichermaßen gut folgen und die Prinzipien verinnerlichen konnten.
Nach dem Vortrag war Gelegenheit zum Networking. Käthes Catering sättigte die Anwesenden deutlich vielseitiger als das Süppchen beim Mittagsformat des VBKI-Unternehmertreffens. Der Referent nahm sich Zeit für die Gäste, ging von Stehtisch zu Stehtisch, hörte zu und stellte weitere Fragen.