Montag, 15. August 2016

13 Monate Church Checker und eine neue Domain

Seit der Reanimation dieses Blogs ab Juli 2015 ist die Leserschaft stetig gewachsen und die Schilderungen als wertvolles externes Feedback angenommen worden. Wer auf der Suche nach einer passenden Gemeinde ist, kann zunächst in den Berichten stöbern und sich dann gezielt ein eigenes Bild vor Ort machen. Die auf der rechten Seite dargestellten Themen und Empfehlungen lassen bereits eine Vorauswahl zu.



Seit dreizehn Monaten sind wir nun in der bunten christlichen Szene Berlins unterwegs. Reisen und Ausflüge hatten wir zudem mit dem Besuch verschiedener Gottesdienste in Hessen, NRW oder Brandenburg verbunden. Das Auswahlverfahren war so divergent wie die besuchten Gottesdienste selbst. Einmal ging es um die Uhrzeit, einmal um historische Ambitionen, mehrfach um die regionale Nähe, um den internationalen Ruf, um neue Gottesdienstformen, um eine große Jugendgruppe, um ein Allianz-Event und vieles mehr. Wir lernten interessante Gemeindegründer oder Verantwortungsträger kennen, zu deren Besuch wir uns innerhalb weniger Stunden entschieden.

Die Agenda ist sehr lang. Leute aus bisher unbekannten Gemeinden sprechen uns an und laden uns ein. Pastoren und Gemeindeleiter freuen sich über das externe Feedback. Erstaunt sind wir immer wieder, wer zur Leserschaft dieses Blogs gehört. Geschwister, die wir noch nie bewusst wahrgenommen oder persönlich getroffen hatten, zitieren im Gespräch Textpassagen oder Redewendungen aus den Artikeln. Besondere Aufmerksamkeit scheint der Beitrag über Church Hopper und Homebase erregt zu haben.

In einer Baptistengemeinde sprach uns ein junger Mann an, der den Hinweis auf den Blog durch eine Seniorin aus einer anderen EFG erhalten hatte. Meine Frau sagte mir dazu, dass ältere Internetnutzer nicht wüssten, mit wie vielen "CH" der Church Checker geschrieben werde. Spontan antwortete ich "Zwei", hatte dabei aber das CH auf der Ultima im Wort "Church" übersehen. Church Checker enthält also insgesamt drei "CH" und ein "CK".

Während ich so die möglichen Schreibweisen von Church Checker in Gedanken durchlaufen ließ und dabei auf Umlautvarianten wie "Tschörtsch-Tschecker" kam, schaute ich auch mal in der bekannten Suchmaschine nach, was diese bei Eingabe von church checker antwortet. Dieser Blog hatte sich bereits mit mehreren Einträgen an der Poleposition etabliert. Gefolgt wurden die Suchergebnisse von einem Church Checker mit Bewertungssystem aus dem schönen Philadelphia an der Ostküste der USA. Wir liegen hier also voll im internationalen Trend.

Bei dieser Gelegenheit checkte ich die Verfügbarkeit der Domains church-checker.de mit und ohne Bindestrich und meldete diese sofort an. Beide Varianten waren noch frei. Wenn also jemand auf einen Link zu diesem Blog klickt, wird im Domainteil nicht mehr das damals beworbene "marzahn-kirche" als Subdomain von Blogspot gezeigt, sondern "church-checker" als vollwertige Second-Level-Domain. Bei Blogspot lässt sich das recht elegant und schnell einstellen und im eigenen DNS sind lediglich zwei CNAME-Records zu ergänzen. DNS ist in diesem Falle nicht mit der DNA zu verwechseln, wie sie zum Beispiel im Mülheimer Verband zur Definition des einheitlichen geistlichen Grundprofils genutzt wird.

In den letzten Wochen wurden auch der Navigationsbereich mit "Themen" und "Empfehlungen" überarbeitet und optimiert. Wer beispielsweise gerne einmal Freunde oder Kollegen an christliche Themen heranführen möchte, findet unter Freunde eine Auflistung von Gemeinden und Formaten, die einen niederschwelligen und professionellen Zugang ermöglichen. Auch Buchempfehlungen sind dabei sowie Hinweise auf Lobpreis, Willkommenskultur und Predigt.

Wer nach dem Lesen eines Artikels sofort losfahren möchte, kann unterhalb des Textes auf die Adressinformation klicken und wird dann zur Standortbestimmung bei Google-Maps geleitet. Einige Navis lassen sich von dort aus auch gleich mit den Zielkoordinaten versorgen.

Sonntag, 14. August 2016

Kirche am Südstern

Die Kirche am Südstern ist ein markantes Wahrzeichen christlicher Präsenz im Stadtbild Berlins. Die Sprüche zwischen den Doppeltürmen sind weithin sichtbar und auch das Leben in der Kirche ist vom Engagement für den Aufbau von Beziehungen zu Jesus geprägt.



Der letzte Besuch in der Kirche am Südstern muss wohl schon über zwanzig Jahre zurück liegen. Damals fand ein Gottesdienst mit Peter Dippl statt und ich erlebte eines der markantesten Abendmahle. Im akustisch ausgereiften Kirchenschiff wurden dünne Brotfladen, auch Mazzot genannt, verteilt und eine Analogie zwischen den Löchern und Brandmalen des ungesäuerten Brotes zum Leiden Jesu hergestellt. Anschließend wurden die Gottesdienstbesucher zum Essen der hellbeigen Brotstücke aufgefordert. Ein lautes vielstimmiges Knacken hallte durch den Saal und verstärkte die Wirkung der Erinnerung an das, was Jesus vor 2000 Jahren für uns getan hatte.

Heute klang Klaviermusik durch den Saal, als wir zwanzig Minuten vor Gottesdienstbeginn die Kirche betraten. Gegen den Druck der Familie konnte ich die Sitzreihe gerade noch von zehn auf neun verlegen. Dann nahmen wir auf den grünen Polsterstühlen Platz und waren gespannt auf das, was folgen werde. Bereits am Eingang waren wir freundlich begrüßt worden und auch jetzt kamen regelmäßig Leute aus der Gemeinde auf uns zu und schüttelten uns die Hand. "Seid ihr auf der Durchreise" oder "Oh, junge Leute", interessierte man sich für die Gäste.

Auf der rechten Seite des Altarbereiches hatte die Lobpreisband inklusive Schlagzeug ihren festen Platz. Davor stand ein Flügel und darüber hing die Leinwand für die Liedtexte. Der Gottesdienst begann mit einem alten Kirchenlied, das mit aktuellen Instrumenten begleitet wurde. Es folgten Ansagen, durch die wir erfuhren, dass es demnächst eine Gemeindefreizeit und den zweiten Taufgottesdienst in diesem Jahr geben werde. Die Kollekte wurde durch Maria am Klavier mit "What a Wonderful World" begleitet. "Und wer jetzt nichts geben kann, Herr, mache ihn bald zu einem fröhlichen Geber", war ein bisher noch nicht gehörter, aber durchaus sinnvoller Satz in einem Gebet für die Kollekte.

Und dann gab es noch den offiziellen Begrüßungsteil. Ein "Nein" trat über meine Lippen, als die Gemeinde aufgefordert wurde, den jeweiligen Nachbarn zu begrüßen. Allerdings nahm das hier im Südstern afrikanische Verhältnisse an. Die etwa siebzig Gottesdienstbesucher liefen quer durch den Saal und begrüßten sich wechselseitig und auch uns. Wären die weiteren 89% der Stühle im Mittelschiff besetzt gewesen, hätte sich dieser liturgische Teil wahrscheinlich nur auf die unmittelbare Umgebung konzentriert.

In der Predigt ging es um Römer 8 Vers 28 und dass uns trotz Hagel und Unwetter alle Dinge zum Besten dienen. Eberhard Sachse hatte bei den Überschwemmungen Ende Juli drei Pumpen bemühen müssen und dennoch einen feuchten Keller bekommen. Er schlug dann eine Brücke zu 1. Samuel 17, wo sich David auf den Kampf mit Goliath vorbereitet. David war dem Palästinenser körperlich und in der Ausrüstung unterlegen, wusste aber um die Größe und Möglichkeiten Gottes. Besonders interessant fand ich die Stelle mit Davids Schilderungen zum Erlegen von Löwen und Bären in Vers 35, wenn diese ein Schaf von seiner Herde wegtragen wollten. David hatte den Instinkt eines Hirten und war damit genau der richtige Leiter für das Volk Israel. Mit Gott ist also alles möglich, egal wie verfahren die Situation aussieht und egal wie groß die Blessuren sind. Gott holt das Optimum heraus.

Nach einem weiteren Lobpreislied und dem Segen gab es auf der Empore noch Gelegenheit für Kaffee und Gespräche. Da wir uns jedoch bereits auf den avisierten Italiener freuten, bedankten wir uns und verließen die liebevoll gepflegte Kirche. Bei Pizza und Lachsfilet tauschten wir uns am Marheinekeplatz über den Gottesdienst aus.

Sonntag, 7. August 2016

ICF Berlin am Gasometer Schöneberg

ICF Tempelhof ist inzwischen zum Gasometer Schöneberg umgezogen. Der für Gäste ohne christlichen Hintergrund gut geeignete Gottesdienst ist jedoch ebenso professionell und ansprechend wie vorher.



Nach der Rückkehr aus dem Urlaub fiel die Entscheidung für ICF Tempelhof alias ICF Berlin sehr kurzfristig. Strahlender Sonnenschein, coole Location und ausreichend Parkplätze auf dem Gasometer-Gelände Schöneberg waren eine gute Einstimmung auf den um halb elf beginnenden Gottesdienst. Flankiert wurde das durch einen Kaffee, eine freundliche Begrüßung im Vorraum und das Countdown-Video.

Die offizielle Begrüßung widmete sich insbesondere den im Sommer hereinschnuppernden Gästen. Die Ansprechpartner für Wissenswertes und Kleingruppen wurden vorgestellt. Es folgte ein kurzer musikalischer Teil mit Kollekte und dann begann auch schon die Predigt.

"Ultraleicht" war das Thema, das Stefan Hänsch heute vortrug. Schwer bepackt mit einer braunen Umhängetasche trat er auf die Bühne und las die altbekannte Stelle aus Matthäus 11, 28-30: "Kommt her zu mir alle...". Anhand von zwei gut geschnittenen Gleitflugvideos, wie man sie von McFit kennt, zeigte er die Stationen von Anstrengung, Last, Gegenwind und Auftrieb. Loslassen und Neues wagen, sich mit Jesus in ein Joch einspannen, um sich von ihm führen zu lassen, wurde aus dem Text herausgeholt. "Yes! But how", hatte Saddleback-Gründer Rick Warren einmal in den Raum gestellt. Deshalb ergänzte Stefan Hänsch die Predigt mit Galater 6 und zeigt drei Punkte zur Entlastung auf:

  • Entwickle deine Persönlichkeit
  • Lebe wertvolle Beziehungen
  • Verbringe regelmäßig Zeit mit Gott (Bibel, Gebet)

Zu jedem der Punkte holte er ein Gewicht aus der braunen Tasche. Die Beziehung zu Gott hatte mit fünf Kilo das größte symbolische Gewicht.

Anschließend wurde die Lobpreiszeit eingeleitet. Parallel erlebten wir ein liturgisches Novum: Abendmahl per Selbstbedienung. Anhand der finalen Ansagen erfuhren wir, dass noch Auf- und Abbauhelfer gesucht werden und ICF weiterhin nach einer größeren Location Ausschau halte, wo der Bedarf an Roadies möglichst entfalle.

Nach dem Gottesdienst gab es diverse Wiedersehen und Gespräche bei Kaffee und Brezeln. Alte und neue SOLA-Connections wurden gepflegt und die virale Reichweite dieses Blogs erfreut zur Kenntnis genommen.

Schöneberg animierte uns zur Suche des obligatorischen Inders. OK, es gab dort indische, nepalesische und tibetische Speisen, was geschmacklich nicht wirklich den Unterschied machte. Unterschiedlich waren jedoch die Berichte der sieben Leute am Tisch über die letzten Wochen urlaubsbedingter Alleingänge. Das reichte von Jerusalem über süddeutsche Pietisten bis hin zu unseren Erlebnissen im rheinischen Bibelbelt.

Donnerstag, 4. August 2016

Kirche Ihmert / Bredenbruch und das Blitzerfoto

Glaubensgrundsätze von Sünde und Buße sind auf dem Weg von Iserlohn nach Ihmert praktisch erlebbar. Dort steht ein evangelisch-lutherisches Gemeindehaus mit eigener Verkehrsüberwachung.



Versonnen blickte ich auf die großen roten Zahlen am linken Straßenrand: "Ein Euro drei für den Liter Diesel". Der Tank war noch etwa halb voll. Plötzlich riss mich die Stimme meiner Frau aus dem Wachtraum: "Blitzeeeeer". Vollbremsung. Das Display zeigte 52 km/h. Puh, das war knapp.

Der attraktive Literpreis hatte mich so abgelenkt, dass ich das kleine graugrüne Kästchen mit den zwei runden Fenstern nicht bemerkt hatte. Der Blitzer stand rechts auf einem Metallgestell direkt neben dem Eingang zum Gemeindezentrum der evangelisch-lutherischen Gemeinde von Ihmert / Bredenbruch. Im Gebäudekomplex ist eine Kita untergebracht, die die Installation des Kastens durchaus rechtfertigt.

Von diesem Moment an strahlte die Kirche in Bredenbruch eine gewisse Ehrfurcht aus. Fuhren wir doch drei Wochen lang ständig an ihr vorbei, wenn wir zwischen Gut Holmecke und Iserlohn unterwegs waren. Eines Tages hielten wir dort sogar an, um nach den Gottesdienstzeiten zu schauen. Wegen der Ferien waren diese jedoch recht dünn besetzt und auf andere Kirchen verlegt worden. Im Schaukasten hing eine Kinderzeichnung mit dem Titel "Biene". Was sollte uns das sagen?

Dieses ungewohnte Zusammenspiel von Blitzer und Kirche war sehr interessant. Gerade bei lutherischen Gemeinden spielen ja Sünde und Buße eine große Rolle. In Bredenbruch wird dieses Prinzip auch für Touristen und regionale Autofahrer zur Realität:

Der Verkehrssünder rollt beispielsweise mit 70 km/h durch das kurvenreiche Tal. Neben ihm plätschert der Ihmerter Bach. Ein genussvoller Blick schweift über den Mischwald. Er begutachtet gleichzeitig die jeweilige Ertragskraft der unzähligen Drahtfabriken am Wegesrand. Aus den Lautsprechern klingt radio NRW und dann plötzlich: Blitz!

Evangelisch-lutherische Gemeinde Ihmert / Bredenbruch
Blitzerkirche von Ihmert / Bredenbruch - Fahren am Limit
Der Sünder hinter dem Steuer weiß augenblicklich, dass das Folgen haben wird. Ist das hier innerorts? Gibt es einen Toleranzabzug? Geht mein Tacho richtig? Zwanzig km/h sind eine Schwelle, die das Blut in den Adern erstarren lassen. Wird es ein Fahrverbot geben? Wie lange wird das Fahrverbot dauern? Kostet es 75 Euro oder gar 250? An der Pforte zum Gemeindezentrum ist der Wagen bereits auf 65 heruntergebremst und mit einem laut schlagenden Herzen geht die Fahrt weiter.

Ist die Sünde offenbart und per Foto dokumentiert, verliert die romantische Umgebung ihren Reiz. Wie komme ich da wieder raus? Gibt es Milderung? Kann ich so tun, als sei meine Frau gefahren? Ist der Fahrer überhaupt ermittelbar?

Widersprüche verteuern die Sache erfahrungsgemäß nur unnötig. Die Fotos sind normalerweise eindeutig. Das beste ist: Ich stehe dazu!

So ähnlich muss sich auch David in Psalm 32, 1-5 gefühlt haben. Die Sünde, eine Distanzierung gegenüber Gott, war geschehen und nun galt es, die Verantwortung dafür zu übernehmen. Als er "es verschweigen wollte", wurde der innere Druck immer schlimmer. Im Vergleich zur Abfolge seines übereilten Handelns bezüglich Bathseba aus 2. Samuel 11 fällt auf, dass ungestoppte Sünde weitere Sünden nach sich zieht und irgendwann im kompletten Chaos endet. Ähnlich ist es auch mit mühsam gepflegten Lügengebäuden. Irgendwann sind die Differenzen zwischen Wort und Tat, Hülle und Innenleben so offensichtlich, dass das Kartenhaus in sich zusammenfällt.

Deshalb sind Foto und Bußgeldbescheid so wichtig. Fehlverhalten wird erkannt und Verantwortung dafür eingefordert. Lässt sich der Rüpel auf die Übernahme der Verantwortung ein, wird er beim nächsten Mal besser handeln. Der Erziehungseffekt bewirkt eine nachhaltige Selbstoptimierung.

Seltsam, warum kann ich mich nur so gut in diesen Verkehrssünder aus Bredenbruch hinein versetzen? Auf der Fahrt durch das benachbarte Hagen wurde ich mit 67 km/h auf einer 50er Strecke geblitzt. Verwarnungsgeld 35 Euro an die Stadtkasse.

Inzwischen fahre ich fast nur noch mit dem Fahrerlebnisschalter LIMIT, der mein Auto zwangsweise auf 30, 50 oder 60 abriegelt, egal wieviel Gas ich gebe. Das ist nachhaltige Selbstoptimierung. Interessanterweise kommt man auch mit diesen Geschwindigkeiten ans Ziel.

Samstag, 30. Juli 2016

FCJG Lüdenscheid

Die FCJG Lüdenscheid lässt sich am besten mit den Begriffen Charisma und Weltmission charakterisieren. Ihre Gottesdienste finden samstags statt und laufen unter dem Korintherbrief-Motto "Wenn ihr zusammenkommt, so hat ein jeder etwas...".



"Uups, sind wir zu alt", rutschte mir spontan heraus, als wir von drei jungen Damen herzlich am Eingang der FCJG Lüdenscheid begrüßt wurden.

Das Haus Wiedenhof befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft des übersichtlichen Bahnhofs von Lüdenscheid. Die Freie christliche Jugendgemeinschaft (FCJG) in Lüdenscheid verbindet den Ruf von Charisma und Weltmission. FCJG-Präsident Walter Heidenreich ist über die Grenzen des Sauerlandes hinweg bekannt und eine befreundete Missionarin in Kambodscha wurde in Lüdenscheid maßgeblich auf ihren Dienst vorbereitet.

Heute wollten wir uns selbst ein Bild von dieser berühmten Gemeinde verschaffen.

OK, wir waren nicht zu alt. Die etwa einhundertfünfzig Besucher des Abendgottesdienstes waren zwischen zwanzig und fünfzig Jahre alt. Darüber hinaus sahen wir etwa zwei Kinder und eine ältere Dame mit amerikanischer Optik. Letztere wurde im Rahmen der Begrüßung als Huldah aus Kalkutta vorgestellt.

Nach dem recht kurzen Begrüßungs- und Ansagenteil ging es in eine Doxologie über, die an den Lobpreis in der Offenbarung erinnerte. Eines der beiden Lieder, die in der ersten Stunde gesungen wurden, sprach den Reiter auf dem weißen Pferd aus Offenbarung 19 ab Vers 11 an. Viele der Anwesenden flankierten den Gesang mit Melodien und Texten, die ihnen ad hoc eingegeben wurden.

Dann trat Huldah Buntain ans Pult. Die 90-jährige Kanadierin blickt auf über sechzig Jahre harter aber gesegneter Arbeit in Kalkutta zurück. Durch den frühen Tod ihres visionären Mannes war ihre besondere Organisationsbegabung gefordert, wodurch inzwischen viele Schulen, Krankenhäuser und Gemeinden in Indien entstanden sind. Huldah rollte ihre kraftvolle Stimme aus und zog die Zuhörer in der nächsten Stunde in den Bann ihrer persönlichen Gotteserfahrungen. Das Fazit war, dass Gott das Wort "impossible" (unmöglich) mag, um seine unbegrenzten Fähigkeiten zu demonstrieren. Die Seniorin machte deutlich, dass sie bis zum letzten Atemzug darauf achten werde, was Gott gerade tue und wo sie sich einklinken könne.

Dieser Bericht ermutigte uns sehr und bestärkte uns in der Bereitschaft, nach den konkreten nächsten Schritten zu fragen. Diese Frage muss wohl allgemein im Raum gestanden haben, da anschließend eine längere Gebetszeit eingeleitet wurde, wo sich die Besucher ganz neu für Gott zur Verfügung stellen konnten. Obwohl es bereits nach 22:00 Uhr war, wollte unser Sohn noch bleiben. Die Leute in der Mitte zeigten körperliche Reaktion wie Zittern, Lachen oder Umfallen. Kissen wurden herbeigetragen und die Zeit mit Musik untermalt.

Gegen 23:00 Uhr verließen wir die FCJG und fuhren durch das nächtliche Sauerland zurück nach Iserlohn. Unterwegs tauschten wir unsere Eindrücke aus. Für jeden von uns war etwas dabei gewesen. Das war der Umkehrschluss des FCJG-Slogans aus 1. Korinther 14 Vers 26 : "Wenn ihr zusammenkommt, hat jeder etwas zur Erbauung der Gemeinde".

Sonntag, 24. Juli 2016

EFG Wiedenest

Wiedenest liegt in der Nähe von Köln und ist bekannt für gute christliche Musik und seine Bibelschule. Auch in den Ferien ist der Gottesdienst der EFG Wiedenest gut besucht.



"Hier ist ja nichtig was los", raunte mir mein Sohn zu, als die umfangreichen Ansagen für die nächste Ferienwoche vorgetragen wurden. Es waren so viele Dinge, dass selbst die Kollekte während dieser Zeit eingesammelt wurde.

Wiedenest ist, wie der Name erahnen lässt, ein kleiner Ort im romantischen Ebbegebirge und liegt 60 km südlich von Dortmund und etwa 30 km östlich von Köln nahe des Kreuzes Olpe/Süd, wo sich A4 und A45 begegnen. Die Anfahrt ist wegen der vielen Kurven insbesondere für Motorradfahrer reizvoll. Parkplätze für Motorräder und Autos stehen reichlich zur Verfügung.

Das helle und freundliche Haus der EFG Wiedenest ist in den Räumen, Treppenhäusern und Fluren mit Piktogrammen dekoriert, zu denen man sich den passenden Bibelvers eingeprägen kann. Die Piktogramme sind teilweise so witzig, dass das VerseIernen einfach Spaß macht.

EFG Wiedenest Baptisten Forum Wiedenest
Bibelverse in der EFG Wiedenest
Beim Betreten des Saales wurden wir freundlich begrüßt. Wir stellten uns gegenseitig vor und erhielten ein Begleitblatt zum Gottesdienst. Der Saal bot Platz für etwa 250 Besucher. Trotz der Ferienzeit waren über zweihundert Leute gekommen. Die aus vier jungen Musikern bestehende Lobpreisband war gut abgemischt. Gut gemischt war auch die Altersstruktur der Gemeinde.

Der Gottesdienst begann mit einer Schweigeminute und Gebet für die Opfer des Amoklaufs in München. Dann folgten gemeinsame Lieder und die eingangs erwähnten Ansagen. Beim Kinderlied kam ich ins Schunkeln. Mein Sohn stieß mich an. Die ältere Dame neben ihm lächelte.

Die EFG Wiedenest beschäftigt sich in der Ferienzeit mit der Themenreihe "Beispiels-Weise" und berichtet über Menschen der Bibel, die im Laufe ihres Lebens deutlich an Weisheit zugenommen hatten. Dem gelben Begleitzettel war zu entnehmen, dass die sechs Themen von sechs verschiedenen Referenten vorgetragen werden.

Die heutige Predigt hielt Bernd Brockhaus. Mit seiner bemerkenswerten Radiostimme rezitierte er zwei Texte aus den Samuelbüchern, deren Zusammenhang wohl selten in einer Predigt behandelt wird. David bekommt darin die Ankündigung der Konsequenzen für seine Bathseba-Entgleisung und erlebt diese schließlich im zweiten Text im Rahmen der Machtergreifung seines Sohnes Absalom. Bernd Brockhaus entfaltete Davids menschliches Machtpotenzial, die persönliche Beziehung zu Gott, die Übernahme der Verantwortung für sein Handeln, die unkonventionelle Hilfe Gottes in dieser Situation und den damit verbundenen Weisheitsgewinn Davids. Die bekannten Regale mit Brockhaus-Lexika lassen auf die Länge der Predigt schließen. Trotz des interessanten Inhaltes übten sich einige Wiedenester in der Stabilisierung ihrer Konzentrationskraft.

Nach dem Segen verteilten sich die Gottesdienstbesucher im Gebäude. Wir schlenderten durch das Untergeschoss, erfreuten uns an den Piktogrammen, schauten in die vielen einladenden Kinderräume und mischten uns unter die Wiedernester, die bei Kaffee, Tee und Wasser ins Gespräch kamen. Dann verließen wir das Haus und freuten uns, dass das Auto nicht zugeparkt war. Die Rückfahrt durch das malerische Ebbegebirge konnte beginnen.

Montag, 18. Juli 2016

Bibelgarten Weltersbach

Zwischen Wuppertal und Köln liegt Weltersbach. Im Tal befindet sich ein neu angelegter Bibelgarten, der einen Bezug zwischen biblischen Begebenheiten und den entsprechenden Pflanzen herstellt.



Wer zwischen Wuppertal und Köln unterwegs ist, sollte einen Abstecher nach Weltersbach einplanen. In liebevoller Detailarbeit wurde dort im letzten Jahr ein Bibelgarten angelegt.

Dem Besucher stehen reichlich Parkplätze im Tal zur Verfügung.

Mit Psalm 23 Vers 5 wird der Gast zum Betreten des Gartens animiert. "Du bereitest mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde", veranschaulicht ein überdimensionierter Tisch mit Kuchen und zwei Stühlen. GIeich daneben ist eine Hirtenszene aufgebaut, die den ersten Teil des Psalms darstellt.

Bibelgarten Weltersbach
Bibelgarten Weltersbach - Blumen und Sitzgelegenheiten
Der befestigte Weg führt am Weltersbach entlang und bietet immer wieder Sitzgelegenheiten für ältere Spaziergänger. Lilien, Maulbeerbäume, Rosen und Schilf kennzeichnen die einzelnen Stationen biblischer Begebenheiten. Im Schilf liegt ein Korb in dem Mose ausgesetzt worden sein könnte. Neben dem Maulbeerbaum steht ein Schild, auf dem die Geschichte von Zachäus erzählt wird. Ein Joch ist zu sehen und erinnert an die vielen Bibelstellen, in denen es um die verschiedenen Arten des Jochs geht.

Bibelgarten Weltersbach
Bibelgarten Weltersbach - Nachbildung des Gartengrabes
Das Leben von Jesus wird ebenfalls anhand mehrerer Pflanzen und Bauwerke erzählt: Geburt, Wirken, Tod und Auferstehung.

Am Ende des Weges geht es um die Offenbarung und die Schöpfung. Beim Rückweg entdeckt der geneigte Besucher weitere floristische Parallelen zur Bibel.

Bibelgarten Weltersbach
Bibelgarten Weltersbach - Mose im Schilf
Wer durch den überdimensionierten Tisch aus Psalm 23 Appetit auf Kaffee und Kuchen bekommen hat, kann diesen Bedarf im benachbarten Café stillen. Dort gibt es zwar auch Nudeln oder Pizza, diese müssen jedoch einige Tage vorher bestellt werden.

Sonntag, 17. Juli 2016

Weltersbach - Baptistae ante portas

In Weltersbach genießen viele Baptisten ihren Lebensabend. Je nach Bedarf werden Senioren vom betreuten Wohnen bis zur stationären Behandlung versorgt. Wir besuchten den Gottesdienst der EFG und den Bibelgarten.



Irgendwo zwischen Wuppertal und Köln liegt der kleine Ort Weltersbach. Meine Eltern sprachen immer mal wieder von einem Lebensabend in Weltersbach. Eine Großtante lebt dort im betreuten Wohnen. Ein Ehepaar aus meiner damaligen Baptistengemeinde ist kürzlich nach Weltersbach gezogen.

Der Gottesdienst begann um 9:30 Uhr und wurde direkt auf die Fernsehgeräte gesundheitlich eingeschränkter Weltersbacher übertragen. Im Saal hatten über einhundert Personen Platz genommen. Diese blickten auf eine breite Bühne mit Kreuz, Kanzel, Liedertafel und einen kunstvoll gestalteten Durchbruch mit schmaler Pforte. Die zu 90% ergrauten Häupter waren auf diesen Durchbruch gerichtet. Langgediente Baptisten erwarten hier in den nächsten ein bis dreißig Jahren ihren Übergang in die Ewigkeit.

EFG Weltersbach Pilgerheim Weltersbach
Gottesdienstsaal der Baptistengemeinde im Pilgerheim Weltersbach
Vor der Pforte spielten sich einige Teile der Liturgie ab, wie beispielsweise der Chorgesang.

Die üblichen Elemente wie Grüße und Kollekte waren auch dabei, nur dass die Geldsammlung untypischerweise mit Klavier begleitet wurde. Die Predigt hielt die Pastorin der benachbarten Landeskirche. Am Ende wurden einige Senioren nach Abstimmung der Gemeindeversammlung in den Kreis der EFG Weltersbach aufgenommen. Ende Juli wird es auch mehrere Taufen geben.

Bis zum Lebensende können die Bewohner des Pilgerheimes Weltersbach Gemeinschaft mit anderen christlichen Senioren praktizieren, Sportkurse besuchen, im Chor singen, die Saaltechnik bedienen, gemeinsame Fahrten unternehmen und sich entsprechend ihres Bedarfs betreuen lassen. Gebet ist ein wichtiges Element ihres aktiven Dienstes.

Für Gäste stehen ein Freizeitheim, ein Café und der kürzlich angelegte Bibelgarten zur Verfügung.

Sonntag, 10. Juli 2016

Baptisten und Methodisten in Oberschöneweide

In Oberschöneweide liegen die Grundstücke der Baptisten und Methodisten direkt nebeneinander. Es gibt keinen Zaun, so dass gemeinsame Gartenfeste auf großer Fläche möglich sind. In den Ferien werden wechselseitig gemeinsame Gottesdienste gefeiert.



"Kennen Sie ein sächsisches Klebemittel", fragte ich Markus, den ich noch aus meiner Jugendzeit bei den Baptisten in Oberschöneweide kannte. Breites Grinsen über den Insider von Otto Waalkes. Er geht inzwischen in die EFG Steglitz, also Markus und seine Familie nicht Otto. Einige O'weider erkannte ich nicht sofort wieder. Andere hatten sich kaum verändert. Einige Namen fielen mir nicht mehr ein. Zu lange liegt der Wechsel in die Lukas-Gemeinde zurück.

Beim heutigen gemeinsamen Sommerfest der Friedenskirche und der EFG Deulstraße fiel das harmonische Miteinander der Angehörigen beider Gemeinden auf. In beiden Gebäuden fühlte man sich zu Hause. Die Küchen wurden wechselseitig genutzt. Stühle, Bänke und Schirme wurden getauscht. Am Grill und am Kuchenbuffet standen Mitarbeiter aus beiden Gemeinden und Senioren erzählten von gemeinsamen Geburtstagsfeiern.

Der Garten mit seiner üppigen Bepflanzung bot interessante Sichtachsen zu den einzelnen Stationen des Sommerfestes. Schatten spendende Bäume mit Bänken darunter und größere Rasenflächen für Gemeinschaftsaktivitäten rundeten die gute Nutzbarkeit der beiden Außengrundstücke ab.

Selbst die Pastoren waren im wahrsten Sinne des Wortes so gut auf einander abgestimmt, dass ungeübte Zuhörer die regelmäßigen Wechsel zwischen Joachim Georg und Thomas Bliese bei der gemeinsamen Predigt nicht erkennen konnten. Plötzlich hatte der jeweils andere Pastor das Mikrofon vor dem Mund.

Die Predigt und das Sommerfest standen unter dem Thema "Das isses mir wert".

Diese Frage stellten wir uns, wenn es darum ging, eine Bratwurst für 1,50 Euro, eine kleine Tasse Kaffee für 50 Cent, ein Stück Kuchen für einen Euro oder einen Becher Cola für einen halben Euro zu kaufen. Die Hitze forderte einen Flüssigkeitsnachschub, den einige Gäste per 50-Cent-Becher über das kostenlos angebotene Trinkwasser auf dem WC realisierten. Ein Pay-Per-Use als Bezahlkonzept auf Sommerfesten erleben wir selten. Eintrittspreise mit integrierter Flatrate oder eben eine Bewirtung auf Spendenbasis reduzieren normalerweise den organisatorischen Overhead bei Veranstaltern und Gästen.

Wegen der vielen Bekannten fühlten wir uns recht gut integriert. Der abschließende Gottesdienst war in Sprache und Durchführung auf christliche Besucher zugeschnitten. Neben vielen Senioren waren einige Jugendliche, Kinder und das mittlere Alter vertreten. Demnächst gebe es bei den Baptisten eine Evangelisation mit einem fitten sächsischen Redner. Die Methodisten werden davon sicher auch profitieren, obwohl ihr Taufverständnis von dem der Baptisten abweicht.

In den Sommerferien, ab dem 24.07.2016, werden sieben Gottesdienste wechselseitig in den Gemeindehäusern veranstaltet. Das ist gelebter Blick über den nicht vorhandenen Gartenzaun und eine Fokussierung auf den gemeinsamen Nenner: Jesus!

Samstag, 9. Juli 2016

Church Hopper versus Homebase

"Ich glaube an ... Gemeinschaft der Heiligen", heißt es im Apostolischen Glaubensbekenntnis. Braucht ein Christ eine feste Gemeinde als Homebase oder lebt nicht auch ein Church Hopper die Gemeinschaft der Heiligen?



"Wir gehören zur weltweiten Gemeinde Jesu", ist unsere Antwort auf die regelmäßige Frage nach unserer Gemeindezugehörigkeit. "Ach, die ist doch da in der Soundso-Straße in Mitte", antwortete kürzlich eine Pastorengattin und nickte wissend. Wir erklärten ihr, dass das anders gemeint sei. Nämlich dass wir in der bunten christlichen Szene der Stadt unterwegs sind und zurzeit keine feste Ortsgemeinde besuchen.

Church Hopper


Den Begriff "Church Hopper" hörten wir in diesem Zusammenhang erstmalig wieder, als wir einen als Church Hopper bekannten Christen aus dem Osten Berlins in einem der besuchten Gottesdienste trafen. Aber was kennzeichnet einen Church Hopper?

Church Hopper sind kein verlässlicher Bestandteil einer Gemeinde. Sie kommen in der Regel, wenn es etwas zu essen gibt, beteiligen sich nur in homöopathischen Größenordnungen an der Kollekte, schauen sich nach eventuellen Lebenspartnern oder Gelegenheitsbeziehungen um. Sie sind auch schnell wieder weg, sobald es Meinungsverschiedenheiten gibt, Fehlverhalten angesprochen wird oder nichts mehr abzugreifen ist. Eine Maskierung ist leicht möglich und eine Optimierung der Persönlichkeit nahezu ausgeschlossen. Auf dieses Szenario bezieht sich wohl auch die Aussage von Hebräer 10, 25.

Mitesser oder Suchender?


Neben den parasitären Ausprägungen des klassischen Church Hoppers kann es jedoch auch Menschen geben, die nach intensiver Gemeindearbeit eine neue Gemeinde suchen. Gerade in Berlin laufen viele hochpotente Christen herum, die beispielsweise aus Szenarien geistlichen Machtmissbrauchs kommen und so verletzt sind, dass ihnen die Integration in ein festes Gemeindegefüge Panik bereitet.

Diese Christen unterscheiden sich dadurch vom gemeinen Church Hopper, dass sie ein ernstes Interesse an Gemeinschaft und geistlicher Entwicklung haben, sich temporär aktiv einbringen, aber zu viel Integration aus Angst vor neuen Verletzungen nicht zulassen. Leider sind Angebote zur Seelsorge in diesem Bereich sehr rar, so dass Heilungszeiten von zwei bis zehn Jahren absolut gängig sind.

Wie gut, wenn sich dann Christen finden, die die Betroffenen freundlich aufnehmen und ihnen vermitteln, dass sie gerne gesehen sind. Ein Aussteiger aus der Colonia Dignidad, der inzwischen Teil der Leitung einer Baptistengemeinde ist, hatte dazu auf seine Visitenkarte gedruckt: "Wahre Freunde erkennt man leichter, wenn das Leben schwerer wird".

Dass eine neue Gemeinde gesucht wird, kann aber auch daran liegen, dass in der bisherigen Gemeinde die geistliche Nahrung ausgeblieben ist, die passende Altersgruppe fehlt, ein Sabbatical notwendig ist oder ein Umzug erfolgt war.

Homebase - verbindliche Gemeinschaft mit Entwicklungspotenzial


Eine regelmäßige "Gemeinschaft der Heiligen" mit gleicher personeller Besetzung ist sehr wichtig. Nur so kann verschrobenen Ansichten und Fehlentwicklungen entgegen gewirkt werden. Das menschliche Korrektiv in Verbindung mit wertvollen geistlichen Impulsen aus Predigt und kontinuierlicher Bibellese kann zur Optimierung der christlichen Persönlichkeit beitragen.

Verbindliche Gemeinschaft erzeugt ein Zugehörigkeitsgefühl, schafft Sicherheit und ein gesundes Geben und Nehmen. Wenn diese Gemeinschaft eine Ortsgemeinde ist, entstehen auch umfangreiche Quervernetzungen, die im Alltag zum Tragen kommen.

Dennoch haben wir in den vergangenen zwölf Monaten erlebt, dass ein Blick über den Tellerrand eine erhebliche Horizonterweiterung bedeutet, die Beziehung innerhalb der Familie stärkt, neue Freiheiten schafft und die mehrschichtigen Bewertungsindikatoren schärft.

Das von Vineyard und weiteren Gemeinden der Stadt praktizierte Kleingruppen-Monatsgottesdienst-Konzept kommt dem Anspruch der Horizonterweiterung in Kombination mit dem verbindlichen Kontakt zu konstanten Bezugspersonen sehr entgegen.

Sonntag, 3. Juli 2016

Manfred Siebald in der EFG Wannsee

Manfred Siebald ist seit 1970 als Liedermacher unterwegs und schildert mit Gitarre und Gesang die Facetten seines Glaubenslebens. Heute war er bei den Baptisten am Wannsee zu Gast.



Manfred Siebald war unseren Kindern nicht bekannt. Gehört er doch einer Generation an, die mit dem Kassettenrecorder im Zug saß und auf der Fahrt zur Jugendfreizeit die ahnungslosen Fahrgäste beschallte. Heute fuhren wir ohne Kassetten diametral durch Berlin, um unseren Kindern ein Urgestein der zeitgenössischen christlichen Musikszene zu demonstrieren. Manfred Siebald hatte sich zu einer Matinee im Gottesdienst der Baptistengemeinde Wannsee angekündigt.

Als wir kurz vor elf eintrafen, läuteten die Glocken, was ein bemerkenswertes Alleinstellungsmerkmal für eine Baptistengemeinde ist. Das helle Gemeindehaus muss anhand der Farbgebung um die Jahrtausendwende renoviert worden sein. Durch die hohen Fenster konnten wir in das Grün der Wannsee-Umgebung blicken. Die Polsterstühle waren fast alle besetzt. Unsere Bekannten hatten unter höchstem Einsatz von Schals, Taschen und Ansehen vier Plätze für uns frei gehalten. Nur dadurch konnten wir zwei Reihen hinter dem bekannten Liedermacher sitzen.

Nach einer kurzen Einleitung und Begrüßung durch den Gemeindeleiter der EFG Wannsee begann das Programm. Manfred Siebald nutzte eine Gitarre, eine viersaitige Ukulele, zwei Mikrofone und seine Stimme. Thematisch hangelte er sich an den guten Vorsätzen entlang, die zu Sylvester niedergeschrieben werden und zur Mitte des Jahres hin durchaus zu reflektieren seien. In den Liedern wurden Jesus und Gott direkt genannt oder kamen verklausuliert in den Texten vor.

"Ins Wasser fällt ein Stein", "Gott lädt uns ein zu seinem Fest", "Es geht ohne Gott in die Dunkelheit" und andere bekannte Lieder stammen von ihm. Davon sangen wir heute allerdings nur wenige gemeinsam. Einen Großteil kannten wir nicht und konzentrierten uns deshalb auf die anspruchsvollen Texte. Besonders war ein Lied über "Wo warst du Gott" hängen geblieben, wo diese provokante Frage einmal in einem positiven Kontext von bestandener Prüfung, gefundener Liebe des Lebens, Bewahrung beim Treppensturz und ähnlichen Situationen gestellt wurde. Ehrlichkeit und Authentizität waren weitere Themen, die sich durch sämtliche Texte zogen.

Manfred Siebald sang und redete völlig frei. Nur beim Lesen einer kurzen Geschichte nahm er ein Buch zur Hand. Er schreibt also auch Bücher. In seinen 68 Lebensjahren war er sehr produktiv und hatte, wie für einen 68er typisch, die Gesangsgepflogenheiten so manch einer evangelischen Freikirche revolutioniert.

100 Minuten Liedermacher inklusive Zugabe muss man mögen. So wurde das umfangreiche Programm mit dem durchgängigen roten Faden vom Publikum mit Applaus aufgenommen. Meine Tochter war jedoch in einen seichten Schlaf gefallen, mein Sohn bog und knackte seine Finger, ältere Herren lauschten regungslos dem Gesang und einige Frauen wippten begeistert mit. Die Gemeindeleitung freute sich über diesen hochkarätigen Gast und die heutige Spendensammlung für das Flüchtlingsprojekt am Wannsee.

Nach dem Gottesdienst liefen wir die Königstraße entlang und fanden mal wieder einen Inder. Bei leckerem Essen und Mango-Lassi reflektierten wir das Konzert und erfuhren, dass unsere Begleiter oft die CDs von Manfred Siebald durch ihre Wohnung schallen lassen.

Sonntag, 26. Juni 2016

Berlinprojekt mit Ernst Lubitsch

Das Berlinprojekt ist eine wachsende Gemeinde im Herzen Berlins. Wer sich einklinken möchte, ist herzlich willkommen. Wer nur mal schnuppern möchte, kann das auch. Die evangelische Freikirche punktet mit professionellem Lobpreis, biblischer Predigt, Abendmahl und gut durchmischter Altersstruktur. Aber wer ist Lubitsch?



"Wer bitte ist Lubitsch?", fragte ich mich unmittelbar nach Betreten des Kinos Babylon. "Ist Lubitsch da?", wollte ich von einer der regelmäßigen Besucherinnen wissen. "Keine Ahnung", sie wisse nicht, wer das sei. Darauf fragte ich den freundlichen jungen Mann am Info-Tisch. Er kannte Lubitsch auch nicht. Und dabei sitzt Lubitsch jeden Sonntag im Gottesdienst des Berlinprojektes. Mit Ernst lauscht er dem Lobpreis, der Predigt und den Gebeten. Am Abendmahl nimmt er allerdings nur als Zuschauer teil. Er grüßt auch nicht. Zu konzentriert beschäftigt sich die lebensgroße Nachbildung des deutsch-amerikanischen Regisseurs in der Mitte der dritten Reihe mit der Handpuppe auf seinem rechten Arm.

Wir erlebten heute eine sehr angenehme Willkommenskultur. Am Nebeneingang wurden wir herzlich begrüßt und schauten uns kurz darauf an der Getränketheke um. Dort wurden reichlich Kaffee und verschiedene Teesorten angeboten. Der letzte Besuch lag schon etwa ein Jahr zurück, so dass uns entfallen war, dass das akademische Viertel integraler Bestandteil des Elf-Uhr-Gottesdienstes im Babylon ist. Ein wichtiges Detail angesichts der Parkraumbewirtschaftung um das Kino herum. In der nahe gelegenen Torstraße parke man sonntags kostenlos.

Proaktiv klinkten wir uns in den Begrüßungsdienst ein und empfingen die nach und nach eintreffenden Gottesdienstbesucher. Mit einigen kamen wir ins Gespräch. Auch alte Bekannte waren darunter. Auf dem Weg in den Kinosaal wurde uns ein 16-seitiges Programmheft in die Hand gedrückt. Wir stellten die Kaffeebecher in die dafür vorgesehene Halterung und warteten auf die Vollendung des akademischen Viertels.

Der Gottesdienst startete mit einem Gesangsstück von Sarah Kaiser. Es folgte eine Begrüßung mit kurzem Erfahrungsbericht über praktisches Christsein am Arbeitsplatz. Und dann wurde mit Bass- und Cajónbegleitung "Befiehl du deine Wege" von Paul Gerhardt gespielt. Überhaupt fiel das Lobpreis-Quartett durch eine bemerkenswerte musikalische Harmonie auf. Meine Frau bewunderte die Stimme der Sängerin Susi. Die Lieder sangen wir vom Blatt, also von den Seiten 3 bis 9 des Begleitheftes. Auch die Erklärung des Abendmahls, das Vaterunser und der Predigttext waren dort abgedruckt.

Die Predigt beschäftigte sich mit Genesis 15, 1-21. Abram wird darin zum Vertrauen auf Gott ermutigt. Gott schließt einen Bund mit Abram und seinen Nachkommen, die zu dem Zeitpunkt noch gar nicht sichtbar waren. Pastor Konstantin von Abendroth entfaltete die Spannung, in der sich Abram befand. Eine Spannung von Glauben, Vertrauen, Zweifel und sichtbarer Realität. Dass Gottes Realitäten größer sind, wurde deutlich, als Abram aus dem Zelt treten und die Sterne zählen sollte. Neuer Sichtbereich, neue Betrachtungsweise, neuer Horizont, neue Zukunftsperspektive, Weite und ein Bund mit Gott, wie er auch bei Menschen damals üblich war. Geteilte Tiere, durch die die Vertragspartner hindurchschritten und sich damit selbst das Urteil für eine Missachtung des Vertrages sprachen. In diesem Falle lief nur Gott durch die Mitte und erfüllte diesen Vertrag letztlich durch das stellvertretende Sterben von Jesus.

An das Sterben von Jesus und die Einheit seines Leibes als Bild für die Gemeinde erinnerte das anschließende Abendmahl. Der Gottesdienst endete mit dem Vaterunser, den Ansagen und einem Segensgebet. Bei den Ansagen fiel uns eine signifikante Gemeinsamkeit von Berlinprojekt, Saddleback und Kulturwerkstatt auf:

Taufen, Taufen, Taufen ...

Taufen - insbesondere von Erwachsenen - sind ein Indikator für gesundes Gemeindewachstum. Gemeindewachstum durch Menschen, die eine bewusste Entscheidung für Jesus getroffen haben und in den Lebensabschnitt "Jünger werden" einsteigen. Die Frage "Können Alte Jünger werden?" ist demzufolge mit einem klaren Ja zu beantworten.

Als wir in den Vorraum traten, war dort bereits emsiges Treiben. Die Snacktheke des Kinos hatte geöffnet und es gab bunt belegte Baguettes. Am Infotisch verkaufte Sarah Kaiser ihre neue CD mit Autogramm und Widmung. An der Wand hinter dem Tisch lasen wir wieder die Frage: "How would Lubitsch have done it?". Lubitsch saß immer noch im Saal und ließ sich von der Handpuppe anschauen. Vielleicht sollten wir die Frage neu besetzten: "WWJD - What would Jesus do?".

Freitag, 24. Juni 2016

Grillabend mit Leben + Glauben

Das Gesprächsforum Leben + Glauben ist ein niederschwelliges Format, zu dem Christen ihre Nachbarn, Kollegen und Geschäftspartner einladen können. Vortragsveranstaltungen im gehobenen Rahmen mit ausgesuchten Referenten gehören ebenso dazu wie Grillabende im kleineren Kreis.



Als der Wagen über das altgermanische Kopfsteinpflaster der Alemannenstraße rumpelte, beschäftigte mich nur ein Gedanke: "Wird der Johannisbeerquark hinter meinem Sitz noch in der Schüssel sein, wenn wir am Ziel eintreffen?". Kurz darauf brachte ein Blick in den Fond die Erleichterung. Der Quark hatte sich nicht von der Stelle bewegt. Kühlakku und Kühltasche hatten bei 36°C Außentemperatur gute Dienste geleistet.

Heute war Grillparty mit dem Gesprächsforum Leben + Glauben angesagt. Auf der Terrasse stand Joe und heizte den Grill ein. Wilfried lief emsig hin und her und versorgte die Gäste mit kalten Getränken. Der Pool war abgedeckt und zwei Frauen unterhielten sich auf einer Klappliege. Wir stellten uns zu Wolfgang Boguslawski an den Pool und unterhielten uns über seine Gemeindebesuche, Open Doors und das subtile bis offensive Mobbing christlicher Flüchtlinge. Wilfried bot Badehosen an, aber plötzlich wollte niemand mehr in den Pool springen.

Bis 19:00 Uhr trafen immer mehr Gäste, Salate und Nachspeisen ein. Joe hatte so gut eingeheizt, dass Fleisch, Wurst und Spieße aufgelegt werden konnten. Die Gespräche wurden fortgesetzt, Plätze an den Tischen organisiert und neue Kontakte geknüpft. Dabei bekamen wir weitere spannende Insider-Informationen über Uganda, die Saddleback Church und verschiedene christliche Wirtschaftsvereinigungen. Währenddessen rannte Wilfried um die Tische und versorgte die Gäste mit Getränken, Fleisch und Spießen. Ein klarer Fall von "dienender Leiterschaft" oder eben Ausübung des laut Starkoch Roland Werk vergessenen Gebotes der Gastfreundschaft. Letzteres war mir gerade besonders beim Lesen von Matthäus 25 aufgefallen, wo es in den Versen 35 bis 44 mehrfach um Handlungen der Gastfreundschaft geht.

Um Gastfreundschaft ging es anschließend auch in der großen Runde von etwa zwanzig Christen aus allen Ecken der Stadt. Wolfgang berichtete aus seiner langjährigen Berufserfahrung. Er hatte im Notaufnahmelager Marienfelde gearbeitet, wo auch ehemalige Ostberliner beim Umzug ins damalige Westberlin eine kurze Zwischenstation machen mussten. Dieser Erfahrungsschatz mit Flüchtlingen steht nun Open Doors, dem Sprachrohr verfolgter Christen, zur Verfügung. Flüchtlinge und Mission wurden ja lange Zeit als externe und vorwiegend afrikanische Angelegenheit angesehen. Nun sind diese beiden Themen im eigenen Land zu bedienen. Wenn ihr nicht zu uns kommt, kommen wir zu euch. Gastfreundschaft und eine professionelle Auseinandersetzung mit kulturellen Unterschieden ist gefragt.

Wolfgang berichtete von ehemaligen Moslems, die oft nach dem gleichen Schema Christen wurden. Jesus selbst war ihnen in Träumen und Visionen erschienen. Auf Nachfrage im Gebet zeigte sich Jesus immer deutlicher und die Begegnungen waren in der Regel mit Licht, Freundlichkeit und teilweise einem angenehmen Duft verbunden. Ähnliche Berichte hatten wir schon mehrfach gehört. Je nach ehemaliger Stellung in der muslimischen Hierarchie fällt dann auch der Verfolgungsgrad aus. Christen gelten in islamischen Ländern ohnehin als gesellschaftlicher Abschaum und werden zur Mülltrennung oder anderen weniger qualifizierten Tätigkeiten eingesetzt. Begegnet ein Moslem auf die oben beschriebene Weise Jesus und entscheidet sich dann gar für eine Beziehung mit ihm, wird er seiner sämtlichen sozialen Kontakte entledigt. Besonders hart trifft es Frauen in solch einer Situation. Hut ab vor Menschen, die das dann trotzdem durchziehen!

Gelingt diesen Menschen die Flucht ins christliche Abendland, finden sie sich plötzlich im Bauch eines trojanischen Pferdes voll islamistischer Asylbewerber wieder, die die traditionelle Behandlung von Christen innerhalb des Containerraummoduls (CRM) fortsetzen. Interessant sei laut Wolfgang der Klimaunterschied in Räumen, wo muslimische und christliche Flüchtlinge untergebracht seien. Lüge und Missbrauch ertragen keine Öffentlichkeit. Durch die vermehrte Bekanntmachung und Anzeige islamistischer Übergriffe entwickeln auch Bundesregierung, Polizei und Verfassungsschutz eine neue Sensibilität für interkulturelle und interreligiöse Konflikte.

Als immer mehr Mücken im Landeanflug auf meine Frau waren, wurde Insektenspray gereicht und in eine Gebetsgemeinschaft übergeleitet. Der Lichtsensor reagierte auf Bewegungen und erhellte regelmäßig die Runde der reifen, gut verwurzelten, gestandenen und erfahrenen Christen. Ich war beeindruckt von dem Privileg, Teil dieser Runde zu sein.

Ausgerüstet mit Flyern und unserer Quarkschüssel rumpelten wir gegen 23:00 Uhr über die altgermanischen Straßen und dachten über das Wertesystem des christlichen Abendlandes nach.

Sonntag, 19. Juni 2016

Kulturwerkstatt Berlin

Die Kulturwerkstatt Berlin trägt schon den Charakter dieser jungen Gemeinde im Namen. Herzliche Aufnahme von Gästen, interessante Menschen, guter Lobpreis, Familienfreundlichkeit, Angebote für den Kiez und eine inhaltsreiche Predigt zeichnen diese evangelische Freikirche aus.


Das akademische Viertel der benachbarten Saddleback Church wäre heute sehr praktisch gewesen. Trotz weiträumiger Umfahrung des Alexanderplatzes wären wir zehn vor elf bei der in die Altbauhäuser der Auguststraße eingepassten Kirche eingetroffen. Ein Sperrschild konnte noch ignoriert werden, die massive Bauabsperrung zum Überqueren der Torstraße jedoch nicht. Der Veranstalter des innerstädtischen Fahrradrennens musste gewusst haben, dass wir uns nur ungerne am Gottesdienstbesuch hindern lassen. 150 Meter vor dem Ziel mussten wir wieder umkehren und in den folgenden zehn Minuten einen Parkplatz außerhalb des Velothon-Ringes suchen. Diesen fanden wir in der Nähe der Christuskirche. Von dort aus benötigten wir weitere zehn Minuten für den Fußweg zur Kulturwerkstatt.

Den ehrwürdigen Backsteinbau betraten wir zusammen mit einer jungen Frau und ihrem Coffee To Go. Im Altarbereich spielte eine Band aus drei Personen. In der Mitte des sakralen Saales hingen drei große Schalltrichter aus Messing. Durch diese konnte man bis zum Altar durchschauen und in deren Spiegelung einen schnellen Blick auf den Sitz der Frisur werfen. Wir setzten uns in den Ostblock der Stuhlreihen und schauten uns die ausgelegten Programmheftchen an. Ein Early Bird zwitscherte uns von hinten aus zu, dass wir bisher nur die Begrüßung verpasst hätten.

Der Gottesdienst lief sehr klar strukturiert in kurzen und knackigen Einheiten ab. Zuerst wurde ein Kind mit Schwarzwälder Zuwanderungsgeschichte gesegnet. Ein Teil seiner Badener Verwandtschaft war angereist und gestaltete einige der damit verbundenen Elemente. Die Segnung durften sich die anwesenden Kinder noch anschauen und wurden dann unter besonderer Beachtung in ihren Kindergottesdienst verabschiedet. Damit waren die Anwesenden im Saal auf 2/3 reduziert, was etwa vierzig Personen entsprach. Vierzig interessante Menschen, die Kreativität und Intelligenz ausstrahlten, so wie Pastor Rainer Schacke, der seine berufliche Laufbahn als Journalist begonnen hatte.

Rainer griff den Segnungstext für den kleinen Neuberliner auf. Dieser stand in Hebräer 11 Vers 1 und leitete damit in eines meiner Lieblingskapitel des Neuen Testamentes ein. Er thematisierte das Kapitel bis Vers 12 und setzte damit eine Predigtreihe fort, in der es darum geht, Teil von Gottes Werk und Wundern zu werden. Immer wieder schlug er eine Brücke zwischen Glauben, Glaubenshelden und dem Vertrauen eines Kindes. Der Aufzählung und kurzen Vorstellung der Glaubenshelden aus Hebräer 11 stellte er abschließend eine Liste von deren Defiziten entgegen. Es waren eben auch nur Menschen wie du und ich.

Vor der Kollekte und dem Segen gab es heute das monatliche Abendmahl. Dieses nehmen wir immer wieder gerne mit Geschwistern unterschiedlicher Gemeinden ein und freuen uns dabei über das Bild des Leibes Christi, wo jedes "Körperteil" seinen speziellen Platz im Gesamtgebilde hat.

Nach dem Gottesdienst wurden wir freundlich begrüßt und sofort in die Unterhaltungen einbezogen. So erfuhren wir viel über die Geschichte der Kulturwerkstatt, aßen sehr leckeren Kuchen und schauten uns auch die gegenüber liegenden Kinderräume an.

Die Evangelische Kulturwerkstatt Berlin (EKW) ist eine Gemeinde für den Kiez. Sie trifft genau die in Mitte wohnende Kreativszene und junge Familien mit ihren speziellen Bedürfnissen. Sie bietet Menschen, die noch keine persönliche Beziehung zu Jesus haben, einen niederschwelligen Zugang und distanziert sich bewusst vom üblichen Transferwachstum. Am nächsten Sonntag finden im Weißen See mehrere Taufen statt. Sehr gut sei der regelmäßige LEGO/Brunch frequentiert, der uns an die LEGO-Bautage bei der EFG Weißensee erinnerte. Hier wären Synergien möglich. Überhaupt ist die Kulturwerkstatt sehr gut in der Stadt vernetzt und setzt gerne auf externen christlichen Angeboten auf. Warum auch das Rad neu erfinden, wenn es bereits die passende Veranstaltung gibt?

Gesättigt mit Kuchen und guten Gesprächen traten wir den sonnigen Fußweg zum Parkplatz an. Meine Tochter trank dabei ihren Tea To Go. Wir überquerten die Absperrungen des Velothons und fanden ein Auto ohne Ticket vor. Diese Parkzone wird nur bis Samstag bewirtschaftet.