Freitag, 4. November 2016

Gemeinde ohne Gebet und 10 typische Folgen

Es soll Pastoren geben, die eine Gemeinde anhand von Bibelstellen davon zu überzeugen suchen, dass Gebet gerade nicht(!) dran ist. Ein Grund könnte die Angst vor dem Reden Gottes sein, das nicht immer mit den individuellen Vorstellungen harmoniert. Beim internationalen Gebetsabend in der Brooklin Tabernacle Church wurde uns das "Prayer Global Magazine" übergeben, worin sich ein interessanter Artikel zu diesem Thema befand.



Der nachfolgende Text ist eine freie Übersetzung des Originalartikels von Bishop Joseph Mattera, welcher bei Mattera Missions International nachzulesen ist. Der Text in der Printausgabe des "Prayer Global Magazine" (1st edition, October 2016, Seiten 42/43) weicht ohnehin in einigen Formulierungen von der Internetversion ab. Deshalb wurde hier auf eine sinngemäße Wiedergabe geachtet.

Joseph Mattera schreibt:

Als Pastor war ich über 34 Jahre in viele lokale, regionale oder nationale Gebetsinitiativen involviert. Gott hatte mir sehr deutlich gezeigt, dass es die erste Priorität eines Leiters ist, Zeit vor und mit Ihm im Gebet zu verbringen, bevor wir zum eigentlichen Dienst starten können (Mk 3,14). Der Apostel Paulus wirbt mit Nachdruck dafür, dass alle Gläubigen beständig im Gebet bleiben (1.Thes 5,17). Trotz alledem gibt es jede Menge Gemeinden, in denen kein regelmäßiges Gebet stattfindet. In letzter Konsequenz ergibt sich trotz vieler durchaus umfangreicher Programme eine gefährliche Lücke.

Folgende 10 Probleme ergeben sich, wenn das Gebet in der Gemeinde vernachlässigt wird:

1) Es zeigt, dass die Leiter nicht beten

Gemeinden reflektieren die Prioritäten und den Lebensstil ihrer Gründer bzw. ihrer Leiter. Wenn die Hauptpriorität des Pastors das Suchen von Gottes Angesicht ist, wird sich das auf das Gebetsleben der ganzen Gemeinde durchschleifen. Wenn der Pastor selbst wenig oder gar nicht betet, wird die Gemeinde mit Strategien arbeiten, die nicht vom Heiligen Geist geleitet sind. Als sich Petrus in Apg 6,4-6 zwischen der Befriedigung menschlicher Bedürfnisse und Gebet entscheiden musste, entschied er sich für Gebet. Auch Mose wusste, dass die vertikale Sicht besser ist als die horizontale (Ex 18,19 oder Ex 33,13+18). Die grundsätzliche Frage ist doch, wie wir Gott bekannt machen wollen, wenn wir Ihn gar nicht persönlich kennen?

2) Unfähigkeit zu hören, was der Heilige Geist sagt

Wenn eine Gemeinde nicht betet, verpasst sie den Moment, in dem sie von Jesus aufgesucht wird (Kairos in Lk 19,44). Gemeinden und Leiter, die nicht regelmäßig im Gebet auf Gott warten, bekommen nicht mit, was Er ihnen zu sagen hat. Paulus und Barnabas wären gemäß Apg 13,1-2 niemals ausgesendet worden, wenn es kein Gebetstreffen gegeben hätte.

3) Wahre Einheit fehlt

Die Kraft der ersten Gemeinde bestand in der besonderen Einheit der Kerngruppe (Apg 2,44 und Apg 4,32-33). Wie funktionierte das? Im ersten Kapitel der Apg lesen wir, dass einhundertzwanzig Jünger für zehn Tage in einem Raum zusammensaßen und im Gebet auf Gott warteten. Das Pfingstereignis hätte gar nicht in dieser Form stattfinden können, wenn dem nicht diese besondere Zeit des Gebetes und der Einheit vorausgegangen wäre. Gemäß Joh 17,20-23 ist die Einheit der Gemeinde ein Indikator für ihre Echtheit und damit eine wichtige Voraussetzung, dass Menschen zum Glauben an Jesus finden.

4) Kaum göttliches Eingreifen in schwierige Situationen

Die Bibel ist voll von Berichten über Gottes Eingreifen in schwierige Situationen. Der Prophet Hesekiel bemerkte, dass das Land zerstört werde, weil niemand in die Lücke getreten sei (Ez 20,30-31). Aaron stand zwischen den Lebenden und den Toten mit Weihrauch, was eine Metapher für das Gebet ist, und konnte damit die Plage in der Wüste abwenden. Es gibt so viele Beispiele von Gottes Eingreifen in der Bibel, dass man diese hier gar nicht alle aufzählen kann. Gerade in der Apg lesen wir oft von Gottes Eingreifen als direkte Folge von Gebet. In Apg 4,31 wird die Gemeinde mit Mut zum Reden über Jesus ausgestattet, in Apg 10,4-5 sendet Gott während der Gebetszeit einen Engel zum Centurio und in Apg 13,1-2 werden Paulus und Barnabas im Rahmen einer Gebetsversammlung ausgesendet. Das heißt, dass eine Gemeinde ohne regelmäßiges Gebet einen erheblichen Mangel an Gottes Eingreifen in das Alltagsgeschehen erlebt.

5) Arbeitsbereiche dümpeln dahin

Die Bibel lehrt uns, dass wir stark im Herrn und in der Kraft Seiner Stärke sein sollen (Eph 6,10-13). In Jes 40,31 lesen wir, dass wir auf den Herrn warten sollen, damit Er unsere Kraft erneuert. Ohne Gebet im Kämmerlein und in der Gruppe können Gemeindemitglieder schnell ausbrennen und sind dann nicht mehr fähig, das Reich Gottes zu bauen.

6) Oberflächliches Wissen über Gott

Hosea lehrt uns, dass wir Gott unbedingt kennen lernen sollen (Hos 6,3) und dass ein Volk dadurch zugrunde geht, dass es Gott nicht oder nur oberflächlich kennt (Hos 4,6). Ohne regelmäßiges Bibellesen und Kommunikation mit Gott wird die Erkenntnis von Gottes Wegen oberflächlich und man handelt sich so einige vermeidbare Probleme ein. Während die ständig wankenden Israeliten nur die Taten Gottes kannten, waren Mose Gottes Wege und Ziele bekannt (Ps 103,7).

7) Gemeindemitglieder werden nicht zu Jüngern

Ich habe bisher keinen Menschen erlebt, der begeistert von Jesus war und dabei kein robustes Gebetsleben hatte. Deshalb können in einer Gemeinde nur dann reife Jünger entstehen, wenn regelmäßig und gemeinsam gebetet wird. Auch habe ich noch nie einen Menschen vom Glauben abfallen gesehen, der ein intensives Gebetsleben pflegt. Wer jung ist im Glauben kann Beten nicht aus der Theorie lernen, sondern muss in die Praxis hineingenommen werden. Am besten geht das beim gemeinsamen Gebet.

8) Handlungsmuster des Feindes werden nicht erkannt

In Mt 26,41 sagt Jesus: "Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung fallt. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach". Dummerweise schlief Petrus ein, während Jesus im Garten betete. Dadurch lief er völlig unvorbereitet in das Verhör Jesu hinein und verleugnete letztlich sogar seinen Herrn. Ich habe es mehrfach erlebt, dass im Gebet Handlungsmuster und direkte Angriffe des Feindes offenbart wurden, die wiederum durch Gebet gestoppt werden konnten. Eine Gemeinde ohne Gebet ist ein gefundenes Fressen für Täuschungen und Versuchungen des Feindes.

9) Arbeit ist umsonst

Jesus sagt, dass Er die Gemeinde baut (Mt 16). Wenn also nicht gebetet wird, wird Jesus die Möglichkeit entzogen, die Gemeinde selbst zu leiten. Stattdessen muss sich die Gemeinde auf ihre begrenzte Sichtweise und menschliche Fähigkeiten verlassen. Wie auch immer, wenn Gott das Haus nicht baut, bauen die Arbeiter umsonst (Ps 127,1).

10) Gefährliche Lücke im Verteidigungssystem

Letztlich sagt der Apostel Paulus, dass die Schlüsselkomponente der Waffenrüstung Gottes das kontinuierliche Gebet füreinander ist (Eph 6,18). Eine nicht betende Gemeinde hat damit eine riesige ungeschützte Stelle in ihrem Verteidigungssystem, eine Lücke durch die sie leicht angreifbar wird.


Quellenangabe mit Verlinkung siehe oben