Sonntag, 13. März 2016

CVJM Kaulsdorf in Zinnowitz

Wie viele Menschen sich dem CVJM zugehörig fühlen, sieht man erst bei einer Freizeit. In einer sehr entspannten Atmosphäre lief die Zinnowitz-Freizeit des CVJM Kaulsdorf ab. Es gab biblischen Input, gute Gemeinschaft, neue Freundschaften und viel Freizeit im wahrsten Sinne des Wortes. Das Wochenende war sehr erholsam.



"Zinnowitz - Zinnowitz - Zinnowitz" schallt es durch den Gemeinschaftsraum der Familienferien- und Begegnungsstätte St. Otto in Zinnowitz. Das katholische Ferienobjekt ist nur etwa zweihundert Meter durch Wald und Dünen von der Ostsee entfernt. Eine kühle Brise umweht die Nasen. Nur wenige Mutige wagen einen Schritt ins kalte Wasser. Eine Reitergruppe trabt am Strand entlang und hinterlässt markante Zeugnisse ihres Ausrittes.

"Zinnowitz - Zinnowitz - Zinnowitz" erschallt es auch nach der zweiten Strophe im Gemeinschaftsraum. Alle haben ihren Spaß an diesem selbst gedichteten Lied zur wiederholten CVJM-Freizeit in Zinnowitz.

Bereits die Einladung klang so entspannt und passte trotz differenzierter Zimmereinteilung auf eine A4-Seite. Etwa dreißig Personen hatten sich angemeldet und waren am Freitag angereist. Zinnowitz ist von Berlin aus in etwas mehr als zwei Stunden zu erreichen. Die Fastfood-Kette mit dem gelben Buchstaben gibt es erst wieder kurz vor dem Ziel, so dass ein zeitaufwendiger "Nothalt" für die lieben Kleinen nicht eingelegt werden muss. Das Essen bei St. Otto ist ohnehin reichlich und trifft jeden Geschmack.

Zinnowitz CVJM Kaulsdorf
CVJM Kaulsdorf in Zinnowitz - Gruppenfoto mit Teenagern
Nach dem Abendessen - freitags nur Fisch und Käse - sangen wir erstmalig den neuen Zinnowitz-Song. Alle stimmten in die eingängige Melodie ein und waren somit gut erwärmt für den Rest des Abends. Schauspieler Rolf-Dieter Degen leitete professionell und mit viel Witz durch die Kennenlernrunde. Danach gab es einen längeren guten Input über die Beziehung zu Jesus. Dass wir zu wenige Chips und zu viel Wein dabei hatten, merkten wir beim anschließenden Get-together. Mehrere lustige Runden saßen zusammen und spielten oder unterhielten sich. Neue Freundschaften wurden geknüpft.

Der Samstag begann mit einem schlaftrunken absolvierten Frühstück. Gegen 10:00 Uhr erschallten Lieder durch den Gemeinschaftssaal und ein weiterer Input von Sebastian Kapteina folgte. Er nutzte einen Text aus dem Kolosserbrief und sprach über Jesus, Jesus, Jesus. Christus und unsere Beziehung zu ihm standen im Mittelpunkt. Danach war frei: Mittagessen, Strandwanderung, Mittagschlaf, Volleyball, Gespräche, Off-Road-Fahrt durch die schlammige Umgebung von Zinnowitz. Es war also für jeden etwas dabei.

Am Abend war etwas mehr Knabberzeug aufgetaucht. Dafür öffneten wir weniger Wein und Sekt. Das wäre ohnehin ungünstig für die Spielefraktion gewesen, die sich nach wenigen Runden Brettspiel in einen Kreis setzte und kriminelle Phänomene in einem Dorf aufzuklären versuchte. Dem fielen wohl so einige harmlose Dorfbewohner zum Opfer. An der Bar hatten wir andere Themen. Es ging um theologischen Fragen zu Liedtexten, die geistliche und personelle Entwicklung in der EKBO, das 97-Prozent-Buch von Robert Fraser und YouTube-Filme mit besonderen Grenzsituationen des Autofahrens.

"Zinnowitz - Zinnowitz - Zinnowitz" sangen wir auch am Sonntagmorgen bevor Sebastian den dritten Input zur Gott-Mensch-Beziehung anhand des Hebräerbriefes entfaltete. Gastfreundschaft und das gesunde Zusammenspiel zwischen Mitmenschen, Gott und uns selbst prägten seine Ausführungen. Anschließend gab es eine Nachdenkzeit und das Abendmahl. Wir waren sehr bewegt und gingen mit diesen Gedanken zum Mittagessen: Braten, Klöße und Rotkohl.

An der langen Tafel saßen wir Sebastian gegenüber und erfuhren sehr viel über das Konzept von Vineyard. Hauskreise entstehen, wachsen und treffen sich einmal im Monat zum Gottesdienst. Es gibt auch Hauskreise, die wegen ihrer Größe inzwischen sogar eigene Gottesdienste durchführen. Die Leitung ist breit aufgestellt, so dass sich keine hierarchischen Herrschaftsstrukturen herausbilden können. Die monatlichen Gottesdienste werden im Rotationsprinzip von den Kiez-Gruppen gestaltet. Mitarbeiter werden nicht krampfhaft für vorhandene Dienstbereiche gesucht, sondern es wird nach förderungswürdigen Begabungen geschaut und die Leute zum Leben in ihrer Berufung ermutigt. Das ist ganz im Sinne des oben bereits thematisierten Buches von Robert Fraser.

Das macht auch die Gemeinschaft beim CVJM so entspannt. Jeder bringt sich gemäß seiner Begabungen ein. Notwendige Arbeiten werden gesehen und einfach erledigt. Leitung erfolgt durch ermutigende Anwesenheit und stilles Vorbild. So stellt man sich Leib Christi im biblischen Sinne vor.

Nachdem sich diese organische Gemeinschaft zu einem Gruppenfoto formiert hatte, gab es einen weiteren Spaziergang zum Strand. Immer wieder folgten herzliche Verabschiedungen und dann verließen auch wir St. Otto.

In unseren Gedanken klang ein Refrain: "Zinnowitz - Zinnowitz - Zinnowitz".

Sonntag, 6. März 2016

SELK - Alle Sünder willkommen!

Die SELK in Marzahn legt in ihrer Liturgie einen hohen Wert auf Sünde, Buße und Vergebung. Die Predigt war interessant und biblisch. Die Altersstruktur ist gut durchmischt und es gibt einen parallelen Kindergottesdienst. Gäste werden freundlich und interessiert aufgenommen. Die SELK Marzahn engagiert sich mit "Laib und Seele" für den Bezirk.



Noch bevor man die Bilder auf der Webseite der SELK Marzahn wahrnimmt, fällt dem Besucher der Slogan "Alle Sünder willkommen!" ins Auge. Die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche erscheint mit ihren Projekten wie "Laib und Seele" öfter in der Tagespresse. Besonders dramatisch war vor einigen Jahren der abgebrannte LKW, der für den Transport von Lebensmittelspenden gebraucht wird. War das ein technischer Defekt oder willkommene Sünder?

Für heute war ein Predigtgottesdienst zum Kirchenjahres-Sonntag "Lätare" angekündigt. Das Wort "laetitia" kennt man von der spanischen Königin - Freude - also freut euch!

Obwohl wir zwei Minuten vor Elf durch die Eingangstür der ehemaligen Kita im Plattenbaustil traten, hatte der Gottesdienst bereits begonnen. Wir legten unsere Jacken ab und setzten uns in die letzte Reihe des erweiterungsfähigen Gemeindesaales. Ein Gesangsbuch mit Begleitzettel wurde uns in die Hand gedrückt. Mein Sohn suchte das erste Lied raus.

Die Wand neben dem massiven Altartisch war passend zum Kirchenjahr mit jeweils drei violetten Vorhängen verziert. Über dem Altar hing ein Kruzifix mit beeindruckender Jesus-Figur. Es wirkte alles sehr gepflegt und perfekt ausgeleuchtet. Orgelmusik erschallte aus dem Off, so dass wir zunächst vermuteten, dass diese wie bei den Baptisten in der Schönagelstraße per Smartphone eingespielt wurde. Später stellte sich jedoch heraus, dass Organist und Instrument hinter einer Schiebewand platziert waren. Die Lieder waren vor mehreren hundert Jahren geschrieben worden und gut bekannt, so dass wir lauthals einstimmen konnten.

Neben zwanzig Besuchern, von denen wir bereits fünf Personen stellten, waren drei bis fünf Kinder dabei, die im Laufe der Liturgie zum Kindergottesdienst entlassen wurden. Es waren alle Altersgruppen vertreten. Für uns als Gäste war es sehr praktisch, dass die Liturgie fast wörtlich auf den Begleitzetteln abgedruckt war. Es gab mehrere lateinische Überschriften. Um Lätare ging es jedoch nicht. Dafür stellten Sünde, Beichte und Buße einen wichtigen Bestandteil der Liturgie dar.

"Geh", war die zentrale Aufforderung in der Predigt. Ausgehend von Exodus Drei über Exodus Vier Vers Zwölf wurden in der Predigt sehr viele Bibelpassagen vorgelesen. Es waren auch das Buch Jona und Teile aus dem ersten Königebuch dabei, wo es um den Konflikt zwischen Ahab und Elia ging. Gefühlt bestanden 50% der Predigt aus Bibelzitaten. So etwas ist selten und trainiert das Bibelwissen. Immer wieder wurde dabei der Bogen zum "Geh" geschlossen. Trotz konzentrierten Minecraft-Spiels kann mein Sohn bis jetzt noch ohne zu Zögern den Hauptpunkt der Predigt wiederholen: "Geh".

Die Heftklammern im Predigtmanuskript erzeugten während des Weiterblätterns einige Pausen. Lose Blätter hätte man neben oder hinter den Stapel legen können. Wir haben auch schon Prediger mit Ringbüchern, Notizbüchern, losen Blättern, Tablets, MacBooks oder ganz ohne schriftliches Konzept gesehen.

Anschließend wurden wir freundlich angesprochen und nach gemeindlicher Zugehörigkeit, dem Wohnort sowie dem Zweck unseres Besuches gefragt. Wir wechselten einige Worte und erfuhren, dass nur wenige Gemeindemitglieder im Kiez wohnen. Dann verließen wir die ehemalige Kita. Es regnete immer noch in Strömen. Vor der SELK parkten zwei LKWs mit der Aufschrift "Laib und Seele".

Montag, 29. Februar 2016

Gesprächsforum Leben + Glauben

Das Gesprächsforum Leben + Glauben bietet eine gute Plattform zum Mitbringen von Freunden und Bekannten zu professionellen Vorträgen an einem neutralen gepflegten Ort außerhalb der Gemeinde. Die Themen werden mit niederschwelligen christlichen Inhalte vermittelt, so dass sich niemand überrumpelt fühlen muss.



Das Best Western in Steglitz ist sehr zentral gelegen. Direkt neben der Stadtautobahn verfügt es über ein großes Parkhaus und entsprechende Räumlichkeiten für Tagungen und Konferenzen. Die Außenoptik des Hotels erregt zwar einige Skepsis, aber diese steht ja auch bei anderen Bauten wie dem Hotel Maritim am Bendlerblock im Widerspruch zur Innenarchitektur.

Die Einladung zum gestrigen Gesprächsforum Leben + Glauben avisierte mein Spezialthema "die Kunst zu kritisieren, ohne zu verletzen". Als Referent war Unternehmensberater Ralf Juhre angekündigt. Wir waren gespannt.

Die Schilder und Pfeile leiteten uns treffsicher zum Ballsaal, wo wir gleich mehrere Bekannte aus der christlichen Szene der Stadt trafen. Kurzer Check-in, Mäntel abgeben und hinein in die illustre Gesellschaft von Unternehmern und leitenden Angestellten. Die liebevoll per Hand geschriebenen Tischkärtchen mit unseren Namen standen in der Nähe der Bühne auf Tisch 14. Unsere sechs Tischnachbarn hatten bereits Platz genommen. Mit einer provozierten Sogwirkung drehten wir unsere Schilder um und kamen auf diese Weise erst einmal über unsere Namen ins Gespräch. Das Eis war gebrochen.

Dann entfaltete Ralf Juhre das Thema. Vieles war bekannt. Allerdings ist es gut, bekannte Prinzipien immer wieder neu zu verinnerlichen. Während sich meine Frau für den richtigen Einstiegssatz bei für Kritik resistenten Gesprächspartnern interessierte, blieb bei mir hängen, dass ein wichtiges Moment des effektiven Kritisierens die Kontrolle der eigenen Emotionen ist. Das sei nicht so einfach, wenn Kritik durch Verbitterung motiviert sei oder eingehende Kritik auf alte Verletzungen stoße. Der Themenkomplex ist zu groß, um alle Facetten bis hin zu Vergebung und Heilung zu beleuchten. Ralf Juhre überzog seinen spannenden Vortrag ohnehin schon und musste mehrfach auf das angerichtete Buffet hingewiesen werden. Er ging damit recht entspannt um, zumal er die Zuhörer auf seiner Seite hatte.

Das Buffet war seinen Preis wert. Wir waren erstaunt, wie gut die Versorgung der etwa hundertdreißig Gäste organisiert war. Wir mussten nicht einmal antizyklisch vorgehen, um in einer vertretbaren Zeit wieder am Tisch zu sitzen. Da kennen wir ganz andere Szenarien.

An den Tischen ging es längst nicht mehr um die Bedeutung und Herkunft der Namen, sondern um familiäre Herausforderungen, die Mitarbeiterführung und um das Thema Kritik. Es konnten kleine Zettel mit Fragen beschrieben werden, die der Referent nach dem Essen noch beantworten wollte. Es kamen viele solcher Zettel zusammen, die aber dennoch alle geklärt werden konnten. Wir stellten fest, dass das Thema ein wirklich breites Interesse geweckt hatte und die Auseinandersetzung mit Kritik in verschiedenste Richtungen ging. Entsprechend intensiv wurde Ralf Juhre auch anschließend noch von Fragenden belagert.

Aber was hat Kritik mit Glauben zu tun? Auf eine angenehme Art waren gelegentlich Bibelzitate oder christliche Werte in den Vortrag eingeflossen, die aber keineswegs aufdringlich wirkten. Ein Gast, der von seinem christlichen Bekannten eingeladen worden war, zeigte sich anschließend erstaunt darüber, dass die christlichen Inhalte so niederschwellig vermittelt worden waren. Wir hatten dann noch ein kurzes aber gutes Gespräch über Taufe, Christsein im Alltag und das Einlassen auf eigene Erfahrungen mit Jesus.

Sonntag, 28. Februar 2016

Hofkirche Köpenick - Baptisten im Jrünen

Die Hofkirche Köpenick ist eine etablierte Baptistengemeinde im Südosten Berlins. Das Kirchengebäude auf dem Hinterhof passt sich in das Kiezensemble ein. Die Hofkirche zeigt ein starkes soziales Engagement und bietet Veranstaltungen für sämtliche Altersgruppen an.



"Ein Gottesdienst mit Tieren?", fragte mein Sohn als ich erzählte, dass wir zur Hofkirche in Köpenick fahren. Auf diese gedankliche Verbindung wäre ich gar nicht gekommen: "Es ist wohl nicht der Bauernhof sondern der Hinterhof gemeint". In der Hofkirche Köpenick wurde ich vor achtundzwanzig Jahren getauft. Die Gemeinde war damals bekannt für ihre Band. Einige Köpenicker traf ich Ende 1989, als ich den Wehrdienst verweigerte. Danach gab es kaum noch Berührungspunkte.

Erst durch unseren Kontakt zum CVJM Kaulsdorf wurden wir auf die Idee gebracht, einen Gottesdienst in der Hofkirche zu besuchen. Der CVJM liegt auf halber Strecke nach Köpenick. Der Wagen rumpelt über sanierungsbedürftiges Kopfsteinpflaster. "Ist ein Glas wirklich halb leer, wenn die Luft durch Vakuum ersetzt wird?", liest mein Sohn eine Fragestellung aus seinem wissenschaftlichen Buch vor.

Die Parkplatzsituation ist angespannt, aber kostenlos. Viele der Gottesdienstbesucher wohnen gleich um die Ecke und kommen zu Fuß. Bereits am Eingang begegnen uns Freunde aus dem CVJM. Hinter der unspektakulär wirkenden Durchfahrt eines typischen Berliner Altbauhauses eröffnet sich der Blick auf ein stilechtes Kirchengebäude. Eine Kirche im Hinterhof - die Hofkirche.

Der Gottesdienst ist sehr gut besucht. Es gibt nur noch wenige freie Plätze, obwohl es erst Fünf vor Zehn ist. "Okuli" heißt der heutige Sonntag im Kirchenjahr. Die Kinder stoßen mich in die Seite, als ich eine Guckst-du-Geste mache. Es wird Psalm 25 Vers 15 verlesen: "Meine Augen sind stets auf den HERRN gerichtet, denn ER wird meine Füße aus dem Netz lösen". Die Moderatorinnen wechseln sich ab. Mit einem Mikro in der Hand geht die zweite Moderatorin durch die Reihen und sucht nach Gästen, die einen Gruß übermitteln möchten. Wieder einmal sind wir nicht darauf vorbereitet. Das werden wir demnächst ändern.

Dann tritt der Chor auf und begleitet das gemeinsame Singen. Der Beamer hängt ganz oben im Deckengewölbe und benötigt einige Zeit zur Erleuchtung. Die Gemeinde zeigt sich auch ohne diese moderne Technik textsicher bei Paul Gerhardt. Ich zähle die Reihen und multipliziere sie mit den Stühlen je Reihe. Es müssen etwa hundertdreißig Gottesdienstbesucher anwesend sein.

Kinder verlassen mit drei Mitarbeiterinnen den Saal zum Kindergottesdienst. Die Predigt hält Uwe Dammann, den ich noch aus Zeiten des GJW (Gemeinde Jugendwerk) kenne, einem Tummelplatz für angehende Pastoren und engagierte Jugendliche. Es geht um Epheser Fünf, Unreine, Unzüchtige, Habgierige, Götzendiener sowie Nachahmer Gottes als geliebte Kinder. Mit seiner sonoren Radiostimme und trockenem Humor nimmt er die Zuhörer in die Divergenzen des Textes hinein.

Nach dem Gottesdienst stürmen mehrere Gemeindeleute auf uns zu und begrüßen uns. Wir treffen Freunde aus alten baptistischen Zeiten, die auch einen längeren Exkurs zur Lukas-Gemeinde in Schöneberg gemacht hatten und nun wieder bei ihren Wurzeln gelandet sind.

Es gibt Kuchen, Gespräche und kalten Hund im Gemeindekaffee. Wir unterhalten uns eine Weile zwischen Tür und emsig Nachschub holenden Gästen und weichen dann zu sechst zum benachbarten Inder aus. Alle haben aufgegessen. Die Sonne scheint.

"Was passiert eigentlich, wenn man die jeweiligen Elementreihen des Periodensystems als echte Elemente zusammenstellt?", geht es im Buch meines Sohnes mit der Suche nach wissenschaftlichen Antworten auf absurde hypothetische Fragen weiter.

Sonntag, 21. Februar 2016

Alles Kaulsdorf oder was?

Der CVJM Kaulsdorf ist immer wieder ein angenehmer Anlaufpunkt für Gemeinschaft und einen entspannten monatlichen Gottesdienst mit Brunch.



Irgendwie zieht es uns immer wieder nach Kaulsdorf: vor zwölf Jahren zur Geburt unseres Sohnes, vor vier Jahren zum Anfertigen von orthopädischen Einlagen, vor zwei Jahren zum Einbau einer Auto-Alarmanlage, vor einer Woche in die Dorfkirche und heute zum Brunch-Gottesdienst in den CVJM. Sollte uns das nicht zu denken geben? Keine Ahnung!

Der Morgen begann mit einer ungeplant startenden YouTube-Predigt von Willow-Creek-Pastor Bill Hybels. Es ging darum, was im Leben wirklich zählt. Das Konto, das Auto, das Haus, die Arbeit oder die Familie, die Gemeindefreunde, die Beziehung zu Jesus? Er betrachtete die Prioritätenliste vom Ende her, vom Totenbett aus. Was zählt dort noch?

Dann fuhren wir nach Kaulsdorf. Statt eines Apfelauflaufs stellten wir heute eine Lauchsuppe auf dem Brunch-Buffet ab, versorgten uns mit Brötchen und Kaffee und setzten an unserem Tisch das Thema Lebensprioritäten fort. Wir hatten ein recht intensives Gespräch über Verletzung, Loslassen, Warum-Fragen und die Lösung dessen durch Gottes direktes Reden, die damit verbundene Änderung des Blickwinkels und das Erkennen Seiner Führung in unserem Leben. Und wieder tauchte die Frage auf, welche Lebensbereiche wir Gott zur Verfügung stellen und welche wir als "Meins" betrachten. Die Erfahrungsberichte waren sehr spannend und wurden nur durch das Nachholen von Brötchen oder das mehrfache "Ist da noch Kaffee drin?" unterbrochen.

In der Predigt entfaltete Anne einen Text aus Markus 5, 21-43. Darin geht es um die Heilung der Tochter des Jairus und einer chronisch kranken Frau. Simultan zum Lesen des Textes stellten einige Gottesdienstbesucher die Szene schauspielerisch nach. Passend zu den oben geschilderten Denkanstößen legte sie den Schwerpunkt auf die Abfolge von Bitten, Warten und Bekommen. Zaghaftes Bitten, sich auf Gott einlassen und auf Seinen Zeitpunkt warten, kann ein überraschendes Ergebnis beim Bekommen zu Tage treten lassen. Jairus bat um Heilung vom Fieber und Jesus erweckte die Tochter letztlich vom Tod. Die chronisch kranke Frau wollte nur mal eben unerkannt die Kleidung von Jesus berühren, wurde gesund, wurde von Jesus bewusst wahrgenommen, sprach direkt mit Jesus und steht sogar mehrfach in der Bibel.

Nach dem Gottesdienst war zwar der Topf mit der Lauchsuppe leer, gedanklich waren wir aber gut gesättigt.

Sonntag, 14. Februar 2016

Evangelische Kirchengemeinde Kaulsdorf

In der Kirchengemeinde Kaulsdorf treffen sich die angestammten Kaulsdorfer zum Gottesdienst. Gäste werden sehr freundlich begrüßt und interessiert nach ihrer Herkunft gefragt. Der Altersdurchschnitt ist sehr gehoben. Einige Konfirmanden sitzen in den Reihen.



"Heute fahren wir zur Frauenkirche", sagte ich und schnitt mein Brötchen auf. "Was, Dresden?" "Nein, die Kirche in Kaulsdorf neben dem CVJM". Fragende Gesichter verlangten nach einer Erklärung. Hatten wir doch einige Tage zuvor die Webseite der Evangelischen Kirchengemeinde Kaulsdorf besucht und waren mit einer überproportionalen Frauenquote überrascht worden.

Der Gottesdienst sollte um 10:00 Uhr beginnen. Frau und Tochter hatten die Zeit im Kopf, mein Sohn am Handgelenk und ich im Nacken. "Wo fährst du denn heute lang? Das schaffst du nie!" Doch, und sogar mit Parkplatz direkt vor dem Eingang.

Heute war Nörgeltag: "Wieso sitzen wir so weit vorne? Dann können wir gar nicht die Leute beobachten, um zu wissen, was wir wann machen müssen". Direkt neben uns entströmte wohlige Wärme. Während die übrigen Besucher in Mantel, Schal und Mütze auf den Holzbänken saßen, zog ich meine Jacke aus und empfand es immer noch als angenehm warm. Pfarrerin Steffi Jawer kam durch die enge Nordpforte in den Hauptraum der Kirche und begrüßte uns im Vorbeigehen sehr freundlich.

"Liebe Kaulsdorfer, liebe Gäste", drückte die gelebte Willkommenskultur in der liebevoll renovierten Dorfkirche aus. "Invocavit - er hat angerufen", übersetzte Frau Jawer den Namen des heutigen Sonntages im Kirchenjahr. Das kommt aus dem Wortstamm "invocare" und sollte nicht mit "invocatus" verwechselt werden, was "ungerufen" bedeutet. In ihrer Predigt widmete sich die Pfarrerin einem Text aus Hebräer Vier. In den Versen 14 bis 16 geht es dort um Jesus, der auch mit den uns bekannten Schwächen und Herausforderungen konfrontiert wurde und uns nun als verständnisvoller Hoher Priester vor Gott vertreten kann. "Mit Freimütigkeit herzutreten zum Thron der Gnade", heißt es im Text. Doch was ist, wenn man den Thron gar nicht sieht? Sie hangelte sich an einer Geschichte von Kafka entlang, in der ein Mann zu einem Schloss unterwegs war, dieses jedoch zuerst durch den Nebel nicht sah und dann keinen passenden Weg hinein fand. Kafka, Gedichte und Bibelzitate wechselten sich ab. Meine Frau war begeistert von der angenehmen Stimme der Pfarrerin und dem roten Faden in der Predigt. Umrahmt wurde der Gottesdienst mit professioneller Orgelmusik und Posaunenbegleitung. Wir sangen sogar "Ein feste Burg" von Martin Luther.

Heute gab es Abendmahl. Erst wochenlang nichts und nun schon das zweite Mal hintereinander. Sehr gut! In der ersten Runde wurde echter Wein und in der zweiten Runde Traubensaft gereicht. Meine Frau stand auf und ging nach vorne. "Du darfst nicht", meine Kinder versperrten mir den Weg. "Ich will aber", und drückte gegen ihre Beine. "Du fährst noch", ein Kampf entspann sich in der Bankreihe - zwei gegen vier (Beine). Mein unbändiger Wunsch nach Abendmahl brachte den Sieg! Fast fiel ich durch den Schwung einer älteren Dame in die Seite. Sie trat zurück, lächelte und ließ mich zu meiner Frau eilen.

Als zwischen Küster und uns nur noch ein Abstand von zwei Kaulsdorfern bestand, wurde die letzte Oblate vom silbernen Teller gehoben und gab den Blick auf das eingravierte Kreuz frei. Was wird er nun tun? Gibt es weitere Oblaten? Ich nutzte die Gelegenheit und zählte die Kaulsdorfer und Gäste in der Runde. In Abgleich mit den auf die zweite Runde Wartenden müssen es so um die siebzig Gottesdienstbesucher gewesen sein. Diese Zahl entsprach in etwa auch dem gefühlten Altersdurchschnitt. Dafür stellte ich aber im Gegensatz zum Eindruck der Webseite ein sehr ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen fest. Wir bekamen noch einen Vers aus dem Matthäus-Evangelium (Kapitel 11 Vers 28) zugesprochen: "Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erfrischen".

Nach dem Gottesdienst wurde meine Frau angesprochen und nach unseren Namen gefragt. Sie erhielt einen Gemeindebrief und einige Veranstaltungshinweise und Gruppenempfehlungen. Der Küster meinte beim Rausgehen, dass er mich vom Sehen her kenne. Das passiert mir öfter. Ein Konfirmand reichte der Pfarrerin gerade seine Bonuskarte für besuchte Gottesdienste, als wir uns an der Schlange vorbei zu Steffi Jawer begaben und uns verabschiedeten.

War das noch früh am (Sonn-)Tag. Kaulsdorfer Union-Fans machten sich mit ihren Schals und Bierflaschen gerade auf den Weg zum Spiel. Gemütlich fuhren wir nach Hause und spazierten dann zum Bürgeramt - pardon - dem danebengelegenen Burger-Restaurant. Es gab frisch gegrillten Burger im Brötchen aus der eigenen Backstube.

Mittwoch, 10. Februar 2016

Erfahrungen der letzten sieben Monate

Begeisterung über die bunte christliche Landschaft macht sich breit, wenn wir die letzten sieben Monate der Wanderung durch die Gemeindeszene Berlins reflektieren. Networking, Networking, Networking!



Nun sind wir schon fast sieben Monate in der christlichen Szene Berlins unterwegs. Ein guter Zeitpunkt für eine Zwischenbilanz.

Die besuchten Gemeinden decken ein breites Spektrum von Baptisten über Katholiken, Afrikaner, CVJM, Mülheimer Verband, Landeskirche, Stadtmission bis hin zu Trendgemeinden wie Berlin Connect ab.

Das Augenmerk lag auf der Willkommenskultur, dem Miteinander, den liturgischen Elementen, der Predigt und der Altersstruktur. Einige Gemeinden hatten wir mehrfach besucht, um bestimmte Eindrücke bei einem Folgebesuch zu evaluieren oder weil es uns dort einfach gefallen hatte.

Inzwischen sind wir mehrfach mit Insidern der jeweiligen Gemeinden in Kontakt gekommen und konnten Einblick in die Hintergründe bestimmter Erscheinungsformen gewinnen. Gespräche mit Verantwortlichen nach den Gottesdiensten konnten unsere Fragen nach Vision der Gemeinde, gabenorientierter Mitarbeit, Hauskreisen oder gesellschaftspolitischer Relevanz im Kiez klären. Auf diese Weise lernten wir beispielsweise, dass es einem Spagat zwischen Willkommenskultur und niederschwelligem Schnupperzugang ohne sofortige Vereinnahmung entspreche, wenn man unerkannt kommen und gehen kann.

Unser Netzwerk ist inzwischen so umfangreich, dass wir unsere Erlebnisse mit den Erfahrungen anderer Christen der Stadt abgleichen und uns vielfach bestätigt finden. Bei Bedarf lassen wir unsere Sichtweise auch gerne nachjustieren.

Die Gemeindeleiter oder Pastoren informieren wir regelmäßig über die Berichte in diesem Blog. Die Artikel werden oft als hilfreiche externe Sicht angesehen, da im Gemeindealltag zu schnell der Blick für die Außenwirkung verloren geht.

Auffällig ist, dass in fast allen Gemeinden ganze Altersgruppen fehlen. Besonders gravierend ist das im Bereich zwischen Zehn und Zwanzig. Unsere Tochter wurde bisher nur einmal angesprochen und eingeladen. In Trendgemeinden mit Durchschnittsalter Fünfundzwanzig fehlen Senioren, Grundschüler und Teens. In Gemeinden ohne definierte Wachstumsziele haben wir einen Altersdurchschnitt von Fünfundsechzig erlebt. Sehr gut durchmischt sind die Heilsarmee Friedenau, die Kirche in Brück, die Baptisten Weißensee oder die Baptisten in der Bergmannstraße.

Apropos Baptisten. die Baptisten alias EFG (Evangelisch freikirchliche Gemeinden) haben die flächendeckend beste Willkommenskultur. Gäste werden wahrgenommen und sehr freundlich integriert. Man fühlt sich sofort zu Hause.

Trotz der starken Diversifizierung waren die Gottesdienste und Predigten inhaltlich sehr erbaulich und tangierten Themen, die uns im Alltag Motivation, Richtung und Entscheidungshilfe gaben.

Wir sind begeistert über das bunte christliche Leben in Berlin und den gemeinsamen Nenner "Jesus", der uns so fundamental und unkompliziert verbindet. Eine ermutigende Erfahrung in Sicht auf eine Stadt, die sich bisher viel zu wenig auf eigene Erfahrungen mit Jesus einlässt.

Sonntag, 7. Februar 2016

Christus-Treff Berlin - Isingstraße

Der Christus-Treff in der Isingstraße wird vorzugsweise von jungen Familien und Singles besucht. Gäste werden auf angenehme Weise in das Gottesdienst-Geschehen und die Gemeinschaft integriert. Aktiv werden kann jeder, der eine entsprechende Begabung hat und diese einbringen oder ausprobieren möchte. Die Isingstraße liegt direkt am Mauerradweg und lässt sich per Fahrrad ideal für Besucher aus Treptow, Kreuzberg und Friedrichshain erreichen.



Die Kiefholzstraße ist sehr lang. Fünf Kilometer an einem Sonntagmorgen, der mit einem "Uups, schon um Neun" im kuscheligen Bett begann. Fünf Kilometer geschichtsträchtiger Strecke von Südost nach Nordwest, schnurgerade auf den Fernsehturm zu. Fünf Kilometer vorbei an meinem alten Wohnhaus, an der ehemaligen Firma meiner Mutter, an einer im Bau befindlichen Autobahnauffahrt und mehreren roten Ampeln. Die Kiefholzstraße findet ihr jähes Ende am Landwehrkanal, dort wo einst die Mauer stand und nun der dynamische Berliner den Mauerradweg entlang radeln kann. Ein Wegabschnitt, für den Japaner eine Unmenge an Kirschbäumen gespendet hatten.

Wir parken vor der Neuapostolischen Kirche am Schmollerplatz. Neuapostolisch hatten wir bisher noch gar nicht auf der Agenda. Das wird heute auch nichts mehr, da deren Gottesdienst gerade vorbei ist. Bis zur Isingstraße 5 sind es nur wenige Meter. Vor uns laufen junge Erwachsene mit Schüsseln und Kind. Also doch Brunch-Gottesdienst und wir hatten keinen Apfelauflauf dabei. Wie peinlich...

Nachdem sich das Knäuel aus jungen Erwachsenen, Kindern und Fahrrad aufgelöst hat, betreten wir die heiligen Hallen des Christus-Treff. Nach links geht es in die "Kapelle". Klein aber mit allem, was eine historische Kapelle benötigt: zwei monströse Türportale, dazwischen eine winzige Orgel, Gesangsbücher, typische Kirchenfenster, ein Altar, ein Kreuz und mehrere Stuhlreihen.

Zwei, drei Leute kommen auf uns zu und begrüßen uns kurz. Martin, ein alter Bekannter aus baptistischer Vorzeit, erscheint und setzt sich zu uns. Auf den Türportalen waren mir die Schriftzüge "Heiliger Geist" und "Vater" aufgefallen. "Wo ist denn der Sohn", frage ich Martin. "Der ist zu Hause". Mein Blick wandert zum Kreuz. Dort steht "JESUS". Und unter "JESUS" steht Herrmann. Herrmann ist das Patenkind der Gemeinde, dessen Foto jeden ersten Sonntag im Monat gezeigt wird, da die Kollekte heute wieder für ihn gesammelt wird.

Am ersten Sonntag im Monat gibt es im Christus-Treff drei Highlights: die Sammlung für Herrmann, den Mitarbeiterkreis und das Abendmahl. Endlich mal wieder Abendmahl. Damit sind wir ja in letzter Zeit deutlich unterversorgt. Neben einigen landeskirchlich geprägten Bestandteilen der Liturgie gibt es Lobpreis, Kindergottesdienst und keine Predigt. Tobias leitet eine Zeit ein, wo Gottesdienstbesucher über ihre jüngsten Erfahrungen mit Jesus berichten können. Das wird gerne angenommen und wir hören viele interessante Berichte. Anschließend gibt es eine Gebetszeit zur Vorbereitung auf das Abendmahl. "Sind noch genug Steine da", frage ich meinen Sohn. Er nickt und ich gehe zum Altar. Dort sind jede Menge Pflastersteine aufgeschichtet und warten darauf, zum Kreuz getragen zu werden. Ich nehme zwei Steine und lege sie symbolisch unters Kreuz. Weg mit der Last!

Das Abendmahl findet aus Platzgründen in mehreren Runden statt. Es wird Dönerbrot durchgereicht und mit einem "Jesu Leib für dich gebrochen" an den Nachbarn weitergegeben. Danach geht ein Kelch mit den Worten "Jesu Blut für dich vergossen" herum.

Beim anschließenden Brunch erfahren wir mehr über die Gemeinde. Der vom CT Marburg aus initiierte Christus-Treff Berlin arbeitet in Kooperation mit der Berliner Stadtmission und ist damit auch Teil der EKBO. Das ehrwürdige Haus wurde im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört, weshalb die Kapelle jetzt so klein ist. Gerne möchte man das Haus renovieren und deutlich vergrößern, sagt uns Tobias Schöll, der quasi Pastor des CT Berlin. Es gebe keine Mitgliedschaft und Mitarbeiter sei jeder, der sich in irgendeiner Weise einbringt, und sei es durch das Mitbringen eines Apfelauflaufs. Tobi will kein pastoraler Alleinunterhalter sein und lässt seinen Mitarbeitern sehr viel Freiraum. Kreise, die sich überlebt haben oder kapazitiv nicht zu stemmen sind, werden beendet und Neues gerne ausprobiert - alles im Glauben und nach Maßgabe der verfügbaren Möglichkeiten. Und diese können bei Gott sehr groß sein.

Egal, mit wem wir ins Gespräch kommen, alle fühlen sich im Christus-Treff sehr wohl und sind begeistert über den Kiez-Bezug der Gemeinde. Auch meine Familie ist beeindruckt und sagt, dass wir den Christus-Treff unbedingt auf die Liste der noch einmal zu besuchenden Gemeinden setzen sollten.

Donnerstag, 4. Februar 2016

LEGO-Bautage in der EFG Weißensee

Das Bauen mit LEGO-Steinen macht nicht nur Kindern Spaß. Die EFG Weißensee veranstaltet deshalb einmal pro Jahr die LEGO-Bautage, wo zu einem bestimmten Thema Landschaften, Gebäude und Fahrzeuge gebaut und ausgestellt werden. Es stehen etwa eine Million Teile zur Verfügung.



Bauvorhaben werden oft zu einem Millionenprojekt.

Eine Million LEGO-Steine stehen seit heute wieder in der EFG Weißensee bereit. Sie sind gut sortiert nach Themen und Farben. Kinder, Väter und Großväter wuseln um die Kartons herum, kramen, wühlen, finden und füllen die benötigten Teile in 500g-Joghurtbecher ein. Ein Rad, ein Männchen, eine Grundplatte, vier Fenster und noch eine Fahnenstange - ab geht es wieder in den "blauen Salon" an einen der vielen Tische. Am Motorrad hängt noch ein Arm, die Piratenfahne passt nicht an die Stange, eine schwarze Platte fehlt - noch einmal kurz mit dem Becher ins Gewühl der Bauleiter. Ein kleines Mädchen sortiert Blumen - natürlich LEGO.

An den Tischen hatten sich heute etwa fünfzig Kinder verteilt. Das von Pastor Torsten Milkowski vorgestellte Eingangsthema "Verlorener Sohn" (Lukas 15, 11-32) wurde per LEGO-Film eingespielt und sollte als architektonische Grundlage des Nachmittags dienen. Die Kinder reagierten sehr flexibel und bauten Eisenbahnstrecken, üppig mit Plastikpflanzen bewachsene Landschaften, Piratenszenerien oder ihr Traumhaus.

Erwachsene ohne handwerkliche Ambitionen konnten sich bei Kaffee und Kuchen über die Dinge des Alltags austauschen, während auf den bereit gestellten Biertischen und Tischtennisplatten neue Welten entstanden. Das Drumherum war sehr professionell: knallrote T-Shirts, ansprechende Einladungskarten, Catering und Bauplatzvermittlung.

Als ich angesichts der vielen verfügbaren Teile noch darüber nachsann, wie denn der Auszug Israels aus Ägypten durch das Schilfmeer nachzustellen sei und mir dabei ein Auseinanderdriften der grünen Tischtennisplatten mit gleichzeitigem Versinken unzähliger LEGO-Männchen ausmalte, bestätigte die Frau des Pastors, dass es in den Vorjahren bereits das Thema "Josef in Ägypten" gegeben habe. Es seien dabei weiträumige ägyptische Landschaften entstanden.

Damit bis einschließlich Samstag genügend Baumaterial zur Verfügung steht, werden die Kreationen nur einmalig erscheinender Kinder zeitnah dem Recyclingprozess zugeführt und wieder sauber in die jeweiligen Kisten sortiert. Wer alle Tage dabei ist, kann das Werk eventuell sogar am Sonntag beim Familien-Gottesdienst vorstellen.

Die Erfahrung der letzten Jahre zeige, dass die ganze Gemeinde beim finalen Zerlegen und Rücksortieren mithelfe. Dann sei nach zwei Stunden die alte Ordnung wieder hergestellt und die Kisten können an den nächsten Interessenten weitergegeben werden.

Die "ferienaktion legobautage" läuft noch bis zum Samstag, den 06.02.2016, findet in der Zeit von 15-18:00 Uhr statt und endet mit einem Familiengottesdienst am Sonntag, den 07.02.2016, 10:00 Uhr.

Eine interessante Aktion mit guter Resonanz im Kiez.

Sonntag, 31. Januar 2016

Projekt A+ in Altglienicke

Das Projekt A+ ist eine junge Gemeinde in Altglienicke. Gottesdienste finden einmal pro Monat statt. Ansonsten lebt die Gemeinde von regelmäßigen Treffen in Kleingruppen. Junge Familien und Singles fühlen sich hier besonders zu Hause. Gäste sind gerne willkommen. Das Projekt A+ engagiert sich mit diversen Aktionen für den Kiez.



Das Projekt A+ in Altglienicke erreicht man am besten per S-Bahn oder mit viel Geduld und einem guten Navi. Als Marzahner waren wir erstaunt, wie eng Altglienicke bebaut ist und dass es so gut wie keine Parkplätze gibt, zumindest keine freien.

Altglienicke hat etwa 26.000 Einwohner mit steigender Tendenz. Bis 2030 wird mit einem Zuwachs um mehr als 8% gerechnet. 2030 ist auch eine visionäre Marke der Leitung dieses Gemeindeprojektes: mehrere Tochtergemeinden und mehrere Tausend Menschen, die Jesus neu kennengelernt haben. Ein sportliches Ziel, dessen Ursprung nach dem heutigen Gottesdienst noch einmal abgeklopft wurde.

Das Motto lautete "Baustelle". Wegen der vielen Gäste wurden Namensaufkleber mit Baustellenlogo ausgeteilt. Absperrbänder waren durch den Saal gespannt. Betreten-Erwünscht-Schilder und "Gott der Baumeister" wurden ebenfalls thematisiert. Was man nicht alles aus einer Baustelle machen kann?

Einer der Mitarbeiter wünschte sich, dass die Gemeinde eine Dauerbaustelle bleibe, die wachse und wachse und wo auch jeder Einzelne beständig an seiner Persönlichkeit arbeite. Als sichtbares Zeichen beständigen Bauens, Scheiterns und Weitermachens dient der benachbarte BER.

Gebaut wird bei Projekt A+ aber auch mit Farbe, Spachtelmasse und Fußbodenbelag. Eine ehemalige Schlecker-Filiale wurde in einen Gemeindesaal umfunktioniert, der regelmäßig mit Gipskarton und anderen Dingen ergänzt wird. Mit diesem Ladengeschäft verfügt die Gemeinde über ein räumliches Filetstück mit Laufkundschaft, niedriger Schwellenangst und viel Platz vor der Eingangstür. Im Kiez hat die Gemeinde einen guten Ruf, da sie auch vor der eigenen Tür kehrt, beispielsweise die Reste der Silvesterknaller auf dem Ehrenfelder Platz.

Der Knaller war, dass wir heute Nachmittag sehr viele alte Bekannte aus der Lukas-Gemeinde trafen, insbesondere aus deren Leitungsteam. Der Anlass des Gottesdienstes war nämlich das 5-jährige Bestehen des Projektes. Uns kam das schon deutlich länger vor, zumal wir so lange Zeit die Gründungsaktivitäten der Lukas-Gemeinde begleitet hatten und viele der Akteure während ihrer Sondierungsphasen kennen gelernt hatten.

Besonders begeisternd waren die im Gottesdienst vorgestellten Visionen und geistlichen Grundprinzipien. Das ging von einer positiven Klimaveränderung im Kiez über gabenorientierte Mitarbeiterschaft bis hin zur Berufungsfindung. Den Leitern und Mitarbeitern war anzusehen, dass diese Prinzipien bei ihnen verinnerlicht sind.

Konzeptionell geht es bei Projekt A+ in die Richtung Vineyard. Kernstück sind Kleingruppen, die sich einmal im Monat zu einem Nachmittags-Gottesdienst treffen. Fragt sich nur, ob bei dieser Frequenz der Unterhalt eigener Räume nicht etwas zu viel des Guten ist.

Wir erlebten jedenfalls eine gesunde und hoch motivierte Gemeinde im Südosten Berlins und fühlten uns sehr wohl.

Sonntag, 24. Januar 2016

EFG Weißensee - Hat mal jemand Feuer?

Die EFG Weißensee fügt sich in den Reigen der bemerkenswerten Gastfreundschaft der Baptistengemeinden Berlins ein. Zudem punkten die Baptisten in der Friesickestraße mit einer Jugendgruppe und einer guten Durchmischung der Altersstruktur. Die Predigten sind biblisch, werden in einer modernen Sprache vermittelt und haben Alltagsbezug. Interessant ist die Zusammensetzung der Lobpreisband.




Bei den Baptisten in Weißensee werden Erinnerungen wach. Wilde Jugendtage mit Theo Lehmann in einer Zeit, wo Christsein politisch völlig inkorrekt war und gerne mit zukunftsrelevanten Sanktionen belegt wurde. Fast dreißig Jahre ist das her. Damals hatte ich das erste Mal das Neue Testament gelesen und mir auf dem Weg von der Straßenbahn zur Friesickestraße Textpassagen aus Johannes 10 eingeprägt. Hier fiel damals auch die Entscheidung, nur noch dann auf den Ruf des Sammelbegriffs "Matthias" zu reagieren, wenn ich die Stimme kannte.

Der Gottesdienst sollte um 10:00 Uhr beginnen, was eine gewisse Herausforderung an unser sonntägliches Morgenkonzept stellte. Dann heißt es auch noch in einem alten Spruch: "Des Baptisten Pünktlichkeit ist fünf Minuten vor der Zeit". Mit Zwanzig vor Zehn übertrafen wir diesen Spruch heute jedoch deutlich.

Wie in jeder der im letzten halben Jahr besuchten Baptistengemeinden wurden wir auch hier bereits an der Tür sehr freundlich begrüßt und nach unserer Herkunft gefragt. Wir bekamen ein Gesangsbuch und grüßten auf dem Weg  zur Sitzreihe weitere Gemeindeleute. Authentische Herzlichkeit und 100 Punkte für die Willkommenskultur. Auch als wir saßen, wurden wir immer wieder herzlich begrüßt.

An einigen Stühlen fielen uns kleine angenähte Stofflabel auf: Psalm 139 Vers 2 oder Matthäus 11 Vers 28 waren nur einige davon. Mein Sohn schlug sämtliche Stellen auf seinem Tablet nach. Bereits auf der Fahrt hatten wir uns mit den unterschiedlichen Übersetzungen von Jeremia 33 Vers 3 beschäftigt, die in der alten Elberfelder urtextlich korrekter wiedergegeben wurde als in der revidierten Fassung. Jeremia 33 Vers 3 ist eine weitere Telefonnummer Gottes neben Psalm 50 Vers 15 und steht fast wörtlich in der Prophetie, die im März über uns ausgesprochen wurde. Umso mehr freuten wir uns über die erste Zahl an der historischen Liedtafel: 333.

Heute spielte und begleitete die Band - ein interessanter Mix aus zwei E-Pianos, einem Flügel, einer Bassgitarre, einer E-Gitarre, einer Querflöte, einem Schlagzeug und zwei Blechblasinstrumenten. Für solch eine Besetzung gibt es wohl keine fertigen Orchesterstücke. Der Sound wurde sehr gut abgemischt.

Zur Überleitung in den Kindergottesdienst gab es das Bibel-ABC mit dem Buchstaben "Rrrrrri wie Rahel". Es folgte eine leicht verständliche Nacherzählung des Bibeltextes zur Hochzeit mit Lea und Rahel aus Genesis und die Verabschiedung der Kinder in den Blauen Salon.

"Hat mal jemand Feuer", war die dramatische Pointe der Einleitungsgeschichte von Pastor Torsten Milkowski, der einen Fackelträger zur Eröffnung der Olympischen Spiele beschrieb, der zwar nach hartem Training in seine Sportkleidung passte, aber auf den letzten Stufen das Feuer seiner Fackel verloren hatte. So drehte sich die Predigt um das Thema Burnout und wie man dem begegnen könne. Swen Schönheit hatte letztens zu uns gesagt, dass ein ausgebrannter Leiter eine sehr schlimme Sache sei, da etwas ausgebranntes nie wieder neu entzündet werden könne. Torsten Milkowski verglich die Situation mit seinem Kamin, der eine Menge Holz verbrauche, das aber bisher immer vorrätig war. Sei der Winter dann länger, beginne man normalerweise mit Abbau und Verbrennung der Substanz - hier ein Balken, dort ein Balken oder gar das Regal zur Lagerung des Brennholzes. Wenn wir einst mit Gott zusammen leben, zähle nicht mehr das hier so intensiv bearbeitete Projekt sondern unser Sein - Charakter versus Leistung.

Ein gutes Rezept gegen innerliches Ausbrennen sei eine Kombination aus Feiern und Stille. Feiern sei biblisch vorgeschrieben und sollte sogar mit dem Zehnten finanziert werden.

Ein Beispiel für effektives Hören auf Gott brachte er am Ende der Predigt. Er habe einmal an einem See gestanden, der spiegelglatt war. Typisch für einen großen Jungen habe er dann einen Stein ins Wasser geworfen und konnte sehr gut die dadurch entstandenen Wellen sehen. Am nächsten Tag sei der See durch Wind aufgewühlt gewesen. Wieder warf er einen Stein und konnte die Welle diesmal nicht von den anderen unterscheiden. Er endete mit der Frage: "Wann hattest du das letzte Mal Gottes Stimme gehört".

Hätte er nicht explizit während der Predigt erwähnt, dass er Pastor sei, hätte man anhand des Gesagten auf einen Mann aus dem "normalen" Berufsleben schließen können. Die Bodenständigkeit könnte aber auch aus einer hörenden Beziehung zu Jesus und der breit aufgestellten Gemeindeleitung mit über zehn Personen resultieren.

Nach dem Gottesdienst kamen wir mit dem Pastor und diversen Leuten ins Gespräch. Alte Bekanntschaften aus dem GJW Gemeinde-Jugendwerk wurden aufgefrischt. Man lud uns zu verschiedenen passenden Veranstaltungen ein und unsere Tochter wurde erstmalig von einem gleichaltrigen Mädchen angesprochen und eingeladen.

Herzlichen Dank!

Sonntag, 17. Januar 2016

Allianzgebetswoche "Willkommen zu Hause"

Die Evangelische Allianz ist ein Zusammenschluss von Christen, die Jesus als verbindlich für ihre Lebensgestaltung ansehen. Dazu gehören Einzelpersonen, Kirchen, Gemeinden und christliche Werke. Die Allianz-Gebetswoche findet jährlich im Januar statt.



Wo der Laie an Versicherungen denkt, klingt beim langjährigen Gemeindemitglied eine iterative Januarveranstaltung an. Die Evangelische Allianz verbindet Christen sämtlicher Denominationen, die ihren Glauben an Jesus Christus verbindlich leben. Diese Allianz konzentriert sich auf die gemeinsamen Schnittmengen des christlichen Glaubens und lässt Spaltungsthemen außen vor. Eine Bewegung mit geistlichem Potenzial.

Der Abschlussgottesdienst der diesjährigen Allianzgebetswoche zum Thema "Willkommen zu Hause" fand heute bei der EFG-Tempelhof statt, die sich selbst gerne als First Baptist Church Berlin bezeichnet.

Am Vormittag hatten wir die Heilsarmee im benachbarten Friedenau besucht, waren dann am Winterfeldplatz (Schöneberg) beim Araber eingekehrt, hatten dort sehr viele alte Bekannte aus der Lukas-Gemeinde getroffen und waren dann sehr zeitig bei den Baptisten in Tempelhof erschienen. Letzteres war sehr praktisch wegen der Parkplätze. Nach einer Tasse Kaffee entschieden wir uns für einen ausgedehnten Spaziergang durch den Kiez von Alt-Tempelhof. Wir waren beeindruckt von der Vielfalt der Baustile. Die 1960er-Jahre in Verkörperung einer Feuerwehrwache, die 1970er in sämtlichen Straßenzügen mit Wohnblöcken und das 19. Jahrhundert mit reich verzierten Reihenhausvillen. Vor uns ein Wald aus filigran mit Schnee benetzten Ästen. Schade, kein Fotoapparat dabei. Handys wurden gezückt. Klick - und schon hatte das Kind am Ast gewackelt und einen Schneefall provoziert. Ein Park mit rodelnden Kindern wurde sichtbar. Einfach schön. Erinnerungen an den Central Park in NYC wurden wach.

Kurz vor Beginn des Abschlussgottesdienstes trafen wir wieder an der Gemeinde ein. Wieder gab es Kaffee und jede Menge bekannter Gesichter: Heilsarmee, Internetmission, Kaleb, Baptisten, Kingsley Arthur, Evelyn Werther und Allianz-Vertreter, um nur einige zu nennen.

Laut Programm sollten diverse Lieder vom Tonträger kommen. Der Tonträger war ein Chor, der aus drei Männern und viel mehr Frauen bestand und mit Cajon, Klavier und Querflöte begleitet wurde. Ab und zu spielte auch ein Posaunenchor. Es wurden einige Projekte vorgestellt und immer wieder in kleinen Gruppen gebetet. Die Gruppen blieben relativ statisch zusammen, da die Stuhlreihen fixiert waren.

Allianz-Chef Hartmut Steeb predigte über Lebensversicherungen. So ähnlich - er predigte über Lukas 15, 31-32. Sein Fokus lag auf der Freude über Menschen, die frisch den Weg zu Jesus gefunden haben. Bekehrungen seien Anlass für Freudenfeste. Das deckte sich in etwa mit dem Bekehrungserlebnis, das wir heute früh vor dem Gottesdienst bei der Heilsarmee gehört hatten. Als gewandter Redner hielt Hartmut Steeb das Plenum mit Witz und Intelligenz bei der Stange. "Nur noch der Beter" könne bestimmte Umstände verändern, mahnte er zum intensiven Gebet. Das wurde anschließend wieder aufgegriffen als es um verschiedene Themen wie auch die Regional- und Bundespolitik ging.

Nach Kollekte, Instrumentalmusik, einigen Liedern, Vater Unser und Segen gab es weitere Gelegenheit zum Austausch innerhalb der Evangelischen Allianz. Drei von unseren Leuten wollten die beiden heutigen Gottesdienste noch ergänzen. Sie fuhren anschließend zur Öffnung der "Heiligen Pforte" im Erzbistum Berlin durch den katholischen Erzbischof Koch.

Authentisches Christsein - Heilsarmee Friedenau

Die Heilsarmee in Friedenau fällt durch eine äußerst freundliche Integration von Gästen und eine breite Altersstruktur auf. Senioren, Jugendliche und Kinder sind gleichermaßen präsent und bilden eine herzliche Einheit. Die Predigt hat Tiefgang, Alltagsbezug und geistliche Relevanz.



Direkt vor dem Haus fanden wir einen Parkplatz. Die Autos um uns herum waren noch alle eingeschneit und nur wenige Menschen stapften durch den Schnee, um zum Gottesdienst zu kommen. Der Gottesdienst bei der Heilsarmee in Friedenau sollte um 10:30 Uhr beginnen. Eine sehr humane Zeit für Familien.

Die Heilsarmee hatten wir wegen des allgemeinen Hörensagens gar nicht auf der Agenda. Am Montag gab es jedoch ein geschäftliches Treffen mit einem bemerkenswerten Designer, den wir flüchtig aus der Lukas-Gemeinde in Schöneberg kannten. Er erzählte, dass er nun verheiratet sei und ein Kind habe. Gemeindlich sei er bei der Heilsarmee zu Hause. Ein klarer Anlass zur Evaluation des Hörensagens.

Bereits das Vorderhaus machte einen sehr einladenden Eindruck. Auch die Gemeinderäume im Hof wirkten hell und funktional. Wir wurden sofort freundlich begrüßt und besetzten mit unseren sieben Personen wieder einmal eine ganze Bankreihe. Immer wieder kamen freundliche Gemeindemitglieder auf uns zu und wechselten einige Worte. Altersmäßig war die Gemeinde sehr gut durchmischt. Es gab sehr kleine Kinder, viele Jugendliche (hauptsächlich Mädchen), Menschen mittleren Alters und Senioren. Die Altersverteilung wirkte gesund.

Der Schlagzeuger Andreas kam auch auf uns zu. Sofort waren wir im Gespräch über authentische christliche Ausstrahlung. Genau diese Ausstrahlung sei damals auch der Grund seiner Bekehrung gewesen. Er kannte zwar alles und hatte sämtliche Programme absolviert, aber da fehlte noch etwas. Das fand er dann bei einem Jugendkongress, wo viele der Teilnehmer eben diese Ausstrahlung hatten, die nur Gott in einem Menschen produzieren kann. Er bekam dieses Geschenk und entschied sich darauf für eine konkrete Beziehung zu Jesus.

Die Heilsarmee wird von England aus geleitet. Es gibt zwar weltweit viele Gemeinden, aber das Hauptquartier befindet sich in London. Geleitet wird die Heilsarmee von General Cox. Ansonsten sind die Hierarchien deutlich überschaubarer als bei der Bundeswehr. Der gemeine Soldat bzw. Gemeindemitglied hat eine blaue Uniform mit blauen sternlosen Schulterklappen und ein silbernes H auf blauen Spiegeln. Der Angestellte ohne Dienstgrad hat einen weinroten Spiegel mit silbernem H und eine weinrote Schulterklappe ohne Stern. Den ersten silbernen Stern auf weinroter Schulterklappe bekommt der Leutnant als ein Zeichen für seine fachliche Qualifikation. Mit den Jahren verändert sich die Dekoration der Schulterklappen. Zwei Sterne bekommt der Kapitän und ein Wappen der Major. Bei besonderen Verdiensten oder per Berufung kann man auch Oberstleutnant, Oberst oder gar Commander werden.

Bei Pastor Matthias Lindner fiel auf, dass der jeweils zweite Stern für den Kapitän fehlte. Man sah noch die Stellen in der Schulterklappe. Die Sterne seien ihm letztens beim Ausziehen des Mantels abgefallen. Er lege nicht so den Wert auf diese Rangordnung. Eine sehr sympathische Einstellung!

Wir waren beeindruckt über den lückenlosen und harmonischen Ablauf des Gottesdienstes. Trotz der Professionalität wirkte keines der Elemente steril. Die Menschen waren authentisch, spielten Lobpreislieder mit Blasinstrumenten, Schlagzeug, Gitarre und Klavier, stimmten alte Kirchenlieder an und beteten für einander.

In der Predigt ging es um Herausforderungen. Der Kapitän am Pult berichtete von eigenen Erfahrungen mit Herausforderungen, die er verpasst oder angenommen hatte und wie das seinen persönlichen Horizont erweitert habe. So habe auch Jesus immer wieder seine Jünger oder Zuhörer herausgefordert. Und da war er wieder: der Text mit Jesus und Petrus auf dem Wasser. Aber auch viele andere Bibelstellen, wo sich Menschen für die Annahme der Herausforderung entscheiden mussten. Die Predigt gipfelte in einem Aufruf, dass sich Gottesdienstbesucher gemäß Jakobus 5 und anderer biblischer Beispiele für den nächsten Schritt, die Annahme der nächsten Herausforderung, salben lassen konnten. Das war ja der Hammer. Hatte ich doch gestern gerade erst wieder ein Bild aus März 2015 bestätigt bekommen, wo es um neue größere Vision und Weite geht.

Nach dem Gottesdienst blieben wir noch eine Weile in den gastlichen Räumen und unterhielten uns mit den Gemeindeleuten. Herzlichen Dank für die freundliche Aufnahme!

Sonntag, 10. Januar 2016

Vineyard im C13

Vineyard Berlin lebt ein interessantes Gemeindekonzept. Neben den wöchentlichen Kleingruppen in den verschiedenen Stadtteilen Berlins gibt es einen monatlichen Gottesdienst im zentral gelegenen C13. Der Gottesdienst wird im Rotationsprinzip von den Kleingruppen gestaltet und kann durchaus etwas länger dauern. Die Mitglieder setzen sich hauptsächlich aus jungen Familien und Singles zusammen. Gäste werden freundlich wahrgenommen und in Gespräche integriert.



"Nimm dir ein Lächeln", stand auf dem A4-Blatt, das an der Säule neben unseren Stühlen klebte. Am unteren Rand waren bereits einige Smileys abgerissen. Kinder kamen und holten sich noch einige.

Wir waren erstaunt, wen wir hier alles trafen. Bekannte aus dem CVJM und die ganzen coolen Ex-Mitglieder der Lukas-Gemeinde Schöneberg. Ohne einen dieser Kontakte wären wir wohl gar nicht auf den Gottesdienst im C13 aufmerksam geworden. C13 steht für die Christburger Straße 13 in Prenzlauer Berg. C13 ist aber auch vom Namen her die passende Adresse für den Gottesdienst von Vineyard Berlin.

Das Konzept von Vineyard ist sehr interessant. Die Stadtgemeinde basiert auf vielen regionalen Hauskreisen von jeweils acht bis zwölf Teilnehmern. Solche Hauskreise haben sich in Charlottenburg, Köpenick, Friedrichshain, Mitte und anderen Stadtteilen gebildet. Einmal im Monat treffen sich die Vineyard-Hauskreise zum gemeinsamen Gottesdienst im C13. Bei der Rückfahrt waren wir uns einig, dass das Konzept genau das sei, was aktuell für eine gesunde und wachsende Gemeinde Jesus dran ist. Meine Frau formulierte gleich einen Katalog weiterführender Fragen:

Wie entstehen neue Hauskreise?
Wie regelmäßig treffen sich die Hauskreise?
Wer leitet die Hauskreise?
Wie werden die Hauskreisleiter angeleitet?
Wie sieht der organisatorische Überbau aus?

Dass der organisatorische Überbau recht flach und nach biblischen Maßstäben aufgebaut ist, wurde deutlich, als Martin Bühlmann im Rahmen seiner Predigt sagte, dass es bei Vineyard zwar viele Menschen gebe, die etwas erklären oder auslegen, aber es gebe nur einen Pastor: Jesus! Und das sei das Ziel von Vineyard, auf Jesus als den Pastor hinzuweisen.

Martin Bühlmann legte konkret einen Text aus Matthäus 9 aus, wo es um die Barmherzigkeit Jesu ging. Sprachen sind wohl sein besonderes Hobby, so dass er uns sehr gut verständlich in die Besonderheiten bestimmter Worte hineinnehmen konnte. So werde in der ursächlichen Wortbedeutung des sich Erbarmens von einem innerlichen Umkehren des Magens geredet, wonach Barmherzigkeit statt einer Kopfsache ein tiefes Erleben und Mitleiden bedeute. Er brachte dazu zwei aktuelle Beispiele aus seinem Leben, die ihn damit als authentischen Vermittler der biblischen Botschaft qualifizierten.

Überhaupt kamen im Gottesdienst viele verschiedene Sprachen zum Einsatz, die aber interessanterweise auch übersetzt werden konnten. Es gab mehrere Menschen aus Syrien oder Kurdistan unter den Gästen, die in ihren Sprachen zu beten gebeten wurden. Martin Bühlmann zeigte sich begeistert über den Klang des persischen Farsi. Er wäre gerne noch einmal fünfundzwanzig und würde so gerne noch weitere Sprachen lernen.

Ein Hauskreisleiter erzählte uns von den Erfahrungen mit Flüchtlingen. Man praktiziere 1:1-Betreuung, was wohl am effektivsten sei.

Der Saal des C13, wo sich sonst die Philippus-Gemeinde zum Gottesdienst trifft, war bis auf den letzten Platz gefüllt. Es mussten sogar noch Stühle herangeschafft werden. Kinder wurden in einem separaten Programm mit biblischen Inhalten versorgt.

Vineyard gehört damit zu den Gemeinden, mit denen wir uns weiter beschäftigen werden.

Vineyard gehört aber auch als evangelische Laienbewegung zur EKBO, der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Das sind die mit dem Hahn von Brück.