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Sonntag, 7. August 2016

ICF Berlin am Gasometer Schöneberg

ICF Tempelhof ist inzwischen zum Gasometer Schöneberg umgezogen. Der für Gäste ohne christlichen Hintergrund gut geeignete Gottesdienst ist jedoch ebenso professionell und ansprechend wie vorher.



Nach der Rückkehr aus dem Urlaub fiel die Entscheidung für ICF Tempelhof alias ICF Berlin sehr kurzfristig. Strahlender Sonnenschein, coole Location und ausreichend Parkplätze auf dem Gasometer-Gelände Schöneberg waren eine gute Einstimmung auf den um halb elf beginnenden Gottesdienst. Flankiert wurde das durch einen Kaffee, eine freundliche Begrüßung im Vorraum und das Countdown-Video.

Die offizielle Begrüßung widmete sich insbesondere den im Sommer hereinschnuppernden Gästen. Die Ansprechpartner für Wissenswertes und Kleingruppen wurden vorgestellt. Es folgte ein kurzer musikalischer Teil mit Kollekte und dann begann auch schon die Predigt.

"Ultraleicht" war das Thema, das Stefan Hänsch heute vortrug. Schwer bepackt mit einer braunen Umhängetasche trat er auf die Bühne und las die altbekannte Stelle aus Matthäus 11, 28-30: "Kommt her zu mir alle...". Anhand von zwei gut geschnittenen Gleitflugvideos, wie man sie von McFit kennt, zeigte er die Stationen von Anstrengung, Last, Gegenwind und Auftrieb. Loslassen und Neues wagen, sich mit Jesus in ein Joch einspannen, um sich von ihm führen zu lassen, wurde aus dem Text herausgeholt. "Yes! But how", hatte Saddleback-Gründer Rick Warren einmal in den Raum gestellt. Deshalb ergänzte Stefan Hänsch die Predigt mit Galater 6 und zeigt drei Punkte zur Entlastung auf:

  • Entwickle deine Persönlichkeit
  • Lebe wertvolle Beziehungen
  • Verbringe regelmäßig Zeit mit Gott (Bibel, Gebet)

Zu jedem der Punkte holte er ein Gewicht aus der braunen Tasche. Die Beziehung zu Gott hatte mit fünf Kilo das größte symbolische Gewicht.

Anschließend wurde die Lobpreiszeit eingeleitet. Parallel erlebten wir ein liturgisches Novum: Abendmahl per Selbstbedienung. Anhand der finalen Ansagen erfuhren wir, dass noch Auf- und Abbauhelfer gesucht werden und ICF weiterhin nach einer größeren Location Ausschau halte, wo der Bedarf an Roadies möglichst entfalle.

Nach dem Gottesdienst gab es diverse Wiedersehen und Gespräche bei Kaffee und Brezeln. Alte und neue SOLA-Connections wurden gepflegt und die virale Reichweite dieses Blogs erfreut zur Kenntnis genommen.

Schöneberg animierte uns zur Suche des obligatorischen Inders. OK, es gab dort indische, nepalesische und tibetische Speisen, was geschmacklich nicht wirklich den Unterschied machte. Unterschiedlich waren jedoch die Berichte der sieben Leute am Tisch über die letzten Wochen urlaubsbedingter Alleingänge. Das reichte von Jerusalem über süddeutsche Pietisten bis hin zu unseren Erlebnissen im rheinischen Bibelbelt.

Samstag, 30. Juli 2016

FCJG Lüdenscheid

Die FCJG Lüdenscheid lässt sich am besten mit den Begriffen Charisma und Weltmission charakterisieren. Ihre Gottesdienste finden samstags statt und laufen unter dem Korintherbrief-Motto "Wenn ihr zusammenkommt, so hat ein jeder etwas...".



"Uups, sind wir zu alt", rutschte mir spontan heraus, als wir von drei jungen Damen herzlich am Eingang der FCJG Lüdenscheid begrüßt wurden.

Das Haus Wiedenhof befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft des übersichtlichen Bahnhofs von Lüdenscheid. Die Freie christliche Jugendgemeinschaft (FCJG) in Lüdenscheid verbindet den Ruf von Charisma und Weltmission. FCJG-Präsident Walter Heidenreich ist über die Grenzen des Sauerlandes hinweg bekannt und eine befreundete Missionarin in Kambodscha wurde in Lüdenscheid maßgeblich auf ihren Dienst vorbereitet.

Heute wollten wir uns selbst ein Bild von dieser berühmten Gemeinde verschaffen.

OK, wir waren nicht zu alt. Die etwa einhundertfünfzig Besucher des Abendgottesdienstes waren zwischen zwanzig und fünfzig Jahre alt. Darüber hinaus sahen wir etwa zwei Kinder und eine ältere Dame mit amerikanischer Optik. Letztere wurde im Rahmen der Begrüßung als Huldah aus Kalkutta vorgestellt.

Nach dem recht kurzen Begrüßungs- und Ansagenteil ging es in eine Doxologie über, die an den Lobpreis in der Offenbarung erinnerte. Eines der beiden Lieder, die in der ersten Stunde gesungen wurden, sprach den Reiter auf dem weißen Pferd aus Offenbarung 19 ab Vers 11 an. Viele der Anwesenden flankierten den Gesang mit Melodien und Texten, die ihnen ad hoc eingegeben wurden.

Dann trat Huldah Buntain ans Pult. Die 90-jährige Kanadierin blickt auf über sechzig Jahre harter aber gesegneter Arbeit in Kalkutta zurück. Durch den frühen Tod ihres visionären Mannes war ihre besondere Organisationsbegabung gefordert, wodurch inzwischen viele Schulen, Krankenhäuser und Gemeinden in Indien entstanden sind. Huldah rollte ihre kraftvolle Stimme aus und zog die Zuhörer in der nächsten Stunde in den Bann ihrer persönlichen Gotteserfahrungen. Das Fazit war, dass Gott das Wort "impossible" (unmöglich) mag, um seine unbegrenzten Fähigkeiten zu demonstrieren. Die Seniorin machte deutlich, dass sie bis zum letzten Atemzug darauf achten werde, was Gott gerade tue und wo sie sich einklinken könne.

Dieser Bericht ermutigte uns sehr und bestärkte uns in der Bereitschaft, nach den konkreten nächsten Schritten zu fragen. Diese Frage muss wohl allgemein im Raum gestanden haben, da anschließend eine längere Gebetszeit eingeleitet wurde, wo sich die Besucher ganz neu für Gott zur Verfügung stellen konnten. Obwohl es bereits nach 22:00 Uhr war, wollte unser Sohn noch bleiben. Die Leute in der Mitte zeigten körperliche Reaktion wie Zittern, Lachen oder Umfallen. Kissen wurden herbeigetragen und die Zeit mit Musik untermalt.

Gegen 23:00 Uhr verließen wir die FCJG und fuhren durch das nächtliche Sauerland zurück nach Iserlohn. Unterwegs tauschten wir unsere Eindrücke aus. Für jeden von uns war etwas dabei gewesen. Das war der Umkehrschluss des FCJG-Slogans aus 1. Korinther 14 Vers 26 : "Wenn ihr zusammenkommt, hat jeder etwas zur Erbauung der Gemeinde".

Sonntag, 24. Juli 2016

EFG Wiedenest

Wiedenest liegt in der Nähe von Köln und ist bekannt für gute christliche Musik und seine Bibelschule. Auch in den Ferien ist der Gottesdienst der EFG Wiedenest gut besucht.



"Hier ist ja nichtig was los", raunte mir mein Sohn zu, als die umfangreichen Ansagen für die nächste Ferienwoche vorgetragen wurden. Es waren so viele Dinge, dass selbst die Kollekte während dieser Zeit eingesammelt wurde.

Wiedenest ist, wie der Name erahnen lässt, ein kleiner Ort im romantischen Ebbegebirge und liegt 60 km südlich von Dortmund und etwa 30 km östlich von Köln nahe des Kreuzes Olpe/Süd, wo sich A4 und A45 begegnen. Die Anfahrt ist wegen der vielen Kurven insbesondere für Motorradfahrer reizvoll. Parkplätze für Motorräder und Autos stehen reichlich zur Verfügung.

Das helle und freundliche Haus der EFG Wiedenest ist in den Räumen, Treppenhäusern und Fluren mit Piktogrammen dekoriert, zu denen man sich den passenden Bibelvers eingeprägen kann. Die Piktogramme sind teilweise so witzig, dass das VerseIernen einfach Spaß macht.

EFG Wiedenest Baptisten Forum Wiedenest
Bibelverse in der EFG Wiedenest
Beim Betreten des Saales wurden wir freundlich begrüßt. Wir stellten uns gegenseitig vor und erhielten ein Begleitblatt zum Gottesdienst. Der Saal bot Platz für etwa 250 Besucher. Trotz der Ferienzeit waren über zweihundert Leute gekommen. Die aus vier jungen Musikern bestehende Lobpreisband war gut abgemischt. Gut gemischt war auch die Altersstruktur der Gemeinde.

Der Gottesdienst begann mit einer Schweigeminute und Gebet für die Opfer des Amoklaufs in München. Dann folgten gemeinsame Lieder und die eingangs erwähnten Ansagen. Beim Kinderlied kam ich ins Schunkeln. Mein Sohn stieß mich an. Die ältere Dame neben ihm lächelte.

Die EFG Wiedenest beschäftigt sich in der Ferienzeit mit der Themenreihe "Beispiels-Weise" und berichtet über Menschen der Bibel, die im Laufe ihres Lebens deutlich an Weisheit zugenommen hatten. Dem gelben Begleitzettel war zu entnehmen, dass die sechs Themen von sechs verschiedenen Referenten vorgetragen werden.

Die heutige Predigt hielt Bernd Brockhaus. Mit seiner bemerkenswerten Radiostimme rezitierte er zwei Texte aus den Samuelbüchern, deren Zusammenhang wohl selten in einer Predigt behandelt wird. David bekommt darin die Ankündigung der Konsequenzen für seine Bathseba-Entgleisung und erlebt diese schließlich im zweiten Text im Rahmen der Machtergreifung seines Sohnes Absalom. Bernd Brockhaus entfaltete Davids menschliches Machtpotenzial, die persönliche Beziehung zu Gott, die Übernahme der Verantwortung für sein Handeln, die unkonventionelle Hilfe Gottes in dieser Situation und den damit verbundenen Weisheitsgewinn Davids. Die bekannten Regale mit Brockhaus-Lexika lassen auf die Länge der Predigt schließen. Trotz des interessanten Inhaltes übten sich einige Wiedenester in der Stabilisierung ihrer Konzentrationskraft.

Nach dem Segen verteilten sich die Gottesdienstbesucher im Gebäude. Wir schlenderten durch das Untergeschoss, erfreuten uns an den Piktogrammen, schauten in die vielen einladenden Kinderräume und mischten uns unter die Wiedernester, die bei Kaffee, Tee und Wasser ins Gespräch kamen. Dann verließen wir das Haus und freuten uns, dass das Auto nicht zugeparkt war. Die Rückfahrt durch das malerische Ebbegebirge konnte beginnen.

Sonntag, 10. Juli 2016

Baptisten und Methodisten in Oberschöneweide

In Oberschöneweide liegen die Grundstücke der Baptisten und Methodisten direkt nebeneinander. Es gibt keinen Zaun, so dass gemeinsame Gartenfeste auf großer Fläche möglich sind. In den Ferien werden wechselseitig gemeinsame Gottesdienste gefeiert.



"Kennen Sie ein sächsisches Klebemittel", fragte ich Markus, den ich noch aus meiner Jugendzeit bei den Baptisten in Oberschöneweide kannte. Breites Grinsen über den Insider von Otto Waalkes. Er geht inzwischen in die EFG Steglitz, also Markus und seine Familie nicht Otto. Einige O'weider erkannte ich nicht sofort wieder. Andere hatten sich kaum verändert. Einige Namen fielen mir nicht mehr ein. Zu lange liegt der Wechsel in die Lukas-Gemeinde zurück.

Beim heutigen gemeinsamen Sommerfest der Friedenskirche und der EFG Deulstraße fiel das harmonische Miteinander der Angehörigen beider Gemeinden auf. In beiden Gebäuden fühlte man sich zu Hause. Die Küchen wurden wechselseitig genutzt. Stühle, Bänke und Schirme wurden getauscht. Am Grill und am Kuchenbuffet standen Mitarbeiter aus beiden Gemeinden und Senioren erzählten von gemeinsamen Geburtstagsfeiern.

Der Garten mit seiner üppigen Bepflanzung bot interessante Sichtachsen zu den einzelnen Stationen des Sommerfestes. Schatten spendende Bäume mit Bänken darunter und größere Rasenflächen für Gemeinschaftsaktivitäten rundeten die gute Nutzbarkeit der beiden Außengrundstücke ab.

Selbst die Pastoren waren im wahrsten Sinne des Wortes so gut auf einander abgestimmt, dass ungeübte Zuhörer die regelmäßigen Wechsel zwischen Joachim Georg und Thomas Bliese bei der gemeinsamen Predigt nicht erkennen konnten. Plötzlich hatte der jeweils andere Pastor das Mikrofon vor dem Mund.

Die Predigt und das Sommerfest standen unter dem Thema "Das isses mir wert".

Diese Frage stellten wir uns, wenn es darum ging, eine Bratwurst für 1,50 Euro, eine kleine Tasse Kaffee für 50 Cent, ein Stück Kuchen für einen Euro oder einen Becher Cola für einen halben Euro zu kaufen. Die Hitze forderte einen Flüssigkeitsnachschub, den einige Gäste per 50-Cent-Becher über das kostenlos angebotene Trinkwasser auf dem WC realisierten. Ein Pay-Per-Use als Bezahlkonzept auf Sommerfesten erleben wir selten. Eintrittspreise mit integrierter Flatrate oder eben eine Bewirtung auf Spendenbasis reduzieren normalerweise den organisatorischen Overhead bei Veranstaltern und Gästen.

Wegen der vielen Bekannten fühlten wir uns recht gut integriert. Der abschließende Gottesdienst war in Sprache und Durchführung auf christliche Besucher zugeschnitten. Neben vielen Senioren waren einige Jugendliche, Kinder und das mittlere Alter vertreten. Demnächst gebe es bei den Baptisten eine Evangelisation mit einem fitten sächsischen Redner. Die Methodisten werden davon sicher auch profitieren, obwohl ihr Taufverständnis von dem der Baptisten abweicht.

In den Sommerferien, ab dem 24.07.2016, werden sieben Gottesdienste wechselseitig in den Gemeindehäusern veranstaltet. Das ist gelebter Blick über den nicht vorhandenen Gartenzaun und eine Fokussierung auf den gemeinsamen Nenner: Jesus!

Samstag, 9. Juli 2016

Church Hopper versus Homebase

"Ich glaube an ... Gemeinschaft der Heiligen", heißt es im Apostolischen Glaubensbekenntnis. Braucht ein Christ eine feste Gemeinde als Homebase oder lebt nicht auch ein Church Hopper die Gemeinschaft der Heiligen?



"Wir gehören zur weltweiten Gemeinde Jesu", ist unsere Antwort auf die regelmäßige Frage nach unserer Gemeindezugehörigkeit. "Ach, die ist doch da in der Soundso-Straße in Mitte", antwortete kürzlich eine Pastorengattin und nickte wissend. Wir erklärten ihr, dass das anders gemeint sei. Nämlich dass wir in der bunten christlichen Szene der Stadt unterwegs sind und zurzeit keine feste Ortsgemeinde besuchen.

Church Hopper


Den Begriff "Church Hopper" hörten wir in diesem Zusammenhang erstmalig wieder, als wir einen als Church Hopper bekannten Christen aus dem Osten Berlins in einem der besuchten Gottesdienste trafen. Aber was kennzeichnet einen Church Hopper?

Church Hopper sind kein verlässlicher Bestandteil einer Gemeinde. Sie kommen in der Regel, wenn es etwas zu essen gibt, beteiligen sich nur in homöopathischen Größenordnungen an der Kollekte, schauen sich nach eventuellen Lebenspartnern oder Gelegenheitsbeziehungen um. Sie sind auch schnell wieder weg, sobald es Meinungsverschiedenheiten gibt, Fehlverhalten angesprochen wird oder nichts mehr abzugreifen ist. Eine Maskierung ist leicht möglich und eine Optimierung der Persönlichkeit nahezu ausgeschlossen. Auf dieses Szenario bezieht sich wohl auch die Aussage von Hebräer 10, 25.

Mitesser oder Suchender?


Neben den parasitären Ausprägungen des klassischen Church Hoppers kann es jedoch auch Menschen geben, die nach intensiver Gemeindearbeit eine neue Gemeinde suchen. Gerade in Berlin laufen viele hochpotente Christen herum, die beispielsweise aus Szenarien geistlichen Machtmissbrauchs kommen und so verletzt sind, dass ihnen die Integration in ein festes Gemeindegefüge Panik bereitet.

Diese Christen unterscheiden sich dadurch vom gemeinen Church Hopper, dass sie ein ernstes Interesse an Gemeinschaft und geistlicher Entwicklung haben, sich temporär aktiv einbringen, aber zu viel Integration aus Angst vor neuen Verletzungen nicht zulassen. Leider sind Angebote zur Seelsorge in diesem Bereich sehr rar, so dass Heilungszeiten von zwei bis zehn Jahren absolut gängig sind.

Wie gut, wenn sich dann Christen finden, die die Betroffenen freundlich aufnehmen und ihnen vermitteln, dass sie gerne gesehen sind. Ein Aussteiger aus der Colonia Dignidad, der inzwischen Teil der Leitung einer Baptistengemeinde ist, hatte dazu auf seine Visitenkarte gedruckt: "Wahre Freunde erkennt man leichter, wenn das Leben schwerer wird".

Dass eine neue Gemeinde gesucht wird, kann aber auch daran liegen, dass in der bisherigen Gemeinde die geistliche Nahrung ausgeblieben ist, die passende Altersgruppe fehlt, ein Sabbatical notwendig ist oder ein Umzug erfolgt war.

Homebase - verbindliche Gemeinschaft mit Entwicklungspotenzial


Eine regelmäßige "Gemeinschaft der Heiligen" mit gleicher personeller Besetzung ist sehr wichtig. Nur so kann verschrobenen Ansichten und Fehlentwicklungen entgegen gewirkt werden. Das menschliche Korrektiv in Verbindung mit wertvollen geistlichen Impulsen aus Predigt und kontinuierlicher Bibellese kann zur Optimierung der christlichen Persönlichkeit beitragen.

Verbindliche Gemeinschaft erzeugt ein Zugehörigkeitsgefühl, schafft Sicherheit und ein gesundes Geben und Nehmen. Wenn diese Gemeinschaft eine Ortsgemeinde ist, entstehen auch umfangreiche Quervernetzungen, die im Alltag zum Tragen kommen.

Dennoch haben wir in den vergangenen zwölf Monaten erlebt, dass ein Blick über den Tellerrand eine erhebliche Horizonterweiterung bedeutet, die Beziehung innerhalb der Familie stärkt, neue Freiheiten schafft und die mehrschichtigen Bewertungsindikatoren schärft.

Das von Vineyard und weiteren Gemeinden der Stadt praktizierte Kleingruppen-Monatsgottesdienst-Konzept kommt dem Anspruch der Horizonterweiterung in Kombination mit dem verbindlichen Kontakt zu konstanten Bezugspersonen sehr entgegen.

Sonntag, 26. Juni 2016

Berlinprojekt mit Ernst Lubitsch

Das Berlinprojekt ist eine wachsende Gemeinde im Herzen Berlins. Wer sich einklinken möchte, ist herzlich willkommen. Wer nur mal schnuppern möchte, kann das auch. Die evangelische Freikirche punktet mit professionellem Lobpreis, biblischer Predigt, Abendmahl und gut durchmischter Altersstruktur. Aber wer ist Lubitsch?



"Wer bitte ist Lubitsch?", fragte ich mich unmittelbar nach Betreten des Kinos Babylon. "Ist Lubitsch da?", wollte ich von einer der regelmäßigen Besucherinnen wissen. "Keine Ahnung", sie wisse nicht, wer das sei. Darauf fragte ich den freundlichen jungen Mann am Info-Tisch. Er kannte Lubitsch auch nicht. Und dabei sitzt Lubitsch jeden Sonntag im Gottesdienst des Berlinprojektes. Mit Ernst lauscht er dem Lobpreis, der Predigt und den Gebeten. Am Abendmahl nimmt er allerdings nur als Zuschauer teil. Er grüßt auch nicht. Zu konzentriert beschäftigt sich die lebensgroße Nachbildung des deutsch-amerikanischen Regisseurs in der Mitte der dritten Reihe mit der Handpuppe auf seinem rechten Arm.

Wir erlebten heute eine sehr angenehme Willkommenskultur. Am Nebeneingang wurden wir herzlich begrüßt und schauten uns kurz darauf an der Getränketheke um. Dort wurden reichlich Kaffee und verschiedene Teesorten angeboten. Der letzte Besuch lag schon etwa ein Jahr zurück, so dass uns entfallen war, dass das akademische Viertel integraler Bestandteil des Elf-Uhr-Gottesdienstes im Babylon ist. Ein wichtiges Detail angesichts der Parkraumbewirtschaftung um das Kino herum. In der nahe gelegenen Torstraße parke man sonntags kostenlos.

Proaktiv klinkten wir uns in den Begrüßungsdienst ein und empfingen die nach und nach eintreffenden Gottesdienstbesucher. Mit einigen kamen wir ins Gespräch. Auch alte Bekannte waren darunter. Auf dem Weg in den Kinosaal wurde uns ein 16-seitiges Programmheft in die Hand gedrückt. Wir stellten die Kaffeebecher in die dafür vorgesehene Halterung und warteten auf die Vollendung des akademischen Viertels.

Der Gottesdienst startete mit einem Gesangsstück von Sarah Kaiser. Es folgte eine Begrüßung mit kurzem Erfahrungsbericht über praktisches Christsein am Arbeitsplatz. Und dann wurde mit Bass- und Cajónbegleitung "Befiehl du deine Wege" von Paul Gerhardt gespielt. Überhaupt fiel das Lobpreis-Quartett durch eine bemerkenswerte musikalische Harmonie auf. Meine Frau bewunderte die Stimme der Sängerin Susi. Die Lieder sangen wir vom Blatt, also von den Seiten 3 bis 9 des Begleitheftes. Auch die Erklärung des Abendmahls, das Vaterunser und der Predigttext waren dort abgedruckt.

Die Predigt beschäftigte sich mit Genesis 15, 1-21. Abram wird darin zum Vertrauen auf Gott ermutigt. Gott schließt einen Bund mit Abram und seinen Nachkommen, die zu dem Zeitpunkt noch gar nicht sichtbar waren. Pastor Konstantin von Abendroth entfaltete die Spannung, in der sich Abram befand. Eine Spannung von Glauben, Vertrauen, Zweifel und sichtbarer Realität. Dass Gottes Realitäten größer sind, wurde deutlich, als Abram aus dem Zelt treten und die Sterne zählen sollte. Neuer Sichtbereich, neue Betrachtungsweise, neuer Horizont, neue Zukunftsperspektive, Weite und ein Bund mit Gott, wie er auch bei Menschen damals üblich war. Geteilte Tiere, durch die die Vertragspartner hindurchschritten und sich damit selbst das Urteil für eine Missachtung des Vertrages sprachen. In diesem Falle lief nur Gott durch die Mitte und erfüllte diesen Vertrag letztlich durch das stellvertretende Sterben von Jesus.

An das Sterben von Jesus und die Einheit seines Leibes als Bild für die Gemeinde erinnerte das anschließende Abendmahl. Der Gottesdienst endete mit dem Vaterunser, den Ansagen und einem Segensgebet. Bei den Ansagen fiel uns eine signifikante Gemeinsamkeit von Berlinprojekt, Saddleback und Kulturwerkstatt auf:

Taufen, Taufen, Taufen ...

Taufen - insbesondere von Erwachsenen - sind ein Indikator für gesundes Gemeindewachstum. Gemeindewachstum durch Menschen, die eine bewusste Entscheidung für Jesus getroffen haben und in den Lebensabschnitt "Jünger werden" einsteigen. Die Frage "Können Alte Jünger werden?" ist demzufolge mit einem klaren Ja zu beantworten.

Als wir in den Vorraum traten, war dort bereits emsiges Treiben. Die Snacktheke des Kinos hatte geöffnet und es gab bunt belegte Baguettes. Am Infotisch verkaufte Sarah Kaiser ihre neue CD mit Autogramm und Widmung. An der Wand hinter dem Tisch lasen wir wieder die Frage: "How would Lubitsch have done it?". Lubitsch saß immer noch im Saal und ließ sich von der Handpuppe anschauen. Vielleicht sollten wir die Frage neu besetzten: "WWJD - What would Jesus do?".

Sonntag, 19. Juni 2016

Kulturwerkstatt Berlin

Die Kulturwerkstatt Berlin trägt schon den Charakter dieser jungen Gemeinde im Namen. Herzliche Aufnahme von Gästen, interessante Menschen, guter Lobpreis, Familienfreundlichkeit, Angebote für den Kiez und eine inhaltsreiche Predigt zeichnen diese evangelische Freikirche aus.


Das akademische Viertel der benachbarten Saddleback Church wäre heute sehr praktisch gewesen. Trotz weiträumiger Umfahrung des Alexanderplatzes wären wir zehn vor elf bei der in die Altbauhäuser der Auguststraße eingepassten Kirche eingetroffen. Ein Sperrschild konnte noch ignoriert werden, die massive Bauabsperrung zum Überqueren der Torstraße jedoch nicht. Der Veranstalter des innerstädtischen Fahrradrennens musste gewusst haben, dass wir uns nur ungerne am Gottesdienstbesuch hindern lassen. 150 Meter vor dem Ziel mussten wir wieder umkehren und in den folgenden zehn Minuten einen Parkplatz außerhalb des Velothon-Ringes suchen. Diesen fanden wir in der Nähe der Christuskirche. Von dort aus benötigten wir weitere zehn Minuten für den Fußweg zur Kulturwerkstatt.

Den ehrwürdigen Backsteinbau betraten wir zusammen mit einer jungen Frau und ihrem Coffee To Go. Im Altarbereich spielte eine Band aus drei Personen. In der Mitte des sakralen Saales hingen drei große Schalltrichter aus Messing. Durch diese konnte man bis zum Altar durchschauen und in deren Spiegelung einen schnellen Blick auf den Sitz der Frisur werfen. Wir setzten uns in den Ostblock der Stuhlreihen und schauten uns die ausgelegten Programmheftchen an. Ein Early Bird zwitscherte uns von hinten aus zu, dass wir bisher nur die Begrüßung verpasst hätten.

Der Gottesdienst lief sehr klar strukturiert in kurzen und knackigen Einheiten ab. Zuerst wurde ein Kind mit Schwarzwälder Zuwanderungsgeschichte gesegnet. Ein Teil seiner Badener Verwandtschaft war angereist und gestaltete einige der damit verbundenen Elemente. Die Segnung durften sich die anwesenden Kinder noch anschauen und wurden dann unter besonderer Beachtung in ihren Kindergottesdienst verabschiedet. Damit waren die Anwesenden im Saal auf 2/3 reduziert, was etwa vierzig Personen entsprach. Vierzig interessante Menschen, die Kreativität und Intelligenz ausstrahlten, so wie Pastor Rainer Schacke, der seine berufliche Laufbahn als Journalist begonnen hatte.

Rainer griff den Segnungstext für den kleinen Neuberliner auf. Dieser stand in Hebräer 11 Vers 1 und leitete damit in eines meiner Lieblingskapitel des Neuen Testamentes ein. Er thematisierte das Kapitel bis Vers 12 und setzte damit eine Predigtreihe fort, in der es darum geht, Teil von Gottes Werk und Wundern zu werden. Immer wieder schlug er eine Brücke zwischen Glauben, Glaubenshelden und dem Vertrauen eines Kindes. Der Aufzählung und kurzen Vorstellung der Glaubenshelden aus Hebräer 11 stellte er abschließend eine Liste von deren Defiziten entgegen. Es waren eben auch nur Menschen wie du und ich.

Vor der Kollekte und dem Segen gab es heute das monatliche Abendmahl. Dieses nehmen wir immer wieder gerne mit Geschwistern unterschiedlicher Gemeinden ein und freuen uns dabei über das Bild des Leibes Christi, wo jedes "Körperteil" seinen speziellen Platz im Gesamtgebilde hat.

Nach dem Gottesdienst wurden wir freundlich begrüßt und sofort in die Unterhaltungen einbezogen. So erfuhren wir viel über die Geschichte der Kulturwerkstatt, aßen sehr leckeren Kuchen und schauten uns auch die gegenüber liegenden Kinderräume an.

Die Evangelische Kulturwerkstatt Berlin (EKW) ist eine Gemeinde für den Kiez. Sie trifft genau die in Mitte wohnende Kreativszene und junge Familien mit ihren speziellen Bedürfnissen. Sie bietet Menschen, die noch keine persönliche Beziehung zu Jesus haben, einen niederschwelligen Zugang und distanziert sich bewusst vom üblichen Transferwachstum. Am nächsten Sonntag finden im Weißen See mehrere Taufen statt. Sehr gut sei der regelmäßige LEGO/Brunch frequentiert, der uns an die LEGO-Bautage bei der EFG Weißensee erinnerte. Hier wären Synergien möglich. Überhaupt ist die Kulturwerkstatt sehr gut in der Stadt vernetzt und setzt gerne auf externen christlichen Angeboten auf. Warum auch das Rad neu erfinden, wenn es bereits die passende Veranstaltung gibt?

Gesättigt mit Kuchen und guten Gesprächen traten wir den sonnigen Fußweg zum Parkplatz an. Meine Tochter trank dabei ihren Tea To Go. Wir überquerten die Absperrungen des Velothons und fanden ein Auto ohne Ticket vor. Diese Parkzone wird nur bis Samstag bewirtschaftet.

Sonntag, 5. Juni 2016

FELG "Haus Gottes" auf der Verkehrsinsel

Die FELG "Haus Gottes" ist eine lutherisch geprägte Gemeinde, die einen besonderen Fokus auf Sünde, Vergebung und Optimierung des Lebensstils legt. Die Mitglieder verfügen weitestgehend über eine Zuwanderungsgeschichte aus den ehemaligen Staaten der Sowjetunion. Gelehrt und gesungen wird auf Deutsch und Russisch. Die Gemeinde ist altersmäßig sehr gut durchmischt und zeichnet sich durch viele junge Familien aus. Es gibt Angebote für den Kiez und Gäste werden sehr freundlich und umsichtig aufgenommen.



Nach SELK, EFG, ICF, CVJM, JKB, LKG und FEG war heute FELG angesagt. FELG steht für Freie Evangelisch-Lutherische Gemeinde. Die FELG "Haus Gottes" e.V. trifft sich in der Alten Pfarrkirche Lichtenberg. Die Kirche ist auf einer Verkehrsinsel in der Möllendorffstraße 33 erbaut. Im Mittelalter hätte an diesem strategischen Punkt Wegzoll erhoben werden können. Hier kreuzen sich die Tangenten von Ostkreuz nach Weißensee und von Friedrichshain nach Marzahn. Am Eingang der Kirche weist ein Schild auf den Denkmalschutz und das Baujahr 1250 hin. Also doch Mittelalter und noch 250 Jahre vor Martin Luther. Um 1230 wurden im Landkreis Barnim viele neue Ortschaften gegründet, die es auch heute noch gibt, so wie das 1300 erstmalig durch den Markgrafen Albrecht III urkundlich erwähnte Marzahn.

Apropos 1300: den Gottesdienst der FELG hatten wir nach der Uhrzeit ausgesucht. Er beginnt um 13:00 Uhr und kommt damit den Wochenendbedürfnissen junger Familien sehr entgegen.

FELG "Haus Gottes" Möllendorffstr. 33
 FELG "Haus Gottes" - Alte Pfarrkirche Lichtenberg
Als wir gegen 12:45 Uhr die Pforte aus dem Jahre 1250 durchschritten, war ich so überrascht, dass mir jegliche Worte für einen Smalltalk fehlten. Zu gravierend war der Unterschied zwischen altem Gebäude und jungen Erwachsenen mit Kindern im Innenraum. Der Saal begann bereits an der Eingangstür. Mit breitem Lächeln wurden wir von mehreren jüngeren und älteren Gemeindemitgliedern begrüßt. Gesangsbücher benötigten wir nicht, da die Texte per Beamer an eine Leinwand projiziert wurden.

Wir setzten uns in eine Bankreihe und beobachteten das Geschehen. Der Saal füllte sich mit etwa einhundert Personen. Darunter waren vierzehn Kinder, die zu Beginn des Gottesdienstes in ihr Programm verabschiedet wurden. Die Altersstruktur war bemerkenswert gut durchmischt. Vom Kleinkind bis zum Rentner war alles vertreten und auch die Jugendgruppe soll um die zwanzig Teilnehmer zählen. Frauen aller Altersgruppen hatten für den Gottesdienst ihre Kopftücher dabei. Darauf waren wir nicht vorbereitet. Neunzig Prozent der Besucher hatten eine offensichtliche Zuwanderungsgeschichte aus Ländern, wo auch heute noch Russisch gesprochen wird.

Bereits vor dem Gottesdienst wurden Lieder gesungen. Teilweise waren diese neu für uns. Als Hintergrund für die sehr präzise eingeblendeten Liedertexte war eine graugrünliche Fläche mit einer Waage gewählt worden. Die gewählte Wort-Bild-Kombination drängte dem Besucher einige Fragen auf: "Wirst du auf der Waage emporschnellen? Werden deine Blätter verbrennen? Wo wirst du sein, wenn dein Leben zu Ende ist?". Sünde, Buße und das Mahnen um Persönlichkeitsoptimierung waren wichtige Elemente der Liturgie, wenn man überhaupt von Liturgie reden konnte. Thematisch und von der Durchführung erinnerte der Gottesdienst an eine Mischung aus SELK und Brüdergemeinde.

Letzterer Eindruck manifestierte sich darin, dass insgesamt drei Laien auf die Kanzel stiegen. Der erste Prediger redete über das Hochzeitsmahl aus Lukas 14, 15-24 und arbeitete insbesondere den Aspekt der Entschuldigungen heraus. Es erging die Mahnung, sich mehr Zeit für Gott zu nehmen. Flankierend setzte er das Gleichnis des Ackers (Weg, Felsen, Dornen, guter Boden) ein. Darauf folgte jemand, der auf Russisch über Epheser 2 predigte, wo es um die Einheit von Juden und Christen aus den Heiden geht. Uns wurden Kopfhörer gereicht, über die eine Simultanübersetzung erfolgte. Ein dritter Prediger trat auf die Kanzel und versuchte die beiden Texte auf Deutsch in Einklang zu bringen. Er redete sehr lebhaft und setzte sich authentisch mit seinen Bemühungen um die Umsetzung dessen auseinander, was er beim Lesen der Bibel entdeckt hatte. Dabei brachte er noch Offenbarung 3 Vers 15 ins Spiel, um die Gemeinde vor Lauheit zu warnen.

Nach eineinhalb Stunden trat ein Chor auf, der ohne Mikrofone mit gewaltigen Stimmen den Kirchensaal füllte. Danach gab es noch eine kurze Gebetsgemeinschaft, das Vaterunser und den Segen. Den nachgelagerten Ansagen war zu entnehmen, dass am 18. Juni ein Kinderfest um die Kirche herum stattfinden wird, und am 19.06.2016 um 13:00 Uhr ein Familiengottesdienst.

Unsere Begleiter ließen sich anschließend durch die benachbarten Gemeinderäume führen und genossen die herzliche Atmosphäre. Wir waren bereits unterwegs in unseren 1300 durch Albrecht III erwähnten Stadtteil, wo es für die Kinder Döner und türkische Pizza geben sollte.

Sonntag, 1. Mai 2016

Abendmahl und Weinstock in der EFG Weißensee

Die EFG Weißensee ist eine Baptistengemeinde im Kiez, die durch ihren freundlichen Umgang mit Gästen und eine Predigt mit Alltagsrelevanz auffällt. Jede Generation ist hier vertreten und es gibt sogar eine Jugendgruppe. Sehr interessant ist auch die Zusammenstellung der Lobpreisband mit Querflöte und zwei Pianos.



Als wir zum Abendmahl aufstanden und nach vorne gingen, fiel mein Blick auf den angenähten Bibelspruch am Stuhl meiner Frau: Johannes 3 Vers 8. Im Kontext geht es um die nächtliche Begegnung zwischen Jesus und Nikodemus. Aber was steht in Vers Acht?

Die kurz vorher geäußerte Frage meiner Frau, wer denn bei den Baptisten am Abendmahl teilnehmen dürfe, wurde von Pastor Torsten Milkowski bereits bei der Einleitung geklärt. Für mich wäre das ohnehin kein Problem gewesen, da ich ja damals bei den Baptisten getauft worden war. Es stellte sich jedoch gleich die nächste Frage: Was ist der Unterschied zwischen dem roten Inhalt der kleinen Plastikbecher und dem der großen Metallkelche? Saft oder Wein? Ich nahm einen Plastikbecher. Traubensaft! Meine Tochter bekam Panik. Vielleicht ist ja Wein in den Metallkelchen? Nein, auch dort Traubensaft. Sie lächelte.

Auch in der Predigt ging es um Wein und dessen Entstehung. Nämlich um den Weinstock, die Reben und den Weingärtner aus Johannes 15, 1-8. Besonders irritiert zeigte sich Torsten Milkowski über Vers Zwei, wo es um das Abschneiden der Reben geht, die keine Frucht bringen. Während der Vorbereitung knabberte er lange daran und kam schließlich zu der entspannenden Erkenntnis, dass es hier nicht um ganze Menschen gehe, sondern um Dinge im eigenen Leben, die solch eine Sackgasse darstellen, dass sie von Jesus weggeschnitten werden müssen. Eine Handlung, die zum Wachstum in den Lebensbereichen verhilft, die bisher vernachlässigt wurden.

Die Baptisten in Weißensee sind ein aktives Vorbild, wenn es um Veränderung und Wachstum geht. In der Predigt und auch der Anmoderation wurde immer wieder von der Notwendigkeit des Loslassens und Optimierens geredet. Die Gemeinde lässt zur Zeit einen alten Anbau los und baut etwas Neues auf. Aufgebaut werden parallel zum Gottesdienst auch Kinder zwischen Zwölf und Vierzehn im Rahmen eines biblischen Unterrichtes. Aufbauend und gleichbleibend gut war auch die Performance der einzigartig zusammen gestellten Band mit zwei Pianos, Querflöte, Schlagzeug und weiteren Instrumenten.

Nach dem Gottesdienst erfuhren wir, dass auch für die Qualifizierung der Mitarbeiter einiges getan werde. So habe es für das Moderationsteam mehrere Seminare mit TV-Profis gegeben. Professionell sieht auch die neue Webseite der EFG Weißensee aus.

Am Abend schaute ich nach, was in Johannes 3 Vers 8 steht: "Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Sausen, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht; so ist jeder, der aus dem Geist geboren ist". Das gefällt mir! Ahnt doch auch niemand, wo der Church Checker das nächste Mal auftauchen wird. Wir wissen es manchmal selbst erst am Vortag.

Sonntag, 24. April 2016

ICF Grünheide

ICF Grünheide liegt am südöstlichen Stadtrand von Berlin. Ein Besuch lohnt sich wegen der guten Predigt, des professionellen Lobpreises und der integrativen Gesamtatmosphäre. Hier treffen sich vorwiegend junge Menschen und setzen ihre zum Alter passenden Ideen um. Entsprechend jung ist auch die Leitung. ICF Grünheide klinkt sich in den bei ICF üblichen Reigen ansprechender Gottesdienste ein und ist damit eine Gemeinde, die auch mit Bekannten und Kollegen besucht werden könnte.



ICF verspricht jugendlichen Charme und Professionalität bei geistlichem Tiefgang. Es wurden zwar nur unbekannte Lieder und diese zumeist auf Englisch gesungen, aber in einer so professionellen Vortragsweise, dass das Zuhören und vorsichtige Mitsingen sehr angenehm war. Es gab keine dieser langen Wiederholungsschleifen. Ich stand an der Seite und wippte mit.

Viele der Jugendlichen und Erwachsenen aus ICF Grünheide waren unseren Begleitern bekannt. Sie hatten ihre Wurzeln in einer Marzahner Gemeinde, die selbst erst in den 1990er Jahren entstanden war und um die Jahrtausendwende für ihre Band und eine starke Jugendgruppe bekannt war. Deshalb wollten wir uns heute einmal den Gottesdienst am südöstlichen Stadtrand Berlins ansehen. Mit dreißig Kilometern und einem Bruchteil an Ampeln liegt ICF Grünheide einen Kilometer näher als Eben Ezer Lichterfelde und ist mit öffentlichen Verkehrsmittel noch schwerer zu erreichen. Letzteres ist schade, da wir heute eine Gemeinde erlebten, wohin man gerne mal jemanden einladen würde. Integrative Willkommenskultur und ansprechender, alltagsrelevanter, authentischer Gottesdienst - triple A sozusagen.

Später erfuhren wir, dass die Leitung in die Hände der Jungen Erwachsenen übergeben worden war, was sich in einer angenehmen Entspanntheit und der frischen Atmosphäre äußerte. Location-Leiter André Schönfeld predigte ausgehend von einer Geschichte aus dem Talmud über das Dranbleiben am Gebet. Wir sollten lieber Gott zwischen uns und das Problem stellen, als das Problem zwischen Gott und uns. Dranbleiben und Gottes Handeln erwarten war der Hauptfokus. Man solle kein Komma setzen, wo Gott einen Punkt setzt und keinen Punkt, wo Gott ein Komma setzt. Dass es hier um reale Erfahrungswerte geht, zeigte die Gebetszeit während des Gottesdienstes. Es wurden aktuelle Erlebnisse berichtet und neue Gebetsthemen genannt: Bewerbungsgespräch, Partnersuche, Prüfungsangst und Gesundheit.

Es liegt in der Natur der oben genannten personellen Konstellation, dass es eine große Jugendgruppe und viele Kinder gibt. Im Gebäudekomplex mit großer Dachterrasse und Jugendkeller ist auch eine Kita untergebracht. Man tut also nicht nur etwas für die anreisenden Berliner, sondern auch für die jungen Familien aus Grünheide. Der Location-Leiter legt Wert darauf, nicht den Titel Pastor zu tragen, da es nicht seiner Ausbildung entspreche und er bei seiner zweiten Halbtagsstelle noch in einem Sozialprojekt arbeite. Ein Mann also, der auch den normalen Berufsalltag kennt und damit nicht von den Herausforderungen seiner Gemeindeleute abgekoppelt ist.

Nach einem ausführlichen Rundgang durch das Haus, vielen Erzählungen zu Geschichte und Gegenwart, italienischem Buffet, Kuchen und Kaffee verließen wir Grünheide bei strahlendem Sonnenschein und fuhren durch den Speckgürtel Berlins nach Hause. André Schönfeld hat sogar den doppelten Weg. Er wohnt in Oranienburg.

Sonntag, 10. April 2016

Arche - Stadtmission in Lichtenberg

Die Arche alias Stadtmission Lichtenberg erfreut den Besucher mit einer modernen Predigt inklusive biblischem Tiefgang in einem etablierten Gemeindehaus nahe des Bahnhofs Lichtenberg. Es gibt einen parallelen Kindergottesdienst und eine freundliches Zugehen auf Gäste. Die Gemeinde plant einen Neubau am selben Ort, um sich noch intensiver im Kiez engagieren zu können.



Die Arche in der Archenholdstraße ist nicht zu verwechseln mit der Arche in Hellersdorf oder Hamburg oder Reinickendorf oder Treptow. Die Archenholdstraße befindet sich auch nicht in Treptow, wo die Archenholdsternwarte steht. Die Archenholdstraße mit der Arche, die heute auf dem Programm stand, befindet sich in Lichtenberg und die Gemeinde gehört zur Stadtmission.

Knapp zwanzig Stadtmissionsgemeinden laden in Berlin Sonntag für Sonntag zum Gottesdienst ein. Darüber hinaus unterhält die Stadtmission diverse soziale Projekte und führt einen monatlichen Schiffsgottesdienst im Regierungsviertel durch. Meine Frau hatte ihre ersten geistlichen Schritte in der Stadtmission Friedrichshain gemacht und erinnert sich noch heute gerne daran.

Bereits auf dem Weg wurden einige Dinge geklärt: "Das Auto vor uns fährt auch dahin", stellte ich als These an der letzten Ampel der B1 auf. Der rote Kleinwagen fuhr dann tatsächlich zum Bahnhof Lichtenberg, bog in die Archenholdstraße ab und nahm uns den letzten verfügbaren Parkplatz weg. In einer Parallelstraße konnten auch wir unser Auto abstellen und machten uns auf den Weg zurück zur Arche. "Ich gehe nicht ins Kinderprogramm", war die klare Ansage meines Sohnes. "Nee, in Lichtenberg kenne ich doch keinen", war die klare Antwort meiner Frau auf die Frage, ob denn Nostalgie bei ihr aufsteige. Hinter uns hupte ein Quietscheentchen. Ein Radfahrer fuhr vorbei und bedankte sich freundlich. Ein klares Indiz für sein Fahrtziel. Aber wird auch der kräftige Mann vor uns seinen großen Koffer dort hintragen? Geige? Geld? Maschinengewehr? Radfahrer und Mann mit Koffer grüßten sich und bogen in den Vorgarten der Arche ein. Das war ja spannend! Im Vorgarten klärte sich auf, dass das Quietscheentchen ein Pinguin war. Es nieselte.

Durch einen kleinen Vorraum gelangten wir direkt in den Gemeindesaal. Alles sehr schlicht und in braun/beige/weiß gehalten. Zu spät kommen sollte man hier nicht, da sich der Eingang direkt neben der Kanzel befindet. Es sei denn, man möchte die ungeteilte Aufmerksamkeit genießen. Wir hängten unsere Jacken weg und wurden von einer jungen Frau mit einem coolen Haarschnitt begrüßt: "Hallo, ich bin Andrea, die Pastorin". Neben uns packte der Mann mit dem Koffer sein Blasinstrument aus. Als wir eine Sitzreihe mit vier Plätzen gefunden hatten, flüsterte mir mein Sohn zu, dass die Pastorin wohl den gleichen Friseur wie Mama habe und weigerte sich anschließend, die fehlenden drei Gesangsbücher aus dem Regal am anderen Ende des Raumes zu holen. Ein Buch war uns bereits von hinten durchgereicht worden. Also ging ich, grüßte unterwegs diverse Gottesdienstbesucher und erregte damit einige Aufmerksamkeit.

Das Erregen von Aufmerksamkeit war auch der Einstiegsgedanke der Stadtmissionarin Andrea Völkner. Mit Facebook, Twitter und anderen Aktionen suche man Aufmerksamkeit zu erregen, um von seiner Umwelt wahrgenommen zu werden. Die älteren Besucher schauten sie bei "Twitter" und "Facebook" etwas fragend an, hörten aber dennoch aufmerksam zu. Überhaupt predigte die studierte Theologin so, dass man bis zum Ende ohne Aufmerksamkeitsdefizite folgen konnte. Ein Phänomen, das wir schon bei mehreren Stadtmissions-Predigern erlebt hatten. Die Predigt beschäftigte sich mit Genesis 16, wo der Konflikt zwischen Hagar und Sarai sowie das Spannungsfeld zwischen göttlicher Vorhersage und dem menschlichen Wunsch nach Beschleunigung und Nachhilfe thematisiert wird. "Du bist ein Gott, der mich sieht", war die zentrale Aussage (Vers 13), die den Bogen zur Wahrnehmung auf Twitter und Facebook schloss.

Der Gottesdienst wurde durch Lieder aus dem Gesangsbuch, dem Glaubensbekenntnis, der Kollekte, dem Vaterunser und weiteren liturgischen Elementen umrahmt. Die Kinder waren gleich zu Beginn mit einem Mitarbeiter und einer Kerze in ihr Programm entlassen worden.

Obwohl es nach dem Gottesdienst keinen Kaffee gab, liefen nicht alle sofort auseinander, sondern unterhielten sich oder gingen auf die Gäste - also uns - zu. Andrea kam und bot uns eine Führung durch die Räume an. Das war recht überschaubar, da es hinter dem großen Gemeindesaal nur noch einen per Rollo abgeteilten Bibelstundenraum, einen Kinderraum und eine Küche gab. Mit leuchtenden Augen erzählte sie uns von dem Vorhaben der Stadtmission, das alte Haus abzureißen und ein neues Haus mit Kita an diese Stelle zu bauen. Die zunehmende Ausrichtung der Arche auf den Kiez hat sich auch schon im Bezirksamt herumgesprochen. Denn von dort kam die Empfehlung zu einem Besuch. Interessant wäre noch, wie sich bei einem Neubau die Synergien mit der benachbarten Baptistengemeinde entwickeln.

Die Arche in Lichtenberg ist nun auch schon über 100 Jahre alt, meine Frau noch nicht. Dennoch trafen sie und das uns begleitende Ehepaar jede Menge alte Bekannte. Hochzeiten und sonstige verwandtschaftliche und gemeindliche Vernetzungen ziehen sich quer durch die christliche Szene Berlins. Wir sind immer wieder erfreut über das große geistliche zu Hause und den gemeinsamen Nenner: Jesus!

Zehn-Uhr-Gottesdienste haben den Vorteil, dass noch so viel vom Sonntag übrig ist. Zu sechst fuhren wir in aller Ruhe zu einem Griechen in Hohenschönhausen und ließen den Vormittag bei Cola, Fanta, zweimal Einundfünfzig, Hundertzwei und weiterem Essen mit viel Fleisch und Pommes ausklingen.

Zu Hause wurde ein großes Fotoalbum aufgeschlagen. Auf Schwarz-Weiß-Fotos mit Angst einflößender Bausubstanz im Hintergrund sollten wir erraten, wen von den Bildern wir heute alles getroffen hatten. Die Kinder erkannten sogar ihre Mama, die damals noch lange Haare hatte und so alt war wie sie jetzt.

Sonntag, 3. April 2016

Gottesdienst und Lunch in der Philippus-Gemeinde

Die Philippus-Gemeinde spricht insbesondere junge Familien und Singles aus dem Prenzlauer Berg an. Der Lobpreis ist gut und die Predigt sowie das Drumherum gehen auf normale Alltagsthemen ein. Gäste werden unkompliziert und herzlich in das Geschehen integriert.



Mal wieder C13. Diesmal kein Abendgottesdienst von Vineyard, sondern ein Lunch-Gottesdienst der Philippus-Gemeinde. Das akademische Viertel ist fester Bestandteil der Zeitplanung. Ab 10:30 Uhr ist Ankommen, um 10:45 Uhr Beginn und nach dem Gottesdienst gemeinsames Essen angesagt. Einmal im Monat gibt es solch einen "Lunch-Gottesdienst" und ansonsten Gottesdienste mit Abendmahl oder Nudeln & Pesto.

Die Philippus-Gemeinde in Prenzlberg wurde kurz vor der Jahrtausendwende im Rahmen der Gemeindegründungsaktivitäten der Lukas-Gemeinde ins Leben gerufen. Ihre ersten Schritte ging sie als Familienzentrum im Bötzowviertel und zog dann ins C13 zwischen Prenzlauer Allee und Greifswalder Straße um. Die damaligen regionalen und internationalen Gründer sind inzwischen in anderen Projekten aktiv, so dass wir gespannt waren, wen wir heute treffen werden.

Die Vorfreude war aus mehreren Gründen groß:

Der Termin war schon seit zwei Monaten geplant, es gibt verwandtschaftliche Beziehungen nach Marzahn, wir waren bisher noch nie in der Philippus-Gemeinde, kennen deren Pastor Michael Strub seit seinem Umzug nach Berlin, waren bei der Taufe des Vikars Merlin Fürstenberg dabei und hatten Chatschapui (georgische Blätterteigtaschen mit Schafskäse) zum Lunch mitgebracht.

Beim Betreten der hellen einladenden Räume wurden wir sofort sehr herzlich begrüßt. Wir gaben die Chatschapui ab und fanden uns sofort in einem umfangreichen Studium der Namen wieder. Es gab mehrere Jörgs und nur einen Matthias. Einige der Leute kannten wir aus der Lukas-Gemeinde und andere lernten wir kennen. Das Interesse war bemerkenswert und echt. Mit "Gut" konnte man eine Wie-Geht's-Frage hier nicht abspeisen, da eine sehr persönliche Art der Willkommenskultur offensichtlich die Philippus-DNA ausmacht.

Versorgt mit Kaffee nahmen wir an einem der Tische im Saal Platz und folgten der Einleitung zum Gottesdienst. Es gab viele Kinder, die zu bestimmten Momenten in ihre Gruppen gingen. Das waren Spatzen, Adler und Löwen. Unsere Kinder wurden mehrfach eingeladen, wollten aber die Predigt hören. Diese beschäftigte sich mit dem ersten Kapitel des ersten Petrusbriefes und mit Christen in einer Umgebung, die noch für das Christsein erschlossen werden musste. Im Original waren das alles Gemeinden in der heutigen Türkei. Vikar Merlin leitete damit eine Predigtreihe über die Petrusbriefe ein.

Der Lobpreis gefiel uns auch sehr gut, da die bekannten Lieder von vor zehn bis zwanzig Jahren gesungen und mit zwei Gitarren begleitet wurden. Wir mussten also nicht immer auf den treffsicher eingeblendeten Text schauen.

Anne fasste das Thema der Predigt noch einmal kurz zusammen und leitete auf die Veranstaltungshinweise über. Danach wurde das Lunch-Buffet eröffnet. Die Chatschapui waren sehr schnell weg. Es gab aber auch andere leckere Sachen und reichlich Kaffee. Die Besetzung an den Tischen  wechselte regelmäßig, blieb aber lange genug bestehen, um sich gegenseitig  kennen zu lernen. Wir wurden mehrfach über die Hintergründe unserer Wanderschaft durch die Gemeinden der Stadt befragt und zum Wiederkommen ermuntert.

Der Besuch bei der Philippus-Gemeinde war ein äußerst erbauliches Erlebnis, das wir gerne weiterempfehlen.

Sonntag, 27. März 2016

Ostersonntag beim CVJM Kaulsdorf

Der CVJM Kaulsdorf betreibt ein Gästehaus und hält für Kinder und Jugendliche in der Woche diverse Angebote bereit. Am letzten Sonntag des Monats findet ein Gemeinschaftsvormittag mit Gottesdienst und Brunch statt. Gäste sind herzlich willkommen und auch Besucher ohne christlichen Hintergrund finden bei Predigt und Liedern einen guten Zugang.



Am heutigen Ostermorgen waren wir erstmalig nach dreizehn Jahren nicht der Tradition gefolgt, den Sonnenaufgang vom Ahrensfelder Berg aus zu genießen. Das damalige Team der Jugendkirche Marzahn um Heiko Bürklin konnte allen Ernstes Jugendliche zum Frühaufstehen motivieren. Auf dem Berg wurden bei atemberaubendem Rundumblick über Berlin und Brandenburg Lieder gesungen und eine kurze Osterandacht gehalten. Heiko wurde später von Nachbarn aus seinem Wohnviertel in Eiche angesprochen. Man habe unseren Ostergruß sehr deutlich hören können:

Ostermorgen Ahrensfelder Berg Jugenkirche Marzahn
Ostermorgen auf dem Ahrensfelder Berg
"Der Herr ist auferstanden." - "Er ist wahrhaftig auferstanden!", schallte es vom Berg aus über die Landschaft.

Diesen Mechanismus wollte ich heute früh zu Hause ausprobieren und grüßte meinen Sohn mit einem: "Der Herr ist auferstanden". Kurz vom Tablet aufblickend antwortete er: "Er ist wahrhaftig auferstanden". Na, klappt doch, wobei meine Tochter nur mit einem "Und?" antwortete. OK, das war wohl nicht ihre Uhrzeit.

Als wir beim Gemeinschaftsvormittag im CVJM Kaulsdorf erschienen, waren schon viele Gäste anwesend. Das Buffet war überreich gedeckt, so dass die Kuchen auf andere Tische ausgelagert werden mussten. Eier, Salat, Lachs, Quark, Brötchen und weitere leckere Dinge standen bereit. Es waren heute auch weiter gereiste Besucher und ein Flüchtling dabei, so dass der anschließende Input ins Englische übersetzt werden musste.

Es ging um die beiden Männer, die am Ostersonntag unterwegs nach Emmaus waren und dabei Jesus trafen (Lukas 24, 13-35). Zunächst zeigten sie sich recht deprimiert über ihre zerstörte Hoffnung. Dann erzählten sie von den Frauen und anderen, die das leere Grab gesehen haben wollten. Dann nutzte Jesus ihren eigenen Erfahrungsschatz, um sich ihnen letztlich erkennen zu geben. Anschließend rannten sie los und erzählten von ihrer Begegnung mit Jesus: "Brannte nicht unser Herz, als er auf dem Weg mit uns redete und uns die Schriften öffnete".

Zum Abschluss des Gottesdienstes gab es Abendmahl. Das dritte Abendmahl an diesem Osterwochenende - heute mit Hefezopf und wahlweise Traubensaft oder Wein.

Sonntag, 20. März 2016

Eben Ezer in Lichterfelde

Eben Ezer ist eine frische Landeskirchliche Gemeinschaft im Süden Berlins. Die Altersstruktur ist gut durchmischt. Es gibt viele Kinder, Jugendliche, mittleres Alter und Senioren. Bei Eben Ezer trifft der Besucher angenehm niveauvolle Menschen. Die Predigt ist ansprechend und Gäste werden herzlich und mit Interesse aufgenommen.



Bei Eben Ezer denken unsere Kinder sofort an die Weihnachtsgeschichte der Muppets, aber auch nur dann, wenn "Eben Ezer" mehr oder weniger versehentlich in der englischen Form als "Äbbennieser" ausgesprochen wird. Ebenezer Scrooge ist Hauptakteur dieser Weihnachtsgeschichte und erlebt im Laufe des Films eine sehr interessante Veränderung seiner Persönlichkeit.

"Eben Ezer" kommt aus dem Hebräischen und bedeutet "Stein der Hilfe".

Da wir schon so einiges über diesen "Stein der Hilfe" gehört hatten, machten wir uns heute zur Landeskirchlichen Gemeinschaft Eben Ezer in Lichterfelde auf den Weg. Lichterfelde sollte nicht mit Lichtenberg, Lichtenrade oder Liechtenstein verwechselt werden, auch wenn es ganz weit weg erscheint. Bei der Anfahrt kamen wir an vielen Gemeinden vorbei:

Katholische Kirche "Von der Verklärung des Herrn", Christus Gemeinde, Berlin Projekt, Berlin Connect, Französischer Dom, Lukas-Gemeinde, Baptisten Schöneberg, Baptisten Tempelhof, Heilsarmee Friedenau und ICF Tempelhof, um nur einige zu nennen. "Ach, fahrt ihr zu den Methodisten?", fragte meine Mutter. "Nein, zu Eben Ezer", sagte ich und gönnte ihr den parallelen Gottesdienst in einer weiteren hier nicht aufgezählten Gemeinde. Überall Gottesdienste in der Stadt. Diese Fülle an christlichem Leben wird einem selten so bewusst.

Nach 94 Ampeln mit einer Grünquote von 83% erreichten wir innerhalb von 45 Minuten die Celsiusstraße und betraten Fünf vor Zehn die Hallen der Eben-Ezer-Gemeinde. Die Begrüßung war sehr herzlich aber keinesfalls aufdringlich. Wir fühlten uns in eine Willkommenskultur hinein genommen, die wir auch bei der Heilsarmee Friedenau, dem CVJM Kaulsdorf oder der Apostel Petrus Gemeinde im Märkischen Viertel erlebt hatten. Überhaupt erinnerte vieles an die APG: das kleine Gemeindehaus inmitten hoher Neubauten. Man könnte auch fast von einer geografisch optischen Dreierbeziehung zum Märkischen Viertel und Marzahn reden. Kurzum: Wir fühlten uns sofort sehr wohl!

In diesem ehemaligen katholischen Kirchengebäude haben rund 250 Besucher Platz. Wegen der Osterferien waren allerdings nur etwa 100 Gottesdienstbesucher anwesend und die Jugend, deren Stammplätze wir besetzten, war auf einer Freizeit. Eben Ezer ist eine der wenigen bisher besuchten Gemeinden mit einer ausgewogenen Altersstruktur. Als die Kinder in ihr Programm verabschiedet wurden, ging zunächst ein Rauschen durch den Saal. So muss sich Pfingsten angehört haben. Aus allen Ecken strömten Kinder herbei und stellten sich vor dem Altar auf. Ich zählte. "Das sind so viele Kinder wie rote Ampeln heute", sagte ich zu meinem Sohn. "Zufall?", fragte er. "Ja!"

Hinter dem Altar war ein großes hölzernes Kreuz mit einer Jesus-Figur angebracht. Unsere Nachbarin erklärte uns, dass dieses noch aus der katholischen Verwendung der Kirche stamme und nur in der Osterzeit hervorgeholt werde. Ansonsten hänge dort ein schlichtes Holzkreuz.

In der Predigt ging es um - Jesus! Anhand des oftmals dick gedruckten Textes aus Philipper 2, 5-11 wurde die Gesinnung Jesu erläutert und wir zur Nachahmung aufgefordert. Mehrere Besucher hatten Bibeln gezückt und schrieben eifrig in ihre Notizbücher. Mit Humor und Tiefgang wurde das Thema entfaltet und mithilfe des Victory-Zeichens der Abstieg durch Leid und Herausforderungen (Verse 6-8) sowie der anschließende Aufstieg (Verse 9-11) durch Auferstehung und Ehre bei Gott verdeutlicht.

Der Liturgie hätten wir mit einem Begleitzettel oder lückenlosen Hinweisen auf die Nummern im Gesangsbuch etwas besser folgen können. Da wir recht weit hinten saßen, fiel das aber nicht weiter auf. Es gab Ansagen, Kollekte und Abendmahl. Letzteres wurde aus logistischen Gründen auf vier Gruppen verteilt. Die Moderation war sehr angenehm und Zwanzig nach Elf war der Gottesdienst zu Ende.

Dann begann der Gemeinschaftsteil bei Kaffee und Kuchen. Wir tauchten wieder in eine herzliche Atmosphäre des gegenseitigen Interesses ein und waren erstaunt, wen wir hier so alles trafen, insbesondere aus uralten Zeiten bei Campus für Christus. Auch unsere Kinder wurden angesprochen und aktiv in die Unterhaltungen einbezogen. Gegen Eins verließen wir Eben Ezer.

"Das nächste Mal nehme ich einen Poller-Schlüssel mit", sagte meine Frau und zeigte auf die rot-weißen Pfähle, die uns die Durchfahrt aus der Fahrenheitstraße in die Celsiusstraße verwehrt hatten. Das Bemerkenswerte an diesem Satz war "das nächste Mal". Ein größeres Lob hätte kaum ausgesprochen werden können. Sie signalisierte sogar Interesse am bei Eben Ezer geplanten Eheseminar.

Auf dem Rückweg stoppten wir bei "Nouva Roma" (Großbeerenstraße, Ecke Körtingstraße) und erlebten dort gute und erstaunlich preiswerte italienische Kochkunst. Dabei zeigten sich auch unsere beiden Marzahner Begleiter beeindruckt über die angenehme Atmosphäre und die gute Predigt bei Eben Ezer. Das ging so weit, dass wir sogar einen weiteren Besuch beim Männerabend in Lankwitz planten.

Sonntag, 7. Februar 2016

Christus-Treff Berlin - Isingstraße

Der Christus-Treff in der Isingstraße wird vorzugsweise von jungen Familien und Singles besucht. Gäste werden auf angenehme Weise in das Gottesdienst-Geschehen und die Gemeinschaft integriert. Aktiv werden kann jeder, der eine entsprechende Begabung hat und diese einbringen oder ausprobieren möchte. Die Isingstraße liegt direkt am Mauerradweg und lässt sich per Fahrrad ideal für Besucher aus Treptow, Kreuzberg und Friedrichshain erreichen.



Die Kiefholzstraße ist sehr lang. Fünf Kilometer an einem Sonntagmorgen, der mit einem "Uups, schon um Neun" im kuscheligen Bett begann. Fünf Kilometer geschichtsträchtiger Strecke von Südost nach Nordwest, schnurgerade auf den Fernsehturm zu. Fünf Kilometer vorbei an meinem alten Wohnhaus, an der ehemaligen Firma meiner Mutter, an einer im Bau befindlichen Autobahnauffahrt und mehreren roten Ampeln. Die Kiefholzstraße findet ihr jähes Ende am Landwehrkanal, dort wo einst die Mauer stand und nun der dynamische Berliner den Mauerradweg entlang radeln kann. Ein Wegabschnitt, für den Japaner eine Unmenge an Kirschbäumen gespendet hatten.

Wir parken vor der Neuapostolischen Kirche am Schmollerplatz. Neuapostolisch hatten wir bisher noch gar nicht auf der Agenda. Das wird heute auch nichts mehr, da deren Gottesdienst gerade vorbei ist. Bis zur Isingstraße 5 sind es nur wenige Meter. Vor uns laufen junge Erwachsene mit Schüsseln und Kind. Also doch Brunch-Gottesdienst und wir hatten keinen Apfelauflauf dabei. Wie peinlich...

Nachdem sich das Knäuel aus jungen Erwachsenen, Kindern und Fahrrad aufgelöst hat, betreten wir die heiligen Hallen des Christus-Treff. Nach links geht es in die "Kapelle". Klein aber mit allem, was eine historische Kapelle benötigt: zwei monströse Türportale, dazwischen eine winzige Orgel, Gesangsbücher, typische Kirchenfenster, ein Altar, ein Kreuz und mehrere Stuhlreihen.

Zwei, drei Leute kommen auf uns zu und begrüßen uns kurz. Martin, ein alter Bekannter aus baptistischer Vorzeit, erscheint und setzt sich zu uns. Auf den Türportalen waren mir die Schriftzüge "Heiliger Geist" und "Vater" aufgefallen. "Wo ist denn der Sohn", frage ich Martin. "Der ist zu Hause". Mein Blick wandert zum Kreuz. Dort steht "JESUS". Und unter "JESUS" steht Herrmann. Herrmann ist das Patenkind der Gemeinde, dessen Foto jeden ersten Sonntag im Monat gezeigt wird, da die Kollekte heute wieder für ihn gesammelt wird.

Am ersten Sonntag im Monat gibt es im Christus-Treff drei Highlights: die Sammlung für Herrmann, den Mitarbeiterkreis und das Abendmahl. Endlich mal wieder Abendmahl. Damit sind wir ja in letzter Zeit deutlich unterversorgt. Neben einigen landeskirchlich geprägten Bestandteilen der Liturgie gibt es Lobpreis, Kindergottesdienst und keine Predigt. Tobias leitet eine Zeit ein, wo Gottesdienstbesucher über ihre jüngsten Erfahrungen mit Jesus berichten können. Das wird gerne angenommen und wir hören viele interessante Berichte. Anschließend gibt es eine Gebetszeit zur Vorbereitung auf das Abendmahl. "Sind noch genug Steine da", frage ich meinen Sohn. Er nickt und ich gehe zum Altar. Dort sind jede Menge Pflastersteine aufgeschichtet und warten darauf, zum Kreuz getragen zu werden. Ich nehme zwei Steine und lege sie symbolisch unters Kreuz. Weg mit der Last!

Das Abendmahl findet aus Platzgründen in mehreren Runden statt. Es wird Dönerbrot durchgereicht und mit einem "Jesu Leib für dich gebrochen" an den Nachbarn weitergegeben. Danach geht ein Kelch mit den Worten "Jesu Blut für dich vergossen" herum.

Beim anschließenden Brunch erfahren wir mehr über die Gemeinde. Der vom CT Marburg aus initiierte Christus-Treff Berlin arbeitet in Kooperation mit der Berliner Stadtmission und ist damit auch Teil der EKBO. Das ehrwürdige Haus wurde im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört, weshalb die Kapelle jetzt so klein ist. Gerne möchte man das Haus renovieren und deutlich vergrößern, sagt uns Tobias Schöll, der quasi Pastor des CT Berlin. Es gebe keine Mitgliedschaft und Mitarbeiter sei jeder, der sich in irgendeiner Weise einbringt, und sei es durch das Mitbringen eines Apfelauflaufs. Tobi will kein pastoraler Alleinunterhalter sein und lässt seinen Mitarbeitern sehr viel Freiraum. Kreise, die sich überlebt haben oder kapazitiv nicht zu stemmen sind, werden beendet und Neues gerne ausprobiert - alles im Glauben und nach Maßgabe der verfügbaren Möglichkeiten. Und diese können bei Gott sehr groß sein.

Egal, mit wem wir ins Gespräch kommen, alle fühlen sich im Christus-Treff sehr wohl und sind begeistert über den Kiez-Bezug der Gemeinde. Auch meine Familie ist beeindruckt und sagt, dass wir den Christus-Treff unbedingt auf die Liste der noch einmal zu besuchenden Gemeinden setzen sollten.

Donnerstag, 4. Februar 2016

LEGO-Bautage in der EFG Weißensee

Das Bauen mit LEGO-Steinen macht nicht nur Kindern Spaß. Die EFG Weißensee veranstaltet deshalb einmal pro Jahr die LEGO-Bautage, wo zu einem bestimmten Thema Landschaften, Gebäude und Fahrzeuge gebaut und ausgestellt werden. Es stehen etwa eine Million Teile zur Verfügung.



Bauvorhaben werden oft zu einem Millionenprojekt.

Eine Million LEGO-Steine stehen seit heute wieder in der EFG Weißensee bereit. Sie sind gut sortiert nach Themen und Farben. Kinder, Väter und Großväter wuseln um die Kartons herum, kramen, wühlen, finden und füllen die benötigten Teile in 500g-Joghurtbecher ein. Ein Rad, ein Männchen, eine Grundplatte, vier Fenster und noch eine Fahnenstange - ab geht es wieder in den "blauen Salon" an einen der vielen Tische. Am Motorrad hängt noch ein Arm, die Piratenfahne passt nicht an die Stange, eine schwarze Platte fehlt - noch einmal kurz mit dem Becher ins Gewühl der Bauleiter. Ein kleines Mädchen sortiert Blumen - natürlich LEGO.

An den Tischen hatten sich heute etwa fünfzig Kinder verteilt. Das von Pastor Torsten Milkowski vorgestellte Eingangsthema "Verlorener Sohn" (Lukas 15, 11-32) wurde per LEGO-Film eingespielt und sollte als architektonische Grundlage des Nachmittags dienen. Die Kinder reagierten sehr flexibel und bauten Eisenbahnstrecken, üppig mit Plastikpflanzen bewachsene Landschaften, Piratenszenerien oder ihr Traumhaus.

Erwachsene ohne handwerkliche Ambitionen konnten sich bei Kaffee und Kuchen über die Dinge des Alltags austauschen, während auf den bereit gestellten Biertischen und Tischtennisplatten neue Welten entstanden. Das Drumherum war sehr professionell: knallrote T-Shirts, ansprechende Einladungskarten, Catering und Bauplatzvermittlung.

Als ich angesichts der vielen verfügbaren Teile noch darüber nachsann, wie denn der Auszug Israels aus Ägypten durch das Schilfmeer nachzustellen sei und mir dabei ein Auseinanderdriften der grünen Tischtennisplatten mit gleichzeitigem Versinken unzähliger LEGO-Männchen ausmalte, bestätigte die Frau des Pastors, dass es in den Vorjahren bereits das Thema "Josef in Ägypten" gegeben habe. Es seien dabei weiträumige ägyptische Landschaften entstanden.

Damit bis einschließlich Samstag genügend Baumaterial zur Verfügung steht, werden die Kreationen nur einmalig erscheinender Kinder zeitnah dem Recyclingprozess zugeführt und wieder sauber in die jeweiligen Kisten sortiert. Wer alle Tage dabei ist, kann das Werk eventuell sogar am Sonntag beim Familien-Gottesdienst vorstellen.

Die Erfahrung der letzten Jahre zeige, dass die ganze Gemeinde beim finalen Zerlegen und Rücksortieren mithelfe. Dann sei nach zwei Stunden die alte Ordnung wieder hergestellt und die Kisten können an den nächsten Interessenten weitergegeben werden.

Die "ferienaktion legobautage" läuft noch bis zum Samstag, den 06.02.2016, findet in der Zeit von 15-18:00 Uhr statt und endet mit einem Familiengottesdienst am Sonntag, den 07.02.2016, 10:00 Uhr.

Eine interessante Aktion mit guter Resonanz im Kiez.

Sonntag, 31. Januar 2016

Projekt A+ in Altglienicke

Das Projekt A+ ist eine junge Gemeinde in Altglienicke. Gottesdienste finden einmal pro Monat statt. Ansonsten lebt die Gemeinde von regelmäßigen Treffen in Kleingruppen. Junge Familien und Singles fühlen sich hier besonders zu Hause. Gäste sind gerne willkommen. Das Projekt A+ engagiert sich mit diversen Aktionen für den Kiez.



Das Projekt A+ in Altglienicke erreicht man am besten per S-Bahn oder mit viel Geduld und einem guten Navi. Als Marzahner waren wir erstaunt, wie eng Altglienicke bebaut ist und dass es so gut wie keine Parkplätze gibt, zumindest keine freien.

Altglienicke hat etwa 26.000 Einwohner mit steigender Tendenz. Bis 2030 wird mit einem Zuwachs um mehr als 8% gerechnet. 2030 ist auch eine visionäre Marke der Leitung dieses Gemeindeprojektes: mehrere Tochtergemeinden und mehrere Tausend Menschen, die Jesus neu kennengelernt haben. Ein sportliches Ziel, dessen Ursprung nach dem heutigen Gottesdienst noch einmal abgeklopft wurde.

Das Motto lautete "Baustelle". Wegen der vielen Gäste wurden Namensaufkleber mit Baustellenlogo ausgeteilt. Absperrbänder waren durch den Saal gespannt. Betreten-Erwünscht-Schilder und "Gott der Baumeister" wurden ebenfalls thematisiert. Was man nicht alles aus einer Baustelle machen kann?

Einer der Mitarbeiter wünschte sich, dass die Gemeinde eine Dauerbaustelle bleibe, die wachse und wachse und wo auch jeder Einzelne beständig an seiner Persönlichkeit arbeite. Als sichtbares Zeichen beständigen Bauens, Scheiterns und Weitermachens dient der benachbarte BER.

Gebaut wird bei Projekt A+ aber auch mit Farbe, Spachtelmasse und Fußbodenbelag. Eine ehemalige Schlecker-Filiale wurde in einen Gemeindesaal umfunktioniert, der regelmäßig mit Gipskarton und anderen Dingen ergänzt wird. Mit diesem Ladengeschäft verfügt die Gemeinde über ein räumliches Filetstück mit Laufkundschaft, niedriger Schwellenangst und viel Platz vor der Eingangstür. Im Kiez hat die Gemeinde einen guten Ruf, da sie auch vor der eigenen Tür kehrt, beispielsweise die Reste der Silvesterknaller auf dem Ehrenfelder Platz.

Der Knaller war, dass wir heute Nachmittag sehr viele alte Bekannte aus der Lukas-Gemeinde trafen, insbesondere aus deren Leitungsteam. Der Anlass des Gottesdienstes war nämlich das 5-jährige Bestehen des Projektes. Uns kam das schon deutlich länger vor, zumal wir so lange Zeit die Gründungsaktivitäten der Lukas-Gemeinde begleitet hatten und viele der Akteure während ihrer Sondierungsphasen kennen gelernt hatten.

Besonders begeisternd waren die im Gottesdienst vorgestellten Visionen und geistlichen Grundprinzipien. Das ging von einer positiven Klimaveränderung im Kiez über gabenorientierte Mitarbeiterschaft bis hin zur Berufungsfindung. Den Leitern und Mitarbeitern war anzusehen, dass diese Prinzipien bei ihnen verinnerlicht sind.

Konzeptionell geht es bei Projekt A+ in die Richtung Vineyard. Kernstück sind Kleingruppen, die sich einmal im Monat zu einem Nachmittags-Gottesdienst treffen. Fragt sich nur, ob bei dieser Frequenz der Unterhalt eigener Räume nicht etwas zu viel des Guten ist.

Wir erlebten jedenfalls eine gesunde und hoch motivierte Gemeinde im Südosten Berlins und fühlten uns sehr wohl.

Sonntag, 24. Januar 2016

EFG Weißensee - Hat mal jemand Feuer?

Die EFG Weißensee fügt sich in den Reigen der bemerkenswerten Gastfreundschaft der Baptistengemeinden Berlins ein. Zudem punkten die Baptisten in der Friesickestraße mit einer Jugendgruppe und einer guten Durchmischung der Altersstruktur. Die Predigten sind biblisch, werden in einer modernen Sprache vermittelt und haben Alltagsbezug. Interessant ist die Zusammensetzung der Lobpreisband.




Bei den Baptisten in Weißensee werden Erinnerungen wach. Wilde Jugendtage mit Theo Lehmann in einer Zeit, wo Christsein politisch völlig inkorrekt war und gerne mit zukunftsrelevanten Sanktionen belegt wurde. Fast dreißig Jahre ist das her. Damals hatte ich das erste Mal das Neue Testament gelesen und mir auf dem Weg von der Straßenbahn zur Friesickestraße Textpassagen aus Johannes 10 eingeprägt. Hier fiel damals auch die Entscheidung, nur noch dann auf den Ruf des Sammelbegriffs "Matthias" zu reagieren, wenn ich die Stimme kannte.

Der Gottesdienst sollte um 10:00 Uhr beginnen, was eine gewisse Herausforderung an unser sonntägliches Morgenkonzept stellte. Dann heißt es auch noch in einem alten Spruch: "Des Baptisten Pünktlichkeit ist fünf Minuten vor der Zeit". Mit Zwanzig vor Zehn übertrafen wir diesen Spruch heute jedoch deutlich.

Wie in jeder der im letzten halben Jahr besuchten Baptistengemeinden wurden wir auch hier bereits an der Tür sehr freundlich begrüßt und nach unserer Herkunft gefragt. Wir bekamen ein Gesangsbuch und grüßten auf dem Weg  zur Sitzreihe weitere Gemeindeleute. Authentische Herzlichkeit und 100 Punkte für die Willkommenskultur. Auch als wir saßen, wurden wir immer wieder herzlich begrüßt.

An einigen Stühlen fielen uns kleine angenähte Stofflabel auf: Psalm 139 Vers 2 oder Matthäus 11 Vers 28 waren nur einige davon. Mein Sohn schlug sämtliche Stellen auf seinem Tablet nach. Bereits auf der Fahrt hatten wir uns mit den unterschiedlichen Übersetzungen von Jeremia 33 Vers 3 beschäftigt, die in der alten Elberfelder urtextlich korrekter wiedergegeben wurde als in der revidierten Fassung. Jeremia 33 Vers 3 ist eine weitere Telefonnummer Gottes neben Psalm 50 Vers 15 und steht fast wörtlich in der Prophetie, die im März über uns ausgesprochen wurde. Umso mehr freuten wir uns über die erste Zahl an der historischen Liedtafel: 333.

Heute spielte und begleitete die Band - ein interessanter Mix aus zwei E-Pianos, einem Flügel, einer Bassgitarre, einer E-Gitarre, einer Querflöte, einem Schlagzeug und zwei Blechblasinstrumenten. Für solch eine Besetzung gibt es wohl keine fertigen Orchesterstücke. Der Sound wurde sehr gut abgemischt.

Zur Überleitung in den Kindergottesdienst gab es das Bibel-ABC mit dem Buchstaben "Rrrrrri wie Rahel". Es folgte eine leicht verständliche Nacherzählung des Bibeltextes zur Hochzeit mit Lea und Rahel aus Genesis und die Verabschiedung der Kinder in den Blauen Salon.

"Hat mal jemand Feuer", war die dramatische Pointe der Einleitungsgeschichte von Pastor Torsten Milkowski, der einen Fackelträger zur Eröffnung der Olympischen Spiele beschrieb, der zwar nach hartem Training in seine Sportkleidung passte, aber auf den letzten Stufen das Feuer seiner Fackel verloren hatte. So drehte sich die Predigt um das Thema Burnout und wie man dem begegnen könne. Swen Schönheit hatte letztens zu uns gesagt, dass ein ausgebrannter Leiter eine sehr schlimme Sache sei, da etwas ausgebranntes nie wieder neu entzündet werden könne. Torsten Milkowski verglich die Situation mit seinem Kamin, der eine Menge Holz verbrauche, das aber bisher immer vorrätig war. Sei der Winter dann länger, beginne man normalerweise mit Abbau und Verbrennung der Substanz - hier ein Balken, dort ein Balken oder gar das Regal zur Lagerung des Brennholzes. Wenn wir einst mit Gott zusammen leben, zähle nicht mehr das hier so intensiv bearbeitete Projekt sondern unser Sein - Charakter versus Leistung.

Ein gutes Rezept gegen innerliches Ausbrennen sei eine Kombination aus Feiern und Stille. Feiern sei biblisch vorgeschrieben und sollte sogar mit dem Zehnten finanziert werden.

Ein Beispiel für effektives Hören auf Gott brachte er am Ende der Predigt. Er habe einmal an einem See gestanden, der spiegelglatt war. Typisch für einen großen Jungen habe er dann einen Stein ins Wasser geworfen und konnte sehr gut die dadurch entstandenen Wellen sehen. Am nächsten Tag sei der See durch Wind aufgewühlt gewesen. Wieder warf er einen Stein und konnte die Welle diesmal nicht von den anderen unterscheiden. Er endete mit der Frage: "Wann hattest du das letzte Mal Gottes Stimme gehört".

Hätte er nicht explizit während der Predigt erwähnt, dass er Pastor sei, hätte man anhand des Gesagten auf einen Mann aus dem "normalen" Berufsleben schließen können. Die Bodenständigkeit könnte aber auch aus einer hörenden Beziehung zu Jesus und der breit aufgestellten Gemeindeleitung mit über zehn Personen resultieren.

Nach dem Gottesdienst kamen wir mit dem Pastor und diversen Leuten ins Gespräch. Alte Bekanntschaften aus dem GJW Gemeinde-Jugendwerk wurden aufgefrischt. Man lud uns zu verschiedenen passenden Veranstaltungen ein und unsere Tochter wurde erstmalig von einem gleichaltrigen Mädchen angesprochen und eingeladen.

Herzlichen Dank!

Sonntag, 17. Januar 2016

Authentisches Christsein - Heilsarmee Friedenau

Die Heilsarmee in Friedenau fällt durch eine äußerst freundliche Integration von Gästen und eine breite Altersstruktur auf. Senioren, Jugendliche und Kinder sind gleichermaßen präsent und bilden eine herzliche Einheit. Die Predigt hat Tiefgang, Alltagsbezug und geistliche Relevanz.



Direkt vor dem Haus fanden wir einen Parkplatz. Die Autos um uns herum waren noch alle eingeschneit und nur wenige Menschen stapften durch den Schnee, um zum Gottesdienst zu kommen. Der Gottesdienst bei der Heilsarmee in Friedenau sollte um 10:30 Uhr beginnen. Eine sehr humane Zeit für Familien.

Die Heilsarmee hatten wir wegen des allgemeinen Hörensagens gar nicht auf der Agenda. Am Montag gab es jedoch ein geschäftliches Treffen mit einem bemerkenswerten Designer, den wir flüchtig aus der Lukas-Gemeinde in Schöneberg kannten. Er erzählte, dass er nun verheiratet sei und ein Kind habe. Gemeindlich sei er bei der Heilsarmee zu Hause. Ein klarer Anlass zur Evaluation des Hörensagens.

Bereits das Vorderhaus machte einen sehr einladenden Eindruck. Auch die Gemeinderäume im Hof wirkten hell und funktional. Wir wurden sofort freundlich begrüßt und besetzten mit unseren sieben Personen wieder einmal eine ganze Bankreihe. Immer wieder kamen freundliche Gemeindemitglieder auf uns zu und wechselten einige Worte. Altersmäßig war die Gemeinde sehr gut durchmischt. Es gab sehr kleine Kinder, viele Jugendliche (hauptsächlich Mädchen), Menschen mittleren Alters und Senioren. Die Altersverteilung wirkte gesund.

Der Schlagzeuger Andreas kam auch auf uns zu. Sofort waren wir im Gespräch über authentische christliche Ausstrahlung. Genau diese Ausstrahlung sei damals auch der Grund seiner Bekehrung gewesen. Er kannte zwar alles und hatte sämtliche Programme absolviert, aber da fehlte noch etwas. Das fand er dann bei einem Jugendkongress, wo viele der Teilnehmer eben diese Ausstrahlung hatten, die nur Gott in einem Menschen produzieren kann. Er bekam dieses Geschenk und entschied sich darauf für eine konkrete Beziehung zu Jesus.

Die Heilsarmee wird von England aus geleitet. Es gibt zwar weltweit viele Gemeinden, aber das Hauptquartier befindet sich in London. Geleitet wird die Heilsarmee von General Cox. Ansonsten sind die Hierarchien deutlich überschaubarer als bei der Bundeswehr. Der gemeine Soldat bzw. Gemeindemitglied hat eine blaue Uniform mit blauen sternlosen Schulterklappen und ein silbernes H auf blauen Spiegeln. Der Angestellte ohne Dienstgrad hat einen weinroten Spiegel mit silbernem H und eine weinrote Schulterklappe ohne Stern. Den ersten silbernen Stern auf weinroter Schulterklappe bekommt der Leutnant als ein Zeichen für seine fachliche Qualifikation. Mit den Jahren verändert sich die Dekoration der Schulterklappen. Zwei Sterne bekommt der Kapitän und ein Wappen der Major. Bei besonderen Verdiensten oder per Berufung kann man auch Oberstleutnant, Oberst oder gar Commander werden.

Bei Pastor Matthias Lindner fiel auf, dass der jeweils zweite Stern für den Kapitän fehlte. Man sah noch die Stellen in der Schulterklappe. Die Sterne seien ihm letztens beim Ausziehen des Mantels abgefallen. Er lege nicht so den Wert auf diese Rangordnung. Eine sehr sympathische Einstellung!

Wir waren beeindruckt über den lückenlosen und harmonischen Ablauf des Gottesdienstes. Trotz der Professionalität wirkte keines der Elemente steril. Die Menschen waren authentisch, spielten Lobpreislieder mit Blasinstrumenten, Schlagzeug, Gitarre und Klavier, stimmten alte Kirchenlieder an und beteten für einander.

In der Predigt ging es um Herausforderungen. Der Kapitän am Pult berichtete von eigenen Erfahrungen mit Herausforderungen, die er verpasst oder angenommen hatte und wie das seinen persönlichen Horizont erweitert habe. So habe auch Jesus immer wieder seine Jünger oder Zuhörer herausgefordert. Und da war er wieder: der Text mit Jesus und Petrus auf dem Wasser. Aber auch viele andere Bibelstellen, wo sich Menschen für die Annahme der Herausforderung entscheiden mussten. Die Predigt gipfelte in einem Aufruf, dass sich Gottesdienstbesucher gemäß Jakobus 5 und anderer biblischer Beispiele für den nächsten Schritt, die Annahme der nächsten Herausforderung, salben lassen konnten. Das war ja der Hammer. Hatte ich doch gestern gerade erst wieder ein Bild aus März 2015 bestätigt bekommen, wo es um neue größere Vision und Weite geht.

Nach dem Gottesdienst blieben wir noch eine Weile in den gastlichen Räumen und unterhielten uns mit den Gemeindeleuten. Herzlichen Dank für die freundliche Aufnahme!

Sonntag, 10. Januar 2016

Vineyard im C13

Vineyard Berlin lebt ein interessantes Gemeindekonzept. Neben den wöchentlichen Kleingruppen in den verschiedenen Stadtteilen Berlins gibt es einen monatlichen Gottesdienst im zentral gelegenen C13. Der Gottesdienst wird im Rotationsprinzip von den Kleingruppen gestaltet und kann durchaus etwas länger dauern. Die Mitglieder setzen sich hauptsächlich aus jungen Familien und Singles zusammen. Gäste werden freundlich wahrgenommen und in Gespräche integriert.



"Nimm dir ein Lächeln", stand auf dem A4-Blatt, das an der Säule neben unseren Stühlen klebte. Am unteren Rand waren bereits einige Smileys abgerissen. Kinder kamen und holten sich noch einige.

Wir waren erstaunt, wen wir hier alles trafen. Bekannte aus dem CVJM und die ganzen coolen Ex-Mitglieder der Lukas-Gemeinde Schöneberg. Ohne einen dieser Kontakte wären wir wohl gar nicht auf den Gottesdienst im C13 aufmerksam geworden. C13 steht für die Christburger Straße 13 in Prenzlauer Berg. C13 ist aber auch vom Namen her die passende Adresse für den Gottesdienst von Vineyard Berlin.

Das Konzept von Vineyard ist sehr interessant. Die Stadtgemeinde basiert auf vielen regionalen Hauskreisen von jeweils acht bis zwölf Teilnehmern. Solche Hauskreise haben sich in Charlottenburg, Köpenick, Friedrichshain, Mitte und anderen Stadtteilen gebildet. Einmal im Monat treffen sich die Vineyard-Hauskreise zum gemeinsamen Gottesdienst im C13. Bei der Rückfahrt waren wir uns einig, dass das Konzept genau das sei, was aktuell für eine gesunde und wachsende Gemeinde Jesus dran ist. Meine Frau formulierte gleich einen Katalog weiterführender Fragen:

Wie entstehen neue Hauskreise?
Wie regelmäßig treffen sich die Hauskreise?
Wer leitet die Hauskreise?
Wie werden die Hauskreisleiter angeleitet?
Wie sieht der organisatorische Überbau aus?

Dass der organisatorische Überbau recht flach und nach biblischen Maßstäben aufgebaut ist, wurde deutlich, als Martin Bühlmann im Rahmen seiner Predigt sagte, dass es bei Vineyard zwar viele Menschen gebe, die etwas erklären oder auslegen, aber es gebe nur einen Pastor: Jesus! Und das sei das Ziel von Vineyard, auf Jesus als den Pastor hinzuweisen.

Martin Bühlmann legte konkret einen Text aus Matthäus 9 aus, wo es um die Barmherzigkeit Jesu ging. Sprachen sind wohl sein besonderes Hobby, so dass er uns sehr gut verständlich in die Besonderheiten bestimmter Worte hineinnehmen konnte. So werde in der ursächlichen Wortbedeutung des sich Erbarmens von einem innerlichen Umkehren des Magens geredet, wonach Barmherzigkeit statt einer Kopfsache ein tiefes Erleben und Mitleiden bedeute. Er brachte dazu zwei aktuelle Beispiele aus seinem Leben, die ihn damit als authentischen Vermittler der biblischen Botschaft qualifizierten.

Überhaupt kamen im Gottesdienst viele verschiedene Sprachen zum Einsatz, die aber interessanterweise auch übersetzt werden konnten. Es gab mehrere Menschen aus Syrien oder Kurdistan unter den Gästen, die in ihren Sprachen zu beten gebeten wurden. Martin Bühlmann zeigte sich begeistert über den Klang des persischen Farsi. Er wäre gerne noch einmal fünfundzwanzig und würde so gerne noch weitere Sprachen lernen.

Ein Hauskreisleiter erzählte uns von den Erfahrungen mit Flüchtlingen. Man praktiziere 1:1-Betreuung, was wohl am effektivsten sei.

Der Saal des C13, wo sich sonst die Philippus-Gemeinde zum Gottesdienst trifft, war bis auf den letzten Platz gefüllt. Es mussten sogar noch Stühle herangeschafft werden. Kinder wurden in einem separaten Programm mit biblischen Inhalten versorgt.

Vineyard gehört damit zu den Gemeinden, mit denen wir uns weiter beschäftigen werden.

Vineyard gehört aber auch als evangelische Laienbewegung zur EKBO, der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Das sind die mit dem Hahn von Brück.