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Sonntag, 9. August 2015

Baptisten in Neukölln - Rixdorf

Die EFG Neukölln befindet sich in guter Nachbarschaft mit einer reichhaltigen christlichen Geschichte. So oft wie hier hatten wir selten den Namen Jesus in einer Predigt gehört. Die Gemeindemitglieder gehen sehr freundlich und umsichtig auf Gäste zu. Auch wenn es heute durch die Sommerferien recht leer war, ist doch zu erahnen, dass hier sämtliche Altersgruppen vertreten sind.



Ein sonniger Tag und ausreichend Parkplätze um das Gemeindehaus der Baptisten in Neukölln, Hertzbergstraße 4. Diesmal waren wir wieder zu siebent unterwegs.

Bereits an der Eingangstür wurden wir freudig und herzlich begrüßt. "Das ist der Kollege, der mich damals zum Glauben geführt hat", rief meine damalige Kollegin Birgit in den Saal. In den Nachtschichten lasen wir damals das Matthäus-Evangelium durch und mittwochs setzten wir uns regelmäßig zur ökumenischen Mittagsandacht in den benachbarten Französischen Dom. Das waren noch Zeiten...

Heute jedenfalls trafen wir uns in Neukölln wieder. Uns wurde ein Bildband zur Geschichte der Gemeinde gereicht. Darin entdeckte ich weitere Bekannte aus der gemeindlichen Vergangenheit. Urlaubsbedingt machte unsere Präsenz etwa 20% der heutigen Gottesdienstbesucher aus. Die Orgel spielte, alte und neuere Gemeindelieder wurden angestimmt, Grußworte wurden übermittelt und auch wir wurden um einen offiziellen Gruß gebeten. Wir dankten kurz und gaben das Wort zurück.

Pastor Reiner Atts war gerade aus seinem wohlverdienten Urlaub zurück gekehrt und entfaltete voller Elan seine Predigt. Gefühlte 100 Mal kam darin das Wort "Jesus" vor. Jesus, Jesus, Jesus. So oft hatte ich diesen Namen schon lange nicht mehr in Predigten gehört.

Auch nach dem Gottesdienst kamen einige Gemeindeleute auf uns zu - ehrliches Interesse. Das tat uns allen sehr gut. Als wir aus der Tür traten, schien immer noch die Sonne. Deshalb entschieden wir uns für einen kleinen Spaziergang durch Rixdorf. 1737 wurde Rixdorf gegründet, nachdem König Friedrich Wilhelm I Glaubensflüchtlinge aus Böhmen aufgenommen hatte. In der benachbarten Karl-Marx-Straße oder der Sonnenallee würden wir dann sicher auch noch einen Döner zum Mittag finden.

Zunächst fanden wir jedoch ganz andere Schätze, nämlich ein reichhaltiges und geschichtsträchtiges christliches Leben in unmittelbarer Umgebung der Baptistengemeinde. Eine Gasse führte zur Herrnhuter Brüdergemeine - also die ohne D vor dem E - die mit den Losungen. Wir sprachen zwei ältere Damen an, die gerade das Haus verließen. Sie baten uns herein und zeigten uns ihren Gottesdienstsaal. Es fehlte demnach nicht nur das D vor dem E sondern auch jeglicher religiöser Schmuck inklusive Kreuz - alles weiß und funktional.

Wenige hundert Meter weiter liefen wir an der evangelisch-reformierten Betlehemsgemeinde vorbei. Ermutigt durch die bisherigen Erfahrungen betätigten wir die Klinke. Sie gab nach. Auch hier wurden wir herzlich empfangen, und der Gemeindevorstand konnte unsere sehr speziellen Fragen zur theologischen Prägung und der Geschichte beantworten. Auch diese Gemeinde war durch den Zuzug der Böhmischen Brüder entstanden, hält heute noch Verbindungen nach Böhmen, aber auch zur Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Jan Hus stellt dort eine wichtige historische Schlüsselperson dar.

Anschließend hatten wir ein kleines Entscheidungsproblem wegen des Döners. So fanden wir uns schließlich in einer Pizzeria an der Sonnenallee wieder. Sehr lecker!

Samstag, 1. August 2015

Schiffsgottesdienst im Regierungsviertel

Die Stadtmission veranstaltet einmal im Monat einen Schiffsgottesdienst im Regierungsviertel. Die Teams wechseln sich ab, so dass für jede Altersgruppe etwas dabei ist. Anschließend besteht die Möglichkeit einer kleinen Rundfahrt.



Wie abgefahren ist das denn? Die Berliner Stadtmission veranstaltet je nach Wetterlage einmal im Monat einen Schiffsgottesdienst im Regierungsviertel. Zwischen Reichstag und Bundeskanzleramt liegt ein Ausflugsdampfer und wartet um 11:00 Uhr auf Gottesdienstbesucher.

Man sitzt an den festgeschraubten Tischen und kann vorab Cappuccino, Kaffee, Eis oder Würstchen bestellen. Genau das Richtige für den pensionierten Gottesdienstbesucher. Das Durchschnittsalter schätzten wir auf sechzig.

Dennoch war die Predigt auf alle Altersgruppen zugeschnitten, wurde von einer Kanadierin auf Deutsch gehalten und simultan in Gebärdensprache übersetzt. Einige Jugendliche begleiteten die Predigt als Seeräuber verkleidet und fanden letztlich in einer Truhe ihren kostbarsten Schatz: Jesus! Auch die Lieder waren zeitgemäß und bekannt.

Da wir die Rundfahrt für sieben Euro gebucht hatten, blieb noch Gelegenheit zur Diskussion über die Predigt. Die Kanadierin setzte sich einige Momente zu uns und wechselte dann regelmäßig die Plätze, um mit möglichst allen Gästen ins Gespräch zu kommen.

Eine witzige und empfehlenswerte Art des Gottesdienstes. Es ist einerseits inhaltlich tiefgründig, aber auch niederschwellig genug für Leute, die am Glauben interessiert sind. Das Gottesdienstprogramm wird wechselnd von unterschiedlichen Pastoren der Stadtmission gestaltet. Somit ist für bwechslung gesorgt, wenn man mehrmals dieses Angebot wahrnehmen möchte.

Sonntag, 19. Juli 2015

Berlinprojekt im Kino Babylon

Das Berlinprojekt trifft sich im Kino Babylon zum 11-Uhr-Gottesdienst. Lobpreis und Predigt sind anspruchsvoll und gut. Vielen künstlerisch orientierten Menschen unterschiedlichen Alters und jungen Familien aus dem Kiez begegnet man hier. Wer nur mal schnuppern möchte, kann das anonym tun. Wer Networking mag oder einen Zugang zur Gemeinde sucht, wird herzlich aufgenommen.



Regen peitscht gegen die Windschutzscheibe als wir die Rosa-Luxemburg-Straße in Mitte entlang fahren. Überall Parkraumbewirtschaftung - unseren Parkplatz finden wir unmittelbar am Hintereingang des Kino Babylon. Die Tür ist verschlossen. Im Regen eilen wir zum Haupteingang des Kinos.

Im Foyer sehen wir einige Mittzwanziger und rechts eine Theke mit Getränken. Wir holen uns dort zwei Becher mit dampfendem Kaffee und betreten den Kinosaal. Nach Star-Wars-Premiere sieht das nicht aus. Die Reihen sind sehr übersichtlich besetzt - vorwiegend mit jungen, interessanten und individualistischen Prenzlbergern. Trotz der Kinder fallen wir hier nicht auf, da ein paralleler Kindergottesdienst angeboten wird und im Foyer einige Kinderwagen stehen. Bis 11:00 Uhr ist der Saal etwa zu einem Viertel gefüllt, wobei das wegen der äußerst großzügigen Verteilung der Besucher nicht genau beziffert werden kann. Vielleicht liegt das auch am Ferienbeginn? Beim Nachfüllen der Kaffeebecher laufen uns alte Bekannte über den Weg. Sie erkennen uns nicht.

Das Berlinprojekt zählt zu den angesagten und empfohlenen Gemeinden Berlins, so dass wir mit einer gewissen Erwartungshaltung gekommen sind. Wann immer uns im normalen Leben besonders coole Christen begegnen, gehören sie zum Berlinprojekt. Beim Durchblättern der Infobroschüre entdecken wir weitere bekannte Namen. Transferwachstum?

Der Gottesdienst läuft unerwartet liturgisch und fast schon steif ab. Die Predigt ist gut und vermittelt einige Impulse für den Alltag. Auch Abendmahl ist dabei.

Die Frischluftzufuhr im Saal hat Optimierungsbedarf. Kopfschmerzen lassen den Rest des Gottesdienstes in einem kognitiven Nebel verschwinden.

Schnell an die frische Luft aka den immer noch strömenden Regen. Unerkannt verlassen wir das Kino und patschen durch die Pfützen zum Auto. Wer eine Trendgemeinde sucht und dennoch anonym kommen und gehen möchte, scheint hier genau richtig zu sein.

Tests vor Beginn des Gottesdienstes hatten jedoch ergeben, dass eine proaktive Kontaktaufnahme durch Lächeln und Grüßen durchaus erfolgreich sein kann, wenn man denn einen schnellen Einstieg in die Community des Berlinprojektes wünscht.

Freitag, 17. Juli 2015

Gottesdienst-Marathon von Marzahn bis Friedrichshain

Einen wahren Gottesdienst-Marathon hatten wir bereits im Mai absolviert. Drei Gottesdienste an einem Tag und so unterschiedlich, wie man es sich nur vorstellen kann:



Es begann um 10:00 Uhr in der katholischen Kirche "Maria, Königin des Friedens" in der Biesdorfer Oberfeldstraße. Bereits an der Parkplatzsituation war festzustellen, dass es voll werden könnte. Diese Kirche war uns kurz vorher von einem evangelischen Gemeindepädagogen empfohlen worden, der mit seiner katholischen Frau öfter mal hier zu Gast ist. Als wir den großen Saal betraten, waren schon fast alle Plätze besetzt - geschätzt 200 Menschen. Die Besucher deckten alle Altersgruppen ab und bewegten sich zwischen alteingesessenem Biesdorfer bis hin zum Wahlmarzahner aus Vietnam.

Die Predigt war kurz und sehr auf den Alltag bezogen, ohne jedoch den klaren Blick auf Jesus zu verlieren. Da wir in der letzten Bank saßen, konnten wir uns während der umfangreichen Liturgie an den Handlungen der anderen Besucher orientieren und fielen deshalb nicht weiter auf.

Der Priester mit polnischen Wurzeln hatte offensichtlich einen sehr guten Draht zur Gemeinde. Jugendliche schenkten ihm zum Geburtstag eine Volxbibel und auch Erwachsene dankten ihm in diesem Gottesdienst. Er selbst wurde bei den Ansagen gar nicht mehr fertig mit Dankesworten für jeden noch so unbeachteten Dienst, die im Dank an den Elektriker für die Reparatur der Lampen gipfelte. Das gefiel uns sehr gut! Anschließend lud er die Gemeinde zur gemeinsamen Geburtstagsfeier im Kirchengarten ein. Der Priester und seine Gemeinde - ein starkes Team!

Vor dem nächsten Gottesdienst hatten wir noch etwas Zeit, die wir bei McDonalds verbrachten.

Punkt 14:00 Uhr trafen wir dann im Gewerbegebiet nahe des UKB (Unfallkrankenhaus Berlin) ein. "Wir haben die Uhr. Afrikaner haben die Zeit", war mein Spruch in dem Bewusstsein, dass der Gottesdienst der CFT Berlin-Marzahn (Christ Faith Tabernacle) nicht wirklich Punkt Zwei anfangen wird. Und tatsächlich: In der unteren Etage saßen einige Schwarze mit Krawatte um einen Tisch und beschäftigten sich offensichtlich mit Bibel und Gebet. Im Obergeschoss liefen einige Frauen mit Kindern umher. Wir wurden sehr freundlich begrüßt und zu eleganten Stühlen begleitet. Dort setzten wir uns und warteten. Immer wieder kamen äußerst herzlich grüßende Menschen mit afrikanischer Zuwanderungsgeschichte an unsere Stuhlreihe und grüßten oder fragten nach unserem Wohlergehen. Wir bekamen ein Blatt zur Kontaktaufnahme und umfangreiches Informationsmaterial in die Hand gedrückt.

Nach etwa einer halben Stunde begann der Gottesdienst mit starkem Lobpreis, wie man ihn von Gospelchören her kennt. Danach trat ein Pastor auf und redete soweit ich mich erinnere über den Hebräerbrief und Liebe. Nach gefühlten neunzig Minuten erregt und mit hoher Lautstärke ins Mikrofon gesprochener Predigt auf Englisch mit afrikanischem Akzent, war unsere Auffassungsfähigkeit sehr erschöpft. Umso mehr freuten wir uns dann über den getanzten Lobpreis mit Segnungszeit. Jakobus 5, 14 (Salbung mit Öl durch die Ältesten) wurde dabei sehr überschwänglich eingesetzt und verfehlte seine Wirkung nicht. Die Gottesdienstbesucher tanzten in Scharen nach vorne und wurden in einer besonderen Weise berührt. Auch wir hatten in dieser Zeit bei geschlossenen Augen interessante Eingebungen.

Am Ende wurden wir wieder von mehreren Gemeindemitgliedern begrüßt und gesegnet. Der Pastor reichte uns die komplett ölige Hand (Jakobus 5,14). Dann gingen wir tief bewegt nach draußen.

Es blieb wenig Zeit, um bis 18:00 Uhr bei ICF Friedrichshain zu sein. Als wir dort eintrafen, war schon alles dunkel. Ja, dunkel - wegen der besonderen Atmosphäre. Weil es so dunkel war, hatten wir etwas die Orientierung verloren, wurden jedoch von einer freundlichen jungen Dame abgefangen und in den Gottesdienstsaal gelotst. Auf der linken Seite konnten wir die Umrisse zusammengeklappter Stühle entdecken und griffen uns diese. Wir pirschten uns an der Theke vorbei und fanden sogar noch die vier benötigten Plätze. Im Rampenlicht stand Pastor Tino Dross. Seine Predigt war modern, locker, nicht ganz kurz und theologisch an einigen Stellen nachjustierbar. Das muss an seiner frischen Ausbildung gelegen haben.

Der Lobpreis war super! Nach dem Gottesdienst wurden wir interessiert angesprochen und nach unseren Gemeindeerfahrungen und unserem Anliegen des Besuches gefragt. Was die Integrationsfähigkeit von ICF Friedrichshain betrifft: 100 Punkte! Nur dass eine so hohe Konzentration von alleinstehenden jungen Erwachsenen zu verzeichnen war, dass man sich als Teenager oder Erwachsener ab 35 etwas exotisch vorkam.

Dieser Tag hatte gezeigt, welche Vielfalt in der christlichen Szene der Stadt herrscht. Für jeden Geschmack und Bedarf ist etwas dabei.

Donnerstag, 16. Juli 2015

Der Church Checker ist wieder unterwegs

Liebe Leser,

die Neuorientierung nach vielen Jahren intensiver Gemeindearbeit bietet die Chance, wieder mit offenen Augen durch die christliche Landschaft der Stadt zu gehen. In den kommenden Wochen und Monaten werden wir Gemeinden und Kirchen in Berlin und Umgebung besuchen und über unsere Erfahrungen berichten.

Besonderes Augenmerk gilt der Predigt, den Kinder- und Jugendangeboten sowie der Willkommenskultur:

Kann der Besucher Impulse für seinen Alltag mitnehmen?
Wird der Besucher wahrgenommen?
Wird der Besucher integriert?

Wir sind gespannt!

LG vom Church Checker

Sonntag, 12. Juli 2015

Berlin connect - der Name ist Programm

Berlin Connect ist eine junge Gemeinde in der City, die ihrem Namen alle Ehre macht. Es wird Englisch gesprochen, der Lobpreis ist lebhaft und die Predigt enthält wertvolle Impulse. Bemerkenswert ist auch der integrative und professionelle Umgang mit Gästen und Interessenten. Studenten, Singles und junge Familien fühlen sich hier offensichtlich sehr wohl.



Berlin Connect  - der Name ist Programm!

Gegenüber der Marienkirche am Alexanderplatz führt eine Treppe in den Plattenbau an der Karl-Liebknecht-Straße. Davor steht ein großes rundes Schild mit "B/C" und einige junge Erwachsene mit afrikanischer Zuwanderungsgeschichte. Sie sprechen englisch.

Bereits auf den letzten Stufen der Treppe ins Foyer werden wir von einer freundlichen blonden jungen Dame angesprochen, herzlich begrüßt und auf den parallelen Kindergottesdienst hingewiesen. Also wegen der beiden Kinder, die uns begleiten. Wir fragen nach dem WC.

Nach der Erleichterung gehen wir zum abgedunkelten Gottesdienstsaal und finden in einer der hinteren Reihen noch vier zusammenhängende Plätze. Lichtspiele und großflächige Beamer-Anzeigen weisen auf die anstehenden Aktivitäten und Highlights des Gottesdienstes hin.

Das Publikum wirkt sehr niveauvoll. Hier trifft sich wohl die internationale Studentenszene. Asiaten, Schwarze und weitere Singles im Alter um die Zwanzig. Alle mit intelligentem Blick und sehr freundlich. Obwohl wir nicht wirklich in die Altersstruktur passen, werden wir als Gäste wahrgenommen und mehrfach herzlich begrüßt.

Der Gottesdienst findet auf Englisch statt und ist vom Lobpreis bis zur impulsreichen Predigt sehr professionell gestaltet, ohne dabei steril zu wirken. Auch nach dem Gottesdienst kümmert man sich um uns, bietet Würstchen und Cocktails an und bei Bedarf kommt man schnell ins Gespräch mit den Gemeindeleuten - auch auf Deutsch.

Aus meiner Sicht genau die passende Gemeinde für unsere Kinder: niveauvolle Gefährten im Kindergottesdienst und massives Training der Englischkenntnisse. Hier treffen wir auch ein Mitglied unserer Marzahner Ex-Gemeinde. Apropos Marzahn: Mit der Straßenbahn M6 kann man ohne Umsteigen innerhalb einer halben Stunde von Haus zu Haus fahren.

Zum Abschied lobe ich noch eine der Verantwortlichen für die professionelle Betreuung. Connect (Beziehung) wird hier wirklich gelebt!