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Sonntag, 1. März 2020

Hillsong Berlin im Westhafen

Als regelmäßige Hörer von Hillsong-Playlists wollten wir nach drei Jahren mal wieder einen Hillsong-Gottesdienst besuchen. Hillsong Berlin trifft sich seit heute in einer coolen Eventlocation am Westhafen.



Bei Hillsong Berlin gibt es wohl nur zwei Konstanten: das Pastorenehepaar Wilkinson und die permanente Veränderung. Hillsong Berlin hat seit 2015 mindestens vier neue Veranstaltungsorte gesehen: Alexanderplatz, Kulturbrauerei, ein Hotel an der Friedrichstraße und nun die Halle 1 im Sektor B des Westhafens. Der Name der Gemeinde wurde ebenfalls geändert - von Berlin Connect in Hillsong Berlin. Das ist als Aufwertung zu verstehen. Berlin Connect war zunächst nur ein Teil der Hillsong Family, aber noch keine echte Hillsong-Gemeinde. Wer den Namen Hillsong tragen darf, zeigt damit, dass auch Hillsong drin ist.

Beim heutigen ersten Gottesdienst im Westhafen wurde noch etwas geübt mit der Technik. Licht und Ton mussten noch auf die neuen Räume abgestimmt werden. Eine typische Lagerhalle, wie man sie auf innerstädtischen Häfen kennt und wie sie als Magnet für die Start-up-Szene fungiert. Entsprechend jung war das Publikum. Das Durchschnittsalter muss so zwischen 20 und 30 gelegen haben. Für unseren Sohn zu alt und für uns zu jung. Meine Frau entfernte ihre Hörgeräte.

Die Willkommenskultur war auch heute beispielhaft. So kannten wir das noch aus Berlin-Connect-Zeiten. Flyer, Kaffeestände, Kekse, Garderobe, Hinweisschilder und Einweiser. Alles sehr professionell organisiert. Professionell auch die Kollekte, die mit einer längeren Ansprache und einem Acht-Punkte-Programm eingeleitet wurde. Das ist in charismatischen Gemeinden nicht unüblich. Musik und Multimedia an der Großleinwand liefen ebenfalls sehr professionell. Wie in modernen Gemeinden üblich, wurde auch hier nur Englisch gesprochen.

Ich wunderte mich nur, dass ich die vielen alten Bekannten - Alter über 30 - nicht sah. Hatten sie doch früher von morgens bis abends aktiv das Geschehen begleitet und waren auch unter der Woche bei den vielen Veranstaltungen zu sehen. Die Gemeinde schien sich komplett verjüngt zu haben. Das merkte man dann auch während der Predigt von Mark Wilkinson. Vor drei Jahren hatte das Publikum noch proaktiv "Amen" oder "Ja" gesagt, zustimmend aufgestöhnt oder zum Glaubenskampf entschlossen die Faust nach oben gestreckt. In diesem ersten Gottesdienst im Westhafen musste Mark Wilkinson mehrfach fragen: "Bekomme ich ein Amen?" Die Predigt war leichte Kost und sehr jugendgerecht. Es wurden auch einige Leute aus der ersten Sitzreihe in die Darstellung einer Szene aus der Apostelgeschichte einbezogen.

Nach etwa zwei Stunden war der Gottesdienst zu Ende. Die jungen Leute fluteten ins Foyer, drängten sich um die Garderobe und den Kaffeestand, lasen sich die Flyer zu den nächsten Veranstaltungen durch oder nahmen im Untergeschoss das Abendmahl ein. Zwei weitere Gottesdienste sollten noch folgen. Die aktuellen Gottesdienstzeiten sind 11:15 Uhr, 13:30 Uhr und 16:00 Uhr.

Die neue Location ist hervorragend an den öffentlichen Nahverkehr angebunden. Vom U-Bahnhof Westhafen sind es nur noch wenige Meter bis zur Halle 1. Wir mussten deutlich weiter laufen, da wir mit Auto gekommen waren. Vom Parkplatz aus konnten wir schon den Hauptbahnhof sehen.

Sonntag, 17. Dezember 2017

Life Berlin in Moabit

Life Berlin versteht sich als Gemeinde für den Kiez: Berlin-Moabit. Life Berlin ist noch ganz frisch im Bezirk. Heute besuchten wir den "Pop Up Weihnachtsgottesdienst" in der Zunftwirtschaft.



Die Kekse hatten eine stilechte Prägung: Life Berlin. Ergänzend dazu trugen die etwa 12 Mitglieder des Kern-Teams gelbe Buttons mit ihren Namen. Alle hießen "Hello" oder so. Kaum hatten wir die Außentür der Zunftwirtschaft in der Markthalle Moabit passiert, waren wir von freundlichen Hellos umringt. Wir stellten uns kurz vor, hängten unsere Jacken weg und wurden dann zu den einprägsamen Keksen geleitet.

Kekse, Mittdreißiger und Kleinkinder

In der Tat mussten wir uns den Schriftzug Life Berlin einprägen, da die Kekse sehr schnell ihrem eigentlichen Zweck zugeführt wurden und dann eben nicht mehr sichtbar waren. Meine Frau kostete einen anderen Keks, der wie Brownie schmeckte. Sehr lecker.

An den Tischen tummelten sich jede Menge Moabiter, also die aus Berlin, nicht die Erben von Lot aus der Bibel. Es war die übliche Altersstruktur, die in Berlin wohl zum Standard gehört: Erwachsene um die dreißig und Kleinkinder. Kaum Jugendliche oder Senioren. Aber das kann wachsen. Immerhin feierte die Gemeinde heute erst ihr zweites Pop-Up-Treffen.

Leiterschulung und Team-Aufbau

Lotte Telzer und ihr Team gehen die Sache professionell und ohne Hektik an. Zwei Pop Ups, dann eine intensive Leiterschulung, Team-Aufbau und dann immer kürzere Intervalle der Meetings. Für das zweite Mal war der Gottesdienst schon sehr gut besucht. Etwa die Hälfte der Gäste kannte Lotte noch nicht. Der Kiez hat wohl das neue Angebot wahrgenommen.

Nach einer halben Stunde mit Smalltalk, Keksen und Kaffee ging der offizielle Teil los. Dazu verlegten wir unseren Standort in einen anderen Raum, der bereits für die übliche Frontal-Unterhaltung vorbereitet war. Es müssen um die 50 Personen Platz genommen haben. Wir setzten uns ans Fenster. Gegenüber leuchtete ein Gründerzeithaus - helles Pink. Sehr mutig, aber Geschmacksache.

Predigt aus dem Publikum

Der Gottesdienst selbst war alles andere als frontal. Lotte stand mitten aus dem Publikum auf und begann ihr Thema. Unterstützt wurde sie von ihrem Mann und einer größeren Gruppe von Sängern und Musikern. Im Verlauf des Nachmittags sangen wir viele Weihnachtslieder. Geschenke wurden verteilt und die Kinder durften in ihr eigenes Programm gehen.

Der Input rankte sich um den Namen Immanuel - Gott mit uns - und zielte auf die Pointe, dass Jesus auch in Moabit präsent ist. Neben Jesus rückte auch der Kiez immer wieder in den Fokus. Das Gründungsprojekt Life Berlin wurde vor 14 Monaten gestartet und richtet sich an Moabiter, die wohl keine Schwelle einer etablierten Kirche überschreiten würden. Bei der Zunftwirtschaft in der Markthalle gibt es gar keine Schwelle.

Social Network

Die Kommunikation von Life Berlin erfolgt über Facebook. Facebook weiß auch zu berichten, dass drei bekannte Pastoren der Stadt zur Gründungsmannschaft gehören. Das erscheint mir sehr clever, da sich die Moabiter damit Know-how und weitreichende Vernetzung in die Szene hinein sichern.

Wir können gespannt sein, wie sich dieses ambitionierte Projekt weiter entwickelt und wünschen Gottes Segen für die nächsten Schritte!

Sonntag, 3. Dezember 2017

Gemeinde Berlin in Moabit

Wer bei Google die Suchbegriffe "gemeinde" und "berlin" eingibt, bekommt als erstes Ergebnis Gemeinde-Berlin.de präsentiert. Nachhaltig setzt sich diese Domain gegen Webseiten des Mülheimer Verbandes und anderer Gemeinden in Berlin durch. Heute besuchten wir diese gut positionierte Gemeinde in Moabit.



Der Weg nach Moabit war gut bekannt. Vorbei an der Bundespressekonferenz, vorbei am Kanzleramt, vorbei am Innenministerium, vorbei am Hauptbahnhof, vorbei am Büro der Internetmission Berlin und dann noch zweimal rechts: Zwinglistraße.

"Katholisch können sie nicht sein", bemerkte mein Sohn mit Hinweis auf den Straßennamen. Das Häuser-Karree war dicht bebaut und präsentierte sich mit einer interessanten Innenhof-Landschaft, zu der auch das zweistöckige Haus der Gemeinde in Berlin gehörte. Nummer 32a machten wir anhand eines kleinen Schaukastens aus. Daneben eine breite Gitterpforte - verschlossen. Eine Viertelstunde vor Gottesdienstbeginn war eventuell zu früh. Wir begaben uns auf den Nachbarhof und suchten nach einem alternativen Zugang. Nichts!

Versammlung um den Tisch des Herrn

Wer bei eisiger Kälte nach Moabit fährt, gibt nicht so schnell auf. So gingen wir wieder zum Gittertor. Im gelben Gemeindehaus regte sich etwas. Ein junger Mann hatte uns erspäht und gewährte uns den Einlass auf den Hof und ins Haus. Helle schlichte Räume, sehr funktional eingerichtet. Im Hauptsaal waren jeweils zwei Stuhlreihen um einen Tisch gruppiert, den "Tisch des Herrn".

Wenig später trafen weitere Besucher ein und begrüßten uns freundlich. Überhaupt eine sehr integrative Atmosphäre bei der "Gemeinde in Berlin". Fast alle strahlten einen tiefen inneren Frieden aus. Das ist selten in dieser geballten Form anzutreffen.

Bibel dabei und wiedergeboren

"Hier hätten wir wohl unsere Bibeln mitbringen sollen", flüsterte mein Sohn herüber. Wegen des späteren Abendmahls wurden wir gefragt, ob wir wiedergeborene Christen seien. Das konnten wir positiv beantworten.

Die Versammlung begann mit einer spontanen Lesung aus Psalm 122. Die versammelten 20 Personen stimmten in den Text ein und bestätigten einzelne Passagen durch betonte Wiederholungen und mehrfaches Amen. Wenn Worte hängen blieben, wurden diese noch einmal ausgesprochen. Die Augen glänzten und es war zu merken, dass die Bibelverse regelrecht in den Menschen lebten. Sie inhalierten den Text und atmeten diesen mit Leidenschaft aus.

Zwei Frauen hatten uns Bibeln gereicht, so dass wir uns aktiv beteiligen konnten. Meine Bibel-App war nicht mehr nutzbar, da sich der Akku verabschiedet hatte.

Wenn ihr zusammenkommt, trägt jeder etwas bei.

Das Bibel-Wissen war faszinierend. Wir fühlten uns wie in 1. Korinther 14 Vers 26: "Wenn ihr zusammenkommt, trägt jeder etwas bei: einer einen Psalm, ein anderer eine Lehre, der dritte eine Offenbarung; einer redet in Zungen und ein anderer übersetzt es. Alles geschehe so, dass es aufbaut."

Psalmen, Lieder, Psalmen, Jeremia, Hebräerbrief, Epheser - je nach Assoziation von Kontext oder einzelnen Worten wurde quer durch die Bibel gesprungen. Dennoch ergab sich ein sinnvoller Faden. Ich war erstaunt, wie gut und harmonisch das funktionierte. So völlig ohne Alleinunterhalter auf der Kanzel. Zwei Stunden lang.

Abendmahl

Zur Halbzeit wurde das Abendmahl gereicht. Alle zitierten die entsprechenden Bibelstellen. Knack - brach das Brot auf dem Teller. Es gab Wein und Traubensaft. Dazu Lieder und Psalmen. Danach ging das Bibelgespräch weiter.

Am Ende gab es Ansagen und Segnungen. Anschließend wurden wir persönlich nach Karlsruhe eingeladen und verließen nach einem kurzen Smalltalk die Gemeinde. Schließlich hatten wir uns um 12 mit dem Rest der Familie verabredet.

Schublade

Auf der Fahrt zur Kalkscheune unterhielten wir uns über das Erlebte. Im Liederbuch hatten wir keine Namen von Autoren oder Komponisten gesehen. Es waren nur Noten, Texte und Bibelstellen abgedruckt. Als Bibelübersetzungen waren Luther und eine andere Version verwendet worden. Es klang nach Elberfelder, wohl weil die Urtexte von Nestle-Aland ins Deutsche übertragen worden waren. Ganze Passagen konnte die Gemeinde gemeinsam aus dem Gedächtnis rezitieren. So etwas hatte ich bisher nur in Brüdergemeinden erlebt. So richtig passte die Brüder-Schublade aber nicht, weil die Gemeinde zu charismatisch war.

Die bemerkenswerte Indizierung von gemeinde-berlin.de bei Google schien in Moabit niemanden zu interessieren. Die Webseite hat den optischen Stand von 2007. Die Informationen sind spärlich und die Wortwahl für langjährige Christen verständlich. Ein erklärtes Alleinstellungsmerkmal der Gemeinde in Berlin ist folgendes: Nur eine Gemeinde pro Ort. Deshalb auch keine Vernetzung innerhalb der durchaus lebendigen christlichen Szene der Stadt.

Vernetzung charismatischer Brüder

Vernetzung gibt es dennoch: bundesweit und weltweit, wie uns die Link-Seite der Gemeinde in Karlsruhe verriet. Dort wurde dann auch eine Brücke geschlagen zu den Prinzipien von Watchman Nee. Watchman Nee lebte von 1903 bis 1972 in China. Geprägt wurde er durch die Plymouth Brethren - also tatsächlich eine Brüdergemeinde.

Während sich die Brüderbewegung in Deutschland mit der Ausübung der im ersten Korintherbrief beschriebenen Geistesgaben schwer tut, wurden diese in China offensichtlich gerne angenommen und schwappten dann sehr zaghaft nach Europa zurück. Eine interessante Kombination, der man hier normalerweise nur als Entweder/Oder von evangelikal versus charismatisch, gesetzlich versus liberal oder bibelwissend versus erlebnisorientiert begegnet.