Allein die Rhetorik von Helmut Kautz ist einen Besuch in Brück wert. Mit intelligentem Witz vermittelt er geistliche Wahrheiten und trifft damit die Sprache seiner Brandenburger Nachbarschaft. Entsprechend gut besucht ist die Kirche in Brück und die Altersstruktur ist bemerkenswert gut durchmischt. Helmut Kautz engagiert sich zusammen mit seinem Team in der Nachwuchsförderung und bei sozialen Projekten im regionalen Umfeld.
Was bewegt einen Berliner, etwa 200 Kilometer durch das Umland zu fahren und einen Gottesdienst in Brück zu besuchen? Brück liegt südwestlich von Berlin, ganz in der Nähe des ADAC-Fahrsicherheitszentrums Linthe und ist damit hervorragend über die A9 zu erreichen.
Aber was bewegt uns? Etwa einen Monat zuvor wurden wir beim Impulstag "Kirche im Geist des Erfinders" in der Apostel-Petrus-Gemeinde von Helmut angesprochen. Helmut Kautz ist Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Brück. Er erzählte uns, dass es durchaus Berührungspunkte gebe, da ein Gemeindepädagoge aus Marzahn bei ihm ein längeres Praktikum absolviert habe. Was für ein regelmäßiger Anfahrtsweg.
Ja, der Weg! Es war Sonntag. Wir hatten noch eine Stunde Zeit bis zum Gottesdienstbeginn um 10:30 Uhr. Im Wunschdenken einer freien sonntäglichen Überlandfahrt ging es los. Es regnete. Stimmt nicht: Es goss! Unerbittlich wechselten die Minutenangaben im Display. Vor und neben uns Schlangen langsam und vorsichtig dahingleitender Sonntagsfahrer. Regen, Regen und kein Vorankommen. Da ließ sich auch mit Geschwindigkeitsreserven nichts machen. Abfahrt verpasst!
Als wir die Abfahrt Linthe erreichten, zeigte die Uhr im Display bereits 10:30 Uhr an. Und jetzt nur noch wenige Kilometer bis zur Straße des Friedens. Leider hatte das Navi keinen Empfang, so dass wir nach Gefühl fahren mussten. 10:34 Uhr wurde die Kirche auf der linken Seite sichtbar - und sogar ein Parkplatz. Preis dem Herrn! Preis dem Herrn auch, dass ich meine Uhren zwecks Selbstorganisation gerne fünf Minuten vorstelle. Denn dadurch traten wir auf die Minute genau durch die Seitenpforte des Kirchengebäudes. Helmut Kautz stand an der Tür und begrüßte uns. Dann begann der Gottesdienst. Das war knapp!
Die vordere Hälfte der Bankreihen war bis auf den letzten Platz besetzt. Auch unsere vier Bekannten, die wir für den Ausflug ins Brandenburgische gewinnen konnten, saßen schon da. Wir schlichen in die letzte Bank des Mittelfeldes und konnten damit das gesamte Geschehen überblicken. Es müssen um die siebzig Gottesdienstbesucher gewesen sein. Das Alter ging von Null bis Achtzig und es konnte keine Polarisierung zu einer bestimmten Altersgruppe festgestellt werden. Vorne gab es zwei Querbänke, auf denen der Pfarrer und mehrere Jugendliche saßen. Nach einer witzigen aber durchaus niveauvollen Einleitung wurden die Instrumente neben den Querbänken besetzt und einige Anbetungslieder gespielt und gesungen.
Dann folgte eine Predigt des Gemeindepraktikanten. Wieder einmal ging es um Jesus auf dem Wasser und Petrus, der ihm entgegen kommt. Es wurden zwei interessante Handlungsstränge aufgebaut. Da der Prediger gerade Vater geworden war, konnte er das Urvertrauen seiner kleinen Tochter mit den Vertrauensthemen der Akteure des Bibeltextes verknüpfen und die Gemeinde bis zum Ende der Predigt bei der Stange halten.
Es folgten weitere Lieder und die Ansagen. In diesem Teil des Gottesdienstes wurde auch eine Frage aufgelöst, die mich schon den ganzen Gottesdienst über beschäftigt hatte: Was ist das nur für ein geschmackloser gläserner Hahn mit knallrotem Kamm dort auf dem Taufbecken? Der EKBO-Hahn für gelungene kirchliche Öffentlichkeitsarbeit. Bereits am Seminartag in der APG war uns bewusst geworden: Der Helmut bewegt etwas im brandenburgischen Brück. Mit seiner schlagfertigen und äußerst humorvollen Art nutzt er jede sich bietende Gelegenheit, Jesus bekannt zu machen und mit der Nachbarschaft über ihn ins Gespräch zu kommen. Und dafür nun der EKBO-Hahn. EKBO steht für Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.
Zum Abschluss des Gottesdienstes wurde die Gemeinde nach vorne gebeten. Wir stellten uns alle um ein riesiges Holzkreuz auf und wer ein Anliegen oder Dank hatte, konnte nun beten. Es folgte ein Segen und kräftiger Händedruck. Dann strömte die Gemeinde hinaus in den immer noch strömenden Regen. Alte Kirchen sind schön, aber kalt, vor allem im Winter - trotz bollernder Heizung unter den Sitzen. Man sollte also nicht nur die Kinder warm anziehen, sondern diesen Tipp auch selbst beherzigen.
Wir schrieben einen kurzen Dank und Gruß ins Gästebuch, wechselten einige Worte mit Helmut Kautz und erfreuten die Kinder dann mit einem Mittagessen bei Kullman's in Linthe.