Montag, 19. März 2018

Hätte Jesus Sushi gegessen?

Wenn der Kellner bei einem BMW-Treffen fragt, wer denn den Cappuccino bestellt habe, wandern alle Blicke zu den wenigen Frauen im Saal. Ähnliches wird wohl passieren, wenn das Wort Sushi fällt. Nachfolgend eine nicht ganz ernst gemeinte Auseinandersetzung mit Sushi und dessen biblischer Relevanz.



Entscheidungen spielen in der neuen Predigtreihe eine große Rolle. Laut Pastor Dave Schnitter gäbe es Entscheidungen mit Langzeitfolgen und unbedeutende Entscheidungen. Seiner Meinung nach gehöre die Entscheidung eines Paares, ob Sushi oder Döner gegessen werde, zu den weniger wichtigen Entscheidungen. Das sehe ich anders. Man stelle sich vor, der mitessende Mann erleidet durch Sushi eine Fischvergiftung. Er wird dadurch arbeitsunfähig oder lebt sogar vorzeitig ab.

Letzteres hätte den Vorteil, dass er die Versichertengemeinschaft nur kurzzeitig belastet und - so er Christ war - nun das ewige Leben in der Gegenwart Gottes beginnen kann. Hatte er noch keine Beziehung zu Jesus, wäre das ein trauriger Abstieg in die Hölle - und das nur wegen einer Fehlentscheidung: Sushi.

Was ist Sushi überhaupt?

Damit sich nicht alle Männer selbst damit auseinander setzen müssen, habe ich recherchiert. Sushi ist ein japanisches Gericht - da haben wir es wieder: Gericht. Dieses Gericht besteht aus kaltem gesäuerten Reis. Hinzu kommen roher oder geräucherter Fisch, rohe Meeresfrüchte, Seetang, Gemüse, Tofu und Ei. Fisch, Gemüse und Ei sind ja soweit OK. Aber Seetang und Tofu? Allerdings wurde ich bereits Zeuge davon, wie Männer aus Friedrichshain oder Prenzlauer Berg Tofu aßen.

Reis scheint ein elementarer Bestandteil von Sushi zu sein. Laut Wikipedia und anderer Quellen wurde der Reis etwa 2.000 Jahre vor der biblischen Weltschöpfung im heutigen China kultiviert. Die ältesten Funde stammen jedoch aus der Zeit der Sintflut. Als David mit König Saul zu tun hatte, war der Reis bereits im Anmarsch auf Persien. Indien war schon von Reis überschwemmt worden. Als Antiochus in Jerusalem sein Unwesen trieb und von den Makkabäern eins auf die Mütze bekam, schwappte der Reis ins Römische Reich hinüber. Die Römer kannten Reis als Heilpflanze.

Jesus und Reis?

So kann davon ausgegangen werden, dass auch Jesus mit Reis in Berührung gekommen war. Reis wird in der deutschen Bibel-Übersetzung nur in Hesekiel 17 Vers 22 erwähnt: "Von den obersten seiner Schoße will ich ein zartes Reis abbrechen und will es auf einen hohen und erhabenen Berg pflanzen". Das hebräische Wort für Reis im Sinne von Sushi lautet Orez (אורז). Vokalisiert man Orez auf Erez, ergibt sich das Wort für Zeder. Erez findet die Volltextsuche 25 Mal im hebräischen Urtext. Fast alle Stellen haben einen klaren Bezug zum Libanon mit seinen Zedern. Erez ist übrigens nicht mit Eretz zu verwechseln. Eretz heißt Land und hat am Ende ein anderes Z (ארץ).

Fisch: 4 + 3 = 7

Da das alles etwas kompliziert klingt, widmen wir uns nun einem weiteren wichtigen Bestandteil von Sushi: Fisch. Fisch heißt auf Hebräisch Dag und wird mit den zwei Konsonanten D und G geschrieben. D hat den Zahlenwert 4 und G den Zahlenwert 3, was eine Quersumme von 7 ergibt. Cool, gell? Der Fisch als christliches Symbol ergibt mit seinen 4 (irdische Dimensionen) plus 3 (göttliche Einheit) die Zahl 7 (Vollkommenheit). Eine in sich verschachtelte Zahlensymbolik, über die sich beim nächsten Besuch eines Asia Imbiss nachdenken ließe.
 
Ach ja, Sushi wird auf Hebräisch übrigens סושי geschrieben. Bitte falsch herum lesen. סושי hat den Zahlenwert 376 - ist aber eigentlich auch egal.

Hatte Jesus Sushi gegessen?

Was fangen wir nun mit diesem Wissen an? Erst einmal ist festzustellen, dass Jesus theoretisch Sushi hätte essen können, da Reis und Fisch im damaligen Israel bekannt waren. Fische werden in der Bibel jedoch vorwiegend mit Geld im Maul, mit Brot als Beilage oder mit Jona im Bauch erwähnt. Wenn Jesus also Sushi gegessen haben sollte, ist das zumindest nicht überliefert.

Gelegentlich bin ich optimierungsfähig. So gibt es in Potsdam ein Restaurant, wo selbst ich Sushi esse. Meine Frau hatte den Besuch dieses Restaurants vor drei Jahren als Kompromiss erzwungen. Vorab hatte sie eine gemeinsame Probefahrt im Jaguar XE über sich ergehen lassen müssen. Wenigstens kennt mich in Potsdam niemand und - Sushi schmeckt dort sogar.

Donnerstag, 15. März 2018

Deutsche Christen und Bekennende Kirche im Großraum Marzahn

Die Denkweisen und das Wirken der Deutschen Christen hat heute kaum noch jemand auf dem Radar. Bekannt ist vielleicht noch, dass die Bekennende Kirche einen Gegenakzent gesetzt hatte. Gestern Abend informierten wir uns über die damaligen Konstellationen in den Ortsteilen Biesdorf, Mahlsdorf und Kaulsdorf.



Nationalsozialismus ist eng mit Zahlensymbolik verbandelt. So steht 88 für HH, die Abkürzung von Heil Hitler. Die 18 steht für AH wie Adolf Hitler und die 43 für DC wie Deutsche Christen. Das war wohl auch ein Grund dafür, dass die Kirche43 in Marzahn ihre 43 nur im Branding tragen durfte. Der Verein musste sich alternativ Junge Kirche Marzahn e.V. nennen, obwohl ein Marketing-Experte aus Bielefeld die 43 lediglich aus der alten Postleitzahl extrahiert hatte. Ortsgemeinde eben.

Wie schon vor ein paar Tagen in Dahlem festgestellt, ist die Geschichte der Kirche zwischen 1933 und 1945 sehr spannend. Die Art und Weise der Machtübernahme mit vollendeten Tatsachen, kurzfristigen Terminen und Denunzierungen passt in das hier schon mehrfach thematisierte Schema des Machtmissbrauchs. Prinzipiell läuft so etwas immer gleich ab. Im national-sozialistischen Berlin hatte es allerdings größere Ausmaße, wurde offen praktiziert und war lebensgefährlich.

Deutsche Christen

Die Deutschen Christen traten schon 1932 offen zu Tage. Die Mitglieder der DC einte ein klares Bekenntnis zum Führer mit der Umschrift 18. 1933 besetzten die DC sämtliche Gemeinde-Kirchenräte und offiziellen Kirchenämter. Zunächst bestand die Hoffnung, dass Hitler die gottlosen Strömungen der 1920er Jahre auf ein christliches Fundament zurückhole. Das entpuppte sich einige Jahre später jedoch als Irrtum. Die 43er reklamierten immer wieder Einheit in der deutschen Christenheit. Einheit unter der 18.

Bekennende Kirche

Die Bekennende Kirche setzte mutig einen Gegenakzent und konnte erst einmal relativ frei agieren. Ihre Mitgliedskarte war knallrot. Es wurde auch ein Pfarrernotbund gegründet, der Pfarrer unterstützen sollte, die wegen ihrer Abstammung nicht mehr offiziell für ihren Beruf zugelassen waren. Durch die fingierten Gemeindewahlen hatten die DC sämtliche Posten der kirchlichen Upline besetzt und regierten ihre Ansichten bis in die Ortsgemeinden durch.

Fließende Übergänge

Bei der gestrigen Veranstaltung im Bezirksmuseum fielen jede Menge Namen: Bischöfe, Pfarrer, Einwohner des Großraums Marzahn. Einige waren straffe Anhänger von 18 und 43. Andere bezeichneten sich als neutral, waren aber Anhänger von 18. Weitere Christen schlossen sich der Bekennenden Kirche an und stellten Jesus über die 18. Einige wechselten die Seiten. Andere wurden wegen belangloser Äußerungen ins Konzentrationslager geschickt.

Es war eine turbulente Zeit, die jedoch die viel beschworene Einheit innerhalb der DC ins Bröckeln brachte. Wenn Jesus aus dem Fokus gerät, kann das im Raum der Kirche nicht auf Dauer funktionieren. Doppelmitglieder von SA und DC überwarfen sich mit heidnischen SA-Leuten, gerieten in die Strukturen der Macht und wurden letztlich fallen gelassen.

Heinrich Grüber aus Kaulsdorf

Eigentlich sollte es um den Pfarrer Heinrich Grüber aus Kaulsdorf gehen. Dieser stellte aber bei der Fülle der Informationen nur eine Randfigur dar. Heinrich Grüber hatte auch die Rote Karte der Bekennenden Kirche und war aktiv an der Rettung konvertierter Juden beteiligt. Er selbst musste einige Jahre in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Dachau verbringen. Schutzhaft nannte sich das.

Heinrich Grüber überlebte diese Zeit und wirkte nach dem Krieg als Bürgermeister von Kaulsdorf. Er versteckte viele Frauen und Mädchen vor den Massen-Vergewaltigungen durch russische Soldaten. Vom Regen in die Traufe. Beim Eichmann-Prozess sagte er 1961 als einziger Nicht-Jude aus. In einem guten Alter von 84 Jahren starb er in Berlin.

Sonntag, 11. März 2018

Transforum 2018 in der Josua Gemeinde Spandau

Das Transforum gibt es seit 2004. Es findet alle zwei Jahre statt. Es geht um den positiven Einfluss des Christseins auf die urbane Umgebung. Wer am Transforum 2018 teilnehmen wollte, musste nach Spandau fahren.



Ich war noch nie beim Transforum. Dabei hatte ich fast zehn Jahre lang die Webseite inklusive der Archiv- und Anmeldefunktionen betreut. So wusste ich immer, welche Referenten erwartet werden und um welche Themen es geht. Den Haupt-Initiator Gemeinsam für Berlin kenne ich ebenfalls von Anbeginn und gehe mit deren Zielen konform. Aber ich war noch nie beim Transforum.

Das Programm

Als vor ein paar Tagen der Rundbrief zum Transforum 2018 eintraf, suchte ich vergebens nach einem aussagekräftigen Programm. Wegen der Zeit-Effizienz besuche ich mehrtägige Veranstaltungen in der Regel nur gezielt zu bestimmten Programmteilen, verschaffe mir einen Überblick, sauge die Stimmung vor Ort auf, nehme ein paar Impulse mit und widme mich dann wieder anderen Tagesaufgaben. Manchmal habe ich den Artikel sogar schon in der Schublade, bevor ich losfahre. In seltenen Fällen werde ich dann vor Ort überrascht, so wie damals bei "Farm & Food 4.0".

Am Freitag Vormittag fiel mir plötzlich wieder das Transforum ein. Schnell rief ich die Webseite auf und versuchte dort ein konkretes Programm zu finden. Die Aufmachung moderner Webseiten ist ja sehr plakativ. So fand ich neben einem überdimensionierten Baumaschinen-Piktogramm einen kurzen Text mit der Überschrift "Antwortsuche". Darunter den Button "Workshops": Klick! Tatsächlich öffnete sich eine Liste mit Workshops.

Workshops

Einige Workshops erschienen mir interessant:
  • Lernen von den Start-ups - Tools für Gemeindeentwicklung
  • Christliches Netzwerk für die Stadt
  • Gemeindekonflikte erkennen und lösen
  • Altlasten Ost-West
  • Income Inequity - The growing Gap (Ungleiches Einkommen - die wachsende Kluft)
Dann schaute ich auf die Uhr und dachte an den Weg. Ja, der Weg: 30 Kilometer am Mittag quer durch die Stadt. Google avisierte eine Stunde Fahrzeit. Ein hartes Ringen begann. Per WhatsApp fragte ich einen Freund, ob er spontan mitkommen wolle. Nein, es war zu kurzfristig. Also widmete ich mich wieder dem Tagesgeschäft.

So lief auch in diesem Jahr das Transforum an mir vorbei.

3 Tage in Spandau

Das Transforum startete am Donnerstag und ging bis Samstag. Es fand diesmal in der Josua Gemeinde Spandau statt. Teilnehmer und Referenten kamen wie üblich aus verschiedenen Organisationen und Gemeinden. Das gemeinsame Thema ist seit dem ersten Transforum eine positive Klimaveränderung in der Stadt. Das Klima verändert sich, wenn sich Menschen für ein Leben mit Jesus entscheiden. Die spannende Entwicklung in New York City ist ein Beispiel dafür, dass es funktioniert. Erreicht werden kann es unter anderem durch Vernetzung der Christen, gemeinsames Gebet, Gemeindegründung, authentischen Lebensstil im Alltag, soziale Projekte oder Nachbarschaftshilfe.

Business-Transforum

Ich war übrigens auch noch nie beim Business-Transforum. Das Business-Transforum gibt es seit 2012. Es findet jährlich statt. Das aktuelle Business-Transforen vom 20. bis 21. April 2018 ist fast so gut erreichbar wie das normale Transforum 2018: Essen. Essen ist hier nicht der Imperativ zur Nahrungsaufnahme, sondern der Veranstaltungsort. Warum auch immer Essen? Teilnehmer und Protagonisten haben berichtet, dass das Business-Transforum intensiv und wertvoll sei. Es nehmen erfahrene Christen aus der Wirtschaft teil. Die Besetzung ist international.

Das Business-Transforum läuft ähnlich ab, wie das normale Transforum. Schwerpunkte sind allerdings Themen aus der Wirtschaft und Fragen nach den Bau des Reiches Gottes im Berufsumfeld.

Wer ein wenig in der Szene christlicher Unternehmer unterwegs ist, wird in Essen viele Bekannte treffen. Das bietet gute Kontaktmöglichkeiten am Rande der Workshops und Plenumszeiten. So manch ein spontaner Input erfrischt dann das Business. Weisheit und Erfahrung anderer Teilnehmer helfen zudem beim Treffen wichtiger Entscheidungen.

Aber  auch in diesem Jahr werde ich nicht am Business-Transforum teilnehmen. Ich habe einen anderen Termin.

Freitag, 2. März 2018

Requiem für Pater Alain-Florent Gandoulou

"Teuer ist in den Augen des HERRN der Tod seiner Frommen", heißt es in Psalm 116. Vor einer Woche ist der katholische Priester in seinem Berliner Büro ermordet worden. Heute hielt Erzbischof Heiner Koch das Requiem.



Vor einem Jahr lernte ich eine Frau kennen, die regelmäßig für die Caritas im Kongo unterwegs ist. Eines Tages geriet ihr Konvoi in einen illegalen Check-Point. Die Insassen des ersten Fahrzeuges wurden als Geiseln festgehalten. Ihr eigener Fahrer konnte wenden und fliehen. Die Splitter der Tür stecken immer noch in ihrem Fuß. Eine normale Karosserie hält bei Kalaschnikow-Beschuss gar nichts ab.

Kongo, Ost und West

Auch in Kongo gibt es eine Ost- und West-Trennung. Der Westen nennt sich Republik Kongo und war bis 1960 unter französischer Herrschaft. Der deutlich größere Osten nennt sich Demokratische Republik Kongo und war bis 1960 unter belgischer Hoheit. In beiden Teilen gilt Französisch als Amtssprache.

Kongo war auch das Geburtsland von Pater Alain-Florent Gandoulou, also die Republik Kongo im Westen. Er lebte schon viele Jahre in Deutschland. In den Kongo konnte er nicht mehr zurück, da er die dortige Politik kritisiert hatte. Bei seiner Gemeinde in Charlottenburg war er sehr beliebt. Nach den Gottesdiensten soll er immer wieder Leute zum Essen mit nach Hause genommen und sich sehr selbstlos um seine Gemeindemitglieder gekümmert haben. "Papa Alain" muss ein freundlicher und umgänglicher Mann gewesen sein.

Französisch in Berlin

Seine Gemeinde Paroisse Catholique Francophone wurde 1945 gegründet und bot zunächst den französischen Alliierten eine geistliche Heimat. Entsprechend nachhaltig waren auch seine Beziehungen zum Militär. So hatte er unter anderem an einem Pfingst-Gottesdienst beim Wachbataillon in Tegel teilgenommen. In Berlin leben weit über 18.000 Franzosen. Hinzu kommen Afrikaner, die Französisch aus ihren Heimatländern mitgebracht haben.

Pater Alain-Florent Gandoulou war am 11. August 1963 in Brazzaville geboren worden. 1991 wurde er zum Priester geweiht und arbeitete einige Jahre seiner Geburtsstadt. 1996 zog er nach Bonn (Bad Godesberg) und promovierte dort in Christlicher Gesellschaftslehre. Bis 2005 engagierte er sich in einer Bonner Gemeinde, ging dann nach Paris und startete 2009 seine Arbeit in Berlin. Ein intelligenter Mann also, der seine Chancen genutzt hatte und dabei ein nahbarer Ansprechpartner geblieben war. Ein Mann, der seinen Bezugspersonen ein Beispiel gelebten Glaubens vermitteln konnte.

Requiem

Requiem - Ruhe - für Pater Alain-Florent Gandoulou. Am 22. Februar 2018 wurde er im Streit von einem anderen Afrikaner ermordet. Der Tatort muss dem Szenario eines skandinavischen Krimis geglichen haben: Stichwunde im Kopf, beigefügt mit einem Regenschirm. Der mutmaßliche Täter wurde am Folgetag in Reinickendorf gefasst. Dieser war nur halb so alt wie der Papa Alain und kam aus Kamerun, dem nordwestlichen Nachbarland der Republik Kongo.

S-Bahn, Koch und neue Leute

Heute habe ich einen Fehler gemacht. Bei -8°C wollte ich mit der S-Bahn in die City fahren. Ich freute mich, dass sie schon im Bahnhof stand und auf mich wartete. "Der Zugverkehr ist unregelmäßig", tönte es regelmäßig durch den Lautsprecher. Schön warm war es in der Bahn. Nach einer halben Stunde stieg ich wieder aus. Die Bahn hatte sich keinen Zentimeter bewegt.

Pater Alain-Florent Gandoulou soll im Kongo beigesetzt werden - in seiner Geburtsstadt Brazzaville. Das heutige Requiem - die Gedenkmesse - mit Erzbischof Heiner Koch habe ich verpasst. Schade. Dennoch ist mir schon durch die Beschäftigung mit Papa Alain eine Person aus der christlichen Szene Berlins nahe gebracht worden, die ich bisher nicht kannte. Parallelwelten eben, die postmortal zu einer Welt - der neuen Welt Gottes - verschmelzen.

Sonntag, 25. Februar 2018

St. Annen und die mutigen Christen von Dahlem

Bei einer Veranstaltung der israelischen Botschaft hörte ich am Dienstag erstmalig den Namen Elisabeth Schiemann. Ihre Geschichte führte zu Pfarrer Niemöller und den Christen im Stadtteil Dahlem. Heute besuchten wir dort die evangelische Kirchgemeinde St. Annen.



Peinlich! Selbst regionale Ureinwohner kennen die Geschichte der mutigen Christen von Dahlem nicht.

Am Dienstag war ich 25 km quer durch die Stadt gefahren, um eine Veranstaltung der israelischen Botschaft in Dahlem zu besuchen. Eine gewisse Elisabeth Schiemann sollte den Titel einer "Gerechten unter den Völkern" erhalten. Die Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem hat diesen Titel bereits an 26.513 Menschen aus 51 Ländern vergeben - darunter 601 Deutsche. Den Titel bekommt, wer keine jüdische Abstammung hat und während des Holocaust (lateinisches Wort für Brandopfer) das Leben von Juden gerettet hatte.

Elisabeth Schiemann und die Genetik

Elisabeth Schiemann war eine bedeutende Wissenschaftlerin des 20. Jahrhunderts. Ihr Fachgebiet war die Genetik. Ein Thema, das mit den Rassengesetzen des Dritten Reiches kollidieren musste. Einmal saß sie in einem Vortrag, in dem der Referent ausführte, dass es drei Rassen gäbe: eine schlechte, eine gute und Juden. Das Publikum teilte sich darauf in drei Gruppen: Zustimmung, Ignoranz und Elisabeth Schiemann. Wie Sandra Witte von der israelischen Botschaft ausführte, wurde Elisabeth Schiemann 1940 entlassen, da "Zweifel an der politischen Zuverlässigkeit" bestanden. Ein Satz, der wohl bei vielen im Saal haften blieb und sogar im Tagesspiegel zitiert wurde.

In der Laudatio wurde mehrfach erwähnt, dass Elisabeth Schiemann Kraft, Mut und Ethik aus ihrem starken christlichen Glauben gezogen hatte. Viele ihrer Handlungsmuster waren ein selbstverständliches Abbild ihres Vorbildes Jesus. Sie war Mitglied der evangelischen Kirche in Berlin-Dahlem. Dahlem hatte sich beharrlich gegen eine Eingemeindung in die DC - Deutsche Christen - gewehrt und war sämtlichen Tricks zur Übernahme der Machtpositionen zuvor gekommen. Die Verantwortungsträger der Deutschen Christen hatten ihren Fokus von Jesus auf Hitler verschoben und bekannten ihren Glauben, indem sie beispielsweise in SA-Uniformen zur Synode erschienen.

Martin Niemöller und St. Annen

Pfarrer Niemöller? Schon mal von gehört. Martin Niemöller war Pfarrer der St.-Annen-Kirche in Berlin-Dahlem. Er war Ansprechpartner für Elisabeth Schiemann und wurde bereits 1937 inhaftiert. Zu forsch war er in seinen Predigten gegen die politische Lage vorgegangen, hatte maßgeblich an der Gründung der Bekennenden Kirche mitgewirkt, einen Fonds für verfolgte Pfarrer gegründet und Hitler buchstäblich die Meinung ins Gesicht gesagt. Hitler hatte ihn dafür zum persönlichen Feind erklärt. Martin Niemöller überlebte das Konzentrationslager Dachau nur knapp. Er galt als prominente Geisel der SS und sollte in den Verhandlungen mit den Alliierten als Pfand eingesetzt werden. Am 30. April 1945 war seine Geiselgruppe durch eine beherzte Aktion der Wehrmacht befreit worden. Fast so spannend wie bei Martin Luther am 4. Mai 1521.

Martin Luther, St. Annen und der Friedhof

Apropos Luther: Pfarrerin Kulawik trug heute einen schwarzen Talar und das lutherische Beffchen. Das lutherische Beffchen ist von oben bis unten geteilt. Aber der Reihe nach ...

St. Annen ist deutlich kleiner als die Fotos auf der Webseite suggerieren. So fuhren wir zunächst daran vorbei. Nur die Nummer 55 überzeugte uns, einen Parkplatz zu suchen. Das alte Gemäuer ist von einem Friedhof umgeben. Mehrere Ruhestätten sind als Ehrengräber des Landes Berlin gekennzeichnet.

In der Kirche wurden wir freundlich begrüßt und bekamen zwei Gesangsbücher. Vor dem Altar übten einige Konfirmanden das Fürbittgebet. Es war gut geheizt. Die Kirche wirkte alt, schlicht und freundlich. Die Pfarrerin mit dem lutherischen Beffchen ging durch die Reihen und begrüßte die Gäste. Ein älteres Paar schien sonst auf unseren Plätzen zu sitzen, aber wir waren vor ihnen hier angekommen.

Bonhoeffer und die Christen in Ägypten

Die Liturgie nahm ihren Lauf. Lieder mit einer Null vor der Zahl wurden aus einem violetten Buch gesungen und die anderen aus einem grünen Buch. Das lernten wir relativ schnell. Die musikalische Begleitung erfolgte ausschließlich per Orgel. Es waren etwa 70 Personen zum Gottesdienst erschienen, deren Altersmix von Pubertät bis Rentner reichte.

Den Predigttext aus Jesaja 5, 1-7 verknüpfte die Pfarrerin sehr treffend mit einem Zitat von Dietrich Bonhoeffer. Darin ging es um billige und teuer erkaufte Gnade sowie die Mahnung an die Kirche, die Gnade Gottes nicht billig zu verschleudern. Der flüssige Start mündete in detaillierte Ausführungen über die Situation der Christen in Ägypten. Diese seien zum Spielball von Regierung und Terroristen geworden. Thematisch passte das zum Gebetstag für bedrängte und verfolgte Christen: Reminiszere.

Kälte, Gräber und die Batterie

Nach der Predigt wurde in zwei Gruppen das Abendmahl gefeiert. Es gab weitere Lieder, eine Kollekte und den Segen. Danach ein Postludium. Dann war der Gottesdienst zu Ende und wir traten hinaus in die eisige Kälte. Wir schlenderten durch die Grabreihen und hielten nach bekannten Namen Ausschau. Martin Niemöller ist hier nicht begraben. Er hatte seine reservierte Grabstelle 1979 an Rudi Dutschke abgetreten. Niemöller wurde 1984 in der Nähe von Osnabrück beigesetzt. Die 1972 verstorbene Elisabeth Schiemann ist hier begraben. In Ermangelung eines aussagekräftigen Planes fanden wir ihr Grab jedoch nicht.

Meine Autobatterie hatte sich beim Einparken vor der Kirche gemeldet. Sie sei leer, hatte das Display verkündet. Der Motor startete jedoch sofort und es erfolgte auch keine weitere Meldung der Batterie. So konnten wir mit Sitzheizung und 21-Grad-Klimatisierung den Rückweg antreten.

Montag, 19. Februar 2018

Missbrauch ist kein Kavaliersdelikt

Sexueller und geistlicher Missbrauch unterscheiden sich höchstens durch Aspekte wie Körper und Alter. Täterprofile, Orte, Langzeitfolgen und Heilungsansätze sind vergleichbar.



Im gestrigen Gottesdienst wurde das Tabu-Thema "sexueller Missbrauch" angegangen. Dazu hatte Rick Warren seine Frau Kay und die Bestseller-Autorin Beth Moore eingeladen. Beide Frauen waren in der Kindheit davon betroffen und betreuen nun Menschen, die in ähnlichen Situationen stecken. Eine praktische Umsetzung von 2. Korinther 1, 3-4.

Vertrauenspersonen

Das Perfide an diesen Missbräuchen ist, dass sie oft in einer Umgebung geschehen, die per se als sicher gilt: zu Hause, bei der Verwandtschaft, bei familiären Freunden oder in Einrichtungen mit Vertrauensstatus.

Um Hilfe gebetene Vertrauenspersonen reagieren oft mit Schweigen, Bagatellisierung oder Vertuschung. Dadurch wird das Opfer isoliert und bisherige Vertrauenspersonen zu passiven Mittätern. Daraus erwächst ein Geflecht des Misstrauens.

Vertrauen zu Gott

Nicht selten schlägt das auf die Vertrauensbeziehung zu Gott durch. Jesus formuliert deshalb in Matthäus 18, 6 oder Markus 9, 42 oder Lukas 17, 1-2 (zusammengefasst): Solche Situationen werden zwar passieren, aber wehe den Personen, die bewirken, dass einer dieser Kleinen das Vertrauen verliert. Es wäre besser für den Täter, mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen zu werden.

Heilung nach Missbrauch?

Kay Warren und Beth Moore zeigten im Interview auf, dass Heilung möglich ist. Dazu gehörten unter anderem die Konsultation professioneller Seelsorger und eine Abgrenzung zu ehemaligen Vertrauenspersonen. Das Wort Nein sei ein wichtiger Schlüssel zur Heilung.

Hier das ins Deutsche übersetzte Video zur Interview-Predigt:

Dienstag, 13. Februar 2018

1. Korinther 11: Hauptsache, die Haare liegen.

Schön, wenn der Alltag mit den gerade gelesenen Bibeltexten harmoniert. Das war auch gestern wieder der Fall, als wir beim Gebetsabend im CVJM-Kaulsdorf bei 1. Korinther 11 angelangt waren.



"Endlich mal rangekommen", sagte meine Frau. Meine Tochter stand mit weit aufgerissenen Augen in der Tür. "Rechtsradikal", kommentierte mein Sohn. "Pflegeleichter Schnitt", war meine Antwort.

Irritierte Blicke trafen mich, als ich zum CVJM abgeholt wurde. "Warst du b..." - "Ja, endlich mal rangekommen", unterbrach ich die Frage. Als wir das Kellergemach in Kaulsdorf betraten, hielt Heinz meine Hand fest und starrte auf meine Stirn. Dann ein breites Grinsen. Seine Frau betrat den Raum: Reaktion identisch.

Ausgerechnet heute sollte es um 1. Korinther 11 gehen. Das elfte Kapitel bringe ich normalerweise mit den Einsetzungsworten zum Abendmahl in Verbindung: "Also habe ich es von dem Herrn empfangen ... ein jeder aber prüfe sich selbst". Doch weit gefehlt. Die Hälfte des Kapitels beschäftigt sich mit etwas ganz anderem: Haarschnitte.

Paulus telefoniert

Den ersten Korintherbrief sollte man wie ein Telefongespräch betrachten. Die Korinther sind am anderen Ende. Paulus redet. Wir stehen daneben und hören nur Paulus. Dem ersten Brief muss ein anderer Brief vorausgegangen sein. Die Empfänger hatten darauf mit weiteren Fragen geantwortet. Nun erfolgt der Rückruf von Paulus zu bekannten Themen. Bekannt allerdings nur den Korinthern am anderen Ende der Leitung. Deshalb sind Recherchen und Mutmaßungen notwendig, um die initialen Fragen der Gegenseite zu rekonstruieren.

Kopftuch, Turban, Gebetsmantel

Am heutigen Abend waren wir nur zu fünft. Die Praktikanten von Kapitel 11 waren krank, so dass wir uns dem Text ohne deren Traditionsverständnis nähern mussten. Dabei stellten wir fest, dass Frauen mit Kopftuch nur an dieser Stelle der Bibel vorkommen. Der Abschnitt erklärt sich also nicht durch Parallelstellen. Auch in den religiösen Kontext der Zeit passte die Kopftuch-Verordnung nicht. Die Griechen lehnten Kopfbedeckungen ab. Die Römer trugen nur dann welche, wenn sie sehr reich waren und bei den Juden gab es den priesterlichen Turban oder den Gebetsmantel für die Männer.

Warum also hält sich so hartnäckig die Tradition, dass Männer nur ohne Kopfbedeckung und Frauen nur mit Kopfbedeckung beten sollen? Auch lange Haare seien bei Männern unüblich. OK, gepflegt sollten sie sein. Die drei Männer im Raum erfüllten die biblische Norm der kurzen Haare. Bei mir lag eine Übererfüllung vor: 2 bis 10 mm. Aber die Frauen - kurze Haare! Selbst meine Frau trägt seit Jahren kurze Haare - und schon gar keine Kopfbedeckung beim Beten.

Was tun mit diesem Text? Beten die Juden im Beit Schomer Israel falsch, wenn sie ihre Kippa aufgesetzt haben? Kommen die Gebete unserer Frauen nicht bei Gott an, wenn sie mit kurzen Haaren und ohne Tuch beten? Die Erfahrung zeigt, dass Haarschnitt und Tuch offensichtlich nicht relevant für eine gesunde und aktive Beziehung zu Gott sind.

Meine Lehre

Vers 2 redet davon, dass Paulus den Korinthern in diesem Punkt seine Lehre übergeben hat. Er erwähnt ja öfter, dass er etwas "vom Herrn empfangen" hat oder "das sage ich, nicht der Herr". Damit stellt er klar, wer was gesagt hat und wie die Gewichtung einzuordnen ist. So scheint also die Kopftuch-Passage von Paulus zu kommen und eine Regel zu sein, die er selbst in den Gemeinden eingeführt hat. Warum auch immer.

Paulus, dem zuweilen Frauenfeindlichkeit unterstellt wird, baut ab Vers 3 eine klare Hierarchie auf: Christus, Mann, Frau. Ab Vers 11 relativiert er diese Hierarchie und setzt Mann und Frau gleichwertig nebeneinander. Dass Paulus kein Frauenfeind ist, sondern lediglich den Mann zur Verantwortung ruft, zeigen auch die einschlägigen Passagen im Epheserbrief. Die Gott-Mann-Frau-Hierarchie ist also eher als Fürsorge-Hierarchie zu betrachten und nicht als eine Struktur der Macht.

Es könnte tatsächlich so sein, dass Paulus in den Versen 4 bis 10 die Frage der Korinther zitiert und in Vers 16 weitere Diskussionen zu diesem Thema abkürzt - weil unwichtig.

Verborgene Schönheit

Bleibt da noch die Frage nach den Engeln in Vers 10. Bezieht sich das auf 1. Mose 6 Vers 2? Tatsächlich war dieser Vers als Parallelstelle in meiner Bibel abgedruckt. Außer in dieser Passage vor der Sintflut, wird darüber in der Bibel nichts mehr erwähnt. Folgt man Parallel-Stellen zum Erste-Mose-Text könnte eine Verhüllung der Schönheit impliziert werden. Das würde dann wohl mit islamischen Ansichten harmonieren.

Gebets-Realität und Struktur des Textes lassen auf eine Kann-Regel schließen. Das entspannt.

In der nächsten Woche geht es mit dem Abendmahl aus 1. Korinther 11 ab Vers 17 weiter. Kann der Wein überhaupt durch Traubensaft ersetzt werden? Was ist mit Weißwein? Welche Brotsorte muss verwendet werden? Darf der Baptist zusammen mit dem als Kind Getauften das Abendmahl nehmen? Was sagt der Text dazu?

Samstag, 10. Februar 2018

Orthodoxie: Vesper beim Griechen

Die griechisch-orthodoxe Kirchengemeinde Christi Himmelfahrt zu Berlin haben wir schon lange auf der Agenda. Heute Abend besuchten wir die Vesper in der Steglitzer Mittelstraße.



Orthodoxie setzt sich aus den griechischen Wörtern orthós und dóxa zusammen. Orthós bedeutet richtig und dóxa steht für Glaube oder Meinung. In der Zusammensetzung heißt das also rechtgläubig. Da es auch jüdische Orthodoxie und islamische Orthodoxie (Sunniten) gibt, kann der Begriff nicht exklusiv der Ostkirche zugeschrieben werden.

Die orthodoxe Kirche orientiert sich an den ökumenischen Konzilen bis 787. Sie distanzierte sich vor etwa 1.000 Jahren von der katholischen - übersetzt allgemeinen - Kirche. 1054 fand das sogenannte morgenländische Schisma statt. Schisma bedeutet Spaltung - auch wenn es für unsere Ohren etwas anders klingt. Die orthodoxe Kirche wird von einem Patriarchen geleitet und ist hauptsächlich in Südosteuropa anzutreffen.

Erste Berührungspunkte

Orthodoxe Sakralbauten hatte ich punktuell schon betreten, mich aber nie genauer damit beschäftigt. Es bestand ein latenter Kontakt zum Archimandriten des Ökumenischen Patriarchats. Wir waren uns bei der Internetmission, beim Besuch des Patriarchen und bei EINS begegnet.

Im Flyer der Kirchengemeinde Christi Himmelfahrt zu Berlin stand 18:00 Uhr und im Internet 19:30 Uhr mit Ausrufezeichen. Das passte gut in unsere Tagesplanung. Wir waren mal wieder sehr pünktlich vor Ort und quetschten uns durch die Breite Straße. Diese war sehr eng, da rechts und links geparkt werden durfte. Das wurde so rege genutzt, dass wir erst nach einigem Hin- und Herfahren einen freien Platz fanden.

Beim Griechen

Vor der Kirche in der Mittelstraße standen Griechen, so wie man sie von Taverna Rhodos oder ähnlichen Restaurants kennt. Sie sprachen Deutsch. Da parallel Fasching gefeiert wurde, waren sie erstaunt, dass wir die Vesper, den Abend-Gottesdienst, besuchen wollten. Wir öffneten die Haustür und standen in einem kleinen Vorraum, der mit Kerzenhaltern, Tischen und Leuten gefüllt war. Eine steile Treppe führte in den Abgrund. Rechts ging es in einen Saal. Auch dieser war voll mit Besuchern. Fast alle in Jacken - sitzend und stehend.

Der Blick fiel auf einen bemerkenswerten Altarbereich. Kunstvolle Schnitzereien, goldene Ikonen, freier Blick zum Altar hinter der Holzwand und Blick auf ein riesiges Gemälde hinter dem Altar. Soweit wir das erkennen konnten, waren das die überdimensionierte Maria mit dem kleinen Jesus auf dem Schoß. An der rechten Seite gab es ein Gemälde mit Stephanus (Apostelgeschichte 6-7) und darunter ein Kreuz mit INBI. Nicht INRI - das wäre R wie Rex in der lateinischen Westkirche gewesen - INBI mit B wie Basileus (König).

Zettel, Predigt, Sprachkompetenz

Der Archimandrit stand vor dem Eingang zum Allerheiligsten und las Zettel vor. Namen über Namen. Ich verstand ab und zu mal "Alexander" - ansonsten nur Bahnhof. Liturgie inklusive Ansagen und Predigt liefen auf Griechisch. Griechisch ist so gar nicht meine Sprache. Griechisch ist ähnlich ausschweifend wie Russisch oder Deutsch. Das griechische Neue Testament hat bei vergleichbarer Textgröße gut 100 Seiten mehr als in den Kompaktsprachen Latein und Hebräisch. Ein Geschenk an die Umwelt oder einfach nur Effizienz.

Es trat der unerwartete Moment ein, dass alle Zettel verlesen waren. Wie bei einem Nachrichtensprecher waren sie in einem Korb gelandet, den ein kleiner Junge hielt. Später erfuhren wir, dass an diesem Abend der Toten gedacht wurde. Dann stand die Gemeinde auf. Einige gingen. Da wir kein Wort - außer ab und zu Christós - verstanden, vermuteten wir, dass im Stehen der Predigt gelauscht wurde. Es müssen so um die zehn Minuten gewesen sein.

Im Saal standen etwa 200 Besucher. Die Sitzplätze reichten nicht aus und auch die Stehplätze waren knapp. Es gab noch eine Empore und den Vorraum. Es konnten also nur 1,5% der in Berlin lebenden Griechen (Statistik 12/2016) an diesem Gottesdienst teilnehmen.

Gebäck und Gemeinschaft

Dann muss es wohl Ansagen gegeben haben. Einige der Anwesenden bekreuzigten sich. Dann begann eine Massenbewegung in Richtung Altarbereich. Dort standen Schüsseln mit Gebäck und Kerzen. Gespannt folgten wir dem Geschehen, ohne uns vom Platz zu bewegen. Über die Schulter bekamen wir eingepackte Kuchenstücke gereicht. Es folgten Becher mit süßen Nüssen, weiteres Gebäck und eine Art Pfannkuchen. Die Frauen mit den Schüsseln waren sehr freundlich und jeder im Raum bekam etwas ab. Ich klebte meinen Kaugummi ins Taschentuch und verzehrte die herzugetragenen Leckereien.

Der Archimandrit kam auf uns zu und erklärte, dass die 19:30 Uhr kurzfristig vorverlegt worden waren. Wir sollten am besten mal an einem Sonntag kommen. Das können wir gerne machen. Wissen wir doch nun, dass pünktliches Erscheinen und das Bleiben bis Ultimo keine Pflicht sind. Bei einer sonntäglichen Gottesdienstzeit von 9:00 bis 11:45 Uhr lässt sich das sicher flexibel gestalten oder mit einem anderen Gottesdienst kombinieren, insbesondere wenn in der Kirchengemeinde Christi Himmelfahrt alles auf Griechisch abläuft - ohne Simultanübersetzung oder multilinguale Folien an der Wand.

Archimandrit heißt übersetzt: Klostervorsteher. Während der Unterhaltung mit ihm bekamen wir weitere Leckereien und den dringend benötigten Löffel gereicht. Sehr freundlich, die Griechen! Obwohl die sakralen Ausdrucksformen der rechtgläubigen Griechen so diametral von unserem Kulturverständnis abwichen, fühlten wir uns doch integriert. Schnittmenge: Χριστός - Christós.

Unsere Beobachtungen ergaben, dass jetzt der Gemeinschaftsteil lief, der mit dem Heimweg abzuschließen sei. So tauchten wir in die Menge ein, schwammen dem Ausgang entgegen und wanderten zum Parkplatz. Eine interessante Erfahrung, die es bei einem Folgebesuch zu ergänzen gilt.

Montag, 5. Februar 2018

Macht in der Gemeinde

Nachdem hier schon viel über geistlichen Missbrauch geschrieben wurde, nun eine nicht ganz ernst gemeinte Auseinandersetzung mit den wahren Machthabern in der Gemeinde. Das sind nämlich Menschen wie du und ich.



Mehr als zwei Jahre hatte unsere Distanz zu jeglichen Gemeinde-Aufgaben gedauert. Kein Kinder-Gottesdienst, kein Willkommens-Team, kein eigener Hauskreis, keine Moderation, kein Putzdienst, kein Kochen, kein Backen - einfach Abstand von jeglichen Dingen, die uns in das Hamsterrad eines Gemeinde-Systems gepresst hätten.

Dennoch war uns bewusst, dass wir Gemeinde wollen. Wir waren auf die Suche gegangen, hatten bei 100 Gemeinden mit Zählen aufgehört und über die Erfahrungen berichtet. Parallel wurde ein neuer Freundeskreis aufgebaut und tatsächlich eine Gemeinde gefunden, die auf uns als ganze Familie passte. Das war gar nicht so einfach.

Macht die Familie eigentlich was?

Die Gemeinde ist vier Jahre alt, hat 300 Gottesdienst-Besucher, setzt sich aus 50 Nationen zusammen und spricht primär Englisch. Demnächst startet ein dritter Sonntags-Gottesdienst. Das fordert Ressourcen. Unsere Tochter war bereits vor einigen Wochen mit polizeilichem Führungszeugnis und Empfehlungen beim Kinder-Programm eingestiegen.

Meine Frau und ich waren bis zum Jahreswechsel resistent. Dann folgten wir einem multimedialen Hilferuf und sahen uns mal die Wirkungsweise des Technik-Teams an. Alles ging dann sehr schnell. Gestern saßen wir zu zweit im schalldichten Kasten und hatten die Verantwortung für den Beamer und die Simultan-Übersetzung.

Schon im Vorfeld sandte ich Smileys mit ängstlichen Mienen herum und warb um Gebetsunterstützung. Meine Frau hatte nur kurz mal zugeschaut, wie die Folien gewechselt werden und wo das Video mit der Predigt zu klicken sei. Allein die Einweisung in das präzise Starten des Countdowns flößte uns Respekt ein. Gestern war die Technik-Familie im Urlaub und wir sprangen ins kalte Wasser - sinnbildlich - wobei unser Glaskasten schon an ein Aquarium erinnerte.

Potenzielle Macht im Aquarium

Durch aufmunternde Bemerkungen unserer Kinder wurde uns bewusst, welche Macht wir plötzlich besaßen. Zehn nach halb zwölf waren wir vor Ort. Würden wir sofort den Countdown starten, würde das den Gottesdienst-Beginn vorverlegen. Hektik würde ausbrechen bei der Band und beim Pastor. Die Leute hinter der Kaffee-Theke würden sich wundern, dass so wenige Cappuccino zubereitet werden müssten. Menschen, die sich auf das akademische Viertel verließen, würden plötzlich vor der geschlossenen Tür zum Saal stehen. Irritation, Panik. Vielleicht hätten sie Schweißausbrüche und würden um einige Tage altern. Der Kaffee im großen silbernen Behälter würde sogar für die Gespräche nach dem Gottesdienst reichen.

Auch in den Gesprächen vor dem Start des Countdowns kamen wir immer wieder auf die Macht der Technik zurück. Mein Sohn meinte noch, wenn der Pastor zu schnell rede oder ich die Worte nicht kenne, solle ich einfach etwas anderes erzählen. Beispielsweise könne ich Werbung für den Church-Checker machen. Auch malten wir uns aus, welche weiterführenden Texte ich als Lückenfüller einflechten könnte. Hinweise auf unsere Youtube-Kanäle oder ähnliches. Immerhin wären mir die Gottesdienst-Besucher ohne Englisch-Kenntnisse hilflos ausgeliefert.

Macht praktisch

Das wäre normalerweise der Moment für ein sonores "Ho, Ho" und ein breites, fieses Grinsen. Da es aber auf zwölf zuging, wurden wir eher nervös. Wie war das noch mit dem Countdown? Fünf nach und 36 Sekunden oder sowas? Dann kam das manuelle Signal und meine Frau startete den Film: "5:00, 4:59, 4:58". Ich kauerte mich zu ihr und richtete mich neben dem massiven Sennheiser-Mikrofon ein. Oben war ein großer ON-OFF-Schalter. Die Lust auf Macht war mir gänzlich vergangen. "0:02, 0:01: 0:00", zum Glück startete sofort die Band und ich musste nichts übersetzen.

Meine Frau kam mit den Folien nicht klar. Niemand sang mit. Der durchbohrende Blick meiner Tochter traf den Glaskasten. Auch der Pastor schaute zur Technik. Experten drängten sich in unseren Kasten. Zum Ende des ersten Liedes sahen die Besucher die passende Folie. Dann begann plötzlich der Lobpreisleiter zu sprechen. Das war ja Englisch. Ich verstand alles. Darüber war ich so erstaunt, dass ich stumm vor dem Mikro saß. Meine Frau schaute mich erschrocken an. Erst als der unhygienische Friedensgruß in die Praxis umgesetzt wurde, hatte ich mich gefangen und teilte den Übersetzungs-Bedürftigen mit, dass sie jetzt aufstehen könnten um die Leute in ihrer Umgebung zu begrüßen. Ich hörte sogar meine eigene Stimme. Wie peinlich!

Macht langsam Spaß

Bereits nach dem Gruß hatte meine Frau die Folien voll im Griff. Auch meine Tochter drehte sich nicht mehr um. Sie musste statt dessen den Platz wechseln, weil noch zwei Leute nach dem akademischen Viertel gekommen waren. Unfassbar! Ein Schwarzer zwängte sich neben mir in den Glaskasten und teilte mir mit, dass er aus Kuba sei. Ja, schön. Dann setzte ich den Kopfhörer wieder auf und konzentrierte mich auf den nächsten Einsatz. Der kam nach dem Lobpreis.

Zur besseren Erklärung breitete ich die Zettelwirtschaft aus dem Begleitheft vor mir aus und erklärte nun simultan und mit einigen Lücken, was der eingeborene Germane an welcher Stelle anzukreuzen und auszufüllen habe. Auch Class 301, das Seminar zur Entdeckung des Gabenprofils, war Thema der Ansagen. Die oben erwähnten Werbeblöcke konnte ich gar nicht mehr platzieren. Egal, ich freute mich, dass ich die Simultan-Übersetzung, das parallele Reinquatschen in den Text des Redners auf der Bühne, als ideale Form der Translation für mich entdeckt hatte. Währenddessen suchte meine Frau nach der Folie für das parallele Jugendprogramm. Den Stress merkte man ihr gar nicht an.

Macht mal Pause für 48 Minuten

"Jetzt hast du 48 Minuten Zeit", sagte sie zu mir und lehnte sich entspannt zurück. Sie hatte das Video mit der Predigt gestartet. Alles reibungslos. Ich legte den Kopfhörer ab und ordnete die Zettel vor mir. Wenn die Leute saßen, konnte man vom Aquarium aus sehr gut das Geschehen auf den beiden Leinwänden verfolgen. In der Predigt ging es um die Handlungsmuster von Jesus: Hören - Stoppen - Gucken - Fragen - Tun. Dafür gäbe es viele Beispiele. Im konkreten Fall ging es um die Blinden von Jericho.

Als die Timeline auf die Null und der Pastor auf die Bühne zuging, fasste ich Mut und Mikrofon. Klack - ON - das Gebet begann. Wieder übersetzte ich simultan. Dann noch ein Lied mit Kollekte. Meine Frau sang und wippte mit. Die Folien wurden präzise gewechselt und unsere Tochter drehte sich nicht um. Geschafft!

Für 14:00 Uhr hatten wir einen Tisch beim Mexikaner reserviert. Durch das späte Starten des Countdowns waren aber Lobpreis, Predigt und Ansagen so weit nach hinten verlagert, dass wir nur noch zehn Minuten Zeit hatten. Wir würgten den nachfolgenden Smalltalk ab, versorgten uns mit Teewasser und Mänteln und liefen schnell zum Restaurant. Obwohl wir unsere Macht nicht zur Verschiebung der Zeiten missbraucht hatten, kamen wir sogar pünktlich zum Essen.

Samstag, 3. Februar 2018

Beit Schomer Israel in Steglitz

Die Gemeinde "Beit Schomer Israel" versteht sich als jüdisch-messianische Gemeinde. Vielen ist sie als "Beit Sar Shalom" bekannt. Die Anfänge lassen sich auf das Jahr 1995 datieren. Heute besuchten wir die Gemeinde an ihrem Standort in Steglitz.



"Shabbat Shalom", wurden wir bereits auf dem Hof des Gardeschützenwegs 96A begrüßt. Ein Mann mit weißem Hemd und Kippa stand auf dem Parkplatz. Kinder turnten um ihn herum. Eine Mutter räumte ihren Kleinbus leer. Herzliches Willkommen und Smalltalk auf dem Weg zum Eingang. Große hebräische Buchstaben wiesen auf Beit Sar Shalom und Beit Schomer Israel hin. Ersteres ist ein übergeordnetes Missionswerk und Letzteres der eigentliche Name der Gemeinde.

Shabbat Shalom

Durch eine Glastür betraten wir die Räume. Sie waren von Licht durchflutet und die wenigen Anwesenden kamen mit herzlichen Shabbat-Shalom-Grüßen auf uns zu. Eine bemerkenswert gute Willkommenskultur. Ich hatte die Kippa vergessen und bekam eine angeboten. Sie war leider nicht kompatibel mit meiner Frisur. Deshalb setzte ich sie wieder ab.

Ein A5-Blatt mit dem Programm verriet uns, dass von elf bis zwölf Liturgie und Thora-Lesung stattfinden werden und bis halb zwei der Gottesdienst mit Lobpreis und Predigt folgen sollen. "Wie lange willst du bleiben?", fragte mein Begleiter. Ich zeigte auf 13:30 Uhr. Für danach waren noch eine Gebetszeit und ein Nachmittagsseminar zur Kindererziehung avisiert.

Bedenke, vor wem du stehst!

Bis elf Uhr hatte sich der Raum tatsächlich gefüllt. Etwa 100 Besucher schauten Richtung Südost auf einen schlichten Thora-Schrank. Darüber auf Hebräisch der Spruch: "Bedenke, vor wem du stehst!"

Das Lobpreis-Team flankierte den Altarbereich auf der Südwest-Seite. Sie stimmten die Lieder auf Hebräisch, Deutsch und Russisch an. Die Folien wurden präzise gewechselt. Teilweise waren fünf Sprachen abgebildet: Hebräisch im Original, Hebräisch in lateinischer Umschrift, Deutsch, Russisch, Englisch. Es gab auch Folien, auf denen das Hebräische in Kyrillisch umgeschrieben war. Auf alle Fälle konnte jeder mitsingen. Ich entschied mich für die hebräischen Buchstaben. Endlich mal Praxis in der Urtext-Sprache.

Auch Aufstehen und Hinsetzen wurden gut geleitet. Unbedarfte Besucher konnten allen Elementen folgen. Die Liturgie-Abschnitte wurden zudem per Beamer in sämtlichen Sprachen an die Wand neben dem Thora-Schrank projiziert.

Anziehungskraft der Thora

Einige Männer mit Gebetsmänteln nahmen die Rolle aus dem Schrank, trugen sie durch den Saal, legten sie nach einem bestimmten Ritual auf den Tisch, rollten sie auf, lasen etwas vor, verpackten sie wieder und stellten sie in den Schrank zurück. Das Herumtragen der Thora löste eine emotionale Reaktion bei den Besuchern aus. Mit Armen, Handys und Bibeln wurde die samtige Hülle der Schriftrolle berührt und anschließend das Handy geküsst: Ehrfurcht vor der Bibel und die Erwartung eines besonderen Segens.

Im ersten Teil, dem sogenannten Shacharith, gab es einen kurzen Kommentar zum Text der Lesung. Dabei wurde Jithro als Respektsperson im Leben Moses vorgestellt. Jithro sei kein Name, sondern ein Titel: Vornehmer, Exzellenz. J-T-R bildet den Wortstamm für jater und bedeutet soviel wie überschüssig, mehr, groß, viel, übermäßig. Der Kommentator zitierte auch den wichtigen Vers "Lo-tov Hadavar asher atha osse" - "Nicht gut die Sache, die du tust" aus Schmot - pardon Exodus 18 Vers 17. Damit wies Jithro seinen Schwiegersohn Mose darauf hin, dass er seine Aufgaben verteilen solle. Ein Prinzip, mit dem sich auch heutige Pastoren noch schwer tun. Gegen Vers 18 ist Vers 17 sogar noch moderat formuliert.

Wer ist die Zielgruppe?

Zwischen traditioneller Liturgie und Gottesdienst gab es eine kurze Pause und einige personelle Veränderungen. Es strömten erstaunlich viele Menschen herein, die offensichtlich früher in Russland gelebt hatten. Die russische Fraktion machte gefühlt 60% der Anwesenden aus. Nur wenige hätte man auf der Straße als Menschen mit jüdischer Abstammung erkannt. Die weiteren Besucher überdeckten ihre deutsche Herkunft mit Gebetsmänteln, Kippas und auffälligen Chai-Ketten (Chai = Leben).

Es war auf den ersten Blick nicht festzustellen, wer eigentlich die Zielgruppe von Beit Shomer Israel wäre. Zunächst vermutete ich, dass die Gemeinde ein Sammelbecken für Spätaussiedler und christliche Israelfreunde aus den Gojim (Heidenvölker) sei. Auf Nachfrage wurde uns erklärt, dass sogar 40% der Gemeinde aus messianischen Juden bestehe. Israelfreunde seien zwar gerne gesehen, die Zielgruppe seien jedoch ganz klar Juden mit einer Beziehung zu Jeshua Hamashiach (Jesus dem Christus). Letzteres ist übrigens auch der definierte Fokus der weltweit aktiven Organisation Beit Sar Shalom.

Abba und der Rabbi

In der Predigt von Rabbi Wladimir Pikman ging es um Abba: Gott als Papa und seine damit verbundenen Eigenschaften. Wladimir Pikman sprach Russisch und wurde sehr professionell ins Deutsche übersetzt. Er bezog auch das Publikum ein, indem er immer wieder Fragen stellte. Zum Abschluss des Gottesdienstes wurde die Kollekte eingesammelt und ein hebräischer Segen gesprochen.

Gelebte Gastfreundschaft

Vor dem Altar wurde ein Tisch mit zwei Broten aufgestellt. Die beiden Brote sollten die doppelte Ration Manna am Vortag des Shabbats symbolisieren. Viele der Anwesenden bedienten sich daran. Wir wurden zum Mittagessen eingeladen. Allerdings waren wir nach zweieinhalb Stunden Liturgie und Gottesdienst etwas unter Zeitdruck geraten. Wir bedankten uns und verließen das gastliche Haus.

Auf dem Heimweg tauschten wir unsere Eindrücke aus und schafften es gerade noch rechtzeitig zum Kaffee mit den Omas. Apropos Heimweg:

Rabbi Wladimir Pikman war 1995 - so wie wir damals - zwecks Gemeindegründung nach Marzahn gekommen. Während wir unseren Fokus auf Einheimische legten, konzentrierten sich Wladimir und Inna Pikman im Ortsteil Ahrensfelde auf Aussiedler mit jüdischen Wurzeln. Durch eine gute Vernetzung innerhalb Berlins, konnten sie für die schnell wachsende messianische Gemeinde Räume der EFG Bethel und der LKG Eben Ezer nutzen. Die Standorte Steglitz und Lichterfelde sind allerdings knapp 30 Kilometer quer durch die Stadt vom ursprünglichen Wirkungsort Ahrensfelde entfernt.

Sonntag, 28. Januar 2018

Alt-Katholiken in Wilmersdorf

Angeregt durch eine Begegnung bei EINS besuchten wir heute den Gottesdienst der Alt-Katholiken in Wilmersdorf. Die katholische Freikirche ist zentral gelegen und hat am Innsbrucker Platz einen eigenen Autobahnanschluss.



Heute fuhren wir zu viert nach Wilmersdorf. 10:30 Uhr war ein guter Kompromiss zwischen Mittagessen und familiärer Morgen-Hektik. Überpünktliches Erscheinen sicherte uns einen guten Parkplatz. Neben dem Matchbox-Laden Cars & Boxes führte eine kleine Treppe in die Räume der Berliner Alt-Katholiken. Die Tür sah verschlossen aus, war sie aber nicht.

Wir betraten eine helle Stube mit Bildern in freundlichen Pastelltönen. An den Wänden klebten goldene Kreuze. Durch einen Vorhang schauten wir in einen weiteren Raum. Dort stand ein Tisch und darüber hing ein Gemälde von Josef-Hubert Reinkens.

Freikirche auf Katholisch

Reinkens wurde 1873 als erster Bischof der Alt-Katholiken geweiht und noch im selben Jahr von der preußischen Regierung als gleichberechtigt zu römisch-katholischen Bischöfen anerkannt. Damit hatte die katholische Kirche wieder eine Trennung erlebt. 1054 hatte sie sich schon von der orthodoxen Ostkirche verabschieden müssen, 1517 von den Protestanten und diesmal von den Alt-Katholiken. Während alt intuitiv mit konservativ gleichgesetzt wird, bedeutet es bei den Alt-Katholiken eher uralt, also Katholizismus aus einer Zeit, als es noch keine Unfehlbarkeit des Papstes und andere nachgelagerte Dogmen gab.

Mit ihren 145 Jahren sind die Alt-Katholiken eine recht junge Freikirche. Fast so jung wie der Mülheimer Verband, nur eben mit dreimal so vielen Mitgliedern. Während evangelische Freikirchen gerne die alten Liturgien über den Jordan werfen, praktizieren die Alt-Katholiken einen moderaten Übergang vom üblichen Stil der Landeskirche zum familiären Stil der Freikirche. So stand im Saal ein modernes Taufbecken, Kerzen, ein Altar, eine Kanzel und zwei Kruzifixe. Es gab Messdiener, Glöckchen, die Eucharistie - Abendmahl - und Gewänder in den Farben des Kirchenjahres.

Abendmahl, Weihnachten und Familien-Gottesdienst

Das Abendmahl durfte von allen genommen werden, die getauft waren und eine irgendwie geartete Kommunion absolviert hatten. So stellten auch wir uns in den Kreis und machten uns mit den Alt-Katholiken EINS.

Die Tatsache, dass hier immer noch Weihnachten zelebriert wurde, erstaunte uns. Der Vikar erklärte, dass die Weihnachtszeit erst am 2. Februar mit Mariä Lichtmess ende. Kein Wunder also, dass wir neben unzähligen weiteren Liedern auch "O, du Fröhliche" sangen und vor dem Altar Stall und Krippe bewundern konnten.

Heute war Familien-Gottesdienst und die Kinder durften den Hauptteil der Predigt übernehmen. Das heißt, sie wurden zum herbeigetragenen Gemälde von Josef-Hubert Reinkens befragt. Dabei lernten wir, dass der Mann auf dem Bild der erste Bischof gewesen sei und Bischöfe immer ein Kreuz auf der Brust tragen. "Außer vielleicht, wenn sie in Jerusalem den Tempelberg besuchen", dachte ich. Ein weiteres Bild zeigte eine Nonne - Computerausdruck. Zusammen mit den Kindern wurde festgestellt, dass Nonnen beten, putzen und kochen. Es wurde Kirchengeschichte vermittelt und die Wichtigkeit von Namen herausgestellt. Die Kinder wurden namentlich aufgerufen und jeweils eine Kerze für sie angezündet.

Eine Gemeinde weit und breit

Insgesamt nahmen etwa 50 Personen am Gottesdienst teil. Davon 20% Kinder. Da es in Berlin nur eine alt-katholische Gemeinde gibt, kamen die Besucher auch aus der weiteren Umgebung. Mit 23 Kilometern Anfahrt bewegten wir uns im Nahbereich. Die Alt-Katholiken in Berlin-Wilmersdorf sind im Radius von 200 Kilometern so ziemlich die einzigen ihrer Denomination. Dennoch haben die Räume ihre Wachstumskapazitäten ausgeschöpft. 20 Personen mehr würden einen Umzug erforderlich machen. Hier übrigens eine interessante Studie zu den Wachstumsschwellen von Gemeinden (bereitgestellt von https://der-leiterblog.de/).

Fast allen Anwesenden konnten wir während eines Friedensgrußes die Hände schütteln. Nach den jüngsten Klinik-Aufenthalten betrachte ich dieses liturgische Element sehr ambivalent. Es wird jedoch in vielen Gemeinden praktiziert. Laut Ansage sollte es heute wieder das traditionelle Familien-Gottesdienst-Mittagessen geben. Den Köchen winkt am Jahresende ein selbst gebasteltes Geschenk.

Da wir außer während des Friedensgrußes in unserer Anonymität belassen wurden, entfernten wir uns relativ zeitnah aus der umgebauten Wohnung im Hochparterre. Auf dem Rückweg entschlossen wir uns zum Test eines Inders am Winterfeldtplatz. Das war eine sehr gute Entscheidung, die zur Nachahmung anregt.

Donnerstag, 25. Januar 2018

Lebende bei den Toten

Eine Grabstein-Odyssee veranlasste mich heute, die tägliche Walking-Runde zu erweitern. Die Strecke wurde damit etwa doppelt so lang und führte mich über den Parkfriedhof Marzahn.



Die Lebenserfahrung lehrt, dass Versicherungen und Grabsteine nie bei Bekannten in Auftrag gegeben werden sollten. Mein Schwiegervater war Ende 2016 gestorben. Der Grabstein wurde über die Familie eines Mitschülers meines Sohnes bestellt. Ein Kunstprojekt sollte der Stein werden mit rötlicher Marmorierung, aufgesetzten Buchstaben und zwei Stäben zwischen den beiden Teilen des Steins. Im Katalog erinnerte er ein wenig an die Darstellung der Gesetzestafeln Moses.

Dunkler Fleck und Baufortschritt

Ein halbes Jahr später stand der Stein am Grab. Die Stäbe fehlten. Ein dunkler Fleck bildete sich hinter dem Bibelspruch. Meine Schwiegermutter war frustriert. Sie legte das Schwarz nicht ab und ging immer wieder zum Grab, um nach dem Baufortschritt zu schauen. Nach einem Jahr wurden die Stäbe montiert. Der Stein sah nun aus, als hätte er Anschlüsse für warmes und kaltes Wasser. Er befand sich außerdem im gleichen Zustand, wie die Badegäste in unserem tunesischen Hotel, nachdem die Betonspritze an der benachbarten Baustelle undicht geworden war.

Gestern erhielten wir die Info, dass alles in Ordnung sei. Sogar ein Bild war dabei. Das wollte ich mir gleich in natura ansehen. So verlegte ich meine Walking-Runde über den Friedhof.

Orientierungsvermögen

Wie schon im Zusammenhang mit meinem Hörtest erwähnt, bin ich geübt in der selektiven Wahrnehmung. Dinge, die mich nicht interessieren, fallen einfach raus und bieten damit Kapazität für interessante Dinge. Das kann gelegentlich unpraktisch sein, insbesondere wenn ich mich an Orten orientieren muss, zu denen ich keine wirkliche Beziehung habe. Dazu gehören Friedhöfe. Besonders fatal kann das enden, wenn diese Friedhöfe die Grundfläche eines Quadratkilometers haben und ich ein bestimmtes Grab finden muss.

Ich kam heute von der anderen Seite. Beim letzten Mal hatte ich mir gemerkt, dass der Weg von dieser Seite aus sehr lang ist, länger als gewünscht. Zusätzlich hatte ich mir eine Steinfläche gemerkt, auf der eine knallrote Blume lag. Eine knallrote, dahinwelkende Blume ist sicher keine geeignete Erinnerungsmarke für einen Ort, der auf Zeitlosigkeit ausgerichtet ist. Leben, Vergänglichkeit und Ewigkeit treffen hier aufeinander. Gleichmäßigen Schrittes stapfte ich den Weg entlang. Friedhofsarbeiter pflegten die Grünanlagen. Ein kleiner Kipper stand hinten auf dem Weg. Hier abbiegen? Nein, weiter!

Leben, Tod und Ewigkeit

Und tatsächlich, erspähte ich dort rechts die knallrote Blume auf dem flachen Stein: Urnen-Begräbnis. Der Blick haftete auf der Blume und der Schritt ging nach rechts. Hier war der Weg. Leben und Tod so nah beieinander. Ich lebe, die Blume welkt und was ist jetzt mit meinem Schwiegervater, der schon in die Ewigkeit übergegangen ist? Ist er hier? Ist er woanders? Diese Frage konnte ich nicht beantworten und ging weiter zu seinem Grab.

Der Stein sah diesmal sauber bearbeitet aus. Auch die Pflanzen waren bei der Montage nicht niedergetrampelt worden. OK, wir hatten 350 Euro als Reklamationssumme veranschlagt. Ich machte Fotos und sendete diese per WhatsApp an Frau und Schwiegermutter. Die Erfahrung zeigt, dass der Grabstein gelegentlich auch als Meilenstein der Trauerbewältigung dienen kann.

Dann ging ich weiter. Der Rest des Weges war unkritisch. Den kannte ich besser. Einmal links und einmal rechts. Dann verließ ich den Friedhof.

Ziel und Segen

Auf der Zielgeraden hatte ich den starken Impuls, den kleinen Schlenker an der Senioren-Residenz meiner Mutter vorbei zu gehen. Das Walking nutze ich gerne zum Gebet. So betete ich auf diesem Abschnitt für meine Mutter.

Als ich kurz vor dem Eingang angelangt war, kam meine Mutter heraus. Perfektes Timing. Sie hatte einen Blumenstrauß in der Hand. Wir umarmten uns. Sie sagte mir, dass sie nach Karlshorst zu einer Beerdigung fahre. Soundso sei gestorben, den ich aber nicht kannte. "Tschüss und ..", die übliche Floskel "viel Spaß" blieb mir im Halse stecken. Meine Mutter durchbohrte mich mit ihren Blicken. Sie ahnte, was mir auf der Zunge lag. "... einen gesegneten Tag!", wünschte ich ihr und wir gingen unserer Wege.

Mittwoch, 24. Januar 2018

Berliner Kneipengespräche: Erklär-Videos aus dem Kiez

Die Kneipenkultur gehört zu Berlin wie das Gell zum Schwaben. Der ungehemmte Zuzug verschiebt jedoch die kulturellen Eigenheiten und drängt die Eingeborenen zusehends in den Status einer Minderheit. Dem begegnet die Internetmission Berlin mit regionalen Erklär-Videos zum christlichen Glauben.



Eine Lokalität in Berlin-Lankwitz bildet die Kulisse für die Erklär-Videos der Internetmission Berlin. Paule und Kasulske unterhalten sich bei einem Bierchen über die elementaren Fragen des Ljobens - ähm zu Deutsch Glaubens.

Die thematische Bandbreite ist enorm. Kasulske fragt nach Luther, erzählt von seiner Gänsehaut in der Kirche, redet mit Paule über das Beten vor dem Essen, trauert zusammen mit seinem Kneipenkumpel und quetscht ihn über das Leben nach dem Tod aus. Es gibt eine kleine Rahmenhandlung, zwei Bier und gelegentlich auch eine Zigarette. Die Frisur von Paule variiert je nach Jahreszeit. Beide Darsteller wirken authentisch. Kameraführung und Schnitt sind professionell.

Was sonst nur Seminare, Webinare und Bücher vermitteln, wird in den Kurz-Filmen auf flapsige Weise diskutiert. Die Länge der Videos liegt zwischen vier und acht Minuten. Dadurch sind sie auch gut geeignet als Gottesdienst-Intro. Die Wissensvermittlung erfolgt kurzweilig und auf Berlinerisch. Neubürger und Berliner können inhaltlich und sprachlich etwas dazulernen.

Aus den Dreharbeiten ist eine kleine Bewegung von Kneipen-Gottesdiensten hervorgegangen, die sich von Lankwitz aus über Berlin verbreitet.

Bei der Neugestaltung der Webseite von Gott-in-Berlin hat auch der YouTube-Kanal ein Facelifting erfahren. Dort gibt es seit Neuestem eine Playlist mit allen Kneipen-Videos. Das Reinschauen lohnt sich. Viel Freude dabei!

Samstag, 20. Januar 2018

Katholisch + Evangelisch + Orthodox + Koptisch = EINS

EINS war eines der ersten Gebets-Events für Berlin, an dem mehrere Hundert Christen unterschiedlicher - überaus unterschiedlicher - Prägung teilnahmen. Wir besuchten EINS heute in der EFG Schöneberg.



"Was bitte sind Alt-Katholiken?", fragte ich den jungen Mann an unserem Tisch. Die römisch-katholische Kirche hatte wohl nach Luther eine weitere Reformation erlebt, aus der die Alt-Katholiken hervorgegangen waren. Alt ist hier im Sinne von Fundament zu verstehen. Die Alt-Katholiken haben sich auf die allgemeine = katholische Kirche besonnen und lehnen die Unfehlbarkeit des Papstes ab.

Es entwickelte sich ein gutes Gespräch mit Menschen, deren Augen leuchteten, wenn es um EINS ging, nämlich Jesus als gemeinsame Grundlage. Weitere Bekannte gesellten sich dazu. Bald waren vier Gemeinden am Tisch vertreten. Wir trafen insgesamt sehr viele Alt-Bekannte quer durch die christliche Szene Berlins. Durchweg fitte Leute, denen die positive Entwicklung der Stadt wichtig ist.

Von EINS bis Erweckung

Auch die Erweckung um 1900 hatte mit gemeinsamen Gebetstreffen begonnen. Damals hatten sich die Christen gegenseitig um Vergebung gebeten, weil so viele trennende Dogmen und Praktiken den Blick auf EINS versperrt hatten, nämlich auf Jesus. Danach war es wie in der Apostelgeschichte abgegangen. EINS in Schöneberg bot dasselbe Potenzial. Mit dem Unterschied, dass noch Kopten, Orthodoxe und Katholiken dabei waren.

Multi-Kulti

An den Kopten waren wir bereits auf dem Weg zur EFG Schöneberg vorbeigeeilt und hatten noch überlegt, welcher Ethnie sie zuzuordnen seien. "Inder", meinte meine Frau. Ich verortete sie in Afrika. Dass man sich in der Herkunft täuschen kann, zeigten uns später der griechisch-orthodoxe Archimandrit und die südkoreanische Moderatorin. Beide kamen aus Duisburg.

Der hohe Anteil an Afrikanern, Asiaten, Syrern, Iranern und anderen Nicht-Muttersprachlern sorgte dafür, dass etwa die Hälfte der Gebetsstationen bei EINS mehrsprachig durchgeführt wurde. Fürbitte, Tanz, Singen und weitere Ausdrucksformen kamen zum Einsatz. Manch ein Teilnehmer betete erstmalig in einem neuen Stil und fühlte sich dadurch bereichert. Überhaupt herrschte den ganzen Nachmittag und Abend eine bemerkenswerte Harmonie.

Ökumene und Buffet

Musikalisch wurden wir von Afrikanern und Kopten begleitet. Die Predigt hielt Tobias Schöll vom Christus-Treff in Treptow. Der Vorsitzende des Ökumenischen Rates Berlin-Brandenburg hielt ein Grußwort. Der ÖRBB wird von Emanuel Sfiatkos von der griechisch-orthodoxen Kirche geleitet. Sehr bunt also das Event und gut aufeinander abgestimmt.

Griechen und Afrikaner waren für das Catering zuständig. Sie hatten zwei lange Buffets aufgebaut und einige Mitarbeiter zum Verteilen der spannenden Nationalgerichte dahinter gestellt. Wie üblich ging ich antizyklisch vor und hatte relativ schnell einen Zwischen-Snack, Besteck und Teller für unsere 5er-Gruppe besorgt. Die Befüllung der Teller musste in Eigenregie erfolgen. Das klappte auch ganz gut - schließlich ist Lebenszeit zu kostbar, um sie mit langem Warten zu verplempern. Während bekannte Pastoren noch in der Schlange standen, brachte ich unsere Teller zur Geschirrablage und versorgte die Wartenden mit einem Zwischen-Snack vom Buffet. Sie hatten aber gute Gespräche in der Reihe - wir am Tisch.

Gebetskonzert

Nach dem Essen sollte es ein Gebetskonzert mit BerlinUniteD geben. Da wir ständig alte Bekannte und neue Leute trafen, kamen wir kaum aus dem Untergeschoss heraus. Der Saal oben war inzwischen restlos mit Jugendlichen besetzt. "Wo gehen die eigentlich alle zur Gemeinde?", wollte meine Frau wissen. Bei unseren Streifzügen durch die Stadt hatten wir fast nur Gemeinden angetroffen, bei denen die Generation zwischen 10 und 20 fehlte.

Wir begaben uns auf die Empore und fanden sogar noch zwei Sitzplätze. Die Band rockte das Haus. Drei unbekannte Lieder. Der Pastor neben uns kannte die auch nicht. Trotzdem eine mitreißende Stimmung. Dann trat wieder Tobias Schöll auf. Am Flipchart entfaltete er eine kraftvolle Predigt zu Adam, Eva, dem System des Todes und der Überwindung dieses Systems durch Jesus mit dem System des Lebens.

Die Predigt war so kraftvoll, dass Jugendliche in Scharen nach vorne kamen und sich ein XP auf die Hand schrieben. Ein Zeichen, dass sie Jesus als Chef über ihr Leben anerkannten und Teil der Überwindung sein wollten. XP (Chi Ro) sind die griechischen Initialen für Christus - Χριστός - Christós.

Abgang

Da wir nun schon fünf Stunden bei EINS waren und auch nicht mehr so ganz mit der Altersstruktur harmonierten, entschlossen wir uns zur Heimreise. Zusammen mit dem Pastor neben uns verließen wir die Empore. Luftballons wurden durch den Saal geworfen. Diese sollten knallen, damit die Zettel mit den entsprechenden Gebetsthemen freigesetzt werden konnten. Jugend eben. Schade, dass unsere Kinder nicht dabei waren.

Wir holten die Winterjacken und wurden Zeugen einer ernst gemeinten Forderung an die EINS-Initiatoren: "Sowas müsste es jeden Monat geben!"