Montag, 18. Juli 2016

Bibelgarten Weltersbach

Zwischen Wuppertal und Köln liegt Weltersbach. Im Tal befindet sich ein neu angelegter Bibelgarten, der einen Bezug zwischen biblischen Begebenheiten und den entsprechenden Pflanzen herstellt.



Wer zwischen Wuppertal und Köln unterwegs ist, sollte einen Abstecher nach Weltersbach einplanen. In liebevoller Detailarbeit wurde dort im letzten Jahr ein Bibelgarten angelegt.

Dem Besucher stehen reichlich Parkplätze im Tal zur Verfügung.

Mit Psalm 23 Vers 5 wird der Gast zum Betreten des Gartens animiert. "Du bereitest mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde", veranschaulicht ein überdimensionierter Tisch mit Kuchen und zwei Stühlen. GIeich daneben ist eine Hirtenszene aufgebaut, die den ersten Teil des Psalms darstellt.

Bibelgarten Weltersbach
Bibelgarten Weltersbach - Blumen und Sitzgelegenheiten
Der befestigte Weg führt am Weltersbach entlang und bietet immer wieder Sitzgelegenheiten für ältere Spaziergänger. Lilien, Maulbeerbäume, Rosen und Schilf kennzeichnen die einzelnen Stationen biblischer Begebenheiten. Im Schilf liegt ein Korb in dem Mose ausgesetzt worden sein könnte. Neben dem Maulbeerbaum steht ein Schild, auf dem die Geschichte von Zachäus erzählt wird. Ein Joch ist zu sehen und erinnert an die vielen Bibelstellen, in denen es um die verschiedenen Arten des Jochs geht.

Bibelgarten Weltersbach
Bibelgarten Weltersbach - Nachbildung des Gartengrabes
Das Leben von Jesus wird ebenfalls anhand mehrerer Pflanzen und Bauwerke erzählt: Geburt, Wirken, Tod und Auferstehung.

Am Ende des Weges geht es um die Offenbarung und die Schöpfung. Beim Rückweg entdeckt der geneigte Besucher weitere floristische Parallelen zur Bibel.

Bibelgarten Weltersbach
Bibelgarten Weltersbach - Mose im Schilf
Wer durch den überdimensionierten Tisch aus Psalm 23 Appetit auf Kaffee und Kuchen bekommen hat, kann diesen Bedarf im benachbarten Café stillen. Dort gibt es zwar auch Nudeln oder Pizza, diese müssen jedoch einige Tage vorher bestellt werden.

Sonntag, 17. Juli 2016

Weltersbach - Baptistae ante portas

In Weltersbach genießen viele Baptisten ihren Lebensabend. Je nach Bedarf werden Senioren vom betreuten Wohnen bis zur stationären Behandlung versorgt. Wir besuchten den Gottesdienst der EFG und den Bibelgarten.



Irgendwo zwischen Wuppertal und Köln liegt der kleine Ort Weltersbach. Meine Eltern sprachen immer mal wieder von einem Lebensabend in Weltersbach. Eine Großtante lebt dort im betreuten Wohnen. Ein Ehepaar aus meiner damaligen Baptistengemeinde ist kürzlich nach Weltersbach gezogen.

Der Gottesdienst begann um 9:30 Uhr und wurde direkt auf die Fernsehgeräte gesundheitlich eingeschränkter Weltersbacher übertragen. Im Saal hatten über einhundert Personen Platz genommen. Diese blickten auf eine breite Bühne mit Kreuz, Kanzel, Liedertafel und einen kunstvoll gestalteten Durchbruch mit schmaler Pforte. Die zu 90% ergrauten Häupter waren auf diesen Durchbruch gerichtet. Langgediente Baptisten erwarten hier in den nächsten ein bis dreißig Jahren ihren Übergang in die Ewigkeit.

EFG Weltersbach Pilgerheim Weltersbach
Gottesdienstsaal der Baptistengemeinde im Pilgerheim Weltersbach
Vor der Pforte spielten sich einige Teile der Liturgie ab, wie beispielsweise der Chorgesang.

Die üblichen Elemente wie Grüße und Kollekte waren auch dabei, nur dass die Geldsammlung untypischerweise mit Klavier begleitet wurde. Die Predigt hielt die Pastorin der benachbarten Landeskirche. Am Ende wurden einige Senioren nach Abstimmung der Gemeindeversammlung in den Kreis der EFG Weltersbach aufgenommen. Ende Juli wird es auch mehrere Taufen geben.

Bis zum Lebensende können die Bewohner des Pilgerheimes Weltersbach Gemeinschaft mit anderen christlichen Senioren praktizieren, Sportkurse besuchen, im Chor singen, die Saaltechnik bedienen, gemeinsame Fahrten unternehmen und sich entsprechend ihres Bedarfs betreuen lassen. Gebet ist ein wichtiges Element ihres aktiven Dienstes.

Für Gäste stehen ein Freizeitheim, ein Café und der kürzlich angelegte Bibelgarten zur Verfügung.

Sonntag, 10. Juli 2016

Baptisten und Methodisten in Oberschöneweide

In Oberschöneweide liegen die Grundstücke der Baptisten und Methodisten direkt nebeneinander. Es gibt keinen Zaun, so dass gemeinsame Gartenfeste auf großer Fläche möglich sind. In den Ferien werden wechselseitig gemeinsame Gottesdienste gefeiert.



"Kennen Sie ein sächsisches Klebemittel", fragte ich Markus, den ich noch aus meiner Jugendzeit bei den Baptisten in Oberschöneweide kannte. Breites Grinsen über den Insider von Otto Waalkes. Er geht inzwischen in die EFG Steglitz, also Markus und seine Familie nicht Otto. Einige O'weider erkannte ich nicht sofort wieder. Andere hatten sich kaum verändert. Einige Namen fielen mir nicht mehr ein. Zu lange liegt der Wechsel in die Lukas-Gemeinde zurück.

Beim heutigen gemeinsamen Sommerfest der Friedenskirche und der EFG Deulstraße fiel das harmonische Miteinander der Angehörigen beider Gemeinden auf. In beiden Gebäuden fühlte man sich zu Hause. Die Küchen wurden wechselseitig genutzt. Stühle, Bänke und Schirme wurden getauscht. Am Grill und am Kuchenbuffet standen Mitarbeiter aus beiden Gemeinden und Senioren erzählten von gemeinsamen Geburtstagsfeiern.

Der Garten mit seiner üppigen Bepflanzung bot interessante Sichtachsen zu den einzelnen Stationen des Sommerfestes. Schatten spendende Bäume mit Bänken darunter und größere Rasenflächen für Gemeinschaftsaktivitäten rundeten die gute Nutzbarkeit der beiden Außengrundstücke ab.

Selbst die Pastoren waren im wahrsten Sinne des Wortes so gut auf einander abgestimmt, dass ungeübte Zuhörer die regelmäßigen Wechsel zwischen Joachim Georg und Thomas Bliese bei der gemeinsamen Predigt nicht erkennen konnten. Plötzlich hatte der jeweils andere Pastor das Mikrofon vor dem Mund.

Die Predigt und das Sommerfest standen unter dem Thema "Das isses mir wert".

Diese Frage stellten wir uns, wenn es darum ging, eine Bratwurst für 1,50 Euro, eine kleine Tasse Kaffee für 50 Cent, ein Stück Kuchen für einen Euro oder einen Becher Cola für einen halben Euro zu kaufen. Die Hitze forderte einen Flüssigkeitsnachschub, den einige Gäste per 50-Cent-Becher über das kostenlos angebotene Trinkwasser auf dem WC realisierten. Ein Pay-Per-Use als Bezahlkonzept auf Sommerfesten erleben wir selten. Eintrittspreise mit integrierter Flatrate oder eben eine Bewirtung auf Spendenbasis reduzieren normalerweise den organisatorischen Overhead bei Veranstaltern und Gästen.

Wegen der vielen Bekannten fühlten wir uns recht gut integriert. Der abschließende Gottesdienst war in Sprache und Durchführung auf christliche Besucher zugeschnitten. Neben vielen Senioren waren einige Jugendliche, Kinder und das mittlere Alter vertreten. Demnächst gebe es bei den Baptisten eine Evangelisation mit einem fitten sächsischen Redner. Die Methodisten werden davon sicher auch profitieren, obwohl ihr Taufverständnis von dem der Baptisten abweicht.

In den Sommerferien, ab dem 24.07.2016, werden sieben Gottesdienste wechselseitig in den Gemeindehäusern veranstaltet. Das ist gelebter Blick über den nicht vorhandenen Gartenzaun und eine Fokussierung auf den gemeinsamen Nenner: Jesus!

Samstag, 9. Juli 2016

Church Hopper versus Homebase

"Ich glaube an ... Gemeinschaft der Heiligen", heißt es im Apostolischen Glaubensbekenntnis. Braucht ein Christ eine feste Gemeinde als Homebase oder lebt nicht auch ein Church Hopper die Gemeinschaft der Heiligen?



"Wir gehören zur weltweiten Gemeinde Jesu", ist unsere Antwort auf die regelmäßige Frage nach unserer Gemeindezugehörigkeit. "Ach, die ist doch da in der Soundso-Straße in Mitte", antwortete kürzlich eine Pastorengattin und nickte wissend. Wir erklärten ihr, dass das anders gemeint sei. Nämlich dass wir in der bunten christlichen Szene der Stadt unterwegs sind und zurzeit keine feste Ortsgemeinde besuchen.

Church Hopper


Den Begriff "Church Hopper" hörten wir in diesem Zusammenhang erstmalig wieder, als wir einen als Church Hopper bekannten Christen aus dem Osten Berlins in einem der besuchten Gottesdienste trafen. Aber was kennzeichnet einen Church Hopper?

Church Hopper sind kein verlässlicher Bestandteil einer Gemeinde. Sie kommen in der Regel, wenn es etwas zu essen gibt, beteiligen sich nur in homöopathischen Größenordnungen an der Kollekte, schauen sich nach eventuellen Lebenspartnern oder Gelegenheitsbeziehungen um. Sie sind auch schnell wieder weg, sobald es Meinungsverschiedenheiten gibt, Fehlverhalten angesprochen wird oder nichts mehr abzugreifen ist. Eine Maskierung ist leicht möglich und eine Optimierung der Persönlichkeit nahezu ausgeschlossen. Auf dieses Szenario bezieht sich wohl auch die Aussage von Hebräer 10, 25.

Mitesser oder Suchender?


Neben den parasitären Ausprägungen des klassischen Church Hoppers kann es jedoch auch Menschen geben, die nach intensiver Gemeindearbeit eine neue Gemeinde suchen. Gerade in Berlin laufen viele hochpotente Christen herum, die beispielsweise aus Szenarien geistlichen Machtmissbrauchs kommen und so verletzt sind, dass ihnen die Integration in ein festes Gemeindegefüge Panik bereitet.

Diese Christen unterscheiden sich dadurch vom gemeinen Church Hopper, dass sie ein ernstes Interesse an Gemeinschaft und geistlicher Entwicklung haben, sich temporär aktiv einbringen, aber zu viel Integration aus Angst vor neuen Verletzungen nicht zulassen. Leider sind Angebote zur Seelsorge in diesem Bereich sehr rar, so dass Heilungszeiten von zwei bis zehn Jahren absolut gängig sind.

Wie gut, wenn sich dann Christen finden, die die Betroffenen freundlich aufnehmen und ihnen vermitteln, dass sie gerne gesehen sind. Ein Aussteiger aus der Colonia Dignidad, der inzwischen Teil der Leitung einer Baptistengemeinde ist, hatte dazu auf seine Visitenkarte gedruckt: "Wahre Freunde erkennt man leichter, wenn das Leben schwerer wird".

Dass eine neue Gemeinde gesucht wird, kann aber auch daran liegen, dass in der bisherigen Gemeinde die geistliche Nahrung ausgeblieben ist, die passende Altersgruppe fehlt, ein Sabbatical notwendig ist oder ein Umzug erfolgt war.

Homebase - verbindliche Gemeinschaft mit Entwicklungspotenzial


Eine regelmäßige "Gemeinschaft der Heiligen" mit gleicher personeller Besetzung ist sehr wichtig. Nur so kann verschrobenen Ansichten und Fehlentwicklungen entgegen gewirkt werden. Das menschliche Korrektiv in Verbindung mit wertvollen geistlichen Impulsen aus Predigt und kontinuierlicher Bibellese kann zur Optimierung der christlichen Persönlichkeit beitragen.

Verbindliche Gemeinschaft erzeugt ein Zugehörigkeitsgefühl, schafft Sicherheit und ein gesundes Geben und Nehmen. Wenn diese Gemeinschaft eine Ortsgemeinde ist, entstehen auch umfangreiche Quervernetzungen, die im Alltag zum Tragen kommen.

Dennoch haben wir in den vergangenen zwölf Monaten erlebt, dass ein Blick über den Tellerrand eine erhebliche Horizonterweiterung bedeutet, die Beziehung innerhalb der Familie stärkt, neue Freiheiten schafft und die mehrschichtigen Bewertungsindikatoren schärft.

Das von Vineyard und weiteren Gemeinden der Stadt praktizierte Kleingruppen-Monatsgottesdienst-Konzept kommt dem Anspruch der Horizonterweiterung in Kombination mit dem verbindlichen Kontakt zu konstanten Bezugspersonen sehr entgegen.

Sonntag, 3. Juli 2016

Manfred Siebald in der EFG Wannsee

Manfred Siebald ist seit 1970 als Liedermacher unterwegs und schildert mit Gitarre und Gesang die Facetten seines Glaubenslebens. Heute war er bei den Baptisten am Wannsee zu Gast.



Manfred Siebald war unseren Kindern nicht bekannt. Gehört er doch einer Generation an, die mit dem Kassettenrecorder im Zug saß und auf der Fahrt zur Jugendfreizeit die ahnungslosen Fahrgäste beschallte. Heute fuhren wir ohne Kassetten diametral durch Berlin, um unseren Kindern ein Urgestein der zeitgenössischen christlichen Musikszene zu demonstrieren. Manfred Siebald hatte sich zu einer Matinee im Gottesdienst der Baptistengemeinde Wannsee angekündigt.

Als wir kurz vor elf eintrafen, läuteten die Glocken, was ein bemerkenswertes Alleinstellungsmerkmal für eine Baptistengemeinde ist. Das helle Gemeindehaus muss anhand der Farbgebung um die Jahrtausendwende renoviert worden sein. Durch die hohen Fenster konnten wir in das Grün der Wannsee-Umgebung blicken. Die Polsterstühle waren fast alle besetzt. Unsere Bekannten hatten unter höchstem Einsatz von Schals, Taschen und Ansehen vier Plätze für uns frei gehalten. Nur dadurch konnten wir zwei Reihen hinter dem bekannten Liedermacher sitzen.

Nach einer kurzen Einleitung und Begrüßung durch den Gemeindeleiter der EFG Wannsee begann das Programm. Manfred Siebald nutzte eine Gitarre, eine viersaitige Ukulele, zwei Mikrofone und seine Stimme. Thematisch hangelte er sich an den guten Vorsätzen entlang, die zu Sylvester niedergeschrieben werden und zur Mitte des Jahres hin durchaus zu reflektieren seien. In den Liedern wurden Jesus und Gott direkt genannt oder kamen verklausuliert in den Texten vor.

"Ins Wasser fällt ein Stein", "Gott lädt uns ein zu seinem Fest", "Es geht ohne Gott in die Dunkelheit" und andere bekannte Lieder stammen von ihm. Davon sangen wir heute allerdings nur wenige gemeinsam. Einen Großteil kannten wir nicht und konzentrierten uns deshalb auf die anspruchsvollen Texte. Besonders war ein Lied über "Wo warst du Gott" hängen geblieben, wo diese provokante Frage einmal in einem positiven Kontext von bestandener Prüfung, gefundener Liebe des Lebens, Bewahrung beim Treppensturz und ähnlichen Situationen gestellt wurde. Ehrlichkeit und Authentizität waren weitere Themen, die sich durch sämtliche Texte zogen.

Manfred Siebald sang und redete völlig frei. Nur beim Lesen einer kurzen Geschichte nahm er ein Buch zur Hand. Er schreibt also auch Bücher. In seinen 68 Lebensjahren war er sehr produktiv und hatte, wie für einen 68er typisch, die Gesangsgepflogenheiten so manch einer evangelischen Freikirche revolutioniert.

100 Minuten Liedermacher inklusive Zugabe muss man mögen. So wurde das umfangreiche Programm mit dem durchgängigen roten Faden vom Publikum mit Applaus aufgenommen. Meine Tochter war jedoch in einen seichten Schlaf gefallen, mein Sohn bog und knackte seine Finger, ältere Herren lauschten regungslos dem Gesang und einige Frauen wippten begeistert mit. Die Gemeindeleitung freute sich über diesen hochkarätigen Gast und die heutige Spendensammlung für das Flüchtlingsprojekt am Wannsee.

Nach dem Gottesdienst liefen wir die Königstraße entlang und fanden mal wieder einen Inder. Bei leckerem Essen und Mango-Lassi reflektierten wir das Konzert und erfuhren, dass unsere Begleiter oft die CDs von Manfred Siebald durch ihre Wohnung schallen lassen.

Sonntag, 26. Juni 2016

Berlinprojekt mit Ernst Lubitsch

Das Berlinprojekt ist eine wachsende Gemeinde im Herzen Berlins. Wer sich einklinken möchte, ist herzlich willkommen. Wer nur mal schnuppern möchte, kann das auch. Die evangelische Freikirche punktet mit professionellem Lobpreis, biblischer Predigt, Abendmahl und gut durchmischter Altersstruktur. Aber wer ist Lubitsch?



"Wer bitte ist Lubitsch?", fragte ich mich unmittelbar nach Betreten des Kinos Babylon. "Ist Lubitsch da?", wollte ich von einer der regelmäßigen Besucherinnen wissen. "Keine Ahnung", sie wisse nicht, wer das sei. Darauf fragte ich den freundlichen jungen Mann am Info-Tisch. Er kannte Lubitsch auch nicht. Und dabei sitzt Lubitsch jeden Sonntag im Gottesdienst des Berlinprojektes. Mit Ernst lauscht er dem Lobpreis, der Predigt und den Gebeten. Am Abendmahl nimmt er allerdings nur als Zuschauer teil. Er grüßt auch nicht. Zu konzentriert beschäftigt sich die lebensgroße Nachbildung des deutsch-amerikanischen Regisseurs in der Mitte der dritten Reihe mit der Handpuppe auf seinem rechten Arm.

Wir erlebten heute eine sehr angenehme Willkommenskultur. Am Nebeneingang wurden wir herzlich begrüßt und schauten uns kurz darauf an der Getränketheke um. Dort wurden reichlich Kaffee und verschiedene Teesorten angeboten. Der letzte Besuch lag schon etwa ein Jahr zurück, so dass uns entfallen war, dass das akademische Viertel integraler Bestandteil des Elf-Uhr-Gottesdienstes im Babylon ist. Ein wichtiges Detail angesichts der Parkraumbewirtschaftung um das Kino herum. In der nahe gelegenen Torstraße parke man sonntags kostenlos.

Proaktiv klinkten wir uns in den Begrüßungsdienst ein und empfingen die nach und nach eintreffenden Gottesdienstbesucher. Mit einigen kamen wir ins Gespräch. Auch alte Bekannte waren darunter. Auf dem Weg in den Kinosaal wurde uns ein 16-seitiges Programmheft in die Hand gedrückt. Wir stellten die Kaffeebecher in die dafür vorgesehene Halterung und warteten auf die Vollendung des akademischen Viertels.

Der Gottesdienst startete mit einem Gesangsstück von Sarah Kaiser. Es folgte eine Begrüßung mit kurzem Erfahrungsbericht über praktisches Christsein am Arbeitsplatz. Und dann wurde mit Bass- und Cajónbegleitung "Befiehl du deine Wege" von Paul Gerhardt gespielt. Überhaupt fiel das Lobpreis-Quartett durch eine bemerkenswerte musikalische Harmonie auf. Meine Frau bewunderte die Stimme der Sängerin Susi. Die Lieder sangen wir vom Blatt, also von den Seiten 3 bis 9 des Begleitheftes. Auch die Erklärung des Abendmahls, das Vaterunser und der Predigttext waren dort abgedruckt.

Die Predigt beschäftigte sich mit Genesis 15, 1-21. Abram wird darin zum Vertrauen auf Gott ermutigt. Gott schließt einen Bund mit Abram und seinen Nachkommen, die zu dem Zeitpunkt noch gar nicht sichtbar waren. Pastor Konstantin von Abendroth entfaltete die Spannung, in der sich Abram befand. Eine Spannung von Glauben, Vertrauen, Zweifel und sichtbarer Realität. Dass Gottes Realitäten größer sind, wurde deutlich, als Abram aus dem Zelt treten und die Sterne zählen sollte. Neuer Sichtbereich, neue Betrachtungsweise, neuer Horizont, neue Zukunftsperspektive, Weite und ein Bund mit Gott, wie er auch bei Menschen damals üblich war. Geteilte Tiere, durch die die Vertragspartner hindurchschritten und sich damit selbst das Urteil für eine Missachtung des Vertrages sprachen. In diesem Falle lief nur Gott durch die Mitte und erfüllte diesen Vertrag letztlich durch das stellvertretende Sterben von Jesus.

An das Sterben von Jesus und die Einheit seines Leibes als Bild für die Gemeinde erinnerte das anschließende Abendmahl. Der Gottesdienst endete mit dem Vaterunser, den Ansagen und einem Segensgebet. Bei den Ansagen fiel uns eine signifikante Gemeinsamkeit von Berlinprojekt, Saddleback und Kulturwerkstatt auf:

Taufen, Taufen, Taufen ...

Taufen - insbesondere von Erwachsenen - sind ein Indikator für gesundes Gemeindewachstum. Gemeindewachstum durch Menschen, die eine bewusste Entscheidung für Jesus getroffen haben und in den Lebensabschnitt "Jünger werden" einsteigen. Die Frage "Können Alte Jünger werden?" ist demzufolge mit einem klaren Ja zu beantworten.

Als wir in den Vorraum traten, war dort bereits emsiges Treiben. Die Snacktheke des Kinos hatte geöffnet und es gab bunt belegte Baguettes. Am Infotisch verkaufte Sarah Kaiser ihre neue CD mit Autogramm und Widmung. An der Wand hinter dem Tisch lasen wir wieder die Frage: "How would Lubitsch have done it?". Lubitsch saß immer noch im Saal und ließ sich von der Handpuppe anschauen. Vielleicht sollten wir die Frage neu besetzten: "WWJD - What would Jesus do?".

Freitag, 24. Juni 2016

Grillabend mit Leben + Glauben

Das Gesprächsforum Leben + Glauben ist ein niederschwelliges Format, zu dem Christen ihre Nachbarn, Kollegen und Geschäftspartner einladen können. Vortragsveranstaltungen im gehobenen Rahmen mit ausgesuchten Referenten gehören ebenso dazu wie Grillabende im kleineren Kreis.



Als der Wagen über das altgermanische Kopfsteinpflaster der Alemannenstraße rumpelte, beschäftigte mich nur ein Gedanke: "Wird der Johannisbeerquark hinter meinem Sitz noch in der Schüssel sein, wenn wir am Ziel eintreffen?". Kurz darauf brachte ein Blick in den Fond die Erleichterung. Der Quark hatte sich nicht von der Stelle bewegt. Kühlakku und Kühltasche hatten bei 36°C Außentemperatur gute Dienste geleistet.

Heute war Grillparty mit dem Gesprächsforum Leben + Glauben angesagt. Auf der Terrasse stand Joe und heizte den Grill ein. Wilfried lief emsig hin und her und versorgte die Gäste mit kalten Getränken. Der Pool war abgedeckt und zwei Frauen unterhielten sich auf einer Klappliege. Wir stellten uns zu Wolfgang Boguslawski an den Pool und unterhielten uns über seine Gemeindebesuche, Open Doors und das subtile bis offensive Mobbing christlicher Flüchtlinge. Wilfried bot Badehosen an, aber plötzlich wollte niemand mehr in den Pool springen.

Bis 19:00 Uhr trafen immer mehr Gäste, Salate und Nachspeisen ein. Joe hatte so gut eingeheizt, dass Fleisch, Wurst und Spieße aufgelegt werden konnten. Die Gespräche wurden fortgesetzt, Plätze an den Tischen organisiert und neue Kontakte geknüpft. Dabei bekamen wir weitere spannende Insider-Informationen über Uganda, die Saddleback Church und verschiedene christliche Wirtschaftsvereinigungen. Währenddessen rannte Wilfried um die Tische und versorgte die Gäste mit Getränken, Fleisch und Spießen. Ein klarer Fall von "dienender Leiterschaft" oder eben Ausübung des laut Starkoch Roland Werk vergessenen Gebotes der Gastfreundschaft. Letzteres war mir gerade besonders beim Lesen von Matthäus 25 aufgefallen, wo es in den Versen 35 bis 44 mehrfach um Handlungen der Gastfreundschaft geht.

Um Gastfreundschaft ging es anschließend auch in der großen Runde von etwa zwanzig Christen aus allen Ecken der Stadt. Wolfgang berichtete aus seiner langjährigen Berufserfahrung. Er hatte im Notaufnahmelager Marienfelde gearbeitet, wo auch ehemalige Ostberliner beim Umzug ins damalige Westberlin eine kurze Zwischenstation machen mussten. Dieser Erfahrungsschatz mit Flüchtlingen steht nun Open Doors, dem Sprachrohr verfolgter Christen, zur Verfügung. Flüchtlinge und Mission wurden ja lange Zeit als externe und vorwiegend afrikanische Angelegenheit angesehen. Nun sind diese beiden Themen im eigenen Land zu bedienen. Wenn ihr nicht zu uns kommt, kommen wir zu euch. Gastfreundschaft und eine professionelle Auseinandersetzung mit kulturellen Unterschieden ist gefragt.

Wolfgang berichtete von ehemaligen Moslems, die oft nach dem gleichen Schema Christen wurden. Jesus selbst war ihnen in Träumen und Visionen erschienen. Auf Nachfrage im Gebet zeigte sich Jesus immer deutlicher und die Begegnungen waren in der Regel mit Licht, Freundlichkeit und teilweise einem angenehmen Duft verbunden. Ähnliche Berichte hatten wir schon mehrfach gehört. Je nach ehemaliger Stellung in der muslimischen Hierarchie fällt dann auch der Verfolgungsgrad aus. Christen gelten in islamischen Ländern ohnehin als gesellschaftlicher Abschaum und werden zur Mülltrennung oder anderen weniger qualifizierten Tätigkeiten eingesetzt. Begegnet ein Moslem auf die oben beschriebene Weise Jesus und entscheidet sich dann gar für eine Beziehung mit ihm, wird er seiner sämtlichen sozialen Kontakte entledigt. Besonders hart trifft es Frauen in solch einer Situation. Hut ab vor Menschen, die das dann trotzdem durchziehen!

Gelingt diesen Menschen die Flucht ins christliche Abendland, finden sie sich plötzlich im Bauch eines trojanischen Pferdes voll islamistischer Asylbewerber wieder, die die traditionelle Behandlung von Christen innerhalb des Containerraummoduls (CRM) fortsetzen. Interessant sei laut Wolfgang der Klimaunterschied in Räumen, wo muslimische und christliche Flüchtlinge untergebracht seien. Lüge und Missbrauch ertragen keine Öffentlichkeit. Durch die vermehrte Bekanntmachung und Anzeige islamistischer Übergriffe entwickeln auch Bundesregierung, Polizei und Verfassungsschutz eine neue Sensibilität für interkulturelle und interreligiöse Konflikte.

Als immer mehr Mücken im Landeanflug auf meine Frau waren, wurde Insektenspray gereicht und in eine Gebetsgemeinschaft übergeleitet. Der Lichtsensor reagierte auf Bewegungen und erhellte regelmäßig die Runde der reifen, gut verwurzelten, gestandenen und erfahrenen Christen. Ich war beeindruckt von dem Privileg, Teil dieser Runde zu sein.

Ausgerüstet mit Flyern und unserer Quarkschüssel rumpelten wir gegen 23:00 Uhr über die altgermanischen Straßen und dachten über das Wertesystem des christlichen Abendlandes nach.

Sonntag, 19. Juni 2016

Kulturwerkstatt Berlin

Die Kulturwerkstatt Berlin trägt schon den Charakter dieser jungen Gemeinde im Namen. Herzliche Aufnahme von Gästen, interessante Menschen, guter Lobpreis, Familienfreundlichkeit, Angebote für den Kiez und eine inhaltsreiche Predigt zeichnen diese evangelische Freikirche aus.


Das akademische Viertel der benachbarten Saddleback Church wäre heute sehr praktisch gewesen. Trotz weiträumiger Umfahrung des Alexanderplatzes wären wir zehn vor elf bei der in die Altbauhäuser der Auguststraße eingepassten Kirche eingetroffen. Ein Sperrschild konnte noch ignoriert werden, die massive Bauabsperrung zum Überqueren der Torstraße jedoch nicht. Der Veranstalter des innerstädtischen Fahrradrennens musste gewusst haben, dass wir uns nur ungerne am Gottesdienstbesuch hindern lassen. 150 Meter vor dem Ziel mussten wir wieder umkehren und in den folgenden zehn Minuten einen Parkplatz außerhalb des Velothon-Ringes suchen. Diesen fanden wir in der Nähe der Christuskirche. Von dort aus benötigten wir weitere zehn Minuten für den Fußweg zur Kulturwerkstatt.

Den ehrwürdigen Backsteinbau betraten wir zusammen mit einer jungen Frau und ihrem Coffee To Go. Im Altarbereich spielte eine Band aus drei Personen. In der Mitte des sakralen Saales hingen drei große Schalltrichter aus Messing. Durch diese konnte man bis zum Altar durchschauen und in deren Spiegelung einen schnellen Blick auf den Sitz der Frisur werfen. Wir setzten uns in den Ostblock der Stuhlreihen und schauten uns die ausgelegten Programmheftchen an. Ein Early Bird zwitscherte uns von hinten aus zu, dass wir bisher nur die Begrüßung verpasst hätten.

Der Gottesdienst lief sehr klar strukturiert in kurzen und knackigen Einheiten ab. Zuerst wurde ein Kind mit Schwarzwälder Zuwanderungsgeschichte gesegnet. Ein Teil seiner Badener Verwandtschaft war angereist und gestaltete einige der damit verbundenen Elemente. Die Segnung durften sich die anwesenden Kinder noch anschauen und wurden dann unter besonderer Beachtung in ihren Kindergottesdienst verabschiedet. Damit waren die Anwesenden im Saal auf 2/3 reduziert, was etwa vierzig Personen entsprach. Vierzig interessante Menschen, die Kreativität und Intelligenz ausstrahlten, so wie Pastor Rainer Schacke, der seine berufliche Laufbahn als Journalist begonnen hatte.

Rainer griff den Segnungstext für den kleinen Neuberliner auf. Dieser stand in Hebräer 11 Vers 1 und leitete damit in eines meiner Lieblingskapitel des Neuen Testamentes ein. Er thematisierte das Kapitel bis Vers 12 und setzte damit eine Predigtreihe fort, in der es darum geht, Teil von Gottes Werk und Wundern zu werden. Immer wieder schlug er eine Brücke zwischen Glauben, Glaubenshelden und dem Vertrauen eines Kindes. Der Aufzählung und kurzen Vorstellung der Glaubenshelden aus Hebräer 11 stellte er abschließend eine Liste von deren Defiziten entgegen. Es waren eben auch nur Menschen wie du und ich.

Vor der Kollekte und dem Segen gab es heute das monatliche Abendmahl. Dieses nehmen wir immer wieder gerne mit Geschwistern unterschiedlicher Gemeinden ein und freuen uns dabei über das Bild des Leibes Christi, wo jedes "Körperteil" seinen speziellen Platz im Gesamtgebilde hat.

Nach dem Gottesdienst wurden wir freundlich begrüßt und sofort in die Unterhaltungen einbezogen. So erfuhren wir viel über die Geschichte der Kulturwerkstatt, aßen sehr leckeren Kuchen und schauten uns auch die gegenüber liegenden Kinderräume an.

Die Evangelische Kulturwerkstatt Berlin (EKW) ist eine Gemeinde für den Kiez. Sie trifft genau die in Mitte wohnende Kreativszene und junge Familien mit ihren speziellen Bedürfnissen. Sie bietet Menschen, die noch keine persönliche Beziehung zu Jesus haben, einen niederschwelligen Zugang und distanziert sich bewusst vom üblichen Transferwachstum. Am nächsten Sonntag finden im Weißen See mehrere Taufen statt. Sehr gut sei der regelmäßige LEGO/Brunch frequentiert, der uns an die LEGO-Bautage bei der EFG Weißensee erinnerte. Hier wären Synergien möglich. Überhaupt ist die Kulturwerkstatt sehr gut in der Stadt vernetzt und setzt gerne auf externen christlichen Angeboten auf. Warum auch das Rad neu erfinden, wenn es bereits die passende Veranstaltung gibt?

Gesättigt mit Kuchen und guten Gesprächen traten wir den sonnigen Fußweg zum Parkplatz an. Meine Tochter trank dabei ihren Tea To Go. Wir überquerten die Absperrungen des Velothons und fanden ein Auto ohne Ticket vor. Diese Parkzone wird nur bis Samstag bewirtschaftet.

Samstag, 18. Juni 2016

IVCG beim VBKI

Die IVCG ist eine internationale Vereinigung christlicher Geschäftsleute und Führungskräfte, die in unregelmäßigen Abständen Vortragsveranstaltungen für Christen und deren geschäftliche Kontakte anbietet. Da es keine Mitgliedschaft gibt, ist die Teilnahme für alle Angehörigen der genannten Zielgruppe offen.



Die IVCG Internationale Vereinigung Christlicher Geschäftsleute und Führungskräfte war uns schon länger bekannt. Deren Sympathisanten fielen dadurch auf, dass sie mit Dresscode Business im Gottesdienst erschienen und die sportliche Gattin direkt vor der Gemeindetür in den dunklen Dienstwagen einsteigen lassen mussten. Heute fuhren wir selbst mit einem Fahrzeug aus Dingolfing in die Tiefgarage des Ludwig-Erhard-Hauses. Das Ludwig-Erhard-Haus beherbergt insbesondere die IHK Berlin und den VBKI Verein Berliner Kaufleute und Industrieller. Das Verkehren im VBKI gehört in Berlin zum guten Ton, so dass uns schon allein der Ort des heutigen IVCG-Impulses anlockte.

Lebe deinen Traum in Blaibach

Der Impulsvortrag sollte das Thema "Lebe Deinen Traum!" behandeln, was zum typischen Repertoire eines Business-Redners gehört. Als Referent war Johannes Grassl aus Blaibach angekündigt, der seine Salzbrezeln als Berater für Führungspersonen verdient. Im Gegensatz zu sonstigen VBKI-Veranstaltungen kannten wir außer Heinz und Käthe niemanden. Übrigens zeichnete Käthe für das Catering verantwortlich, das jedoch erst nach dem Vortrag zur vollen Geltung kommen sollte. Getränke und Brezeln gab es bereits vorab.

Nach einer kurzen Einleitung, bei der wir erfuhren, dass es bei der IVCG keine Mitgliedschaft gebe und in Blaibach nur etwa 2.000 Menschen leben, begann der Vortrag. Johannes Grassl schilderte die Etappen seiner Lebensgeschichte und stellte seine Frau inklusive der partnerschaftlichen Entscheidungsphase vor. Wenn wir die Datumsangaben richtig verknüpft hatten, musste der Referent um die vierzig sein, was auch in etwa der Teilnehmerzahl entsprach.

Diagramm, Treppe und Strichmännchen

Anhand eines Diagramms stellte er die Frage, in welchem der vier Bereiche zwischen Potenzial und Position man sich befinde. Viel Potenzial aber kaum Position habe der "Träumer". Viel Position aber wenig Potenzial habe der Mensch, der gelebt wird. Wenig Potenzial bei wenig Position bedeute "Tod" und viel Potenzial bei hoher Position bedeute diametral dazu "Leben".

Wie kommt man dort hin, zum Leben?

Es beginne mit einem leeren Blatt Papier und einem Glas guten Weines - vermutlich meinte er trockenen Rotwein. Wenn dann der Lebenstraum formuliert sei, gehe es mit dem ersten Schritt in Richtung Lebenstraum los. Grafisch verdeutlichte Johannes Grassl das auf dem Flipchart mit einer Treppe. Ein Strichmännchen erklomm dort Stufe für Stufe, kam dem Traum immer näher, änderte dabei kontinuierlich den Blickwinkel und erweiterte damit seinen Horizont. Offene Türen, geschlossene Türen und die Entschlossenheit, auch mal ganz neue Wege zu gehen, führen weiter ins Diagrammquadrat "Leben".

Hören, testen und zur Gewohnheit werden lassen

Das konnte ich so bestätigen, zumal damit eine vor elf Jahren bei einem Finanzdienstleister-Vortrag gehörte Weisheit heute noch einmal in Erinnerung gebracht wurde. Solche Seminare sind nur dann nützlich, wenn man deren Prinzipien sofort anwendet und in ein regelmäßiges Handlungsschema übergehen lässt, so die Erfahrungen überzeugend sind.

Der Referent stellte mehrere interessante Bücher vor und warf provozierende Fragen in den Raum. Fragen, die man sich bei Wein und leerem Blatt Papier selbst stellen solle:

  • Ist mein Leben schön?
  • Was würde ich tun, wenn ich könnte?
  • Bin ich mit dem aktuellen Zustand zufrieden?
  • Was ist das Wichtigste in meinem Leben?

Zu letzterer Frage erwähnte er die nach Worten ringenden Zuhörer, falls er ihnen während eines Seminars spontan das Mikrofon unter die Nase halte.

Was bleibt?

"Wer ist noch da, wenn ich nichts mehr leisten kann", leitete zum Kern des sehnlichsten menschlichen Bedürfnisses über: Beziehungen! Als die letzten Nachrichten aus den einstürzenden Türmen des World Trade Centers auf die Anrufbeantworter gesprochen wurden, waren deren Inhalte nicht mehr vom Tagesgeschäft geprägt, sondern enthielten in der Mehrzahl die Botschaft: "I love You". Die Beziehung zwischen Gott und Mensch war bereits in den ersten Kapiteln der Bibel zerstört worden. Jesus hatte den Weg zu einem Neubeginn dieser Beziehung ermöglicht. Johannes Grassl verband während des Vortrages regelmäßig die bekannten Business-Weisheiten mit biblischen Wahrheiten, so dass Christen und Nichtchristen gleichermaßen gut folgen und die Prinzipien verinnerlichen konnten.

Nach dem Vortrag war Gelegenheit zum Networking. Käthes Catering sättigte die Anwesenden deutlich vielseitiger als das Süppchen beim Mittagsformat des VBKI-Unternehmertreffens. Der Referent nahm sich Zeit für die Gäste, ging von Stehtisch zu Stehtisch, hörte zu und stellte weitere Fragen.

Freitag, 17. Juni 2016

Internetmission Berlin feiert Geburtstag

Die Internetmission Berlin hat das Ziel, Menschen der Stadt mit Jesus bekannt zu machen und ihnen die notwendigen Kontakte und Hilfsmittel zum weiteren Aufbau ihres Glaubenslebens zu vermitteln. Wie der Name schon sagt, stellt das Internet mit seinen diversen Möglichkeiten das Hauptwerkzeug zum Erreichen dieses Zieles dar. Die Internetmission verfügt über ein breites Netzwerk durch die Kirchen und Gemeinden der Stadt und arbeitet zudem sehr eng mit Gemeinsam für Berlin zusammen.



Berlin hat Anziehungskraft auf innovative Menschen, Young Professionals, Missionare, Geflüchtete und Künstler. Seit sieben Jahren ist auch Gott in Berlin. Das heißt, Gott war schon in Berlin, als es Berlin noch gar nicht gab. Das christliche Internetportal GottinBerlin.de fand jedoch vor sieben Jahren seinen Anfang. Damit liegt GottinBerlin.de voll im Trend der Stadt mit Kreativität, Innovation und Start-up-Szene.

Die Domain GottinBerlin.de ist nur eines der Standbeine der Internetmission Berlin. GottinBerlin.de bildet die Klammer zwischen christlichen Informationsangeboten, Videokanälen, Weblog, Facebook und weiteren 4.0-Derivaten. Der Start war durch eine Internetinitiative aus Frankreich und eine große Geldspende ermöglicht worden. Zunächst wurden zahlreiche Videos mit Interviews in den verschiedenen Stadtteilen aufgenommen. In der Regel begannen sie mit der Frage: "Gibt es Gott in Berlin?". Die Antworten fielen sehr unterschiedlich aus. Der rasende Reporter war Thomas Gerlach aus Tegel. Er ist Wahlberliner und liebt diese Stadt.

Als bei Siemens trainierter Projektleiter legt Thomas Gerlach Wert auf Professionalität. So gab es in den letzten sieben Jahren diverse Schulungen, von denen ich beruflich sehr profitiert hatte und ein wertvolles Gefühl für die aktuellen Strategien zur viralen Bekanntmachung von Inhalten im Internet bekam. Viele der Anregungen setzte ich sofort im Selbsttest um und war von den Ergebnissen beeindruckt.

Beeindruckt waren die Gäste der heutigen Geburtstagsfeier auch vom mitreißenden Gesang des Amis Kirk Smith, der in Steglitz eine kleine Gemeinde leitet. Stargastronom Roland Werk beeindruckte, indem er einmal mehr zeigte, wie ein einfaches Essen (Kasseler mit Kartoffelsalat) kostengünstig aber edel zubereitet werden kann. In seiner Einleitung zum Dinner machte er auf das vergessene Gebot der Gastfreundschaft aufmerksam. Man solle auch einmal Leute zum Essen einladen, die außer ihrer Anwesenheit keine weitere Gegenleistung erbringen.

Beeindruckt waren wir außerdem über den schwarzen Talar, das große Kreuz und die Andacht von Emmanuel Sfiatkos. Der Archimandrit des Ökumenischen Patriarchats ist ein Grieche aus Duisburg und gerade erst 39 Jahre alt. Entsprechend frisch war seine Rede. Er sei zwar kein Traditionalist, erachtet jedoch die orthodoxe Tradition als wertvoll. Umso mehr freute er sich über die gute ökumenische Durchmischung in der Internetmission Berlin. Er hatte schon befürchtet, dass GottinBerlin.de nur von Evangelikalen gesteuert werde. Klaus-Dieter Engelke als katholischer Beisitzer des Vorstandes brachte es so auf den Punkt, dass er sich als Übersetzer für die Konfessionen verstehe und letztlich Jesus der Mittelpunkt ist.

Auch die Tische beim Dinner waren sehr ökumenisch besetzt. Am Tisch der Frau des Facebook-Teamleiters outeten sich acht Gäste ihrer katholischen Herkunft. In unmittelbarer Nähe saßen ein ägyptischer Pastor mit seiner Familie, zwei Nichtchristen, eine Frau aus der Gemeinde auf dem Weg, eine Designerin aus dem Berlinprojekt, ein Unternehmer aus dem Mülheimer Verband, der Vorstand von Gemeinsam für Berlin, der Regionalvorsitzende der Evangelischen Allianz, der Pastor von Powerhouse Ministries und viele weitere aktive Christen aus den Kiezen der Stadt.

Neben professioneller Musik, einem guten Essen, einer guten Andacht, kurzen Infos zu den Arbeitsbereichen, einem Rückblick und einem Ausblick, wurden noch Zettel mit Spendenabsichten und Mitarbeitsoptionen ausgefüllt. Das Gesamtprogramm wurde mit Public Viewing der EM-Spiele Italien versus Schweden und Spanien versus Türkei umrahmt.

Zusammen mit Spiele-Max-Gründer Wilfried Franz, Sternekoch Roland Werk und Gründungsmitglied Klaus-Dieter Engelke bin ich seit zwei Monaten Teil des Vorstandes der Internetmission Berlin. Eine starke Runde erfahrender Christen, unter denen die LKG, die katholische Kirche und zweimal die weltweite Gemeinde Jesu vertreten sind.

Montag, 13. Juni 2016

Männerabend - Kampf auf der Dachterrasse

"Männer nach dem Herzen Gottes" ist eine Gesprächsreihe, die in Zusammenwirkung verschiedener Gemeinden und Werke im Südwesten Berlins stattfindet. Eingeladen sind Männer, die in der Beziehung zu Jesus weiter kommen möchten und den Austausch über gemeinsame Alltagsthemen wie Familie und Beruf suchen. Heute ging es um Kampf.



Die Männer von Eben Ezer hatten mal wieder auf die Dachterrasse eines Bürohauses in Lankwitz eingeladen. Laut E-Mail sollte es heute um Kampf gehen: Kampf zwischen Egoismus und Nächstenliebe, Kampf zwischen Bitterkeit und Vergebung und Kampf zwischen dem einfachen und dem richtigen Weg. Obwohl uns der Gottesdienst bei Eben Ezer damals recht friedlich vorgekommen war, sollte nun wohl eine Rückbesinnung auf die Basics aus 1. Samuel 7, 11-14 stattfinden. Damals hatte Israel nach intensivem Gebet mit Gottes Hilfe die angreifenden Palästinenser "gedemütigt" und einen Stein (Eben) der Hilfe (Ezer) als Denkmal aufgerichtet.

So viel Kampf war mir zu gefährlich. Deshalb nahm ich Rainer mit. Je nachdem, wie sich der Kampf entwickeln würde, konnte er einer flexiblen Verwendung zugeführt werden. Als Waffe hatte ich eine 1985er Schlachter dabei. Rainer trug seine 1972er Elberfelder griffbereit im Halfter. Noch von der letzten Einsatzübung war mir in Erinnerung, dass es sich bei den Männern von Eben Ezer um Präzisionsschützen handelt.

Zur Vorbereitung des Manövers der EEVJTF (Eben Ezer Very High Readiness Joint Task Force) wurden die Versorgungswege gesichert. Es gab Charitea und Lemonaid sowie Kekse und Kartoffelchips mit Fairtrade-Siegel. Die Truppe wurde im Verlauf der Übung auf zwölf Mann verstärkt.

Die erste Operation beschäftigte sich mit einem Umsturz. Dazu zeigte der Kommandeur drei Skizzen mit Kreisen, Punkten, einem Kreuz und dem Wort "ICH". Aufgabe war es, die Rebellenmiliz "ICH" aus der Mitte des Kreises zu entfernen und das Kreuz dort zu platzieren. Ein nicht sehr einfacher Auftrag, in dessen Durchführung interne Blockaden auszuräumen und an die Grenzen der eigenen Willenskraft zu gehen war. In der Grundausbildung waren dazu zwei Fronten aufgestellt worden:

"Was nützt mir das?" versus "Was möchte Gott?"

Nach erfolgreicher Absolvierung dieses Punktes gab es mehrere Gelegenheiten zum urbanen Einzelkampf. Die Männer wurden auf der Dachterrasse ausgesetzt. Sie sollten ihre Richtmikrofone auf hörendes Gebet einstellen und die Signale aus dem Headquarter auswerten. Jeder bekam eine Spezialaufgabe, die sehr unterschiedliche Bereiche betraf. Bei mehreren Beteiligten standen Herausforderungen im zivilen Beruf an, für die es nun auf entsprechende Anweisungen zu warten galt.

Immer wieder gab es Lagebesprechungen und Auswertungen, bei denen folgende Strategien als besonders wichtig angesehen wurden:

  • die bewusste Entscheidung
  • die Unterstützung der Truppe
  • die Authentizität
  • das gelebte Vorbild
  • die Vermeidung von "bad actions".

Der "scharfe Schuss" wurde mehrfach praktiziert, war aber nicht immer treffsicher. So suchten wir den ganzen Abend nach einer Stelle aus dem Hebräerbrief, die wir schließlich kurz vor Abschluss in Kapitel 10 Vers 25 fanden. Übrigens fünf Verse vor "die Rache ist mein, spricht der Herr".

Der Kommandeur entließ uns mit dem Befehl, weiter im Kontakt mit dem Headquarter zu bleiben und im Rahmen eines "überspringenden Dienstweges" die Frage zu stellen:

"Jesus, was willst du mit mir bereden?"

Die EEVJTF und die Trainingseinheit "Männer nach dem Herzen Gottes" ist ein Co-Branding von Campus für Christus, dem Gesprächsforum Leben + Glauben und der LKG Eben Ezer in Lichterfelde.

Sonntag, 12. Juni 2016

EFG Lichtenberg

Die EFG Lichtenberg ist eine helle freundliche Baptistengemeinde mit guter Verkehrsanbindung zum Bahnhof Lichtenberg. Gäste werden freundlich empfangen. Die Predigt ist modern und biblisch. Das Engagement für den Kiez ist vielseitig und kreativ. In den Sommermonaten ist das Altersniveau etwas gehoben.



Drei Straßenecken und nur etwa 250 Meter liegen zwischen der Stadtmission Lichtenberg und den Baptisten in der Heinrichstraße. Zwei Gemeinden im Kiez mit ähnlicher geistlicher Zielsetzung und derselben Anfangszeit des Gottesdienstes: zehn Uhr. Unser letzter Besuch bei den Lichtenberger Baptisten muss schon um die zehn Jahre zurück liegen. Die etwa zehn Kilometer in den Nachbarbezirk fuhren wir innerhalb von zehn Minuten und bekamen sogar einen Parkplatz direkt vor der Tür. Zehn Minuten vor der Zeit betraten wir das relativ neue Gemeindehaus, obwohl des Baptisten Pünktlichkeit bei sprichwörtlichen fünf Minuten liegt.

Wir wurden sehr freundlich von vielen der Anwesenden begrüßt und suchten uns im hellen Gemeindesaal einen Platz. Die Kinder gaben diesmal die Richtung vor, so dass wir in einer der hinteren Reihen am Rand landeten. Ich hätte lieber in der dritten Reihe vor der Kanzel gesessen. Die blau-weiße Inneneinrichtung vermittelte eine angenehme und freie Atmosphäre. Das Metallkreuz in der Nordostecke bildete ein architektonisches Ensemble mit der davor liegenden in Kreuzform durchbrochenen Wand. Immer mehr Gottesdienstbesucher strömten herein, so dass letztendlich etwa siebzig Personen gezählt wurden. Darunter waren wenige Kinder und Jugendliche.

Drei Hauptakteure traten auf: eine Moderatorin, eine Pianistin und ein Pastor, dessen Optik weniger den seelsorgerlichen Standard bediente und eher auf die Bühne einer Filmpreisvergabe als nominierter Regisseur passen würde. Nach dem pünktlichen Beginn wurde über der Moderatorin ein Teil des Programms eingeblendet. So erfuhren wir, dass nach der Lesung von Lukas 19 Vers 10 die Grüße vorgetragen werden, danach die Geburtstagskinder an der Reihe sind und dann die Kollekte folgen wird. Die Gedanken kreisten: "Nein, ich habe keine Grüße". Die traumatischen Erinnerungen an die Situation in einer Baptistengemeinde im Südosten Berlins waren noch zu präsent. Die Moderatorin war damals durch die Reihen gegangen und hatte sämtlichen Gästen das Mikrofon vor den Mund gehalten. "Und willst du nicht grüßen...", das Gefühl dieses Momentes muss mit dem Erleben der Jesusfernen aus Offenbarung 6 Vers 16 korrelieren. In Lichtenberg verlief dieser Teil heute jedoch wesentlich entspannter und wir lernten gleich einige Sparten des Gemeindejugendwerkes und der Bandaktivitäten kennen.

Die Lieder entstammten dem Gemeinde Liederbuch. Das Buch ist dunkelgrün und steht sogar bei uns im Schrank. Die Texte wurden an die Leinwand über der Kanzel geworfen. Der Wechsel der "Folien" erfolgte bemerkenswert präzise. Anschließend kam ein älteres Gemeindemitglied auf uns zu und entschuldigte sich für die betagten Gesangsstücke. Das sei sonst alles viel moderner. Egal. Unsere Kinder beschäftigte eher der Zeitpunkt der Kollekte, die vor der Predigt eingesammelt wurde.

In der Predigt wurde ein Bogen zwischen Matthäus 18, 21-35 zu Genesis 4, 13-24 gezogen. In beiden Texten geht es um sieben, siebzig und siebenundsiebzig und den Umgang mit Rache, Sünde und Vergebung. Der Text aus Mose stellt sozusagen die Initialzündung für den finalen Auflösungstext aus Matthäus dar. Thorsten Schacht ist der zweite uns bekannte pastorale Thorsten, der im Anzug und mit einem beachtlichen Alltagsbezug predigt. Auch im Kiez ist er unterwegs. Er verteilt Flyer für regionale Events und kommt mit seinen Nachbarn ins Gespräch. "Du bist schön", bestätigt er so manch einem verblüfften Lichtenberger.

Nach dem Gottesdienst kamen wir mit mehreren Besuchern ins Gespräch, die uns kompetente Antworten zur Entwicklung und Vernetzung der Gemeinde geben konnten. Auch hier erlebten wir Querverbindungen über die Evangelische Allianz oder einfach nur die urbanen Einzugsgebiete.

Beim Verlassen des Gemeindehauses in der Heinrichstraße stellten wir fest, dass unsere Marzahner Begleiter und ich komplett passend zum Haus in Blau/Weiß gekleidet waren.

Sonntag, 5. Juni 2016

FELG "Haus Gottes" auf der Verkehrsinsel

Die FELG "Haus Gottes" ist eine lutherisch geprägte Gemeinde, die einen besonderen Fokus auf Sünde, Vergebung und Optimierung des Lebensstils legt. Die Mitglieder verfügen weitestgehend über eine Zuwanderungsgeschichte aus den ehemaligen Staaten der Sowjetunion. Gelehrt und gesungen wird auf Deutsch und Russisch. Die Gemeinde ist altersmäßig sehr gut durchmischt und zeichnet sich durch viele junge Familien aus. Es gibt Angebote für den Kiez und Gäste werden sehr freundlich und umsichtig aufgenommen.



Nach SELK, EFG, ICF, CVJM, JKB, LKG und FEG war heute FELG angesagt. FELG steht für Freie Evangelisch-Lutherische Gemeinde. Die FELG "Haus Gottes" e.V. trifft sich in der Alten Pfarrkirche Lichtenberg. Die Kirche ist auf einer Verkehrsinsel in der Möllendorffstraße 33 erbaut. Im Mittelalter hätte an diesem strategischen Punkt Wegzoll erhoben werden können. Hier kreuzen sich die Tangenten von Ostkreuz nach Weißensee und von Friedrichshain nach Marzahn. Am Eingang der Kirche weist ein Schild auf den Denkmalschutz und das Baujahr 1250 hin. Also doch Mittelalter und noch 250 Jahre vor Martin Luther. Um 1230 wurden im Landkreis Barnim viele neue Ortschaften gegründet, die es auch heute noch gibt, so wie das 1300 erstmalig durch den Markgrafen Albrecht III urkundlich erwähnte Marzahn.

Apropos 1300: den Gottesdienst der FELG hatten wir nach der Uhrzeit ausgesucht. Er beginnt um 13:00 Uhr und kommt damit den Wochenendbedürfnissen junger Familien sehr entgegen.

FELG "Haus Gottes" Möllendorffstr. 33
 FELG "Haus Gottes" - Alte Pfarrkirche Lichtenberg
Als wir gegen 12:45 Uhr die Pforte aus dem Jahre 1250 durchschritten, war ich so überrascht, dass mir jegliche Worte für einen Smalltalk fehlten. Zu gravierend war der Unterschied zwischen altem Gebäude und jungen Erwachsenen mit Kindern im Innenraum. Der Saal begann bereits an der Eingangstür. Mit breitem Lächeln wurden wir von mehreren jüngeren und älteren Gemeindemitgliedern begrüßt. Gesangsbücher benötigten wir nicht, da die Texte per Beamer an eine Leinwand projiziert wurden.

Wir setzten uns in eine Bankreihe und beobachteten das Geschehen. Der Saal füllte sich mit etwa einhundert Personen. Darunter waren vierzehn Kinder, die zu Beginn des Gottesdienstes in ihr Programm verabschiedet wurden. Die Altersstruktur war bemerkenswert gut durchmischt. Vom Kleinkind bis zum Rentner war alles vertreten und auch die Jugendgruppe soll um die zwanzig Teilnehmer zählen. Frauen aller Altersgruppen hatten für den Gottesdienst ihre Kopftücher dabei. Darauf waren wir nicht vorbereitet. Neunzig Prozent der Besucher hatten eine offensichtliche Zuwanderungsgeschichte aus Ländern, wo auch heute noch Russisch gesprochen wird.

Bereits vor dem Gottesdienst wurden Lieder gesungen. Teilweise waren diese neu für uns. Als Hintergrund für die sehr präzise eingeblendeten Liedertexte war eine graugrünliche Fläche mit einer Waage gewählt worden. Die gewählte Wort-Bild-Kombination drängte dem Besucher einige Fragen auf: "Wirst du auf der Waage emporschnellen? Werden deine Blätter verbrennen? Wo wirst du sein, wenn dein Leben zu Ende ist?". Sünde, Buße und das Mahnen um Persönlichkeitsoptimierung waren wichtige Elemente der Liturgie, wenn man überhaupt von Liturgie reden konnte. Thematisch und von der Durchführung erinnerte der Gottesdienst an eine Mischung aus SELK und Brüdergemeinde.

Letzterer Eindruck manifestierte sich darin, dass insgesamt drei Laien auf die Kanzel stiegen. Der erste Prediger redete über das Hochzeitsmahl aus Lukas 14, 15-24 und arbeitete insbesondere den Aspekt der Entschuldigungen heraus. Es erging die Mahnung, sich mehr Zeit für Gott zu nehmen. Flankierend setzte er das Gleichnis des Ackers (Weg, Felsen, Dornen, guter Boden) ein. Darauf folgte jemand, der auf Russisch über Epheser 2 predigte, wo es um die Einheit von Juden und Christen aus den Heiden geht. Uns wurden Kopfhörer gereicht, über die eine Simultanübersetzung erfolgte. Ein dritter Prediger trat auf die Kanzel und versuchte die beiden Texte auf Deutsch in Einklang zu bringen. Er redete sehr lebhaft und setzte sich authentisch mit seinen Bemühungen um die Umsetzung dessen auseinander, was er beim Lesen der Bibel entdeckt hatte. Dabei brachte er noch Offenbarung 3 Vers 15 ins Spiel, um die Gemeinde vor Lauheit zu warnen.

Nach eineinhalb Stunden trat ein Chor auf, der ohne Mikrofone mit gewaltigen Stimmen den Kirchensaal füllte. Danach gab es noch eine kurze Gebetsgemeinschaft, das Vaterunser und den Segen. Den nachgelagerten Ansagen war zu entnehmen, dass am 18. Juni ein Kinderfest um die Kirche herum stattfinden wird, und am 19.06.2016 um 13:00 Uhr ein Familiengottesdienst.

Unsere Begleiter ließen sich anschließend durch die benachbarten Gemeinderäume führen und genossen die herzliche Atmosphäre. Wir waren bereits unterwegs in unseren 1300 durch Albrecht III erwähnten Stadtteil, wo es für die Kinder Döner und türkische Pizza geben sollte.

Sonntag, 29. Mai 2016

Axel Nehlsen - Pfarrer passgenau platziert

Pfarrer Axel Nehlsen engagiert sich seit vielen Jahren bei der Vernetzung von Gemeinden, Werken und christlichen Akteuren der Stadt. Sein Ziel ist die positive Beeinflussung des urbanen Klimas durch gelebte Beziehung zu Jesus. Bei "Gemeinsam für Berlin" war er mit seinen Fähigkeiten passgenau platziert.



Sie sind selten: christliche Verantwortungsträger, die Axel Nehlsen nicht kennen. Der 1951 im Rheinland geborene Pfarrer ist in Berlin und Umgebung, Großbritannien, Südafrika und den USA sehr bekannt. In den 1990er Jahren leitete er den citymissionarischen Dienst an der Gedächtniskirche, organisierte den Jesus-Tag sowie verschiedene Konferenzen und Foren, die sich mit der geistlichen Transformation von Städten beschäftigen. Es ist sein besonderes Anliegen, dass Menschen in den Metropolen der Welt Jesus kennen lernen und Christen sich über ihren gemeinsamen Nenner Jesus verbinden.

Heute fand in der ChristusKirche Anklamer Str. 31 die offizielle Abschiedsfeier für Axel Nehlsen statt. Am Morgen war mir noch eingefallen, dass diverse Bischöfe, Kardinäle und wohl möglich der pastorale Bundespräsident eingeladen sein könnten, die für Grußworte nach der Formel "Alter mal Minuten" bekannt sind. Die Kinder begleiteten uns dennoch tapfer. Bereits am Eingang wurden die Gäste mit einem "Tschüß Axel!" begrüßt.

Axel Nehlsen Abschiedsgottesdienst Rente
Abschiedsgottesdienst für Axel Nehlsen - Dankeschön der Freiwilligenagentur
"Papa Axel" könnte man die Predigt zu 1. Korinther 4 Verse 15 überschreiben. Sie wurde von Axels Alumnus Joshua Lupemba gehalten. Dieser ist inzwischen Beisitzer des Vorstandes von Gemeinsam für Berlin und konzentrierte sich heute auf den Aspekt des Mentors. Der Gottesdienst wurde im weiteren Verlauf von verschiedenen Überraschungsgästen gestaltet. Joachim Gauck und Erzbischof Eterovic waren zwar nicht darunter, dafür aber Stadtnetzwerker Roger Sutton aus Manchester, ein Vertreter der syrischen Christen, die gesamte Freiwilligenagentur und Gemeinsam für Berlin.

Axel Nehlsen hatte Gemeinsam für Berlin von Anfang an entscheidend geprägt. Als Brückenbauer und Netzwerker war er mit seinen Begabungen dort exakt am richtigen Platz. Er lebte "passgenau" seine Berufung, die Christen der Stadt zusammen zu bringen und wertvolle Querverbindungen zu schaffen.

Mentor, Brückenbauer, Mediator, Organisator, Manager und Beter ...

... waren weitere Attribute, die ihm heute zugesprochen wurden. Der bescheidene, authentische und nahbare Axel zeigte sich in einer kurzen Dankesrede erstaunt darüber, welche Frucht durch das Wirken am richtigen Platz gewachsen war. Oft stand er von seinem VIP-Sitz auf und umarmte die Festredner. Es ist ein Privileg, diese anerkennenden Worte, Videos und Präsentationen zu Lebzeiten aufnehmen zu dürfen. Normalerweise besinnt sich die Umgebung erst darauf, wenn eine Holzkiste vor dem Kreuz steht. Heute jedoch stand Axel selbst vor dem Kreuz, segnete seine Dienstnachfolger und übergab symbolisch drei Tresorschlüssel. Da er den Standort der Tresore nicht verriet und man die Schlüssel auch nicht essen konnte, hatte er noch jeweils einen Schokoladenschlüssel beigefügt. Seine bisherige Hauptaktivität bei Gemeinsam für Berlin übernimmt ein gleichberechtigtes Team aus Harald Sommerfeld, Ana Hoffmeister und Andrea Meyerhoff.

Axel Nehlsen gehört zu der bemerkenswerten Klientel von Verantwortungsträgern, die rechtzeitig für Nachwuchs sorgen und nicht bis Ultimo am Amt kleben bleiben. Ein Mann, der große Risiken eingegangen war und dabei immer wieder den klaren Schulterschluss mit dem Willen Gottes erleben durfte. Seit Monaten gibt er seine diversen Vorstandsämter ab und macht sich bereit für eine kurze Sabbatzeit. Er hinterlässt eine Lücke, die kaum von einer Einzelperson zu schließen sein wird. Trotz der Größe des Netzwerkes kann er sich sämtliche Namen merken und findet immer wieder den passenden Anknüpfungspunkt.

Nach dem Gottesdienst gab es Flying Buffet und viele gute Begegnungen. Es war ausdrücklicher Wunsch, den Abend im Networking ausklingen zu lassen. Das war tatsächlich gelungen. Die Perfektion des Caterings war vergleichbar mit der Aftershow-Party des Deutschen Filmpreises.

Vielen Dank an die ChristusKirche und Gemeinsam für Berlin!
Gottes Segen für Axel Nehlsen!