Montag, 11. April 2016

Wir dachten, wir kämen in ein christliches Land

Mit dem Flüchtlingsstrom schwappen auch radikale Tendenzen nach Deutschland, die nicht mit unseren Grundwerten konform gehen und ihr Konfliktpotenzial beim Mobbing gegenüber geflüchteten Christen in den Heimen entfalten.



"Wir Moslems sind gegen Abtreibung. Ihr als Christen doch auch", kann so manch ein Gespräch zwischen Deutschen und Menschen mit Zuwanderungsgeschichte ins Stocken bringen.

Man hat so seine Vorstellungen vom Anderen. Schwarze sehen alle gleich aus. Asiaten kann man nicht voneinander unterscheiden und Alle essen Reis. Frauen mit Kopftuch sind generell Moslems. Und alle Moslems sind radikalisiert. Das Urteil wird pauschal gefällt, da die Fähigkeit fehlt, die ethnischen und religiösen Gruppen zu differenzieren, gute Gemeinsamkeiten und gefährliche Tendenzen herauszufiltern. Überhaupt kann man in Menschen mit braunen Augen nicht hineinschauen. "Sagt der mir jetzt die Wahrheit"?

In genau diesem Spannungsfeld spielt sich die Bewertung von Konfliktsituation in Flüchtlingsheimen ab. Die Polizei ist überfordert, da viel zu wenig interkulturelle und sprachliche Kompetenz vorhanden ist. Es fehle an qualifizierten Bewerbern. Werde man zur Schlichtung eines Konfliktes gerufen, stehe Aussage gegen Aussage, Opfer in der Unterzahl werden eingeschüchtert und der externe Beobachter kann die Feinheiten nicht erkennen. Oftmals sind es auch Missverständnisse der Flüchtlinge untereinander, die ihre kulturellen oder sprachlichen Divergenzen fehlinterpretieren. Für den Außenstehenden stellt sich das als ein völlig undurchsichtiger Täter-Opfer-Mix dar.

Dennoch ermuntert die Polizei zur Anzeige. Das werde jedoch nur selten genutzt, da unmittelbare Ansprechpartner wie Heimleitung oder Security personell unterbesetzt sind und Anzeigen gar nicht weitergeben. Zudem kommen viele der Flüchtlinge aus diktatorisch geführten Ländern, in denen die Polizei keine positive Rolle spielt.

Beim heutigen Fachgespräch "Verantwortung für Religionsfreiheit - Religiöse Minderheiten in Flüchtlingsheimen besser schützen" im Sitzungssaal der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag wurde immer wieder der Ruf nach Schutzräumen für bedrängte Minderheiten laut.


Fachgespräch CDU/CSU-Fraktion Bundestag
Nach zweieinhalb Stunden intensiver Beratung und Diskussion, die von längeren Koreferaten flankiert wurde, war das auch bei den Entscheidern aus Politik und Kirchenleitung angekommen: "Ja, wir schaffen Schutzräume. Ja, wir stellen Ansprechpartner". In der Praxis wird schon Einiges in dieser Hinsicht getan, nur dass es mit der aktuellen Gesetzeslage kollidiert. Flüchtlinge dürfen demnach gar nicht vorzeitig aus dem Heim in eine Wohnung ziehen, wenn die Fristen nicht abgelaufen sind. Hier steht sich die Politik selbst im Weg. Heiße Nadel?

Neben den relativ wenigen bekannt gewordenen harten Fällen körperlicher Angriffe auf Christen und andere religiöse Minderheiten läuft ein "subtiles Mobbing". Die Flüchtlinge sind auf unterschiedliche Weise traumatisiert und können durch die unterschiedlichsten Situationen "getriggert" werden. Die Anlässe sind für den Außenstehenden oft völlig banal und nicht als Auslöser brutaler Angstzustände und Erinnerungen nachvollziehbar. Das zu laute muslimische Gebet, der Tritt gegen die Tür, das Video auf dem Handy können alte Qualen noch einmal durchleben lassen.

"Wir dachten, wir kommen in ein christliches Land", zeigen sich viele geflüchtete Christen ernüchtert über ihren Einstieg in die deutsche Gesellschaft. Wissen sie doch nicht, dass die Religiösität in Deutschland seit den 1930er Jahren kontinuierlich zurückgefahren wird. Es gibt sogar eine Studie dazu.

Ein Moschee-Vertreter sah sich als Teil der Lösung und vertrat die Meinung, dass Halbwissen zu Konflikten führe und deshalb verstärkt über Religion informiert werden müsse. Die Menschen, die hier eintreffen, seien größtenteils gering qualifiziert und religiös ungebildet. Wenn Frust vorhanden sei, sei es egal, welchen Unterschied man am Anderen gerade finde. Da kann dann auch ein Moslem mit dem Moslem aneinander geraten. In seiner Moschee am Columbiadamm engagieren sich insbesondere junge Frauen für eine Brücke zur demokratisch rechtsstaatlichen Gesellschaft.

"Wir wollen keine Religionskriege in unserem Land haben, sondern ein Miteinander", sagte Volker Kauder in seiner Rede. Er plädierte dafür, die bedrohten Minderheiten bewusst in den Heimen zu belassen und statt dessen die bei uns geltende Religionsfreiheit durchzusetzen. In diesen Tenor stimmten auch andere Podiumsteilnehmer ein. "Wir werden vor solch einer Situation nicht kapitulieren", konnte den bisher verhaltenen Applaus deutlich steigern. Die über dreihundert Teilnehmer erfuhren auch, dass der Innenminister seit Januar die religiös motivierten Straftaten gesondert registriere und in das Resort der politisch motivierten Straftaten gelegt habe.

Besonderes Wohlwollen fanden die Berichte ehemaliger Flüchtlinge, die sich inzwischen aktiv in die deutsche Gesellschaft integriert haben. Applaus gab es zur Asylverweigerung bei strafrechtlich relevanten Übergriffen, was übrigens auch mit Artikel 18 des Grundgesetzes konform geht.

"Wir dachten, wir kämen in ein christliches Land", zeigt uns, dass vieles von den alten Wurzeln und Werten verloren gegangen ist. So stand heute auch die Forderung im Raum, dass Christen selbstbewusster werden müssen. "Ja, wir sind auch gegen Abtreibung", könnte ein Anfang sein.

Sonntag, 10. April 2016

Arche - Stadtmission in Lichtenberg

Die Arche alias Stadtmission Lichtenberg erfreut den Besucher mit einer modernen Predigt inklusive biblischem Tiefgang in einem etablierten Gemeindehaus nahe des Bahnhofs Lichtenberg. Es gibt einen parallelen Kindergottesdienst und eine freundliches Zugehen auf Gäste. Die Gemeinde plant einen Neubau am selben Ort, um sich noch intensiver im Kiez engagieren zu können.



Die Arche in der Archenholdstraße ist nicht zu verwechseln mit der Arche in Hellersdorf oder Hamburg oder Reinickendorf oder Treptow. Die Archenholdstraße befindet sich auch nicht in Treptow, wo die Archenholdsternwarte steht. Die Archenholdstraße mit der Arche, die heute auf dem Programm stand, befindet sich in Lichtenberg und die Gemeinde gehört zur Stadtmission.

Knapp zwanzig Stadtmissionsgemeinden laden in Berlin Sonntag für Sonntag zum Gottesdienst ein. Darüber hinaus unterhält die Stadtmission diverse soziale Projekte und führt einen monatlichen Schiffsgottesdienst im Regierungsviertel durch. Meine Frau hatte ihre ersten geistlichen Schritte in der Stadtmission Friedrichshain gemacht und erinnert sich noch heute gerne daran.

Bereits auf dem Weg wurden einige Dinge geklärt: "Das Auto vor uns fährt auch dahin", stellte ich als These an der letzten Ampel der B1 auf. Der rote Kleinwagen fuhr dann tatsächlich zum Bahnhof Lichtenberg, bog in die Archenholdstraße ab und nahm uns den letzten verfügbaren Parkplatz weg. In einer Parallelstraße konnten auch wir unser Auto abstellen und machten uns auf den Weg zurück zur Arche. "Ich gehe nicht ins Kinderprogramm", war die klare Ansage meines Sohnes. "Nee, in Lichtenberg kenne ich doch keinen", war die klare Antwort meiner Frau auf die Frage, ob denn Nostalgie bei ihr aufsteige. Hinter uns hupte ein Quietscheentchen. Ein Radfahrer fuhr vorbei und bedankte sich freundlich. Ein klares Indiz für sein Fahrtziel. Aber wird auch der kräftige Mann vor uns seinen großen Koffer dort hintragen? Geige? Geld? Maschinengewehr? Radfahrer und Mann mit Koffer grüßten sich und bogen in den Vorgarten der Arche ein. Das war ja spannend! Im Vorgarten klärte sich auf, dass das Quietscheentchen ein Pinguin war. Es nieselte.

Durch einen kleinen Vorraum gelangten wir direkt in den Gemeindesaal. Alles sehr schlicht und in braun/beige/weiß gehalten. Zu spät kommen sollte man hier nicht, da sich der Eingang direkt neben der Kanzel befindet. Es sei denn, man möchte die ungeteilte Aufmerksamkeit genießen. Wir hängten unsere Jacken weg und wurden von einer jungen Frau mit einem coolen Haarschnitt begrüßt: "Hallo, ich bin Andrea, die Pastorin". Neben uns packte der Mann mit dem Koffer sein Blasinstrument aus. Als wir eine Sitzreihe mit vier Plätzen gefunden hatten, flüsterte mir mein Sohn zu, dass die Pastorin wohl den gleichen Friseur wie Mama habe und weigerte sich anschließend, die fehlenden drei Gesangsbücher aus dem Regal am anderen Ende des Raumes zu holen. Ein Buch war uns bereits von hinten durchgereicht worden. Also ging ich, grüßte unterwegs diverse Gottesdienstbesucher und erregte damit einige Aufmerksamkeit.

Das Erregen von Aufmerksamkeit war auch der Einstiegsgedanke der Stadtmissionarin Andrea Völkner. Mit Facebook, Twitter und anderen Aktionen suche man Aufmerksamkeit zu erregen, um von seiner Umwelt wahrgenommen zu werden. Die älteren Besucher schauten sie bei "Twitter" und "Facebook" etwas fragend an, hörten aber dennoch aufmerksam zu. Überhaupt predigte die studierte Theologin so, dass man bis zum Ende ohne Aufmerksamkeitsdefizite folgen konnte. Ein Phänomen, das wir schon bei mehreren Stadtmissions-Predigern erlebt hatten. Die Predigt beschäftigte sich mit Genesis 16, wo der Konflikt zwischen Hagar und Sarai sowie das Spannungsfeld zwischen göttlicher Vorhersage und dem menschlichen Wunsch nach Beschleunigung und Nachhilfe thematisiert wird. "Du bist ein Gott, der mich sieht", war die zentrale Aussage (Vers 13), die den Bogen zur Wahrnehmung auf Twitter und Facebook schloss.

Der Gottesdienst wurde durch Lieder aus dem Gesangsbuch, dem Glaubensbekenntnis, der Kollekte, dem Vaterunser und weiteren liturgischen Elementen umrahmt. Die Kinder waren gleich zu Beginn mit einem Mitarbeiter und einer Kerze in ihr Programm entlassen worden.

Obwohl es nach dem Gottesdienst keinen Kaffee gab, liefen nicht alle sofort auseinander, sondern unterhielten sich oder gingen auf die Gäste - also uns - zu. Andrea kam und bot uns eine Führung durch die Räume an. Das war recht überschaubar, da es hinter dem großen Gemeindesaal nur noch einen per Rollo abgeteilten Bibelstundenraum, einen Kinderraum und eine Küche gab. Mit leuchtenden Augen erzählte sie uns von dem Vorhaben der Stadtmission, das alte Haus abzureißen und ein neues Haus mit Kita an diese Stelle zu bauen. Die zunehmende Ausrichtung der Arche auf den Kiez hat sich auch schon im Bezirksamt herumgesprochen. Denn von dort kam die Empfehlung zu einem Besuch. Interessant wäre noch, wie sich bei einem Neubau die Synergien mit der benachbarten Baptistengemeinde entwickeln.

Die Arche in Lichtenberg ist nun auch schon über 100 Jahre alt, meine Frau noch nicht. Dennoch trafen sie und das uns begleitende Ehepaar jede Menge alte Bekannte. Hochzeiten und sonstige verwandtschaftliche und gemeindliche Vernetzungen ziehen sich quer durch die christliche Szene Berlins. Wir sind immer wieder erfreut über das große geistliche zu Hause und den gemeinsamen Nenner: Jesus!

Zehn-Uhr-Gottesdienste haben den Vorteil, dass noch so viel vom Sonntag übrig ist. Zu sechst fuhren wir in aller Ruhe zu einem Griechen in Hohenschönhausen und ließen den Vormittag bei Cola, Fanta, zweimal Einundfünfzig, Hundertzwei und weiterem Essen mit viel Fleisch und Pommes ausklingen.

Zu Hause wurde ein großes Fotoalbum aufgeschlagen. Auf Schwarz-Weiß-Fotos mit Angst einflößender Bausubstanz im Hintergrund sollten wir erraten, wen von den Bildern wir heute alles getroffen hatten. Die Kinder erkannten sogar ihre Mama, die damals noch lange Haare hatte und so alt war wie sie jetzt.

Sonntag, 3. April 2016

Gottesdienst und Lunch in der Philippus-Gemeinde

Die Philippus-Gemeinde spricht insbesondere junge Familien und Singles aus dem Prenzlauer Berg an. Der Lobpreis ist gut und die Predigt sowie das Drumherum gehen auf normale Alltagsthemen ein. Gäste werden unkompliziert und herzlich in das Geschehen integriert.



Mal wieder C13. Diesmal kein Abendgottesdienst von Vineyard, sondern ein Lunch-Gottesdienst der Philippus-Gemeinde. Das akademische Viertel ist fester Bestandteil der Zeitplanung. Ab 10:30 Uhr ist Ankommen, um 10:45 Uhr Beginn und nach dem Gottesdienst gemeinsames Essen angesagt. Einmal im Monat gibt es solch einen "Lunch-Gottesdienst" und ansonsten Gottesdienste mit Abendmahl oder Nudeln & Pesto.

Die Philippus-Gemeinde in Prenzlberg wurde kurz vor der Jahrtausendwende im Rahmen der Gemeindegründungsaktivitäten der Lukas-Gemeinde ins Leben gerufen. Ihre ersten Schritte ging sie als Familienzentrum im Bötzowviertel und zog dann ins C13 zwischen Prenzlauer Allee und Greifswalder Straße um. Die damaligen regionalen und internationalen Gründer sind inzwischen in anderen Projekten aktiv, so dass wir gespannt waren, wen wir heute treffen werden.

Die Vorfreude war aus mehreren Gründen groß:

Der Termin war schon seit zwei Monaten geplant, es gibt verwandtschaftliche Beziehungen nach Marzahn, wir waren bisher noch nie in der Philippus-Gemeinde, kennen deren Pastor Michael Strub seit seinem Umzug nach Berlin, waren bei der Taufe des Vikars Merlin Fürstenberg dabei und hatten Chatschapui (georgische Blätterteigtaschen mit Schafskäse) zum Lunch mitgebracht.

Beim Betreten der hellen einladenden Räume wurden wir sofort sehr herzlich begrüßt. Wir gaben die Chatschapui ab und fanden uns sofort in einem umfangreichen Studium der Namen wieder. Es gab mehrere Jörgs und nur einen Matthias. Einige der Leute kannten wir aus der Lukas-Gemeinde und andere lernten wir kennen. Das Interesse war bemerkenswert und echt. Mit "Gut" konnte man eine Wie-Geht's-Frage hier nicht abspeisen, da eine sehr persönliche Art der Willkommenskultur offensichtlich die Philippus-DNA ausmacht.

Versorgt mit Kaffee nahmen wir an einem der Tische im Saal Platz und folgten der Einleitung zum Gottesdienst. Es gab viele Kinder, die zu bestimmten Momenten in ihre Gruppen gingen. Das waren Spatzen, Adler und Löwen. Unsere Kinder wurden mehrfach eingeladen, wollten aber die Predigt hören. Diese beschäftigte sich mit dem ersten Kapitel des ersten Petrusbriefes und mit Christen in einer Umgebung, die noch für das Christsein erschlossen werden musste. Im Original waren das alles Gemeinden in der heutigen Türkei. Vikar Merlin leitete damit eine Predigtreihe über die Petrusbriefe ein.

Der Lobpreis gefiel uns auch sehr gut, da die bekannten Lieder von vor zehn bis zwanzig Jahren gesungen und mit zwei Gitarren begleitet wurden. Wir mussten also nicht immer auf den treffsicher eingeblendeten Text schauen.

Anne fasste das Thema der Predigt noch einmal kurz zusammen und leitete auf die Veranstaltungshinweise über. Danach wurde das Lunch-Buffet eröffnet. Die Chatschapui waren sehr schnell weg. Es gab aber auch andere leckere Sachen und reichlich Kaffee. Die Besetzung an den Tischen  wechselte regelmäßig, blieb aber lange genug bestehen, um sich gegenseitig  kennen zu lernen. Wir wurden mehrfach über die Hintergründe unserer Wanderschaft durch die Gemeinden der Stadt befragt und zum Wiederkommen ermuntert.

Der Besuch bei der Philippus-Gemeinde war ein äußerst erbauliches Erlebnis, das wir gerne weiterempfehlen.

Sonntag, 27. März 2016

Ostersonntag beim CVJM Kaulsdorf

Der CVJM Kaulsdorf betreibt ein Gästehaus und hält für Kinder und Jugendliche in der Woche diverse Angebote bereit. Am letzten Sonntag des Monats findet ein Gemeinschaftsvormittag mit Gottesdienst und Brunch statt. Gäste sind herzlich willkommen und auch Besucher ohne christlichen Hintergrund finden bei Predigt und Liedern einen guten Zugang.



Am heutigen Ostermorgen waren wir erstmalig nach dreizehn Jahren nicht der Tradition gefolgt, den Sonnenaufgang vom Ahrensfelder Berg aus zu genießen. Das damalige Team der Jugendkirche Marzahn um Heiko Bürklin konnte allen Ernstes Jugendliche zum Frühaufstehen motivieren. Auf dem Berg wurden bei atemberaubendem Rundumblick über Berlin und Brandenburg Lieder gesungen und eine kurze Osterandacht gehalten. Heiko wurde später von Nachbarn aus seinem Wohnviertel in Eiche angesprochen. Man habe unseren Ostergruß sehr deutlich hören können:

Ostermorgen Ahrensfelder Berg Jugenkirche Marzahn
Ostermorgen auf dem Ahrensfelder Berg
"Der Herr ist auferstanden." - "Er ist wahrhaftig auferstanden!", schallte es vom Berg aus über die Landschaft.

Diesen Mechanismus wollte ich heute früh zu Hause ausprobieren und grüßte meinen Sohn mit einem: "Der Herr ist auferstanden". Kurz vom Tablet aufblickend antwortete er: "Er ist wahrhaftig auferstanden". Na, klappt doch, wobei meine Tochter nur mit einem "Und?" antwortete. OK, das war wohl nicht ihre Uhrzeit.

Als wir beim Gemeinschaftsvormittag im CVJM Kaulsdorf erschienen, waren schon viele Gäste anwesend. Das Buffet war überreich gedeckt, so dass die Kuchen auf andere Tische ausgelagert werden mussten. Eier, Salat, Lachs, Quark, Brötchen und weitere leckere Dinge standen bereit. Es waren heute auch weiter gereiste Besucher und ein Flüchtling dabei, so dass der anschließende Input ins Englische übersetzt werden musste.

Es ging um die beiden Männer, die am Ostersonntag unterwegs nach Emmaus waren und dabei Jesus trafen (Lukas 24, 13-35). Zunächst zeigten sie sich recht deprimiert über ihre zerstörte Hoffnung. Dann erzählten sie von den Frauen und anderen, die das leere Grab gesehen haben wollten. Dann nutzte Jesus ihren eigenen Erfahrungsschatz, um sich ihnen letztlich erkennen zu geben. Anschließend rannten sie los und erzählten von ihrer Begegnung mit Jesus: "Brannte nicht unser Herz, als er auf dem Weg mit uns redete und uns die Schriften öffnete".

Zum Abschluss des Gottesdienstes gab es Abendmahl. Das dritte Abendmahl an diesem Osterwochenende - heute mit Hefezopf und wahlweise Traubensaft oder Wein.

Freitag, 25. März 2016

Karfreitag - Konzert in der Gemeinde auf dem Weg

Wer auf anspruchsvollen Lobpreis und professionelles Konferenzfeeling steht, ist bei der Gemeinde auf dem Weg in Tegel genau richtig. Am Karfreitag erlebten wir dort einen dem Anlass entsprechenden Gottesdienst mit Lobpreis, Bibeltexten und Abendmahl.



Das vorherige Abendessen im Restaurant mit dem großen gelben "M" lockte auch die Kinder. Der Karfreitag hatte recht entspannt begonnen und lief insgesamt sehr ruhig mit viel Schlaf, Kaffee und Unterhaltung ab. Die Auswahl im Burger-Restaurant fiel gar nicht so leicht, da wir der Karfreitags-Tradition folgend kein Fleisch essen wollten. Eis, Pommes und Chili-Cheese-Bällchen bedienten diese Vorgaben. Wir wurden satt. In strömendem Regen sammelten wir kurz darauf Björn ein und fuhren über den Berliner Ring nach Tegel.

Die Gemeinde auf dem Weg hatte ich Mitte der 1990er öfter zu Abendgottesdiensten besucht und sehr viel geistliche Energie dabei getankt. Danach hatte ich mich für einen Einstieg in die Lukas-Gemeinde entschieden, so dass es bisher nur ein oder zwei Besuche am neuen Standort der GadW in Tegel gab.

Erstmalig betrat ich das Gebäude über das Hauptportal und war beeindruckt. Das großzügige Foyer erinnerte an das bcc am Alexanderplatz. Die Treppen und einige im Raum verteilte Stehtische mit RollUp Displays unterstrichen diesen Eindruck. Durch eine geöffnete Holztür konnte ich in das Innere eines großen Saales blicken. Wie groß und professionell.

Wir waren gar nicht darauf vorbereitet, dass wir hier so viele alte Bekannte treffen würden. Eine weitere Delegation aus Marzahn war angereist. Cornelia aus meiner damaligen Kindergruppe bei den Baptisten kam mit ihrem Mann herein und erzählte, dass sie nach einer Bibelschule in der Gemeinde auf dem Weg geblieben sei. Schön, wenn jemand aktiv geistliche Heimat sucht und findet.

Da wir recht früh eingetroffen waren, konnten wir uns noch eine Stuhlreihe in der Nähe der Bühne sichern. Zehn Leute passten bequem neben einander. Fünf nach Acht war der Saal dann gut gefüllt und die Band begann zu spielen. Heute sollten nur Lieder, Bibeltexte und das Abendmahl auf die Besucher wirken. Passend zum architektonischen Ambiente war auch die Lobpreiszeit sehr professionell gestaltet.

Zwischendurch wurden die Textpassagen aus Matthäus und Lukas gelesen, die das Geschehen von Gethsemane bis Golgatha beschrieben. Das gipfelte in einem gemeinsamen Abendmahl mit Softbröd und Wein. Da unerwartet viele Gäste erschienen waren, sollten sich die Ehepaare möglichst einen der kleinen Weinbecher teilen. Brot und Wein nahmen rapide schnell ab. "Wasser zu Wein", war das Stichwort meiner Tochter. Noch während wir an die Hochzeit von Kana (Johannes 2) und die Brotvermehrung (Johannes 6) dachten, wurden weitere Tabletts mit Brot und Wein hereingetragen. So muss das sein!

Danach gingen die Anbetungslieder weiter. Zuerst standen Jesu Tod am Kreuz und die Bedeutung für uns im Fokus. Dann folgte ein Lied, wo seine Auferstehung besungen wurde. Bei dieser Passage ging ein ungezügelter Jubel durch den Saal. Sehr beeindruckend! In dieser Begeisterung klang dann auch der Abend aus.

Nachdem wir noch einige Worte gewechselt und uns über einige aktuelle Familiensituationen informiert hatten, verabschiedeten wir uns und machten uns auf den Weg - auf den Weg nach Hause.

Donnerstag, 24. März 2016

Dorfkirche Marzahn und das Tischabendmahl

Die Dorfkirche Marzahn ist umgeben von Hochhäusern und stellt einen architektonischen Kontrast zwischen Alt und Neu dar. So bedient auch der junge Pfarrer mit Gitarrenbegleitung eine betagte Gemeinde. Die Dorfkirche Marzahn betreibt einen Kindergarten und engagiert sich für den Kiez.



Gründonnerstag:

An diesem Tag traf sich Jesus vor der Kreuzigung ein letztes Mal mit seinen Freunden zum Abendessen. Er zerbrach ein Brot und gab die Teile an die Anwesenden weiter als Symbol, dass alle Menschen, die an ihn glauben, ein Teil seines Körpers sind. Auch einen Becher mit Wein gab er herum und setzte damit das Gedenken an sein vergossenes Blut ein (siehe 1. Korinther 11, 23-26).

Meine Schwiegermutter fragte uns, ob wir mit ihr zum Tischabendmahl in die Dorfkirche Marzahn gehen. Was für eine Gelegenheit, endlich mal wieder dort vorbei zu schauen und den neuen Pfarrer kennen zu lernen. Pfarrer Frederik Spiegelberg ist um die Dreißig und Hoffnungsträger für eine generelle Verjüngung der Gemeinde, zumindest was die Wahrnehmung der Programme betrifft.

Im Obergemach des Gemeindehauses war ein langer Tisch eingedeckt. Wir waren keinem Mann mit Krug gefolgt (Lukas 22, 10), dafür aber der Schwiegermutter, die uns einen bisher unbekannten Schleichpfad durch den Rudolf-Filter-Weg zeigte. Wir waren so pünktlich, dass wir uns weiträumig um die Tafel verteilen konnten. Bis 19:30 Uhr wurde der Saal jedoch so gut besucht, dass weitere Stühle herangeschafft werden mussten. Alle sechsundzwanzig Gäste sollten direkten Zugang zum Tisch haben.

Die gesamte Liturgie inklusive aller Lieder und Textlesungen war in einem achtseitigen Begleitheftchen abgedruckt, so dass wir gut folgen konnten. Frederik Spiegelberg begleitete den Gesang auf der Gitarre. Das Tischabendmahl stellte den Höhepunkt des Abends dar. Selbstgebackenes Brot wurde in Körben herumgereicht und sollte bis zur Sättigung in der Runde kreisen. Wohl dem, der noch kein Abendbrot gegessen hatte. Bei der Weitergabe wurden Segensworte gesprochen. Gleiches galt für den Becher mit dem Traubensaft.

Während des Herumreichens wurden wir aufgefordert, über die persönliche Beziehung zum Abendmahl zu reden. Neben der Wiederholung des symbolischen Charakters der Einheit als Gemeinde Jesu über alle sozialen und altersstrukturellen Unterschiede hinweg wurde mehrfach die besondere Art des Tischabendmahls gelobt. Das sei genau der Rahmen, den man sich für ein Abendmahl wünsche.

Anschließend war meine Schwiegermutter sofort von Leuten umringt. "Klar, Familie Lampe kennt man in Marzahn", erklärte sie uns und kehrte in ihr Gespräch über die Jugendstreiche ihrer Brüder und die Erlebnisse mit ihren Eltern zurück. Ich war beeindruckt.

Über den Rudolf-Filter-Weg gingen wir nach Hause - nicht nach Gethsemane. Dort war ja Jesus für uns hingegangen.

Dienstag, 22. März 2016

Angela Merkel im Don-Bosco-Zentrum Marzahn

Das Don-Bosco-Zentrum engagiert sich in Marzahn für Jugendliche, die normalerweise keine Chancen am Arbeitsmarkt hätten. Heute besuchten Angela Merkel, Petra Pau und Monika Grütters das Manege-Projekt.



Wenn die Kanzlerin kommt, ist die Aufregung groß. Das beginnt bei den großzügigen Absperrungen um das Don-Bosco-Zentrum und endet bei den Jugendlichen des Manege-Projektes, die selten die Gelegenheit haben, so nah an den Menschen zu sein, die sie sonst nur aus dem Fernsehen kennen.

Gut, Petra Pau ist in Marzahn präsent, insbesondere wenn es um Flüchtlinge geht. Monika Grütters sieht man in ihrem Wahlkreis seltener, da sie mit der Verleihung diverser Film- und Kulturpreise beschäftigt ist. Und Angela Merkel ist weltweit gefragt, so dass ihr heutiger Besuch eine besondere Ehre ist.

Dieser Ehre sind sich auch die Betreiber des Manege-Projektes bewusst. Schwester Margareta läuft aufgeregt durch die Reihen der Jugendlichen, gibt letzte Anweisungen an die Mitarbeiter und wartet auf das Eintreffen der Gäste.

Petra Pau erscheint zuerst. Sie entsteigt einem kleinen silbernen BMW. Sie wird herzlich von Schwester Margareta begrüßt. Monika Grütters erscheint mit einem schwarzen Audi. Alex, ein Manege-Schüler, stürmt auf sie zu und umarmt sie zur Begrüßung. Die Linke und die CDU unterhalten sich recht entspannt, bis die Kanzlerin eintrifft.

Don Bosco Manege Angela Merkel Marzahn
Angela Merkel beim Manege-Projekt im Don-Bosco-Zentrum Marzahn
Angela Merkel wird durch Dauerapplaus begrüßt und schreitet die lange Reihe der Jugendlichen ab. Hände schütteln, Selfies und Platzieren vor dem grünen Manege-Bus zum Gruppenfoto. Ein Mann verdeckt den Fotografen ständig den Blick auf die Kanzlerin.

"Schön, dass du da bist", steht auf dem Bus. Er zeigt die Silhouette von Marzahn.

Die "Manege" ist ein Pilotprojekt für Jugendliche, die aufgrund von Behinderungen oder ihrer sozialen Herkunft kaum Chancen auf dem allgemeinen Ausbildungsmarkt hätten. Der Bund unterstützt achtzehn solcher Projekte als Arbeitsmarktinstrument. Angela Merkel informiert sich heute über die praktische Umsetzung und die Ergebnisse. Auf dem Programm stehen die Holzwerkstatt und der Friseur-Salon. Letzteren hatte sie offensichtlich nicht selbst in Anspruch genommen, was die Vorher-Nachher-Fotos dokumentieren.

Während des Rundganges stehen Kekse und Getränke für die Pressevertreter bereit. "Heute ist alles kostenlos", sagt die Dame hinter dem Tresen und löst eine Welle der Getränkebestellungen bei Jugendlichen und Kameramännern aus. Einige verdrücken sich in die Nachbarräume und essen Kekse. Andere sichern ihre Poleposition für die geplante Presseerklärung.

Als Angela Merkel mit zwanzig Minuten Verspätung zum Pressestatement erscheint, ist sie sichtlich gerührt vom Engagement der angestellten und ehrenamtlichen Mitarbeiter sowie den Ergebnissen, die dieses Projekt bei den Jugendlichen erzielt.

Dann wechselt sie noch einige Worte mit Bezirksstadträtin Dagmar Pohle, erfährt die Einwohnerzahl von Marzahn, freut sich über den deutlichen Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit und verlässt das Don-Bosco-Zentrum durch eine Menge applaudierender Jugendlicher. Jemand hat eine Deutschlandfahne mitgebracht und am Zaun ausgerollt.

"Wir denken an Sie", verabschiedet Schwester Margareta die Kanzlerin.

Hier noch ein Video: Angela Merkelbesucht das Don-Bosco-Zentrum in Marzahn

Sonntag, 20. März 2016

Eben Ezer in Lichterfelde

Eben Ezer ist eine frische Landeskirchliche Gemeinschaft im Süden Berlins. Die Altersstruktur ist gut durchmischt. Es gibt viele Kinder, Jugendliche, mittleres Alter und Senioren. Bei Eben Ezer trifft der Besucher angenehm niveauvolle Menschen. Die Predigt ist ansprechend und Gäste werden herzlich und mit Interesse aufgenommen.



Bei Eben Ezer denken unsere Kinder sofort an die Weihnachtsgeschichte der Muppets, aber auch nur dann, wenn "Eben Ezer" mehr oder weniger versehentlich in der englischen Form als "Äbbennieser" ausgesprochen wird. Ebenezer Scrooge ist Hauptakteur dieser Weihnachtsgeschichte und erlebt im Laufe des Films eine sehr interessante Veränderung seiner Persönlichkeit.

"Eben Ezer" kommt aus dem Hebräischen und bedeutet "Stein der Hilfe".

Da wir schon so einiges über diesen "Stein der Hilfe" gehört hatten, machten wir uns heute zur Landeskirchlichen Gemeinschaft Eben Ezer in Lichterfelde auf den Weg. Lichterfelde sollte nicht mit Lichtenberg, Lichtenrade oder Liechtenstein verwechselt werden, auch wenn es ganz weit weg erscheint. Bei der Anfahrt kamen wir an vielen Gemeinden vorbei:

Katholische Kirche "Von der Verklärung des Herrn", Christus Gemeinde, Berlin Projekt, Berlin Connect, Französischer Dom, Lukas-Gemeinde, Baptisten Schöneberg, Baptisten Tempelhof, Heilsarmee Friedenau und ICF Tempelhof, um nur einige zu nennen. "Ach, fahrt ihr zu den Methodisten?", fragte meine Mutter. "Nein, zu Eben Ezer", sagte ich und gönnte ihr den parallelen Gottesdienst in einer weiteren hier nicht aufgezählten Gemeinde. Überall Gottesdienste in der Stadt. Diese Fülle an christlichem Leben wird einem selten so bewusst.

Nach 94 Ampeln mit einer Grünquote von 83% erreichten wir innerhalb von 45 Minuten die Celsiusstraße und betraten Fünf vor Zehn die Hallen der Eben-Ezer-Gemeinde. Die Begrüßung war sehr herzlich aber keinesfalls aufdringlich. Wir fühlten uns in eine Willkommenskultur hinein genommen, die wir auch bei der Heilsarmee Friedenau, dem CVJM Kaulsdorf oder der Apostel Petrus Gemeinde im Märkischen Viertel erlebt hatten. Überhaupt erinnerte vieles an die APG: das kleine Gemeindehaus inmitten hoher Neubauten. Man könnte auch fast von einer geografisch optischen Dreierbeziehung zum Märkischen Viertel und Marzahn reden. Kurzum: Wir fühlten uns sofort sehr wohl!

In diesem ehemaligen katholischen Kirchengebäude haben rund 250 Besucher Platz. Wegen der Osterferien waren allerdings nur etwa 100 Gottesdienstbesucher anwesend und die Jugend, deren Stammplätze wir besetzten, war auf einer Freizeit. Eben Ezer ist eine der wenigen bisher besuchten Gemeinden mit einer ausgewogenen Altersstruktur. Als die Kinder in ihr Programm verabschiedet wurden, ging zunächst ein Rauschen durch den Saal. So muss sich Pfingsten angehört haben. Aus allen Ecken strömten Kinder herbei und stellten sich vor dem Altar auf. Ich zählte. "Das sind so viele Kinder wie rote Ampeln heute", sagte ich zu meinem Sohn. "Zufall?", fragte er. "Ja!"

Hinter dem Altar war ein großes hölzernes Kreuz mit einer Jesus-Figur angebracht. Unsere Nachbarin erklärte uns, dass dieses noch aus der katholischen Verwendung der Kirche stamme und nur in der Osterzeit hervorgeholt werde. Ansonsten hänge dort ein schlichtes Holzkreuz.

In der Predigt ging es um - Jesus! Anhand des oftmals dick gedruckten Textes aus Philipper 2, 5-11 wurde die Gesinnung Jesu erläutert und wir zur Nachahmung aufgefordert. Mehrere Besucher hatten Bibeln gezückt und schrieben eifrig in ihre Notizbücher. Mit Humor und Tiefgang wurde das Thema entfaltet und mithilfe des Victory-Zeichens der Abstieg durch Leid und Herausforderungen (Verse 6-8) sowie der anschließende Aufstieg (Verse 9-11) durch Auferstehung und Ehre bei Gott verdeutlicht.

Der Liturgie hätten wir mit einem Begleitzettel oder lückenlosen Hinweisen auf die Nummern im Gesangsbuch etwas besser folgen können. Da wir recht weit hinten saßen, fiel das aber nicht weiter auf. Es gab Ansagen, Kollekte und Abendmahl. Letzteres wurde aus logistischen Gründen auf vier Gruppen verteilt. Die Moderation war sehr angenehm und Zwanzig nach Elf war der Gottesdienst zu Ende.

Dann begann der Gemeinschaftsteil bei Kaffee und Kuchen. Wir tauchten wieder in eine herzliche Atmosphäre des gegenseitigen Interesses ein und waren erstaunt, wen wir hier so alles trafen, insbesondere aus uralten Zeiten bei Campus für Christus. Auch unsere Kinder wurden angesprochen und aktiv in die Unterhaltungen einbezogen. Gegen Eins verließen wir Eben Ezer.

"Das nächste Mal nehme ich einen Poller-Schlüssel mit", sagte meine Frau und zeigte auf die rot-weißen Pfähle, die uns die Durchfahrt aus der Fahrenheitstraße in die Celsiusstraße verwehrt hatten. Das Bemerkenswerte an diesem Satz war "das nächste Mal". Ein größeres Lob hätte kaum ausgesprochen werden können. Sie signalisierte sogar Interesse am bei Eben Ezer geplanten Eheseminar.

Auf dem Rückweg stoppten wir bei "Nouva Roma" (Großbeerenstraße, Ecke Körtingstraße) und erlebten dort gute und erstaunlich preiswerte italienische Kochkunst. Dabei zeigten sich auch unsere beiden Marzahner Begleiter beeindruckt über die angenehme Atmosphäre und die gute Predigt bei Eben Ezer. Das ging so weit, dass wir sogar einen weiteren Besuch beim Männerabend in Lankwitz planten.

Montag, 14. März 2016

Männertreffen mit viel Kritik

Die "Männertreffen 2016" finden in monatlichen Abständen im Süden Berlins statt. Heute ging es um die praktische Auseinandersetzung mit dem Thema Kritik und dem Buch "Kultiviert Kritisieren" von Ralf Juhre.



Beim Gesprächsform Leben + Glauben hatten etwa 50% der Teilnehmer die Möglichkeit, sich für das nächste "Männertreffen 2016" anzumelden. Es sollte im Rahmen einer nur männlich besetzten Gesprächsrunde um die Vertiefung des Themas "Kritisieren ohne zu verletzen" gehen. Obwohl Frauen das ja wohl auch nötig hätten, oder?

Jedenfalls meldete ich mich an und bekam prompt am Vortag eine Erinnerungs-SMS. Das signalisierte ein gewisses Maß an Professionalität. Dennoch war mir völlig unklar, wer der Veranstalter ist und wie die Zusammensetzung der Teilnehmer aussehen wird. Google-Maps zeigte mir eine nicht ganz so eindeutig einschätzbare Parkplatzsituation vor Ort, so dass ich sehr pünktlich losfuhr und eine Viertelstunde vor Beginn eintraf. Parkplätze standen reichlich zur Verfügung.

Das Bürogebäude in der Haynauer Straße in Lankwitz beherbergt diverse Firmen und Einzelbüros. Der Fahrstuhl hatte einen Geruch, den ich irgendwoher kannte, aber nicht zuordnen konnte. Er endete eine Etage vor Ziel. Super! So etwas kann in einem wilden Irrlauf durch einen dunklen Bürokomplex mit Übernachtung im Papierkeller enden. Ephraim Kishon hatte seinerzeit ein ähnliches Szenario über einen Hotellift beschrieben. Ein spärliches Licht zeigte jedoch, dass die oberste Etage über eine Treppe zu erreichen sei. Geschafft!

Wilfried stellte gerade Lemonaid+ und weiteren Chari Tea in verschiedenen Farben auf den Tisch. Knabberzeug mit undefinierbarer vegan wirkender Zusammensetzung und gemeine Kekse folgten. Lederstühle wurden um einen Konferenztisch gruppiert. Mehrere Stapel des Buches von Ralf Juhre wurden platziert. Dann trafen nach und nach die Männer ein. Rolf, Michael, Rolf, Helge, Rolf und weitere Männer aus dem Altersspektrum Dreißig bis Sechzig setzten sich an den Tisch. Vom Sehen her kamen mir einige von ihnen bekannt vor. Zielgruppe des Männerabends war also offensichtlich der berufstätige Mann ab Dreißig. Letztendlich hatten wir eine biblische Zahl erreicht: Vierzehn! Vierzehn ist der Zahlenwert des Namens David und wird in Matthäus 1, 17 aufgegriffen.

Helge - nicht der Schneider - stieg relativ schnell in das Thema ein. Jeder der Anwesenden konnte noch ein Kritik-Buch von Ralf Juhre zum Sonderpreis erwerben. Im Laufe des Abends stellte ich fest, dass das Lesen des Buches eine sehr gute Grundlage zum Mitreden war. Das Kritisieren ohne zu verletzen übe ich ja schon seit geraumer Zeit. Der Erfolg stellt sich jedoch ähnlich schwer ein, wie das Erreichen meines Idealgewichtes von unter achtzig Kilo. Das Buch von Ralf Juhre hatte mir aber noch einmal sehr gut geholfen, die Grundprinzipien eines kultivierten Kritisierens zu verinnerlichen.

Viele der anwesenden Männer hörten die wertvollen Impulse das erste Mal. Helge verstand es, die Diskussion anzuregen und ließ viele persönliche Erfahrungen und theoretische Inhalte einfließen. Und dann gab es da noch diese Saloon-Situation: Man stelle sich einen gut mit Cowboys gefüllten Saloon vor. In der Mitte sitzt John und sagt etwas, das alle anderen provoziert. Zeitgleich werden die Revolver gezogen. Zeitgleich klicken die Abzugssicherungen. Die Läufe sind auf John gerichtet. Unser John hieß Wilfried. Wilfried hatte angefangen. Er zitierte Lukas 19 Vers 10 mit "Denn der Sohn des Menschen ist gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren ist". Auch die bisher stillen Männer holten nun Bibelverse hervor und es entstand ein regelrechtes Bibelvers-Gefecht. Niemand wurde verletzt. Ich war beeindruckt über die versteckten Potenziale dieser Männer.

Das schärfte die Gruppendefinition des Abends etwas nach. Es ging also um berufstätige Männer ab Dreißig mit einem erheblichen Bibelwissen, welches zwar nicht öffentlich zur Schau getragen, aber im Ernstfall hervorgeholt wird. Dennoch sind die Themen so auf den Alltag bezogen, dass auch ein Mann ohne diesen biblischen Hintergrund von solch einem Treffen profitieren kann.

Vierzehn Männer um einen Konferenztisch, der eigentlich für acht Personen vorgesehen war, sind doch recht viel. Der Kreis hat Potenzial für eine Teilung oder einen größeren Tisch. Im April jedenfalls fahren die Männer gemeinsam nach Kassel zum Männertag von Team.F. In Kassel ist mehr Platz. Es werden über 300 Männer erwartet.

Eigentlich schade, dass es Montag Abend war. Nach einigen guten Gesprächen zwischen Fahrstuhl und Parkplatz wollten noch Einige in die nahe gelegene Pizzeria fahren. Das war mir dann doch zu spät. Ich begab mich auf den Heimweg.

Ach so, Veranstalter der "Männertreffen 2016" ist "Eben Ezer" in Lichterfelde.

Sonntag, 13. März 2016

CVJM Kaulsdorf in Zinnowitz

Wie viele Menschen sich dem CVJM zugehörig fühlen, sieht man erst bei einer Freizeit. In einer sehr entspannten Atmosphäre lief die Zinnowitz-Freizeit des CVJM Kaulsdorf ab. Es gab biblischen Input, gute Gemeinschaft, neue Freundschaften und viel Freizeit im wahrsten Sinne des Wortes. Das Wochenende war sehr erholsam.



"Zinnowitz - Zinnowitz - Zinnowitz" schallt es durch den Gemeinschaftsraum der Familienferien- und Begegnungsstätte St. Otto in Zinnowitz. Das katholische Ferienobjekt ist nur etwa zweihundert Meter durch Wald und Dünen von der Ostsee entfernt. Eine kühle Brise umweht die Nasen. Nur wenige Mutige wagen einen Schritt ins kalte Wasser. Eine Reitergruppe trabt am Strand entlang und hinterlässt markante Zeugnisse ihres Ausrittes.

"Zinnowitz - Zinnowitz - Zinnowitz" erschallt es auch nach der zweiten Strophe im Gemeinschaftsraum. Alle haben ihren Spaß an diesem selbst gedichteten Lied zur wiederholten CVJM-Freizeit in Zinnowitz.

Bereits die Einladung klang so entspannt und passte trotz differenzierter Zimmereinteilung auf eine A4-Seite. Etwa dreißig Personen hatten sich angemeldet und waren am Freitag angereist. Zinnowitz ist von Berlin aus in etwas mehr als zwei Stunden zu erreichen. Die Fastfood-Kette mit dem gelben Buchstaben gibt es erst wieder kurz vor dem Ziel, so dass ein zeitaufwendiger "Nothalt" für die lieben Kleinen nicht eingelegt werden muss. Das Essen bei St. Otto ist ohnehin reichlich und trifft jeden Geschmack.

Zinnowitz CVJM Kaulsdorf
CVJM Kaulsdorf in Zinnowitz - Gruppenfoto mit Teenagern
Nach dem Abendessen - freitags nur Fisch und Käse - sangen wir erstmalig den neuen Zinnowitz-Song. Alle stimmten in die eingängige Melodie ein und waren somit gut erwärmt für den Rest des Abends. Schauspieler Rolf-Dieter Degen leitete professionell und mit viel Witz durch die Kennenlernrunde. Danach gab es einen längeren guten Input über die Beziehung zu Jesus. Dass wir zu wenige Chips und zu viel Wein dabei hatten, merkten wir beim anschließenden Get-together. Mehrere lustige Runden saßen zusammen und spielten oder unterhielten sich. Neue Freundschaften wurden geknüpft.

Der Samstag begann mit einem schlaftrunken absolvierten Frühstück. Gegen 10:00 Uhr erschallten Lieder durch den Gemeinschaftssaal und ein weiterer Input von Sebastian Kapteina folgte. Er nutzte einen Text aus dem Kolosserbrief und sprach über Jesus, Jesus, Jesus. Christus und unsere Beziehung zu ihm standen im Mittelpunkt. Danach war frei: Mittagessen, Strandwanderung, Mittagschlaf, Volleyball, Gespräche, Off-Road-Fahrt durch die schlammige Umgebung von Zinnowitz. Es war also für jeden etwas dabei.

Am Abend war etwas mehr Knabberzeug aufgetaucht. Dafür öffneten wir weniger Wein und Sekt. Das wäre ohnehin ungünstig für die Spielefraktion gewesen, die sich nach wenigen Runden Brettspiel in einen Kreis setzte und kriminelle Phänomene in einem Dorf aufzuklären versuchte. Dem fielen wohl so einige harmlose Dorfbewohner zum Opfer. An der Bar hatten wir andere Themen. Es ging um theologischen Fragen zu Liedtexten, die geistliche und personelle Entwicklung in der EKBO, das 97-Prozent-Buch von Robert Fraser und YouTube-Filme mit besonderen Grenzsituationen des Autofahrens.

"Zinnowitz - Zinnowitz - Zinnowitz" sangen wir auch am Sonntagmorgen bevor Sebastian den dritten Input zur Gott-Mensch-Beziehung anhand des Hebräerbriefes entfaltete. Gastfreundschaft und das gesunde Zusammenspiel zwischen Mitmenschen, Gott und uns selbst prägten seine Ausführungen. Anschließend gab es eine Nachdenkzeit und das Abendmahl. Wir waren sehr bewegt und gingen mit diesen Gedanken zum Mittagessen: Braten, Klöße und Rotkohl.

An der langen Tafel saßen wir Sebastian gegenüber und erfuhren sehr viel über das Konzept von Vineyard. Hauskreise entstehen, wachsen und treffen sich einmal im Monat zum Gottesdienst. Es gibt auch Hauskreise, die wegen ihrer Größe inzwischen sogar eigene Gottesdienste durchführen. Die Leitung ist breit aufgestellt, so dass sich keine hierarchischen Herrschaftsstrukturen herausbilden können. Die monatlichen Gottesdienste werden im Rotationsprinzip von den Kiez-Gruppen gestaltet. Mitarbeiter werden nicht krampfhaft für vorhandene Dienstbereiche gesucht, sondern es wird nach förderungswürdigen Begabungen geschaut und die Leute zum Leben in ihrer Berufung ermutigt. Das ist ganz im Sinne des oben bereits thematisierten Buches von Robert Fraser.

Das macht auch die Gemeinschaft beim CVJM so entspannt. Jeder bringt sich gemäß seiner Begabungen ein. Notwendige Arbeiten werden gesehen und einfach erledigt. Leitung erfolgt durch ermutigende Anwesenheit und stilles Vorbild. So stellt man sich Leib Christi im biblischen Sinne vor.

Nachdem sich diese organische Gemeinschaft zu einem Gruppenfoto formiert hatte, gab es einen weiteren Spaziergang zum Strand. Immer wieder folgten herzliche Verabschiedungen und dann verließen auch wir St. Otto.

In unseren Gedanken klang ein Refrain: "Zinnowitz - Zinnowitz - Zinnowitz".

Sonntag, 6. März 2016

SELK - Alle Sünder willkommen!

Die SELK in Marzahn legt in ihrer Liturgie einen hohen Wert auf Sünde, Buße und Vergebung. Die Predigt war interessant und biblisch. Die Altersstruktur ist gut durchmischt und es gibt einen parallelen Kindergottesdienst. Gäste werden freundlich und interessiert aufgenommen. Die SELK Marzahn engagiert sich mit "Laib und Seele" für den Bezirk.



Noch bevor man die Bilder auf der Webseite der SELK Marzahn wahrnimmt, fällt dem Besucher der Slogan "Alle Sünder willkommen!" ins Auge. Die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche erscheint mit ihren Projekten wie "Laib und Seele" öfter in der Tagespresse. Besonders dramatisch war vor einigen Jahren der abgebrannte LKW, der für den Transport von Lebensmittelspenden gebraucht wird. War das ein technischer Defekt oder willkommene Sünder?

Für heute war ein Predigtgottesdienst zum Kirchenjahres-Sonntag "Lätare" angekündigt. Das Wort "laetitia" kennt man von der spanischen Königin - Freude - also freut euch!

Obwohl wir zwei Minuten vor Elf durch die Eingangstür der ehemaligen Kita im Plattenbaustil traten, hatte der Gottesdienst bereits begonnen. Wir legten unsere Jacken ab und setzten uns in die letzte Reihe des erweiterungsfähigen Gemeindesaales. Ein Gesangsbuch mit Begleitzettel wurde uns in die Hand gedrückt. Mein Sohn suchte das erste Lied raus.

Die Wand neben dem massiven Altartisch war passend zum Kirchenjahr mit jeweils drei violetten Vorhängen verziert. Über dem Altar hing ein Kruzifix mit beeindruckender Jesus-Figur. Es wirkte alles sehr gepflegt und perfekt ausgeleuchtet. Orgelmusik erschallte aus dem Off, so dass wir zunächst vermuteten, dass diese wie bei den Baptisten in der Schönagelstraße per Smartphone eingespielt wurde. Später stellte sich jedoch heraus, dass Organist und Instrument hinter einer Schiebewand platziert waren. Die Lieder waren vor mehreren hundert Jahren geschrieben worden und gut bekannt, so dass wir lauthals einstimmen konnten.

Neben zwanzig Besuchern, von denen wir bereits fünf Personen stellten, waren drei bis fünf Kinder dabei, die im Laufe der Liturgie zum Kindergottesdienst entlassen wurden. Es waren alle Altersgruppen vertreten. Für uns als Gäste war es sehr praktisch, dass die Liturgie fast wörtlich auf den Begleitzetteln abgedruckt war. Es gab mehrere lateinische Überschriften. Um Lätare ging es jedoch nicht. Dafür stellten Sünde, Beichte und Buße einen wichtigen Bestandteil der Liturgie dar.

"Geh", war die zentrale Aufforderung in der Predigt. Ausgehend von Exodus Drei über Exodus Vier Vers Zwölf wurden in der Predigt sehr viele Bibelpassagen vorgelesen. Es waren auch das Buch Jona und Teile aus dem ersten Königebuch dabei, wo es um den Konflikt zwischen Ahab und Elia ging. Gefühlt bestanden 50% der Predigt aus Bibelzitaten. So etwas ist selten und trainiert das Bibelwissen. Immer wieder wurde dabei der Bogen zum "Geh" geschlossen. Trotz konzentrierten Minecraft-Spiels kann mein Sohn bis jetzt noch ohne zu Zögern den Hauptpunkt der Predigt wiederholen: "Geh".

Die Heftklammern im Predigtmanuskript erzeugten während des Weiterblätterns einige Pausen. Lose Blätter hätte man neben oder hinter den Stapel legen können. Wir haben auch schon Prediger mit Ringbüchern, Notizbüchern, losen Blättern, Tablets, MacBooks oder ganz ohne schriftliches Konzept gesehen.

Anschließend wurden wir freundlich angesprochen und nach gemeindlicher Zugehörigkeit, dem Wohnort sowie dem Zweck unseres Besuches gefragt. Wir wechselten einige Worte und erfuhren, dass nur wenige Gemeindemitglieder im Kiez wohnen. Dann verließen wir die ehemalige Kita. Es regnete immer noch in Strömen. Vor der SELK parkten zwei LKWs mit der Aufschrift "Laib und Seele".

Montag, 29. Februar 2016

Gesprächsforum Leben + Glauben

Das Gesprächsforum Leben + Glauben bietet eine gute Plattform zum Mitbringen von Freunden und Bekannten zu professionellen Vorträgen an einem neutralen gepflegten Ort außerhalb der Gemeinde. Die Themen werden mit niederschwelligen christlichen Inhalte vermittelt, so dass sich niemand überrumpelt fühlen muss.



Das Best Western in Steglitz ist sehr zentral gelegen. Direkt neben der Stadtautobahn verfügt es über ein großes Parkhaus und entsprechende Räumlichkeiten für Tagungen und Konferenzen. Die Außenoptik des Hotels erregt zwar einige Skepsis, aber diese steht ja auch bei anderen Bauten wie dem Hotel Maritim am Bendlerblock im Widerspruch zur Innenarchitektur.

Die Einladung zum gestrigen Gesprächsforum Leben + Glauben avisierte mein Spezialthema "die Kunst zu kritisieren, ohne zu verletzen". Als Referent war Unternehmensberater Ralf Juhre angekündigt. Wir waren gespannt.

Die Schilder und Pfeile leiteten uns treffsicher zum Ballsaal, wo wir gleich mehrere Bekannte aus der christlichen Szene der Stadt trafen. Kurzer Check-in, Mäntel abgeben und hinein in die illustre Gesellschaft von Unternehmern und leitenden Angestellten. Die liebevoll per Hand geschriebenen Tischkärtchen mit unseren Namen standen in der Nähe der Bühne auf Tisch 14. Unsere sechs Tischnachbarn hatten bereits Platz genommen. Mit einer provozierten Sogwirkung drehten wir unsere Schilder um und kamen auf diese Weise erst einmal über unsere Namen ins Gespräch. Das Eis war gebrochen.

Dann entfaltete Ralf Juhre das Thema. Vieles war bekannt. Allerdings ist es gut, bekannte Prinzipien immer wieder neu zu verinnerlichen. Während sich meine Frau für den richtigen Einstiegssatz bei für Kritik resistenten Gesprächspartnern interessierte, blieb bei mir hängen, dass ein wichtiges Moment des effektiven Kritisierens die Kontrolle der eigenen Emotionen ist. Das sei nicht so einfach, wenn Kritik durch Verbitterung motiviert sei oder eingehende Kritik auf alte Verletzungen stoße. Der Themenkomplex ist zu groß, um alle Facetten bis hin zu Vergebung und Heilung zu beleuchten. Ralf Juhre überzog seinen spannenden Vortrag ohnehin schon und musste mehrfach auf das angerichtete Buffet hingewiesen werden. Er ging damit recht entspannt um, zumal er die Zuhörer auf seiner Seite hatte.

Das Buffet war seinen Preis wert. Wir waren erstaunt, wie gut die Versorgung der etwa hundertdreißig Gäste organisiert war. Wir mussten nicht einmal antizyklisch vorgehen, um in einer vertretbaren Zeit wieder am Tisch zu sitzen. Da kennen wir ganz andere Szenarien.

An den Tischen ging es längst nicht mehr um die Bedeutung und Herkunft der Namen, sondern um familiäre Herausforderungen, die Mitarbeiterführung und um das Thema Kritik. Es konnten kleine Zettel mit Fragen beschrieben werden, die der Referent nach dem Essen noch beantworten wollte. Es kamen viele solcher Zettel zusammen, die aber dennoch alle geklärt werden konnten. Wir stellten fest, dass das Thema ein wirklich breites Interesse geweckt hatte und die Auseinandersetzung mit Kritik in verschiedenste Richtungen ging. Entsprechend intensiv wurde Ralf Juhre auch anschließend noch von Fragenden belagert.

Aber was hat Kritik mit Glauben zu tun? Auf eine angenehme Art waren gelegentlich Bibelzitate oder christliche Werte in den Vortrag eingeflossen, die aber keineswegs aufdringlich wirkten. Ein Gast, der von seinem christlichen Bekannten eingeladen worden war, zeigte sich anschließend erstaunt darüber, dass die christlichen Inhalte so niederschwellig vermittelt worden waren. Wir hatten dann noch ein kurzes aber gutes Gespräch über Taufe, Christsein im Alltag und das Einlassen auf eigene Erfahrungen mit Jesus.

Sonntag, 28. Februar 2016

Hofkirche Köpenick - Baptisten im Jrünen

Die Hofkirche Köpenick ist eine etablierte Baptistengemeinde im Südosten Berlins. Das Kirchengebäude auf dem Hinterhof passt sich in das Kiezensemble ein. Die Hofkirche zeigt ein starkes soziales Engagement und bietet Veranstaltungen für sämtliche Altersgruppen an.



"Ein Gottesdienst mit Tieren?", fragte mein Sohn als ich erzählte, dass wir zur Hofkirche in Köpenick fahren. Auf diese gedankliche Verbindung wäre ich gar nicht gekommen: "Es ist wohl nicht der Bauernhof sondern der Hinterhof gemeint". In der Hofkirche Köpenick wurde ich vor achtundzwanzig Jahren getauft. Die Gemeinde war damals bekannt für ihre Band. Einige Köpenicker traf ich Ende 1989, als ich den Wehrdienst verweigerte. Danach gab es kaum noch Berührungspunkte.

Erst durch unseren Kontakt zum CVJM Kaulsdorf wurden wir auf die Idee gebracht, einen Gottesdienst in der Hofkirche zu besuchen. Der CVJM liegt auf halber Strecke nach Köpenick. Der Wagen rumpelt über sanierungsbedürftiges Kopfsteinpflaster. "Ist ein Glas wirklich halb leer, wenn die Luft durch Vakuum ersetzt wird?", liest mein Sohn eine Fragestellung aus seinem wissenschaftlichen Buch vor.

Die Parkplatzsituation ist angespannt, aber kostenlos. Viele der Gottesdienstbesucher wohnen gleich um die Ecke und kommen zu Fuß. Bereits am Eingang begegnen uns Freunde aus dem CVJM. Hinter der unspektakulär wirkenden Durchfahrt eines typischen Berliner Altbauhauses eröffnet sich der Blick auf ein stilechtes Kirchengebäude. Eine Kirche im Hinterhof - die Hofkirche.

Der Gottesdienst ist sehr gut besucht. Es gibt nur noch wenige freie Plätze, obwohl es erst Fünf vor Zehn ist. "Okuli" heißt der heutige Sonntag im Kirchenjahr. Die Kinder stoßen mich in die Seite, als ich eine Guckst-du-Geste mache. Es wird Psalm 25 Vers 15 verlesen: "Meine Augen sind stets auf den HERRN gerichtet, denn ER wird meine Füße aus dem Netz lösen". Die Moderatorinnen wechseln sich ab. Mit einem Mikro in der Hand geht die zweite Moderatorin durch die Reihen und sucht nach Gästen, die einen Gruß übermitteln möchten. Wieder einmal sind wir nicht darauf vorbereitet. Das werden wir demnächst ändern.

Dann tritt der Chor auf und begleitet das gemeinsame Singen. Der Beamer hängt ganz oben im Deckengewölbe und benötigt einige Zeit zur Erleuchtung. Die Gemeinde zeigt sich auch ohne diese moderne Technik textsicher bei Paul Gerhardt. Ich zähle die Reihen und multipliziere sie mit den Stühlen je Reihe. Es müssen etwa hundertdreißig Gottesdienstbesucher anwesend sein.

Kinder verlassen mit drei Mitarbeiterinnen den Saal zum Kindergottesdienst. Die Predigt hält Uwe Dammann, den ich noch aus Zeiten des GJW (Gemeinde Jugendwerk) kenne, einem Tummelplatz für angehende Pastoren und engagierte Jugendliche. Es geht um Epheser Fünf, Unreine, Unzüchtige, Habgierige, Götzendiener sowie Nachahmer Gottes als geliebte Kinder. Mit seiner sonoren Radiostimme und trockenem Humor nimmt er die Zuhörer in die Divergenzen des Textes hinein.

Nach dem Gottesdienst stürmen mehrere Gemeindeleute auf uns zu und begrüßen uns. Wir treffen Freunde aus alten baptistischen Zeiten, die auch einen längeren Exkurs zur Lukas-Gemeinde in Schöneberg gemacht hatten und nun wieder bei ihren Wurzeln gelandet sind.

Es gibt Kuchen, Gespräche und kalten Hund im Gemeindekaffee. Wir unterhalten uns eine Weile zwischen Tür und emsig Nachschub holenden Gästen und weichen dann zu sechst zum benachbarten Inder aus. Alle haben aufgegessen. Die Sonne scheint.

"Was passiert eigentlich, wenn man die jeweiligen Elementreihen des Periodensystems als echte Elemente zusammenstellt?", geht es im Buch meines Sohnes mit der Suche nach wissenschaftlichen Antworten auf absurde hypothetische Fragen weiter.

Sonntag, 21. Februar 2016

Alles Kaulsdorf oder was?

Der CVJM Kaulsdorf ist immer wieder ein angenehmer Anlaufpunkt für Gemeinschaft und einen entspannten monatlichen Gottesdienst mit Brunch.



Irgendwie zieht es uns immer wieder nach Kaulsdorf: vor zwölf Jahren zur Geburt unseres Sohnes, vor vier Jahren zum Anfertigen von orthopädischen Einlagen, vor zwei Jahren zum Einbau einer Auto-Alarmanlage, vor einer Woche in die Dorfkirche und heute zum Brunch-Gottesdienst in den CVJM. Sollte uns das nicht zu denken geben? Keine Ahnung!

Der Morgen begann mit einer ungeplant startenden YouTube-Predigt von Willow-Creek-Pastor Bill Hybels. Es ging darum, was im Leben wirklich zählt. Das Konto, das Auto, das Haus, die Arbeit oder die Familie, die Gemeindefreunde, die Beziehung zu Jesus? Er betrachtete die Prioritätenliste vom Ende her, vom Totenbett aus. Was zählt dort noch?

Dann fuhren wir nach Kaulsdorf. Statt eines Apfelauflaufs stellten wir heute eine Lauchsuppe auf dem Brunch-Buffet ab, versorgten uns mit Brötchen und Kaffee und setzten an unserem Tisch das Thema Lebensprioritäten fort. Wir hatten ein recht intensives Gespräch über Verletzung, Loslassen, Warum-Fragen und die Lösung dessen durch Gottes direktes Reden, die damit verbundene Änderung des Blickwinkels und das Erkennen Seiner Führung in unserem Leben. Und wieder tauchte die Frage auf, welche Lebensbereiche wir Gott zur Verfügung stellen und welche wir als "Meins" betrachten. Die Erfahrungsberichte waren sehr spannend und wurden nur durch das Nachholen von Brötchen oder das mehrfache "Ist da noch Kaffee drin?" unterbrochen.

In der Predigt entfaltete Anne einen Text aus Markus 5, 21-43. Darin geht es um die Heilung der Tochter des Jairus und einer chronisch kranken Frau. Simultan zum Lesen des Textes stellten einige Gottesdienstbesucher die Szene schauspielerisch nach. Passend zu den oben geschilderten Denkanstößen legte sie den Schwerpunkt auf die Abfolge von Bitten, Warten und Bekommen. Zaghaftes Bitten, sich auf Gott einlassen und auf Seinen Zeitpunkt warten, kann ein überraschendes Ergebnis beim Bekommen zu Tage treten lassen. Jairus bat um Heilung vom Fieber und Jesus erweckte die Tochter letztlich vom Tod. Die chronisch kranke Frau wollte nur mal eben unerkannt die Kleidung von Jesus berühren, wurde gesund, wurde von Jesus bewusst wahrgenommen, sprach direkt mit Jesus und steht sogar mehrfach in der Bibel.

Nach dem Gottesdienst war zwar der Topf mit der Lauchsuppe leer, gedanklich waren wir aber gut gesättigt.