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Sonntag, 5. Februar 2017

#BICC Berlin International Community Church

Großes Kino im CinemaxX am Potsdamer Platz. Heute hatten wir einen Gottesdienst der BICC Berlin International Community Church besucht. Gäste werden als VIPs über den roten Teppich geleitet.



Der Parkraumbewirtschaftungshinweis "Mo-Sa" rauschte an uns vorbei, als wir der Grünphase zum Potsdamer Platz entgegenrollten. Noch war unklar, ob wir die Tiefgarage nutzen oder eine geeignete Stelle an der Straße finden. Das hatte sich jedoch recht schnell geklärt, da der Potsdamer Platz im Rahmen der Berlinale bereits weiträumig abgesperrt war. So stellten wir das Auto kostenfrei vor dem Dali-Museum am benachbarten Leipziger Platz ab.

Red Carpet

Vor dem Eingang des CinemaxX empfingen uns drei Mitglieder des Welcome-Teams und zeigten uns eine Klapptafel am Fuß einer Treppe. Dort standen zwei weitere Welcome-Mitarbeiter. Auf dem Weg zu unseren Plätzen in Reihe 3 passierten wir etwa sieben Welcome-Stationen. Mit den Worten "First Time" wurden wir übergeben und mit "Welcome" und "How are You" zur nächsten Etappe begleitet. Warum nur dachte ich die ganze Zeit an die Times Square Church in New York? Gäste werden hier als VIPs angesehen, so dass das Welcome-Team heute auch offiziell in Red Carpet Team umbenannt wurde.

Es gab keinen Countdown und kein akademisches Viertel. Dafür begann der Gottesdienst Punkt elf mit einem cineastisch ausgereiften Glaubensbekenntnis von der Leinwand. Professionell ging es weiter mit einer recht großen Lobpreisband und einer Sängerin, die das Publikum zum Mittanzen animierte. Es war nur zu wenig Platz in den Sitzreihen. Wir kannten keines der auf Deutsch und Englisch vorgetragenen Lieder, konnten aber rhythmisch ganz gut mithalten.

Self Supported

Es folgte ein Intro, welches mein Sohn mit "Hier ist das erste deutsche Fernsehen mit der Tagesschau" kommentierte. Statt der Tagesschau trat BICC-Pastor Steve Mack auf, der für ein freudiges Geben der Kollekte warb. Es wurden große dunkle Eimer durch die Reihen gegeben und mit Umschlägen und Scheinen befüllt. Wie wir erfuhren, ist die Gemeinde stolz auf die finanzielle Eigenständigkeit.

Eigenständig ist ein guter Begriff für die Berlin International Community Church. Wir hatten beiläufig von der Existenz einer "Börlin Internäschenell Soundso" gehört, diese aber bisher so gar nicht auf dem Radar, obwohl dieses Paralleluniversum in unmittelbarer Nähe zu Saddleback, Berlinprojekt und Berlin Connect agiert. Google ergänzte dann die Freitextsuche und versorgte uns mit den weiteren Kontaktinformationen. Laut Worship Pastor Andrew Mack, dem Sohn des über vierzig Jahre verheirateten Pastoren-Ehepaares Steve und Karen Mack, treffe sich die Gemeinde an einer "A Location" inmitten von "Five Star Locations" wie dem Grand Hyatt Berlin. Auf Gemeinde Jesu wurde das mit unserem großartigen Gott adaptiert, der der Chef einer großartigen Gemeinde sei. Auf diese gedankliche Verbindung mit der "Five Star Church" an einer "A Location" gab es ein "A-Men" aus dem Publikum.

Wachstum mit Qualitätsanspruch

Auch wenn die Herkunft und konfessionelle Anbindung des ehemaligen Missionsprojektes bisher nicht erschlossen werden konnte, liegt doch ein klar erkennbarer Fokus auf Etablierung und Wachstum. Die Gemeinde unterhält professionelle und personell beachtliche "Children's Ministries". Es wird viel in die Zukunft und das Training von Mitarbeitern und Leitern investiert. Über Kurse werden Christen im Glauben gestärkt und Suchende in eine Beziehung zu Jesus geführt.

Kino 7 ist wohl der größte Raum des CinemaxX am Potsdamer Platz. Heute waren etwa 250 Plätze besetzt. Solch eine Auslastung sehen Kinos normalerweise nur zur Berlinale oder bei Premieren von Star Wars oder James Bond. Die heutigen Besucher waren ethnisch und demografisch stark diversifiziert. Die Hauptsprache des Gottesdienstes war Englisch. Für eine Simultanübersetzung standen Kopfhörer zur Verfügung.

Vision Sunday

Statt einer Predigt erlebten wir eine Podiumsdiskussion der drei oben genannten Pastoren aus der Familie Mack sowie zwei Eingeborenen aus Deutschland, die seit vielen Jahren Teil der Gemeinde sind. Andrew Mack moderierte, die beiden Deutschen erzählten ihre Lebensgeschichte mit einem besonderen Augenmerk auf ihre Entscheidung für Jesus und die Gemeinde. Karen Mack sprach über die Passage der Lichtverbreitung aus der Bergpredigt (Mt 5,14-16) und Steve Mack über "Acceleration". Acceleration kann mit Beschleunigung übersetzt werden. Eine Sache läuft an, aber ist noch nicht in voller Fahrt. Irgendwann jedoch geht es richtig los. Ich musste an die Wildwasserfahrt im Heidepark Soltau denken, wo der Einbaum zunächst gemächlich für das obligatorische Foto durch eine Almhütte gleitet und anschließend ungebremst in das finale Wasserbecken stürzt. An der Leinwand lasen wir: "Vision Sunday". Das erklärte, warum so viel über die eigene "Five Star Church" an der "A Location" geredet wurde.

Texanischer Ausklang

Das Ende des Gottesdienstes erinnerte mich ans Rodeo in Texas. Die Deutsche aus der Diskussionsrunde stand auf und verabschiedete die Gottesdienstbesucher. Kein Gebet, kein Segen, kein Lied, einfach Schluss. Etwas irritiert verließen wir das Kino. Am Ausgang wurden wir vom Welcome Team verabschiedet.

Auf dem Weg zum Parkplatz tauschten wir unsere Eindrücke aus. Frau und Tochter hatten die ergänzenden Informationen zur Wahrnehmung der männlichen Familienmitglieder. Während mein Sohn und ich per Tunnelblick auf die Teilnehmer der Diskussionsrunde geachtet hatten, konnten die Frauen gleichzeitig die Texte auf der Leinwand verfolgen. "Stand doch da", lachten sie die ganze Rückfahrt über unsere Unwissenheit.

Meine Frau war besonders von der Acceleration angesprochen. Gerne hätte ich die Familie simultan in das Gefühl von Acceleration hineingenommen, hatte aber leider nicht die Pole Position an der roten Ampel. Ich holte das in den Kurven nach. Auch beim Chinesen diskutierten wir bei Ente kross und Mangosauce weiter über die Berlin International Community Church.

Samstag, 24. Dezember 2016

ICF - Heiligabend im UCI Gropius Passagen

Wachsende Gemeinden erfordern größere Locations. Nach einem sehr gut besuchten Weihnachtsgottesdienst im letzten Jahr hatte ICF diesmal einen Kinosaal im UCI Gropius Passagen angemietet.



Die Omas klingelten viel zu früh. Mein Sohn hatte gerade die Tischdecke gebügelt und den Tisch für den anschließenden Verzehr von Bouletten, Kartoffelsalat und Würstchen vorbereitet. Ich versuchte hinter der Couch das Verlängerungskabel in eine Steckdose mit Kindersicherung zu bekommen. Da half nur noch ein Schraubendreher, der die Kindersicherung in hohem Bogen herausschnellen ließ.

Omas und Kekse

Die Omas gaben nun die Geschwindigkeit vor. Mit sechs Personen mussten wir sogar zwei Autos nutzen. Obwohl auch verkehrstechnische Dämpfungsfaktoren aus Märkisch Oderland (MOL) unterwegs waren, erreichten wir die Gropius Passagen so früh, dass wir vor dem Eingang zum Kinosaal 4 warten mussten. Es wurden selbst gebackene Kekse verteilt.

Kurz vor drei wurden die Pforten geöffnet und innerhalb kürzester Zeit hatte sich der Saal fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Pastor Stefan Hänsch ging durch die Reihen und begrüßte einige Leute. Ab und zu sahen wir Bekannte vom SOLA und anderen Berührungspunkten. Der Countdown lief diesmal nur fünf Minuten und war in eine schlichte Weihnachtsschmuck-Grafik eingebettet.

Emojis und Weihnachtslieder

Der Gottesdienste, bei ICF Berlin auch Celebration genannt, begann mit einem Quiz. Dabei wurden die Besucher in zwei Gruppen von Leuten unter 25 und über 25 eingeteilt. Es sollten anhand von WhatsApp-Emojis Weihnachtslieder erraten werden. Die Antworten ließen in der Regel weniger als fünf Sekunden auf sich warten.

Dann gab es mehrere Vortragsstücke auf Deutsch und Englisch mit unterschiedlicher instrumentaler und personeller Besetzung. Ich war beeindruckt von den Hintergrundbildern und der Lichttechnik und fragte mich die ganze Zeit, wie lange wohl die Vorbereitungen gedauert haben müssen. Es folgte das obligatorische Krippenspiel mit einem schlichten aber wirkungsvollen Bühnenbild. Auch hier war die Beleuchtung perfekt abgestimmt. Allerdings rätselte die Familie anschließend über den roten Faden des Stückes, da offensichtlich mehrfach zwischen eigentlichem Stück und Rahmenhandlung bei der Verteilung der Rollen umgeschaltet wurde.

Fürchtet euch nicht!

Die Predigt hatte den Omas am besten gefallen. Inhaltlich ging es um das Thema "furchtlos". Der Referent schüttelte eine Schneekugel und nahm uns in die Zeit seiner Kindheit mit, wo er in verschiedenen Situationen das Glas geschüttelt hatte und dann mit dem Beruhigen des Sturmes im Glas auch selbst ruhiger wurde. Furcht ist ein aktuelles Thema. Furcht war im Sommer aktuell, als die ersten Konzepte für den Weihnachtsgottesdienst überlegt wurden. Furcht war auch vor 2.000 Jahren angesagt, als die Römer die Vorherrschaft in Israel ausübten und Jesus geboren wurde. "Fürchtet euch nicht", sprechen die Engel den Hirten zu. "Fürchtet euch nicht", sagt Jesus mehrfach zu seinen Schülern. "In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden", gibt Jesus seinen Jüngern und uns in Joh 16,33 mit auf den Weg. 365 Mal soll dieser Zuspruch in der Bibel vorkommen. Für jeden Tag ein Zuspruch der Ermutigung.

Als ein großes Bild mit Kreuz auf der Leinwand eingeblendet wurde, verließ eine Sitzreihe mit mehreren Kopftuchfrauen und deren männlichem Anhang den Saal. Das war aber relativ am Ende, so dass sie noch die vielen Lieder und das Krippenspiel miterlebt hatten.

Kekse und Würstchen

Nach der Predigt gab es weitere gemeinsame und vorgetragene Lieder. Kathrin Hänsch sprach den Segen und gab noch einige Informationen weiter. Am Ausgang wurde die Kollekte eingesammelt und die immer noch reichlich vorhandenen selbst gebackenen Kekse verteilt.

Obwohl meine Kinder und ich einen deutlich weiteren Weg zum Parkplatz hatten, waren wir schneller zu Hause als meine Frau mit den Omas. Das gab dann zwar Ärger, aber den konnten wir damit kompensieren, dass wir bereits Wasser für Tee und Würstchen aufgesetzt hatten.

Sonntag, 11. Dezember 2016

Fernsehpredigt mit der Oma

Wenn Ehepartner unterschiedliche Glaubensauffassungen haben, kann es vorkommen, dass sich die Gottesdienstbesuche auf Weihnachten und Ostern reduzieren oder der unmündige Christ maximal einen Hauskreis unter der Woche besuchen darf. Oft bleibt dann noch der Ausweg über Fernseh- oder Podcast-Predigten.



Meine Schwiegermutter ist es gewohnt, Gottesdienste im Fernsehen zu verfolgen. Das ist abwechslungsreich, gemütlich, hygienisch und logistisch effektiv. Verbindlichkeit, christliche Gemeinschaft und Bekanntheit in der Ortsgemeinde sind dadurch allerdings kaum möglich. Das musste sie erschrocken zur Kenntnis nehmen, als das Ableben ihres Mannes zum Totensonntag in der Dorfkirche keine Erwähnung fand.

Bereits am letzten Sonntag war es uns in Chemnitz gelungen, sie zu einem echten Gottesdienst mitzunehmen. Echte Sänger, ein echter Prediger und echte Leute um uns herum in einem echten Gemeindehaus. Die Alternative wäre ein Fernseh-Gottesdienst aus Herrnhut gewesen.

Fernsehen war ein guter Aufhänger, sie heute einmal mit zu Saddleback zu nehmen. Wir entschieden uns für den Gottesdienst auf Deutsch. Forrest aus Alabama hatte einen Weihnachtschor zusammengestellt und präsentierte das Ergebnis. Da die Oma weder etwas sah noch hörte, wechselten wir die Sitzreihe und konnten nun das Geschehen von sehr weit vorne aus verfolgen. Der Chor sang Weihnachtslieder auf Deutsch und auf Englisch und ging dann in den Nachbarsaal.

Dann begann die Predigt. Es ging um "die gute Nachricht" von Weihnachten. Tom Holladay erzählte ein Beispiel von seinen Enkeln, die in New York Kakao gekauft bekamen. Eines der Kinder ließ sofort die Tasse fallen und produzierte eine riesige "Sauerei". Der Verkäufer reagierte souverän, indem er einen Wischmopp nahm, die "Sauerei" großflächig reinigte, hinter den Tresen ging, einen neuen Kakao zapfte und ihn dem Enkelkind überreichte. "Geht aufs Haus", sagte er und lehnte den Zahlungswunsch des Referenten ab. "Gott macht unsere Sauerei sauber - kostenlos", war die Lehre aus dieser Situation.

Wo sonst die vielen freien Stellen zum Ausfüllen auf dem Beiblatt zum Gottesdienst waren, standen heute Bibelstellen über Bibelstellen zur "guten Nachricht" von Weihnachten. Wir hörten die geballte Ladung des Evangeliums. Tom Holladay redete allerdings sehr schnell und Dave Schnitter übersetzte in einer entsprechenden Geschwindigkeit simultan. Nach zwei Lobpreisliedern und der Kollekte war der Gottesdienst zu Ende und wir füllten noch einmal Kaffee und Tee nach.

Gespannt fragten wir die Oma, wie sie denn diese spezielle Art der Fernsehpredigt fand. Sie stellte fest, dass sie neue Hörgeräte benötigt, da sie das schnelle Reden nicht so richtig verstehen konnte. Erschwerend kam hinzu, dass die Mundbewegungen des amerikanischen Predigers nicht zur deutschen Übersetzung passten. Sehr schade!

Dennoch waren wir begeistert, dass sie sich auf diesen Test eingelassen hatte und freuen uns schon auf ihre nächste Begleitung. Immerhin sorgt sie dafür, dass ich weiter vorne sitzen kann. Falls dann zufällig ein Fernseh-Gottesdienst aufgenommen wird, sind wir hoffentlich öfter mal im Bild.

Sonntag, 20. November 2016

Mosaik Berlin und der Abgleich einer Webseite

Mosaik Berlin ist eine relativ neue multiethnisch geprägte Gemeinde in Berlin, die sich im Schatten des Axel-Springer-Hochhauses trifft. Ihr Alleinstellungsmerkmal ist eine Sonntagspredigt auf Englisch, die konsekutiv auf Deutsch übersetzt wird.



"Wir müssen viertel nach halb vor fünfzig los", erklärte mein Sohn noch einmal die Uhrzeit, wann wir startklar sein sollten. Er wollte zusammen mit meiner Frau zu Saddleback fahren, während ich endlich einmal Mosaik Berlin auf dem Programm hatte. Da sich anhand der Webseite schon ein Bild zur Gemeinde geformt hatte, wollte ich unbedingt meine Tochter als Zweitstimme dabei haben und aus der üblichen Meinungspluralität eine sinnvolle Schnittmenge extrahieren. 10:35 Uhr war ein guter Zeitpunkt des Losfahrens, den wir wie üblich um fünf Minuten überzogen.

Kurz nach elf setzten wir Frau und Sohn bei der Kalkscheune ab und fuhren weiter zu Axel Springer. "BILD Dir deine Meinung", war auch unser heutiges Motto. Im Sommer hatte ich erstmalig vom Gründungsprojekt "Mosaik Berlin" gehört, als wir Christopher auf dem SOLA getroffen hatten. Darauf googelte ich die Gemeinde und stellte fest, dass sie sich in unmittelbarer Nähe zu anderen modernen Gemeinden wie Berlin Connect, Kulturwerkstatt Mitte, Berlinprojekt oder Saddleback befindet. Es kam die Frage auf, wer in dieser Region so viele coole Gemeinden brauche? Während in Marzahn die geistliche Flaute herrscht, trampeln sich Missionare und kreative Mittdreißiger in der City auf den Füßen herum.

Der Häuserblock um die Besselstraße 13 wirkte verlassen. Herbstlaub wehte über Freiflächen und Straßen. Es gab sehr viele ungenutzte Parkplätze. Wir liefen am Haus entlang und kamen an einem großen bunten Schild vorbei, das auf ein Game-Science-Event hinwies. Durch die Schaufenster war ein dicht mit jungen Leuten gefüllter Raum zu sehen. Wir liefen weiter und kamen schließlich fast am Ende des Häuserblocks an. Wo war der Eingang zu Mosaik? Als wir uns umsahen, bemerkten wir ein kleines schwarzes Schild mit einem eingekreisten "M". Dieses war völlig von dem massiven Gamer-Schild überdeckt worden. Ein Problem, das sich durch die üblichen Aufstellfähnchen in Segelform lösen ließe.

Proaktiv grüßend betraten wir die hellen Räumlichkeiten und legten unsere winterlichen Jacken ab. An einer Theke konnte man sich mit Tee oder Kaffee bedienen. Der oben erwähnte Christopher kam vorbei und begrüßte uns freundlich, blieb einige Momente bei uns stehen. Smalltalk. Dann musste er noch einige Dinge für den Gottesdienst erledigen. Durch väterlichen Druck gelang es mir, endlich mal wieder etwas weiter vorne zu sitzen: fünfte Reihe.

Pastor Neville Jones lief hin und her und traf letzte Abstimmungen vor dem Beginn. Der Gottesdienst startete mit Lobpreis und den Ansagen. Das Mikro der Moderatorin versagte seinen Dienst. Sie erwähnte auch einen Welcome Desk, den wir beim Betreten der Location gar nicht bemerkt hatten. Dann trat Neville Jones mit einer Übersetzerin auf die Bühne. Noch einmal stellte er sich als Pastor vor, der gemeinsam mit seiner Frau Sue diese Gemeinde leite. Dass man ihn bei Kaffee und Kuchen nach dem Gottesdienst in der zweiten Etage kennen lernen könne, erfuhren wir mehrfach an diesem Vormittag. Das war uns auch schon durch die Webseite bekannt.

Anhand der bisher veröffentlichten Predigtmitschnitte zur Themenreihe "Seeing Jesus" hätte ich heute einen Text aus Johannes 6 oder 7 erwartet. Statt dessen predigte er über mein Lieblingskapitel Johannes 9. Neville Jones hatte die Predigt in drei Blöcke eingeteilt und ging darin auf die Jünger, die Pharisäer als geistlich Blinde und den Blindgeborenen ein. Er las dazu die ersten und die letzten Verse des Kapitels und blieb während der gesamten Predigt am Text. Besonders angesprochen war ich wieder einmal von den Ausführungen zu den Versen 28 und 34.

Nach der Predigt gab es Abendmahl, welches wahlweise mit Saft oder Wein genommen werden konnte. Begleitet wurde es musikalisch von der aus vier Personen bestehenden Lobpreisband. Danach trat die Moderatorin für ein Abschlussgebet und die Verabschiedung auf. Wieder versagte ihr schnurloses Mikro. Ich vermisste die Kollekte.

Der Gottesdienst hatte fast zwei Stunden gedauert, so dass der Rest der Familie bereits vor der Kalkscheune stand und uns per WhatsApp zum Aufbruch drängte. Auf dem Weg tauschte ich mit meiner Tochter die Eindrücke aus.

Die Webseite hatte abgesehen von den ständigen Sicherheitswarnungen des Browsers ein Bild gezeichnet, das durch diesen Besuch vor Ort korrigiert werden konnte. Anhand der Webseite war ich davon ausgegangen, dass es sich um eine auf den Pastor zentrierte und schwach besuchte Gemeinde mit erheblichem Mangel an Mitarbeitern handelt. Das entspricht jedoch so nicht der Realität:

Der Pastor und seine Frau scheinen sich zwar als zentrale Bezugspersonen zu sehen, dennoch lässt sich einiges an Leitungspotenzial in den Reihen von Mosaik erkennen. Die Gemeinde und die Mitarbeiterschaft wirken sehr intakt. Schade, dass letzterer Umstand auf der Webseite so unterrepräsentiert ist. Neben der Webseite birgt auch das Thema Welcome ein gewisses Optimierungspotenzial. Obwohl Mosaik erst vor wenigen Wochen nach Kreuzberg umgezogen ist, kommt der Raum bei über siebzig Besuchern so langsam an seine Kapazitätsgrenzen.

Sonntag, 6. November 2016

Psalm 23 @SaddlebackBLN

Während meine Tochter und ich krank zu Hause blieben, fuhren die übrigen Familienmitglieder in die City zu Saddleback. Wegen der starken Präsenz an Bekannten aus Marzahn, besuchten sie die Predigt mit Simultanübersetzung. Diese bediente ein Thema, dass sie bereits eine Woche vorher in der EFG Cantianstraße gehört hatten.



Auch diesen Sonntag ging es um Schafe und Hirten, allerdings nicht mit der Suche des Schafes sondern ganz klassisch mit Psalm 23.

Kann man noch Neues über Psalm 23 predigen? So, dass man bis zum Ende zuhören kann? Der Psalm den ich in Luther-Version schon in der Jungschar auswendig gelernt habe?

Der Herr ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf grüner Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquickt meine Seele
und führet mich auf rechter Straße um Seines Namens Willen.
Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal,
fürchte ich kein Unglück.
Denn Du bist bei mir,
Dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feine.
Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang
und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

Ja man kann, denn in dieser hektischen Zeit ist es immer wieder gut erinnert zu werden an Urlaub für die Seele. "Wie Deine Seele zur Ruhe kommt" war die Überschrift von Tom Holladays Predigt.

Bemerkenswert an dieser Predigt war das Tempo, mit dem sie vorgetragen wurde. Es war so enorm, dass sich Pastor Dave Schnitter von Saddleback Berlin hinterher für die extrem schnell gesprochene deutsche Übersetzung entschuldigte.

Bemerkenswert war aber auch die Berlin-getreue Übertragung der Beispiele. Ich nehme nicht an, dass der Pastor aus der Hauptgemeinde in Kalifornien um die Neckereien von Berlinern und Spandauern weiß. Nichtsdestotrotz kam in der Predigt vor, dass manche Berliner annehmen, dass es in Spandau nur einen Ikea gibt. Ich weiß es inzwischen besser, es gibt auch eine sehr sehenswerte Zitadelle, aber das nur am Rande.

Nicht zuletzt war auch der Inhalt (be)merkenswert. Du bist nur ein (manchmal dummes) Schaf, also verlass dich auf Gott, deinen Hirten. Das Gras ist auf der anderen Wiese nur von weitem grüner. Vertraue auf Gottes Erfrischung. Genieße es, wenn du Überfluss hast und freue dich daran. Folge Gottes Weg. Erinnere dich daran, dass Gott bei dir ist. Er wird durch Schutz und Zurechtweisung trösten. Sei dankbar für alles, was Gott gibt. Es gibt Feinde und dunkle Täler, aber Gott deckt uns den Tisch. Schau auf das, was ewig bleibt.

Ja, innehalten fällt mir oft schwer. Ich renne rum und mache dies und das. Aber die Rückbesinnung auf meinen guten Hirten, Jesus Christus, wird meine Seele nachhaltig für die nächsten Herausforderungen erfrischen. Danke, Tom Holladay, für diese Erinnerung an den guten alten Psalm.

Autorin: Frau des Church Checkers

Sonntag, 30. Oktober 2016

B.B.King Gospel Brunch mit dem Harlem Gospel Choir

Direkt gegenüber von Madame Tussauds in der 42nd Street befindet sich die legendäre Blues Location B.B.King Blues & Grill. Sonntags gegen 13:30 Uhr findet dort ein gut frequentierter Gospel Brunch statt.



Es war gar nicht so einfach, rechtzeitig für den Gottesdienst um zehn in der Times Square Church aus dem Bett zu kommen. Muss man doch schon kurz nach halb zehn vor Ort sein, um noch einen Platz im Parkett zu bekommen. Den Coffee to Go trank ich unterwegs und so bekamen wir tatsächlich noch zwei Plätze kurz vor dem Mischpult. Heute war ein französischer Pastor zu Gast, dessen Gemeinde in unmittelbarer Nähe einer der Orte der Pariser Anschläge vom 13.11.2015 liegt. Die Gemeinde habe sich seitdem verdoppelt.

Um Multiplikation ging es auch in der Predigt, die durchgängig an noch Unentschlossene gerichtet zu sein schien. "Heute, wenn ihr meine Worte hört", aus Hebräer wurde mehrfach eindringlich wiederholt und mit weiteren Bibelstellen ergänzt. Der Haupttext der Predigt stand in Sprüche 1. Am Ende des Gottesdienstes gab es wieder sehr viele Entscheidungen für Jesus.

Wir hatten noch etwa eineinhalb Stunden Zeit und stürzten uns in das Gewimmel auf dem Times Square, machten Fotos, gingen hier und da in einen Laden und schlenderten bei bestem Frühlingswetter an den neun Blocks entlang bis zum B.B.King in der 42. Straße.

B.B.King Gospel Brunch Harlem Gospel Choir
B.B.King Gospel Brunch mit dem Harlem Gospel Choir
Für Brunch und Gospel waren 50 Dollar pro Person zu zahlen. Dann konnten wir den abgedunkelten Saal betreten. Am Buffet hatte sich bereits eine sehr lange Schlange gebildet. Überhaupt zelebrieren die Amis ihr Anstehen bis zur Perfektion. Selbst auf dem WC eines Broadway-Theaters wurde die Schlange in mehreren Windungen durch Absperrbänder kanalisiert und somit ein perfektes Entleeren des vorherigen Buffetinhaltes organisiert.

Wilfried stellte sich zuerst an, während ich die Plätze sicherte. Kaffeebecher, Jacken, Taschen und sogar echte Menschen konnten als Platzhalter dienen. Und mit genau diesen Utensilien reservierten wir einen Vierpersonentisch mit direktem Blick auf die Bühne. Hätten wir gewusst, was uns erwartet, hätten wir uns vielleicht in eine andere Ecke des Saales verkrümelt.

In die Stuhllehnen waren Noten gefräst und der Teppichboden zeigte ein Muster aus ineinander verschlungenen Instrumenten.  Auf einer der Boxen lag ein halbes Gerippe mit riesigem Totenkopf, dessen Augenhöhlen ständig die Farben wechselten. Ein Relikt des nordamerikanischen Kürbisfestes. Die Teller der vorbeieilenden Eingeborenen und Touristen waren so gefüllt, als hätte es seit dem letzten Wochenende nichts mehr zu essen gegeben. Wie wird das Buffet aussehen, wenn ich an der Reihe bin? Ich holte mir einen Kaffee.

Aus einem völlig unerklärlichen Grund hatte sich plötzlich die Schlange aufgelöst, so dass wir uns bei der Tischverteidigung abwechseln konnten. Es war alles reichlich vorhanden, so dass mein Teller nachher ähnlich aussah wie oben beschrieben.

Dann ging das Licht aus und es wurden kurze Teaser-Videos abgespielt. Kurz darauf traten mehrere Schwarze auf die Bühne und starteten den Gospel zum Brunch. Der Harlem Gospel Choir at its best. Das Essen war vergessen, die Getränke wurden in die Mitte der Tische gerückt und das Klatschen, Schunkeln und Amen rufen begann. Eine der Sängerinnen übernahm den Part der Ansagen:

"The rule is: You don't have to be quiet!"

"Amen" und "Halleluja" wurde immer wieder zwischen die Ansagen gepackt und von einigen Leuten im Publikum erwidert. Der Harlem Gospel Choir entfaltete eine sagenhafte Performance bei Gesang und Tanz. Die Interaktion mit dem Publikum erinnerte an einen Familiengottesdienst. Fast so wie in der Cantianstraße, wo meine Familie heute mit vier Gitarren und Kinderrasseln gerockt wurde. Aber auch nur fast.

B.B.King Gospel Brunch Harlem Gospel Choir
B.B.King Gospel Brunch mit dem Harlem Gospel Choir
Wahllos wurde ein Junge aus dem Publikum auf die Bühne gebeten und sollte sich kurz vorstellen. Der zwölfjährige Martin aus Europa sprach gut Englisch. Dann wurde Tasha "gegriffen". Sie kam aus Chicago, war aber komplett als wandelnde New-York-Werbung bekleidet. Bei "Oh Happy Day" musste sich die eigentliche Sängerin das Mikrofon zurück kämpfen, da ihr Tasha die ganze Show stahl. Dann holten sie die schüchtern wirkende Christine aus Brooklyn auf die Bühne. Zunächst rannte sie vor dem Mikrofon davon, legte dann aber eine ebenso ausgereifte Tanz- und Gesangsperformance auf.

Wenn der suchende Blick durch den Saal schweifte, neigten wir uns etwas zur Seite und konnten letztlich einem Aufruf entgehen. Dafür mussten alle Geburtstagskinder aus Oktober und November auf die Bühne, sich mit Name und Alter vorstellen und "Happy Birthday" mitsingen. Das klappte gut. Stehen, sitzen, wippen, klatschen, schunkeln, mitsingen, ein "Huuu" in den Raum brüllen waren die Ausdrucksformen unserer aktiven Teilnahme an diesem Gospel Brunch.

"Don't forget to tip your waiter", waren die Worte eines der Sänger als wir kurz vor Ende das B.B.King verließen. "Tax & Tip" waren "not included". Man tut also gut daran, noch reichlich monetären Puffer dabei zu haben, wenn man nach dem Gottesdienst in der Times Square Church noch zum B.B.King Gospel Brunch erscheint.

Freitag, 28. Oktober 2016

#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016 in New York City

Die internationale Konferenz Movement Day Global Cities kann inhaltlich mit dem in Deutschland bekannten Transforum verglichen werden. Es geht um die Vernetzung von Gemeinden, Werken, Organisationen und Leitungspersönlichkeiten, denen eine disruptive Beeinflussung der urbanen Gesellschaft durch das Evangelium wichtig ist.



Schon im März wurden die ersten Reisevorbereitungen getroffen. Dann fand ein Meeting des deutschen Teams statt, welches von Axel Nehlsen geleitet wurde. Axel Nehlsen war lange Jahre Geschäftsführer von Gemeinsam für Berlin und damit für diese Rolle prädestiniert. Unsere Delegation reiste individuell an und war auch an sehr unterschiedlichen Stellen der Stadt untergebracht.

#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016
#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016 - Teilnehmer aus Deutschland und Österreich
Gebet in Brooklyn

Auftakt war ein internationaler Gebetsabend in der Brooklyn Tabernacle Church. Bereits dort bekamen wir einen Vorgeschmack auf die Konferenz. Insgesamt wurden 3.000 Leiter erwartet, von denen etwa 1/3 aus den verschiedensten Teilen der Welt angereist war. 95 Nationen waren vertreten.

#MDGC16 in Manhattan

Die eigentliche Movement Day Global Cities Conference begann am Dienstag und beschäftigte sich dem Namen entsprechend mit den Herausforderungen des urbanen Umfeldes. Vormittags wurden diverse Einzelvorträge und Panel-Diskussionen auf der Bühne präsentiert, während nachmittags je zwei Seminar-Blöcke im Untergeschoss des Jacob K. Javits Convention Center angeboten wurden. Ich entschied mich für vier Tracks, in denen es um gesunde Leiter, die nächste Generation und Christen im Beruf ging. Leider konnten in eineinhalb Stunden die Themen immer nur angerissen werden. Zudem setzte im zweiten Block die biorhythmische Müdigkeit ein.

#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016
#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016 - Eingang zum Nordflügel des Javits Centers
Es traten jede Menge hochkarätiger Leiter und Pastoren auf. Bill Hybels (Willow Creek), Alan Platt (Doxa Deo), Timothy Keller (Redeemer Presbyterian Church) und Tony Evans (Oak Cliff Bible Fellowship) waren nur einige davon und wurden regelmäßig innerhalb unserer Gruppe genannt oder zitiert. Bill Hybels sieht zwei Hauptherausforderungen in der heutigen Zeit: Rassismus und Flüchtlinge. Der trotz seines geistlichen "Erfolges" sehr bescheidene Bill Hybels ermutigte zur Annahme der Herausforderung, machte aber auch klar, dass es nur über folgenden Weg gehe:

See it! Smell it! Touch it!

In diesem Zusammenhang habe sich Bill Hybels einst bewusst für "Respect Everyone Everytime" entschieden und regelrechte innere Kämpfe durchlebt. Er berichtete auch über sein Gabenprofil und wie wichtig ein Laufen in der Berufung sei. Effektiv und effizient versuche er sein Leben zu gestalten und keine Zeit mit unwichtigen Dingen zu verplempern (not wasting my time). Er erinnerte er sich an gute Erfahrungen bei der Vernetzung mit anderen Pastoren der Stadt. Als ihm zu einer Osterpredigt nichts weiter einfiel, fuhr er in der Nachbarschaft herum, klingelte bei den Pastoren und fragte, ob ihnen auch gerade nichts einfalle. Daraus seien Freundschaften und ein überkonfessionelles Beter-Netzwerk entstanden.

#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016
#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016 - Blick vom Javits Center auf das Empire State Bulding
#ChurchUnited war dann auch ein wichtiges Stichwort von Alan Platt, der die Einheit der Christen einer Stadt als Schlüssel für den gesellschaftlichen Einfluss, den Impact, ansah. Impact war ohnehin eines der am häufigsten verwendeten Schlagworte des Kongresses.

Besonders gute und nachhaltige Impulse bekamen wir von Tony Evans, der als Schwarzer mit Schnurrbart erst einmal recht unscheinbar wirkte, aber eine sagenhafte Rhetorik inklusive witziger Beispiele aus dem eigenen Leben mit intelligenter Pointe zum Thema passend entfaltete. Tim Keller ist ein Vorreiter für Berliner Gemeinden wie Berlinprojekt oder Berlin Connect. Akustisch und biorhythmisch kam ich bei seinem Vortrag nicht ganz mit. Da er jedoch ständig von unseren Teammitgliedern zitiert wurde, muss das wohl ein recht wertvoller Input gewesen sein.

Wenig Beachtung fanden leider die Vorträge und Diskussionen über Social Media und journalistische Disruption. Religion sei momentan gut als Bad News zu verkaufen. An die Google AdGrants mit ihrem 10.000-Dollar-Werbebudget konnte sich kaum ein Teilnehmer erinnern. Schade und zugleich seltsam, dass ich mich gerade auf diese Themen fokussiert hatte.

Der letzte Prediger bei der Abschlussveranstaltung am Donnerstag war Buchautor und Pastor A.R. Bernard (Christian Cultural Center). Optisch könnte er als stilechter Mafia-Boss durchgehen, brachte aber während seiner Ansprache die durchaus bedenkenswerte Aussage: "Die Bibel beginnt in einem Garten und endet in einer Stadt".

Städte wachsen zur Zeit schneller als die Gemeinden. Missionare müssen gar nicht mehr in die Welt hinaus gehen. Die Welt kommt zu uns in die Städte.

Seminare

Am Mittwoch wurde auf der Bühne ein Hocker mit drei Beinen zusammen geschraubt. Diese sollten die drei Säulen der Zusammenarbeit symbolisieren: außergemeindliche Organisationen, Christen im Berufsleben und die lokale Gemeinde. Die Sitzfläche verband die drei Bereiche, so dass der Hocker stabil auf dem Boden stehen konnte. Es wurden drei Personen aus diesen Bereichen interviewt.


#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016
#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016 - Plenum mit Dreibeinhocker
Bei "The Power of Workplace facing Pastors" wurde zunächst die Zusammensetzung des recht schwach besuchten Seminars abgefragt. Wenige Leute aus den hinteren Reihen outeten sich als Pastoren. "The rest of you work", war die Beschreibung dieser Situation durch den Seminarleiter. Es wurden Leute auf die Bühne geholt, die als Unternehmer, Beamte oder Angestellte ihre Bagels verdienen. Es stellte sich heraus, dass oft ein Doppelleben aufgebaut und gefördert wird. Der Christ in der Gemeinde und der Mensch am Arbeitsplatz. In der Gemeinde lerne man zwar Wachstum im Gebet, beim Lobpreis und beim Bibellesen, aber nur sehr wenig über den ganzheitlich christlichen Lebensstil, der sich im Berufsalltag bewähren muss. Ein Thema, das mich schon sehr lange beschäftigt.

Eine der Damen auf der Bühne sagte, dass ihr Glauben deutlich gewachsen war, als sie den Glauben bewusst in ihre Arbeit einbezogen habe. Sie bete jetzt sogar für ihre Kunden. Übrigens eine Herangehensweise, die auch die FBG verfolgt. Aufgabe der Gemeinde sei es daher, die Leute für außerhalb der Gemeinde auszurüsten, statt alle Ressourcen in die Gemeinde selbst einzuspeisen. Und wenn der Christ während der Arbeitswoche über seinen Pastor sagen kann "he is a colaborator for me", wurde alles richtig gemacht.

Bei "Entrepreneurs on the Frontlines of the City" ging es ergänzend zum vorherigen Seminar um die Herausforderungen von Unternehmern bei der geistlichen Einflussnahme in der Stadt. "Increase the Size of Your Impact", beinhaltete mal wieder das Wort Impact und die besonderen Möglichkeiten, die sich durch Kontakte und das Wirken in die Geschäftswelt ergeben. "Warum will ich ein Unternehmen gründen? Was ist die Vision? Wie soll das konkret umgesetzt werden?", waren Fragestellungen, denen man ebenfalls nachging.

Länder, Teams und Flaggenchaos

Kein Wunder, dass ich mich beim finalen Team-Treffen am Donnerstag der über dreißig Deutschen in der Kleingruppe mit dem Fokus auf den oben beschriebenen Dreibeinhocker wiederfand. Als Board Member der Internetmission Berlin und als IT-Unternehmer konnte ich gleich zwei dieser Beine bedienen.

Im Raum gab es zwei weitere Ländergruppen, die sich parallel über die Konferenz austauschten und beteten. Die geistlich eventuell etwas ambivalente Dominanz war jedoch auf unserer Seite. Apropos Dominanz: je ein Teilnehmer des nationalen Teams durfte bei der Abschlussveranstaltung die Fahne tragen. Ich sagte für unser Team zu und eilte eine Stunde vor Beginn zur Einweisung.

#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016
#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016 - Fahnen der 95 anwesenden Nationen (hier Philippinen)
Abgesehen davon, dass die Einweisung erst eine halbe Stunde später begann, entwickelte sich die Flaggen-Aktion zu einem regelrechten Chaos. Nachdem ich unsere Fahne gefunden hatte, suchte ich noch die von Österreich, da diese wohl oft vergessen werde und man dann hinter Deutschland herlaufen solle. Die Fahne war aber bereit gestellt, so dass die junge Dame im Dirndl wieder fröhlich wirkte. Ich platzierte sie direkt vor Deutschland, damit man dennoch die gewisse Verwandtschaft erkennen konnte. Der Stab war zweiteilig, was für ständiges Klirren bei der Entnahme der Fahnen sorgte. Die Security schritt recht grob ein, als sich Unmengen von Indern, Asiaten und Afrikanern in ihre Nationalflaggen hüllten und Gruppenfotos machten. Das Sternenbanner der USA war sogar mit einem güldenen Adler auf der Messingstange verziert. Auch wenn Bill Hybels oben vor Rassismus gewarnt hatte, entbrannten doch einige Kämpfe um die Fahnen. So wurde Tschechien letztlich von einem Inder repräsentiert, Australien von einer schwarzen Frau dargestellt und der Australier war mit einer für mich nicht identifizierbaren bunten Flagge unterwegs. Soweit ich mich erinnere, wurden die USA von einem Philippiner vertreten. Nur Österreich und Deutschland waren in der Hand der Eingeborenen verblieben, wobei auch die Frau im Dirndl deutsche Wurzeln hatte.

Lobpreis mit Geige und Dudelsack

Der Lobpreis von Getty Music im irischen Stil war absolut mitreißend. Im Hintergrund flimmerten Stadtszenen aus New York. Darüber waren die Liedtexte zum Mitsingen gelegt.

#MDCG16 und die größere Perspektive

Mehrfach wurde auf der Konferenz der Blick von der lokalen Gemeinde auf das globale Reich Gottes gelenkt. Bill Hybels untermauerte das mit 2. Kor 11,28: "...all the churches". Lokale Gemeinden stehen in einem größeren Kontext und erfüllen eine Säule des oben beschriebenen Hockers.

Beachtenswert war der starke soziale Fokus der amerikanischen Gemeinden und Organisationen. Das resultiert wohl daraus, dass dort deutlich weniger soziale Verantwortung seitens des Staates übernommen wird. Dennoch stand Jesus auf der Konferenz deutlich im Mittelpunkt, während er in unserem Lande eher der Soziologie weicht.

Am Rande des offiziellen Geschehens gab es viele interessante Begegnungen, bei denen wir erfuhren, dass in Nigeria für Sri Lanka und Europa gebetet werde oder dass in indischen Gemeinden Klassentrennungen schon dadurch begünstigt werden, dass man buchstäblich eine andere Sprache spreche. Auch Griechen und Mazedonier, Polen und Deutsche mussten sich des gemeinsamen Zentrums Jesus bewusst sein, um ein entspanntes Miteinander zu erleben. Letzteres ist wohl die Power of Jesus, die einzelne Menschen, Städte und Nationen verändern kann.

Sonntag, 16. Oktober 2016

SYM Saddleback Youth Ministry und die freundliche Übernahme in der Kalkscheune

Es gibt sie tatsächlich: Gemeinden mit Teenagern und Jugendlichen. @SaddlebackBLN veranstaltet seit einigen Wochen einen Jugendgottesdienst parallel zum englischen und deutschen Gottesdienst in der Kalkscheune. Unsere Kinder waren heute dabei.



Wir waren wieder einmal in der Kalkscheune zu Besuch, diesmal sogar für eine Kombination. Es gibt ja einen Gottesdienst auf Englisch, neuerdings einen auf Deutsch und auch noch einen Jugendgottesdienst - Saddleback Youth Ministry (SYM).
 
Dank des Akademische Viertels kamen wir wegen Unregelmäßigkeiten im S-Bahn-Verkehr zehn nach elf so pünktlich, dass wir uns sogar noch mit Tee bzw. Kaffee eindecken konnten. Dann ging es mit dem jeweiligen Gottesdienst los. Der Deutsche startete dreißig Sekunden später als der Englische, wie ich durchs Fenster über den Hinterhof beobachten konnte.
 
Wahrscheinlich sind englische Lieder einfach ausgeschmückter. Nach ein paar Liedern wurde per Beamer zum Youth Ministry aufgerufen. Das Timing war allerdings nicht so ganz ausgeklügelt, deshalb mussten wir, nach dem Durchqueren beider Gottesdiensträume, noch ein Lied abwarten, bis wir endlich mit ca. acht anderen Jugendlichen und zwei Leitern in einen mittelgroßen Raum mit ovalem Tisch gingen. Rund um den Tisch waren sehr bequeme Polsterstühle angeordnet und auf dem Tisch standen verschiedene Backwaren und Saft.
 
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde ging es mit einem Quiz los, das so ähnlich wie Stadt-Land-Fluss konzipiert war. Obwohl die anderen Fragen nicht zum geografischen Thema passten, machte die Bonusfrage alles wieder wett (fürs geografische Thema und für uns): Welches Bundesland in Deutschland besteht aus zwei Städten? Naa? Diese Frage bescherte meinem Bruder und mir den Sieg und wir durften je einen coolen Preis, wie ein T-Shirt mit Logo (von SYM natürlich) oder eines diverser Bücher aussuchen.
 
Danach ging das Thema los. Doch nicht per Video, wie im großen Gottesdienst, sondern Live auf Englisch, mit Simultanübersetzung auf Deutsch, für das sprachlich gut durchmischte Publikum im Alter von zehn bis achtzehn. Dazu wurden englische Lückentexte zum Input ausgeteilt. Das finde ich voll super, man wird animiert mitzuschreiben und kann es, wenn man will, zu Hause zu jeder Zeit  rekapitulieren.
 
Heute ging es mit einer neuen Reihe los - „Flawed“. Heißt auf Deutsch „unperfekt“. Denn keine Person der Bibel (ausgenommen Jesus natürlich) war perfekt. Rahab zum Beispiel ist eine Prostituierte gewesen, Adam und Eva haben Gott nicht gehorcht und, und, und. Gott kann ganz normale Menschen benutzen, etwas Besonderes zu vollbringen. Würde er nur perfekte Menschen nehmen wollen, hätte er gar keine Leute zur Hand.
 
Nach zwei weiteren Spielen war auch der Gottesdienst der Erwachsenen zu Ende.
 
Alles in allem erinnerte SYM eher an einen Hauskreis. Man konnte Fragen stellen, es wurden Fragen gestellt, alles sehr interaktiv. Also nicht so, wie ich andere Jugendgottesdienste erlebt habe. Also wenn Ihr keine Lust auf 60 Minuten stilles rumsitzen habt, dann geht zu SYM.
 
Autorin: Tochter des Church Checkers

Sonntag, 2. Oktober 2016

Mavuno - EFG Lichterfelde

Mavuno ist Swaheli und bedeutet "Ernte". Da uns regelmäßig Leute aus der umbenannten EFG Lichterfelde begegnen, wollten wir uns dort einmal den Gottesdienst ansehen. Der Name lässt auf eine Gemeinde mit starker afrikanischer Prägung schließen. Dem ist nicht so, wie wir beim heutigen Besuch feststellen konnten.



So oft wie wir Gemeinden und Veranstaltungen in Steglitz, Lichterfelde, Lankwitz oder Lichtenrade besuchen, könnte man ja schon fast von einem BBB Berlin Bible Belt reden. Zumal noch weitere Gemeinden in dieser Region auf der Agenda stehen.

Wenigstens war der Gottesdienstbeginn bei Mavuno auf 11:00 Uhr terminiert, so dass die Anfahrt quer durch die Stadt zu einer familienfreundlichen Zeit gestartet werden konnte. Die Fahrt mit ihren unzähligen Ampeln erinnerte an das jüngste Wahlergebnis: Rot-Rot-Grün. Nach einer dreiviertel Stunde erreichten wir das ehemalige amerikanische Militärgelände mit der Kirche im Südstaaten-Stil.

Vor der Tür war ein blauer Tisch aufgebaut, an dem mehrere junge Leute standen und in freudiger Erwartung zu den eintreffenden Fahrzeugen blickten. Am Tisch wurden wir herzlich begrüßt und konnten uns einige Flyer aussuchen. "Ja, Blau ist unsere Farbe", bemerkte die junge Dame als ich sie auf die markante Farbe des Stehtisches ansprach. Die Kapelle selbst war eher in Weiß gehalten und erinnerte auf den ersten Blick an die FCJG Lüdenscheid, die in Platzaufteilung, Art der Stühle und den typischen Kirchenfenstern eine gewisse Ähnlichkeit aufwies.

Wir liefen über den flauschigen blauen Teppichboden und trafen zunächst unsere Bekannten aus Marzahn. Sie waren bereits in ein Gespräch vertieft. Willkommenskultur wird bei Mavuno groß geschrieben. Als unbekannter Gast fühlt man sich sofort mitten drin. Da ich vor dem Losfahren noch einen ganzen Liter Wasser getrunken hatte, war mein erstes Ziel das WC. Dort fiel mir fast die Kinnlade herunter, denn das war ein so auffällig sauberes und helles WC mit Haargel und Eau de Toilette auf der Ablage. Auch die Sprüche am Spiegel regten meine Denkprozesse an: "Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe".

Die Familie nahm in der dritten Reihe links außen Platz. Über die Leinwand flimmerten die letzten Sekunden des Countdowns. Dann begann die Band zu spielen. Diese bestand aus einem Gitarristen und einem E-Schlagzeuger. "Großer Gott, wir loben Dich" in einer gut abgemischten Fassung mit zwei harmonierenden Instrumenten.

Als Pastor Daniel Flechsig seine Einleitung zum heutigen Entedankfest machte, war mir sofort wieder die Bedeutung von Mavuno präsent: Ernte. Wenn der Bauer die Ernte einfahre, verzehre er nicht alles, sondern hebe einen gewissen Teil für die nächste Saat auf. Das sei das klassische Re-Investieren. Darauf folgte die Kollekte und nicht die Predigt zum Thema Mavuno, pardon Ernte.

Da mir einige Gesichter bekannt vorkamen, fragte ich meinen Sohn: "Kennst du hier welche vom SOLA"? Er nickte. Um "sola" ging es heute auch in der Predigt. Mavuno hat das Lutherjahr 2017 schon etwas vorverlegt und behandelt aktuell das Thema "Ich glaube".

sola gratia (allein aus Gnade)
sola fide (allein aus Vertrauen)
sola scriptura (allein die Schrift)
solus Christus (allein Christus)

Ergänzend dazu gibt es noch "Soli Deo Gloria" (allein Gott die Ehre), wobei heute die Gnade, also sola gratia, auf dem Plan stand. Die Predigt begann mit einem Text aus Matthäus 20, 1-16, wo es um die Arbeiter im Weinberg geht, die egal zu welcher Uhrzeit sie angefangen hatten, alle jeweils einen Denar bekamen. Daniel Flechsig stellte die Frage in den Raum, ob solch eine Entlohnung nicht ungerecht sei. Da ich die Auflösung des Textes kannte, erschütterte mich diese Frage nicht weiter. Egal in welchem Alter jemand die Beziehung zu Jesus aufbaut, am Ende bekommt er das ewige Leben. Hauptsache, er hat vor dem Feierabend noch eine Anstellung bekommen. Ist doch gut so!

Der zweite Teil der Predigt war in dreizehn Unterthemen gegliedert, die laut des Predigers alle für sich ganz wichtig seien. Beim achten Punkt waren bereits deutliche Aufmerksamkeitsdefizite bei den heimischen Gottesdienstbesuchern festzustellen. Auf so viel Lehre war auch ich nicht vorbereitet und versuchte mit progressiver Muskelentspannung nach Jacobson die Konzentrationsfähigkeit zu reaktivieren. Einige Frauen schrieben eifrig die genannten Bibelstellen mit. Eine Dame bemerkte anschließend, dass sie noch nie so eine gute Zusammenstellung der Grundlagen und Facetten von Gnade gehört habe. Der Predigt folgten ein Lied mit der Band, der Segen und eine kurze Ansage.

Dann begann der zweite Gemeinschaftsteil mit Kaffee und Gesprächen. Kaffee hatte es auch vorher schon gegeben. Jetzt waren zur besonderen Freude der Kinder auch Kekse dabei. Der Pastor erzählte uns von der jüngeren Geschichte der Gemeinde, dem Namenswechsel, dem Start bei fast Null und der Relevanz für den Kiez. Mit 150 Personen seien die räumlichen Kapazitätsgrenzen erreicht. Am Gottesdienst hatten heute etwa sechzig Besucher teilgenommen. Die Altersstruktur war sehr gut durchmischt. Das Durchschnittsalter muss so bei vierzig liegen.

Da wir noch einen Anschlusstermin in Teltow hatten, verabschiedeten wir uns und fuhren weiter gen Süden.

Sonntag, 25. September 2016

Saddleback auf Deutsch

Der Berlin-Zweig der Saddleback Church wurde erst vor drei Jahren gegründet. Seitdem wächst die Gemeinde und wächst und wächst und wächst. Seit September gibt es zwei neue Gottesdienstformen bei #SaddlebackBLN: einen Jugendgottesdienst und einen Gottesdienst auf Deutsch.



Die Kalkscheune, wo sich die Saddleback Church sonntags trifft, liegt im Inner Circle der Stadt. Das ist insbesondere dann zu berücksichtigen, wenn wieder einer der unzähligen Marathoni veranstaltet wird. Der Besucher aus dem grünen Stadtrand fühlt sich dann wie die "Christliche Gemeinschaft" am Tag des Mauerbaus. Wir entschieden uns zu einer Anfahrt per S-Bahn.

Kurz vor dem Alexanderplatz überfuhr die Bahn eine Brücke, unter der hunderte bunt gekleideter Athleten den über vierzig Kilometer langen Lauf zelebrierten. Am Bahnhof Friedrichstraße stiegen wir aus und konnten bequem die weiträumig abgesperrte Straße überqueren. Am Friedrichstadtpalast war ein Turm für den RBB aufgebaut und die Lawine der Läufer wälzte sich gerade an Charité und FDP vorbei.

"Wäre doch witzig, wenn der Erste einfach über die Absperrung klettert und zu Saddleback läuft", meinte mein Sohn, während wir zur Kalkscheune abbogen. Gleich am Eingang wurden wir sehr freundlich begrüßt. Das setzte sich im gesamten Haus weiter fort. Letztlich hatten wir ein Programmheft, einen Kugelschreiber und einen Becher Kaffee in der Hand. Der Gottesdienst auf Deutsch war deutlich ausgeschildert und fand in einem Nebenraum gegenüber dem englischen Gottesdienst statt.

Deutsch wurde tatsächlich sehr genau genommen. Alle Lobpreislieder waren ins Deutsche übersetzt. Wir sangen Lieder, von denen ich bisher nur die englische Fassung kannte. Das setzte sich konsequent in den Ansagen fort, die mit einem sehr einladenden Video von Pastor Dave Schnitter eingespielt wurden. Vor zwei Wochen gab es im Hof der Kalkscheune mehrere Taufen, die über und unter Wasser gefilmt worden waren (Video Taufe Juni 2016). Den Rest des Rahmenprogramms erledigten Anna und das Lobpreisteam.

Wie gewohnt gab es eine sehr impulsreiche Predigt. Diesmal von Rick Warren. Natürlich per Video, aber mit deutscher Simultanübersetzung. Wir folgten dem vierten Teil der Predigtreihe "Unerschütterlich" unter dem Motto "Wenn man das Unmögliche von dir fordert".

"Pastor Rick" hangelte sich am Text aus Daniel 2, 10-18 entlang und arbeitete zunächst heraus, woran man echte von falschen Propheten unterscheiden könne. Nebukadnezar wollte ja in den Versen bis 11 sehr konsequent mit den vermeintlichen Propheten seines Beraterstabes umgehen und ihrer Kompetenz auf den Zahn fühlen. Ab Vers 14 tritt Daniel auf und beeindruckt durch sein "ruhiges und überlegenes" Auftreten, das letztlich ihn, seine drei Freunde und seine ganzen Beraterkollegen vor der Hinrichtung bewahrte. Da der Text solch eine Fülle an wichtigen Prinzipien beinhaltet, die der Referent selbst schon oft praktiziert habe, wurden heute nur fünf von acht Grundprinzipien erläutert.

Wir schrieben auf unserem Begleitzettel eigene Gedanken zum Thema auf oder ergänzten Worte in Lückentexten. Das steigerte nicht nur die allgemeine Aufmerksamkeit, sondern ließ das Gesagte sofort aktiv reflektieren. Im Vergleich zu Volkhard Spitzer fragte ich mich, wie das Begabungsprofil von Rick Warren aussehe. Es muss eine starke Kombination aus Predigen und Lehren sein. Zumindest redete er fast die ganze Zeit frei und blickte selten auf einen kleinen Notizzettel auf seinem Stehtisch. Er erklärte gut verständlich die Zusammenhänge und stellte immer wieder passende Bezüge zu unserem Alltagserleben her. Die weiteren drei Prinzipien sollen am nächsten Sonntag beschrieben werden. Ein cleveres Konzept der Kundenbindung. Die Predigten können auf Deutsch per Podcast nachgehört werden.

Im Anschluss redeten wir mit unseren Bekannten über die Prinzipien 4 und 5, wo es um das Einholen von Gebetsunterstützung (Verse 17-18) und ferner darum ging, dass wir beim Beten übernatürliche Hilfe von Gott erwarten sollen. Von dieser Erwartung hatte ich heute schon auf meinem liebevoll beschriebenen Kaffeebecher gelesen: "God answers when you least expect". Ich bin gespannt.

Sonntag, 4. September 2016

Springborn Projekt - Mennoniten in Johannisthal

Das Springborn Projekt der Mennonitischen Brüdergemeinde in Johannisthal gibt es seit knapp sechzehn Jahren. Etwa dreißig Prozent der Besucher sind in ähnlichem Alter. Am Südwestende des Sterndamms treffen sie sich sonntags um 10:30 Uhr zum Gottesdienst.



Die Parallelwelten der christlichen Szene ziehen sich quer durch die Stadt. So bedurfte es des diesjährigen SOLA, um die Mennoniten in Johannisthal überhaupt auf den Radar zu bekommen. Der Gottesdienst beginnt zeitgleich zum Brunch der JKB Treptow, die wir vor einer Woche im benachbarten Kino Astra besucht hatten.

Bahnhof Schöneweide, Filmpalast Astra, unsere damalige Wohnung am Sterndamm, dann einmal rechts und zweimal links. Wir fuhren auf den Parkplatz hinter dem renovierten Mehrzweckbau. Jemand verschwand durch eine geöffnete Tür im Untergeschoss. "Du kannst doch nicht durch die kalte Küche gehen", hörte ich meine Frau noch rufen und schon stand ich im Gemeindesaal des Ground Zero. Offensichtlich trafen sich dort Christen mit russischer Zuwanderungsgeschichte. Sie zeigten uns eine Treppe, die zu den Räumen der Mennoniten führte.

Auf dem Weg kamen wir an einer Fotostrecke zum Umbau des Mehrzweckhauses vorbei. Sehr viel Eigenleistung mit einem bemerkenswerten Ergebnis. Das Haus erinnerte an die EFG Wiedenest und gefiel mir sehr gut. Vorbei an der "warmen Küche" traten wir in den hellen Vorraum. An der Wand lasen wir Jesaja 43, 19.

Pünktliches Erscheinen hat gelegentlich seine Vorteile. Nach einer freundlichen Begrüßung wurde uns nämlich gleich das Haus gezeigt und diverse Informationslücken geschlossen. So erfuhren wir, dass das Springborn Projekt neben einer russischen Gemeinde auch eine Location der Arche (Kinderprojekt) beherberge. Im Saal traf unser Sohn einige SOLA-Leute und unsere Tochter gab die Sitzposition vor. Super, vorletzte Reihe aber immerhin mit direktem Blick zur Plexiglaskanzel. Die Atmosphäre war sehr herzlich.

Während einer ausgiebigen Gemeinschaftszeit wurden Bibeltexte verlesen, die Kollekte eingesammelt und die Aktivitäten der nächsten Woche vorgestellt. Als die Kinder und Jugendlichen nach vorne gebeten wurden, um zum Schulanfang gesegnet zu werden, begaben sich etwa dreißig Prozent der Gottesdienstbesucher auf die Bühne. Es seien noch viele Leute im Urlaub gewesen, wodurch der Saal mit seinen 120 Plätzen wohl normalerweise an der Kapazitätsgrenze rangiert.

In der Predigt ging es darum, wie Gott und das Leid zusammen passen. Es wurden verschiedene Situationen geschildert und immer wieder gefragt, wie das mit dem Glauben in Einklang zu bringen sei. Pastor Andre Pritzkau baute einen "Sandwich" aus Johannes 14, 27 und Johannes 16, 33 auf und legte das Leid dazwischen. Die Texte sagen aus, dass wir zwar "Druck" haben werden, Jesus aber die Welt besiegt hat und uns seinen Frieden gibt. Ja, es gibt ungeplantes und schweres Leid, aber es gibt auch den Frieden Gottes, der dem Leid einen Sinn gemäß 2. Korinther 1, 3-4 geben kann.

Der umrahmende Lobpreis mit Gitarre, Klavier und Schlagzeug hatte solch ein Tempo, dass wir während des Singens über den Text nachdenken konnten. Es wurde sogar ein Kanon gesungen.

Nach dem Gottesdienst gab es Kaffee, Kuchen und Chili con Carne. Dabei war Gelegenheit zu weiterem Networking. Einige Gemeindemitglieder kannten wir aus früheren Zeiten oder wir hatten mit deren Arbeitgebern oder Verwandten zu tun. Im Springborn Projekt treffen sich Jugendliche mehrerer Gemeinden. Singles und Familien aus Britz, Rudow und Johannisthal haben in dieser Kiezgemeinde ihre geistliche Heimat gefunden. Aber wie kommt es, dass eine Mennonitische Brüdergemeinde einen Pastor hat?

Menno, was sind eigentlich Mennoniten?

Die Geschichte der Mennoniten ist noch älter als die der Baptisten. Sie entstanden schon zur Zeit Luthers, favorisierten die Trennung von Kirche und Staat sowie eine Taufe nach bewusster Entscheidung für Jesus. Der Name leitet sich vom friesischen Reformator Menno Simons ab.

Der Baptismus entstand erst einhundert Jahre später in England und hatte vergleichbare Ansichten. Die Erscheinungsformen der Mennoniten sind heute so unterschiedlich wie die der modernen Brüder- oder Baptistengemeinden. Die Grundprinzipien von Glaubenstaufe und politischer Enthaltsamkeit bestehen jedoch weiterhin.

Sonntag, 28. August 2016

JKB Treptow im Filmpalast Astra Johannisthal

Die JKB Treptow trifft sich in einem Kino am Sterndamm. Der Gottesdienst wird mit einem Brunch eingeleitet und auch danach ist Zeit zum Austausch im JKB Café. Der Lobpreis ist rockig und ansprechend. Die sehr integrative Willkommenskultur schafft für Gäste, Freunde und Bekannte einen schnellen Zugang zur Gemeinde.



Die Webseite wirkte sehr einladend, so dass wir gleich nach der Sommerpause einen Besuch in der besonderen Gottesdienst-Location der JKB Treptow vorgesehen hatten. Die Gemeinde trifft sich im Kino Astra am Sterndamm in Johannisthal. In diesem Kino hatte ich als Grundschüler diverse Filme gesehen und wenige Hausnummern weiter in einer Altbauwohnung mit Ofenheizung gewohnt, bevor wir 1995 nach Marzahn umgezogen waren. Die benachbarte Königsheide und Baumschulenweg waren die Orte meiner Kindheit. Somit fühlte ich mich heute sehr mit dem Kiez verbunden und freute mich, dass hier solch ein reges christliches Leben wächst.

Es war uns nicht wirklich klar, wie ein Brunch in nur einer halben Stunde zu absolvieren sei. Deshalb frühstückten wir zu Hause und peilten eine Ankunftszeit von 10:45 Uhr an. Alles lief nach Plan. Sogar ein Parkplatz vor dem Eingang des Kinos war frei. Als wir in den Vorraum traten, saß eine Frau mit Kreuz-Kette an der Kasse. Zwei junge Leute unterbrachen ihr Gespräch und kamen auf uns zu. Wir stellten uns gegenseitig vor und wechselten die ersten Worte über den Brunch und die Alleinstellungsmerkmale der Gemeinde. Auf dem Weg zum Kaffee sprachen uns weitere Gemeindemitglieder an und luden insbesondere unsere Kinder zu den altersspezifischen Aktionen ein.

Auf diese Weise war die Zeit bis zum Gottesdienstbeginn schnell verflogen und wir begaben uns zum Kinosaal 1. Dort wurden alle Besucher mit Bonbons begrüßt. Das Licht war gedimmt und die Bühne farblich ausgeleuchtet. Statt des akademischen Viertels reichen in Johannisthal fünf Minuten als Pufferzeit für entschleunigte Gäste. Über die Kinoleinwand flimmerte ein gut geschnittener Video-Countdown.

"Großer Gott, wir loben dich" wurde heute in einer bisher ungehörten Blues-Interpretation mit Gitarre, Bass und Schlagzeug vorgetragen. Die Bandperformance gefiel mir sehr gut. Mein Sohn war nur etwas verwundert über die weibliche Besetzung des Schlagzeugs.

Carolin aus der JKB Lichtenberg hielt eine Predigt zur Themenkombination von Sabbat und Gebet. Hinderlich für Gebet sei der allgemeine Leistungsdruck, der leider auch das persönliche Selbstbild tangiere. Der damit verbundene Aktionismus beschäftige uns so sehr, dass wir sogar die leisen Warnungen unseres Körpers überhören und mit einem "geht noch" weiter das Hamsterrad drehen. Carolin stellte mehrere Bücher vor, unter anderem "Der Klang" von Martin Schleske, worin es um das Hören und Reagieren auf das Reden Gottes gehe, insbesondere wenn mal wieder ein "geht noch" gegengehalten werde.

Der Hauptteil der Predigt beschäftigte sich damit, das Gebetsleben zu reaktivieren. Dazu könne man kontemplative Methoden wie Textiterationen, Rückzug ins Kämmerlein, einen Spaziergang oder das Sitzen im Café nutzen. Die JKB habe auf einer aktuellen Sommerfreizeit sehr gute Erfahrungen mit verschiedenen Methoden der Reanimation des persönlichen Gebetes gemacht.

Nach Kollekte, Lobpreis, Vaterunser und Segen verließen wir den gut klimatisierten Saal und schlenderten durch den Empfangsbereich des Filmpalastes Astra. Die Einstellung unserer normgerechten blauen Parkscheibe passte noch in das Zwei-Stunden-Limit. Johannisthal hat sich positiv entwickelt in den letzten zwanzig Jahren. Schön, dass sich das nicht nur auf die Bausubstanz, sondern auch auf das geistliche Leben bezieht.

Sonntag, 7. August 2016

ICF Berlin am Gasometer Schöneberg

ICF Tempelhof ist inzwischen zum Gasometer Schöneberg umgezogen. Der für Gäste ohne christlichen Hintergrund gut geeignete Gottesdienst ist jedoch ebenso professionell und ansprechend wie vorher.



Nach der Rückkehr aus dem Urlaub fiel die Entscheidung für ICF Tempelhof alias ICF Berlin sehr kurzfristig. Strahlender Sonnenschein, coole Location und ausreichend Parkplätze auf dem Gasometer-Gelände Schöneberg waren eine gute Einstimmung auf den um halb elf beginnenden Gottesdienst. Flankiert wurde das durch einen Kaffee, eine freundliche Begrüßung im Vorraum und das Countdown-Video.

Die offizielle Begrüßung widmete sich insbesondere den im Sommer hereinschnuppernden Gästen. Die Ansprechpartner für Wissenswertes und Kleingruppen wurden vorgestellt. Es folgte ein kurzer musikalischer Teil mit Kollekte und dann begann auch schon die Predigt.

"Ultraleicht" war das Thema, das Stefan Hänsch heute vortrug. Schwer bepackt mit einer braunen Umhängetasche trat er auf die Bühne und las die altbekannte Stelle aus Matthäus 11, 28-30: "Kommt her zu mir alle...". Anhand von zwei gut geschnittenen Gleitflugvideos, wie man sie von McFit kennt, zeigte er die Stationen von Anstrengung, Last, Gegenwind und Auftrieb. Loslassen und Neues wagen, sich mit Jesus in ein Joch einspannen, um sich von ihm führen zu lassen, wurde aus dem Text herausgeholt. "Yes! But how", hatte Saddleback-Gründer Rick Warren einmal in den Raum gestellt. Deshalb ergänzte Stefan Hänsch die Predigt mit Galater 6 und zeigt drei Punkte zur Entlastung auf:

  • Entwickle deine Persönlichkeit
  • Lebe wertvolle Beziehungen
  • Verbringe regelmäßig Zeit mit Gott (Bibel, Gebet)

Zu jedem der Punkte holte er ein Gewicht aus der braunen Tasche. Die Beziehung zu Gott hatte mit fünf Kilo das größte symbolische Gewicht.

Anschließend wurde die Lobpreiszeit eingeleitet. Parallel erlebten wir ein liturgisches Novum: Abendmahl per Selbstbedienung. Anhand der finalen Ansagen erfuhren wir, dass noch Auf- und Abbauhelfer gesucht werden und ICF weiterhin nach einer größeren Location Ausschau halte, wo der Bedarf an Roadies möglichst entfalle.

Nach dem Gottesdienst gab es diverse Wiedersehen und Gespräche bei Kaffee und Brezeln. Alte und neue SOLA-Connections wurden gepflegt und die virale Reichweite dieses Blogs erfreut zur Kenntnis genommen.

Schöneberg animierte uns zur Suche des obligatorischen Inders. OK, es gab dort indische, nepalesische und tibetische Speisen, was geschmacklich nicht wirklich den Unterschied machte. Unterschiedlich waren jedoch die Berichte der sieben Leute am Tisch über die letzten Wochen urlaubsbedingter Alleingänge. Das reichte von Jerusalem über süddeutsche Pietisten bis hin zu unseren Erlebnissen im rheinischen Bibelbelt.

Samstag, 30. Juli 2016

FCJG Lüdenscheid

Die FCJG Lüdenscheid lässt sich am besten mit den Begriffen Charisma und Weltmission charakterisieren. Ihre Gottesdienste finden samstags statt und laufen unter dem Korintherbrief-Motto "Wenn ihr zusammenkommt, so hat ein jeder etwas...".



"Uups, sind wir zu alt", rutschte mir spontan heraus, als wir von drei jungen Damen herzlich am Eingang der FCJG Lüdenscheid begrüßt wurden.

Das Haus Wiedenhof befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft des übersichtlichen Bahnhofs von Lüdenscheid. Die Freie christliche Jugendgemeinschaft (FCJG) in Lüdenscheid verbindet den Ruf von Charisma und Weltmission. FCJG-Präsident Walter Heidenreich ist über die Grenzen des Sauerlandes hinweg bekannt und eine befreundete Missionarin in Kambodscha wurde in Lüdenscheid maßgeblich auf ihren Dienst vorbereitet.

Heute wollten wir uns selbst ein Bild von dieser berühmten Gemeinde verschaffen.

OK, wir waren nicht zu alt. Die etwa einhundertfünfzig Besucher des Abendgottesdienstes waren zwischen zwanzig und fünfzig Jahre alt. Darüber hinaus sahen wir etwa zwei Kinder und eine ältere Dame mit amerikanischer Optik. Letztere wurde im Rahmen der Begrüßung als Huldah aus Kalkutta vorgestellt.

Nach dem recht kurzen Begrüßungs- und Ansagenteil ging es in eine Doxologie über, die an den Lobpreis in der Offenbarung erinnerte. Eines der beiden Lieder, die in der ersten Stunde gesungen wurden, sprach den Reiter auf dem weißen Pferd aus Offenbarung 19 ab Vers 11 an. Viele der Anwesenden flankierten den Gesang mit Melodien und Texten, die ihnen ad hoc eingegeben wurden.

Dann trat Huldah Buntain ans Pult. Die 90-jährige Kanadierin blickt auf über sechzig Jahre harter aber gesegneter Arbeit in Kalkutta zurück. Durch den frühen Tod ihres visionären Mannes war ihre besondere Organisationsbegabung gefordert, wodurch inzwischen viele Schulen, Krankenhäuser und Gemeinden in Indien entstanden sind. Huldah rollte ihre kraftvolle Stimme aus und zog die Zuhörer in der nächsten Stunde in den Bann ihrer persönlichen Gotteserfahrungen. Das Fazit war, dass Gott das Wort "impossible" (unmöglich) mag, um seine unbegrenzten Fähigkeiten zu demonstrieren. Die Seniorin machte deutlich, dass sie bis zum letzten Atemzug darauf achten werde, was Gott gerade tue und wo sie sich einklinken könne.

Dieser Bericht ermutigte uns sehr und bestärkte uns in der Bereitschaft, nach den konkreten nächsten Schritten zu fragen. Diese Frage muss wohl allgemein im Raum gestanden haben, da anschließend eine längere Gebetszeit eingeleitet wurde, wo sich die Besucher ganz neu für Gott zur Verfügung stellen konnten. Obwohl es bereits nach 22:00 Uhr war, wollte unser Sohn noch bleiben. Die Leute in der Mitte zeigten körperliche Reaktion wie Zittern, Lachen oder Umfallen. Kissen wurden herbeigetragen und die Zeit mit Musik untermalt.

Gegen 23:00 Uhr verließen wir die FCJG und fuhren durch das nächtliche Sauerland zurück nach Iserlohn. Unterwegs tauschten wir unsere Eindrücke aus. Für jeden von uns war etwas dabei gewesen. Das war der Umkehrschluss des FCJG-Slogans aus 1. Korinther 14 Vers 26 : "Wenn ihr zusammenkommt, hat jeder etwas zur Erbauung der Gemeinde".

Sonntag, 26. Juni 2016

Berlinprojekt mit Ernst Lubitsch

Das Berlinprojekt ist eine wachsende Gemeinde im Herzen Berlins. Wer sich einklinken möchte, ist herzlich willkommen. Wer nur mal schnuppern möchte, kann das auch. Die evangelische Freikirche punktet mit professionellem Lobpreis, biblischer Predigt, Abendmahl und gut durchmischter Altersstruktur. Aber wer ist Lubitsch?



"Wer bitte ist Lubitsch?", fragte ich mich unmittelbar nach Betreten des Kinos Babylon. "Ist Lubitsch da?", wollte ich von einer der regelmäßigen Besucherinnen wissen. "Keine Ahnung", sie wisse nicht, wer das sei. Darauf fragte ich den freundlichen jungen Mann am Info-Tisch. Er kannte Lubitsch auch nicht. Und dabei sitzt Lubitsch jeden Sonntag im Gottesdienst des Berlinprojektes. Mit Ernst lauscht er dem Lobpreis, der Predigt und den Gebeten. Am Abendmahl nimmt er allerdings nur als Zuschauer teil. Er grüßt auch nicht. Zu konzentriert beschäftigt sich die lebensgroße Nachbildung des deutsch-amerikanischen Regisseurs in der Mitte der dritten Reihe mit der Handpuppe auf seinem rechten Arm.

Wir erlebten heute eine sehr angenehme Willkommenskultur. Am Nebeneingang wurden wir herzlich begrüßt und schauten uns kurz darauf an der Getränketheke um. Dort wurden reichlich Kaffee und verschiedene Teesorten angeboten. Der letzte Besuch lag schon etwa ein Jahr zurück, so dass uns entfallen war, dass das akademische Viertel integraler Bestandteil des Elf-Uhr-Gottesdienstes im Babylon ist. Ein wichtiges Detail angesichts der Parkraumbewirtschaftung um das Kino herum. In der nahe gelegenen Torstraße parke man sonntags kostenlos.

Proaktiv klinkten wir uns in den Begrüßungsdienst ein und empfingen die nach und nach eintreffenden Gottesdienstbesucher. Mit einigen kamen wir ins Gespräch. Auch alte Bekannte waren darunter. Auf dem Weg in den Kinosaal wurde uns ein 16-seitiges Programmheft in die Hand gedrückt. Wir stellten die Kaffeebecher in die dafür vorgesehene Halterung und warteten auf die Vollendung des akademischen Viertels.

Der Gottesdienst startete mit einem Gesangsstück von Sarah Kaiser. Es folgte eine Begrüßung mit kurzem Erfahrungsbericht über praktisches Christsein am Arbeitsplatz. Und dann wurde mit Bass- und Cajónbegleitung "Befiehl du deine Wege" von Paul Gerhardt gespielt. Überhaupt fiel das Lobpreis-Quartett durch eine bemerkenswerte musikalische Harmonie auf. Meine Frau bewunderte die Stimme der Sängerin Susi. Die Lieder sangen wir vom Blatt, also von den Seiten 3 bis 9 des Begleitheftes. Auch die Erklärung des Abendmahls, das Vaterunser und der Predigttext waren dort abgedruckt.

Die Predigt beschäftigte sich mit Genesis 15, 1-21. Abram wird darin zum Vertrauen auf Gott ermutigt. Gott schließt einen Bund mit Abram und seinen Nachkommen, die zu dem Zeitpunkt noch gar nicht sichtbar waren. Pastor Konstantin von Abendroth entfaltete die Spannung, in der sich Abram befand. Eine Spannung von Glauben, Vertrauen, Zweifel und sichtbarer Realität. Dass Gottes Realitäten größer sind, wurde deutlich, als Abram aus dem Zelt treten und die Sterne zählen sollte. Neuer Sichtbereich, neue Betrachtungsweise, neuer Horizont, neue Zukunftsperspektive, Weite und ein Bund mit Gott, wie er auch bei Menschen damals üblich war. Geteilte Tiere, durch die die Vertragspartner hindurchschritten und sich damit selbst das Urteil für eine Missachtung des Vertrages sprachen. In diesem Falle lief nur Gott durch die Mitte und erfüllte diesen Vertrag letztlich durch das stellvertretende Sterben von Jesus.

An das Sterben von Jesus und die Einheit seines Leibes als Bild für die Gemeinde erinnerte das anschließende Abendmahl. Der Gottesdienst endete mit dem Vaterunser, den Ansagen und einem Segensgebet. Bei den Ansagen fiel uns eine signifikante Gemeinsamkeit von Berlinprojekt, Saddleback und Kulturwerkstatt auf:

Taufen, Taufen, Taufen ...

Taufen - insbesondere von Erwachsenen - sind ein Indikator für gesundes Gemeindewachstum. Gemeindewachstum durch Menschen, die eine bewusste Entscheidung für Jesus getroffen haben und in den Lebensabschnitt "Jünger werden" einsteigen. Die Frage "Können Alte Jünger werden?" ist demzufolge mit einem klaren Ja zu beantworten.

Als wir in den Vorraum traten, war dort bereits emsiges Treiben. Die Snacktheke des Kinos hatte geöffnet und es gab bunt belegte Baguettes. Am Infotisch verkaufte Sarah Kaiser ihre neue CD mit Autogramm und Widmung. An der Wand hinter dem Tisch lasen wir wieder die Frage: "How would Lubitsch have done it?". Lubitsch saß immer noch im Saal und ließ sich von der Handpuppe anschauen. Vielleicht sollten wir die Frage neu besetzten: "WWJD - What would Jesus do?".

Sonntag, 19. Juni 2016

Kulturwerkstatt Berlin

Die Kulturwerkstatt Berlin trägt schon den Charakter dieser jungen Gemeinde im Namen. Herzliche Aufnahme von Gästen, interessante Menschen, guter Lobpreis, Familienfreundlichkeit, Angebote für den Kiez und eine inhaltsreiche Predigt zeichnen diese evangelische Freikirche aus.


Das akademische Viertel der benachbarten Saddleback Church wäre heute sehr praktisch gewesen. Trotz weiträumiger Umfahrung des Alexanderplatzes wären wir zehn vor elf bei der in die Altbauhäuser der Auguststraße eingepassten Kirche eingetroffen. Ein Sperrschild konnte noch ignoriert werden, die massive Bauabsperrung zum Überqueren der Torstraße jedoch nicht. Der Veranstalter des innerstädtischen Fahrradrennens musste gewusst haben, dass wir uns nur ungerne am Gottesdienstbesuch hindern lassen. 150 Meter vor dem Ziel mussten wir wieder umkehren und in den folgenden zehn Minuten einen Parkplatz außerhalb des Velothon-Ringes suchen. Diesen fanden wir in der Nähe der Christuskirche. Von dort aus benötigten wir weitere zehn Minuten für den Fußweg zur Kulturwerkstatt.

Den ehrwürdigen Backsteinbau betraten wir zusammen mit einer jungen Frau und ihrem Coffee To Go. Im Altarbereich spielte eine Band aus drei Personen. In der Mitte des sakralen Saales hingen drei große Schalltrichter aus Messing. Durch diese konnte man bis zum Altar durchschauen und in deren Spiegelung einen schnellen Blick auf den Sitz der Frisur werfen. Wir setzten uns in den Ostblock der Stuhlreihen und schauten uns die ausgelegten Programmheftchen an. Ein Early Bird zwitscherte uns von hinten aus zu, dass wir bisher nur die Begrüßung verpasst hätten.

Der Gottesdienst lief sehr klar strukturiert in kurzen und knackigen Einheiten ab. Zuerst wurde ein Kind mit Schwarzwälder Zuwanderungsgeschichte gesegnet. Ein Teil seiner Badener Verwandtschaft war angereist und gestaltete einige der damit verbundenen Elemente. Die Segnung durften sich die anwesenden Kinder noch anschauen und wurden dann unter besonderer Beachtung in ihren Kindergottesdienst verabschiedet. Damit waren die Anwesenden im Saal auf 2/3 reduziert, was etwa vierzig Personen entsprach. Vierzig interessante Menschen, die Kreativität und Intelligenz ausstrahlten, so wie Pastor Rainer Schacke, der seine berufliche Laufbahn als Journalist begonnen hatte.

Rainer griff den Segnungstext für den kleinen Neuberliner auf. Dieser stand in Hebräer 11 Vers 1 und leitete damit in eines meiner Lieblingskapitel des Neuen Testamentes ein. Er thematisierte das Kapitel bis Vers 12 und setzte damit eine Predigtreihe fort, in der es darum geht, Teil von Gottes Werk und Wundern zu werden. Immer wieder schlug er eine Brücke zwischen Glauben, Glaubenshelden und dem Vertrauen eines Kindes. Der Aufzählung und kurzen Vorstellung der Glaubenshelden aus Hebräer 11 stellte er abschließend eine Liste von deren Defiziten entgegen. Es waren eben auch nur Menschen wie du und ich.

Vor der Kollekte und dem Segen gab es heute das monatliche Abendmahl. Dieses nehmen wir immer wieder gerne mit Geschwistern unterschiedlicher Gemeinden ein und freuen uns dabei über das Bild des Leibes Christi, wo jedes "Körperteil" seinen speziellen Platz im Gesamtgebilde hat.

Nach dem Gottesdienst wurden wir freundlich begrüßt und sofort in die Unterhaltungen einbezogen. So erfuhren wir viel über die Geschichte der Kulturwerkstatt, aßen sehr leckeren Kuchen und schauten uns auch die gegenüber liegenden Kinderräume an.

Die Evangelische Kulturwerkstatt Berlin (EKW) ist eine Gemeinde für den Kiez. Sie trifft genau die in Mitte wohnende Kreativszene und junge Familien mit ihren speziellen Bedürfnissen. Sie bietet Menschen, die noch keine persönliche Beziehung zu Jesus haben, einen niederschwelligen Zugang und distanziert sich bewusst vom üblichen Transferwachstum. Am nächsten Sonntag finden im Weißen See mehrere Taufen statt. Sehr gut sei der regelmäßige LEGO/Brunch frequentiert, der uns an die LEGO-Bautage bei der EFG Weißensee erinnerte. Hier wären Synergien möglich. Überhaupt ist die Kulturwerkstatt sehr gut in der Stadt vernetzt und setzt gerne auf externen christlichen Angeboten auf. Warum auch das Rad neu erfinden, wenn es bereits die passende Veranstaltung gibt?

Gesättigt mit Kuchen und guten Gesprächen traten wir den sonnigen Fußweg zum Parkplatz an. Meine Tochter trank dabei ihren Tea To Go. Wir überquerten die Absperrungen des Velothons und fanden ein Auto ohne Ticket vor. Diese Parkzone wird nur bis Samstag bewirtschaftet.

Sonntag, 15. Mai 2016

Saddleback @Kalkscheune - experience #SaddlebackBLN

Die Saddleback Church ist eine wachsende evangelische Gemeinde in Mitte. Eine Predigt per Video ist ihr Alleinstellungsmerkmal. Gottesdienst und Predigt laufen auf Englisch und werden simultan übersetzt. Inhaltlich bieten die Predigten einen guten Alltagsbezug und sind wegen ihrer thematischen Nachhaltigkeit empfehlenswert. Die Zielgruppe sind Singles, junge Familien, Touristen, Studenten oder Berufs bedingte Wahlberliner, die sich über das sprachliche Entgegenkommen freuen. Der Gottesdienst eignet sich wegen der Professionalität und offenen Atmosphäre zum Mitbringen von Kollegen und Bekannten.



"Dann können wir ja zur Schönen Party gehen und gleich dort bleiben", freute sich meine Frau als sie die Location unseres nächsten Gottesdienstbesuches erfuhr. "11:00, Kalkscheune", hatte unsere Tochter in ihren WhatsApp-Chat getickert.

Ob wir noch die letzten Nachtschwärmer und Überreste der Schönen Party sehen werden? "Nein, die Leute sind so alt wie wir und halten nur von zweiundzwanzig bis zwei Uhr durch", zügelte sie die Dramatik meiner Vorstellungskraft. Wie wird es wohl mit der Parkplatzsituation aussehen?

Letztere war traumhaft. Hinter dem Friedrichstadtpalast waren unzählige Parkplätze frei. Es gab Parkraumbewirtschaftung zu zwei Euro pro Stunde und von der Schönen Party zeugten lediglich die Hinweisschilder an der Kalkscheune. Besucher von Saddleback wurden durch mehrere Schilder in die oberste Etage des Hauses geleitet. Ein interessantes Gebäude mit niedriger Zugangsschwelle.

Die Saddleback Church hatten wir bereits vor zweieinhalb Jahren besucht, als sie kurz nach der Gründung des Berlin-Zweiges in der Nähe des Potsdamer Platzes ihre Gottesdienste durchführte. Die Predigtreihe war damals so interessant, dass ich mit meinem Sohn noch ein weiteres Mal dort war.

Die Zielgruppe sind offensichtlich Touristen, Studenten, internationale Professionals und Deutsche mit erweiterten Englischkenntnissen. Wir hätten per Kopfhörer zwar eine Simultanübersetzung bekommen können, verzichteten aber darauf. Nach einer freundlichen aber nicht aufdringlichen Begrüßung kamen wir zunächst an einer Kaffeetheke vorbei. Es war noch recht leer im Saal. Der Saal erinnerte an einen der Nebenräume in der Time Square Church am Broadway. Videoscreens rechts und links neben der Bühne und fünf bis sechs Sitzreihen mit Blick auf die Längsseite des Raumes.

Die besondere Form der Sitzflächen führte dazu, dass mein abgestellter Kaffeebecher mit der liebevollen Aufschrift "Johannes 15, 5" langsam nach vorne rutschte, in Zeitlupe abkippte und den Saddleback-Saal großflächig in das Duftkonzept "Kaffee" tauchte. Es war inzwischen gar nicht mehr so einfach, zur Theke zu gelangen und einen Lappen zu bekommen. Der Saal hatte sich kurz nach Elf merklich mit Kaffee trinkenden Besuchern gefüllt. Ich beseitigte die farblich harmonierende Fußbodenveredelung, während die Familie die Gelegenheit nutzte und eine Bankreihe nach hinten umzog. Der Countdown lief. Akademisches Viertel.

Dann begann die Band zu spielen und Pastor David Schnitter leitete den Gottesdienst mit Grüßen und Ansagen ein. Alles auf Englisch. Das ist aber für den deutschen Gottesdienstbesucher noch recht harmlos. Der gewöhnungsbedürftige Teil kam nach der Anbetungszeit:

Public Viewing ohne Fußball.

Das Alleinstellungsmerkmal - Neudeutsch auch USP oder Unique Selling Proposition genannt - ist eine Predigt per Videoübertragung. Ich hatte mich bisher immer gefragt, wozu dann noch ein regionaler Pastor und der Aufwand einer Gemeindeorga notwendig sind. Heute erlebte ich die Antwort. Das einzige Video-Element ist die Predigt. Wenn man die Predigt als einen wichtigen Teil, aber nicht den einzig entscheidenden Teil von Gemeinde ansieht, lässt sich bei Saddleback erkennen, dass nachhaltige Professionalität in sämtlichen Bereichen wie Lobpreis, Kleingruppen, Kindergottesdienst, Evangelisation, sozialem Engagement usw. eine Gemeinde durchaus wachsen lassen kann. In den letzten zwei Jahren muss die Gemeinde offensichtlich um das Vierfache gewachsen sein.

Saddleback #SaddlebackBLN
In der heutigen Predigt ging es um Vergebung. Ausgangstext war Matthäus 6 Vers 12 aus dem Vaterunser. Anhand diverser weiterer Bibelstellen wurden die Facetten der Vergebung skizziert. Mein Sohn stieß mich an, ich solle auch mitschreiben und das Begleitblatt zur Predigt ausfüllen. Ab und zu notierte ich Zitate und festigte meine Ansichten zum Thema. Gut, wenn man das noch einmal so klar formuliert bekommt und weitere Zusammenhänge entdecken darf. Wir waren sehr berührt und nahmen gute Impulse auf, über die wir anschließend weiter redeten, wie beispielsweise, dass Vergeben nicht unbedingt etwas mit Vergessen zu tun hat und dass man nicht vergessen solle, dass einem vergeben wurde oder man selbst bereits vergeben habe. Ein wichtiger Fokus lag auf dem Vergeben im Sinne des Abgebens an Gott.

Die Beschriftung des Bechers meiner Frau musste etwas mehr Zeit in Anspruch genommen haben. Dort war zu lesen, dass Gott in diesem Jahr noch etwas Besonderes für sie geplant habe. Seltsam, dass bei den Ansagen, auf meinem Notizzettel und später auch in der Predigt das Wort "Ruanda" vorkam. Hatten wir doch am letzten Sonntag bereits etwas über Ruanda gehört. Nun klang die zarte Saite wie ein unüberhörbarer Gong. Wir füllten die Kontaktkarte aus und sind gespannt, wie es mit Saddleback, Ruanda und uns weitergeht.

"Das war cool! Hier können wir öfter hingehen", sagte unsere Tochter bei der Abfahrt. Solch ein deutliches Teenager-Statement gab es in den letzten zehn Monaten nur einmal: Heute.

Sonntag, 24. April 2016

ICF Grünheide

ICF Grünheide liegt am südöstlichen Stadtrand von Berlin. Ein Besuch lohnt sich wegen der guten Predigt, des professionellen Lobpreises und der integrativen Gesamtatmosphäre. Hier treffen sich vorwiegend junge Menschen und setzen ihre zum Alter passenden Ideen um. Entsprechend jung ist auch die Leitung. ICF Grünheide klinkt sich in den bei ICF üblichen Reigen ansprechender Gottesdienste ein und ist damit eine Gemeinde, die auch mit Bekannten und Kollegen besucht werden könnte.



ICF verspricht jugendlichen Charme und Professionalität bei geistlichem Tiefgang. Es wurden zwar nur unbekannte Lieder und diese zumeist auf Englisch gesungen, aber in einer so professionellen Vortragsweise, dass das Zuhören und vorsichtige Mitsingen sehr angenehm war. Es gab keine dieser langen Wiederholungsschleifen. Ich stand an der Seite und wippte mit.

Viele der Jugendlichen und Erwachsenen aus ICF Grünheide waren unseren Begleitern bekannt. Sie hatten ihre Wurzeln in einer Marzahner Gemeinde, die selbst erst in den 1990er Jahren entstanden war und um die Jahrtausendwende für ihre Band und eine starke Jugendgruppe bekannt war. Deshalb wollten wir uns heute einmal den Gottesdienst am südöstlichen Stadtrand Berlins ansehen. Mit dreißig Kilometern und einem Bruchteil an Ampeln liegt ICF Grünheide einen Kilometer näher als Eben Ezer Lichterfelde und ist mit öffentlichen Verkehrsmittel noch schwerer zu erreichen. Letzteres ist schade, da wir heute eine Gemeinde erlebten, wohin man gerne mal jemanden einladen würde. Integrative Willkommenskultur und ansprechender, alltagsrelevanter, authentischer Gottesdienst - triple A sozusagen.

Später erfuhren wir, dass die Leitung in die Hände der Jungen Erwachsenen übergeben worden war, was sich in einer angenehmen Entspanntheit und der frischen Atmosphäre äußerte. Location-Leiter André Schönfeld predigte ausgehend von einer Geschichte aus dem Talmud über das Dranbleiben am Gebet. Wir sollten lieber Gott zwischen uns und das Problem stellen, als das Problem zwischen Gott und uns. Dranbleiben und Gottes Handeln erwarten war der Hauptfokus. Man solle kein Komma setzen, wo Gott einen Punkt setzt und keinen Punkt, wo Gott ein Komma setzt. Dass es hier um reale Erfahrungswerte geht, zeigte die Gebetszeit während des Gottesdienstes. Es wurden aktuelle Erlebnisse berichtet und neue Gebetsthemen genannt: Bewerbungsgespräch, Partnersuche, Prüfungsangst und Gesundheit.

Es liegt in der Natur der oben genannten personellen Konstellation, dass es eine große Jugendgruppe und viele Kinder gibt. Im Gebäudekomplex mit großer Dachterrasse und Jugendkeller ist auch eine Kita untergebracht. Man tut also nicht nur etwas für die anreisenden Berliner, sondern auch für die jungen Familien aus Grünheide. Der Location-Leiter legt Wert darauf, nicht den Titel Pastor zu tragen, da es nicht seiner Ausbildung entspreche und er bei seiner zweiten Halbtagsstelle noch in einem Sozialprojekt arbeite. Ein Mann also, der auch den normalen Berufsalltag kennt und damit nicht von den Herausforderungen seiner Gemeindeleute abgekoppelt ist.

Nach einem ausführlichen Rundgang durch das Haus, vielen Erzählungen zu Geschichte und Gegenwart, italienischem Buffet, Kuchen und Kaffee verließen wir Grünheide bei strahlendem Sonnenschein und fuhren durch den Speckgürtel Berlins nach Hause. André Schönfeld hat sogar den doppelten Weg. Er wohnt in Oranienburg.

Sonntag, 17. April 2016

Powerhouse Ministries of God in Steglitz

Powerhouse Ministries of God ist eine junge Gemeinde in Steglitz. Die Besucher sind vorwiegend Schwarze aus dem Süden Berlins, was entsprechend das Temperament von Lobpreis, Predigt und Gottesdienst beeinflusst. Der Gottesdienst beginnt pünktlich und läuft gut strukturiert ab. Es wird Deutsch und Englisch gesprochen. Da die Sprachen mehrfach wechseln, sind Englischkenntnisse von Vorteil. Die Altersstruktur ist durchmischt, geht aber in Richtung junge Familien. Singles fühlen sich dort ebenfalls wohl. Die herzliche und interessierte Aufnahme von Gästen ist ein weiteres Plus der Gemeinde.



"Bei Spring waren wir in einer Kneipe. Da wurden von einem Kirk Smith Gospels und Anbetungslieder gesunden. Das war eine Stimmung", war der Kommentar eines befreundeten Ehepaares im Seniorenalter. Kirk Smith rockt alle Generationen und hatte als schwarzer Pastor bereits bei The Voice of Germany mitgemacht.

Heute stand seine Gemeinde in Steglitz auf dem Programm: Power House Ministries of God. Trotz seiner Popularität geht es Kirk Smith um Ministries of God und nicht um Ministries of Kirk. Trotz seiner Begabungen ist er ein bescheidener Mann. Er ist verheiratet, hat fünf Kinder und kommt aus Chicago. Das Power House wurde vor vier Jahren gegründet und spricht insbesondere Menschen mit internationalen Wurzeln an. Gepredigt wird auf Englisch mit deutscher Übersetzung. Das hat den Vorteil, dass man den Inhalt gleich doppelt hört und sich deshalb besser merken kann.

Der heutige Input hatte mich emotional so bewegt, wie schon lange keine Predigt mehr.

Power House Ministries of God
Power House Ministries of God - Lichtspiel im Garten
Es begann damit, dass Bibeln ausgeteilt wurden und jeder seine Bibel hochhalten sollte. Auch Smartphone war möglich. Kirk wollte sicher gehen, dass jeder Gottesdienstbesucher mitlesen kann. Der behandelte Text stand in Johannes Neun. "Der Blindgeborene", sagte ich zu meiner Frau und merkte eine übermäßige Freude in mir aufsteigen. "Dein Lieblingstext", gab sie zurück und lächelte.

Es ging um die Verse Eins bis Elf, wo Jesus zunächst über die vermeintliche Sünde des Blindgeborenen befragt wird, dann erklärt, dass es um die Praktizierung eines weiteren Werkes Gottes gehe und er dann auf unkonventionelle Weise den Blinden per Spucke und Staub heilte. Jesus sandte den Blinden dann zum Teich Schiloach, der übersetzt "gesendet" heißt. Danach kam der Blinde als Sehender wieder und berichtete von dem Moment, wo Jesus ihm die Augen geöffnet hatte. Ein Text voller Parallelen zu unserer Begegnung mit Jesus und den Punkten, wo er uns unkonventionell eine neue Sicht gegeben hat.

Die etwa dreißig Gottesdienstbesucher waren sehr freundlich und interessierten sich für einander und für uns. Auch während des Gottesdienstes gab es mehrere Gelegenheiten zu überschwänglichen Begrüßungen und Segenswünschen. Einmal hatte sich dabei im hinteren Teil des Saales eine so herzliche Menschentraube gebildet, dass Kirk die Leute in die Realität des Programms zurückholen musste.

Kirk Smith predigte sich so intensiv in den Text hinein, dass immer mehr Knöpfe seines Hemdes geöffnet, die Hemdsärmel umgeschlagen und die Krawatte gelockert wurde. Teilweise kam die Übersetzerin kaum hinterher. Dennoch war der rote Faden zu erkennen und es wurden immer wieder aktuelle Beispiele aus seinem Alltag einbezogen.

Nach dem Gottesdienst wurden wir noch ins Nachbarhaus zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Ein Gottesdienstbeginn von 15:00 Uhr eignet sich dafür sehr gut. Kirk erzählte uns, dass er gerne früher beginnen würde. Das gehe aber momentan nicht, da sich die Power House Ministries of God die Räume mit zwei weiteren Gemeinden teilen. Überhaupt entdeckten wir heute ein sehr reichhaltiges christliches Leben im näheren Umkreis der Wrangelstraße in Steglitz. Die Gemeindehäuser sind den ganzen Sonntag über gut belegt mit verschiedenen deutschen und internationalen Gemeinden.

Inzwischen bin ich auch über die Internetmission Berlin mit Kirk verbandelt und freue mich schon auf seine ersten Videoproduktionen für den YouTube-Kanal von GOTTinBerlin.de.