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Donnerstag, 1. Juni 2017

Patriarch von Konstantinopel trifft den Bundespräsidenten

Orthodoxie ist für viele Deutsche ein Buch mit sieben Siegeln. Zurzeit bereist Bartholomaios I unser Land. Heute referierte er in der Konrad-Adenauer-Stiftung und besuchte anschließend den Bundespräsidenten.



Die Gold-Else am Großen Stern reflektierte die pralle Sonne. Schwerfällig wälzte sich der Verkehr um den Platz. Ich lief zur Konrad-Adenauer-Stiftung. Akribisch wurde die Gästeliste abgeglichen. Wer nicht im "Buch" gefunden wurde, musste am Rand warten.

Schwarz

Ich setzte mich in die Nähe des Rednerpultes. In der Mitte des Saales sah ich Schwarz: schwarze lange Gewänder, schwarze Hüte, schwarze Mützen, schwarze und graue Bärte. Über den Gewändern goldene Ketten mit großen goldenen und Stein-besetzten Broschen. Keine Rapper aus Brooklyn, sondern Metropoliten, Archimandriten und der Patriarch selbst.

Das Casting für eine Komplettverfilmung der Bibel mit Abraham, Petrus und anderen wäre hier schnell und erfolgreich abgeschlossen worden.

Erzbistum und EKBO

Im Saal saßen neben den Botschaftern von Griechenland, der Türkei und Zyperns auch der katholische Erzbischof Heiner Koch aus Berlin und sein evangelischer Kollege Markus Dröge von der EKBO. Ein breites Grinsen ging regelmäßig durch die Reihen, wenn in den Grußworten die "Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz" in der Langversion ausgesprochen wurde.

Patriarch von Konstantinopel Bartholomaios I in Berlin
Ökumenischer Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I, in Berlin



Grüß Gott!

Bartholomaios begann seinen Vortrag über Menschenrechte mit einem schwungvollen "Grüß Gott". Er hatte in München drei Semester Deutsch gelernt und las seine Rede fließend auf Deutsch vor. Es sah so aus, als hatte er nur fünf Blätter in der Hand. Gelesene Seiten gruppierte er unter den flachen Stapel. So oft, wie er die Seiten wechselte, müssen es um die zwanzig Blätter gewesen sein.

Seine Kollegen in Schwarz genossen den Sekundenschlaf oder beschäftigten sich mit ihrem Smartphone. Erzbischof Koch wechselte Blicke mit dem Apostolischen Nuntius des Heiligen Stuhls, Erzbischof Nikola Eterović. Dann kam ein langes Wort und der Patriarch warf spontan ein: "Zu lang!" Lachen. Der Saal war wieder in die Realität des Vortrages geholt. "Wenn ich ein bisschen müde bin, Sie müssen viel müder sein", war sein verständnisvoller Kommentar zum Vortrag.

Menschenrechte

Obwohl der Vortrag über Menschenrechte etwa eine dreiviertel Stunde gedauert hatte, war er doch sehr interessant. Mir war gar nicht bewusst, dass nicht-christliche Religionen eine große Distanz zu Menschenrechten hegen, denn:

  • Menschenrechte seien westliches Kulturgut.
  • Menschenrechte tragen das Siegel des Christentums.
  • Menschenrechte schützen einen gefährlichen Individualismus.
  • Menschenrechte stehen für Säkularisierung und Anthropozentrik.
  • Menschenrechte verbünden sich mit dem Atheismus.
  • Menschenrechte widerstreben der Souveränität Gottes.

Kein Wunder also, dass Menschenrechte außerhalb der westlichen Welt abgelehnt und missachtet werden. Die Botschafter verzogen keine Miene.

Orthodoxie

Die Magna Charta der Orthodoxie sei eine "Kultur der Person". Selbstlose Liebe könne ungeahnte Kräfte freisetzen. Er nannte das die "Liturgische Diakonie", was im Sinne einer alltäglichen Liturgie nach der sonntäglichen Liturgie zu verstehen sei. Der Patriarch wurde sehr emotional, als er sagte, dass die "defensive Haltung gegenüber der Aufklärung endgültig überwunden" werden müsse. "Fehlentwicklungen" in der Orthodoxen Kirche sollten auf keinen Fall zur pauschalen Verurteilung dieser Konfession genutzt werden. Eine große Baustelle sei die Ethnozentrik.

Patriarch von Konstantinopel Bartholomaios I in Berlin
Ökumenischer Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I, in Berlin
Ökumene

Bartholomaios hat viele Titel, so dass seine späteren Gesprächspartner im Schloss Bellevue erst einmal abklärten, wie sie ihn genau anzusprechen haben. "Seine Allheiligkeit Batholomaios I, Ökumenischer Patriarch von Konstantinopel" ist der volle Titel. Bei der offiziellen Anrede wird "Eure Allheiligkeit" verwendet, während die Bischöfe wie säkulare Botschafter mit "Eure Exzellenz" angesprochen werden.

Die Ökumene im Titel ist vergleichbar mit der Wortbedeutung von katholisch und erklärt den übergeordneten Anspruch auf die Definition der Rechtgläubigkeit. Zurzeit findet jedoch ein intensiver Austausch zwischen Othodoxen, Katholiken und Protestanten statt. Letztere sehen Ökumene als Gemeinschaft von Christen jedweder Konfession um das Zentrum Jesus Christus und die Bibel. So wurde es auf dem #Kirchentag ausgedrückt.

Der Patriarch im Schloss

Anschließend wurden die Herren in Schwarz mit schwarzen BMW 5er-Limousinen zum Bundespräsidenten ins Schloss Bellevue gefahren. Kein Ehrenposten, keine militärischen Ehren, kein roter Teppich. Dafür aber ein blauer Teppich und eine sehr familiäre Atmosphäre. Vier Kameraleute, ein Gästebuch und eine vertrauliche Unterredung mit Frank-Walter Steinmeier. Diese war nicht presseöffentlich.

Bei immer noch strahlendem Sonnenschein staute ich durch die Innenstadt nach Hause.

Sonntag, 28. Mai 2017

#Kirchentag: Abschluss-Gottesdienst in Wittenberg

Heute fand auf den Elbwiesen südlich von Wittenberg der Abschlussgottesdienst zum #Kirchentag statt. Unsere Schlafgäste aus England, der Bundespräsident und ich waren auch dort.



122 km mehr standen auf dem Tacho, als ich das Auto in einem Wohngebiet der Lutherstadt Wittenberg abstellte. Die überall angekündigten Park-Leitsysteme fehlten. Wir liefen nach Gefühl Richtung Elbe. Dabei durchquerten wir die Innenstadt mit den wichtigsten Luther-Gebäuden. Kurz vor der Elbe stellten wir fest, dass wir noch einen großen Umweg über eine Bahnbrücke zu absolvieren hätten.

30°C und eine Stunde Fußweg

Es dauerte eine volle Stunde vom Parkplatz bis zum Ziel: Umweg, Schleuse für den Sicherheits-Check, Ponton-Brücke, Eingang an der Südseite des Feldes. Letzteres bedeutete, dass wir einmal am Feld vorbei und dann innen wieder zurück laufen mussten. Solche Aktionen waren uns schon von der Messe vertraut. 30°C. Die ersten Sanitäter liefen mit Tragen über die Wiese.

#Kirchentag Abschlussgottesdienst Wittenberg Elbwiesen
#Kirchentag - Abschlussgottesdienst in Wittenberg auf den Elbwiesen
Ich verabschiedete mich von unseren englischen Schlafgästen und stapfte der Bühne entgegen. In der dritten Reihe fand ich noch einen Platz. Passend zu den vielen Sanitätern und Hitzschlag-Gefährdeten war Gesundheitsminister Gröhe bereits vor Ort. Er trug kein Sakko, aber Krawatte und einen orangen Schal. Kurz vor Beginn des Gottesdienstes gesellte sich Innenminister de Maizière dazu. Auch er war sehr sommerlich gekleidet.

Nach dem Vorbild des Neuen Testamentes saßen in den Blöcken direkt vor der Bühne nicht nur die Ersten aus Kirche und Staat, sondern auch Lahme, Blinde und Taube.

Gleich geht es los!

Ein letztes Statement vom Chef der koptischen Christen aus Ägypten. Dann eine kurze Pause; herzliche Umarmung des schwarz gekleideten Kopten mit Hermann Gröhe und anderen; freundliche Begrüßung eines katholischen Bischofs.

#Kirchentag Abschlussgottesdienst Wittenberg Elbwiesen
#Kirchentag - 1/7 der Bläser beim Abschlussgottesdienst in Wittenberg auf den Elbwiesen
Hinter der Bühne blinkten hunderte Blasinstrumente und stimmten "Nun jauchzt dem Herren, alle Welt" an. Gigantisch! Posaunen, Pauken - so ähnlich muss das im Himmel sein, wenn die Ankündigungen aus der Offenbarung greifbare Realität werden. Als ich noch über die Zukunft vor dem Thron Gottes sinnierte, schritt der Bundespräsident neben der Bühne entlang und ging zu seinem Platz im Nachbarblock. Auch seine Frau - Elke Büdenbender - und jede Menge Fotografen waren dabei.

Predigt auf Englisch über 1. Korinther 13, 12

Der Gottesdienst nahm seinen Lauf. Liturgie mit Liedern, Gebet, Lesung aus 1. Korinther 13, Glaubensbekenntnis und Kollekte bildeten den Auftakt. In der Predigt sollte es laut Programmheft um 1. Korinther 13, 12 gehen: "Von Angesicht zu Angesicht". Es predigte Erzbischof Thabo Makgoba von der Anglikanischen Kirche Südafrikas. Als Schwarzer sprach er Englisch mit afrikanischem Akzent. Wer kein Englisch verstand, konnte auf dem linken Screen deutsche Untertitel und eine Übersetzung in Gebärdensprache sehen. Die rechte Videowand stand für das unkommentierte Original zur Verfügung. Viele der aus "Bade-Würte-Berg" stammenden Sitznachbarn konnten nur Deutsch.

So rauschte die Predigt an ihnen vorbei. An mir auch. Die Predigt hatte mit Martin Luther begonnen und lief über die allgemeine Ungerechtigkeit in der Welt in einem postulierten "I have a dream" aus.

#Kirchentag Abschlussgottesdienst Wittenberg Elbwiesen
#Kirchentag - Abschlussgottesdienst mit Abendmahl
Viel spannender war also das Drumherum. Dazu gehörten die immer wieder einsetzenden Bläser hinter der Bühne - wie schon erwähnt: Hunderte! Bewegend auch das gemeinsame Vaterunser, das gemeinsame Abendmahl und der Segen von EKD-Chef Bedford-Strohm im wehenden schwarzen Gewand. Die Sonne blitzte in das Kreuz über dem Talar und tauchte es in einen goldenen Glanz.

Einheit in Jesus Christus

Der Altar war eine Leihgabe des Deutschen Katholikentages. Überhaupt zeigten sich die katholischen Gastredner sehr erfreut über die guten Beziehungen zu den Protestanten. Das sei vor zehn Jahren noch nicht so selbstverständlich gewesen.

Frank-Walter Steinmeier begrüßte die Besucher mit "Liebe Schwestern und Brüder" und zeigte sich ebenfalls hoch erfreut darüber, dass die Christen unterschiedlicher Konfessionen und Denominationen auf einem guten Weg zur Bündelung ihrer Kräfte seien. Das solle weiter intensiviert werden. Der Bundespräsident war selbst viele Jahre lang aktiv an den Evangelischen Kirchentagen beteiligt. Ein katholischer Redner brachte es auf den Punkt: Uns verbindet die Einheit in Jesus Christus.

#Kirchentag Abschlussgottesdienst Wittenberg Elbwiesen
#Kirchentag - Abschlussgottesdienst mit Segen von Heinrich Bedford-Strohm
Gegen 14:00 Uhr nutzte ich den VIP-Ausgang neben der Bühne und wollte möglichst vor dem großen Abgang den Hot Spot verlassen. Immer noch um die 30°C und pralle Sonne. Vorbei an etwa zwanzig schwarzen Limousinen mit Blaulicht, vorbei am Pressezelt, vorbei an vielen Polizeiautos, durch einen hohen Gitterzaun, hinaus auf das freie Feld. Es dauerte etwa eine halbe Stunde, bis ich die Pontonbrücke passiert und die Strecke über die Bahnlinie absolviert hatte.

Das Auto war extrem aufgeheizt. Ich entfernte die Decke über dem Lenkrad und trat den Heimweg an. 29,5°C war neben dem Tacho abzulesen. Unsere britischen Gäste hatten noch eine Verabredung in Wittenberg. So fuhr ich die 122 km alleine mit aufgedrehter Musik nach Hause.

Donnerstag, 25. Mai 2017

#Kirchentag: Messe Berlin und City

Der 36. Deutsche Evangelische Kirchentag wartet mit vielen Veranstaltungen in Berlin, Wittenberg, Potsdam und Leipzig auf. Heute schauten wir uns auf dem Messegelände am Funkturm und am Alexanderplatz um.



Die Entscheidung für den öffentlichen Nahverkehr fiel heute leicht. Bequem erreichten wir die Nordseite des Messegeländes, liefen an schwer bewaffneten Polizisten vorbei, lehnten Flyer dubioser Gruppen ab und betraten das Palais am Funkturm. Hier, wo seit Jahren die goldenen Lolas an Filmschaffende vergeben werden und wilde After Show Partys toben, flatterten heute orange Schals und orange Fahnen mit großen runden Augen.

Wahrheit vor der Kamera

Wir steuerten die Bühne an und setzten uns in die dritte Reihe. Der Innenminister diskutierte vor laufenden Kameras des ZDF über Wahrheit. Thematisch entglitt das Ganze in Richtung Medienkompetenz, Shit Storm und juristische Optionen. Es wurde kontrovers diskutiert, enthielt aber für alle Teilnehmer des Panels wertvolle Impulse. Alle waren sich einig, dass gegenteilige Meinungen durchaus erwünscht seien, jedoch sollte der Diskurs in einer respektvollen Atmosphäre geführt werden.

#Kirchentag
#Kirchentag - Sitzplätze in den Messehallen
Leere, Pilgerweg und Seelsorge

Anschließend unternahmen wir den Versuch, uns systematisch von Nord nach Süd durch die Messehallen zu arbeiten. Die ersten Hallen waren etwas spartanisch eingerichtet. Hier und dort ein vereinzelter Stand, dann eine ganze Halle als Pilgerweg. Die übliche Optik schillernder Messebauten mit Jutebeuteln und Kugelschreibern begegnete uns nicht. Wir kauften zwei Pizzabrote und liefen weiter.

Eine ganze Halle für Seelsorge: Paarberatung, Einzelberatung, Gebetskabinen, Wartelisten. Interessant, woran beim Kirchentag gedacht worden war. Die Population wurde dichter. Immer mehr orange Schals und Beutel mit DEKT-Aufschrift kamen uns entgegen. Eine jung gebliebene Dame hatte sich einen grauen Hoodie im Kirchentags-Look zugelegt. Zwei großen Augen schauten mich von ihrem Rücken aus an.

Markt der Möglichkeiten

Wir näherten uns den eigentlichen Messeständen und fanden uns plötzlich in einem wilden Durcheinander wieder. Das heißt, über einigen Ständen waren Tafeln mit Kategorien angebracht. Allerdings erschloss sich die Zusammenstellung nicht wirklich unserer Logik.

Hier eine Israel-Ecke, dort Freizeitheime, hier Hospitalschiffe und dort die Bundespolizei; Bücher, Verlage, Bibelschulen, Missionsgesellschaften, Godly Play, Nagelkreuz-Verein, Verein der ostpreußischen Ostkirche und interreligiöse Stände. Dazwischen noch Aktionen gegen Menschenhandel, Podiumsdiskussionen, Pfadfinder, die Internetmission, die Christoffel Blindenmission, die Jesuiten, christliche Berufsperspektiven und World Vision.

#Kirchentag
#Kirchentag - Du siehst mich.
Mitglieder und Spender

So muss Luther Rom erlebt haben: Spende für Kaffee, Spende für den Verein, ein Euro für den bedruckten Radiergummi, eine Unterschrift gegen die Bundeswehr und hier noch das Formular zum Eintritt in einen Förderverein. Wären wir auf all diese Wünsche eingegangen, hätte uns das viel Geld gekostet und rein rechnerisch täglich zur Teilnahme an mehreren Jahreshauptversammlungen verpflichtet. Die Vielfalt ist schön und bunt, könnte aber sicher auch gebündelt und damit effizienter gestaltet werden.

"Christ und nicht hetero", lasen wir an einem Stand, der uns auf die Umwidmung des Regenbogens einstimmte. Beim nächsten Anbieter mussten wir erst einmal schauen, in welchem Kontext der Regenbogen dort genutzt wurde. Aha, Holzspielzeug für Kinder. Überhaupt wirkten die Besucher wenig heterogen. Wer "kirchlich" ist, offenbart sich durch ein wesentliches Merkmal:

Die Brille.

Es muss ein Modell im dreistelligen Preissegment sein. Dazu graue oder weiße Haare. Frauen tragen das Haar maximal schulterlang und Männer zusätzlich einen kurzen Bart. Sportliche Ökokleidung und gepflegtes Äußeres, kombiniert mit einem intelligenten Blick runden den homogenen Kirchgänger ab. Was wir bisher nur instinktiv kategorisiert hatten, notierte ich auf einem Zettel und evaluierte es im weiteren Verlauf des (Kirchen-)Tages.

#Kirchentag
#Kirchentag - Marienkirche am Alexanderplatz (Foto: Archiv 27.06.2017)
Alexanderplatz

Am Abend schauten wir uns mehrere Musikveranstaltungen rund um den Alexanderplatz an. Mit geschärftem Blick erkannten wir die DEKT-Teilnehmer auch ohne den markanten orangen Schal. Eine Band aus dem Libanon fiel jedoch durch das kulturell-ethnische Raster. Die Rocker hätten auch als Europäer oder Amerikaner durchgehen können. Fasziniert lauschten wir ihrer musikalischen Darbietung. Ein Schwarzer tanzte, Frauen mit Kopftüchern blieben stehen und EKD-Mitglieder offenbarten ihr Rhythmus-Gefühl.

Im benachbarten Bücherzelt kauften wir eine Twitter-Bibel. In der Marienkirche lauschten wir dem Konzert von Einheimischen und Geflüchteten: Klassik auf höchstem Niveau aus einem Mix europäischer und nahöstlicher Klänge und Gesänge.

Auf dem Rückweg mit der Tram setzten sich zwei ältere Damen zu uns. Den Zweck ihres Berlin-Besuchs erkannten wir an den Brillen und den schulterlangen grauen Haaren.

Mittwoch, 24. Mai 2017

#Kirchentag: Eröffnungs-Gottesdienst am Reichstag

Sehen und gesehen werden bei der Eröffnung des 36. Deutschen Evangelischen Kirchentages #DEKT. Wer und was war alles beim Gottesdienst am Reichstag und dem anschließenden Empfang beim Evangelischen Arbeitskreis der CDU/CSU zu sehen?



Es muss schon eine charismatische Persönlichkeit sein, die mehrere tausend Erwachsene zu seltsamen Handbewegungen anstiftet: Eckart von Hirschhausen. Beim Gottesdienstes zur Eröffnung des #DEKT motivierte er die Teilnehmer, mit ihren Händen ein Fernrohr zu formen und einen beliebigen Punkt in der Umgebung zu fixieren. Ich ließ mein Fernrohr von der Ministerbank zum Dach der Bühne schweifen und blieb dort haften: ein Dach über vielen Christen aus vielen Gemeinden und Konfessionen.

Sehen und gesehen werden

Als Hagar in 1. Mose 16, 13 - frei übersetzt - "Du siehst mich" sagte, wusste sie noch nicht, dass 4.000 Jahre später ein Kirchentag unter diesem Motto stattfinden wird. Im Bereich vor der Bühne galt jedenfalls das "Sehen und gesehen werden". Wolfgang Thierse, Christian Wulff, Franz Josef Jung, Hermann Gröhe, Petra Pau, Thomas de Maizière und Norbert Lammert sahen sich und andere Personen in ihrem Umfeld. Dazu gehörten Eckart von Hirschhausen, Friede Springer, Martin Pepper und jede Menge unbekannter Kirchenvertreter, die sich alle kannten. Letzteres war daran zu erkennen, dass sie sich sehr herzlich grüßten, als sie sich sahen.

#Kirchentag Reichstag Eröffnungsgottesdienst
#Kirchentag - Eröffnungsgottesdienst vor dem Reichstag
Du siehst mich ab 18:00 Uhr

Der Gottesdienst vor dem Reichstag startete um 18:00 Uhr. Immer wieder schallten Klänge vom Parallel-Gottesdienst am Brandenburger Tor herüber. Die eigentliche Musik spielte aber hier auf dem Platz der Republik:

Die Zuschauer sahen und hörten unter anderem den Landesbischof Heiner Koch. Als Katholik machte er sich stark für die Zusammenarbeit von evangelischen und katholischen Christen in der Stadt. Es gebe mehr Christen in Berlin, als wir denken. Eine Aussage, die ich nach dem Besuch von weit über 70 Gemeinden bestätigen kann.

Sehr positiv wurde auch der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, aufgenommen. Ausgehend vom Nagelkreuz, das er sichtbar über seinem schwarzen Gewand trug, predigte er über Jesus und "Eine feste Burg ist unser Gott". Diesen Satz zitierte er mehrfach auf Deutsch. Der Rest wurde von der Bühne aus übersetzt.

Mit "Schwestern und Brüder" begrüßte Norbert Lammert die Gottesdienst-Besucher und redete davon, dass Christen sichtbar sein sollten - auch im Alltag. Überhaupt blieb der gesamte Gottesdienst am Thema "Sehen": Mitmenschen wahrnehmen, in die Augen sehen, etwas sehen, übersehen, herabsehen, Gott sehen, von Gott gesehen werden.

#Kirchentag Reichstag Eröffnungsgottesdienst
#Kirchentag - Eröffnungsgottesdienst vor dem Reichstag - Predigt des Erzbischofs von Canterbury
Ich sehe einen Parkplatz und die Kanzlerin

Als ich zum Auto zurückkam, sah ich ein Ticket: 10 Euro. Behutsam entfernte ich es und fuhr zur CDU-Bundesgeschäftsstelle. Das war gar nicht so einfach. Die City war weiträumig abgesperrt. Ich parkte am Großen Stern und lief die 600 Meter zum Konrad-Adenauer-Haus.

Dort sah ich weitere Bekannte: Angela Merkel, EKD-Chef Heinrich Bedford-Strohm, Erhart Zeiser und Allianz-Primus Ekkehart Vetter. Eckart von Hirschhausen und Norbert Lammert standen neben mir und folgten dem Grußwort der Kanzlerin, die sich über den wachsenden Mut zum Outen als Christ redete. Ursula von der Leyen sah ich nicht, dafür aber die Kirchentags-Präsidentin Christina Aus der Au. Die Schweizerin mit dem starken fränkischen Akzent hatte schon beim Gottesdienst einen sehr sympathischen Eindruck hinterlassen.

Wir sehen die zu spät Kommenden

Wegen der oben erwähnten Verkehrssituation kamen fast alle Altvorderen zu spät, also die Personen, die in der ersten Reihe neben der Kanzlerin und Peter Tauber sitzen durften. Peter Tauber hätte ich nach dem Gottesdienst am Reichstag fast eine Mitfahrgelegenheit angeboten. Sein nächstens Ziel war absehbar.

Auch Erzbischof Welby mit dem Nagelkreuz und Landesbischof Bedford-Strohm kamen zu spät. Bedford-Strohm ist dafür bekannt, seinen Halsschmuck auf den Anlass anzupassen. Statt eines Kreuzes trug er heute einen DEKT-Schal. Sein Grußwort war frei gesprochen und zeigte, dass er auch Latein kann: Dreimal wiederholte er mit den Worten "homo incurvatus in se ipsum", dass der Mensch verkrümmt in sich selbst sei. Diese Verkrümmung könne sich nicht nur in Sünde äußern, sondern auch in einem um sich selbst Drehen. Das gelte für Einzelpersonen und ganze Gemeinden. Applaus.

Siehe, ein D!

Immer wieder grüßten mich völlig unbekannte Leute. Einer davon raunte mir in vertraulichem Ton zu: "Essen gibt's oben". Oben wurden die Gäste mit belegten Broten, Wein, Bier und anderen Getränken versorgt. Gemeinsam mit Allianz-Chef Ekkehart Vetter wurde die Demokratie einer Belastungsprobe unterzogen. Wir lehnten uns gegen das zwei Meter hohe D des CDU-Schriftzuges. Es gab nach und rutschte Richtung Fenster. Wir stellten den Buchstaben an seinem ursprünglichen Ort und wechselten den geografischen Standpunkt.

Am Ende des Ganges wurden Eierkuchen gebacken. Ich bekam einen in Form des CDU-Schriftzuges. Sollte das mein Gewissen herausfordern? Keine Ahnung. Ich tauchte die drei Buchstaben in rote Fruchtsoße und verspeiste das D zum Schluss.

Apropos rote Fruchtsoße: Die Kanzlerin hatte den EKD-Ratsvorsitzenden trotz seiner politischen Orientierung sehr herzlich begrüßt und dann von der Kanzel aus bemerkt, dass sie die geschwisterliche Gemeinschaft über Parteigrenzen hinweg genieße. Am Promi-Tisch saß Angela Merkel dann jedoch neben dem Briten mit dem Nagelkreuz.

Montag, 17. April 2017

IGA 2017 - Gottesdienst in der Arena

Christen in der Arena gab es schon vor 1900 Jahren in Rom. Der heutige Aufenthalt in der Arena war nicht ganz so gefährlich und kostete statt der körperlichen Unversehrtheit je nach Personengruppe bis zu 90 Euro.



Die IGA 2017 Internationale Gartenausstellung war am Gründonnerstag in Berlin-Marzahn eröffnet worden. Wo vor drei Tagen der Bundespräsident und die Altrocker-Band Karat auf der Bühne standen, agierten heute der Gospelchor "Bona Deus" und die Band "Patchwork". Patchwork wird inzwischen wohl mehr auf eine weit verbreitete Familienform als auf eine Decke aus verschiedenen Stoffteilen bezogen.

Ökumenischer Gottesdienst

Der ökumenische Ostergottesdienst unter dem Titel "O Happy Day" war schon im März angekündigt worden. Es wurden vergünstigte Karten vermittelt, so dass es 2.500 Vorverkäufe gab. Das entspricht der Hälfte der geladenen Gäste zur Eröffnung am Gründonnerstag.

Das Wetter war jedoch genauso durchwachsen wie vor drei Tagen, so dass nur etwa ein Drittel der Ticketinhaber in der Arena erschienen waren. Den Altersdurchschnitt schätzten wir auf fünfzig. Während kurzer Schauer wurden bunte Regenfolien übergestreift. Die Helfer mit ihren gelben Jacken waren dennoch gut zu erkennen. Zu Beginn hatten sie kleine Faltblättchen mit den Liedtexten und dem Gottesdienstablauf verteilt. Am Ende halfen sie an den Gebetsstationen. Es wurde Weihrauch verbrannt und hüllte die Arena in den Gärten der Welt in seinen markanten Duft.

Osterhase und Osterbotschaft

Die Halleluja-Rufe von der Bühne erinnerten an den Münchner Engel Aloisius beim "Frohlocken". Die vorderen Blocks gingen nach wiederholtem und lauter werdendem "Halleluja" willig mit. Der Moderator, Pastor einer Berliner Baptistengemeinde, wirkte etwas unvorbereitet und teilte seiner ökumenischen Zuhörerschaft freudig mit, dass der Osterhase die Osterbotschaft bringe. In diesem Zusammenhang könnte der Lehrplan der Theologischen Hochschule Elstal etwas nachjustiert werden.

Der Gärtner

Anschließend trat weder der Osterhase noch einer der pelzigen Freunde, die während der IGA zum Fotoshooting animieren, auf die Bühne, sondern Probst Dr. Christian Stäblein von der EKBO. Er trug einen schwarzen Talar und ein großes silbernes Kreuz um den Hals.

Er hielt eine sehr anschauliche Predigt. Es ging um Johannes 20, 11-18 mit Maria und ihrer Annahme, Jesus sei der Gärtner. Der Gärtner kümmere sich um das Leben und der Gärtner entsorge tote Pflanzen oder gelegentlich auch andere Tote. Es sei allgemeines Klischee, dass der Gärtner insbesondere in britischen Krimis der Mörder sei. Jesus sei als Gärtner auch zum Mörder geworden. Er habe den Tod getötet. Eine spitzfindige Pointe zu diesem Bibeltext und eine gelungene Brücke zur IGA 2017.

Apropos Brücke

Da die Eintrittskarten für den Besuch der gesamten Ausstellung galten, hatten wir vorab einige Stationen in den Gärten der Welt besucht. Besonderes Interesse bestand an der kunstvoll gestalteten Friedhofslandschaft. Beide Omas hatten innerhalb der letzten zwei Jahre Abschied von ihren Ehepartnern nehmen müssen. Auf einer Bank neben den Grabsteinen aßen wir selbst gebackene Schokokekse und Bouletten.

Dann liefen wir zur Seilbahn und ließen uns über den Kienberg nach Hellersdorf gondeln. Anstehen sowie Hin- und Rückfahrt hatten insgesamt nur zwanzig Minuten gedauert, so dass wir tatsächlich fünf Minuten vor Gottesdienstbeginn in der Arena saßen.

Montag, 27. März 2017

Vormundschaft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge

Die Caritas ist eine von drei Organisationen, die sich um ehrenamtliche Vormünder für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge kümmert. In der letzten Woche nahmen wir an einer Informationsveranstaltung teil.



Jährlich treffen mehrere tausend Flüchtlinge in Deutschland ein, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben und sich nicht in Begleitung ihrer Erziehungsberechtigten befinden. Die Zahlen sind rückläufig und die Herkunftsländer wechselnd.

Wer also ein christliches Mädchen aus Syrien betreuen möchte, kann alternativ auch Lotto spielen und auf die Auszahlung des Jackpots hoffen. Ein sehr hoher Prozentsatz der Kinder und Jugendlichen ist männlich, kommt teilweise aus als sicher eingestuften Herkunftsländern und hat keine wirkliche Bleibeperspektive. Neben jeder Menge Traumata bringen die Minderjährigen Analphabetismus, realitätsfremde Vorstellungen und eine islamische Prägung mit. Bei Jugendlichen kommen dann noch pubertäre Anwandlungen hinzu, deren Auswirkungen schon bei einheimischen Kindern nicht immer kalkulierbar sind.

Unterschrift der Eltern

Minderjährige haben jedoch diverse Hürden zu überwinden, bei denen sie per Gesetz auf Unterschriften der Eltern oder Erziehungsberechtigten angewiesen sind. Fehlt solch eine Person, wird durch das Jugendamt ein Vormund gestellt. Eine Integration ist jedoch besser möglich, wenn ehrenamtliche Personen dieses Amt ausfüllen, zumal es mindestens einmal im Monat ein Präsenztreffen zwischen Vormund und Flüchtling geben muss.

Kleine Wohnung und die Zeit

Der Charme an der Vormundschaft besteht darin, dass der Jugendliche räumlich von der Familie getrennt lebt. So sind begrenzte Wohnverhältnisse kein Hinderungsgrund für die Übernahme einer ehrenamtlichen Vormundschaft. Die Vormünder arbeiten mit Jugendamt, Familiengericht und den Sozialarbeitern im Flüchtlingsheim Hand in Hand. Letztere übernehmen auch Termine wie Elternabende in der Schule oder ähnliches.

Dennoch sollte man sich ein gewisses Zeitbudget einplanen. Es werden tagsüber Telefonate, E-Mails oder gemeinsame Behördengänge notwendig sein, was mit dem Arbeitgeber abzustimmen ist.

Integration und Rückführung

Der Vormund hat keinen großen Einfluss auf den Bleibestatus oder eine eventuelle Rückführung seines Mündels. Der Vormund kann sein Mündel sprachlich und gesellschaftlich fördern und eventuell in eine Ausbildung vermitteln. Bildungsmaßnahmen können sich verzögernd auf eine drohende Abschiebung auswirken. Der Vormund sollte sich jedoch keine zu großen Illusionen über die Integrationswilligkeit oder Integrationsfähigkeit machen und die Erwartungslatte lieber tiefer ansetzen.

Viele der Minderjährigen wurden von ihren Eltern vorgeschickt. Sollten die Eltern dann auch in Deutschland eintreffen, geht die Vormundschaft nicht einfach automatisch zu den leiblichen Eltern über. Die Vormundschaft muss dann über das Familiengericht offiziell rückabgewickelt werden.

Geld

Ehrenamtlichen Vormündern steht eine steuerfreie Aufwandsentschädigung von knapp dreihundert Euro pro Jahr zu. Zeit, Geld und Motivation sind also mitzubringen. Der Vormund überprüft übrigens auch die Einnahmen und Ausgaben des Mündels und ist für die korrekte Verwendung von beispielsweise Möbel-Zuschüssen verantwortlich. Die Haftung des Vormundes für den jungen Flüchtling ist durch eine Haftpflicht der Familiengerichte abgedeckt, wobei hier genau geschaut werden sollte, welche Situationen konkret versichert sind.

Vernetzung

Ehrenamtliche Vormünder stehen nicht alleine. Es gibt themenbezogene Netzwerke, in denen ein reger Austausch stattfindet. Als Dach fungiert unter anderem die Caritas, bei der wir diese Informationsveranstaltung besucht hatten. Das sehr gut besuchte Treffen dauerte keine zwei Stunden. Der nächste Schritt ist ein psychologisches Einzelgespräch, in dem die Eignung und die Motivation des potenziellen Vormundes geklärt wird. Es müssen physische und psychische Ressourcen für diese Tätigkeit zur Verfügung stehen. Mal eben nebenbei Vormund machen geht nicht.

Hut ab vor jedem, der sich dieser verantwortungsvollen Aufgabe stellt und damit einen aktiven Beitrag zur Integration in unsere Gesellschaft leistet. Als Deutsche gehen wir dabei voran. Laut Caritas gibt es bisher keine muslimischen Initiativen der ehrenamtlichen Vormundschaft. Die Kluft zwischen den islamischen Gruppierungen spielt dabei auch eine Rolle.

Freitag, 24. März 2017

Dynamissio - missionarischer Gemeindekongress 2017

Dynamissio versteht sich als missionarischer Gemeindekongress. Der dreitägige Kongress ist aber weit mehr. Dynamissio endet am Samstag mit einem gemeinsamen Gottesdienst inklusive Abendmahl. Heute hatte ich die Ausstellung im Velodrom besucht.



Der Außenbereich des Velodroms hat den Charme der Unterwelt des Flughafens Tempelhof. Nackter unbehandelter Beton, undefinierbare Zugänge zum Innenbereich, Sichtachsen wie im Schießstand des "Planeten der Affen". Vögel zwitscherten. Die Sonne tauchte den breiten Eingangsbereich in ein angenehmes Licht.

Durch einen nüchternen Gang und um mehreren Abzweigungen gelangte ich schließlich in einen Saal mit unzähligen Messeständen. Zur Internetmission Berlin musste ich mich durchfragen und fand sie tatsächlich in der äußersten Ecke. Der Projektleiter hatte systematisch die Standbetreuer anderer Organisationen abgezogen und zum Stellplatz A25 geholt. Dort liefen die Kneipenvideos, die den Glauben auf berlinerisch erklären.

Dynamissio 2017
Dynamissio 2017 - Mission ganz groß geschrieben
Seminare, Foren, Projekte

Im Saal war kaum etwas los. Die meisten Teilnehmer hatten sich in Berlin verteilt, um Seminaren oder Foren beizuwohnen oder gar eines der knapp vierzig Projekte kennen zu lernen. Die Seminare bewegten Themen wie "Digitale Kirche", "missionaler Lebensstil", "Kommunikation statt Konfrontation", "Kids first!" und andere sehr vielseitige Interessensgebiete.

Die Foren waren in Evangelium, Gemeinde und Politik + Kultur eingeteilt. Die Besetzung war hochkarätig. Es referierten beispielsweise Volker Kauder MdB zur Religionsfreiheit oder Volker Beck MdB zur Rolle der Kirche in einer multireligiösen Gesellschaft.

Vernetzung und Flyer

Vernetzung auf höchstem Niveau während der Veranstaltungen und beim Durchlaufen der Messestände. CVJM, Gideon, Bibellesebund, FEG, World Vision, ERF, Campus für Christus, Juden für Jesus und Open Doors waren nur einige der Organisationen, die in trauter Einheit ihre Spezifika präsentierten. Überall gab es Goody Bags, Kugelschreiber, Bonbons, Bücher und Flyer. Flyer ohne Ende. Dankend lehnte ich viele der Flyer und Kugelschreiber ab. Ich gab mehrere Visitenkarten heraus und wunderte mich, dass kaum jemand eine personalisierte Karte dabei hatte.

Dynamissio 2017
Dynamissio 2017 - Projekte stellen sich vor
Dynamik und Mission

Dynamissio ist ein schönes Wortspiel aus Dynamik und Mission. Eine Kombination, die in deutschen Gemeinden nur partiell abgedeckt wird. Die Zuständigkeit für Mission wird regelmäßig an übergemeindliche Organisationen delegiert. Gut, wenn diese Organisationen dann auch keine Mitarbeiter oder finanzielle Ressourcen aus der Ortsgemeinde abziehen. Dynamik hat etwas mit Vorwärtsentwicklung zu tun und kann gelegentlich Geschwindigkeiten annehmen, die den bisherigen Lenker einer Gemeinde überfordern.

Dynamissio vereint Christen mit dem gleichen Ziel, nämlich Menschen für Jesus zu begeistern. Die Wege zum Ziel sind vielgestaltig und setzen an unterschiedlichen Etappen des Glaubenslebens und bei differenzierten Lebenssituationen an: Missionsschiffe im Indischen Ozean, sprechende Stifte in Kinderbüchern, kostenlose Bibeln für Hotelgäste, Bibelschulen für reifende Christen, Vermittlung christlicher Fachkräfte in schwer zugängliche Länder, Leitungskurse für Ortsgemeinden, Hilfe für verfolgte Christen, Materialien für Hauskreise, missionarische Aktionen für Studenten und vieles mehr.

Dynamissio 2017
Dynamissio 2017 - Betet für die Menschen in Nordkorea!
Besonders bewegend war der Stand von Open Doors, der den Besucher greifbar in das Szenario nordkoreanischer Arbeitslager integrierte. An den Wänden waren Berichte von Häftlingen, die bis zum Tod an Jesus festgehalten hatten und damit auch ein Umdenken bei ihren Wärtern anstoßen konnten.

Ein beachtenswerter Fokus lag auch auf den Basics der Beziehung zu Jesus, dem Bibellesen. So gab es Bibelkurse, Bibeln in unterschiedlichen Übersetzungen, Bibeln mit Bildern, Bibeln als Film oder Bibeltexte als Comic.

Dynamissio 2017
Dynamissio 2017 - Basiswissen aus der Bibel
Christen unter sich

Bei all den Programmen und Angeboten auf dem Dynamissio-Kongress blieben die Anbieter unter sich. Die Zielgruppe der Noch-Nicht-Christen hätte sich hier sicher wohl gefühlt, stand aber nicht im Fokus der Kongress-Teilnahme. Die geballte Ladung missionarischer Organisationen zeigte, dass der jeweilige Akteur nicht allein auf weiter Flur steht.

Letzteres ist übrigens auch ein Phänomen, das uns bei der gemeindlichen Wahrnehmung in Berlin aufgefallen ist. Wer Sonntag für Sonntag in dieselbe Gemeinde geht, übersieht irgendwann das reichhaltige christliche Leben in der Stadt. Dabei finden oft im Umkreis von wenigen hundert Metern mehrere Gottesdienste gleichzeitig statt. Der Blick über den Tellerrand ist gut und hilfreich. Dynamissio ist ein Blick über den Tellerrand. Nicht nur zu den Gleichgesinnten, sondern auch zu Freunden und Bekannten, die Jesus noch nicht kennen.

Sonntag, 19. März 2017

Webinar mit Alexander Garth

Die Internetmission Berlin übt sich in der breiten Nutzung multimedialer Technologien wie YouTube, Facebook, Blogger, Widgets oder Webinaren. Heute fand das zweite Webinar mit Pfarrer Alexander Garth statt.



Vorab: Alexander Garth hat nichts mit dem gleichklingenden Haarstudio und dessen vielfach parodierter Werbung zu tun. Alexander Garth ist multifunktionaler Theologe, Buchautor und Pfarrer. In Berlin wurde er durch Gründung und Leitung der JKB Lichtenberg bekannt. Ein Gemeinde-Derivat der Stadtmission, welches in Berlin-Hellersdorf seinen Anfang nahm.

Im heutigen Webinar der Internetmission Berlin ging es um das Thema "Kein Krieg ist heilig". Das Thema wird in der Gesellschaft und anderen religiösen Zusammenhängen durchaus differenziert betrachtet. Deshalb war die klare Überschrift des Webinars bereits eine Provokation, die zur Teilnahme anregen sollte.

Familien-Event

Wir hatten das Webinar als Familien-Event eingeplant. Es begann pünktlich um 19:00 Uhr und wurde live aus der CKB, der City Kirche Berlin, übertragen. Normalerweise steht Volkhardt Spitzer dort vor der Kamera und transferiert seine Botschaft in die Wohnzimmer Deutschlands, Europas und Asiens.

Die bekannten Grünpflanzen hinter dem transparenten Pult fehlten. Blaue Wände des Innenraums, blaues Rollup der Internetmission Berlin, blaues Sakko, blaues Hemd und blaue Brille stellten ein farbharmonisches Ensemble für das etwa 40-minütige Webinar dar. Auch die Bildaufteilung war gelungen. Alexander Garth stand links, mittig blickte der Zuschauer auf den Altarbereich mit Kreuz und rechts auf das Rollup mit der Aufschrift "Alle sind online, Gott auch".

Pfarrer aus Wittenberg

Der Pfarrer aus Wittenberg machte zunächst einen Exkurs durch das Alte Testament mit Hauptaugenmerk auf die Vernichtung von Städten wie Jericho. Dann ging er zum Neuen Testament über und erklärte die Sicht durch die ergänzenden Anweisungen Jesu. "Ich aber sage euch", verschärfte Jesus in der Bergpredigt bekannte Gesetze aus dem Alten Testament, indem er sie in Richtung eines respekt- und liebevollen Umgangs miteinander nachjustierte.

Einen großen Teil des Webinars nahmen Jesus und seine Aussagen zur Liebe gegenüber Gott und der Liebe zum Mitmenschen ein.

Fragen aus dem Publikum

Die letzte Viertelstunde stand für Fragen aus dem virtuellen Publikum zur Verfügung. Viele Fragen drehten sich um Martin Luther, islamistischen Terrorismus und mögliche Gewaltanwendung im Kontext von Selbstverteidigung und wehrhafter Demokratie. Das Webinar enthielt ferner eine Umfrage, die live kommentiert wurde. Abschließend wurden die Teilnehmer um ein kurzes Feedback zum allgemeinen Eindruck und der Webinar-Länge gebeten.

Mehrwert eines Webinars

Wegen unserer heutigen Terminhäufung hatte meine Frau direkt vor dem Webinar ihre Haare mit "Coloration Creme sans Ammoniaque" von L'ORÉAL einpinseln lassen. Das Timing war so gut, dass sie unmittelbar danach die Farbe ausspülen konnte. das wäre bei einem Präsenztermin an einer zentralen Location nicht möglich gewesen.

Donnerstag, 16. März 2017

Gebet mittwochs 12:45 Uhr

Seitdem ich ein WhatsApp-fähiges Smartphone habe, hat sich der eigentliche Zweck des Telefonierens auf ein Minimum reduziert. Dafür nutze ich andere Features wie die Erinnerung an gemeinsame Gebetszeiten per Handywecker.



Die Internetmission Berlin stellt einige Herausforderungen an die Wecker-Konfiguration. Es beginnt damit, dass das gemeinsame Gebet per Telefonkonferenz vierzehntägig stattfindet. Mittwochs. Mittwoch kann ich einstellen, 12:45 Uhr kann ich einstellen, aber nicht vierzehntägig. Meine Frau machte schon den Vorschlag, den Kalender mit allen vierzehntägigen Gebetsterminen zu befüllen und mit einem Alarm zu verbinden. Das war mir zu aufwendig, so dass ich kurzerhand den Wecker auf jeden Mittwoch 12:45 Uhr eingestellt habe.

Zwölf Uhr mittags ...

Mittwoch 12:45 Uhr ist so eine Zeit, die mitten in der Woche und damit auch mitten im Tagesgeschäft liegt. Es soll Arbeitnehmer geben, deren feste Mittagspausen genau diese Zeit überspannen. Ich gehöre nicht dazu. Deshalb ereilt mich der Weckruf gelegentlich in Situationen der freien Wildbahn, die gar nicht so auf konzertiertes Gebet ausgelegt sind.

Letzte Woche beispielsweise auf der Rückfahrt von einem Auswärtstermin. Erst kurz vor der Siegessäule vernahm ich den seichten Klang des Weckers, der fast eine Stunde von der lauten Musik im Auto übertönt worden war. Im Kreisverkehr und bei der Zufahrt auf das Brandenburger Tor konnte ich dann verkehrsbedingt einige Gebetsfragmente abgeben. Da mich die hartnäckige Erinnerungsfunktion des Handyweckers im Zusammenspiel mit dem Klangteppich im Fahrzeug beschäftigte, ergab es sich fast automatisch, dass ich immer wieder das Gebet aufgriff.

Gestern meldete sich der Wecker, als Ursula von der Leyen zusammen mit ihren Amtskollegen aus Österreich und der Schweiz zwei Kränze niedergelegt hatte und gerade das Ehrenmal der Bundeswehr verlassen wollte. Kurzes Gebet, Hektik, Wecker aus, Fassung bewahren, Gebet und Begleitung der Ministerin zum Hauptgebäude, Gebet, Abfahrt, Ampel, Gebet.

Konzertiertes Gebet

Gelegentlich passt es sogar, dass ich beim Erschallen des Weckers im Büro sitze, der vierzehntägige Mittwoch auf dem Kalender steht und ich tatsächlich zum Telefon greifen und mich in den Konferenzraum einwählen kann. Gebet ab zwei Personen hat noch einmal eine ganz andere Dimension - siehe Matthäus 18, 19-20.

In diesem Sinne können die Zeiten auch nach Bibelstellen festgelegt werden. Ein Hauskreis könnte beispielsweise den Wecker auf Mittwoch 18:19 Uhr stellen. Mittwoch enthält die Buchstaben M und T wie Mt und 18:19 Uhr erinnert an Kapitel 18 Vers 19. Einige Pastoren haben ihren Weckruf auf 10:02 Uhr eingestellt. Das bezieht sich auf Lukas 10 Vers 2 und regt das Gebet für Mitarbeiter an. Während der Originalkontext das überregionale Reich Gottes im Blick hatte, geht es bei heutigen Pastoralgebeten wohl eher um Helfer für die Ortsgemeinde. Wem die Transformation durch Beziehungsaufbau mit Jesus am Herzen liegt, könnte den Wecker auf 19:10 Uhr stellen und damit in Bezug zu Lukas 19,10 treten.

Frühgebet

Ganz harte Beter könnten den Wecker sogar auf 3:16 Uhr stellen und sich mitten in der Nacht an das nächtliche Treffen von Jesus mit Nikodemus erinnern, wo der vielzitierte Satz Johannes 3 Vers 16 "So sehr hat Gott die Welt geliebt..." fällt.

Apropos Nacht: aus eigener Erfahrung mit mehrmonatigem Frühgebet weiß ich, dass im Halbschlaf eine sehr gute Kommunikation mit Gott möglich ist. Im morgendlichen Delirium hört man viel besser, was Gott zu sagen hat, da die eigenen Gebetsmonologe noch nicht so flüssig über die Lippen gehen.

Montag, 20. Februar 2017

Gesprächsforum - Reich werden mit Josef Müller

Josef Müller ist ein passgenaues Abbild des "verlorenen Sohnes" aus Lukas 15, 11-32. Gestern Abend erlebten wir ihn im Best Western in Steglitz.



Neunzehn Tische waren zum Dinner eingedeckt. Die Platzierung stand fest und wurde bereits am Eingang zum Großen Saal mitgeteilt. Neben meinem Namen stand ein TV. Da ich keine Kamera dabei hatte, fragte ich nach und erfuhr, dass "TV" die Abkürzung für "Tischverantwortlicher" sei. Ich solle anschließend lediglich einen weiteren Fragebogen ausfüllen und könne an der nächsten Mitarbeitersitzung teilnehmen. Auch in Steglitz.

Unser Tisch war regional sehr divergent besetzt: Lankwitz, Gesundbrunnen und Marzahn. Um den Smalltalk anzukurbeln, drehten wir zunächst die Tischkarten so um, dass jeder die jeweiligen Namen lesen konnte. Alle endeten mit "Mann". Wir einigten uns auf ein Arbeits-Du und gaben einige persönliche Eckdaten zum Besten.

Ambiente und Kollegen

Die Abendveranstaltungen des Gesprächsforums Leben + Glauben finden auf hohem gesellschaftlichen Niveau statt und eignen sich damit hervorragend zum Einladen von Kollegen und Geschäftspartnern. Das Buffet ist nachhaltig gut und punktet mit dem Alleinstellungsmerkmal, dass es logistisch so ausgereift ist, dass keine langen Wartezeiten entstehen. Allein die Getränke-Kellner schienen bei den über hundert Besuchern gestern etwas überfordert zu sein.

Koffer voller Geld

Josef Müller passte als Referent ideal in den Rahmen. Josef Müller war Teil der Nobelszene Münchens, hatte einen schwarzen Rolls Royce mit weißem Fahrer und einen weißen Rolls Royce mit einem schwarzen Fahrer. Wegen eines Autounfalls sitzt er seit seinem Jugendalter im Rollstuhl. Deshalb wählte er einen Beruf, dem er vom Schreibtisch aus nachgehen konnte. Er wurde Steuerberater und wollte sehr schnell viel Geld verdienen. In Koffern transportierte er Gelder aus Drogen- und Waffengeschäften nach Deutschland und legte diese mit einem hohen Gewinnpotenzial an. Das rächte sich jedoch über das begleitende Risiko. Plötzlich hatte er Schulden in Millionenhöhe und die amerikanische Mafia am Hals. Er kompensierte das durch Mandanten, die ihm mehrere Millionen borgten.

Die amerikanischen Strafverfolger konnten das kriminalistische Bedrohungsproblem zwar parallel lösen. Die Schulden blieben. Diesmal jedoch bei seinen engeren Bezugspersonen. Auch heute noch gehen die Erlöse aus den Büchern an seine Gläubiger und zeigen einen Wandel der Persönlichkeit nach Lukas 19, 1-10 (Zachäus).

Knast nach Römer 8, 28

Es gab einige Berührungspunkte mit dem Glauben an Gott und einer persönlichen Ansprache durch Jesus. Die erste wörtliche Anrede auf Deutsch bekam er in seinem Hotelzimmer in Florida. Diese Ansprache war so einschneidend, dass er kurz darauf nach Europa zurückflog und sich dort den Behörden stellen wollte. Diese kamen seiner Zeitplanung zuvor und verhafteten ihn in einem Wiener Hotelzimmer. Wegen Geldwäsche wurde er zu mehreren Jahren Haft verurteilt. In seiner Münchner Gefängniszelle las er das Neue Testament und suchte aktiv den Kontakt zu Gott. Dieser offenbarte sich kurz darauf sehr deutlich durch eine tiefe überfließende Freude, von der Menschen berichten, die ihre "Bekehrung" datieren können. Er rollte dann mit seinem Stuhl auf den Gang und umarmte einige seiner härtesten Zellennachbarn, küsste sie und sagte ihnen dass Gott sie liebt. Nachdem sie sich aus ihrer Starre erholt hatten, gingen sie zum Arzt und baten um dieselben Pillen, die Josef bekommen haben musste.

Ab dem Moment fuhr Josef Müller auf der Bühne richtig ab. Die Begeisterung für Jesus floss nur so aus ihm heraus. Der Rollstuhl bewegte sich von einer Ecke der Bühne zur anderen. Auch die anschließenden Fragen beantwortete er sehr authentisch wie jemand, der Jesus inhaliert hatte und in einer sehr engen Beziehung zu ihm steht.

Unverständnis versus Begeisterung

Während durchaus positives Feedback von den Gästen kam, schaute ich auch in skeptische Gesichter. Rolls Royce, Boote, Hotelzimmer, Koffer voller Banknoten korrelieren auch im Ambiente des Gesprächsforums Leben + Glauben nicht unbedingt mit dem Alltag der Gäste. So hörten wir auch Einschätzungen, die Josef Müller in die Ecke eines egozentrischen Aufschneiders stellten.

Dennoch hatte der Lebensbericht Früchte getragen und mindestens ein Teilnehmer hatte an diesem Abend eine Beziehung zu Jesus begonnen.

Aus meiner Sicht war Josef Müller authentisch. Trotz seiner Querschnittslehmung hatte er sich Humor und Lebensfreude bewahrt. Er hatte dem angeborenen Optimismus und dem erlebten materiellen Überfluss noch den größten Reichtum hinzugefügt: die persönliche Beziehung zu Jesus.

Sonntag, 12. Februar 2017

Bundesversammlung in der St. Hedwigs-Kathedrale

Der Sonntag der 16. Bundesversammlung zur Wahl des neuen Bundespräsidenten begann mit einer ökumenischen Morgenandacht in der St. Hedwigs-Kathedrale. Gemäß Artikel 54 des Grundgesetzes besteht die Bundesversammlung aus den Mitgliedern des Bundestages und einer gleichen Anzahl von Mitgliedern, die von den Volksvertretungen der Länder gewählt werden.



Weiß-rote Absperrgitter, Polizisten und schwarze Limousinen markierten heute früh das Areal rund um die St. Hedwigs-Kathedrale. Absolutes Halteverbot, Polizeibusse, Menschen in langen Mänteln und Pressefahrzeuge säumten die Bürgersteige. Bereits am Eingang des katholischen Sakralbaus mit der grünen Kuppel stellte sich heraus, wer zur Bundesregierung und wer zur Bundesversammlung gehörte.

Eine gepanzerte Limousine mit Blaulicht folgte der nächsten. Vor mir traf Volker Kauder ein und eilte durch den westlichen Portalzugang, der für die Bundesversammlung vorgesehen war. An der östlichen Pforte hatten sich Kameraleute postiert und fingen die amtierenden Spitzenpolitiker ein.

Ost und West

Die schmalen Türen führten jeweils in den Ostflügel oder den Westflügel der Kathedrale. Es war gut geheizt, so dass ich meinen Mantel ausziehen konnte. Viele der Volksvertreter bevorzugten jedoch ein nachhaltiges Tragen ihrer Mäntel. Nun ja, sie waren alt genug. Viertel vor neun war der Saal schon sehr voll. Auf den Bänken lagen Programmhefte, in denen sämtliche Lieder, Gebete und der Predigttext abgedruckt waren.

Gegen neun Uhr war der Saal so gut gefüllt, dass einige Gäste sogar stehen mussten. Etwa dreihundert Mitglieder der Bundesversammlung wollten den Tag mit einem Gottesdienst beginnen. Politisch korrekt wurde die Zusammenkunft offiziell als "ökumenische Morgenandacht" deklariert, enthielt jedoch fast alle Elemente der allgemein üblichen Liturgie. Allein die Ansagen fehlten und die Kollekte wurde am Ausgang gesammelt: für die Telefonseelsorge.

Bundesversammlung St.Hedwigs-Kathedrale ökumenische Morgenandacht
16. Bundesversammlung - Ökumenische Morgenandacht in der St. Hedwigs-Kathedrale


Große Koalition

Ich hatte direkten Blickkontakt zu Martin Schulz, dem Wettbewerber von Angela Merkel bei der nächsten Bundestagswahl. Angela Merkel war durch einen Kopf verdeckt. Dafür hatte ich den neben ihr sitzenden Frank-Walter Steinmeier im Blick. Dass sämtliche CDU-Politiker durch die "Mitgl.BVers." verdeckt waren, hatte mich zunächst nicht weiter beschäftigt, könnte aber eine prophetische Sicht auf das nächste Wahlergebnis sein. Wir werden es sehen.

Von Nord nach Süd saßen die unterschiedlichen Parteienvertreter in Eintracht nebeneinander: Maria Böhmer, Julia Klöckner, Martin Schulz, Peter Altmaier, Herrmann Gröhe, Wolfgang Schäuble, Joachim Gauck, Norbert Lammert, Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier. Es schloss sich der Altarbereich mit dem Kreuz an, was die Anwesenheit von Jesus symbolisierte.

Ökumene

So bunt wie der Parteienreigen waren auch die Akteure an der Kanzel. Flüssig und in ökumenischer Harmonie wechselten sich Erzbischof Dr. Heiner Koch, Prälat Dr. Karl Jüsten und Prälat Dr. Martin Dutzmann ab. Jeder von ihnen hatte spezielle Impulse, die politische Themen und biblische Botschaft verknüpften. Die Versammlung wurde klar auf die Gegenwart Gottes hingewiesen und bei einem längeren Moment der Stille sollten die Anwesenden reflektieren, in welcher Beziehung sie selbst gerade zu Gott stehen. Kein Input und kein Lied war darauf gerichtet, dem Hörer hörig zu werden. Jesus und die Ehre Gottes standen im Mittelpunkt.

Matthäus 20, 1-15

In der Predigt ging es um den Hausherrn, der den gesamten Tag über Arbeiter für seinen Weinberg anstellt und diesen am Abend jeweils einen Tageslohn auszahlen lässt (Mt 20,1-15). Der Fokus lag auf der Person des Hausherrn, der zwar gemäß Vers 8 einen Verwalter hatte, aber viele Dinge selbst in die Hand nahm, da sie ihm wichtig waren. "Früh am Morgen" hatte er sein Haus verlassen und die ersten Mitarbeiter angestellt und auch Verantwortung für seine Mitbürger übernommen, die keine Arbeit gefunden hatten, aber zum Feierabend ihre Familie ernähren konnten. "Grundsicherung", raunte meine Nachbarin ihrem Begleiter zu. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, als die Bundesversammlung der Predigt lauschte.

Wenn du willst, kannst du das Gebot halten.

Bereits in der Einleitung wurde aus Sirach 15, 15 zitiert, wo es heißt: "Gott gab den Menschen seine Gebote und Vorschriften. Wenn du willst, kannst du das Gebot halten". Gottes Gebote, Gleichheit und Gerechtigkeit waren Themen, die sich durch den gesamten Gottesdienst zogen. Als besonderes Zeichen der Gleichheit durften sich die Anwesenden per Handschlag einen "Friedensgruß" zusprechen.

Vaterunser mit der Bundesregierung

Nach mehreren Vortragsstücken des Chores und der Dombläser der St. Hedwigs-Kathedrale standen wir auf und beteten gemeinsam das Vaterunser. Mehrere hundert Entscheidungsträger unseres Landes beteten zusammen das Vaterunser. Eine besondere Atmosphäre, die den Innenraum der Kathedrale erfüllte und in der eine unsichtbare Kraft zu spüren war. Es folgte das gemeinsame Lied "Nun danket alle Gott" und danach der Segen, der auch als eine von Gott begleitete Entsendung zur bevorstehenden Wahl formuliert wurde.

Am Ausgang wurde für die Telefonseelsorge mit ihren etwa 7.500 ehrenamtlichen Mitarbeitern gesammelt. Die in einigen Gemeinden so penetrant eingeworbenen "Scheinwerfer" waren heute wohl alle zur Wahl des neuen Bundespräsidenten nach Berlin gekommen. Beim Verlassen der Kathedrale lief mir Petra Pau über den Weg. Ihr folgte Peter Altmaier im Anzug. Er telefonierte scheinbar mit seinem abwesenden Fahrer. Ich hatte mich bereits in den Mantel gewickelt und freute mich, dass mein Auto ganz in der Nähe parkte.

Donnerstag, 9. Februar 2017

Gebet für die Stadt im Maritim proArte

Als der zentrale aber sakrale Ort in der City West nicht mehr zur Verfügung stand, eröffnete sich ein zentraler aber säkularer Ort in der City Ost für das monatliche Gebet unter der Leitung zweier ehemaliger Offiziere der Heilsarmee.



Die Dorotheenstraße in Mitte wird fast immer passiert, wenn politische oder wirtschaftliche Ereignisse in Berlin stattfinden. In unmittelbarer Nähe befinden sich das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, der Bundestag, die Botschaft Frankreichs, das Café Einstein, das Hauptstadtstudio des ZDF, der Bahnhof Friedrichstraße, das Hochhaus von Ernst & Young, die Hauptstadtrepräsentanzen von Microsoft und Google, das Telefónika Basecamp und das Hotel Maritim proArte.

Heute Abend parkten wir direkt vor dem letztgenannten Hotel und legten statt des üblichen Presseschildes ein vom benachbarten Automaten gezogenes Parkticket auf das Armaturenbrett. Die hoch frequentierte Auffahrt des Hotels ließ zunächst auf einen der vielen Kongresse schließen, für die das Maritim proArte bekannt ist. Das täuschte jedoch und in der Lobby standen nur vereinzelte Personen, die auf jemanden warteten.

Salon 7

Eine Bildschirm informierte uns darüber, dass das "Beten für Berlin" in Salon 7 stattfinde. Ein Mitarbeiter erklärte uns den Weg und wir begaben uns in die erste Etage. Der dicke Teppich schluckte unsere Laufgeräusche. Im Salon mit der biblischen Vollkommenheitszahl standen bereits einige ältere Beter und gossen sich Apfelsaft oder Mineralwasser ein. Das Majors-Ehepaar hatte bereits einen Laptop und einen Beamer vorbereitet. Die Stühle standen im Halbkreis und durch das Fenster konnte ich beobachten, ob das hinter uns parkende Fahrzeug die enge Lücke ohne Rempler zu verlassen imstande sei.

Danken und Bitten

Nach einer kurzen Begrüßung stiegen wir sofort ins Gebet ein. Der Abend war in zwei Hauptteile gegliedert: erst Dank, dann Fürbitte. Rolf Metzger führte mit einer liebevoll vorbereiteten Präsentation durch die Themenbereiche. Zwischendurch gab es immer wieder gemeinsame Lieder, die er auf seiner Concertina begleitete. Auch zum Hören auf Gottes Reden war Gelegenheit.

Gottes Gedanken - Gottes Wege - Dein Wille geschehe!

Der heutige Leittext stand in Jesaja 55, 8-9 und beinhaltet im Wesentlichen die Aussage, dass Gottes Gedanken nicht unsere Gedanken und Gottes Wege nicht unsere Wege sind. Ein Thema, das uns schon seit dem gestrigen Ehekurs beschäftigt hatte und heute mehrfach in anderen Zusammenhängen aufgefrischt worden war. Der Offizier in Dunkelblau griff diese Aussage mehrfach auf und ermutigte die Runde der dreizehn Teilnehmer, sich auf das hörende Gebet einzulassen und dann in die Richtung zu beten, die Gott vorgab.

75 Minuten Gebet für die Stadt

Die 75 Minuten des Gebetsabends vergingen wie im Fluge und wurden mit dem Vaterunser und einem Lied abgeschlossen. In dieser Zeit hatten wir Gott für vieles gedankt und anschließend unter anderem für den Senat, die Bundesregierung, die Sicherheitskräfte, die Gemeinden Berlins und den Gastgeber gebetet.

Nach einem kurzen Smalltalk verließen wir das Hotel und fuhren an den Stadtrand.

Dienstag, 24. Januar 2017

I wie Interconnect

"Der amerikanische Pastor spielt während der Predigt Nintendo", beschwerte sich eine ältere Dame vor einigen Jahren nach dem Gottesdienst. Sie wusste nicht, dass er auf seinem Palm eine Bibel-App zu laufen hatte.



Inzwischen ist die Nutzung moderner Technologien auch in der als innovationsresistent geltenden "Gemeinschaft der Heiligen" angekommen.

Kirche 4.0

Predigten werden vom Tablet abgelesen, Beamer haben weitestgehend die Liederbücher ersetzt, Ansagen werden als Video eingespielt und kirchliche Webseiten weisen einen Link zum Kartenmaterial von Google auf. Besonders innovative Gemeinden haben bereits das sogenannte Responsive Design eingeführt, welches die Webseite in einer nutzbaren Form auf Smartphones darstellt.

Die Saddleback Church ist bekannt dafür, sämtliche Begriffe in einzelne Buchstaben zu zerlegen und daraus didaktisch wirkungsvolle Slogans zu entwickeln. Bei deren Kampagne "Daring Faith" (Vertrauen wagen) stehen mit dem Wort "FAITH" fünf nutzbare Buchstaben zur Verfügung. Das "I" in der Mitte ist dabei mit folgendem Motto belegt:

Interconnect our growing fellowship through new Technologies.

Neue Technologien sind also nicht nur ein Teil des Gottesdienst-Equipments, sondern zentrales Werkzeug des kontemporären Christen: I wie Internet, I wie Industrie 4.0 oder I wie Innovation. Der Christ wird vom Atheisten auch gerne als Idealist bezeichnet. Auch ein Wort mit I.

In einigen Gemeindeverbänden zählen deshalb wohl auch der iMac und das iBook zum guten Ton der Rechtgläubigkeit. Per iPad oder iPhone können dann auch die innergemeindlichen Daten über die iCloud ausgetauscht werden. Sollten sensible Daten versehentlich aus der iCloud "gCloud" worden sein, kann der innovative Techniker anhand der IP-Adresse des Intrusors eventuell dessen Standort in Irland, Island oder Indonesien ermitteln.

I auf Papyrus

Iranische oder irakische Christen gehen etwas vorsichtiger mit ihren Informationen um. Dort kommen noch Briefe, Zettel und das von Mensch zu Mensch gesprochene Wort zum Einsatz. Übrigens auch Methoden, die selbst Israel beinahe zum Verhängnis geworden wären, als Syrien bis September 2007 am Al-Kibar-Reaktor baute und die Informationen auf dem seit biblischer Zeit bewährten Wege der Papyrus-Kommunikation durch die Gegend sandte.

iMatthäus

Intrusion Injection nennt der Informatiker, übrigens auch ein Wort mit I, das Eindringen eines Crackers in ein fremdes System mit anschließender Einpflanzung eigener Software. Der Cracker ist das strafbewährte Gegenstück zum Hacker. Ein Hacker will immer nur das Gute oder so.

So ist das Intrusion-Injection-Prinzip aus Matthäus 13 Vers 33 eine ganz klare Hacker-Angelegenheit. Im Rahmen der Gleichberechtigung geht es im Text um eine Frau, die Hefe unter einen Teig mischt und eine multiplikative Wirkung damit erzielt. Es könnte sich um den gedanklichen Vorgriff auf eine vegane Prenzlschwäbin handeln, die mit ihrem Mediendesign-Bachelor als Search Engine Security Marketing Social Media Exploring Solution Preventing Managerin (kurz SEMSMESPM) in einem Co-Working-Space in der Nähe der Kastanienallee eingemietet ist und von dort aus das Internet mit christlichen Inhalten durchdringt.

Wetts-Ab

Es sind übrigens die per se kommunikativen Frauen, die Werkzeuge wie Instagram, Facebook, Twitter und WhatsApp voranbringen. Beim Gemeinsam-e1ns-Kurs wollten wir eine WhatsApp-Gruppe eröffnen und erfuhren, dass eine der jüngsten Teilnehmerinnen bereits vor mehreren Jahren ihre WhatsApp-App gelöscht hatte. Offensichtlich bewegte sich die Cloud ihrer virtuellen Bezugspersonen zu jener Zeit im Ein-Bit-Bereich.

Kaum hatte meine Frau auf ein wasserdichtes Smartphone gewechselt, wurde auch WhatsApp installiert und die Kommunikation konnte ungeahnte Dimensionen annehmen. Auch meine Schwiegermutter nutzt seit geraumer Zeit das neue Medium "Wetts-Ab", wie sie sagt. Vor ein paar Tagen hatte ich vergeblich versucht, sie über Festnetz oder Handy zu erreichen. Auf "Wetts-Ab" reagierte sie prompt.

Es war ein pensionierter Pfarrer, der vor, während und nach unserer New-York-Reise regelmäßig auf Leute ohne WhatsApp-Anbindung einging. Meine Mitbewohner in der NYSUM waren immer gut informiert, wo man sich zum Abendessen mit dem Team aus Deutschland trifft oder das gemeinsame Mittagessen während der Konferenz einnimmt. Der Nutzer des benachbarten Doppelstockbettes buchte und bezahlte mal eben die Tickets für das One World Trade Center per Smartphone und ein Unternehmer im theoretischen Ruhestand ließ sich auf dem Times Square die Hertha-Ergebnisse aufs Smartphone pushen, um dann wieder auf "Quizduell" umzuschalten. Übrigens alles Apps, die auch in den sakralen Räumen der Metropole funktionieren. Nur im New Yorker Underground bricht die Verbindung regelmäßig ab.

Endlich nicht mehr allein

Abbrechen ist ein gutes Stichwort, denn nach mehrmaligem Ausfall meines Akkus mit einer ehemaligen Standby-Zeit von 935 Stunden, war ich Ende November auch veranlasst, auf ein Mobilgerät umzusteigen, das WhatsApp kann. Endlich modern! Endlich eingereiht in die stetig wachsende Croud der Pensionäre und mitteilungsbedürftigen Frauen. Endlich Teil der Gruppe, nämlich der Familiengruppe, der Ehekursgruppe und weiterer Gruppen. Endlich sitze ich nicht mehr einsam in meinem Büro, während Frau und Kinder auf die eckigen Displays starren. Endlich kann auch ich die fettigen Fingerabdrücke vom Touchscreen abwischen und in die Gruppe hineinfragen, ob es Salat oder Pizza zum Abendbrot gibt.

Bibel-App

Ja, auch zwei Bibel-Apps hatte mein Sohn installiert. Eine davon optisch etwas retro mit der Biblia Hebraica auf Papyrus-Background. In der kostenlosen Variante ist die Bedienung allerdings etwas gewöhnungsbedürftig, insbesondere wenn erst einmal unkalkulierbare Vollbildwerbung erscheint und der Button zum Wegklicken gesucht werden muss. Zum Glück bisher nur Reisewerbung! Viel peinlicher war es, als ich während eines Seminars auf den vermeintlichen Weiter-Button geklickt hatte und dann der hebräische Text laut, sehr laut, vorgelesen wurde. Auch das sorgt für Aufmerksamkeit und man spürt es mit sämtlichen Sinnen: "Ich bin nicht allein".

Die andere Bibel-App ist da etwas dezenter und hält mehrere Bibelversionen und Übersetzungen auch offline vor. Man muss also nicht mehr jeweils 2.000 oder 700 Seiten (Vollbibel/Neues Testament) mit sich herumtragen. Schade nur, wenn dann beim Aufruf eines Petrusbriefes Texte aus den Chroniken eingesteuert werden. Im betreffenden Gottesdienst hätte ich ja gerne auf eine andere Übersetzung umgeschaltet, aber da waren wieder diese Lautsprechersymbole...

Freitag, 20. Januar 2017

Harald Sommerfeld mit Gott in der Stadt unterwegs

Harald Sommerfeld ist ein Freund der urbanen Transformation, der wachen Auges durch Berlin fährt und das umsetzt, was Bill Hybels kürzlich auf einer Konferenz postulierte: "See it. Smell it. Touch it".



Der Tag der offenen Tür bei Gemeinsam für Berlin hatte bereits um 13:00 Uhr in der Kastanienallee begonnen. Per WhatsApp erfuhr ich, wer gerade welchen Programmpunkt moderierte und welche Projekte sonst noch vorgestellt werden. Gegen 18:00 Uhr konnte ich noch sehr spontan unsere Freunde aus Marzahn zu einer gemeinsamen Fahrt nach Prenzlberg gewinnen, so dass wir schließlich zu dritt dort auftauchten.

Man traf sich im Untergeschoss, das normalerweise von der Heilsarmee genutzt wird und bisher kein Teil meines Erfahrungshorizontes war. Mit Gemeinsam für Berlin verbindet mich eine lange Beziehung, die bis in die Gründungszeit dieses urbanen Netzwerkes reicht. Neben zwei sehr aktiven Damen ist der Theologe Harald Sommerfeld erklärtermaßen gleichberechtigtes Vorstandsmitglied des Gemeinsam für Berlin e.V.

Multimediale Lesung

Für den Abend war eine Vorstellung seines Buches "Mit Gott in der Stadt" geplant. Dieses Buch war mir bereits im Oktober empfohlen worden, wobei mich die 700 Seiten abgeschreckt hatten. Im Januar erfolgte eine weitere Empfehlung und immer lag die dicke Schwarte im weißen Paperback demonstrativ vor mir auf dem Tisch. Soll ich, oder soll ich nicht?

Harald Sommerfeld - Mit Gott in der Stadt
Harald Sommerfeld - Mit Gott in der Stadt
Das Buch wurde als die am besten wissenschaftlich fundierte Veröffentlichung zur urbanen Transformation in deutscher Sprache angepriesen. OK: 700 Seiten, wissenschaftlich fundiert - klingt nach sehr trockener Lektüre. Ich dachte an 789 Seiten Neues Testament in Altgriechisch, wofür ich ganze drei Monate gebraucht hatte. Zwischen den beiden Empfehlungen hatte ich noch "A Disruptive Gospel" von Mac Pier verschlungen und sah damit den Bedarf an urbaner Transformationsliteratur als gestillt an. Deshalb war ich gespannt auf die heutige multimediale Lesung.

Brennpunkt Großstadt

Es begann mit einem Video des Pentagon, worin die Entwicklung der Weltmetropolen inklusive der bereits vorhandenen oder erwarteten Herausforderungen beschrieben wurde In Zeitschriften, die sich an eine militärische Zielgruppe wenden, ist regelmäßig von verstärkten Trainingsaktivitäten im städtischen Umfeld zu lesen. Es werden ganze Kleinstädte zu Übungszwecken gebaut, wo einheimische und Partnerstreitkräfte den "Gangbarkeitsmodus: zerstört" testen können.

Die fragmentierten und asymmetrisch agierenden Gruppen innerhalb der Metropolen sind in ihrer ethnischen, sozialen und religiösen Vielfalt kaum noch zu überblicken, geschweige denn verlässlich zu steuern. Die Sicherheitsorgane müssen sich entscheiden, ob sie "reingehen" oder sich "raushalten". Anders die Gemeinde mit ihrem Auftrag für die Stadt.

Harald Sommerfeld - Mit Gott in der Stadt
Harald Sommerfeld - Mit Gott in der Stadt - Multimediale Lesung bei Gemeinsam für Berlin
Die Oma erwacht

Harald Sommerfeld begann tatsächlich mit den ersten Seiten des Buches, wo er so gar nicht wissenschaftlich verstaubt eine ältere Dame zu Wort kommen lässt, die mal eben fünfzig Jahre "verschlafen" hatte und nun in einer ganz anderen Welt aufwacht. Eine damals lebendige Gemeinde in einem Problemkiez war inzwischen zu einer gut situierten Gemeinde mit gepflegtem Gebäude im Kiez ohne tatsächlichen Kiezbezug geworden. Die Mitglieder lebten längst am Stadtrand und fuhren nur noch zum Gottesdienst "rein". Und natürlich war man missionarisch. Das Missions-Ehepaar in Südostasien wurde finanziell unterstützt. Eine interessante Schilderung, die wahrscheinlich rein fiktiv war und nur zufällig mit Erfahrungen aus der Berliner Gründungsszene kongruiert.

M29 und das Schamgefühl

Besonders bewegend war die Videobusfahrt mit der Linie M29. Diese transportiert die Fahrgäste quer durch Berlin und kommt dabei durch sehr unterschiedliche Wohngegenden. Einkommen, Mietniveau, ethnische Zuordnung, Beschäftigungsquote und Bezuschussungsbedarf wechseln beständig und teilweise diametral im Bereich weniger Meter.

In diesem Zusammenhang sei noch ein sehr interessantes Kapitel zum Thema Scham erwähnt. Dem Abendland wird ja immer nachgesagt, dass es sich im Gegensatz zur Schamkultur des Orients in einer Schuldkultur bewege. Das Buch macht deutlich, dass geringes Einkommen, falsche Kleidung, niedriger Bildungsstand und ähnliche Eckdaten auch bei Deutschen zu Scham, gesellschaftlichem Rückzug und Aggressivität führen.

Bewusster Umzug

Harald Sommerfeld berichtete von sehr guten Erfahrungen mit dem bewussten Zuzug von Christen in Problembezirke. Wichtig sei es jedoch, dass eventuell vorhandene Ortsgemeinden dafür offen seien. In der Regel entwickelt sich das Umfeld durch den Einfluss der ambitionierten Gruppe so positiv, dass soziale Hilfeleistungen entbehrlich werden, das Bildungspotenzial steigt und sich das allgemeine Klima spürbar entspannt darstellt. Eine Situation, die auch in New York zu beobachten ist und die wir um die Jahrtausendwende in Marzahn erlebt hatten.

Wenn Christen in herausfordernde Gebiete ziehen, habe das auch einen großen Einfluss auf die Sozialkompetenz der begleitenden Kinder, wie Harald Sommerfeld aus seinem eigenen familiären Hintergrund einbringen konnte. Er selbst feiere inzwischen keine Geburtstage mehr mit wohlhabenden Freunden, sondern mit Menschen aus der Nachbarschaft, von denen nach biblischer Vorgabe keine Gegeneinladung zu erwarten sei.

Harald Sommerfeld - Mit Gott in der Stadt
Harald Sommerfeld - Mit Gott in der Stadt - Multimediale Lesung bei Gemeinsam für Berlin
Copy & Paste

Die multimediale Lesung wechselte zwischen Videos, Fotos und Musikstücken. Sogar eine Choreografie war dabei. Anhand der gelesenen Auszüge ist das Buch wohl doch nicht so trocken, wie ursprünglich erwartet. Es scheint sogar sehr praxisnah zu sein und regt zum Nach- und Weiterdenken an. Im Endeffekt muss das vermittelte Wissen auf die jeweilige Kiez-Situation adaptiert und flexibel nachjustiert werden. Urbane Transformation, auf Deutsch Klimaveränderung, kann nicht 1:1 aus anderen Projekten kopiert werden, sondern muss sich an die jeweiligen Gegebenheiten anpassen.

Der direkte Draht zu Gott

Ohne den direkten Draht zu Gott funktioniert das ohnehin nicht. Deshalb werden am Ende des Buches mehrere Bibelstellen zitiert. Harald beendete den Abend mit dem iterativ vorgetragenen Lied "Veni, Sancte Spiritus" - "Komm, Heiliger Geist".

Samstag, 14. Januar 2017

Ich bin, wo ich hingehe.

Die geistliche Identität eines Christen wird gerne anhand seiner Zugehörigkeit zu einer bestimmten Ortsgemeinde kategorisiert. Ist das noch zeitgemäß?



Um die Allianzgebetswoche herum wurden wir überproportional oft nach unserer Mitgliedschaft in einer Ortsgemeinde gefragt. Offensichtlich wird es als befremdlich empfunden, wenn nicht sofort ein gelangweiltes "Ich bin bei den Baptisten in Soundso", ein vorsichtiges "Ich bin Katholik", ein nüchternes "Wir sind beim CVJM" oder ein überlegenes "Wir sind jetzt in der Gemeinde auf dem Weg" kommt. Lässt sich doch anhand einer solchen Aussage eine Schublade öffnen, in die der überzogene Charismatiker, der verstaubte Bruder, der Öko-Freak oder der sentimentale Lobpreissänger einzuordnen geht.

Dass wir zurzeit keine Mitgliedschaft vorzuweisen haben, ist in gemeindlichen Vorstellungsrunden nicht vorgesehen. "Aber ihr geht doch in irgendeine Gemeinde oder wart doch irgendwo", wird dann nachgefragt. Bei einem Vortrag der Konrad-Adenauer-Stiftung trafen wir alte Bekannte, die uns nach dem Wiedereinstieg fragten. Als wir ihnen sagten, dass wir nach achtzehn Monaten immer noch keine feste Gemeinde haben, fragten sie ernstlich besorgt nach, ob wir vom Glauben abgefallen seien.

Wir haben es ihm verboten.

Heute Früh las ich in Markus 9,38-41 den bekannten Text, in dem Johannes zu Jesus kommt und ihm erzählt, dass sie einem Mann das Reden und Wirken im Namen Jesu verboten hätten, da dieser nicht ihrer Gruppe "hinterher laufe". Dabei hatte Jesus regelmäßig die Geheilten in ihre vertraute Umgebung zurückgeschickt, dass sie genau dort für ihn aktiv werden.

Dieser Text tangiert unseren aktuellen Erfahrungskontext. Dabei hatte ich 97% meines Lebens in etablierten Strukturen verbracht und mich als Teil dieser Strukturen engagiert und auch partiell darüber definiert. Das Privileg des Großstädters ist ja, dass er sich aus einem riesigen Pool an Gemeinden bedienen und dort anschließen kann, wo er theologisch und personell orchestriert.

Das vereinfacht die schnelle Einordnung des Gesprächspartners. Auf bundesweiten Seminaren oder Freizeiten trifft man aber auch Christen vom Dorf, die so gut wie keine gemeindliche Auswahl haben. Mit ihnen muss man sich dann etwas intensiver beschäftigen, um gemeinsame oder divergente Standpunkte auszuloten.

Schublade

Wie stark die Einordnung anhand der Gemeindezugehörigkeit hinkt, zeigt die personell unerschöpfliche Gruppe der Baptisten. Allgemeine Merkmale sind die gute Willkommenskultur, die Glaubenstaufe und die breite Generationsdurchmischung. Unterschiede zeigen sich jedoch beim Lobpreis, der liberalen bis charismatischen Predigt, der Freundschaft zu Israel versus Kuschelkurs zum Islam und der Zusammenarbeit mit anderen Verbänden. Genau so unterschiedlich denken auch die Mitglieder, deren Erwachsenentaufe in einigen Fällen aufgrund gruppendynamischen oder sachdienlichen Drucks durchgeführt wurde. EFG-Baptisten legen Wert darauf, nicht mit den Southern-Baptists in eine Schublade gesteckt zu werden.

Gemeinden und Transferwachstum

Das Southern-Baptist-Derivat Saddleback entspricht im Erscheinungsbild der Prägung von Berlin Connect, Berlinprojekt oder Mosaik Berlin. Stilistisch lassen sich noch die Kulturwerkstatt Mitte, JKB Treptow oder ICF einbeziehen.

Wegen der ähnlichen Altersstrukturen, ansprechender Predigten, guter Willkommenskultur und vergleichbar professionellem Lobpreis vereinen sich diese Gemeinden zu einem ungeschriebenen Bund, einem stilistisch definierten Pool zeitgemäßer Gemeinden. Mitglieder transferieren in der Regel nur innerhalb dieses Pools und kehren selten in etablierte Gemeinden oder Kirchen zurück.

Das Ausdünnen bestehender Gruppen durch den Weggang in modernere Gefüge wird als "Transferwachstum" bezeichnet. Die Anwendung dieses Begriffes entspricht aber nur bedingt den Tatsachen, da in deren Gottesdienste auch Freunde und Kollegen mitgenommen werden können, ohne dass diese anschließend irritiert die Beziehung kündigen. Der Boden für Neubekehrungen ist hier deutlich besser gedüngt.

Durch Hauskreise und Seminare wird für geistliches Wachstum gesorgt, was im traditionellen Umfeld mitunter einen anderen Stellenwert hat oder in einen anachronistischen Rahmen gepresst wird.

Wachstum in der Beziehung zu Jesus

Wichtiger als das Etikett für die Schnellkategorisierung ist die lebendige und wachsende Beziehung zu Jesus. Wenn Gemeinden dafür den Rahmen bieten und deren Leiter und Mitglieder ein authentisches Vorbild abgeben, ist es fast egal, unter welchem "Confession Branding" das läuft.

Kürzlich traf ich einen Unternehmer, der wegen struktureller Defizite aus seiner evangelischen Freikirche ausgetreten war und nun seine geistliche Nahrung bei der katholischen Kirche vor
Ort bekommt.

Ich bin immer wieder fasziniert, welch eine Tiefe des Glaubenslebens und der Erfahrungen bei Christen zu Tage kommen, wenn man das Vereinslabel übergeht und sich über deren spannendes Erleben in der Beziehung zu Jesus unterhält.

Und wo geht ihr nun hin?

Ein Freund schrieb mir kürzlich ein Mail, worin er noch einmal ausführlich die Gründe für die Mitgliedschaft in einer Ortsgemeinde darlegte. Die Argumente kannte ich nur zu gut und kann diese vom Prinzip her unterstreichen. Allerdings betrachte ich das Reich Gottes inzwischen deutlich umfänglicher als nur bis zum Tellerrand des verorteten Clubs.

Auch ohne Unterschrift auf einem Eintrittspapier sind wir geistlich versorgt und von ehrlichen Korrektive umgeben. Wir erleben intensive christliche Gemeinschaft mit Freunden, die unterschiedlichsten Gemeinden oder Werken angehören. Während wir früher in sonntäglicher Betriebsamkeit und quer durch die Woche im ekklesiastischen Mikrokosmos rotiert hatten, stehen nun die Kapazitäten für den eigentlichen Beziehungsteil und das weite Reich Gottes zur Verfügung.

Auch als Teil einer Ortgemeinde hatte ich geistliche Nahrung eher "im Kämmerlein" oder in Kleingruppen aufgenommen und im größeren Kreise wieder abgegeben. Mitgliedschaft ersetzt nicht die Pflege der persönlichen Beziehung zu Jesus.

Da insbesondere für unsere Kinder eine feste Anlaufstelle wichtig ist, wird es wohl auch bei uns wieder auf den Einstieg in eine Bestandsgemeinde oder die Mitarbeit in einer Neugründung hinauslaufen. Dazu aber mehr, sobald es spruchreif ist.

Donnerstag, 12. Januar 2017

Allianzgebetswoche im Christus-Treff

Im Rahmen der Allianzgebetswoche besuchten wir heute eine Veranstaltung im Bezirk Treptow-Köpenick. Das Hauptthema dieser Woche lautet "Einzigartig".



Die Pflastersteine lagen noch am Kreuz. "Vater" und "Heiliger Geist" standen wie gewohnt in großen weißen Buchstaben über den Türportalen. "Jesus" war um eine Kerze mit Krone gruppiert. Die Räume des Christus-Treffs in der Isingstraße wirkten vertraut. Im Februar letzten Jahres hatten wir hier einen Gottesdienst besucht und konnten uns noch an die damaligen Minusgrade erinnern.

Obwohl Treptow-Köpenick einige etablierte Baptisten- und Brüdergemeinden aufzuweisen hat, waren im Programmheft der Allianzgebetswoche nur drei Termine in diesem südöstlichen Bezirk vorgesehen: Springborn Projekt, JKB Treptow und Christus-Treff. Wie Pastor Tobi erklärte, liege die Isingstraße in der "Zone" zwischen Kreuzberg und Neukölln und die Nachbarn hätten wegen ihrer Vergangenheit gewisse Berührungsängste mit der Kirche.

Das Wochenprogramm mit seinen über einhundert Gebetstreffen quer durch die Stadt mit wechselseitigen Gastgebern und Andachtsreferenten zeigt eine starke Vernetzung und eine erfreuliche Annäherung der unterschiedlichen Gemeinden und Kirchen. Einige Namen wie Erhart Zeiser tauchen recht häufig auf. Anfahrtswege von zwanzig Kilometern sind für die Referenten keine Seltenheit. Für uns waren es heute dreizehn Kilometer bis Treptow.

Das Wochenmotto "Einzigartig" bezieht sich auf die vier Grundaussagen der Reformation:

sola gratia (allein aus Gnade)
sola fide (allein aus Vertrauen)
sola scriptura (allein die Schrift)
solus Christus (allein Christus)

Für den heutigen Donnerstag war "sola fide" vorgesehen. Sven Volkmann vom Projekt A+ aus Altglienicke sprach kurz über "Glauben allein", über den auflösbaren Widerspruch zwischen vier Mal "allein" und dem alleinigen "Allein" sowie über Praxisbeispiele zur Umsetzung von Glauben und Werten.

Es gab auch eine Vorstellungsrunde, bei der jede Besuchergruppe zu Wort kam. Neben Christen aus Treptow-Köpenick war auch ein älteres Ehepaar aus Charlottenburg angereist. Der Christus-Treff wurde im Rahmen der Gebetsanliegen etwas genauer vorgestellt. Dabei erfuhren wir, dass sie das Haus inzwischen von der Stadtmission gekauft hatten und ambitionierte Anbaupläne hegen.

Auch das Projekt A+ mit seinem Fokus auf Hauskreise, Gemeinschaft und Nachbarschaftsrelevanz wurde ausführlich vorgestellt. Sven Volkmann lobte die gute Zusammenarbeit mit der Lukas-Gemeinde und das Mentoring durch deren Pastor Hans-Peter Pache. Eine Ansicht, die anhand weiterer Beispiele zu evaluieren wäre.

Die anschließende Gebetszeit gestaltete sich in der Form, dass sich kleine Gruppen um eine der fünf mit Papiertüten umgebenen Kerzen stellen und für die auf der Tüte notierten Anliegen beten sollten. Die Kerzentüte in unserer unmittelbaren Nähe war mit "Einheit" im Sinne von christlicher Vernetzung beschriftet. Wir beteten also für Gemeinsam für Berlin und parakirchliche Netzwerk-Initiativen in der Stadt, was ohnehin meinem momentanen Lieblingsthema entspricht.

Musikalisch wurde der Abend mit einer markanten E-Gitarre ohne Klangkörper und Liedern von Manfred Siebald begleitet. Die Liedtexte erschienen jeweils nach einer Gedenksekunde, da der Techniker wohl testen wollte, ob alle Anwesenden textsicher sind.

Donnerstag, 5. Januar 2017

Christen in Berlin mit frischer Optik

Christen-in-Berlin.de ist ein Informationsportal zum christlichen Leben in unserer Stadt. Es enthält weit über 1.000 Links mit regionalem Bezug.



Kurz nach der Gründung von Gemeinsam für Berlin ging auch Christen-in-Berlin.de an den Start. Pünktlich zum Kirchentag im Sommer 2003 waren mehrere hundert Links in das regionale Informationsportal eingepflegt worden und dazu genau zwei Newsbeiträge.

Die Anzahl von zwei Newsbeiträgen war jedoch fatal und sorgte für eine Endlosschleife bei der Generierung der Startseite des Portals. Der Hilferuf ereilte uns auf dem Weg nach Italien. Erst in Innsbruck fanden wir einen christlichen Buchladen, in dem wir mithilfe rudimentärer Mittel wie des Windows-Editors und des DOS-Eingabefensters die notwendigen Anpassungen vornehmen konnten. Dann lief die Seite.

Die Seite etablierte sich auch schnell in den Google-Suchergebnissen, wenn bestimmte Gemeinden oder Angebote in Berlin gefunden werden sollten.

Innerhalb von dreizehn Jahren hatte sich jedoch einiges im Internetbereich geändert. Etwa 50% der Besucher surfen jetzt per Smartphone. Die allgemeine Optik hatte mehrere Generationen durchlaufen und die Anlehnung der Navigation an die damaligen Startseiten von Yahoo oder AOL waren lange überholt. Ganz abgesehen davon, dass diese beiden Anbieter neben Google massiv an Marktrelevanz verloren haben.

Deshalb entschieden wir uns im Sommer 2016 auf recht kurzem Wege zu einem optischen Relaunch bei gleichbleibender Funktionalität. Das Design wurde von Florian Walz geliefert, der uns auch in anderen Projekten unterstützt.

Zwischen Weihnachten und Neujahr wurde die frische Optik programmtechnisch umgesetzt und die Webseite freigeschaltet.

Die Redakteure von Gemeinsam für Berlin pflegen weiterhin regelmäßig neue Links, Veranstaltungen, Kleinanzeigen und Aktuelles mit regionalem Bezug ein. Es lohnt sich also, öfter mal bei www.Christen-in-Berlin.de vorbeizuschauen. Wer die Seite nicht direkt anwählt, wird sicher demnächst bei Google darüber stolpern.