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Freitag, 14. April 2017

Karfreitag in der Gemeinde auf dem Weg

Die "Gemeinde auf dem Weg" liegt an der Peripherie Berlins. Am heuten Karfreitag machten wir uns auf den Weg nach Tegel zu einem "Konzert für Gott".



Es sind immer exakt 110 Kilometer, die ich nach einer Fahrt nach Tegel in mein Fahrtenbuch eintrage. Von Marzahn aus auf die Autobahn, den Nordring entlang und am Kreuz Oranienburg wieder in Richtung City. Am Karfreitag oder am Sonntag geht das in einer halben Stunde. Wegen der genialen Autobahnanbindung ist die Gemeinde auf dem Weg (GadW) aber auch aus anderen zentralen oder peripheren Teilen Berlins und des Speckgürtels gut zu erreichen.

Gesunder Mix

Bereits im letzten Jahr hatten wir das Lobpreis-Konzert in Tegel besucht und dabei viele alte Bekannte getroffen. Heute hatten wir uns mit niemandem verabredet. Als wir zehn vor acht in die Lobby traten, hatten sich schon einige Menschentrauben gebildet. Demografisch und ethnisch waren die Anwesenden stark diversifiziert und stellten damit einen gesunden Mix für den nachhaltigen Bestand dieser Gemeinde dar. Am Eingang beteten zwei Besucher füreinander.

Nachdem wir einige Zeit das Treiben beobachtet hatten, wurden die Türen zum Saal geöffnet. Die Bühne war bereits in ein oranges Lichtspiel getaucht. Wir setzten uns relativ nah an die Bühne.

Bekannte Lieder

Kurz nach acht ging es los. Der Abend bestand aus drei Elementen: Lobpreis, Textlesung und Abendmahl. Die Band mit zwei Sängerinnen, drei Gitarren, einem Schlagzeug und einem Keyboard spielte fast nur Lieder, die wir kannten und auch mit geschlossenen Augen mitsingen konnten. Auch die Kinder kannten fast alle Lieder, egal ob sie auf Deutsch oder Englisch vorgetragen wurden.

Die Texteinblendungen erinnerten mich an meine damaligen 20-Zoll-Sommerreifen von Hankook, die bei Nässe auch immer erst nach einer Gedenksekunde reagierten. Wegen der Bekanntheit der Lieder konnten wir die ersten Worte des Textes aus der Melodie und der Erinnerung ableiten.

INRI, Markus und das Abendmahl

In zwei Blöcken wurde der Bericht über Gefangennahme, Verurteilung und Kreuzigung von Jesus aus dem Markus-Evangelium vorgelesen. Umrahmt wurde das von weiteren Liedern. An zwei Stellen vor der Bühne wurde das Abendmahl mit wahlweise Saft oder Wein ausgeteilt. Diesmal war es nicht zu knapp, obwohl fast so viele Besucher wie im letzten Jahr gekommen waren.

Anders als im Vorjahr war übrigens auch, dass der Gottesdienst schon kurz nach neun zu Ende war. Viele der Anwesenden fluteten danach gleich hinaus. Auf dem Parkplatz standen überraschend wenige Autos und viele kleine Grüppchen liefen die Straße entlang ins nächtliche Tegel. "Wo gehen die hier alle hin", wollte mein Sohn wissen. Ich konnte ihm das nicht beantworten und bog auf die Stadtautobahn ein.

Kurze Wege

Etwa eine halbe Stunde später waren wir wieder zu Hause. Parkplatz direkt vor der Tür und wieder einmal genau 110 Kilometer im Fahrtenbuch. Meine Frau hatte in der Zwischenzeit ein Karfreitagsvideo an sämtliche Bekannte gesendet und eine der letzten Predigten von Rick Warren nachgehört. Sie hatte auch nicht damit gerechnet, dass wir schon so früh zurück kommen.

Sonntag, 9. April 2017

ICF Tempelhof mit Autobahnanschluss

Innerhalb von zwei Jahren musste ICF Berlin mehrfach die Location wechseln. Heute besuchten wir den Gottesdienst in der Tempelhofer Ringbahnstraße.



Einen Besuch in der Ringbahnstraße hatte ich mir schon lange vorgenommen. Zweimal hatten wir ICF im Ullsteinhaus besucht, einmal im Gasometer und einmal zu Weihnachten im Kino der Gropiuspassagen. Zum Jahreswechsel war ICF Berlin in neue Räume in der direkt an der Stadtautobahn gelegenen Ringbahnstraße umgezogen. Ein typisches Industrie- und Bürogebäude mit kleinem Parkplatz und niedriger Hemmschwelle für Erstbesucher.

ICF Welcome Home

Da wir nicht wussten, wie die Parkplatzsituation auf dem Hof aussieht, nutzten wir eine Lücke gegenüber der knallroten Beachflag "ICF WELCOME HOME". In der Einfahrt stand ein Mann mit blondem Haar und einer deutlich erkennbaren ICF-Beschilderung um den Hals. Er begrüßte uns sehr freundlich und versicherte uns, dass es bei ICF kein akademisches Viertel gebe. Das war gut so, da wir sehr früh vor Ort waren: zehn vor elf.

Während die Familie noch ratlos nach dem Weg spähte, entdeckte ich an der rechten Ecke des Vorhofes die nächste knallrote Beachflag "WELCOME HOME". Knapp konnten wir dem Überrollen durch ein Fahrzeug aus Potsdam-Mittelmark entgehen und erreichten unbeschadet den Eingang. Wir liefen durch das Treppenhaus und sahen eine angelehnte Tür. Dahinter wurde ein größerer Raum in Betoncharme sichtbar. Dieser war schon reichlich mit jungen Leuten und deren Kleinkindern gefüllt.

Willkommen und Transparenz

Langsam und präsent schlenderten wir durch den Raum, schauten uns um, bewegten uns auf den gegenüberliegenden Gang zu, blickten in eine Kinderecke und gingen dann in den großen hellen Vorraum zurück. Auf dem Weg begegneten uns mehrere Personen mit ICF-Badge. Allesamt blickten sie durch uns hindurch. Der gläserne Gast.

An der Theke wurde zuerst der hinter uns stehende Mann bedient. Dann kauften auch wir zwei Becher Kaffee für zwei Euro und stellten uns damit ans Fenster. Von dort aus beobachteten wir die hereinflutenden Gottesdienstbesucher. Einige kannten wir vom Sehen oder vom SOLA. Auch mutmaßliche Dauerbesucher standen wie Luft im Vorraum.

Gottesdienst

Als die Türen zum Saal geöffnet wurden, verständigten wir uns darauf, im Mittelfeld zu sitzen. Die Familie hatte mit der Reihe ganz hinten geliebäugelt. Es müssen um die 160 Sitzplätze gewesen sein. Optisch erinnerte uns der Saal an die Equippers in der Blissestraße.

In medialer Perfektion flimmerte ein Video über die Leinwände. Coole Szenen, attraktive Mittzwanziger und ein genialer Schnitt zeichneten dieses Intro aus. Es folgte eine kurze Begrüßung und dann startete die Lobpreisband. Keines der im Verlauf des Gottesdienstes gespielten Lieder war uns bekannt. Fast alles auf Englisch, die Texte gelegentlich etwas flach, aber eine gute musikalische Performance.

Hashtag Jesus

Die aktuelle Predigtreihe #JESUS umfasst mehrere Themenkomplexe. Heute sprach André Schönfeld von ICF Grünheide über Freundschaft. Mein Sohn konnte sich im Vorfeld noch daran erinnern, dass es bei unserem Besuch in Grünheide um Kreise ging, in denen man sich bewege und die man auch mal übertreten solle. Heute wurden mehrere Bibelstellen von Adam und Eva, über Mose und die Schlacht gegen Amalek bis hin zu "Ich habe euch Freunde genannt" aus Johannes 15 Vers 15 zitiert.

Der Referent hantierte die gesamte Predigt über mit einer großen Blumenspritze und pumpte die potenzielle Sprühkraft auf. Die ersten beiden Sitzreihen waren bereits befeuchtet worden und es war unklar, ob die Spritze später noch zur Reaktivierung der Aufmerksamkeit genutzt werde. André zog damit eine Parallele zum Prinzip von Druck und Stärkung.

Nach der Predigt folgten weitere unbekannte Lieder, eine kurze Gebetszeit für die Anliegen auf dem Screen sowie ein Segensgebet.

Postludium

Die "transparente" Willkommenskultur hatte eine nachhaltige Wirkung auf mein Wohlbefinden und die Bleibeperspektive. Unmittelbar nach dem Amen strebte ich dem Ausgang entgegen. Eine der oben erwähnten ICF-Schildträger stand im Vorraum und grüßte nun freundlich. Dann folgte sie uns Richtung Ausgang. Sie wollte wissen, ob wir das erste Mal bei ICF seien und lud uns zu einem Getränk ein. War nett gemeint, aber der richtige Zeitpunkt verpasst. Ich lehnte ab und trat ins Treppenhaus.

Meine Familie fand das zu hart und versuchte mich zu beruhigen: "Wir sind bei ICF noch nie begrüßt oder angesprochen worden". In dieser Form war mir das bisher noch gar nicht aufgefallen, wahrscheinlich weil ich sonst immer selbst auf die Leute zugegangen war.

Jedenfalls hatte die Familie einige Impulse aus der Predigt mitgenommen und zählte diese auf dem Weg zum Parkplatz auf. Während der gesamten Rückfahrt diskutierten wir sehr akzentuiert, bis uns schließlich mit Türkischer Pizza und Döner der Mund gestopft wurde.

Sonntag, 12. März 2017

Equippers Berlin

Die "Equippers" möchten laut ihrer Webseite "Menschen durch den Glauben an Jesus Christus für das Leben ausrüsten". Heute besuchten wir die "Ausrüster", neudeutsch "Equippers", in der Blissestraße.



Equipment ist immer gut. Bands beschäftigen Rowdies zum Verlagern ihres Equipmets. Seminarleiter haben Equipment in Form von Laserpointern dabei. Überlebenstrainer führen als Equipment ein Zelt mit. Designer klappen frutarische Notebooks als kompetenzstärkendes Equipment auf. Handelsvertreter nach HGB §84 haben Kugelschreiber als Equipment im Sakko. Pastoren legen Bibeln als berufstypisches Equipment auf dem Bühnenequipment ab.

City-Gemeinde im Geschäftshaus

Das erste Equipment, das uns auf die Ausrüster in der Blissestraße hinwies, war eine rote Strandflagge, im Katalog "Beachflag" genannt, mit der Aufschrift "Equippers". Diese war auch mit Gleitsichtbrille besser als die Hausnummer 2 zu erkennen. Direkt hinter dem Eingang war das Haus mit einem Elevator, zu deutsch Fahrstuhl, equippt, so dass der Aufstieg in die vierte Etage des Geschäftshauses für Besucher jeden Alters erleichtert wurde.

Vor dem Fahrstuhl stand ein mit rotem Badge ausgerüsteter Mitarbeiter und lotste die Gäste zum Gottesdienst. Die Willkommenskultur war beispielhaft. Von mehreren Leuten wurden wir proaktiv begrüßt und gefragt, ob wir das erste Mal zu Gast seien. Man empfahl uns die Ausrüstung mit einem Kaffee und wünschte uns eine gute Zeit im Dachgeschoss gegenüber des ehemaligen Domizils der Philippinischen Botschaft.

Echte Band

Wenn eine Lobpreisband die Bezeichnung Band verdient, dann die Band der Equippers. Unmittelbar nach pünktlichem Ablauf des Countdowns rockten sie los. Neben zwei Sängerinnen und einem Sänger waren vier weitere Musiker aktiv, die die Equipments E-Gitarre, Bass-Gitarre, Konzertgitarre, Keyboard und Schlagzeug bedienten. Es wurde weitestgehend deutsch gesungen, wobei ich keines der Lieder kannte.

Pastor Jürgen Eisen begrüßte die Gemeinde und übergab den Predigtteil an zwei Mittzwanziger, die gerade in der Pastorenausbildung stehen. Für Daniel und Elisa wurde zunächst eine große Leiter auf der Bühne platziert. Ein spannendes Equipment, mit dem man auch den Beamer oder die Spots an der Decke hätte reparieren können.

Leiterschaft mit Daniel, Elisa und Ruth

Mit Daniel und Elisa waren nicht zwei meiner Lieblingspropheten aus dem Alten Testamentes gemeint, sondern zwei frische Theologiestudenten. Sie predigten über das Buch Ruth mit dem besonderen Fokus auf Entscheidungen. Entscheidungen, die gravierende Konsequenzen haben können und aus Logik oder aus dem Herzen heraus getroffen werden. Von Ruth wissen wir, dass ihre Entscheidung als richtig reüssiert hatte. Ihre Schwägerin hatte sich für die logische und bodenständige Variante entschieden und war damit aus der biblischen Berichterstattung verschwunden.

Trotz ihres zarten Alters schöpften die beiden Referenten aus ihrem persönlichen Erleben in Bezug auf Entscheidungen und brachten das Thema anhand mehrerer Verse des Ruth-Buches didaktisch gut auf den Punkt. Während Daniel mutig die Stufen der Aluleiter erklomm, ersparte sich Elisa diesen sportlichen Akt. Sie hat als Frau schon genug Herausforderungen in ihrem Seminar, das traditionell eher von Männern frequentiert wird.

Gebet und Entscheidung

Zum Ausklang der Predigt ging es ans Eingemachte. Ein Aufruf zum Gebet und die Frage in die Runde, wer denn aktuell vor wichtigen Entscheidungen stehe. Man wolle konkret für die Person und das Anliegen beten. Die Karten mit der Aufschrift "GEBET" waren mir schon am Infotisch aufgefallen. Dass Gebet groß geschrieben ist, merkten wir an vielen Stellen des Gottesdienstes. Praktische Ausrüstung für den Alltag als Christ.

Am Ende sprach uns Jürgen Eisen an und ließ uns vom Equipment zur Nostalgie umschwenken. Mit Jürgen Eisen hatte ich vor knapp dreißig Jahren im Rahmen der Jugendleitung zu tun. Letzte Woche waren wir im Süden Berlins unterwegs und kamen dabei an seiner alten Heimat vorbei. Witzig, dass wir ihn ausgerechnet wenige Tage später als Pastor einer City-Gemeinde treffen. Hintergrund der Equippers ist der BFP Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden, dem auch die ChristusKirche in Mitte angehört.

Gemeinde sucht Raum

Etwa 150 Gottesdienstbesucher hatten wir gezählt. Der Raum war randvoll und bot keine wirklichen Erweiterungsmöglichkeiten. Wie wir erfuhren, gehören der Gemeinde jedoch knapp doppelt so viele Menschen an, die sich in Gesamtheit gelegentlich Open Air oder in einem eigens dafür angemieteten Kinosaal treffen. Den Altersdurchschnitt schätzen wir auf Mitte dreißig. Jürgen Eisen sagte uns, dass die Gemeinde aktiv nach größeren Räumen suche.

Bei Verlassen der Location wässerte ein Familienmitglied noch das Equipment eines Mitarbeiters mit dem Tee meiner Tochter. Angebissener Apfel und Feuchtigkeit konnten durch den exzessiven Einsatz von Papier bereinigt werden. Auch in dieser Hinsicht war die Gemeinde gut ausgerüstet.

Nostalgie

Anschließend kehrten wir zu sechst bei einem Vietnamesen in der Berliner Straße ein und tauschten uns über den Gottesdienst aus. Neben Jürgen Eisen gab es weitere nostalgische Punkte. Bei Stempel-Kaiser in der Brandenburgischen Straße hatte meine Frau als Schülerin ihr Taschengeld aufgebessert und in der benachbarten Auenkirche hatten wir vor zweiundzwanzig Jahren unsere Hochzeit gefeiert.

Sonntag, 5. Februar 2017

#BICC Berlin International Community Church

Großes Kino im CinemaxX am Potsdamer Platz. Heute hatten wir einen Gottesdienst der BICC Berlin International Community Church besucht. Gäste werden als VIPs über den roten Teppich geleitet.



Der Parkraumbewirtschaftungshinweis "Mo-Sa" rauschte an uns vorbei, als wir der Grünphase zum Potsdamer Platz entgegenrollten. Noch war unklar, ob wir die Tiefgarage nutzen oder eine geeignete Stelle an der Straße finden. Das hatte sich jedoch recht schnell geklärt, da der Potsdamer Platz im Rahmen der Berlinale bereits weiträumig abgesperrt war. So stellten wir das Auto kostenfrei vor dem Dali-Museum am benachbarten Leipziger Platz ab.

Red Carpet

Vor dem Eingang des CinemaxX empfingen uns drei Mitglieder des Welcome-Teams und zeigten uns eine Klapptafel am Fuß einer Treppe. Dort standen zwei weitere Welcome-Mitarbeiter. Auf dem Weg zu unseren Plätzen in Reihe 3 passierten wir etwa sieben Welcome-Stationen. Mit den Worten "First Time" wurden wir übergeben und mit "Welcome" und "How are You" zur nächsten Etappe begleitet. Warum nur dachte ich die ganze Zeit an die Times Square Church in New York? Gäste werden hier als VIPs angesehen, so dass das Welcome-Team heute auch offiziell in Red Carpet Team umbenannt wurde.

Es gab keinen Countdown und kein akademisches Viertel. Dafür begann der Gottesdienst Punkt elf mit einem cineastisch ausgereiften Glaubensbekenntnis von der Leinwand. Professionell ging es weiter mit einer recht großen Lobpreisband und einer Sängerin, die das Publikum zum Mittanzen animierte. Es war nur zu wenig Platz in den Sitzreihen. Wir kannten keines der auf Deutsch und Englisch vorgetragenen Lieder, konnten aber rhythmisch ganz gut mithalten.

Self Supported

Es folgte ein Intro, welches mein Sohn mit "Hier ist das erste deutsche Fernsehen mit der Tagesschau" kommentierte. Statt der Tagesschau trat BICC-Pastor Steve Mack auf, der für ein freudiges Geben der Kollekte warb. Es wurden große dunkle Eimer durch die Reihen gegeben und mit Umschlägen und Scheinen befüllt. Wie wir erfuhren, ist die Gemeinde stolz auf die finanzielle Eigenständigkeit.

Eigenständig ist ein guter Begriff für die Berlin International Community Church. Wir hatten beiläufig von der Existenz einer "Börlin Internäschenell Soundso" gehört, diese aber bisher so gar nicht auf dem Radar, obwohl dieses Paralleluniversum in unmittelbarer Nähe zu Saddleback, Berlinprojekt und Berlin Connect agiert. Google ergänzte dann die Freitextsuche und versorgte uns mit den weiteren Kontaktinformationen. Laut Worship Pastor Andrew Mack, dem Sohn des über vierzig Jahre verheirateten Pastoren-Ehepaares Steve und Karen Mack, treffe sich die Gemeinde an einer "A Location" inmitten von "Five Star Locations" wie dem Grand Hyatt Berlin. Auf Gemeinde Jesu wurde das mit unserem großartigen Gott adaptiert, der der Chef einer großartigen Gemeinde sei. Auf diese gedankliche Verbindung mit der "Five Star Church" an einer "A Location" gab es ein "A-Men" aus dem Publikum.

Wachstum mit Qualitätsanspruch

Auch wenn die Herkunft und konfessionelle Anbindung des ehemaligen Missionsprojektes bisher nicht erschlossen werden konnte, liegt doch ein klar erkennbarer Fokus auf Etablierung und Wachstum. Die Gemeinde unterhält professionelle und personell beachtliche "Children's Ministries". Es wird viel in die Zukunft und das Training von Mitarbeitern und Leitern investiert. Über Kurse werden Christen im Glauben gestärkt und Suchende in eine Beziehung zu Jesus geführt.

Kino 7 ist wohl der größte Raum des CinemaxX am Potsdamer Platz. Heute waren etwa 250 Plätze besetzt. Solch eine Auslastung sehen Kinos normalerweise nur zur Berlinale oder bei Premieren von Star Wars oder James Bond. Die heutigen Besucher waren ethnisch und demografisch stark diversifiziert. Die Hauptsprache des Gottesdienstes war Englisch. Für eine Simultanübersetzung standen Kopfhörer zur Verfügung.

Vision Sunday

Statt einer Predigt erlebten wir eine Podiumsdiskussion der drei oben genannten Pastoren aus der Familie Mack sowie zwei Eingeborenen aus Deutschland, die seit vielen Jahren Teil der Gemeinde sind. Andrew Mack moderierte, die beiden Deutschen erzählten ihre Lebensgeschichte mit einem besonderen Augenmerk auf ihre Entscheidung für Jesus und die Gemeinde. Karen Mack sprach über die Passage der Lichtverbreitung aus der Bergpredigt (Mt 5,14-16) und Steve Mack über "Acceleration". Acceleration kann mit Beschleunigung übersetzt werden. Eine Sache läuft an, aber ist noch nicht in voller Fahrt. Irgendwann jedoch geht es richtig los. Ich musste an die Wildwasserfahrt im Heidepark Soltau denken, wo der Einbaum zunächst gemächlich für das obligatorische Foto durch eine Almhütte gleitet und anschließend ungebremst in das finale Wasserbecken stürzt. An der Leinwand lasen wir: "Vision Sunday". Das erklärte, warum so viel über die eigene "Five Star Church" an der "A Location" geredet wurde.

Texanischer Ausklang

Das Ende des Gottesdienstes erinnerte mich ans Rodeo in Texas. Die Deutsche aus der Diskussionsrunde stand auf und verabschiedete die Gottesdienstbesucher. Kein Gebet, kein Segen, kein Lied, einfach Schluss. Etwas irritiert verließen wir das Kino. Am Ausgang wurden wir vom Welcome Team verabschiedet.

Auf dem Weg zum Parkplatz tauschten wir unsere Eindrücke aus. Frau und Tochter hatten die ergänzenden Informationen zur Wahrnehmung der männlichen Familienmitglieder. Während mein Sohn und ich per Tunnelblick auf die Teilnehmer der Diskussionsrunde geachtet hatten, konnten die Frauen gleichzeitig die Texte auf der Leinwand verfolgen. "Stand doch da", lachten sie die ganze Rückfahrt über unsere Unwissenheit.

Meine Frau war besonders von der Acceleration angesprochen. Gerne hätte ich die Familie simultan in das Gefühl von Acceleration hineingenommen, hatte aber leider nicht die Pole Position an der roten Ampel. Ich holte das in den Kurven nach. Auch beim Chinesen diskutierten wir bei Ente kross und Mangosauce weiter über die Berlin International Community Church.

Samstag, 24. Dezember 2016

ICF - Heiligabend im UCI Gropius Passagen

Wachsende Gemeinden erfordern größere Locations. Nach einem sehr gut besuchten Weihnachtsgottesdienst im letzten Jahr hatte ICF diesmal einen Kinosaal im UCI Gropius Passagen angemietet.



Die Omas klingelten viel zu früh. Mein Sohn hatte gerade die Tischdecke gebügelt und den Tisch für den anschließenden Verzehr von Bouletten, Kartoffelsalat und Würstchen vorbereitet. Ich versuchte hinter der Couch das Verlängerungskabel in eine Steckdose mit Kindersicherung zu bekommen. Da half nur noch ein Schraubendreher, der die Kindersicherung in hohem Bogen herausschnellen ließ.

Omas und Kekse

Die Omas gaben nun die Geschwindigkeit vor. Mit sechs Personen mussten wir sogar zwei Autos nutzen. Obwohl auch verkehrstechnische Dämpfungsfaktoren aus Märkisch Oderland (MOL) unterwegs waren, erreichten wir die Gropius Passagen so früh, dass wir vor dem Eingang zum Kinosaal 4 warten mussten. Es wurden selbst gebackene Kekse verteilt.

Kurz vor drei wurden die Pforten geöffnet und innerhalb kürzester Zeit hatte sich der Saal fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Pastor Stefan Hänsch ging durch die Reihen und begrüßte einige Leute. Ab und zu sahen wir Bekannte vom SOLA und anderen Berührungspunkten. Der Countdown lief diesmal nur fünf Minuten und war in eine schlichte Weihnachtsschmuck-Grafik eingebettet.

Emojis und Weihnachtslieder

Der Gottesdienste, bei ICF Berlin auch Celebration genannt, begann mit einem Quiz. Dabei wurden die Besucher in zwei Gruppen von Leuten unter 25 und über 25 eingeteilt. Es sollten anhand von WhatsApp-Emojis Weihnachtslieder erraten werden. Die Antworten ließen in der Regel weniger als fünf Sekunden auf sich warten.

Dann gab es mehrere Vortragsstücke auf Deutsch und Englisch mit unterschiedlicher instrumentaler und personeller Besetzung. Ich war beeindruckt von den Hintergrundbildern und der Lichttechnik und fragte mich die ganze Zeit, wie lange wohl die Vorbereitungen gedauert haben müssen. Es folgte das obligatorische Krippenspiel mit einem schlichten aber wirkungsvollen Bühnenbild. Auch hier war die Beleuchtung perfekt abgestimmt. Allerdings rätselte die Familie anschließend über den roten Faden des Stückes, da offensichtlich mehrfach zwischen eigentlichem Stück und Rahmenhandlung bei der Verteilung der Rollen umgeschaltet wurde.

Fürchtet euch nicht!

Die Predigt hatte den Omas am besten gefallen. Inhaltlich ging es um das Thema "furchtlos". Der Referent schüttelte eine Schneekugel und nahm uns in die Zeit seiner Kindheit mit, wo er in verschiedenen Situationen das Glas geschüttelt hatte und dann mit dem Beruhigen des Sturmes im Glas auch selbst ruhiger wurde. Furcht ist ein aktuelles Thema. Furcht war im Sommer aktuell, als die ersten Konzepte für den Weihnachtsgottesdienst überlegt wurden. Furcht war auch vor 2.000 Jahren angesagt, als die Römer die Vorherrschaft in Israel ausübten und Jesus geboren wurde. "Fürchtet euch nicht", sprechen die Engel den Hirten zu. "Fürchtet euch nicht", sagt Jesus mehrfach zu seinen Schülern. "In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden", gibt Jesus seinen Jüngern und uns in Joh 16,33 mit auf den Weg. 365 Mal soll dieser Zuspruch in der Bibel vorkommen. Für jeden Tag ein Zuspruch der Ermutigung.

Als ein großes Bild mit Kreuz auf der Leinwand eingeblendet wurde, verließ eine Sitzreihe mit mehreren Kopftuchfrauen und deren männlichem Anhang den Saal. Das war aber relativ am Ende, so dass sie noch die vielen Lieder und das Krippenspiel miterlebt hatten.

Kekse und Würstchen

Nach der Predigt gab es weitere gemeinsame und vorgetragene Lieder. Kathrin Hänsch sprach den Segen und gab noch einige Informationen weiter. Am Ausgang wurde die Kollekte eingesammelt und die immer noch reichlich vorhandenen selbst gebackenen Kekse verteilt.

Obwohl meine Kinder und ich einen deutlich weiteren Weg zum Parkplatz hatten, waren wir schneller zu Hause als meine Frau mit den Omas. Das gab dann zwar Ärger, aber den konnten wir damit kompensieren, dass wir bereits Wasser für Tee und Würstchen aufgesetzt hatten.

Montag, 12. Dezember 2016

Sarah Kaiser, Freiheit und Radio Paradiso

Sarah Kaiser ist eine echte Berlinerin mit musikalischer Familientradition. Ihre Stilrichtung ist Jazz. Sie hat inzwischen fünf CDs herausgebracht, die sich insgesamt 50.000 Mal verkauft haben.



Ende der 1990er Jahre hatten wir Sarah Kaiser in der Lukas-Gemeinde kennen gelernt. Kurz darauf begann sie einen Gospelchor in Marzahn. Interessant an diesem Chor war, dass ein Drittel der Teilnehmer über die gute Platzierung der Webseite der Jugendkirche Marzahn zum Chor gekommen waren und sich über 30% der Sänger im Laufe der Jahre für eine Beziehung zu Jesus entschieden.

Sarah Kaiser leitete den Chor hoch professionell und setzte ihre markante Stimme während der regelmäßigen Konzerte gerne als Solistin ein. Sie förderte talentierte Jugendliche, mit denen sie teilweise heute noch auftritt.

Ihre Brötchen verdient sie jedoch als Jazz-Sängerin mit einem nahezu unerschöpflichen Konzertkalender, dem Verkauf ihrer CDs und dem Einzelcoaching als diplomierte Gesangspädagogin. Ihre Hauptprojekte sind die Sarah Kaiser Band, AQUABELLA und Berlin Voices, wobei sich das letztgenannte Quartett 2011 aufgelöst hatte. Sie tritt im Radio, im Fernsehen, auf Kirchentagen, in Gemeinden, in Clubs, im Bundestag, auf Jazztagen und international auf.

Sarah Kaiser ist eine Powerfrau, eine Frau, die klare Ziele hat und bezüglich des Glaubens an Jesus kein Blatt vor den Mund nimmt. Als ich vorhin zu einem Meeting der Internetmission fuhr, kam auf Radio Paradiso bereits ein Teaser-Interview mit ihr. Sie wurde zum Stichwort "Freiheit" befragt. Freiheit sei ein Privileg, dass sie sehr schätze und gerne nutze. Insbesondere die Freiheit, selbst entscheiden zu können sowie die Freiheit, offen über ihren Glauben reden zu dürfen.

Die Frage bezog sich wohl auf ihre Neuveröffentlichung "Freiheit". Das Release-Konzert fand passend zum Reformationstag am 31.10.2016 in Berlin statt. "Freiheit" beschäftigt sich mit der festen Burg, der eigenen Reformation und Martin Luther und reiht sich damit in Sarahs unverkennbares Interesse an neu vertonter alter Kirchenmusik ein. "Gast auf Erden" ist eine jazzige Hommage an Paul Gerhard. "Grüner", "Geistesgegenwart" und "Miracles" sind weitere Editionen, die seit 2003 von ihr erschienen sind.

Zwischen 20 und 21 Uhr hatte sie heute eine Stunde Sendezeit bei Radio Paradiso. Schade, dass mein Meeting länger ging. Die Zeit hatte ich zwar ständig im Blick, aber wenn der Betreiber von MyStory aus der Schweiz eingeflogen kommt, stehen die technischen Anliegen der neuen Webseite von GottinBerlin.de im Fokus. Das Layout dafür wurde übrigens vom selben Designer geliefert wie das für www.SarahKaiser.de.

Sonntag, 11. Dezember 2016

Fernsehpredigt mit der Oma

Wenn Ehepartner unterschiedliche Glaubensauffassungen haben, kann es vorkommen, dass sich die Gottesdienstbesuche auf Weihnachten und Ostern reduzieren oder der unmündige Christ maximal einen Hauskreis unter der Woche besuchen darf. Oft bleibt dann noch der Ausweg über Fernseh- oder Podcast-Predigten.



Meine Schwiegermutter ist es gewohnt, Gottesdienste im Fernsehen zu verfolgen. Das ist abwechslungsreich, gemütlich, hygienisch und logistisch effektiv. Verbindlichkeit, christliche Gemeinschaft und Bekanntheit in der Ortsgemeinde sind dadurch allerdings kaum möglich. Das musste sie erschrocken zur Kenntnis nehmen, als das Ableben ihres Mannes zum Totensonntag in der Dorfkirche keine Erwähnung fand.

Bereits am letzten Sonntag war es uns in Chemnitz gelungen, sie zu einem echten Gottesdienst mitzunehmen. Echte Sänger, ein echter Prediger und echte Leute um uns herum in einem echten Gemeindehaus. Die Alternative wäre ein Fernseh-Gottesdienst aus Herrnhut gewesen.

Fernsehen war ein guter Aufhänger, sie heute einmal mit zu Saddleback zu nehmen. Wir entschieden uns für den Gottesdienst auf Deutsch. Forrest aus Alabama hatte einen Weihnachtschor zusammengestellt und präsentierte das Ergebnis. Da die Oma weder etwas sah noch hörte, wechselten wir die Sitzreihe und konnten nun das Geschehen von sehr weit vorne aus verfolgen. Der Chor sang Weihnachtslieder auf Deutsch und auf Englisch und ging dann in den Nachbarsaal.

Dann begann die Predigt. Es ging um "die gute Nachricht" von Weihnachten. Tom Holladay erzählte ein Beispiel von seinen Enkeln, die in New York Kakao gekauft bekamen. Eines der Kinder ließ sofort die Tasse fallen und produzierte eine riesige "Sauerei". Der Verkäufer reagierte souverän, indem er einen Wischmopp nahm, die "Sauerei" großflächig reinigte, hinter den Tresen ging, einen neuen Kakao zapfte und ihn dem Enkelkind überreichte. "Geht aufs Haus", sagte er und lehnte den Zahlungswunsch des Referenten ab. "Gott macht unsere Sauerei sauber - kostenlos", war die Lehre aus dieser Situation.

Wo sonst die vielen freien Stellen zum Ausfüllen auf dem Beiblatt zum Gottesdienst waren, standen heute Bibelstellen über Bibelstellen zur "guten Nachricht" von Weihnachten. Wir hörten die geballte Ladung des Evangeliums. Tom Holladay redete allerdings sehr schnell und Dave Schnitter übersetzte in einer entsprechenden Geschwindigkeit simultan. Nach zwei Lobpreisliedern und der Kollekte war der Gottesdienst zu Ende und wir füllten noch einmal Kaffee und Tee nach.

Gespannt fragten wir die Oma, wie sie denn diese spezielle Art der Fernsehpredigt fand. Sie stellte fest, dass sie neue Hörgeräte benötigt, da sie das schnelle Reden nicht so richtig verstehen konnte. Erschwerend kam hinzu, dass die Mundbewegungen des amerikanischen Predigers nicht zur deutschen Übersetzung passten. Sehr schade!

Dennoch waren wir begeistert, dass sie sich auf diesen Test eingelassen hatte und freuen uns schon auf ihre nächste Begleitung. Immerhin sorgt sie dafür, dass ich weiter vorne sitzen kann. Falls dann zufällig ein Fernseh-Gottesdienst aufgenommen wird, sind wir hoffentlich öfter mal im Bild.

Sonntag, 20. November 2016

Mosaik Berlin und der Abgleich einer Webseite

Mosaik Berlin ist eine relativ neue multiethnisch geprägte Gemeinde in Berlin, die sich im Schatten des Axel-Springer-Hochhauses trifft. Ihr Alleinstellungsmerkmal ist eine Sonntagspredigt auf Englisch, die konsekutiv auf Deutsch übersetzt wird.



"Wir müssen viertel nach halb vor fünfzig los", erklärte mein Sohn noch einmal die Uhrzeit, wann wir startklar sein sollten. Er wollte zusammen mit meiner Frau zu Saddleback fahren, während ich endlich einmal Mosaik Berlin auf dem Programm hatte. Da sich anhand der Webseite schon ein Bild zur Gemeinde geformt hatte, wollte ich unbedingt meine Tochter als Zweitstimme dabei haben und aus der üblichen Meinungspluralität eine sinnvolle Schnittmenge extrahieren. 10:35 Uhr war ein guter Zeitpunkt des Losfahrens, den wir wie üblich um fünf Minuten überzogen.

Kurz nach elf setzten wir Frau und Sohn bei der Kalkscheune ab und fuhren weiter zu Axel Springer. "BILD Dir deine Meinung", war auch unser heutiges Motto. Im Sommer hatte ich erstmalig vom Gründungsprojekt "Mosaik Berlin" gehört, als wir Christopher auf dem SOLA getroffen hatten. Darauf googelte ich die Gemeinde und stellte fest, dass sie sich in unmittelbarer Nähe zu anderen modernen Gemeinden wie Berlin Connect, Kulturwerkstatt Mitte, Berlinprojekt oder Saddleback befindet. Es kam die Frage auf, wer in dieser Region so viele coole Gemeinden brauche? Während in Marzahn die geistliche Flaute herrscht, trampeln sich Missionare und kreative Mittdreißiger in der City auf den Füßen herum.

Der Häuserblock um die Besselstraße 13 wirkte verlassen. Herbstlaub wehte über Freiflächen und Straßen. Es gab sehr viele ungenutzte Parkplätze. Wir liefen am Haus entlang und kamen an einem großen bunten Schild vorbei, das auf ein Game-Science-Event hinwies. Durch die Schaufenster war ein dicht mit jungen Leuten gefüllter Raum zu sehen. Wir liefen weiter und kamen schließlich fast am Ende des Häuserblocks an. Wo war der Eingang zu Mosaik? Als wir uns umsahen, bemerkten wir ein kleines schwarzes Schild mit einem eingekreisten "M". Dieses war völlig von dem massiven Gamer-Schild überdeckt worden. Ein Problem, das sich durch die üblichen Aufstellfähnchen in Segelform lösen ließe.

Proaktiv grüßend betraten wir die hellen Räumlichkeiten und legten unsere winterlichen Jacken ab. An einer Theke konnte man sich mit Tee oder Kaffee bedienen. Der oben erwähnte Christopher kam vorbei und begrüßte uns freundlich, blieb einige Momente bei uns stehen. Smalltalk. Dann musste er noch einige Dinge für den Gottesdienst erledigen. Durch väterlichen Druck gelang es mir, endlich mal wieder etwas weiter vorne zu sitzen: fünfte Reihe.

Pastor Neville Jones lief hin und her und traf letzte Abstimmungen vor dem Beginn. Der Gottesdienst startete mit Lobpreis und den Ansagen. Das Mikro der Moderatorin versagte seinen Dienst. Sie erwähnte auch einen Welcome Desk, den wir beim Betreten der Location gar nicht bemerkt hatten. Dann trat Neville Jones mit einer Übersetzerin auf die Bühne. Noch einmal stellte er sich als Pastor vor, der gemeinsam mit seiner Frau Sue diese Gemeinde leite. Dass man ihn bei Kaffee und Kuchen nach dem Gottesdienst in der zweiten Etage kennen lernen könne, erfuhren wir mehrfach an diesem Vormittag. Das war uns auch schon durch die Webseite bekannt.

Anhand der bisher veröffentlichten Predigtmitschnitte zur Themenreihe "Seeing Jesus" hätte ich heute einen Text aus Johannes 6 oder 7 erwartet. Statt dessen predigte er über mein Lieblingskapitel Johannes 9. Neville Jones hatte die Predigt in drei Blöcke eingeteilt und ging darin auf die Jünger, die Pharisäer als geistlich Blinde und den Blindgeborenen ein. Er las dazu die ersten und die letzten Verse des Kapitels und blieb während der gesamten Predigt am Text. Besonders angesprochen war ich wieder einmal von den Ausführungen zu den Versen 28 und 34.

Nach der Predigt gab es Abendmahl, welches wahlweise mit Saft oder Wein genommen werden konnte. Begleitet wurde es musikalisch von der aus vier Personen bestehenden Lobpreisband. Danach trat die Moderatorin für ein Abschlussgebet und die Verabschiedung auf. Wieder versagte ihr schnurloses Mikro. Ich vermisste die Kollekte.

Der Gottesdienst hatte fast zwei Stunden gedauert, so dass der Rest der Familie bereits vor der Kalkscheune stand und uns per WhatsApp zum Aufbruch drängte. Auf dem Weg tauschte ich mit meiner Tochter die Eindrücke aus.

Die Webseite hatte abgesehen von den ständigen Sicherheitswarnungen des Browsers ein Bild gezeichnet, das durch diesen Besuch vor Ort korrigiert werden konnte. Anhand der Webseite war ich davon ausgegangen, dass es sich um eine auf den Pastor zentrierte und schwach besuchte Gemeinde mit erheblichem Mangel an Mitarbeitern handelt. Das entspricht jedoch so nicht der Realität:

Der Pastor und seine Frau scheinen sich zwar als zentrale Bezugspersonen zu sehen, dennoch lässt sich einiges an Leitungspotenzial in den Reihen von Mosaik erkennen. Die Gemeinde und die Mitarbeiterschaft wirken sehr intakt. Schade, dass letzterer Umstand auf der Webseite so unterrepräsentiert ist. Neben der Webseite birgt auch das Thema Welcome ein gewisses Optimierungspotenzial. Obwohl Mosaik erst vor wenigen Wochen nach Kreuzberg umgezogen ist, kommt der Raum bei über siebzig Besuchern so langsam an seine Kapazitätsgrenzen.

Sonntag, 6. November 2016

Psalm 23 @SaddlebackBLN

Während meine Tochter und ich krank zu Hause blieben, fuhren die übrigen Familienmitglieder in die City zu Saddleback. Wegen der starken Präsenz an Bekannten aus Marzahn, besuchten sie die Predigt mit Simultanübersetzung. Diese bediente ein Thema, dass sie bereits eine Woche vorher in der EFG Cantianstraße gehört hatten.



Auch diesen Sonntag ging es um Schafe und Hirten, allerdings nicht mit der Suche des Schafes sondern ganz klassisch mit Psalm 23.

Kann man noch Neues über Psalm 23 predigen? So, dass man bis zum Ende zuhören kann? Der Psalm den ich in Luther-Version schon in der Jungschar auswendig gelernt habe?

Der Herr ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf grüner Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquickt meine Seele
und führet mich auf rechter Straße um Seines Namens Willen.
Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal,
fürchte ich kein Unglück.
Denn Du bist bei mir,
Dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feine.
Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang
und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

Ja man kann, denn in dieser hektischen Zeit ist es immer wieder gut erinnert zu werden an Urlaub für die Seele. "Wie Deine Seele zur Ruhe kommt" war die Überschrift von Tom Holladays Predigt.

Bemerkenswert an dieser Predigt war das Tempo, mit dem sie vorgetragen wurde. Es war so enorm, dass sich Pastor Dave Schnitter von Saddleback Berlin hinterher für die extrem schnell gesprochene deutsche Übersetzung entschuldigte.

Bemerkenswert war aber auch die Berlin-getreue Übertragung der Beispiele. Ich nehme nicht an, dass der Pastor aus der Hauptgemeinde in Kalifornien um die Neckereien von Berlinern und Spandauern weiß. Nichtsdestotrotz kam in der Predigt vor, dass manche Berliner annehmen, dass es in Spandau nur einen Ikea gibt. Ich weiß es inzwischen besser, es gibt auch eine sehr sehenswerte Zitadelle, aber das nur am Rande.

Nicht zuletzt war auch der Inhalt (be)merkenswert. Du bist nur ein (manchmal dummes) Schaf, also verlass dich auf Gott, deinen Hirten. Das Gras ist auf der anderen Wiese nur von weitem grüner. Vertraue auf Gottes Erfrischung. Genieße es, wenn du Überfluss hast und freue dich daran. Folge Gottes Weg. Erinnere dich daran, dass Gott bei dir ist. Er wird durch Schutz und Zurechtweisung trösten. Sei dankbar für alles, was Gott gibt. Es gibt Feinde und dunkle Täler, aber Gott deckt uns den Tisch. Schau auf das, was ewig bleibt.

Ja, innehalten fällt mir oft schwer. Ich renne rum und mache dies und das. Aber die Rückbesinnung auf meinen guten Hirten, Jesus Christus, wird meine Seele nachhaltig für die nächsten Herausforderungen erfrischen. Danke, Tom Holladay, für diese Erinnerung an den guten alten Psalm.

Autorin: Frau des Church Checkers

Sonntag, 30. Oktober 2016

B.B.King Gospel Brunch mit dem Harlem Gospel Choir

Direkt gegenüber von Madame Tussauds in der 42nd Street befindet sich die legendäre Blues Location B.B.King Blues & Grill. Sonntags gegen 13:30 Uhr findet dort ein gut frequentierter Gospel Brunch statt.



Es war gar nicht so einfach, rechtzeitig für den Gottesdienst um zehn in der Times Square Church aus dem Bett zu kommen. Muss man doch schon kurz nach halb zehn vor Ort sein, um noch einen Platz im Parkett zu bekommen. Den Coffee to Go trank ich unterwegs und so bekamen wir tatsächlich noch zwei Plätze kurz vor dem Mischpult. Heute war ein französischer Pastor zu Gast, dessen Gemeinde in unmittelbarer Nähe einer der Orte der Pariser Anschläge vom 13.11.2015 liegt. Die Gemeinde habe sich seitdem verdoppelt.

Um Multiplikation ging es auch in der Predigt, die durchgängig an noch Unentschlossene gerichtet zu sein schien. "Heute, wenn ihr meine Worte hört", aus Hebräer wurde mehrfach eindringlich wiederholt und mit weiteren Bibelstellen ergänzt. Der Haupttext der Predigt stand in Sprüche 1. Am Ende des Gottesdienstes gab es wieder sehr viele Entscheidungen für Jesus.

Wir hatten noch etwa eineinhalb Stunden Zeit und stürzten uns in das Gewimmel auf dem Times Square, machten Fotos, gingen hier und da in einen Laden und schlenderten bei bestem Frühlingswetter an den neun Blocks entlang bis zum B.B.King in der 42. Straße.

B.B.King Gospel Brunch Harlem Gospel Choir
B.B.King Gospel Brunch mit dem Harlem Gospel Choir
Für Brunch und Gospel waren 50 Dollar pro Person zu zahlen. Dann konnten wir den abgedunkelten Saal betreten. Am Buffet hatte sich bereits eine sehr lange Schlange gebildet. Überhaupt zelebrieren die Amis ihr Anstehen bis zur Perfektion. Selbst auf dem WC eines Broadway-Theaters wurde die Schlange in mehreren Windungen durch Absperrbänder kanalisiert und somit ein perfektes Entleeren des vorherigen Buffetinhaltes organisiert.

Wilfried stellte sich zuerst an, während ich die Plätze sicherte. Kaffeebecher, Jacken, Taschen und sogar echte Menschen konnten als Platzhalter dienen. Und mit genau diesen Utensilien reservierten wir einen Vierpersonentisch mit direktem Blick auf die Bühne. Hätten wir gewusst, was uns erwartet, hätten wir uns vielleicht in eine andere Ecke des Saales verkrümelt.

In die Stuhllehnen waren Noten gefräst und der Teppichboden zeigte ein Muster aus ineinander verschlungenen Instrumenten.  Auf einer der Boxen lag ein halbes Gerippe mit riesigem Totenkopf, dessen Augenhöhlen ständig die Farben wechselten. Ein Relikt des nordamerikanischen Kürbisfestes. Die Teller der vorbeieilenden Eingeborenen und Touristen waren so gefüllt, als hätte es seit dem letzten Wochenende nichts mehr zu essen gegeben. Wie wird das Buffet aussehen, wenn ich an der Reihe bin? Ich holte mir einen Kaffee.

Aus einem völlig unerklärlichen Grund hatte sich plötzlich die Schlange aufgelöst, so dass wir uns bei der Tischverteidigung abwechseln konnten. Es war alles reichlich vorhanden, so dass mein Teller nachher ähnlich aussah wie oben beschrieben.

Dann ging das Licht aus und es wurden kurze Teaser-Videos abgespielt. Kurz darauf traten mehrere Schwarze auf die Bühne und starteten den Gospel zum Brunch. Der Harlem Gospel Choir at its best. Das Essen war vergessen, die Getränke wurden in die Mitte der Tische gerückt und das Klatschen, Schunkeln und Amen rufen begann. Eine der Sängerinnen übernahm den Part der Ansagen:

"The rule is: You don't have to be quiet!"

"Amen" und "Halleluja" wurde immer wieder zwischen die Ansagen gepackt und von einigen Leuten im Publikum erwidert. Der Harlem Gospel Choir entfaltete eine sagenhafte Performance bei Gesang und Tanz. Die Interaktion mit dem Publikum erinnerte an einen Familiengottesdienst. Fast so wie in der Cantianstraße, wo meine Familie heute mit vier Gitarren und Kinderrasseln gerockt wurde. Aber auch nur fast.

B.B.King Gospel Brunch Harlem Gospel Choir
B.B.King Gospel Brunch mit dem Harlem Gospel Choir
Wahllos wurde ein Junge aus dem Publikum auf die Bühne gebeten und sollte sich kurz vorstellen. Der zwölfjährige Martin aus Europa sprach gut Englisch. Dann wurde Tasha "gegriffen". Sie kam aus Chicago, war aber komplett als wandelnde New-York-Werbung bekleidet. Bei "Oh Happy Day" musste sich die eigentliche Sängerin das Mikrofon zurück kämpfen, da ihr Tasha die ganze Show stahl. Dann holten sie die schüchtern wirkende Christine aus Brooklyn auf die Bühne. Zunächst rannte sie vor dem Mikrofon davon, legte dann aber eine ebenso ausgereifte Tanz- und Gesangsperformance auf.

Wenn der suchende Blick durch den Saal schweifte, neigten wir uns etwas zur Seite und konnten letztlich einem Aufruf entgehen. Dafür mussten alle Geburtstagskinder aus Oktober und November auf die Bühne, sich mit Name und Alter vorstellen und "Happy Birthday" mitsingen. Das klappte gut. Stehen, sitzen, wippen, klatschen, schunkeln, mitsingen, ein "Huuu" in den Raum brüllen waren die Ausdrucksformen unserer aktiven Teilnahme an diesem Gospel Brunch.

"Don't forget to tip your waiter", waren die Worte eines der Sänger als wir kurz vor Ende das B.B.King verließen. "Tax & Tip" waren "not included". Man tut also gut daran, noch reichlich monetären Puffer dabei zu haben, wenn man nach dem Gottesdienst in der Times Square Church noch zum B.B.King Gospel Brunch erscheint.

Freitag, 28. Oktober 2016

#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016 in New York City

Die internationale Konferenz Movement Day Global Cities kann inhaltlich mit dem in Deutschland bekannten Transforum verglichen werden. Es geht um die Vernetzung von Gemeinden, Werken, Organisationen und Leitungspersönlichkeiten, denen eine disruptive Beeinflussung der urbanen Gesellschaft durch das Evangelium wichtig ist.



Schon im März wurden die ersten Reisevorbereitungen getroffen. Dann fand ein Meeting des deutschen Teams statt, welches von Axel Nehlsen geleitet wurde. Axel Nehlsen war lange Jahre Geschäftsführer von Gemeinsam für Berlin und damit für diese Rolle prädestiniert. Unsere Delegation reiste individuell an und war auch an sehr unterschiedlichen Stellen der Stadt untergebracht.

#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016
#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016 - Teilnehmer aus Deutschland und Österreich
Gebet in Brooklyn

Auftakt war ein internationaler Gebetsabend in der Brooklyn Tabernacle Church. Bereits dort bekamen wir einen Vorgeschmack auf die Konferenz. Insgesamt wurden 3.000 Leiter erwartet, von denen etwa 1/3 aus den verschiedensten Teilen der Welt angereist war. 95 Nationen waren vertreten.

#MDGC16 in Manhattan

Die eigentliche Movement Day Global Cities Conference begann am Dienstag und beschäftigte sich dem Namen entsprechend mit den Herausforderungen des urbanen Umfeldes. Vormittags wurden diverse Einzelvorträge und Panel-Diskussionen auf der Bühne präsentiert, während nachmittags je zwei Seminar-Blöcke im Untergeschoss des Jacob K. Javits Convention Center angeboten wurden. Ich entschied mich für vier Tracks, in denen es um gesunde Leiter, die nächste Generation und Christen im Beruf ging. Leider konnten in eineinhalb Stunden die Themen immer nur angerissen werden. Zudem setzte im zweiten Block die biorhythmische Müdigkeit ein.

#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016
#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016 - Eingang zum Nordflügel des Javits Centers
Es traten jede Menge hochkarätiger Leiter und Pastoren auf. Bill Hybels (Willow Creek), Alan Platt (Doxa Deo), Timothy Keller (Redeemer Presbyterian Church) und Tony Evans (Oak Cliff Bible Fellowship) waren nur einige davon und wurden regelmäßig innerhalb unserer Gruppe genannt oder zitiert. Bill Hybels sieht zwei Hauptherausforderungen in der heutigen Zeit: Rassismus und Flüchtlinge. Der trotz seines geistlichen "Erfolges" sehr bescheidene Bill Hybels ermutigte zur Annahme der Herausforderung, machte aber auch klar, dass es nur über folgenden Weg gehe:

See it! Smell it! Touch it!

In diesem Zusammenhang habe sich Bill Hybels einst bewusst für "Respect Everyone Everytime" entschieden und regelrechte innere Kämpfe durchlebt. Er berichtete auch über sein Gabenprofil und wie wichtig ein Laufen in der Berufung sei. Effektiv und effizient versuche er sein Leben zu gestalten und keine Zeit mit unwichtigen Dingen zu verplempern (not wasting my time). Er erinnerte er sich an gute Erfahrungen bei der Vernetzung mit anderen Pastoren der Stadt. Als ihm zu einer Osterpredigt nichts weiter einfiel, fuhr er in der Nachbarschaft herum, klingelte bei den Pastoren und fragte, ob ihnen auch gerade nichts einfalle. Daraus seien Freundschaften und ein überkonfessionelles Beter-Netzwerk entstanden.

#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016
#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016 - Blick vom Javits Center auf das Empire State Bulding
#ChurchUnited war dann auch ein wichtiges Stichwort von Alan Platt, der die Einheit der Christen einer Stadt als Schlüssel für den gesellschaftlichen Einfluss, den Impact, ansah. Impact war ohnehin eines der am häufigsten verwendeten Schlagworte des Kongresses.

Besonders gute und nachhaltige Impulse bekamen wir von Tony Evans, der als Schwarzer mit Schnurrbart erst einmal recht unscheinbar wirkte, aber eine sagenhafte Rhetorik inklusive witziger Beispiele aus dem eigenen Leben mit intelligenter Pointe zum Thema passend entfaltete. Tim Keller ist ein Vorreiter für Berliner Gemeinden wie Berlinprojekt oder Berlin Connect. Akustisch und biorhythmisch kam ich bei seinem Vortrag nicht ganz mit. Da er jedoch ständig von unseren Teammitgliedern zitiert wurde, muss das wohl ein recht wertvoller Input gewesen sein.

Wenig Beachtung fanden leider die Vorträge und Diskussionen über Social Media und journalistische Disruption. Religion sei momentan gut als Bad News zu verkaufen. An die Google AdGrants mit ihrem 10.000-Dollar-Werbebudget konnte sich kaum ein Teilnehmer erinnern. Schade und zugleich seltsam, dass ich mich gerade auf diese Themen fokussiert hatte.

Der letzte Prediger bei der Abschlussveranstaltung am Donnerstag war Buchautor und Pastor A.R. Bernard (Christian Cultural Center). Optisch könnte er als stilechter Mafia-Boss durchgehen, brachte aber während seiner Ansprache die durchaus bedenkenswerte Aussage: "Die Bibel beginnt in einem Garten und endet in einer Stadt".

Städte wachsen zur Zeit schneller als die Gemeinden. Missionare müssen gar nicht mehr in die Welt hinaus gehen. Die Welt kommt zu uns in die Städte.

Seminare

Am Mittwoch wurde auf der Bühne ein Hocker mit drei Beinen zusammen geschraubt. Diese sollten die drei Säulen der Zusammenarbeit symbolisieren: außergemeindliche Organisationen, Christen im Berufsleben und die lokale Gemeinde. Die Sitzfläche verband die drei Bereiche, so dass der Hocker stabil auf dem Boden stehen konnte. Es wurden drei Personen aus diesen Bereichen interviewt.


#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016
#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016 - Plenum mit Dreibeinhocker
Bei "The Power of Workplace facing Pastors" wurde zunächst die Zusammensetzung des recht schwach besuchten Seminars abgefragt. Wenige Leute aus den hinteren Reihen outeten sich als Pastoren. "The rest of you work", war die Beschreibung dieser Situation durch den Seminarleiter. Es wurden Leute auf die Bühne geholt, die als Unternehmer, Beamte oder Angestellte ihre Bagels verdienen. Es stellte sich heraus, dass oft ein Doppelleben aufgebaut und gefördert wird. Der Christ in der Gemeinde und der Mensch am Arbeitsplatz. In der Gemeinde lerne man zwar Wachstum im Gebet, beim Lobpreis und beim Bibellesen, aber nur sehr wenig über den ganzheitlich christlichen Lebensstil, der sich im Berufsalltag bewähren muss. Ein Thema, das mich schon sehr lange beschäftigt.

Eine der Damen auf der Bühne sagte, dass ihr Glauben deutlich gewachsen war, als sie den Glauben bewusst in ihre Arbeit einbezogen habe. Sie bete jetzt sogar für ihre Kunden. Übrigens eine Herangehensweise, die auch die FBG verfolgt. Aufgabe der Gemeinde sei es daher, die Leute für außerhalb der Gemeinde auszurüsten, statt alle Ressourcen in die Gemeinde selbst einzuspeisen. Und wenn der Christ während der Arbeitswoche über seinen Pastor sagen kann "he is a colaborator for me", wurde alles richtig gemacht.

Bei "Entrepreneurs on the Frontlines of the City" ging es ergänzend zum vorherigen Seminar um die Herausforderungen von Unternehmern bei der geistlichen Einflussnahme in der Stadt. "Increase the Size of Your Impact", beinhaltete mal wieder das Wort Impact und die besonderen Möglichkeiten, die sich durch Kontakte und das Wirken in die Geschäftswelt ergeben. "Warum will ich ein Unternehmen gründen? Was ist die Vision? Wie soll das konkret umgesetzt werden?", waren Fragestellungen, denen man ebenfalls nachging.

Länder, Teams und Flaggenchaos

Kein Wunder, dass ich mich beim finalen Team-Treffen am Donnerstag der über dreißig Deutschen in der Kleingruppe mit dem Fokus auf den oben beschriebenen Dreibeinhocker wiederfand. Als Board Member der Internetmission Berlin und als IT-Unternehmer konnte ich gleich zwei dieser Beine bedienen.

Im Raum gab es zwei weitere Ländergruppen, die sich parallel über die Konferenz austauschten und beteten. Die geistlich eventuell etwas ambivalente Dominanz war jedoch auf unserer Seite. Apropos Dominanz: je ein Teilnehmer des nationalen Teams durfte bei der Abschlussveranstaltung die Fahne tragen. Ich sagte für unser Team zu und eilte eine Stunde vor Beginn zur Einweisung.

#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016
#MDGC16 Movement Day Global Cities Conference 2016 - Fahnen der 95 anwesenden Nationen (hier Philippinen)
Abgesehen davon, dass die Einweisung erst eine halbe Stunde später begann, entwickelte sich die Flaggen-Aktion zu einem regelrechten Chaos. Nachdem ich unsere Fahne gefunden hatte, suchte ich noch die von Österreich, da diese wohl oft vergessen werde und man dann hinter Deutschland herlaufen solle. Die Fahne war aber bereit gestellt, so dass die junge Dame im Dirndl wieder fröhlich wirkte. Ich platzierte sie direkt vor Deutschland, damit man dennoch die gewisse Verwandtschaft erkennen konnte. Der Stab war zweiteilig, was für ständiges Klirren bei der Entnahme der Fahnen sorgte. Die Security schritt recht grob ein, als sich Unmengen von Indern, Asiaten und Afrikanern in ihre Nationalflaggen hüllten und Gruppenfotos machten. Das Sternenbanner der USA war sogar mit einem güldenen Adler auf der Messingstange verziert. Auch wenn Bill Hybels oben vor Rassismus gewarnt hatte, entbrannten doch einige Kämpfe um die Fahnen. So wurde Tschechien letztlich von einem Inder repräsentiert, Australien von einer schwarzen Frau dargestellt und der Australier war mit einer für mich nicht identifizierbaren bunten Flagge unterwegs. Soweit ich mich erinnere, wurden die USA von einem Philippiner vertreten. Nur Österreich und Deutschland waren in der Hand der Eingeborenen verblieben, wobei auch die Frau im Dirndl deutsche Wurzeln hatte.

Lobpreis mit Geige und Dudelsack

Der Lobpreis von Getty Music im irischen Stil war absolut mitreißend. Im Hintergrund flimmerten Stadtszenen aus New York. Darüber waren die Liedtexte zum Mitsingen gelegt.

#MDCG16 und die größere Perspektive

Mehrfach wurde auf der Konferenz der Blick von der lokalen Gemeinde auf das globale Reich Gottes gelenkt. Bill Hybels untermauerte das mit 2. Kor 11,28: "...all the churches". Lokale Gemeinden stehen in einem größeren Kontext und erfüllen eine Säule des oben beschriebenen Hockers.

Beachtenswert war der starke soziale Fokus der amerikanischen Gemeinden und Organisationen. Das resultiert wohl daraus, dass dort deutlich weniger soziale Verantwortung seitens des Staates übernommen wird. Dennoch stand Jesus auf der Konferenz deutlich im Mittelpunkt, während er in unserem Lande eher der Soziologie weicht.

Am Rande des offiziellen Geschehens gab es viele interessante Begegnungen, bei denen wir erfuhren, dass in Nigeria für Sri Lanka und Europa gebetet werde oder dass in indischen Gemeinden Klassentrennungen schon dadurch begünstigt werden, dass man buchstäblich eine andere Sprache spreche. Auch Griechen und Mazedonier, Polen und Deutsche mussten sich des gemeinsamen Zentrums Jesus bewusst sein, um ein entspanntes Miteinander zu erleben. Letzteres ist wohl die Power of Jesus, die einzelne Menschen, Städte und Nationen verändern kann.

Dienstag, 25. Oktober 2016

Gebet in der Brooklyn Tabernacle Church

Am Vorabend des Movement-Day-Kongresses #MDGC16 trafen sich gestern christliche Leiter aus 95 Nationen zum Gebet in der Brooklyn Tabernacle Church. Die Kurzpredigten insbesondere von Tony Evans waren sehr gut. Wogegen Adam Durso etwas an den deutschen Gehörpräferenzen vorbei geht.



Bereits am Vormittag war ich mit der R-Linie nach Brooklyn gefahren und spontan an der Jay Street ausgestiegen. Nach wenigen Metern hatte ich die Tabernacle Church erreicht und lief weiter und weiter und weiter. Der Spaziergang durch Brooklyn nahm letztlich drei Stunden in Anspruch und führte mich durch Straßen mit dreistöckigen Häusern, vorbei an Hafenanlagen, über Radwege, Sportplätze und Parkanlagen. Der Blick über den East River war ein Genuss. Nach einem finalen Schlenker unter der Brooklyn Bridge hindurch war ich wieder am Ausgangspunkt.

Das qualifizierte mich als abendlicher Guide für eine Pastorengruppe aus Südafrikanern, Deutschen und Asiaten. Auch die Brooklyn TabernacIe Church muss ein ehemaliges Theater sein. In der Lobby wartete neben den Damen am Registrierungsstand auch Axel Nehlsen, unser Teamleiter aus Berlin. Nach einer herzlichen Begrüßung nutzten wir Jacken, Taschen und Infomaterial als Badetuch-Ersatz und reservierten mehrere Sitzreihen in der Nähe der Bühne. Dann trafen wir uns erstmalig als deutsche Teilnehmergruppe.

Wir stellten uns alle kurz vor und trafen die ersten konkreten Absprachen. Dann begaben wir uns zu den reservierten Plätzen und warteten auf den Beginn. Auf der Bühne lag eine riesige Aufblas-Weltkugel, die uns auf das internationale Gebet einstimmen sollte.


Brooklyn Tabernacle Church
Internationales Gebet in der Brooklyn Tabernacle Church
Ein Tabernacle-Pastor leitete den Abend ein und berichtete von seiner Mutter, die an der gegenüberliegenden Küste der USA durch den Heiligen Geist zum dringenden Gebet für ihren Sohn aktiviert wurde. Zeitgleich fand ein Überfall auf den Pastor statt und der Täter wollte diesen aus nächster Nähe erschießen. Klack, machte es und Dimas betete: "Jesus, tue ein Wunder". Klack, klack, klack, die Pistole versagte. Das Gebet hatte gewirkt. Das erinnerte mich an eine ähnliche Erfahrung, bei der mein 1000km entfernter Vater mitten in der Nacht zum konkreten Gebet aufgeweckt worden war.

Das war eine Steilvorlage für den weiteren Abend. Wir beteten in kleinen Gruppen für verschiedene Themen. Der Lobpreis war sehr proklamativ und überstieg an manchen Stellen die evangelikalen Gewohnheiten. Er war jedoch klarer Ausdruck der Prägung von Brooklyn Tabernacle.

Es traten mehrere christliche Leiter auf und hielten mehr oder weniger kurze Grußworte. Auch an diesem Abend ging es um Eph 3,20 und Erfahrungen mit Gottes Antworten auf Gebet. Antworten, die oftmals unsere Vorstellungskraft übersteigen, wie beispielsweise die konkrete Beeinflussung des Wetters während einer Open-Air-Veranstaltung. Ähnliches hatte mein Vater von einer Evangelisation mit Billy Graham berichtet.

Mehrere Teilnehmer waren von der Aussage beeindruckt, dass Gott uns nach dem Manna-Prinzip so viel gibt, wie wir fassen können. Pastor Tony Evans verglich das mit dem Pazifik. Wenn man ein Glas habe, könne man auch nur ein Glas abschöpfen. Mit einem Eimer könne man nur einen Eimer und mit einer Gallone nur eine Gallone abschöpfen.

Zum Abschluss kamen Kinder mit Fahnen auf die Bühne und beteten für Völker, Nationen und Kontinente.

Während fast alle Teilnehmer den Heimweg antraten, suchten wir zu dritt noch eine Kneipe und ließen den Abend bei Skat und Bier ausklingen. Um Mitternacht wurden jedoch auch hier die Stühle hochgestellt. Draußen waren bereits die Bürgersteige hochgeklappt. New York ist eben eine Stadt, die never sleeps.

Sonntag, 23. Oktober 2016

TSCNYC Times Square Church

Wer das urbane Gefühl von New York einatmen und einen Vorgeschmack auf Off 7,9-10 erleben möchte, sollte die Times Square Church besuchen. Beachtenswerte Professionalität von der Begrüßung bis zum Bekehrungsaufruf.




Beim Frühstück war noch unklar, ob wir in eine Tim-Keller-Gemeinde, Brooklyn Tabernacle, in die Bronx oder in die Times Square Church fahren. Während wir mit Unmengen von Kaffee den Jetleg kompensierten, entschieden wir uns für eine Teilung unseres Teams und fuhren zu dritt an den Times Square.

Die vielen Touristen des Vorabends schlummerten noch in ihren Hotelbetten, die üppige Leuchtwerbung flimmerte über die elektronischen Billboards und dann entdeckten wir über einem großen gelben "M" den Namen der angesteuerten Gemeinde. Vor dem Eingang standen zwei Schwarze im Dresscode "Black Tie" und Iuden die Passanten zum Gottesdienstbesuch ein. Wir passierten weitere Mitarbeiter des Welcome Teams und wurden nach einem "Yes!" auf die Frage "First time?" über mehrere weitere Herrschaften mit gelben Sakkos in einen Theatersaal durchgeroutet. Eine Dame mit asiatischen Wurzeln platzierte uns in einer der vorderen Reihen.

Der Screen über der Bühne wies darauf hin, dass man auf die Beter im Sanctuary Rücksicht nehmen und bitte in der Lobby Fellowship machen solle. Der Saal wurde in den nächsten Minuten komplett besetzt. Jede Lücke wurde von den Einweisern effektiv genutzt. Punkt zehn wurde der Vorhang nach oben gezogen.

TSCNYC Times Square Church
TSCNYC Times Square Church - Gottesdienst im Theatersaal
Ein spontanes "Wow" rutschte mir heraus, als ein Chor von mindestens einhundert Sängern sichtbar wurde. Davor waren mehrere Sessel aufgebaut, auf denen elf Älteste saßen. Lobpreis im besten Gospel-Style begann und brachte den ganzen Saal in Bewegung. Die Besucher waren ethnisch so durchmischt wie die Nutzer der New Yorker Untergrundbahn. Asiaten, Latinos und Schwarze waren in der deutlichen Überzahl. Die 7% europäischer Weltbevölkerung repräsentierten wir zusammen mit einigen weißen Amis.

In der Predigt ging es um Bad News and Good News im Zusammenhang mit Gebet. Interessanterweise wurde wieder einmal das biblische Buch genutzt, das mich gerade in meiner Looping-Lese beschäftigt: Epheser. Eph 3,20 wurde flankiert von Röm 8,26 und zunächst als schlechte Nachricht mitgeteilt, dass wir nicht wissen, wie wir beten sollen. Die gute Nachricht war dann, dass der Heilige Geist als Übersetzer eintritt. Als Eliah geflohen war, bat er im Gebet, dass Gott ihn killen solle. Der Heilige Geist habe dann "kill" in "kick" uminterpretiert und ihm dazu noch eine "cake" geliefert.

Pastor Tim Dilena präsentierte viele Beispiele aus seinem eigenen Leben. Besonders beeindruckend war eine Begebenheit an einem typischen Gebetsabend, an dem plötzlich ein Mann mit gebrochenen Rippen mitgebracht wurde. "Los Pastor, bete für Heilung", wurde er aufgefordert und bekam Panik. Und nachdem um den heißen Brei herum gebetet und das Nichteintreffen begründet wurde, meinte der Patient, er sei geheilt. "Das kann nicht sein", sagte Tim. Der Mann schlug sich an die Rippen und sagte: "Doch, ich bin geheilt".

"Oh my Goodness, it works!"

Die Predigt löste nachhaltige Erheiterung aus, hatte jedoch einen erheblichen Tiefgang. Am Ende wurde zur Entscheidung für Jesus aufgerufen. Es kamen etwa zwanzig Leute nach vorne und Pastor Tim Dilena ging sehr aufmerksam auf die Mutigen vor der Bühne ein. Sie wurden nicht einfach an ein Gebetsteam oder ähnliches delegiert, sondern von einem zweiten Pastor herzlich in die Gemeinde eingeladen.

Wie wir später erfuhren, hatten auch im Abengottesdienst viele Menschen eine Entscheidung für Jesus getroffen. Dass das zur Kultur der Times Square Church gehört, erlebten wir auch beim anschließenden Kaffee, wo wir von mehreren Mitarbeitern des Welcome Teams angesprochen wurden. Sie freuten sich, dass wir für eine Konferenz nach New York gekommen waren. Ansonsten hätten sie uns sicher direkt vor die Entscheidung für Jesus gestellt.

Der Gottesdienst bei der TSCNYC war eine gute Einstimmung auf den weiteren Tag, den wir mit einem typischen Touristenprogramm in Downtown verbrachten.

Sonntag, 16. Oktober 2016

SYM Saddleback Youth Ministry und die freundliche Übernahme in der Kalkscheune

Es gibt sie tatsächlich: Gemeinden mit Teenagern und Jugendlichen. @SaddlebackBLN veranstaltet seit einigen Wochen einen Jugendgottesdienst parallel zum englischen und deutschen Gottesdienst in der Kalkscheune. Unsere Kinder waren heute dabei.



Wir waren wieder einmal in der Kalkscheune zu Besuch, diesmal sogar für eine Kombination. Es gibt ja einen Gottesdienst auf Englisch, neuerdings einen auf Deutsch und auch noch einen Jugendgottesdienst - Saddleback Youth Ministry (SYM).
 
Dank des Akademische Viertels kamen wir wegen Unregelmäßigkeiten im S-Bahn-Verkehr zehn nach elf so pünktlich, dass wir uns sogar noch mit Tee bzw. Kaffee eindecken konnten. Dann ging es mit dem jeweiligen Gottesdienst los. Der Deutsche startete dreißig Sekunden später als der Englische, wie ich durchs Fenster über den Hinterhof beobachten konnte.
 
Wahrscheinlich sind englische Lieder einfach ausgeschmückter. Nach ein paar Liedern wurde per Beamer zum Youth Ministry aufgerufen. Das Timing war allerdings nicht so ganz ausgeklügelt, deshalb mussten wir, nach dem Durchqueren beider Gottesdiensträume, noch ein Lied abwarten, bis wir endlich mit ca. acht anderen Jugendlichen und zwei Leitern in einen mittelgroßen Raum mit ovalem Tisch gingen. Rund um den Tisch waren sehr bequeme Polsterstühle angeordnet und auf dem Tisch standen verschiedene Backwaren und Saft.
 
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde ging es mit einem Quiz los, das so ähnlich wie Stadt-Land-Fluss konzipiert war. Obwohl die anderen Fragen nicht zum geografischen Thema passten, machte die Bonusfrage alles wieder wett (fürs geografische Thema und für uns): Welches Bundesland in Deutschland besteht aus zwei Städten? Naa? Diese Frage bescherte meinem Bruder und mir den Sieg und wir durften je einen coolen Preis, wie ein T-Shirt mit Logo (von SYM natürlich) oder eines diverser Bücher aussuchen.
 
Danach ging das Thema los. Doch nicht per Video, wie im großen Gottesdienst, sondern Live auf Englisch, mit Simultanübersetzung auf Deutsch, für das sprachlich gut durchmischte Publikum im Alter von zehn bis achtzehn. Dazu wurden englische Lückentexte zum Input ausgeteilt. Das finde ich voll super, man wird animiert mitzuschreiben und kann es, wenn man will, zu Hause zu jeder Zeit  rekapitulieren.
 
Heute ging es mit einer neuen Reihe los - „Flawed“. Heißt auf Deutsch „unperfekt“. Denn keine Person der Bibel (ausgenommen Jesus natürlich) war perfekt. Rahab zum Beispiel ist eine Prostituierte gewesen, Adam und Eva haben Gott nicht gehorcht und, und, und. Gott kann ganz normale Menschen benutzen, etwas Besonderes zu vollbringen. Würde er nur perfekte Menschen nehmen wollen, hätte er gar keine Leute zur Hand.
 
Nach zwei weiteren Spielen war auch der Gottesdienst der Erwachsenen zu Ende.
 
Alles in allem erinnerte SYM eher an einen Hauskreis. Man konnte Fragen stellen, es wurden Fragen gestellt, alles sehr interaktiv. Also nicht so, wie ich andere Jugendgottesdienste erlebt habe. Also wenn Ihr keine Lust auf 60 Minuten stilles rumsitzen habt, dann geht zu SYM.
 
Autorin: Tochter des Church Checkers

Samstag, 8. Oktober 2016

Männertag in der EFG Oberkrämer

Der Männertag in der EFG Oberkrämer ist schon seit Jahren das Highlight unseres männlichen Herbstes. Oberkrämer liegt in der Nähe des Autobahnkreuzes Oranienburg und ist damit hervorragend an das Straßennetz Berlins angebunden.



Was der Hebräer als "Rosh Pinnah" und der Lateiner als "caput anguli" bezeichnet, übersetzte Luther mit "Eckstein". Der Hauptreferent des heutigen Männertages in der EFG Oberkrämer war Prof. Dr. Hans-Joachim Eckstein. Hans-Joachim Eckstein ist ein gläubiger Theologe aus Tübingen, der begeistert und wissenschaftlich fundiert über seine Beziehung zu Jesus berichtet.

Der Eckstein

In seinem ersten Vortrag ging es um Hoffnung. Er setzte sich mit der Behauptung auseinander, Hoffnung sei nur ein Vertröstungsinstrument für politisch unterdrückte Bevölkerungsschichten. Dabei berichtete er von seinen ersten Glaubensschritten als Jugendlicher, der die Bibel rein aus Wissbegier durchlas und sofort als "Frommer" abgestempelt wurde. Er lernte dann weitere Christen kennen, die authentisch lebten und erlebte mit ihnen Glücksmomente, die er am liebsten konserviert hätte. Mit diesen Momenten antwortete er auch auf die Publikumsfrage, ob Ewigkeit nicht langweilig sei. Beim Erleben von Glück und Erfüllung gebe es keine Langeweile. Langeweile sei Ausdruck von Unerlöstheit.

"Die Hoffenden sind erfüllt mit einer Freude, von der die anderen noch gar nicht wissen, dass es diese Freude überhaupt gibt", brachte er die Dynamik von Hoffnung auf den Punkt. Er nannte Beispiele für die motivierende Wirkung von Vorfreude auf einen Besucher, ein Ereignis oder eine Sache. Hoffnung sei damit eine Wirklichkeit, die bereits in die Gegenwart hinein wirke.

Der Professor zog dann auch Parallelen zwischen Ewigkeit und Zeitlichkeit. Engel aus der Ewigkeit haben keine Uhren. Sie treffen immer präzise dann in der Zeit ein, wenn es erforderlich ist. Man kann sich das wie bei der Timeline in YouTube vorstellen, wo der Betrachter des Videos jederzeit in eine beliebige Stelle des Videos springen kann.

Zwischenspiel

Zwischen den Programmpunkten spielte die Männerband von Oberkrämer. Die Liedtexte wurden per Beamer eingeblendet. Unten rechts war schon der Anfang der nächsten Textseite zu lesen. Das erinnerte an das hebräische Alte Testament, wo auch immer das erste Wort der nächsten Seite unter dem Text avisiert wird.

Das Mittag und die Versorgung während der Pausen mit Kubikmetern an Kaffee verlief konfliktfrei und in einer guten Atmosphäre. Wir lernten einige neue Leute kennen. Auch aus unserer ehemaligen Gemeinde in Marzahn und sogar aus der LKG Eben Ezer waren Männer angereist. Damit durchmischt sich der starke Brüdergemeinde-Anteil so langsam mit anderen Christen.

Jojo-Effekt

Nach dem Mittag trat der Wahlberliner Jojo Zwingelberg auf. Dass sein echter Name Joachim ist, darf hier leider nicht erwähnt werden, auch nicht der damalige Spitzname von Matthias Burhenne, der als Mitveranstalter aus Wiedenest angereist war. Jojo arbeitet als Geschichtenerzähler und stellte sein Können unter Beweis. Sehr beeindruckend nahm er uns in die Petrus-Szene aus Lk 5,4-11 hinein und leitete dann in die Berufung des Matthäus aus Mt 9,9 über. Ich war sehr bewegt. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können.

Heikle Gespräche

Dann ging es in eines der vier Seminare, von denen mich das Thema "Heikle Gespräche führen" interessierte. Im Seminarraum war hebräische Schrift an die Wand geklebt: "Mene Mene Tekel Upharsin". Matthias Burhenne konnte aus Zeitgründen leider nur einen Teil des Themas durchziehen. Das war aber schon interessant genug. So erfülle ein heikles Gespräch drei Bedingungen:  unterschiedliche Meinungen, es steht viel auf dem Spiel und die Emotionen sind intensiv. Ein wichtiges Stichwort war "Selbstbeherrschung". Dabei gelte es, seine Gefühle rechtzeitig(!) wahrzunehmen und mit Selbstbeherrschung zu reagieren. Zur Schärfung der Selbstwahrnehmung in diesem Bereich unter normalen Bedingungen und in Stresssituationen empfahl er den Birkmann-Test. Schade, mich hätte noch die Gesprächsführung mit Menschen interessiert, mit denen wegen zerstörten Vertrauens oder Beratungsresistenz kein Konsens mehr erwartet wird. Das heißt, ein Gespräch zur Anbahnung eines Exits geführt werden soll.

Apropos Exit

Der Männertag in Oberkrämer klang durch einen weiteren Vortrag von Hans-Joachim Eckstein aus. Er entfaltete den Unterschied zwischen Abbild und Ebenbild. Ein Abbild sei eine Kopie, die in der Beziehung von Gott und Mensch nicht funktioniert. Das Ebenbild hingegen sei Ausdruck einer Reflexion oder Darstellung einer anderen Quelle. Beispielsweise mache eine Glühlampe den unsichtbaren Strom sichtbar. Der Mond mache durch seine Reflexion die abwesende Sonne sichtbar. Prof. Eckstein mache durch die Erlaubnis, Gott durch sich wirken zu lassen, Gott sichtbar. "Christus in mir", nannte er das und berichtete über äußerst interessante Erfahrungen mit diesem Leben als Ebenbild Jesu.

Nachdem die USB-Sticks mit den Vorträgen bespielt waren, traten wir den Heimweg an. Fünfzig Kilometer Autobahn waren in weniger als einer halben Stunde gefahren. Die fünf Männer im Auto unterhielten sich immer noch angeregt über die Themen des Tages in Oberkrämer.

Sonntag, 2. Oktober 2016

Mavuno - EFG Lichterfelde

Mavuno ist Swaheli und bedeutet "Ernte". Da uns regelmäßig Leute aus der umbenannten EFG Lichterfelde begegnen, wollten wir uns dort einmal den Gottesdienst ansehen. Der Name lässt auf eine Gemeinde mit starker afrikanischer Prägung schließen. Dem ist nicht so, wie wir beim heutigen Besuch feststellen konnten.



So oft wie wir Gemeinden und Veranstaltungen in Steglitz, Lichterfelde, Lankwitz oder Lichtenrade besuchen, könnte man ja schon fast von einem BBB Berlin Bible Belt reden. Zumal noch weitere Gemeinden in dieser Region auf der Agenda stehen.

Wenigstens war der Gottesdienstbeginn bei Mavuno auf 11:00 Uhr terminiert, so dass die Anfahrt quer durch die Stadt zu einer familienfreundlichen Zeit gestartet werden konnte. Die Fahrt mit ihren unzähligen Ampeln erinnerte an das jüngste Wahlergebnis: Rot-Rot-Grün. Nach einer dreiviertel Stunde erreichten wir das ehemalige amerikanische Militärgelände mit der Kirche im Südstaaten-Stil.

Vor der Tür war ein blauer Tisch aufgebaut, an dem mehrere junge Leute standen und in freudiger Erwartung zu den eintreffenden Fahrzeugen blickten. Am Tisch wurden wir herzlich begrüßt und konnten uns einige Flyer aussuchen. "Ja, Blau ist unsere Farbe", bemerkte die junge Dame als ich sie auf die markante Farbe des Stehtisches ansprach. Die Kapelle selbst war eher in Weiß gehalten und erinnerte auf den ersten Blick an die FCJG Lüdenscheid, die in Platzaufteilung, Art der Stühle und den typischen Kirchenfenstern eine gewisse Ähnlichkeit aufwies.

Wir liefen über den flauschigen blauen Teppichboden und trafen zunächst unsere Bekannten aus Marzahn. Sie waren bereits in ein Gespräch vertieft. Willkommenskultur wird bei Mavuno groß geschrieben. Als unbekannter Gast fühlt man sich sofort mitten drin. Da ich vor dem Losfahren noch einen ganzen Liter Wasser getrunken hatte, war mein erstes Ziel das WC. Dort fiel mir fast die Kinnlade herunter, denn das war ein so auffällig sauberes und helles WC mit Haargel und Eau de Toilette auf der Ablage. Auch die Sprüche am Spiegel regten meine Denkprozesse an: "Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe".

Die Familie nahm in der dritten Reihe links außen Platz. Über die Leinwand flimmerten die letzten Sekunden des Countdowns. Dann begann die Band zu spielen. Diese bestand aus einem Gitarristen und einem E-Schlagzeuger. "Großer Gott, wir loben Dich" in einer gut abgemischten Fassung mit zwei harmonierenden Instrumenten.

Als Pastor Daniel Flechsig seine Einleitung zum heutigen Entedankfest machte, war mir sofort wieder die Bedeutung von Mavuno präsent: Ernte. Wenn der Bauer die Ernte einfahre, verzehre er nicht alles, sondern hebe einen gewissen Teil für die nächste Saat auf. Das sei das klassische Re-Investieren. Darauf folgte die Kollekte und nicht die Predigt zum Thema Mavuno, pardon Ernte.

Da mir einige Gesichter bekannt vorkamen, fragte ich meinen Sohn: "Kennst du hier welche vom SOLA"? Er nickte. Um "sola" ging es heute auch in der Predigt. Mavuno hat das Lutherjahr 2017 schon etwas vorverlegt und behandelt aktuell das Thema "Ich glaube".

sola gratia (allein aus Gnade)
sola fide (allein aus Vertrauen)
sola scriptura (allein die Schrift)
solus Christus (allein Christus)

Ergänzend dazu gibt es noch "Soli Deo Gloria" (allein Gott die Ehre), wobei heute die Gnade, also sola gratia, auf dem Plan stand. Die Predigt begann mit einem Text aus Matthäus 20, 1-16, wo es um die Arbeiter im Weinberg geht, die egal zu welcher Uhrzeit sie angefangen hatten, alle jeweils einen Denar bekamen. Daniel Flechsig stellte die Frage in den Raum, ob solch eine Entlohnung nicht ungerecht sei. Da ich die Auflösung des Textes kannte, erschütterte mich diese Frage nicht weiter. Egal in welchem Alter jemand die Beziehung zu Jesus aufbaut, am Ende bekommt er das ewige Leben. Hauptsache, er hat vor dem Feierabend noch eine Anstellung bekommen. Ist doch gut so!

Der zweite Teil der Predigt war in dreizehn Unterthemen gegliedert, die laut des Predigers alle für sich ganz wichtig seien. Beim achten Punkt waren bereits deutliche Aufmerksamkeitsdefizite bei den heimischen Gottesdienstbesuchern festzustellen. Auf so viel Lehre war auch ich nicht vorbereitet und versuchte mit progressiver Muskelentspannung nach Jacobson die Konzentrationsfähigkeit zu reaktivieren. Einige Frauen schrieben eifrig die genannten Bibelstellen mit. Eine Dame bemerkte anschließend, dass sie noch nie so eine gute Zusammenstellung der Grundlagen und Facetten von Gnade gehört habe. Der Predigt folgten ein Lied mit der Band, der Segen und eine kurze Ansage.

Dann begann der zweite Gemeinschaftsteil mit Kaffee und Gesprächen. Kaffee hatte es auch vorher schon gegeben. Jetzt waren zur besonderen Freude der Kinder auch Kekse dabei. Der Pastor erzählte uns von der jüngeren Geschichte der Gemeinde, dem Namenswechsel, dem Start bei fast Null und der Relevanz für den Kiez. Mit 150 Personen seien die räumlichen Kapazitätsgrenzen erreicht. Am Gottesdienst hatten heute etwa sechzig Besucher teilgenommen. Die Altersstruktur war sehr gut durchmischt. Das Durchschnittsalter muss so bei vierzig liegen.

Da wir noch einen Anschlusstermin in Teltow hatten, verabschiedeten wir uns und fuhren weiter gen Süden.

Sonntag, 25. September 2016

Saddleback auf Deutsch

Der Berlin-Zweig der Saddleback Church wurde erst vor drei Jahren gegründet. Seitdem wächst die Gemeinde und wächst und wächst und wächst. Seit September gibt es zwei neue Gottesdienstformen bei #SaddlebackBLN: einen Jugendgottesdienst und einen Gottesdienst auf Deutsch.



Die Kalkscheune, wo sich die Saddleback Church sonntags trifft, liegt im Inner Circle der Stadt. Das ist insbesondere dann zu berücksichtigen, wenn wieder einer der unzähligen Marathoni veranstaltet wird. Der Besucher aus dem grünen Stadtrand fühlt sich dann wie die "Christliche Gemeinschaft" am Tag des Mauerbaus. Wir entschieden uns zu einer Anfahrt per S-Bahn.

Kurz vor dem Alexanderplatz überfuhr die Bahn eine Brücke, unter der hunderte bunt gekleideter Athleten den über vierzig Kilometer langen Lauf zelebrierten. Am Bahnhof Friedrichstraße stiegen wir aus und konnten bequem die weiträumig abgesperrte Straße überqueren. Am Friedrichstadtpalast war ein Turm für den RBB aufgebaut und die Lawine der Läufer wälzte sich gerade an Charité und FDP vorbei.

"Wäre doch witzig, wenn der Erste einfach über die Absperrung klettert und zu Saddleback läuft", meinte mein Sohn, während wir zur Kalkscheune abbogen. Gleich am Eingang wurden wir sehr freundlich begrüßt. Das setzte sich im gesamten Haus weiter fort. Letztlich hatten wir ein Programmheft, einen Kugelschreiber und einen Becher Kaffee in der Hand. Der Gottesdienst auf Deutsch war deutlich ausgeschildert und fand in einem Nebenraum gegenüber dem englischen Gottesdienst statt.

Deutsch wurde tatsächlich sehr genau genommen. Alle Lobpreislieder waren ins Deutsche übersetzt. Wir sangen Lieder, von denen ich bisher nur die englische Fassung kannte. Das setzte sich konsequent in den Ansagen fort, die mit einem sehr einladenden Video von Pastor Dave Schnitter eingespielt wurden. Vor zwei Wochen gab es im Hof der Kalkscheune mehrere Taufen, die über und unter Wasser gefilmt worden waren (Video Taufe Juni 2016). Den Rest des Rahmenprogramms erledigten Anna und das Lobpreisteam.

Wie gewohnt gab es eine sehr impulsreiche Predigt. Diesmal von Rick Warren. Natürlich per Video, aber mit deutscher Simultanübersetzung. Wir folgten dem vierten Teil der Predigtreihe "Unerschütterlich" unter dem Motto "Wenn man das Unmögliche von dir fordert".

"Pastor Rick" hangelte sich am Text aus Daniel 2, 10-18 entlang und arbeitete zunächst heraus, woran man echte von falschen Propheten unterscheiden könne. Nebukadnezar wollte ja in den Versen bis 11 sehr konsequent mit den vermeintlichen Propheten seines Beraterstabes umgehen und ihrer Kompetenz auf den Zahn fühlen. Ab Vers 14 tritt Daniel auf und beeindruckt durch sein "ruhiges und überlegenes" Auftreten, das letztlich ihn, seine drei Freunde und seine ganzen Beraterkollegen vor der Hinrichtung bewahrte. Da der Text solch eine Fülle an wichtigen Prinzipien beinhaltet, die der Referent selbst schon oft praktiziert habe, wurden heute nur fünf von acht Grundprinzipien erläutert.

Wir schrieben auf unserem Begleitzettel eigene Gedanken zum Thema auf oder ergänzten Worte in Lückentexten. Das steigerte nicht nur die allgemeine Aufmerksamkeit, sondern ließ das Gesagte sofort aktiv reflektieren. Im Vergleich zu Volkhard Spitzer fragte ich mich, wie das Begabungsprofil von Rick Warren aussehe. Es muss eine starke Kombination aus Predigen und Lehren sein. Zumindest redete er fast die ganze Zeit frei und blickte selten auf einen kleinen Notizzettel auf seinem Stehtisch. Er erklärte gut verständlich die Zusammenhänge und stellte immer wieder passende Bezüge zu unserem Alltagserleben her. Die weiteren drei Prinzipien sollen am nächsten Sonntag beschrieben werden. Ein cleveres Konzept der Kundenbindung. Die Predigten können auf Deutsch per Podcast nachgehört werden.

Im Anschluss redeten wir mit unseren Bekannten über die Prinzipien 4 und 5, wo es um das Einholen von Gebetsunterstützung (Verse 17-18) und ferner darum ging, dass wir beim Beten übernatürliche Hilfe von Gott erwarten sollen. Von dieser Erwartung hatte ich heute schon auf meinem liebevoll beschriebenen Kaffeebecher gelesen: "God answers when you least expect". Ich bin gespannt.

Sonntag, 11. September 2016

Frauenkirche Dresden

Noch vor dem ersten Kreuzzug wurde am südlichen Elbufer eine Missionskirche erbaut, auf deren Platz heute die berühmte Dresdner Frauenkirche steht. Die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Kirche diente für 48 Jahre als Mahnmal und wurde zwischen 1993 und 2005 wieder aufgebaut. Seitdem wird sie vorwiegend von Musikliebhabern und Touristen frequentiert. Es gibt aber auch jeden Sonntag um 11:00 Uhr einen Gottesdienst.



Ein Kochkurs mit dem BMW Excellence Club hatte uns an diesem Wochenende nach Dresden geführt. Acht Stunden Lebensmittelkunde, Kochen und Servieren mit Sternekoch Benjamin Biedlingmaier und der simultane Genuss des selbst gekochten 6-Gänge-Menüs zusammen mit den entsprechenden Weinen bis kurz vor Mitternacht hatten Einfluss auf die Planung des nächsten Morgens. Ein Gottesdienstbeginn um 11:00 Uhr in der Frauenkirche Dresden kam uns dabei sehr gelegen.

Gegen 9:00 Uhr waren wir im Frühstückssaal erschienen und trafen dort die Akteure des gestrigen Kochkurses wieder. Freundlich und frisch gingen sie ihrer Tätigkeit nach und wirbelten durch Saal und Küche. Wir regelten noch die letzten Formalitäten und liefen dann durch die sonnige Neustand vorbei am güldenen August und über die Elbbrücke zur Frauenkirche.

"Money follows Passion", fiel uns zum aktuellen Erscheinungsbild der Frauenkirche ein. Etwa zwanzig Menschen hatten 1989 den Stein zum Wiederaufbau ins Rollen gebracht und kurz darauf auch die Evangelisch-Lutherische Landeskirche und das Land Sachsen für das Projekt gewonnen.

An den zwei geöffneten Zugängen wurde explizit und mehrsprachig auf einen Gottesdienst hingewiesen. Das sollte Touristen und Musikliebhabern unmissverständlich mitteilen, dass es während der nächsten Stunde einen durch Predigt und Gebete durchbrochenen Musikgenuss geben werde. Ein Herr Rostig mit weißem Hemd drückte uns einen Ablaufplan in die Hand. Alle Lieder, liturgischen Texte und Bibelstellen waren dort abgedruckt. Sehr gut!

Da die Kinder nicht dabei waren, konnten wir endlich mal wieder weit vorne sitzen. Reihe 5 direkt hinter den Sitzplätzen, die Jutta Heidemann gesponsert hatte. Den Blicken der nach uns kommenden Gäste war zu entnehmen, dass es hier wohl Stammplätze gibt, die nun leider durch Reisende aus Berlin besetzt waren. Das Kirchenschiff wurde im Gegensatz zu den Emporen sehr voll. Dann wurden die Türen geschlossen.

Auf der Bühne tat sich einiges. Ein Chor marschierte durch zwei verzierte Barocktüren neben dem Altar ein. Ein Kirchenorchester nahm zwischen Kanzel und Chor Platz und der Dirigent übte sich während des Gottesdienstes im Multitasking. Die sportliche Statur hatte er sich wohl bei den mehrfachen Wanderungen zwischen Bühne und Orgel angeeignet. Die Orgel befand sich auf Höhe der zweiten Empore in der Wolkenlandschaft des Altarbildes. Der erste Teil des Gottesdienstes wurde auf sehr hohem Niveau klassischer Musik gestaltet.

Erst nach zweimaligem Umblättern des Begleitheftes erblickte der aufmerksame Leser unten rechts den Punkt "Predigt / Sermon" zu 2.Timotheus 1, 7-10. Auf genau diesen Moment hatten zahlreiche Besucher gewartet. Mit einem hörbaren Knarzen der Holzbänke entfernten sich Klassikfreunde und Touristen. Nachdem die Türen wieder geschlossen waren, redete Pfarrer Sebastian Feydt über den Timotheus-Text. Sein roter Faden ging am Text entlang und es wurden immer wieder Bezüge zum Alltag hergestellt. "Von Gott geht kein Geist der Furcht aus", formulierte er den Vers nach und gab uns einen Einblick in die Wortbedeutung des Urtextes. Ich betete unentwegt für den Mann auf der Kanzel und meine Frau war sehr angesprochen.

Es folgten weitere liturgische Elemente, bei denen auch die Musiker mit den Blasinstrumenten zum Einsatz kamen. Glaubensbekenntnis, Fürbitte, Vaterunser und Segen rundeten den Gottesdienst ab. Als wir vor die Kirche traten, hatte sich dort bereits eine sehr lange Schlange von Touristen gebildet, die leider die Information verpasst hatten, dass Gott uns einen Geist der Kraft, der Liebe und der Weisheit geschenkt hat.

Wir schlenderten durch die Dresdner Altstadt, über die Elbe und durch einige Hinterhöfe der Neustadt und erfuhren im Hotel, dass schon alle anderen Teilnehmer des Kochkurses abgereist waren. So holten wir unsere Koffer und reisten ebenfalls ab. Dresden ist immer mal wieder eine Reise wert.