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Sonntag, 14. August 2016

Kirche am Südstern

Die Kirche am Südstern ist ein markantes Wahrzeichen christlicher Präsenz im Stadtbild Berlins. Die Sprüche zwischen den Doppeltürmen sind weithin sichtbar und auch das Leben in der Kirche ist vom Engagement für den Aufbau von Beziehungen zu Jesus geprägt.



Der letzte Besuch in der Kirche am Südstern muss wohl schon über zwanzig Jahre zurück liegen. Damals fand ein Gottesdienst mit Peter Dippl statt und ich erlebte eines der markantesten Abendmahle. Im akustisch ausgereiften Kirchenschiff wurden dünne Brotfladen, auch Mazzot genannt, verteilt und eine Analogie zwischen den Löchern und Brandmalen des ungesäuerten Brotes zum Leiden Jesu hergestellt. Anschließend wurden die Gottesdienstbesucher zum Essen der hellbeigen Brotstücke aufgefordert. Ein lautes vielstimmiges Knacken hallte durch den Saal und verstärkte die Wirkung der Erinnerung an das, was Jesus vor 2000 Jahren für uns getan hatte.

Heute klang Klaviermusik durch den Saal, als wir zwanzig Minuten vor Gottesdienstbeginn die Kirche betraten. Gegen den Druck der Familie konnte ich die Sitzreihe gerade noch von zehn auf neun verlegen. Dann nahmen wir auf den grünen Polsterstühlen Platz und waren gespannt auf das, was folgen werde. Bereits am Eingang waren wir freundlich begrüßt worden und auch jetzt kamen regelmäßig Leute aus der Gemeinde auf uns zu und schüttelten uns die Hand. "Seid ihr auf der Durchreise" oder "Oh, junge Leute", interessierte man sich für die Gäste.

Auf der rechten Seite des Altarbereiches hatte die Lobpreisband inklusive Schlagzeug ihren festen Platz. Davor stand ein Flügel und darüber hing die Leinwand für die Liedtexte. Der Gottesdienst begann mit einem alten Kirchenlied, das mit aktuellen Instrumenten begleitet wurde. Es folgten Ansagen, durch die wir erfuhren, dass es demnächst eine Gemeindefreizeit und den zweiten Taufgottesdienst in diesem Jahr geben werde. Die Kollekte wurde durch Maria am Klavier mit "What a Wonderful World" begleitet. "Und wer jetzt nichts geben kann, Herr, mache ihn bald zu einem fröhlichen Geber", war ein bisher noch nicht gehörter, aber durchaus sinnvoller Satz in einem Gebet für die Kollekte.

Und dann gab es noch den offiziellen Begrüßungsteil. Ein "Nein" trat über meine Lippen, als die Gemeinde aufgefordert wurde, den jeweiligen Nachbarn zu begrüßen. Allerdings nahm das hier im Südstern afrikanische Verhältnisse an. Die etwa siebzig Gottesdienstbesucher liefen quer durch den Saal und begrüßten sich wechselseitig und auch uns. Wären die weiteren 89% der Stühle im Mittelschiff besetzt gewesen, hätte sich dieser liturgische Teil wahrscheinlich nur auf die unmittelbare Umgebung konzentriert.

In der Predigt ging es um Römer 8 Vers 28 und dass uns trotz Hagel und Unwetter alle Dinge zum Besten dienen. Eberhard Sachse hatte bei den Überschwemmungen Ende Juli drei Pumpen bemühen müssen und dennoch einen feuchten Keller bekommen. Er schlug dann eine Brücke zu 1. Samuel 17, wo sich David auf den Kampf mit Goliath vorbereitet. David war dem Palästinenser körperlich und in der Ausrüstung unterlegen, wusste aber um die Größe und Möglichkeiten Gottes. Besonders interessant fand ich die Stelle mit Davids Schilderungen zum Erlegen von Löwen und Bären in Vers 35, wenn diese ein Schaf von seiner Herde wegtragen wollten. David hatte den Instinkt eines Hirten und war damit genau der richtige Leiter für das Volk Israel. Mit Gott ist also alles möglich, egal wie verfahren die Situation aussieht und egal wie groß die Blessuren sind. Gott holt das Optimum heraus.

Nach einem weiteren Lobpreislied und dem Segen gab es auf der Empore noch Gelegenheit für Kaffee und Gespräche. Da wir uns jedoch bereits auf den avisierten Italiener freuten, bedankten wir uns und verließen die liebevoll gepflegte Kirche. Bei Pizza und Lachsfilet tauschten wir uns am Marheinekeplatz über den Gottesdienst aus.

Samstag, 30. Juli 2016

FCJG Lüdenscheid

Die FCJG Lüdenscheid lässt sich am besten mit den Begriffen Charisma und Weltmission charakterisieren. Ihre Gottesdienste finden samstags statt und laufen unter dem Korintherbrief-Motto "Wenn ihr zusammenkommt, so hat ein jeder etwas...".



"Uups, sind wir zu alt", rutschte mir spontan heraus, als wir von drei jungen Damen herzlich am Eingang der FCJG Lüdenscheid begrüßt wurden.

Das Haus Wiedenhof befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft des übersichtlichen Bahnhofs von Lüdenscheid. Die Freie christliche Jugendgemeinschaft (FCJG) in Lüdenscheid verbindet den Ruf von Charisma und Weltmission. FCJG-Präsident Walter Heidenreich ist über die Grenzen des Sauerlandes hinweg bekannt und eine befreundete Missionarin in Kambodscha wurde in Lüdenscheid maßgeblich auf ihren Dienst vorbereitet.

Heute wollten wir uns selbst ein Bild von dieser berühmten Gemeinde verschaffen.

OK, wir waren nicht zu alt. Die etwa einhundertfünfzig Besucher des Abendgottesdienstes waren zwischen zwanzig und fünfzig Jahre alt. Darüber hinaus sahen wir etwa zwei Kinder und eine ältere Dame mit amerikanischer Optik. Letztere wurde im Rahmen der Begrüßung als Huldah aus Kalkutta vorgestellt.

Nach dem recht kurzen Begrüßungs- und Ansagenteil ging es in eine Doxologie über, die an den Lobpreis in der Offenbarung erinnerte. Eines der beiden Lieder, die in der ersten Stunde gesungen wurden, sprach den Reiter auf dem weißen Pferd aus Offenbarung 19 ab Vers 11 an. Viele der Anwesenden flankierten den Gesang mit Melodien und Texten, die ihnen ad hoc eingegeben wurden.

Dann trat Huldah Buntain ans Pult. Die 90-jährige Kanadierin blickt auf über sechzig Jahre harter aber gesegneter Arbeit in Kalkutta zurück. Durch den frühen Tod ihres visionären Mannes war ihre besondere Organisationsbegabung gefordert, wodurch inzwischen viele Schulen, Krankenhäuser und Gemeinden in Indien entstanden sind. Huldah rollte ihre kraftvolle Stimme aus und zog die Zuhörer in der nächsten Stunde in den Bann ihrer persönlichen Gotteserfahrungen. Das Fazit war, dass Gott das Wort "impossible" (unmöglich) mag, um seine unbegrenzten Fähigkeiten zu demonstrieren. Die Seniorin machte deutlich, dass sie bis zum letzten Atemzug darauf achten werde, was Gott gerade tue und wo sie sich einklinken könne.

Dieser Bericht ermutigte uns sehr und bestärkte uns in der Bereitschaft, nach den konkreten nächsten Schritten zu fragen. Diese Frage muss wohl allgemein im Raum gestanden haben, da anschließend eine längere Gebetszeit eingeleitet wurde, wo sich die Besucher ganz neu für Gott zur Verfügung stellen konnten. Obwohl es bereits nach 22:00 Uhr war, wollte unser Sohn noch bleiben. Die Leute in der Mitte zeigten körperliche Reaktion wie Zittern, Lachen oder Umfallen. Kissen wurden herbeigetragen und die Zeit mit Musik untermalt.

Gegen 23:00 Uhr verließen wir die FCJG und fuhren durch das nächtliche Sauerland zurück nach Iserlohn. Unterwegs tauschten wir unsere Eindrücke aus. Für jeden von uns war etwas dabei gewesen. Das war der Umkehrschluss des FCJG-Slogans aus 1. Korinther 14 Vers 26 : "Wenn ihr zusammenkommt, hat jeder etwas zur Erbauung der Gemeinde".

Sonntag, 24. Juli 2016

EFG Wiedenest

Wiedenest liegt in der Nähe von Köln und ist bekannt für gute christliche Musik und seine Bibelschule. Auch in den Ferien ist der Gottesdienst der EFG Wiedenest gut besucht.



"Hier ist ja nichtig was los", raunte mir mein Sohn zu, als die umfangreichen Ansagen für die nächste Ferienwoche vorgetragen wurden. Es waren so viele Dinge, dass selbst die Kollekte während dieser Zeit eingesammelt wurde.

Wiedenest ist, wie der Name erahnen lässt, ein kleiner Ort im romantischen Ebbegebirge und liegt 60 km südlich von Dortmund und etwa 30 km östlich von Köln nahe des Kreuzes Olpe/Süd, wo sich A4 und A45 begegnen. Die Anfahrt ist wegen der vielen Kurven insbesondere für Motorradfahrer reizvoll. Parkplätze für Motorräder und Autos stehen reichlich zur Verfügung.

Das helle und freundliche Haus der EFG Wiedenest ist in den Räumen, Treppenhäusern und Fluren mit Piktogrammen dekoriert, zu denen man sich den passenden Bibelvers eingeprägen kann. Die Piktogramme sind teilweise so witzig, dass das VerseIernen einfach Spaß macht.

EFG Wiedenest Baptisten Forum Wiedenest
Bibelverse in der EFG Wiedenest
Beim Betreten des Saales wurden wir freundlich begrüßt. Wir stellten uns gegenseitig vor und erhielten ein Begleitblatt zum Gottesdienst. Der Saal bot Platz für etwa 250 Besucher. Trotz der Ferienzeit waren über zweihundert Leute gekommen. Die aus vier jungen Musikern bestehende Lobpreisband war gut abgemischt. Gut gemischt war auch die Altersstruktur der Gemeinde.

Der Gottesdienst begann mit einer Schweigeminute und Gebet für die Opfer des Amoklaufs in München. Dann folgten gemeinsame Lieder und die eingangs erwähnten Ansagen. Beim Kinderlied kam ich ins Schunkeln. Mein Sohn stieß mich an. Die ältere Dame neben ihm lächelte.

Die EFG Wiedenest beschäftigt sich in der Ferienzeit mit der Themenreihe "Beispiels-Weise" und berichtet über Menschen der Bibel, die im Laufe ihres Lebens deutlich an Weisheit zugenommen hatten. Dem gelben Begleitzettel war zu entnehmen, dass die sechs Themen von sechs verschiedenen Referenten vorgetragen werden.

Die heutige Predigt hielt Bernd Brockhaus. Mit seiner bemerkenswerten Radiostimme rezitierte er zwei Texte aus den Samuelbüchern, deren Zusammenhang wohl selten in einer Predigt behandelt wird. David bekommt darin die Ankündigung der Konsequenzen für seine Bathseba-Entgleisung und erlebt diese schließlich im zweiten Text im Rahmen der Machtergreifung seines Sohnes Absalom. Bernd Brockhaus entfaltete Davids menschliches Machtpotenzial, die persönliche Beziehung zu Gott, die Übernahme der Verantwortung für sein Handeln, die unkonventionelle Hilfe Gottes in dieser Situation und den damit verbundenen Weisheitsgewinn Davids. Die bekannten Regale mit Brockhaus-Lexika lassen auf die Länge der Predigt schließen. Trotz des interessanten Inhaltes übten sich einige Wiedenester in der Stabilisierung ihrer Konzentrationskraft.

Nach dem Segen verteilten sich die Gottesdienstbesucher im Gebäude. Wir schlenderten durch das Untergeschoss, erfreuten uns an den Piktogrammen, schauten in die vielen einladenden Kinderräume und mischten uns unter die Wiedernester, die bei Kaffee, Tee und Wasser ins Gespräch kamen. Dann verließen wir das Haus und freuten uns, dass das Auto nicht zugeparkt war. Die Rückfahrt durch das malerische Ebbegebirge konnte beginnen.

Sonntag, 26. Juni 2016

Berlinprojekt mit Ernst Lubitsch

Das Berlinprojekt ist eine wachsende Gemeinde im Herzen Berlins. Wer sich einklinken möchte, ist herzlich willkommen. Wer nur mal schnuppern möchte, kann das auch. Die evangelische Freikirche punktet mit professionellem Lobpreis, biblischer Predigt, Abendmahl und gut durchmischter Altersstruktur. Aber wer ist Lubitsch?



"Wer bitte ist Lubitsch?", fragte ich mich unmittelbar nach Betreten des Kinos Babylon. "Ist Lubitsch da?", wollte ich von einer der regelmäßigen Besucherinnen wissen. "Keine Ahnung", sie wisse nicht, wer das sei. Darauf fragte ich den freundlichen jungen Mann am Info-Tisch. Er kannte Lubitsch auch nicht. Und dabei sitzt Lubitsch jeden Sonntag im Gottesdienst des Berlinprojektes. Mit Ernst lauscht er dem Lobpreis, der Predigt und den Gebeten. Am Abendmahl nimmt er allerdings nur als Zuschauer teil. Er grüßt auch nicht. Zu konzentriert beschäftigt sich die lebensgroße Nachbildung des deutsch-amerikanischen Regisseurs in der Mitte der dritten Reihe mit der Handpuppe auf seinem rechten Arm.

Wir erlebten heute eine sehr angenehme Willkommenskultur. Am Nebeneingang wurden wir herzlich begrüßt und schauten uns kurz darauf an der Getränketheke um. Dort wurden reichlich Kaffee und verschiedene Teesorten angeboten. Der letzte Besuch lag schon etwa ein Jahr zurück, so dass uns entfallen war, dass das akademische Viertel integraler Bestandteil des Elf-Uhr-Gottesdienstes im Babylon ist. Ein wichtiges Detail angesichts der Parkraumbewirtschaftung um das Kino herum. In der nahe gelegenen Torstraße parke man sonntags kostenlos.

Proaktiv klinkten wir uns in den Begrüßungsdienst ein und empfingen die nach und nach eintreffenden Gottesdienstbesucher. Mit einigen kamen wir ins Gespräch. Auch alte Bekannte waren darunter. Auf dem Weg in den Kinosaal wurde uns ein 16-seitiges Programmheft in die Hand gedrückt. Wir stellten die Kaffeebecher in die dafür vorgesehene Halterung und warteten auf die Vollendung des akademischen Viertels.

Der Gottesdienst startete mit einem Gesangsstück von Sarah Kaiser. Es folgte eine Begrüßung mit kurzem Erfahrungsbericht über praktisches Christsein am Arbeitsplatz. Und dann wurde mit Bass- und Cajónbegleitung "Befiehl du deine Wege" von Paul Gerhardt gespielt. Überhaupt fiel das Lobpreis-Quartett durch eine bemerkenswerte musikalische Harmonie auf. Meine Frau bewunderte die Stimme der Sängerin Susi. Die Lieder sangen wir vom Blatt, also von den Seiten 3 bis 9 des Begleitheftes. Auch die Erklärung des Abendmahls, das Vaterunser und der Predigttext waren dort abgedruckt.

Die Predigt beschäftigte sich mit Genesis 15, 1-21. Abram wird darin zum Vertrauen auf Gott ermutigt. Gott schließt einen Bund mit Abram und seinen Nachkommen, die zu dem Zeitpunkt noch gar nicht sichtbar waren. Pastor Konstantin von Abendroth entfaltete die Spannung, in der sich Abram befand. Eine Spannung von Glauben, Vertrauen, Zweifel und sichtbarer Realität. Dass Gottes Realitäten größer sind, wurde deutlich, als Abram aus dem Zelt treten und die Sterne zählen sollte. Neuer Sichtbereich, neue Betrachtungsweise, neuer Horizont, neue Zukunftsperspektive, Weite und ein Bund mit Gott, wie er auch bei Menschen damals üblich war. Geteilte Tiere, durch die die Vertragspartner hindurchschritten und sich damit selbst das Urteil für eine Missachtung des Vertrages sprachen. In diesem Falle lief nur Gott durch die Mitte und erfüllte diesen Vertrag letztlich durch das stellvertretende Sterben von Jesus.

An das Sterben von Jesus und die Einheit seines Leibes als Bild für die Gemeinde erinnerte das anschließende Abendmahl. Der Gottesdienst endete mit dem Vaterunser, den Ansagen und einem Segensgebet. Bei den Ansagen fiel uns eine signifikante Gemeinsamkeit von Berlinprojekt, Saddleback und Kulturwerkstatt auf:

Taufen, Taufen, Taufen ...

Taufen - insbesondere von Erwachsenen - sind ein Indikator für gesundes Gemeindewachstum. Gemeindewachstum durch Menschen, die eine bewusste Entscheidung für Jesus getroffen haben und in den Lebensabschnitt "Jünger werden" einsteigen. Die Frage "Können Alte Jünger werden?" ist demzufolge mit einem klaren Ja zu beantworten.

Als wir in den Vorraum traten, war dort bereits emsiges Treiben. Die Snacktheke des Kinos hatte geöffnet und es gab bunt belegte Baguettes. Am Infotisch verkaufte Sarah Kaiser ihre neue CD mit Autogramm und Widmung. An der Wand hinter dem Tisch lasen wir wieder die Frage: "How would Lubitsch have done it?". Lubitsch saß immer noch im Saal und ließ sich von der Handpuppe anschauen. Vielleicht sollten wir die Frage neu besetzten: "WWJD - What would Jesus do?".

Sonntag, 19. Juni 2016

Kulturwerkstatt Berlin

Die Kulturwerkstatt Berlin trägt schon den Charakter dieser jungen Gemeinde im Namen. Herzliche Aufnahme von Gästen, interessante Menschen, guter Lobpreis, Familienfreundlichkeit, Angebote für den Kiez und eine inhaltsreiche Predigt zeichnen diese evangelische Freikirche aus.


Das akademische Viertel der benachbarten Saddleback Church wäre heute sehr praktisch gewesen. Trotz weiträumiger Umfahrung des Alexanderplatzes wären wir zehn vor elf bei der in die Altbauhäuser der Auguststraße eingepassten Kirche eingetroffen. Ein Sperrschild konnte noch ignoriert werden, die massive Bauabsperrung zum Überqueren der Torstraße jedoch nicht. Der Veranstalter des innerstädtischen Fahrradrennens musste gewusst haben, dass wir uns nur ungerne am Gottesdienstbesuch hindern lassen. 150 Meter vor dem Ziel mussten wir wieder umkehren und in den folgenden zehn Minuten einen Parkplatz außerhalb des Velothon-Ringes suchen. Diesen fanden wir in der Nähe der Christuskirche. Von dort aus benötigten wir weitere zehn Minuten für den Fußweg zur Kulturwerkstatt.

Den ehrwürdigen Backsteinbau betraten wir zusammen mit einer jungen Frau und ihrem Coffee To Go. Im Altarbereich spielte eine Band aus drei Personen. In der Mitte des sakralen Saales hingen drei große Schalltrichter aus Messing. Durch diese konnte man bis zum Altar durchschauen und in deren Spiegelung einen schnellen Blick auf den Sitz der Frisur werfen. Wir setzten uns in den Ostblock der Stuhlreihen und schauten uns die ausgelegten Programmheftchen an. Ein Early Bird zwitscherte uns von hinten aus zu, dass wir bisher nur die Begrüßung verpasst hätten.

Der Gottesdienst lief sehr klar strukturiert in kurzen und knackigen Einheiten ab. Zuerst wurde ein Kind mit Schwarzwälder Zuwanderungsgeschichte gesegnet. Ein Teil seiner Badener Verwandtschaft war angereist und gestaltete einige der damit verbundenen Elemente. Die Segnung durften sich die anwesenden Kinder noch anschauen und wurden dann unter besonderer Beachtung in ihren Kindergottesdienst verabschiedet. Damit waren die Anwesenden im Saal auf 2/3 reduziert, was etwa vierzig Personen entsprach. Vierzig interessante Menschen, die Kreativität und Intelligenz ausstrahlten, so wie Pastor Rainer Schacke, der seine berufliche Laufbahn als Journalist begonnen hatte.

Rainer griff den Segnungstext für den kleinen Neuberliner auf. Dieser stand in Hebräer 11 Vers 1 und leitete damit in eines meiner Lieblingskapitel des Neuen Testamentes ein. Er thematisierte das Kapitel bis Vers 12 und setzte damit eine Predigtreihe fort, in der es darum geht, Teil von Gottes Werk und Wundern zu werden. Immer wieder schlug er eine Brücke zwischen Glauben, Glaubenshelden und dem Vertrauen eines Kindes. Der Aufzählung und kurzen Vorstellung der Glaubenshelden aus Hebräer 11 stellte er abschließend eine Liste von deren Defiziten entgegen. Es waren eben auch nur Menschen wie du und ich.

Vor der Kollekte und dem Segen gab es heute das monatliche Abendmahl. Dieses nehmen wir immer wieder gerne mit Geschwistern unterschiedlicher Gemeinden ein und freuen uns dabei über das Bild des Leibes Christi, wo jedes "Körperteil" seinen speziellen Platz im Gesamtgebilde hat.

Nach dem Gottesdienst wurden wir freundlich begrüßt und sofort in die Unterhaltungen einbezogen. So erfuhren wir viel über die Geschichte der Kulturwerkstatt, aßen sehr leckeren Kuchen und schauten uns auch die gegenüber liegenden Kinderräume an.

Die Evangelische Kulturwerkstatt Berlin (EKW) ist eine Gemeinde für den Kiez. Sie trifft genau die in Mitte wohnende Kreativszene und junge Familien mit ihren speziellen Bedürfnissen. Sie bietet Menschen, die noch keine persönliche Beziehung zu Jesus haben, einen niederschwelligen Zugang und distanziert sich bewusst vom üblichen Transferwachstum. Am nächsten Sonntag finden im Weißen See mehrere Taufen statt. Sehr gut sei der regelmäßige LEGO/Brunch frequentiert, der uns an die LEGO-Bautage bei der EFG Weißensee erinnerte. Hier wären Synergien möglich. Überhaupt ist die Kulturwerkstatt sehr gut in der Stadt vernetzt und setzt gerne auf externen christlichen Angeboten auf. Warum auch das Rad neu erfinden, wenn es bereits die passende Veranstaltung gibt?

Gesättigt mit Kuchen und guten Gesprächen traten wir den sonnigen Fußweg zum Parkplatz an. Meine Tochter trank dabei ihren Tea To Go. Wir überquerten die Absperrungen des Velothons und fanden ein Auto ohne Ticket vor. Diese Parkzone wird nur bis Samstag bewirtschaftet.

Sonntag, 22. Mai 2016

Zukunft für Dich in Oberschöneweide

"Zukunft für Dich" ist eine evangelische Freikirche in Oberschöneweide mit einem starken Fokus auf soziales Engagement. Der Lobpreis ist flott und lädt zum Mitmachen ein. Die Predigt ist auf Jesus zentriert und wird in einer alltagsgerechten Sprache und Form vorgetragen. Nach dem Gottesdienst gibt es reichlich Essen. Gäste werden sehr herzlich empfangen und in das Geschehen integriert.



"Ja, die kenne ich", sagte meine Mutter und wollte gleich mitkommen. "Ja, Olli und Kathrin sind dort", erfuhr ich von ganz anderer Seite und sollte Grüße bestellen. "Zukunft für Dich" scheint eine gewisse Reichweite zu haben, die mir bisher nicht bewusst war. Immerhin hatte sich auch der NDR in seiner Dokumentation "Mission unter falscher Flagge" mit dem Verein aus Oberschöneweide beschäftigt. Die regionale Linke fand es verdächtig, dass Kinder auf dem Spielplatz mit Süßigkeiten zu Veranstaltungen eingeladen wurden und starteten damals eine Plakatkampagne gegen die vermeintliche Sekte.

Uns war deshalb nicht wirklich klar, was uns erwartet. Eines wussten wir jedoch: Anschließend gebe es ein gemeinsames Essen. Deshalb nahmen wir vorsorglich Rhabarberkuchen mit.

Oberschöneweide verkörpert zunehmend das, was Marzahn seit dreißig Jahren nachgesagt wird. Trotz renovierter Fassaden, vieler Grünanlagen und einem KWO-Gelände im Friedrichshain-Stil ist ein deutlicher sozialer Verfall zu bemerken. Das beginnt bei der äußerst aggressiven Stimmung auf dem Parkplatz vor REWE, erstreckt sich über die allgegenwärtigen Alkoholiker und endet bei der trostlosen Edisonstraße, deren Baumlosigkeit an die elend langen Straßenzüge Manhattans erinnert. Oberschöneweide dient als mehrspurig durchfahrbare Transitregion zur Stadtautobahn oder in den Südwesten Berlins.

Die Räume von "Zukunft für Dich" waren gut zu erkennen. Das Erdgeschoss des Eckhauses in Höhe der Klarastraße ist orange angestrichen und lädt den Passanten mit mehreren Schildern zum Besuch ein. So groß hatte ich mir das nicht vorgestellt. Vor der Tür hielten sich potenzielle Gottesdienstbesucher auf und begrüßten uns sehr herzlich. Wir betraten den Saal. Mit gleichbleibender Freundlichkeit begrüßten uns Frauen im Rollstuhl, Männer in Jogginghosen, Kinder in Deutschland-Trikots und junge Leute aus dem Mitarbeiterteam. Einer Mitarbeiterin drückten wir den Kuchen in die Hand und bekamen das Backblech kurz darauf abgewaschen zurück. Service!

Zukunft für Dich Oberschöneweide
Der Saal füllte sich, so dass die Zahl der Gottesdienstbesucher bei etwa fünfzig gelegen haben muss. Es begann mit einer flotten Anbetungszeit und präzise per Beamer eingeblendeten Texten. Dann wurden Geburtstagskinder und Gäste noch einmal offiziell und mit einem Willkommensgeschenk begrüßt.

Der gebürtige Hesse Jörg Kohlhepp predigte ausgehend von Römer 8 Vers 31 (Ist Gott für uns, wer kann gegen uns sein?) über Ängste und Zweifel sowie das aktive Eingreifen Gottes in unsere Herausforderungen. Unfälle, Depressionen, Krankheiten oder finanzielle Engpässe wurden aus dem Leben gegriffen und mit Beispielen für Gottes Hilfe beantwortet. Die Telefonnummer Gottes Fünfzig Fünfzehn oder Fünftausendfünfzehn oder Psalm Fünfzig Fünfzehn wurde uns vermittelt. Jörg hatte die gesamte Predigt über einen Draht zum Publikum, stellte Fragen und ging auf Bemerkungen der beiden Rollstuhl-Fahrerinnen aus der ersten Reihe ein.

Auch beim anschließenden Essen bemerkten wir einen liebevollen und empathischen Umgang miteinander. Menschen, die bisher selten mit den Sonnenseiten des Lebens in Berührung gekommen waren, werden bei "Zukunft für Dich" mit Respekt behandelt. Sie erhalten praktische Hilfe und ihr geleerter Selbstwerttank wird aufgefüllt. Besonders hilfreich ist dabei das ausgewogene Verhältnis von Mitarbeitern und Nutzern. Jörg ist einer von zwei hauptamtlich Angestellten. Darüber hinaus bringen sich etwa fünfzehn Ehrenamtliche ein.

Ich fragte mich die ganze Zeit, wie man dieses Projekt mit einem kurzen Satz beschreiben könne und blieb immer wieder bei einem Slogan der Bundeswehr hängen:

Wir. Dienen. Oberschöneweide.

Sonntag, 15. Mai 2016

Saddleback @Kalkscheune - experience #SaddlebackBLN

Die Saddleback Church ist eine wachsende evangelische Gemeinde in Mitte. Eine Predigt per Video ist ihr Alleinstellungsmerkmal. Gottesdienst und Predigt laufen auf Englisch und werden simultan übersetzt. Inhaltlich bieten die Predigten einen guten Alltagsbezug und sind wegen ihrer thematischen Nachhaltigkeit empfehlenswert. Die Zielgruppe sind Singles, junge Familien, Touristen, Studenten oder Berufs bedingte Wahlberliner, die sich über das sprachliche Entgegenkommen freuen. Der Gottesdienst eignet sich wegen der Professionalität und offenen Atmosphäre zum Mitbringen von Kollegen und Bekannten.



"Dann können wir ja zur Schönen Party gehen und gleich dort bleiben", freute sich meine Frau als sie die Location unseres nächsten Gottesdienstbesuches erfuhr. "11:00, Kalkscheune", hatte unsere Tochter in ihren WhatsApp-Chat getickert.

Ob wir noch die letzten Nachtschwärmer und Überreste der Schönen Party sehen werden? "Nein, die Leute sind so alt wie wir und halten nur von zweiundzwanzig bis zwei Uhr durch", zügelte sie die Dramatik meiner Vorstellungskraft. Wie wird es wohl mit der Parkplatzsituation aussehen?

Letztere war traumhaft. Hinter dem Friedrichstadtpalast waren unzählige Parkplätze frei. Es gab Parkraumbewirtschaftung zu zwei Euro pro Stunde und von der Schönen Party zeugten lediglich die Hinweisschilder an der Kalkscheune. Besucher von Saddleback wurden durch mehrere Schilder in die oberste Etage des Hauses geleitet. Ein interessantes Gebäude mit niedriger Zugangsschwelle.

Die Saddleback Church hatten wir bereits vor zweieinhalb Jahren besucht, als sie kurz nach der Gründung des Berlin-Zweiges in der Nähe des Potsdamer Platzes ihre Gottesdienste durchführte. Die Predigtreihe war damals so interessant, dass ich mit meinem Sohn noch ein weiteres Mal dort war.

Die Zielgruppe sind offensichtlich Touristen, Studenten, internationale Professionals und Deutsche mit erweiterten Englischkenntnissen. Wir hätten per Kopfhörer zwar eine Simultanübersetzung bekommen können, verzichteten aber darauf. Nach einer freundlichen aber nicht aufdringlichen Begrüßung kamen wir zunächst an einer Kaffeetheke vorbei. Es war noch recht leer im Saal. Der Saal erinnerte an einen der Nebenräume in der Time Square Church am Broadway. Videoscreens rechts und links neben der Bühne und fünf bis sechs Sitzreihen mit Blick auf die Längsseite des Raumes.

Die besondere Form der Sitzflächen führte dazu, dass mein abgestellter Kaffeebecher mit der liebevollen Aufschrift "Johannes 15, 5" langsam nach vorne rutschte, in Zeitlupe abkippte und den Saddleback-Saal großflächig in das Duftkonzept "Kaffee" tauchte. Es war inzwischen gar nicht mehr so einfach, zur Theke zu gelangen und einen Lappen zu bekommen. Der Saal hatte sich kurz nach Elf merklich mit Kaffee trinkenden Besuchern gefüllt. Ich beseitigte die farblich harmonierende Fußbodenveredelung, während die Familie die Gelegenheit nutzte und eine Bankreihe nach hinten umzog. Der Countdown lief. Akademisches Viertel.

Dann begann die Band zu spielen und Pastor David Schnitter leitete den Gottesdienst mit Grüßen und Ansagen ein. Alles auf Englisch. Das ist aber für den deutschen Gottesdienstbesucher noch recht harmlos. Der gewöhnungsbedürftige Teil kam nach der Anbetungszeit:

Public Viewing ohne Fußball.

Das Alleinstellungsmerkmal - Neudeutsch auch USP oder Unique Selling Proposition genannt - ist eine Predigt per Videoübertragung. Ich hatte mich bisher immer gefragt, wozu dann noch ein regionaler Pastor und der Aufwand einer Gemeindeorga notwendig sind. Heute erlebte ich die Antwort. Das einzige Video-Element ist die Predigt. Wenn man die Predigt als einen wichtigen Teil, aber nicht den einzig entscheidenden Teil von Gemeinde ansieht, lässt sich bei Saddleback erkennen, dass nachhaltige Professionalität in sämtlichen Bereichen wie Lobpreis, Kleingruppen, Kindergottesdienst, Evangelisation, sozialem Engagement usw. eine Gemeinde durchaus wachsen lassen kann. In den letzten zwei Jahren muss die Gemeinde offensichtlich um das Vierfache gewachsen sein.

Saddleback #SaddlebackBLN
In der heutigen Predigt ging es um Vergebung. Ausgangstext war Matthäus 6 Vers 12 aus dem Vaterunser. Anhand diverser weiterer Bibelstellen wurden die Facetten der Vergebung skizziert. Mein Sohn stieß mich an, ich solle auch mitschreiben und das Begleitblatt zur Predigt ausfüllen. Ab und zu notierte ich Zitate und festigte meine Ansichten zum Thema. Gut, wenn man das noch einmal so klar formuliert bekommt und weitere Zusammenhänge entdecken darf. Wir waren sehr berührt und nahmen gute Impulse auf, über die wir anschließend weiter redeten, wie beispielsweise, dass Vergeben nicht unbedingt etwas mit Vergessen zu tun hat und dass man nicht vergessen solle, dass einem vergeben wurde oder man selbst bereits vergeben habe. Ein wichtiger Fokus lag auf dem Vergeben im Sinne des Abgebens an Gott.

Die Beschriftung des Bechers meiner Frau musste etwas mehr Zeit in Anspruch genommen haben. Dort war zu lesen, dass Gott in diesem Jahr noch etwas Besonderes für sie geplant habe. Seltsam, dass bei den Ansagen, auf meinem Notizzettel und später auch in der Predigt das Wort "Ruanda" vorkam. Hatten wir doch am letzten Sonntag bereits etwas über Ruanda gehört. Nun klang die zarte Saite wie ein unüberhörbarer Gong. Wir füllten die Kontaktkarte aus und sind gespannt, wie es mit Saddleback, Ruanda und uns weitergeht.

"Das war cool! Hier können wir öfter hingehen", sagte unsere Tochter bei der Abfahrt. Solch ein deutliches Teenager-Statement gab es in den letzten zehn Monaten nur einmal: Heute.

Sonntag, 8. Mai 2016

ChristusKirche Berlin Mitte - Anklamer Straße

Der freundliche helle Gottesdienstsaal der ChristusKirche befindet sich auf einem Hinterhof in der Anklamer Straße. Der Lobpreis ist gut und die Predigt stellt einen hohen Alltagsbezug her. Es handelt sich um eine Pfingstgemeinde mit moderatem Fokus auf den Heiligen Geist. Die Altersstruktur ist gut durchmischt. Dem Kiezbesucher stehen nach dem Gottesdienst diverse Cafés und Restaurants zur Verfügung.



Die ChristusKirche in der Anklamer Straße ist eng mit der deutschen Geschichte verbunden. Heute vor einundsiebzig Jahren wurde in der Mitte Berlins der Zweite Weltkrieg beendet.

Der 13. August 1961 war ein Sonntag. An diesem Tag wollten die Mitglieder der Christlichen Gemeinschaft (heute Lukas-Gemeinde, Mülheimer Verband) zur Potsdamer Straße in den Gottesdienst gehen. Es ging nicht mehr. Der langjährige Lukas-Gemeindediakon Peter Hass ist immer fast zu Tränen gerührt, wenn er an den nur halb gefüllten Gemeindesaal am Tag des Mauerbaus denkt. Nach dem Mauerfall gab es vorsichtige Bemühungen der Annäherung zwischen den Hinterbliebenen aus dem Osten und den Leuten aus Schöneberg. Man hatte sich inzwischen deutlich auseinander gelebt. Die ChristusKirche gehört dem Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) an. Der Mülheimer Verband war wegen unglücklicher Passagen seiner Satzung in der DDR verboten.

Und noch mehr Geschichte: Heute vor zweiundzwanzig Jahren wütete in Ruanda ein Völkermord, dem innerhalb von dreieinhalb Monaten knapp eine Million Menschen zum Opfer fielen. Die Tutsi-Frau Denise überlebte und konnte im heutigen Gottesdienst berichten, wie sie durch das Eingreifen Gottes aus mehreren hoffnungslosen Todessituationen gerettet wurde. Sie war mir schon zu Beginn des Gottesdienstes durch ihr güldenes Kleid mit aufgedruckten Bibeln und christlichen Botschaften aufgefallen. Da sie seit den traumatisierenden Erfahrungen immer näher zu Gott gekommen war und ein intensives Gebetsleben pflegt, kann sie nun als Botschafterin der Vergebung fungieren. Das brachte ihr teilweise mehr Stress mit den eigenen Leuten ein als mit den Hutu-Tätern. Auch ihre Gemeinde habe damals kein nachahmenswertes Vorbild abgegeben. Über ihre Erfahrungen schrieb sie ein Buch.

"Du bist das Zentrum der Geschichte", hieß es dann auch über Jesus im ersten Anbetungslied. Die Anbetungszeit schloss sich einer ausführlichen Einleitung mit Verabschiedung in den Kindergottesdienst, den Grüßen zum Muttertag und dem Bericht von Denise an. Eine Anbetungszeit, in der wir alle Lieder ohne Textbedarf mitsingen konnten.

ChristusKirche Berlin Mitte - Anklamer Straße
Der erste Teil des Gottesdienstes war eine Steilvorlage für die Predigt von Erhart Zeiser. Es ging um die Größe Gottes, wie sie in Apostelgeschichte 5, 17-32 beschrieben wird. Die gerade erst entstandene Gemeinde redet öffentlich vom Leben und wird aus Eifersucht angegriffen und ins Gefängnis geworfen. Ein Engel befreit die Inhaftierten in der Nacht, diese gehen wieder in den Tempel und erzählen einfach weiter von Jesus, dem Leben. Wenn man sich den Text einmal auf der Zunge zergehen lässt, spürt man, dass hier keine menschliche Kraft am Werk ist und sich Gott sogar einen Spaß daraus macht, seine Leute durch einen Engel zu befreien, wo doch die Sadduzäer als initiale Neider (Vers 17) die Existenz von Engeln und auch die Auferstehung leugnen.

Erhart Zeiser thematisierte Widerstände als Trainingseinheit zur eigenen Stärkung und Weiterentwicklung. Immer wieder forderte er die Zuhörer zum Mit- und Umdenken heraus: "Wo Jesus ist, da ist das Leben". Man solle sich in diesem Zusammenhang fragen, warum in Gemeinden manchmal so wenig Leben sei. Er predigte lebendig und alltagsrelevant, so dass man gar nicht merkte, wie die zwei Stunden des Gottesdienstes vergingen. Damit war dann auch genau der richtige Zeitpunkt für ein Mittagessen im Kiez erreicht.

Nachdem wir einige Worte gewechselt und uns verabschiedet hatten, verließen wir den äußerst gepflegten Gemeindesaal im zweiten Hinterhof der Anklamer Straße 31 und stürzten uns in das bunte Treiben zwischen Bernauer Straße und Kastanienallee. Trödelmarkt, Mauerstreifen, Hipster-Bärte, Cafés, Radfahrer und internationale Restaurants wechselten sich ab. Nach gefühlten zwanzig Kilometern Spaziergang kehrten wir beim Inder ein.

Wir waren uns einig, dass man die ChristusKirche gerne ein weiteres Mal besuchen könnte.

Sonntag, 1. Mai 2016

Abendmahl und Weinstock in der EFG Weißensee

Die EFG Weißensee ist eine Baptistengemeinde im Kiez, die durch ihren freundlichen Umgang mit Gästen und eine Predigt mit Alltagsrelevanz auffällt. Jede Generation ist hier vertreten und es gibt sogar eine Jugendgruppe. Sehr interessant ist auch die Zusammenstellung der Lobpreisband mit Querflöte und zwei Pianos.



Als wir zum Abendmahl aufstanden und nach vorne gingen, fiel mein Blick auf den angenähten Bibelspruch am Stuhl meiner Frau: Johannes 3 Vers 8. Im Kontext geht es um die nächtliche Begegnung zwischen Jesus und Nikodemus. Aber was steht in Vers Acht?

Die kurz vorher geäußerte Frage meiner Frau, wer denn bei den Baptisten am Abendmahl teilnehmen dürfe, wurde von Pastor Torsten Milkowski bereits bei der Einleitung geklärt. Für mich wäre das ohnehin kein Problem gewesen, da ich ja damals bei den Baptisten getauft worden war. Es stellte sich jedoch gleich die nächste Frage: Was ist der Unterschied zwischen dem roten Inhalt der kleinen Plastikbecher und dem der großen Metallkelche? Saft oder Wein? Ich nahm einen Plastikbecher. Traubensaft! Meine Tochter bekam Panik. Vielleicht ist ja Wein in den Metallkelchen? Nein, auch dort Traubensaft. Sie lächelte.

Auch in der Predigt ging es um Wein und dessen Entstehung. Nämlich um den Weinstock, die Reben und den Weingärtner aus Johannes 15, 1-8. Besonders irritiert zeigte sich Torsten Milkowski über Vers Zwei, wo es um das Abschneiden der Reben geht, die keine Frucht bringen. Während der Vorbereitung knabberte er lange daran und kam schließlich zu der entspannenden Erkenntnis, dass es hier nicht um ganze Menschen gehe, sondern um Dinge im eigenen Leben, die solch eine Sackgasse darstellen, dass sie von Jesus weggeschnitten werden müssen. Eine Handlung, die zum Wachstum in den Lebensbereichen verhilft, die bisher vernachlässigt wurden.

Die Baptisten in Weißensee sind ein aktives Vorbild, wenn es um Veränderung und Wachstum geht. In der Predigt und auch der Anmoderation wurde immer wieder von der Notwendigkeit des Loslassens und Optimierens geredet. Die Gemeinde lässt zur Zeit einen alten Anbau los und baut etwas Neues auf. Aufgebaut werden parallel zum Gottesdienst auch Kinder zwischen Zwölf und Vierzehn im Rahmen eines biblischen Unterrichtes. Aufbauend und gleichbleibend gut war auch die Performance der einzigartig zusammen gestellten Band mit zwei Pianos, Querflöte, Schlagzeug und weiteren Instrumenten.

Nach dem Gottesdienst erfuhren wir, dass auch für die Qualifizierung der Mitarbeiter einiges getan werde. So habe es für das Moderationsteam mehrere Seminare mit TV-Profis gegeben. Professionell sieht auch die neue Webseite der EFG Weißensee aus.

Am Abend schaute ich nach, was in Johannes 3 Vers 8 steht: "Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Sausen, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht; so ist jeder, der aus dem Geist geboren ist". Das gefällt mir! Ahnt doch auch niemand, wo der Church Checker das nächste Mal auftauchen wird. Wir wissen es manchmal selbst erst am Vortag.

Sonntag, 24. April 2016

ICF Grünheide

ICF Grünheide liegt am südöstlichen Stadtrand von Berlin. Ein Besuch lohnt sich wegen der guten Predigt, des professionellen Lobpreises und der integrativen Gesamtatmosphäre. Hier treffen sich vorwiegend junge Menschen und setzen ihre zum Alter passenden Ideen um. Entsprechend jung ist auch die Leitung. ICF Grünheide klinkt sich in den bei ICF üblichen Reigen ansprechender Gottesdienste ein und ist damit eine Gemeinde, die auch mit Bekannten und Kollegen besucht werden könnte.



ICF verspricht jugendlichen Charme und Professionalität bei geistlichem Tiefgang. Es wurden zwar nur unbekannte Lieder und diese zumeist auf Englisch gesungen, aber in einer so professionellen Vortragsweise, dass das Zuhören und vorsichtige Mitsingen sehr angenehm war. Es gab keine dieser langen Wiederholungsschleifen. Ich stand an der Seite und wippte mit.

Viele der Jugendlichen und Erwachsenen aus ICF Grünheide waren unseren Begleitern bekannt. Sie hatten ihre Wurzeln in einer Marzahner Gemeinde, die selbst erst in den 1990er Jahren entstanden war und um die Jahrtausendwende für ihre Band und eine starke Jugendgruppe bekannt war. Deshalb wollten wir uns heute einmal den Gottesdienst am südöstlichen Stadtrand Berlins ansehen. Mit dreißig Kilometern und einem Bruchteil an Ampeln liegt ICF Grünheide einen Kilometer näher als Eben Ezer Lichterfelde und ist mit öffentlichen Verkehrsmittel noch schwerer zu erreichen. Letzteres ist schade, da wir heute eine Gemeinde erlebten, wohin man gerne mal jemanden einladen würde. Integrative Willkommenskultur und ansprechender, alltagsrelevanter, authentischer Gottesdienst - triple A sozusagen.

Später erfuhren wir, dass die Leitung in die Hände der Jungen Erwachsenen übergeben worden war, was sich in einer angenehmen Entspanntheit und der frischen Atmosphäre äußerte. Location-Leiter André Schönfeld predigte ausgehend von einer Geschichte aus dem Talmud über das Dranbleiben am Gebet. Wir sollten lieber Gott zwischen uns und das Problem stellen, als das Problem zwischen Gott und uns. Dranbleiben und Gottes Handeln erwarten war der Hauptfokus. Man solle kein Komma setzen, wo Gott einen Punkt setzt und keinen Punkt, wo Gott ein Komma setzt. Dass es hier um reale Erfahrungswerte geht, zeigte die Gebetszeit während des Gottesdienstes. Es wurden aktuelle Erlebnisse berichtet und neue Gebetsthemen genannt: Bewerbungsgespräch, Partnersuche, Prüfungsangst und Gesundheit.

Es liegt in der Natur der oben genannten personellen Konstellation, dass es eine große Jugendgruppe und viele Kinder gibt. Im Gebäudekomplex mit großer Dachterrasse und Jugendkeller ist auch eine Kita untergebracht. Man tut also nicht nur etwas für die anreisenden Berliner, sondern auch für die jungen Familien aus Grünheide. Der Location-Leiter legt Wert darauf, nicht den Titel Pastor zu tragen, da es nicht seiner Ausbildung entspreche und er bei seiner zweiten Halbtagsstelle noch in einem Sozialprojekt arbeite. Ein Mann also, der auch den normalen Berufsalltag kennt und damit nicht von den Herausforderungen seiner Gemeindeleute abgekoppelt ist.

Nach einem ausführlichen Rundgang durch das Haus, vielen Erzählungen zu Geschichte und Gegenwart, italienischem Buffet, Kuchen und Kaffee verließen wir Grünheide bei strahlendem Sonnenschein und fuhren durch den Speckgürtel Berlins nach Hause. André Schönfeld hat sogar den doppelten Weg. Er wohnt in Oranienburg.

Samstag, 23. April 2016

Team.F Männertag 2016 in Kassel

Team.F ist ein christliches Werk mit einem starken Fokus auf gesunde Familien. Team.F bietet Freizeiten, Seminare, Seelsorge und Begegnungsmöglichkeiten für Singles, Familien, Ehepaare, Geschiedene, Trauernde, Eltern, Frauen und Männer an. Team.F arbeitet in verschiedenen Regionen Deutschlands und veranstaltet schon seit einigen Jahren einen zentralen Männertag in Kassel.



Es ist schon beeindruckend, wenn eine Halle voller Männer Anbetungslieder singt, auf Männer zugeschnittene Seminare angeboten werden und noch eine längere Autobahnfahrt mit vier Männern absolviert wird.

Zweimal war ich bereits zu solch einem Team.F-Männertag in Kassel und hatte dabei die freie Fahrt auf der A38 genossen. Die A38 ist wohl deshalb so leer, weil die Navis diese äußerst schnelle Ost-West-Verbindung bis heute nicht realisiert haben. Mann muss sich aber von einem Navi auch nicht alles vorschreiben lassen. Seitdem ich das Navi stumm geschaltet habe, sitzt meine Frau nicht mehr verärgert mit ADAC-Atlas neben mir: "Wieso hört der auf diese fremde Frau".

Heute durfte ich mit Männern aus der LKG Eben Ezer Lichterfelde nach Kassel fahren. Erstmals fuhr ich nicht selbst, sondern ließ mich von Wilfried in einem Fahrzeug aus deutscher Produktion chauffieren. Der Wagen hatte eine sagenhaften Beschleunigung und war auch bei 220 km/h leise genug für eine Unterhaltung und das trotz rahmenloser Seitenscheiben, die den Coupé-Charakter des Vier-Türers mit den belüfteten Vordersitzen unterstreichen sollten. Bei einem Sitzgefühl wie im BMW 6er Grand Coupé staunte ich darüber, dass der vermeintliche Vorsprung durch Technik durch ein Head-Up-Display, ein multifunktionales Touchpad und jeder Menge Freude am Fahren demonstriert wurde. Das passte zum heutigen Thema "Männer mit Leidenschaft und Tiefgang".

Team.F Männertag 2016 in Kassel
Team.F Männertag 2016 in Kassel - gemeinsame Fahrt über A2 und A7

Während der angeregten Unterhaltung merkten wir gar nicht, dass uns das Navi den kürzeren aber fast zeitgleichen Weg über die A2 (Magdeburg, Braunschweig) lotste. Es ging nämlich um unsere Lebensgeschichten mit Elternhaus, Geburt, Entscheidung für Jesus, beruflicher Entwicklung, Kennenlernen der Frau, Gemeinde und Gebetsanliegen. Drei Stunden Fahrt waren zu kurz für zwei Berichte. Das hätte ich nicht gedacht. Es wurde interessiert nachgefragt und auf entscheidende Details zurück gesprungen. Insbesondere die herausfordernden Erfahrungen wurden rückblickend immer wieder mit Römer 8, 28 kommentiert: "Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken".

Da wir sehr pünktlich in Kassel eintrafen, konnten wir uns noch gute Plätze in der Nähe der Bühne aussuchen. Dominic, ein alter Bekannter aus Würzburg tippte mich an. Klasse, wen man hier so unverhofft traf! Ich holte mir eine Salzbrezel und den dringend benötigten Kaffee. Dann ging es los.

Team.F Männertag 2016 in Kassel
Team.F Männertag 2016 in Kassel mit Albert Frey
Als Gastredner war in diesem Jahr Albert Frey eingeladen. Bei ihm klang nicht nur die Musik, sondern auch ein kürzlich besuchtes Eheseminar von Team.F nach. Etwa vierhundert Männer schmetterten zu E-Gitarre und Schlagzeug neue und mittelalterliche Lobpreislieder. Danach referierte Albert über die Wesensmerkmale des Mannes und teilte das in vier Kategorien ein:

Lover - Kämpfer - König - Weiser

Manch ein Mann verkörpert einen Mix aus diesen Eigenschaften und braucht gelegentlich Ergänzung. Das kristallisierte sich in der folgenden praktischen Übung heraus, die in Gruppen zu je sechs Männern durchgeführt wurde. Dabei lernten wir uns noch besser kennen. Jedenfalls traf ich auf diesem Wege Jochen von der Papa-Sohn-Freizeit in Brotterode wieder. Team.F bewegt etwas im Bereich Familie.

Zum Mittag gab es Chili con Carne, Äpfel und Mineralwasser. Zur Verdauung wurden Aktionen zur Bedienung männlicher Urinstinkte angeboten. Das ging vom Staplerfahren, über Axtwerfen bis hin zum Fußball. Ich orientierte mich am Tisch mit dem Kaffee und war nachhaltig fasziniert über die lückenlose Bereitstellung der gefüllten blauen Thermoskannen durch Daniel und Bernhardt.

Team.F Männertag 2016 in Kassel
Team.F Männertag 2016 in Kassel - Kaffee ohne Ende gemanagt durch Daniel und Bernhardt
Über dem Kaffee und mehreren längeren Gesprächen verpasste ich beide Seminarblöcke. Von Sex bis Kommunikation war für jedes Interesse etwas dabei und die Erwartungen wurden teilweise erfüllt. Ich genoss die Unterhaltungen und anschließend noch ein Stück Kuchen.

In der letzten offiziellen Runde spielte Albert Frey einige seiner Lieder und motivierte uns zum Mitsingen. Obwohl er sein Programm kürzte, blieb für die mitgereisten Fußballfreunde kaum noch Zeit, die letzten Minuten der Direktübertragung aus den Stadien zu verfolgen. Dieser Drang trieb unseren Fahrer nach dem abschließenden Segen schnell zum Radio. Die dunkelblau lackierte Hülle des Radios war allerdings so eingeparkt, dass wir ohnehin nicht vom Platz rollen konnten.

Team.F Männertag 2016 in Kassel
Team.F Männertag 2016 in Kassel - Regenbogen auf der Rückfahrt
Nachdem das letzte "Tooooohor" verklungen war, konnten wir uns der Heimfahrt und den weiteren Lebensgeschichten widmen. Auch werteten wir die Erfahrungen auf dem Männertag aus. Immer wieder wurde Römer 8, 28 zitiert. Römer 8, 28 zog sich auch als roter Faden durch die folgenden Lebensberichte. Sehr spannend! In Berlin standen wir deshalb noch etwas länger am Zielort und rundeten den letzten Bericht mit einer Gebetsgemeinschaft ab.

Vier Männer beim Team.F-Männertag in Kassel stellten zwar nur ein Prozent der Teilnehmer dar. Gott aber schreibt mit jedem Einzelnen eine individuelle Geschichte.

Sonntag, 17. April 2016

Powerhouse Ministries of God in Steglitz

Powerhouse Ministries of God ist eine junge Gemeinde in Steglitz. Die Besucher sind vorwiegend Schwarze aus dem Süden Berlins, was entsprechend das Temperament von Lobpreis, Predigt und Gottesdienst beeinflusst. Der Gottesdienst beginnt pünktlich und läuft gut strukturiert ab. Es wird Deutsch und Englisch gesprochen. Da die Sprachen mehrfach wechseln, sind Englischkenntnisse von Vorteil. Die Altersstruktur ist durchmischt, geht aber in Richtung junge Familien. Singles fühlen sich dort ebenfalls wohl. Die herzliche und interessierte Aufnahme von Gästen ist ein weiteres Plus der Gemeinde.



"Bei Spring waren wir in einer Kneipe. Da wurden von einem Kirk Smith Gospels und Anbetungslieder gesunden. Das war eine Stimmung", war der Kommentar eines befreundeten Ehepaares im Seniorenalter. Kirk Smith rockt alle Generationen und hatte als schwarzer Pastor bereits bei The Voice of Germany mitgemacht.

Heute stand seine Gemeinde in Steglitz auf dem Programm: Power House Ministries of God. Trotz seiner Popularität geht es Kirk Smith um Ministries of God und nicht um Ministries of Kirk. Trotz seiner Begabungen ist er ein bescheidener Mann. Er ist verheiratet, hat fünf Kinder und kommt aus Chicago. Das Power House wurde vor vier Jahren gegründet und spricht insbesondere Menschen mit internationalen Wurzeln an. Gepredigt wird auf Englisch mit deutscher Übersetzung. Das hat den Vorteil, dass man den Inhalt gleich doppelt hört und sich deshalb besser merken kann.

Der heutige Input hatte mich emotional so bewegt, wie schon lange keine Predigt mehr.

Power House Ministries of God
Power House Ministries of God - Lichtspiel im Garten
Es begann damit, dass Bibeln ausgeteilt wurden und jeder seine Bibel hochhalten sollte. Auch Smartphone war möglich. Kirk wollte sicher gehen, dass jeder Gottesdienstbesucher mitlesen kann. Der behandelte Text stand in Johannes Neun. "Der Blindgeborene", sagte ich zu meiner Frau und merkte eine übermäßige Freude in mir aufsteigen. "Dein Lieblingstext", gab sie zurück und lächelte.

Es ging um die Verse Eins bis Elf, wo Jesus zunächst über die vermeintliche Sünde des Blindgeborenen befragt wird, dann erklärt, dass es um die Praktizierung eines weiteren Werkes Gottes gehe und er dann auf unkonventionelle Weise den Blinden per Spucke und Staub heilte. Jesus sandte den Blinden dann zum Teich Schiloach, der übersetzt "gesendet" heißt. Danach kam der Blinde als Sehender wieder und berichtete von dem Moment, wo Jesus ihm die Augen geöffnet hatte. Ein Text voller Parallelen zu unserer Begegnung mit Jesus und den Punkten, wo er uns unkonventionell eine neue Sicht gegeben hat.

Die etwa dreißig Gottesdienstbesucher waren sehr freundlich und interessierten sich für einander und für uns. Auch während des Gottesdienstes gab es mehrere Gelegenheiten zu überschwänglichen Begrüßungen und Segenswünschen. Einmal hatte sich dabei im hinteren Teil des Saales eine so herzliche Menschentraube gebildet, dass Kirk die Leute in die Realität des Programms zurückholen musste.

Kirk Smith predigte sich so intensiv in den Text hinein, dass immer mehr Knöpfe seines Hemdes geöffnet, die Hemdsärmel umgeschlagen und die Krawatte gelockert wurde. Teilweise kam die Übersetzerin kaum hinterher. Dennoch war der rote Faden zu erkennen und es wurden immer wieder aktuelle Beispiele aus seinem Alltag einbezogen.

Nach dem Gottesdienst wurden wir noch ins Nachbarhaus zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Ein Gottesdienstbeginn von 15:00 Uhr eignet sich dafür sehr gut. Kirk erzählte uns, dass er gerne früher beginnen würde. Das gehe aber momentan nicht, da sich die Power House Ministries of God die Räume mit zwei weiteren Gemeinden teilen. Überhaupt entdeckten wir heute ein sehr reichhaltiges christliches Leben im näheren Umkreis der Wrangelstraße in Steglitz. Die Gemeindehäuser sind den ganzen Sonntag über gut belegt mit verschiedenen deutschen und internationalen Gemeinden.

Inzwischen bin ich auch über die Internetmission Berlin mit Kirk verbandelt und freue mich schon auf seine ersten Videoproduktionen für den YouTube-Kanal von GOTTinBerlin.de.

Sonntag, 3. April 2016

Gottesdienst und Lunch in der Philippus-Gemeinde

Die Philippus-Gemeinde spricht insbesondere junge Familien und Singles aus dem Prenzlauer Berg an. Der Lobpreis ist gut und die Predigt sowie das Drumherum gehen auf normale Alltagsthemen ein. Gäste werden unkompliziert und herzlich in das Geschehen integriert.



Mal wieder C13. Diesmal kein Abendgottesdienst von Vineyard, sondern ein Lunch-Gottesdienst der Philippus-Gemeinde. Das akademische Viertel ist fester Bestandteil der Zeitplanung. Ab 10:30 Uhr ist Ankommen, um 10:45 Uhr Beginn und nach dem Gottesdienst gemeinsames Essen angesagt. Einmal im Monat gibt es solch einen "Lunch-Gottesdienst" und ansonsten Gottesdienste mit Abendmahl oder Nudeln & Pesto.

Die Philippus-Gemeinde in Prenzlberg wurde kurz vor der Jahrtausendwende im Rahmen der Gemeindegründungsaktivitäten der Lukas-Gemeinde ins Leben gerufen. Ihre ersten Schritte ging sie als Familienzentrum im Bötzowviertel und zog dann ins C13 zwischen Prenzlauer Allee und Greifswalder Straße um. Die damaligen regionalen und internationalen Gründer sind inzwischen in anderen Projekten aktiv, so dass wir gespannt waren, wen wir heute treffen werden.

Die Vorfreude war aus mehreren Gründen groß:

Der Termin war schon seit zwei Monaten geplant, es gibt verwandtschaftliche Beziehungen nach Marzahn, wir waren bisher noch nie in der Philippus-Gemeinde, kennen deren Pastor Michael Strub seit seinem Umzug nach Berlin, waren bei der Taufe des Vikars Merlin Fürstenberg dabei und hatten Chatschapui (georgische Blätterteigtaschen mit Schafskäse) zum Lunch mitgebracht.

Beim Betreten der hellen einladenden Räume wurden wir sofort sehr herzlich begrüßt. Wir gaben die Chatschapui ab und fanden uns sofort in einem umfangreichen Studium der Namen wieder. Es gab mehrere Jörgs und nur einen Matthias. Einige der Leute kannten wir aus der Lukas-Gemeinde und andere lernten wir kennen. Das Interesse war bemerkenswert und echt. Mit "Gut" konnte man eine Wie-Geht's-Frage hier nicht abspeisen, da eine sehr persönliche Art der Willkommenskultur offensichtlich die Philippus-DNA ausmacht.

Versorgt mit Kaffee nahmen wir an einem der Tische im Saal Platz und folgten der Einleitung zum Gottesdienst. Es gab viele Kinder, die zu bestimmten Momenten in ihre Gruppen gingen. Das waren Spatzen, Adler und Löwen. Unsere Kinder wurden mehrfach eingeladen, wollten aber die Predigt hören. Diese beschäftigte sich mit dem ersten Kapitel des ersten Petrusbriefes und mit Christen in einer Umgebung, die noch für das Christsein erschlossen werden musste. Im Original waren das alles Gemeinden in der heutigen Türkei. Vikar Merlin leitete damit eine Predigtreihe über die Petrusbriefe ein.

Der Lobpreis gefiel uns auch sehr gut, da die bekannten Lieder von vor zehn bis zwanzig Jahren gesungen und mit zwei Gitarren begleitet wurden. Wir mussten also nicht immer auf den treffsicher eingeblendeten Text schauen.

Anne fasste das Thema der Predigt noch einmal kurz zusammen und leitete auf die Veranstaltungshinweise über. Danach wurde das Lunch-Buffet eröffnet. Die Chatschapui waren sehr schnell weg. Es gab aber auch andere leckere Sachen und reichlich Kaffee. Die Besetzung an den Tischen  wechselte regelmäßig, blieb aber lange genug bestehen, um sich gegenseitig  kennen zu lernen. Wir wurden mehrfach über die Hintergründe unserer Wanderschaft durch die Gemeinden der Stadt befragt und zum Wiederkommen ermuntert.

Der Besuch bei der Philippus-Gemeinde war ein äußerst erbauliches Erlebnis, das wir gerne weiterempfehlen.

Freitag, 25. März 2016

Karfreitag - Konzert in der Gemeinde auf dem Weg

Wer auf anspruchsvollen Lobpreis und professionelles Konferenzfeeling steht, ist bei der Gemeinde auf dem Weg in Tegel genau richtig. Am Karfreitag erlebten wir dort einen dem Anlass entsprechenden Gottesdienst mit Lobpreis, Bibeltexten und Abendmahl.



Das vorherige Abendessen im Restaurant mit dem großen gelben "M" lockte auch die Kinder. Der Karfreitag hatte recht entspannt begonnen und lief insgesamt sehr ruhig mit viel Schlaf, Kaffee und Unterhaltung ab. Die Auswahl im Burger-Restaurant fiel gar nicht so leicht, da wir der Karfreitags-Tradition folgend kein Fleisch essen wollten. Eis, Pommes und Chili-Cheese-Bällchen bedienten diese Vorgaben. Wir wurden satt. In strömendem Regen sammelten wir kurz darauf Björn ein und fuhren über den Berliner Ring nach Tegel.

Die Gemeinde auf dem Weg hatte ich Mitte der 1990er öfter zu Abendgottesdiensten besucht und sehr viel geistliche Energie dabei getankt. Danach hatte ich mich für einen Einstieg in die Lukas-Gemeinde entschieden, so dass es bisher nur ein oder zwei Besuche am neuen Standort der GadW in Tegel gab.

Erstmalig betrat ich das Gebäude über das Hauptportal und war beeindruckt. Das großzügige Foyer erinnerte an das bcc am Alexanderplatz. Die Treppen und einige im Raum verteilte Stehtische mit RollUp Displays unterstrichen diesen Eindruck. Durch eine geöffnete Holztür konnte ich in das Innere eines großen Saales blicken. Wie groß und professionell.

Wir waren gar nicht darauf vorbereitet, dass wir hier so viele alte Bekannte treffen würden. Eine weitere Delegation aus Marzahn war angereist. Cornelia aus meiner damaligen Kindergruppe bei den Baptisten kam mit ihrem Mann herein und erzählte, dass sie nach einer Bibelschule in der Gemeinde auf dem Weg geblieben sei. Schön, wenn jemand aktiv geistliche Heimat sucht und findet.

Da wir recht früh eingetroffen waren, konnten wir uns noch eine Stuhlreihe in der Nähe der Bühne sichern. Zehn Leute passten bequem neben einander. Fünf nach Acht war der Saal dann gut gefüllt und die Band begann zu spielen. Heute sollten nur Lieder, Bibeltexte und das Abendmahl auf die Besucher wirken. Passend zum architektonischen Ambiente war auch die Lobpreiszeit sehr professionell gestaltet.

Zwischendurch wurden die Textpassagen aus Matthäus und Lukas gelesen, die das Geschehen von Gethsemane bis Golgatha beschrieben. Das gipfelte in einem gemeinsamen Abendmahl mit Softbröd und Wein. Da unerwartet viele Gäste erschienen waren, sollten sich die Ehepaare möglichst einen der kleinen Weinbecher teilen. Brot und Wein nahmen rapide schnell ab. "Wasser zu Wein", war das Stichwort meiner Tochter. Noch während wir an die Hochzeit von Kana (Johannes 2) und die Brotvermehrung (Johannes 6) dachten, wurden weitere Tabletts mit Brot und Wein hereingetragen. So muss das sein!

Danach gingen die Anbetungslieder weiter. Zuerst standen Jesu Tod am Kreuz und die Bedeutung für uns im Fokus. Dann folgte ein Lied, wo seine Auferstehung besungen wurde. Bei dieser Passage ging ein ungezügelter Jubel durch den Saal. Sehr beeindruckend! In dieser Begeisterung klang dann auch der Abend aus.

Nachdem wir noch einige Worte gewechselt und uns über einige aktuelle Familiensituationen informiert hatten, verabschiedeten wir uns und machten uns auf den Weg - auf den Weg nach Hause.

Sonntag, 27. Dezember 2015

International Gospel Center

Das International Gospel Center ist eine Gemeinde am regionalen Schnittpunkt von Lichtenberg, Hohen Schönhausen und Marzahn. Gäste werden freundlich begrüßt und äußerst umsichtig in das Geschehen einbezogen. Der Lobpreis ist auch auf der Bühne sehr lebendig und professionell. Die Gemeinde legt Wert auf das persönliche Erleben Gottes. Die Mitglieder haben weitestgehend eine Zuwanderungsgeschichte aus den ehemaligen Staaten der Sowjetunion. Gesprochen wir Russisch, Englisch und Deutsch. Bei Bedarf gibt es eine Simultanübersetzung.



Die Vorinformationen zum International Gospel Center waren sehr ambivalent. Was wir seit Heilig Abend wissen, ist die Tatsache, dass es sich in unmittelbarer Nähe der Kreuzung von Rhinstraße und Allee der Kosmonauten befindet, der Gottesdienst auch zwischen Weihnachten und Neujahr stattfindet und das Gelände sehr gepflegt aussieht. Die Informationen vom Hörensagen reichten dafür von "Wohlstandevangelium" über "Russengemeinde" bis hin zu "hilfsbereite und großzügige Leute". Wir wollten das nun selbst testen und machten uns zum nachweihnachtlichen Gottesdienst auf den Weg.

Mit der Straßenbahn M8 ist die Gemeinde hervorragend zu erreichen, auch Parkplätze gibt es sonntags genug.

Als wir die Freitreppe zum Foyer hinter uns hatten, trafen wir zuerst Werner Schmidt, der uns sehr herzlich begrüßte. Ebenso herzlich begrüßte uns eine professionell gestylte Empfangsdame und zwei jüngere Herren mit dunklen Hosen und hellem Hemd. Wir hängten unsere Jacken weg und betraten den Gottesdienstraum.

In der Mitte standen Kameras und weitere Technik. Daneben befand sich ein großer Kasten mit Kopfhörern. Eine Dame erklärte uns, dass die Predigt heute von der Bühne aus wohl nur ins Englische übersetzt werde. Das störte uns zwar nicht, aber dennoch nahmen wir die Kopfhörer entgegen. Wir setzten uns in die dritte Reihe und hatten damit einen hervorragenden Blick auf das Geschehen, ohne in der Gefahr zu stehen, ein Grußwort halten zu müssen. Neben und vor uns nahmen weitere freundliche Mittdreißiger Platz.

Der Saal füllte sich und gegen 12:00 Uhr begann ein sehr dynamischer Lobpreis - auf Russisch und Englisch. Gitarrist und Sänger tanzten über die großflächige Bühne und brachten den Saal in Stimmung. Yeah bzw. Charascho! Russisch musste man zum Mitsingen der in Deutsch und Englisch bekannten Lobpreislieder nicht unbedingt können, denn die Texte wurden sowohl kyrillisch als auch englisch und deutsch an die Wand gebeamt.

Dann trat der Pastor auf die Bühne. Er war uns mit seinem weißen Hemd und der gelben Krawatte bereits im verglasten Nebenraum aufgefallen. Eine Dame aus dem Lobpreisteam trat neben ihn und übersetzte - Deutsch! Wir brauchten die Kopfhörer also doch nicht. Der Pastor sagte wenig und rief mehrere Männer und Frauen auf die Bühne, die aus ihrem Leben und insbesondere die Begebenheiten rund um ihre Entscheidung für Jesus erzählten. Den Leuten, die fast alle aus Saporoshez zu kommen schienen, war die Freude anzumerken. Einige hüpften begeistert über die Bühne und riefen immer wieder "Halleluja"!

Nach einigen dieser Lebensberichte gab es eine kurze Predigt mit mehreren Bibelstellen. Es wurde weiterhin ins Deutsche übersetzt. Der Pastor legte sehr viel Wert auf die konfessionelle Offenheit seiner Gemeinde. "Wir lieben alle", betonte er mehrfach und zählte die Kardinäle, Priester und Würdenträger auf, die er kürzlich getroffen und nach Marzahn eingeladen habe. Demnächst sei in den Räumen des International Gospel Center eine katholische Konferenz geplant.

Nach dem Gottesdienst wurden wir wieder sehr freundlich angesprochen und zum Wiederkommen eingeladen. Wir aßen noch kurz einen Eierkuchen bei Werner Schmidt und mussten dann zu unserer nächsten Verabredung.

Donnerstag, 24. Dezember 2015

Heilig Abend bei ICF Tempelhof

ICF steht für praxisnahe Predigten und Professionalität. Das war auch am heutigen Weihnachtsabend zu erleben. Wegen der vielen Verwandten und sonstigen Gäste musste die Christvesper per Video in andere Räume übertragen werden.



Die Parkplatzsituation am Ullsteinhaus ähnelte der Situation verfügbarer Herbergen in Bethlehem zur Geburt Jesu. Wir parkten zwar nicht im Heu, aber in einer Querstraße vor einem Industriegelände.

Kleinbusse parkten ein, junge Leute und altersmäßig durchmischte Familien liefen an uns vorbei in Richtung Ullsteinhaus zu ICF Tempelhof. Wir hatten ebenfalls diesen Tipp bekommen und wollten unbedingt pünktlich dort sein wegen der guten Plätze. Für mindestens drei Leute sollten wir noch Stühle freihalten. Als wir vierzig Minuten vor Beginn eintrafen, war schon ein reges Treiben auf der ICF-Etage zu verzeichnen. Eine freundliche junge Dame reichte uns einen gut gefüllten Teller mit selbst gebackenen Plätzchen. Das erfreute auch die Kinder.

Auf der rechten Seite fanden wir einige zusammenhängende Plätze und sogar die drei Stühle für unsere Bekannten. Jacken und Taschen hatten in Ermangelung von Badehandtüchern bereits viele Stühle als besetzt markiert. Auch wir nutzen Jacken, Taschen und Körperfülle zur großzügigen Reservierung der Sitze. Überall entdeckten wir bekannte Gesichter, winkten ihnen zu oder fädelten uns zum klassischen Gruß per Händedrück aus der Sitzreihe. Relativ bald konnten wir auch die drei reservierten Plätze übergeben. Standhaft hatten wir gekämpft - oder so. Jedenfalls gab es darauf noch eine Tasse Kaffee.

Kurz vor Beginn erfolgte die Ansage, dass der Raum voll sei und man im Nachbarraum per Video am Geschehen teilnehmen könne.

Der Gottesdienst begann. Saisonaler Countdown in weihnachtlicher Stickerei-Optik, ausgeklügelte Lichttechnik und professionelle Musikdarbietungen als Solo, Quartett oder Chor. Teilweise konnte auch die Gemeinde mitsingen. Kernstück des Gottesdienstes stellte ein Poetry Slam dar. Pastor Stefan Hänsch und weitere Sprecher hatten sich weihnachtliche Pullover angezogen und sprachen ihre beeindruckenden Reime zur Weihnachtsgeschichte in Verknüpfung zur Gegenwart und wurden dabei visuell begleitet von Kindern in Schafts-, Königs-, Hirten- und Maria-Josef-Kostümen. Per Video wurde mehrfach ein Leser der biblischen Weihnachtsbegebenheiten eingeblendet.

Die Altersspanne der Gäste lag von Null bis Hundert, die Kleidung von Jeans bis Dresscode Cocktail - und alle waren am Ende zufrieden. Das muss man erstmal schaffen.

Das Programm war sehr abwechslungsreich und hielt die Gäste bis zum Schluss bei der Sache. Beim Verlassen des Hauses trafen wir weitere Bekannte und konnten noch einmal auf den nachgefüllten Plätzchenteller greifen. Sehr schön!

Sonntag, 22. November 2015

JKB Lichtenberg - die Zweite

Wann immer man in der Stadt über die JKB ins Gespräch kommt, gibt es drei gemeinsame Nenner: die Predigt hat Tiefgang und ist praxisrelevant, der Lobpreis ist professionell und gut, Gäste und Interessenten werden aktiv ignoriert.



Nach unserem Besuch im Oktober hatten wir uns entschieden, noch einmal zur JKB zu fahren, gezielt nach Angeboten für Kinder und Jugendliche zu schauen, die Willkommenskultur zu testen und pünktlich zu sein.

Wir waren pünktlich. Es war deutlich leerer als beim letzten Mal - zumindest im Abgleich mit unserer deutlichen Pünktlichkeit. Eine Gruppe junger Erwachsener saß im geschlossenen Kreis einer Sitzgruppe. Die Rücken nach außen gewandt. Ab und zu wurde eine Tür geöffnet, angespannt wirkende Leitungspersonen kamen kurz heraus und verschwanden sogleich wieder. Ein jüngerer Stadtmissionspfarrer mit Glatze trat in den Flur und begrüßte uns freundlich. Von den sonstigen Anwesenden schien uns Vier niemand wahrgenommen zu haben. Wir schauten uns die kreative Wand mit den Dienstbereichen und Mitarbeitern an. Es gab sogar einen Verantwortlichen für Gäste.

Während ich noch überlegte, welche der vielen Namen am besten zu lernen wären, trafen unsere Freunde aus Marzahn ein. Da niemand Notiz von uns nahm, schlenderten wir den Gang entlang und lasen uns die vier großen Plakate mit den Pro und Cons der JKB durch. Auf jedem Plakat klebte unten ein I-like-JKB-Zettel. Neben diesem Zweckoptimismus entdeckten wir viele Punkte, die wir auch aus der Vergangenheit in Gemeinde- und Leitungsstrukturen kannten.

Der Zettel, der das Schmoren im eigenen Saft thematisierte, passte am besten zu unseren bisherigen Erfahrungen mit der JKB. Bereits nach deren Gründung hatten wir einen ersten Kontaktversuch unternommen und waren - vielleicht auch wegen des Kinderwagens - jämmerlich abgeblitzt. Die Predigt und Lobpreis waren damals sehr gut, aber nach dem Gottesdienst verteilten sich alle in irgendwelche Nachbarräume und wir standen etwas deplatziert im leeren Saal.

Obwohl Altersstruktur, berufliche Gegebenheiten und weitere gesellschaftliche Parameter gepasst hätten, war uns unklar, wie der Einstieg in dieses geschlossene Gebilde funktionieren könne. Dass es nicht nur uns so ging, erfuhren wir immer wieder, wenn junge Leute aus der Jugendkirche Marzahn einen Umstieg in die JKB sondierten bzw. sogar in deren Dunstkreis einheirateten. OK, es gab dann einige Events in den JKB-Räumen in Lichtenberg, aber nie einen wirklich tiefen Kontakt. Bis heute fragen wir uns, wie in solch einer Konstellation Wachstum erfolgen kann?

In Vorbereitung des Gottesdienstes wurden am Eingang zum Saal Teelichte verteilt. Wir folgten den Vorgängern, nahmen ein Licht und stellten es neben dem Kreuz in der Mitte des Saales ab. Dann setzten wir uns. Der Saal füllte sich bis auf den letzten Platz. Der geschätzte Altersdurchschnitt lag bei Dreißig.

Es folgten professionelle Ansagen, guter Lobpreis und eine mitreißende Predigt des oben erwähnten Stadtmissions-Pfarrers. Wegen des Ewigkeitssonntages gab er uns jede Menge Tipps zur Vorbereitung auf den eigenen Tod:

1) Lerne die Zeit achten!
2) Lerne Einsamkeit aushalten!
3) Gönnt einander das Leben!
4) Habt füreinander ein gutes Wort!
5) Lerne das Verabschieden!
6) Geht niemals im Streit auseinander!
7) Schaue mindestens einmal im Jahr in die Ewigkeit!

Der Mann wirkte authentisch, stand voll im Lebensalltag und brachte die christliche Botschaft klar auf den Punkt. Sehr gut!

Nach dem Gottesdienst nötigten wir dem Jugendleiter noch ein Gespräch auf. Sein individueller Ausdruck von Begeisterung übertrug sich simultan auf unsere Kinder, so dass deren Entscheidung final berechenbar war. Nun ja, wir fragen bei Gelegenheit mal den JKB-Gründer, mit welchen Tricks man den Zugang zur JKB gewinnt.

Sonntag, 25. Oktober 2015

JKB Junge Kirche Berlin

Die JKB Junge Kirche Berlin besteht ihrem Namen gemäß fast nur aus jungen Familien, Singles und Studenten. Der Lobpreis bedient ein hohes technisches und musikalisches Niveau. Die Predigten vermitteln auf eine gut verständliche Weise nachhaltige Impulse. Die Location in einem Industriegebiet Lichtenbergs kommt Besuchern entgegen, die sich die Gemeinde unverbindlich ansehen möchten.



Die JKB wurde um die Jahrtausendwende von Alexander Garth und seinem mitgebrachten Team in Hellersdorf gegründet und rangiert unter dem Dach der Berliner Stadtmission.

Schon vor zehn Jahren sondierte die Gemeinde einen Umzug Richtung Stadtzentrum und blieb vorerst in einer Dachgeschossetage in Lichtenberg hängen. Vor kurzem zog die JKB in eine Fabriketage in der Herzbergstraße 44. Letztere Aktion war so frisch, dass wir bei unserem Besuchsversuch Ende Oktober erstmal bei der falschen Location landeten und damit die Chance auf das übliche Zuspätkommen hatten.

Zuspätkommen ist bei JKB normalerweise nicht vorgesehen, da der Gottesdienst erst um 16:00 Uhr beginnt. Aber das war ja eine Ausnahme und uns kannte ja theoretisch auch keiner. Es war voll, sehr voll. Frau und Tochter bekamen noch zwei Plätze, mein Sohn und ich blieben hinten stehen.

Anhand der Ansagen erfuhr der unbeteiligte Gast, dass es in den letzten Monaten neben dem Umzug noch weitere Turbulenzen gegeben haben musste. Stress im Leitungsteam und viele Verletzungen. An diesem Nachmittag wurde ein Vakanzvertreter - was für ein Wort - vorgestellt. Die Predigt hielt ein eingeflogener Pastor der Stadtmission. Sehr gute Predigt mit begleitenden Theater-Elementen. Die Geschichte von Jesus im Hause des Pharisäers Simon wurde dadurch sehr plastisch. Die Darstellung von Körperhaltung und Blickrichtungen gaben dem Geschehen einen besonders aussagekräftigen Reiz.

Zwischenzeitlich wurden Stühle hereingetragen und weitere Zuspätkommer setzten sich neben uns. Der Lobpreis war super und wir konnten viele Lieder mitsingen. Am Ende durften die Pünktlichen unter ihre Stühle greifen und einen Segensspruch hervorholen. Wir bekamen den Spruch in einer Losschale gereicht. Nach dem Gottesdienst fand noch ein allgemeines Anstoßen mit und auf den Vakanzvertreter statt. Da es wirklich sehr voll war, verließen wir die Gemeinde mit der Option eines weiteren Besuches.

Dieser sollte gemeinsam mit weiteren Bekannten Ende November stattfinden.

Sonntag, 13. September 2015

Die Kreative im Colosseum

Die Kreative trifft sich sonntags im Kino Colosseum und bietet damit auch auf Anonymität bedachten Gästen einen leichten Zugang. Lobpreis und Predigt enthalten gute Impulse. Die Besucher sind junge Familien, Jugendliche und Singles.



Kreativ ist bereits die Wahl des Ortes: das Kino Colosseum an der Schönhauser Allee. Damit ist die Gemeinde - ähm die Kreative - verkehrstechnisch hervorragend angebunden und für die Hauptzielgruppe aus den Berliner Trendbezirken gut zu erreichen. Die Kreative kannten wir aus diversen Meetings und externen Einsätzen in Marzahn, so dass wir uns auf den ersten Besuch bei ihnen vor Ort freuten.

Der Kinosaal war gut klimatisiert. Der Saal war zu Beginn (10:30 Uhr) ermutigend besetzt. Außer Marc, einem der Leiter, der heute auch predigen sollte, waren wir niemandem aufgefallen. Ähnliches wurde uns auch von anderen Bekannten bestätigt, die sich aktuell auf Annäherungskurs mit der Kreativen befinden.

Lobpreis und Predigt waren gut und gaben mehrere hilfreiche Impulse für unsere aktuelle Situation. Wir schrieben Bibelstellen mit. Während des Gottesdienstes berichteten einige Besucher von ihren Erlebnissen mit Gott und am Ende gab es eine ausgedehnte Gebets- und Segnungszeit vor der Bühne.

Als wir den Saal verließen, hatten wir immer noch die Kaffeebecher in der Hand. Durch den Übergang vom gedimmten Kinosaal zum gleißenden Licht auf dem Flur, übersahen wir fast die am Eingang herumkrabbelnden Babys. Für Kleinkinder war ein separates Programm angeboten worden.

Mit Marc unterhielten wir uns dann noch kurz über seine Predigt, den Segen der Location und den sonntäglichen Aufwand des Auf- und Abbauens. Dann verließen wir das Kino.

Sonntag, 23. August 2015

Apostel-Petrus-Gemeinde im Märkischen Viertel

Die Apostel-Petrus-Gemeinde hat einen deutlichen Bezug zum Märkischen Viertel. Die Predigten haben Alltagsrelevanz und sind inhaltlich wertvoll. Der Lobpreis ist ebenfalls ansprechend. Gäste werden herzlich begrüßt und können nach dem Gottesdienst in der Cafeteria mit den Gemeindeleuten in Kontakt kommen. Die Altersstruktur ist gut durchmischt. 



Der Gottesdienst beginnt um 10:30 Uhr. Eine humane Zeit für Menschen aus einem der größten Neubaugebiete im Norden Berlins. Von Marzahn aus fährt man über Pankow knapp eine halbe Stunde zur APG, wie die Apostel-Petrus-Gemeinde im Märkischen Viertel von Insidern abgekürzt wird.

Die Begrüßung ist herzlich. Unsere Abordnung von sieben Leuten aus Marzahn füllt eine ganze Bankreihe. Pfarrer Swen Schönheit leitet den Gottesdienst mit dem Hinweis ein, dass heute Wolfgang Schulz - ein Mann aus der Wirtschaft - predige. Man wünsche in der APG solche Predigten, da sie mitten aus dem Leben gegriffen seien.

Wolfgang Schulz predigt über Matthäus 14, 22-33. Eine ermutigende und tiefe Predigt über die Begebenheit, wo Jesus auf dem Wasser geht und Petrus ihm entgegen gehen möchte.

Nach dem Gottesdienst reden wir noch kurz mit Pfarrer Swen Schönheit und bedanken uns für die wertvollen Impulse seines Buches "Menschen mit Format: Leiten lernen bei Jesus". Im benachbarten Gemeindecafé treffen wir neben vielen jungen Familien und Kaffee trinkenden älteren Damen auch den heutigen Referenten. Er und seine Familie haben eine lange Gemeindegeschichte hinter sich und wurden durch viele Höhen und Tiefen hindurch in ihrem Glauben gestärkt.

Die APG engagiert sich in ihrer Nachbarschaft, arbeitet eng mit dem CVJM zusammen und setzt sich aktiv für die geistliche Gemeindeerneuerung in der Evangelischen Kirche ein.

Vielen Dank für diese guten Erfahrungen und Gottes Segen!