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Samstag, 14. Januar 2017

Ich bin, wo ich hingehe.

Die geistliche Identität eines Christen wird gerne anhand seiner Zugehörigkeit zu einer bestimmten Ortsgemeinde kategorisiert. Ist das noch zeitgemäß?



Um die Allianzgebetswoche herum wurden wir überproportional oft nach unserer Mitgliedschaft in einer Ortsgemeinde gefragt. Offensichtlich wird es als befremdlich empfunden, wenn nicht sofort ein gelangweiltes "Ich bin bei den Baptisten in Soundso", ein vorsichtiges "Ich bin Katholik", ein nüchternes "Wir sind beim CVJM" oder ein überlegenes "Wir sind jetzt in der Gemeinde auf dem Weg" kommt. Lässt sich doch anhand einer solchen Aussage eine Schublade öffnen, in die der überzogene Charismatiker, der verstaubte Bruder, der Öko-Freak oder der sentimentale Lobpreissänger einzuordnen geht.

Dass wir zurzeit keine Mitgliedschaft vorzuweisen haben, ist in gemeindlichen Vorstellungsrunden nicht vorgesehen. "Aber ihr geht doch in irgendeine Gemeinde oder wart doch irgendwo", wird dann nachgefragt. Bei einem Vortrag der Konrad-Adenauer-Stiftung trafen wir alte Bekannte, die uns nach dem Wiedereinstieg fragten. Als wir ihnen sagten, dass wir nach achtzehn Monaten immer noch keine feste Gemeinde haben, fragten sie ernstlich besorgt nach, ob wir vom Glauben abgefallen seien.

Wir haben es ihm verboten.

Heute Früh las ich in Markus 9,38-41 den bekannten Text, in dem Johannes zu Jesus kommt und ihm erzählt, dass sie einem Mann das Reden und Wirken im Namen Jesu verboten hätten, da dieser nicht ihrer Gruppe "hinterher laufe". Dabei hatte Jesus regelmäßig die Geheilten in ihre vertraute Umgebung zurückgeschickt, dass sie genau dort für ihn aktiv werden.

Dieser Text tangiert unseren aktuellen Erfahrungskontext. Dabei hatte ich 97% meines Lebens in etablierten Strukturen verbracht und mich als Teil dieser Strukturen engagiert und auch partiell darüber definiert. Das Privileg des Großstädters ist ja, dass er sich aus einem riesigen Pool an Gemeinden bedienen und dort anschließen kann, wo er theologisch und personell orchestriert.

Das vereinfacht die schnelle Einordnung des Gesprächspartners. Auf bundesweiten Seminaren oder Freizeiten trifft man aber auch Christen vom Dorf, die so gut wie keine gemeindliche Auswahl haben. Mit ihnen muss man sich dann etwas intensiver beschäftigen, um gemeinsame oder divergente Standpunkte auszuloten.

Schublade

Wie stark die Einordnung anhand der Gemeindezugehörigkeit hinkt, zeigt die personell unerschöpfliche Gruppe der Baptisten. Allgemeine Merkmale sind die gute Willkommenskultur, die Glaubenstaufe und die breite Generationsdurchmischung. Unterschiede zeigen sich jedoch beim Lobpreis, der liberalen bis charismatischen Predigt, der Freundschaft zu Israel versus Kuschelkurs zum Islam und der Zusammenarbeit mit anderen Verbänden. Genau so unterschiedlich denken auch die Mitglieder, deren Erwachsenentaufe in einigen Fällen aufgrund gruppendynamischen oder sachdienlichen Drucks durchgeführt wurde. EFG-Baptisten legen Wert darauf, nicht mit den Southern-Baptists in eine Schublade gesteckt zu werden.

Gemeinden und Transferwachstum

Das Southern-Baptist-Derivat Saddleback entspricht im Erscheinungsbild der Prägung von Berlin Connect, Berlinprojekt oder Mosaik Berlin. Stilistisch lassen sich noch die Kulturwerkstatt Mitte, JKB Treptow oder ICF einbeziehen.

Wegen der ähnlichen Altersstrukturen, ansprechender Predigten, guter Willkommenskultur und vergleichbar professionellem Lobpreis vereinen sich diese Gemeinden zu einem ungeschriebenen Bund, einem stilistisch definierten Pool zeitgemäßer Gemeinden. Mitglieder transferieren in der Regel nur innerhalb dieses Pools und kehren selten in etablierte Gemeinden oder Kirchen zurück.

Das Ausdünnen bestehender Gruppen durch den Weggang in modernere Gefüge wird als "Transferwachstum" bezeichnet. Die Anwendung dieses Begriffes entspricht aber nur bedingt den Tatsachen, da in deren Gottesdienste auch Freunde und Kollegen mitgenommen werden können, ohne dass diese anschließend irritiert die Beziehung kündigen. Der Boden für Neubekehrungen ist hier deutlich besser gedüngt.

Durch Hauskreise und Seminare wird für geistliches Wachstum gesorgt, was im traditionellen Umfeld mitunter einen anderen Stellenwert hat oder in einen anachronistischen Rahmen gepresst wird.

Wachstum in der Beziehung zu Jesus

Wichtiger als das Etikett für die Schnellkategorisierung ist die lebendige und wachsende Beziehung zu Jesus. Wenn Gemeinden dafür den Rahmen bieten und deren Leiter und Mitglieder ein authentisches Vorbild abgeben, ist es fast egal, unter welchem "Confession Branding" das läuft.

Kürzlich traf ich einen Unternehmer, der wegen struktureller Defizite aus seiner evangelischen Freikirche ausgetreten war und nun seine geistliche Nahrung bei der katholischen Kirche vor
Ort bekommt.

Ich bin immer wieder fasziniert, welch eine Tiefe des Glaubenslebens und der Erfahrungen bei Christen zu Tage kommen, wenn man das Vereinslabel übergeht und sich über deren spannendes Erleben in der Beziehung zu Jesus unterhält.

Und wo geht ihr nun hin?

Ein Freund schrieb mir kürzlich ein Mail, worin er noch einmal ausführlich die Gründe für die Mitgliedschaft in einer Ortsgemeinde darlegte. Die Argumente kannte ich nur zu gut und kann diese vom Prinzip her unterstreichen. Allerdings betrachte ich das Reich Gottes inzwischen deutlich umfänglicher als nur bis zum Tellerrand des verorteten Clubs.

Auch ohne Unterschrift auf einem Eintrittspapier sind wir geistlich versorgt und von ehrlichen Korrektive umgeben. Wir erleben intensive christliche Gemeinschaft mit Freunden, die unterschiedlichsten Gemeinden oder Werken angehören. Während wir früher in sonntäglicher Betriebsamkeit und quer durch die Woche im ekklesiastischen Mikrokosmos rotiert hatten, stehen nun die Kapazitäten für den eigentlichen Beziehungsteil und das weite Reich Gottes zur Verfügung.

Auch als Teil einer Ortgemeinde hatte ich geistliche Nahrung eher "im Kämmerlein" oder in Kleingruppen aufgenommen und im größeren Kreise wieder abgegeben. Mitgliedschaft ersetzt nicht die Pflege der persönlichen Beziehung zu Jesus.

Da insbesondere für unsere Kinder eine feste Anlaufstelle wichtig ist, wird es wohl auch bei uns wieder auf den Einstieg in eine Bestandsgemeinde oder die Mitarbeit in einer Neugründung hinauslaufen. Dazu aber mehr, sobald es spruchreif ist.

Sonntag, 8. Januar 2017

Dorfkirche Marzahn mit jugendlichem Charme

Der Jahreswechsel ging auch mit dem Wechsel des Pfarrers der Dorfkirche Marzahn einher. Heute besuchten wir den Gottesdienst anlässlich der Einführung von Lucas Ludewig in Alt-Marzahn.



Frederik Spiegelberg war nur ein knappes Jahr in der Dorfkirche Marzahn. Bei mehreren Anlässen hatten wir ihn erlebt und dabei festgestellt, dass seine Altersparameter nur bedingt mit dem jeweiligen Kontext korreliert hatten. Von daher ist es verständlich, dass er in die Jugendpfarrstelle Berlin-Nordost wechselt.

Sein Nachfolger in Alt-Marzahn heißt Lucas Ludewig. Er ist frisch gebackener Pfarrer und hatte bereits durch einen Gottesdienst mit Star-Wars-Analogien für Schlagzeilen gesorgt. Mit seiner Social-Media-Affinität ist er sicher der passende Mann für die demografischen Gegebenheiten der Nachbarschaft.

Lucas Ludewig ist einunddreißig und stand heute mit zwei weiteren Herren vor dem Altar, die ebenfalls schwarze Gewänder trugen, aber offensichtlich nicht zur "dunklen Seite der Macht" gehörten. Das war daran zu erkennen, dass sie keinen markanten Plastikhelm mit Beatmungsfunktion trugen. Statt dessen war ihr Kragen mit jeweils zwei weißen lutherisch geschnittenen Beffchen versehen. Einer der Herren war Frederik Spiegelberg, einer Lucas Ludewig und der Dritte war Pfarrer Hartmut Wittig aus Hellersdorf. Im Publikum saß unter anderem auch Pfarrerin Katharina Dang aus Marzahn-Nord. Sie hob sich mit ihrem roten Mantel vom amtlichen Schwarz ab.

Apropos Publikum: Etwa achtzig Gottesdienstbesucher zählten wir in der gut geheizten Kirche. Darunter waren auch mehrere Familien und Mittvierziger. Ein Trend, der durch Frederik Spiegelberg wohl auch unter Einbeziehung des evangelischen Dorf-Kindergartens angestoßen wurde Der heute neu eingesetzte Gemeindekirchenrat (GKR) machte mit seiner Altersstruktur ebenfalls einen frischen Eindruck.

Eingebettet in eine umfangreiche Liturgie war die relativ kurze Predigt des scheidenden Pfarrers. Er sprach über Mt 4, 12-17, wo Jesus von der Verhaftung des Täufers Johannes erfährt, dann durch Galiläa zieht und die dortigen Bewohner zur Änderung ihres Lebensstils aufruft. Er hatte wieder eigene Gedanken und Beispiele eingebaut. Wie wir aus den anschließenden Dankesreden erfuhren, konnte gerade diese persönliche Note in den Predigten als wichtiger Faktor zum Wachstum der Gemeindemitglieder beitragen.

Damit Gemeinde und neuer Pfarrer gleich wissen, wie diese mit dem GKR interagieren, wurden mehrere Grundsatzpapiere verlesen. Demnach geht es in der Dorfkirche Marzahn sehr demokratisch zu. Der Pfarrer hat gewisse Aufgaben wie Taufen, Abendmahlsausgabe und Predigten zu erfüllen und ansonsten alles in enger Zusammenarbeit mit GKR und Gemeinde zu leisten. Kraft seines Amtes ist er gleichberechtigter Teil der "Ältesten". Frederik Spiegelberg untermauerte das Gesagte noch mit einem Zitat aus dem fünften Kapitel des ersten Petrusbriefes, worin es um den vorbildhaften Umgang mit der "Herde" geht.

In den Grundsatzpapieren war neben der Verantwortung des GKR für eine biblische Predigt auch das Recht verankert, die Gottesdienstzeiten zu ändern. Das wäre angesichts einer jüngeren Zielgruppe eine wichtige Maßnahme. Neun Uhr war auch für uns heute sehr herausfordernd, zumal wir erst um drei von einer Geburtstagsparty nach Hause gekommen waren.

Jugendlicher Charme manifestierte sich dann auch nach dem Segen. Mit Orgel und Blasinstrumenten wurde das Muppets-Lied gespielt, während die drei Pfarrer und der GKR würdevoll zum Ausgang schritten.

Samstag, 31. Dezember 2016

Gottesdienst der Schausteller in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche

Durch eine Presseinformation wurde ich gestern Nachmittag auf einen Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche aufmerksam gemacht. Der Jahresabschlussgottesdienst der Schaustellerinnen und Schausteller hat wohl schon Tradition an diesem Ort.



"Ach hier war das", der zweite gediegene Herr mit Mantel und Brille nickte, während beide auf das Kerzenmeer in der großen Lücke zwischen den Weihnachtsmarkt-Buden schauten. Wir eilten an ihnen vorbei. Es war zwar noch genügend Zeit, aber wir wussten ja nicht, wie gut der Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche besucht sein wird.

Im Eingangsbereich wurden die Gäste von Verantwortlichen des Schaustellerverbandes begrüßt. Ein Mitarbeiter drückte uns ein Programmheft in die Hand. Der Saal war noch recht leer, so dass wir relativ weit vorne Platz nehmen konnten. Auf dem Altar waren eine Bibel, ein Kreuz, zwölf Kerzen und Abendmahlsgeschirr symmetrisch angeordnet. Darüber schwebte eine segnende Jesus-Figur in goldenem Glanz.

Jahresschlussgottesdienst Schausteller Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche
Jahresschlussgottesdienst der Schausteller in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche


Innerhalb der nächsten halben Stunde füllte sich der Saal mit Leuten, die sich offensichtlich kannten und teilweise sehr herzlich begrüßten. Einige waren in Schwarz erschienen, um sich optisch mit ihren Kollegen und Kunden des Weihnachtsmarktes am Breitscheidplatz zu solidarisieren. Als die Orgel erklang, erhob sich die Gemeinde. Durch den Mittelgang schritten katholische und evangelische Pfarrer sowie Entscheidungsträger aus Regionalpolitik und Wirtschaft. Sie stellten zwölf weitere Kerzen auf den Altar.

Das gemeinsame Eingangslied "Von guten Mächten wunderbar geborgen" hatte heute eine ganz besondere Bedeutung. Dietrich Bonhoeffer hatte den Text 1944 geschrieben und erlebte den darauf folgenden Jahreswechsel nicht mehr. Beim Jahresschlussgottesdienst der Schausteller im letzten Jahr hätte wohl niemand damit gerechnet, dass wenige Meter neben der Gedächtniskirche zwölf Menschen aus dem Leben gerissen werden. Sie konnten den Heiligabend 2016 nicht mehr erleben.

Jahresschlussgottesdienst Schausteller Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche
Jahresschlussgottesdienst der Schausteller in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche


Auch der Predigttext zur Jahreslosung 2016 "Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet" aus Jes 66,13 bekam angesichts der vorweihnachtlichen Ereignisse eine ganz neue Bedeutung. Gedächtniskirchen-Pfarrer Martin Germer nahm die Zuhörer emotional in den Text hinein und ermutigte auch die harten Männer des Schaustellergewerbes, Tränen zuzulassen und professionelle Hilfe bei der Bewältigung von Trauer, Schlaflosigkeit und Angst zu suchen. Martin Germer ging aber auch auf die Ursprünge des Textes und die damalige Situation des Volkes Israel ein.

Besonders beeindruckend war die Instrumentalbegleitung von Andreas Uhle, der bei einem der Orgelstücke mit einer Aida-Trompete vor dem Altar stand. Warum nur musste ich unentwegt an die sieben Engel mit den Posaunen aus Off 8,2 denken, die in den Offenbarungskapiteln acht bis elf zum Einsatz kommen?

Nach dem Abendmahl, übrigens mit Weißwein, kam Circus- und Schaustellerseelsorger Torsten Heinrich (EKD) zum Einsatz. Er gab einen Ausblick auf die Jahreslosung für 2017: "Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch". Der Vers steht in Hesekiel 36,26 und wurde in einer Zeit verfasst, die die Israeliten in der babylonischen Verbannung zubrachten, die sie sich maßgeblich durch ihr Desinteresse an Gott eingebrockt hatten.

Jahresschlussgottesdienst Schausteller Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche
Jahresschlussgottesdienst der Schausteller in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche


Der Segen wurde gemeinschaftlich evangelisch und katholisch gesprochen. Die Kollekte war für die Konfirmanden der Circus- und Schaustellerseelsorge gedacht. Die Kinder und Jugendlichen von Eltern dieser Branche sind ja besonders durch ständige Wohnortwechsel herausgefordert. Mein Sohn flüsterte mir zu, dass das ja gar nicht so dramatisch sei, wie man an unserer guten geistlichen Versorgung durch divergente Gottesdienstbesuche sehe.

Am Ausgang gab es Kerzen mit der Jahreslosung. Einige dieser Kerzen fanden sich anschließend im Meer der Kerzen an der provisorischen Gedenkstätte zwischen den Weihnachtsmarkt-Buden wieder.

Dienstag, 27. Dezember 2016

Migrationskirchen in Berlin

In den letzten eineinhalb Jahren hatten wir über sechzig verschiedene Gemeinden besucht und in diesem Blog beschrieben. Darunter waren auch Gemeinden mit starken afrikanischen, russischen oder internationalen Akzenten. Der Gemeinsam für Berlin e.V. hat nun eine Webseite aufgesetzt, die der starken Zuwanderung nach Berlin Rechnung trägt.



Beim Besuch von Gemeinden mit internationalem Mitgliederschwerpunkt stellten wir fest, dass das nur bedingt auf unsere kulturellen Bedürfnissen adaptierbar ist. Auch wenn wir in der Regel sehr herzlich aufgenommen wurden, fanden wir bei Gottesdienstelementen, den aktuellen Themen oder dem Frömmigkeitsstil zu wenige Anknüpfungspunkte, die eine tragfähige Langzeitgemeinschaft möglich gemacht hätten.

Gleich und Gleich ...

Dass dieses Empfinden auf Gegenseitigkeit beruht, stellten wir bereits Anfang der 1990er Jahre fest, als viele Russlanddeutsche nach Berlin kamen und nur wenige von ihnen in etablierten Gemeinden Anschluss fanden. Integration ist zwar in aller Munde, gestaltet sich jedoch in der Praxis schwieriger als gewünscht. So finden sich ethnisch und konfessionell harmonierende Gruppen und gründen neue Gemeinden in der Stadt, die wiederum einen klaren Zielgruppenfokus aufweisen.

Um Suchenden das Finden leichter zu machen, hat Gemeinsam für Berlin nun die Webseite Migrationskirchen-in-Berlin.de aufgesetzt, die die einzelnen Gemeinden und Kleingruppen nach Sprache, Nationalität und Konfession bzw. geistlicher Prägung katalogisiert.

Französisch, Farsi, Filipino

Wer zuwandert und Farsi spricht, kann diese Sprache anklicken und bekommt darauf fünf Gemeinden in Berlin angezeigt. Koreaner haben eine deutlich größere Auswahl. Ihnen werden evangelische Freikirchen, Pfingstgemeinden und eine römisch-katholische Gemeinde präsentiert. Während sich die Koreaner stark auf die City konzentrieren, bewegen sich russische Gemeinden eher auf die nördliche und östliche Peripherie zu. Franzosen haben fünf relativ zentral gelegene Anlaufstellen, die von acht portugiesisch sprechenden Gemeinden umringt sind.

Die Karte zeigt diverse europäische Sprachgemeinden von ungarisch über norwegisch, schwedisch, serbokroatisch, holländisch und polnisch bis hin zu finnisch. Philippiner, Vietnamesen, Japaner, Chinesen, Mongolen, Tamilen und weitere Asiaten versammeln sich großflächig in Berlin. Araber, Kopten, Aramäer, Syrer ziehen sich mit vierzehn Standorten geografisch betrachtet in Bananenform zwischen Tegel und Grunewald über die Stadt.

Wie zu erwarten war, haben Menschen mit Zuwanderungsgeschichte und gleichzeitigen Kenntnissen der englischen Sprache die größte Auswahl bei etwa dreißig im Portal registrierten Anlaufstellen. Beim Besuch einiger dieser Gemeinden konnten wir einen hohen Grad des Integrationspotenzials feststellen.

Weitere Infos

Bei einigen der Sprachen kann weiter geklickt werden, so dass sich einzelne Denominationen aufklappen und Einzelgemeinden sichtbar werden. Klickt man weiter, werden Gottesdienstzeiten und zusätzliche Informationen sichtbar. Ein sehr praktisches und gut navigierbares Webangebot zum schnellen Auffinden einer eventuell passenden Gemeinde. Die finale Entscheidung kann ohnehin erst nach einem Besuch vor Ort getroffen werden.

Samstag, 15. Oktober 2016

5777 - 58 - 15 und die persönliche Zahlenbedeutung

Im Rahmen der Berufswahl hatte ich damals zwei Hauptinteressen ermittelt: Kunst und Mathematik. Da ich die Schaffung von Ölgemälden mit röhrendem Hirsch in der Farbe der Couch-Garnitur ablehnte, entschied ich mich für die andere Schiene und begann eine IT-Ausbildung. Das ist jetzt über dreißig Jahre her. Zur Halbzeit meldete ich ein Gewerbe an und entwickle seitdem individuelle Softwarelösungen. Logik und Zahlen spielen dabei eine große Rolle. Deshalb bin ich auch immer wieder von der Logik und Schlüssigkeit der Bibel fasziniert.



Kürzlich fragte meine Frau in einem Einstellungstest für Azubis nach ihrer Assoziation zur Zahl 28. Die verblüffende Antwort war mehrfach: "BH". Kaum hatte sie uns das beim Abendbrot erzählt, wurden meine gematrischen Ambitionen reaktiviert. Wenn sich also jemand ein Autokennzeichen mit der Zahlenkombination "1888" oder "8818" reserviert, könnte man davon ausgehen, dass es sich um einen Fan des Dritten Reiches handelt, da die Umschrift "AHHH" oder "HHAH" lautet und damit einschlägige Abkürzungen seines Glaubensbekenntnisses darstellt. "Kirche43" konnte gar nicht mit diesem Namen als Verein angemeldet werden, da eine tiefere Botschaft in der "43" alias "DC" vermutet wurde. Dabei ging es nur um die letzten beiden Stellen der damaligen Postleitzahl.

Jahr 5777

Beim FBG-Gebet war zu erfahren, dass in Israel das Halljahr begonnen habe. Dort schreibt man gerade das Jahr 5777. Nimmt man die letzten drei Stellen des Jahres, erhält man eine 777, die drei Mal die Vollkommenheitszahl 7 aneinanderreiht.

In der Offenbarung spielt die Zahl 7 eine besondere Rolle: sieben Sterne, sieben Leuchter, sieben Schreiben, sieben Gemeinden, sieben Engel der Gemeinden, sieben Siegel, sieben Schalen, sieben Posaunen, sieben Donner (Off 10,4) und sieben Geister Gottes. Letztere werden vier Mal erwähnt (Off 1,4, Off 3,1, Off 4,5 und Off 5,6). Die 4 taucht auf bei den vier lebendigen Wesen (Off 4,6-8), den vier Reitern (Off 6,1-8), den vier Engeln an den vier Enden der Erde, die die vier Winde festhalten (Off 7,1). 3, 12 und 24 sind ebenfalls wichtige Zahlen in der Bibel, die gelegentlich durch Multiplikation erzielt werden. So entsteht die 12 aus 3 mal 4 und die 24 aus der Verdoppelung von 12. 12 mal 12 ergibt 144, was sich bei 12.000 Personen aus jedem der 12 Stämme Israel auf 144.000 Personen multipliziert (Off 7,4-8).

Bei einem Lesedurchgang der Schlachterbibel hatte ich mal aus Spaß die Jahreszahlen mitgerechnet und war bis zum Jahr 3604 gekommen. Das war das Jahr, in dem König Jojachin begnadigt wurde (2. Kön 25,27). Rechnet man dann mit den 561 Jahren des Regierungsbeginns des Nebukadnezar-Nachfolgers Evil Merodach das Jahr der Geburt Jesu aus, kommt man auf 4165. Demnach müssten wir jetzt im Jahr 6181 nach Weltschöpfung leben. Laut dem jüdischen Kalender wird die Geburt Jesu auf das Jahr 3761 datiert.

400 Jahre verschluckt

Woher kommt die Differenz von über 400 Jahren? Das war mir bis heute unklar. Allerdings gibt es Google. Und Google sagt, dass die jüdische Chronologie anders mit den 430 Jahren in Ägypten (Ex 12,40) umgeht und die Zeit auf 139 Jahre kürzt. Der Rest der Jahre wird von den Rabbinen durch angeblich durchgeführte Erlassjahre kompensiert, obwohl davon nichts in der Bibel berichtet wird. Wichtige Zeitmarken zur Berechnung des jüdischen Kalenders sind die Standzeiten der beiden Tempel. Wer den Talmud (z.B. Bawa mezia 59a/b zu Ex 23,2) gelesen hat oder die Wortverdrehung in der Auseinandersetzung zwischen Jesus und dem amtierenden Klerus kennt, kann von einer durchaus individuellen Auslegung der Schrift ausgehen.

7000 Jahre und weitere Zahlen

Die sieben Tage der Weltschöpfung in Verbindung mit Ps 90,4 und 2. Pt 3,8 (1000 Jahre sind bei Gott wie ein Tag) bestärken die Vermutung, dass die gesamte Weltzeit 7000 Jahre beträgt. Laut Off 20,1-6 wird es am Ende eine Art Sabbath-Jahrtausend geben. Damit schließt sich der Kreis zum Schöpfungsbericht.

Interessant ist vielleicht noch, dass Abraham 1948 nach Weltschöpfung geboren worden war und auch der Staat Israel in seiner heutigen Form im Mai 1948 unserer Zeitrechnung gegründet wurde.

Die Sintflut fand 1656 statt und raffte auch Noahs Opa, den sprichwörtlichen Methusalem, im Alter von 965 fort. Noahs Vater war bereits fünf Jahre vorher gestorben. Noah war übrigens der erste Nachkomme Adams, der diesen nicht mehr persönlich hätte kennen können, da er erst 126 Jahre nach dessen Ableben geboren wurde. Das erklärt auch die Aussage seines Vaters Lamech (Genesis 5,29), Noah solle als Trost bezüglich des durch Adam initiierten Stresses bei der Bearbeitung des Ackerbodens dienen. Übrigens wird in diesem Vers auch erstmalig in der Bibel der Gottesname JHWH von einem Menschen ausgesprochen. Der Name JHWH wird erstmalig in Genesis 2,4 erwähnt.

Der Exodus aus Ägypten hatte nach der simultanen Mitrechnung 2668 begonnen. Josua war 2708 mit dem Volk über den Jordan geschritten. David wurde 3074 geboren und startete seine Regierung 3104 in Hebron, zog 3111 nach Jerusalem um und regierte dort bis 3144. Wer auch immer das jetzt noch wissen wollte. Der jüdische Kalender datiert den Exodus auf das Jahr 2448.

David und die Quersummen

Die Lücke von 400 Jahren entstand bei meiner Mitschrift in der Zeit der Bücher Josua und Richter, lässt sich aber anhand der Genealogie von David rekonstruieren, so dass ein Exodus im Jahr 2668 plausibel ist. Der Name David (דוד) ergibt übrigens die gematrische Quersumme 14, was in Mt 1,17 eine große Rolle spielt. Dort wird von drei mal 14 Generationen von Adam bis Jesus geredet.

Man kann aber auch gematrische Quersummen zu außerbiblischen Dingen wie VOLVO (וולוו) mit dem Zahlenwert 54 oder Angela Merkel (אנגלה מרקל) mit dem Zahlenwert 459 oder Donald Trump (דונלד טראמפ) mit der Quersumme 1144 bilden. Auf diese Art wird wohl auch der Antichrist aus Off 13,18 berechnet.

Der Church Checker (בדוק הכנסייה) hat eine Quersumme von 272 und BMW summiert sich auf 48. Rechnet man noch ein Jod für die BMWi-Modelle (i3 und i8) hinzu, kommt man auf 58. Die 58 tritt zwar in der Bibel kaum als Zahl in Erscheinung, hat aber für uns eine besondere Bedeutung.

58 Gemeinden in 15 Monaten seit dem 15. Juli 2015

Die Zahl 15 würde im Hebräischen theoretisch aus Jod und He (10+5) gebildet werden, ist aber untersagt, da das die ersten beiden Buchstaben des Gottesnamens sind. Deshalb setzt sich die 15 aus Tet und Vav (9+6) zusammen.

In den vergangenen 15 Monaten hatten wir insgesamt 58 Gemeinden an unterschiedlichen Standorten besucht. Die Gottesdienste hatten uns im Glauben und im Alltag voran gebracht und aktuelle Fragstellungen beantwortet. Hinzu kamen noch diverse Sonderveranstaltungen mit dem Gesprächsforum Leben + Glauben, der Evangelischen Allianz, Gemeinsam für Berlin, der Internetmission Berlin, der FBG, der IVCG oder Männertreffen mit Team.F, Eben Ezer und der EFG Oberkrämer. Der Vernetzungsgrad ist gigantisch.

Wir sind nachhaltig beeindruckt, welch ein feines, breites und geistlich lebendiges Netz der "Gemeinschaft der Heiligen" sich über die Stadt gelegt hat. Überall treffen wir alte Bekannte und lernen neue Leute kennen. Und so manch ein Gemeindekonstrukt wäre gar nicht in dieser Effektivität entstanden, wenn sich nicht vorher andere Konstrukte aufgelöst hätten. Das entspricht den biblischen Prinzipen von Apg 8,1 oder Lk 13,6-9 oder Joh 15,2. Und da war sie wieder: die Fünfzehn.

Sonntag, 18. September 2016

Dorfkirche Marzahn mit Taufe und Wahl

Die Dorfkirche Marzahn ist eine der bekanntesten Kirchen im Stadtbezirk. Zusammen mit der Marzahner Mühle dominiert sie den historischen Ortskern, welcher auch als Alt-Marzahn bekannt ist. Der Pfarrer der Dorfkirche war zu einer Zeit geboren, als die ersten Plattenbauten in Marzahn zusammen gesetzt wurden. Der Gottesdienst findet sonntags um 9:00 Uhr statt.



Aus Zeitgründen hatten wir heute einen frühen Gottesdienst in der Nähe gesucht und waren dabei auf einen Taufgottesdienst in der Dorfkirche Marzahn gestoßen. Taufe ist immer gut und stellt nach Römer 6,1-14 einen geistlichen Geburtstag dar.

Da wir die Effizienz von zwei möglichen Fußwegen testen wollten, teilte sich unsere Familie auf und eilte über Hauptverkehrs- und Kopfsteinpflasterstraßen. An den Laternen hingen Wahlplakate. Das Ergebnis war, dass beide Wege gleich schnell zum Ziel führten. So trafen wir etwa fünf Minuten vor Beginn an der Kirche ein und setzten uns in eine der vorderen Bankreihen.

Eine Minute vor Beginn strebte ein älteres Ehepaar auf unsere Bankreihe zu und durchbohrte Frau und Kinder mit einem nicht ganz bibelkonformen Blick: Hier gibt es Stammplätze! Das hatten wir zwar geahnt, aber nicht eindeutig erkennen können, da weder Namensschilder noch Badehandtücher ausgelegt waren. Badehandtücher mit gesticktem Gemeindelogo und Namenszug wären eine Marktlücke für christliche Versandhäuser und Büchertische.

Punkt neun dröhnte der erste Orgelton durch die Kirche. Wir zuckten zusammen. Die Frau neben mir justierte ihr Hörgerät nach. Der Gottesdienst hatte begonnen. Mit Orgelbegleitung wurden viele altbekannte Gemeindelieder gesungen. Im Wechsel dazu lief die übliche Liturgie mit Epistel, Predigttext und Gebeten ab.

In der Predigt ging es um Römer 10,9-15 mit dem Fokus auf Glauben und dem Reden darüber. Die Wahrnehmung der auf die Existenz Gottes hinweisenden Umwelt war einer der Punkte. Es ging um Glauben im Sinne von unrealistischer Vermutung versus Vertrauen und um Prediger, die einen kleinen geistlichen Samen ausstreuen, der Jahre später Frucht trägt.

Der Gottesdienst war nach weniger als einer Stunde zu Ende. Am Ende erfuhren wir auch, dass die Taufe abgesagt worden war. Schade!

Also spazierten wir durch Alt-Marzahn und liefen an den bunten Plakaten vorbei zum Wahllokal. Auf den Fußweg war "NO AFD" oder "SPD", "SPD", "SPD" gesprüht worden. Als ich an einen der Spitzenkandidaten dachte, den ich aus dem beruflichen Zusammenhang kannte, fiel mir ein neues Wort ein: Rudimentärkompetenz. Meinem Alter entsprechend wären jetzt eigentlich schon fast die "Grauen Panther" zu wählen. Aber nur fast, lieber wähle ich vorher noch einen schwarzen oder silbernen Jaguar.

Sonntag, 11. September 2016

Frauenkirche Dresden

Noch vor dem ersten Kreuzzug wurde am südlichen Elbufer eine Missionskirche erbaut, auf deren Platz heute die berühmte Dresdner Frauenkirche steht. Die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Kirche diente für 48 Jahre als Mahnmal und wurde zwischen 1993 und 2005 wieder aufgebaut. Seitdem wird sie vorwiegend von Musikliebhabern und Touristen frequentiert. Es gibt aber auch jeden Sonntag um 11:00 Uhr einen Gottesdienst.



Ein Kochkurs mit dem BMW Excellence Club hatte uns an diesem Wochenende nach Dresden geführt. Acht Stunden Lebensmittelkunde, Kochen und Servieren mit Sternekoch Benjamin Biedlingmaier und der simultane Genuss des selbst gekochten 6-Gänge-Menüs zusammen mit den entsprechenden Weinen bis kurz vor Mitternacht hatten Einfluss auf die Planung des nächsten Morgens. Ein Gottesdienstbeginn um 11:00 Uhr in der Frauenkirche Dresden kam uns dabei sehr gelegen.

Gegen 9:00 Uhr waren wir im Frühstückssaal erschienen und trafen dort die Akteure des gestrigen Kochkurses wieder. Freundlich und frisch gingen sie ihrer Tätigkeit nach und wirbelten durch Saal und Küche. Wir regelten noch die letzten Formalitäten und liefen dann durch die sonnige Neustand vorbei am güldenen August und über die Elbbrücke zur Frauenkirche.

"Money follows Passion", fiel uns zum aktuellen Erscheinungsbild der Frauenkirche ein. Etwa zwanzig Menschen hatten 1989 den Stein zum Wiederaufbau ins Rollen gebracht und kurz darauf auch die Evangelisch-Lutherische Landeskirche und das Land Sachsen für das Projekt gewonnen.

An den zwei geöffneten Zugängen wurde explizit und mehrsprachig auf einen Gottesdienst hingewiesen. Das sollte Touristen und Musikliebhabern unmissverständlich mitteilen, dass es während der nächsten Stunde einen durch Predigt und Gebete durchbrochenen Musikgenuss geben werde. Ein Herr Rostig mit weißem Hemd drückte uns einen Ablaufplan in die Hand. Alle Lieder, liturgischen Texte und Bibelstellen waren dort abgedruckt. Sehr gut!

Da die Kinder nicht dabei waren, konnten wir endlich mal wieder weit vorne sitzen. Reihe 5 direkt hinter den Sitzplätzen, die Jutta Heidemann gesponsert hatte. Den Blicken der nach uns kommenden Gäste war zu entnehmen, dass es hier wohl Stammplätze gibt, die nun leider durch Reisende aus Berlin besetzt waren. Das Kirchenschiff wurde im Gegensatz zu den Emporen sehr voll. Dann wurden die Türen geschlossen.

Auf der Bühne tat sich einiges. Ein Chor marschierte durch zwei verzierte Barocktüren neben dem Altar ein. Ein Kirchenorchester nahm zwischen Kanzel und Chor Platz und der Dirigent übte sich während des Gottesdienstes im Multitasking. Die sportliche Statur hatte er sich wohl bei den mehrfachen Wanderungen zwischen Bühne und Orgel angeeignet. Die Orgel befand sich auf Höhe der zweiten Empore in der Wolkenlandschaft des Altarbildes. Der erste Teil des Gottesdienstes wurde auf sehr hohem Niveau klassischer Musik gestaltet.

Erst nach zweimaligem Umblättern des Begleitheftes erblickte der aufmerksame Leser unten rechts den Punkt "Predigt / Sermon" zu 2.Timotheus 1, 7-10. Auf genau diesen Moment hatten zahlreiche Besucher gewartet. Mit einem hörbaren Knarzen der Holzbänke entfernten sich Klassikfreunde und Touristen. Nachdem die Türen wieder geschlossen waren, redete Pfarrer Sebastian Feydt über den Timotheus-Text. Sein roter Faden ging am Text entlang und es wurden immer wieder Bezüge zum Alltag hergestellt. "Von Gott geht kein Geist der Furcht aus", formulierte er den Vers nach und gab uns einen Einblick in die Wortbedeutung des Urtextes. Ich betete unentwegt für den Mann auf der Kanzel und meine Frau war sehr angesprochen.

Es folgten weitere liturgische Elemente, bei denen auch die Musiker mit den Blasinstrumenten zum Einsatz kamen. Glaubensbekenntnis, Fürbitte, Vaterunser und Segen rundeten den Gottesdienst ab. Als wir vor die Kirche traten, hatte sich dort bereits eine sehr lange Schlange von Touristen gebildet, die leider die Information verpasst hatten, dass Gott uns einen Geist der Kraft, der Liebe und der Weisheit geschenkt hat.

Wir schlenderten durch die Dresdner Altstadt, über die Elbe und durch einige Hinterhöfe der Neustadt und erfuhren im Hotel, dass schon alle anderen Teilnehmer des Kochkurses abgereist waren. So holten wir unsere Koffer und reisten ebenfalls ab. Dresden ist immer mal wieder eine Reise wert.

Sonntag, 28. August 2016

JKB Treptow im Filmpalast Astra Johannisthal

Die JKB Treptow trifft sich in einem Kino am Sterndamm. Der Gottesdienst wird mit einem Brunch eingeleitet und auch danach ist Zeit zum Austausch im JKB Café. Der Lobpreis ist rockig und ansprechend. Die sehr integrative Willkommenskultur schafft für Gäste, Freunde und Bekannte einen schnellen Zugang zur Gemeinde.



Die Webseite wirkte sehr einladend, so dass wir gleich nach der Sommerpause einen Besuch in der besonderen Gottesdienst-Location der JKB Treptow vorgesehen hatten. Die Gemeinde trifft sich im Kino Astra am Sterndamm in Johannisthal. In diesem Kino hatte ich als Grundschüler diverse Filme gesehen und wenige Hausnummern weiter in einer Altbauwohnung mit Ofenheizung gewohnt, bevor wir 1995 nach Marzahn umgezogen waren. Die benachbarte Königsheide und Baumschulenweg waren die Orte meiner Kindheit. Somit fühlte ich mich heute sehr mit dem Kiez verbunden und freute mich, dass hier solch ein reges christliches Leben wächst.

Es war uns nicht wirklich klar, wie ein Brunch in nur einer halben Stunde zu absolvieren sei. Deshalb frühstückten wir zu Hause und peilten eine Ankunftszeit von 10:45 Uhr an. Alles lief nach Plan. Sogar ein Parkplatz vor dem Eingang des Kinos war frei. Als wir in den Vorraum traten, saß eine Frau mit Kreuz-Kette an der Kasse. Zwei junge Leute unterbrachen ihr Gespräch und kamen auf uns zu. Wir stellten uns gegenseitig vor und wechselten die ersten Worte über den Brunch und die Alleinstellungsmerkmale der Gemeinde. Auf dem Weg zum Kaffee sprachen uns weitere Gemeindemitglieder an und luden insbesondere unsere Kinder zu den altersspezifischen Aktionen ein.

Auf diese Weise war die Zeit bis zum Gottesdienstbeginn schnell verflogen und wir begaben uns zum Kinosaal 1. Dort wurden alle Besucher mit Bonbons begrüßt. Das Licht war gedimmt und die Bühne farblich ausgeleuchtet. Statt des akademischen Viertels reichen in Johannisthal fünf Minuten als Pufferzeit für entschleunigte Gäste. Über die Kinoleinwand flimmerte ein gut geschnittener Video-Countdown.

"Großer Gott, wir loben dich" wurde heute in einer bisher ungehörten Blues-Interpretation mit Gitarre, Bass und Schlagzeug vorgetragen. Die Bandperformance gefiel mir sehr gut. Mein Sohn war nur etwas verwundert über die weibliche Besetzung des Schlagzeugs.

Carolin aus der JKB Lichtenberg hielt eine Predigt zur Themenkombination von Sabbat und Gebet. Hinderlich für Gebet sei der allgemeine Leistungsdruck, der leider auch das persönliche Selbstbild tangiere. Der damit verbundene Aktionismus beschäftige uns so sehr, dass wir sogar die leisen Warnungen unseres Körpers überhören und mit einem "geht noch" weiter das Hamsterrad drehen. Carolin stellte mehrere Bücher vor, unter anderem "Der Klang" von Martin Schleske, worin es um das Hören und Reagieren auf das Reden Gottes gehe, insbesondere wenn mal wieder ein "geht noch" gegengehalten werde.

Der Hauptteil der Predigt beschäftigte sich damit, das Gebetsleben zu reaktivieren. Dazu könne man kontemplative Methoden wie Textiterationen, Rückzug ins Kämmerlein, einen Spaziergang oder das Sitzen im Café nutzen. Die JKB habe auf einer aktuellen Sommerfreizeit sehr gute Erfahrungen mit verschiedenen Methoden der Reanimation des persönlichen Gebetes gemacht.

Nach Kollekte, Lobpreis, Vaterunser und Segen verließen wir den gut klimatisierten Saal und schlenderten durch den Empfangsbereich des Filmpalastes Astra. Die Einstellung unserer normgerechten blauen Parkscheibe passte noch in das Zwei-Stunden-Limit. Johannisthal hat sich positiv entwickelt in den letzten zwanzig Jahren. Schön, dass sich das nicht nur auf die Bausubstanz, sondern auch auf das geistliche Leben bezieht.

Sonntag, 21. August 2016

CKB City Kirche Berlin mit Volkhard Spitzer

Die CKB City Kirche Berlin International befindet sich in der Nähe des Funkturms und ist daher aus sämtlichen Ecken Berlins gut erreichbar. Der Gottesdienst beginnt um 13:00 Uhr, wird auf diversen TV-Kanälen übertragen und ist wegen der tiefgehenden Predigt auch für Freunde und Bekannte geeignet.



Die CKB City Kirche Berlin International befindet sich an einem verkehrstechnisch gut angebundenen Punkt in der Stadt. Umgeben ist das Haus der St. George Kirche von einer namhaften Nachbarschaft wie dem Funkturm, dem Messegelände, der Residenz des pakistanischen Botschafters, dem Olympiastadion, der BMW-Niederlassung Berlin, dem International Club Berlin, dem Funkhaus von RadioBerlin 88,8 und dem Kabarett "Die Wühlmäuse". Am nahe gelegenen Theodor-Heuss-Platz fand übrigens auch vor etwa sieben Jahren das denkwürdige Ereignis statt, bei dem meine Frau fragte, wieviel Zeit wir noch bis zum Beginn des Kabaretts hätten. Nach halbstündigem Anstehen hatte ich gerade zwei volle Eistüten in der Hand und schaute reflexartig auf die Armbanduhr: "Zwanzig Min ... uups".

Bei der Fahrt über den Kaiserdamm setzte bereits die Mittagsmüdigkeit ein. Der Gottesdienst der CKB startet um 13:00 Uhr, was an einer Mehrfachnutzung der Räume zusammen mit der Anglican Episcopal St. George's Church liegt. Die Webseite avisiert Volkhard Spitzer als regelmäßigen Prediger. Volkhard Spitzer kaufte 1982 als verantwortlicher Pastor des CZB Christlichen Zentrums Berlin die neogotische Kirche am Südstern, deren Gottesdienst wir am letzten Sonntag besuchten. Der Name "Volkhard Spitzer" hat sich in den 52 Jahren seines Wirkens zu einer auch überregional bekannten Marke entwickelt.

"Der Kerl predigt gut", wurde unseren Begleitern mitgeteilt, als sie kurz nach uns das kleine helle Kirchengebäude betraten. Jeder Gast wurde freundlich und persönlich begrüßt und bekam eine Predigt-CD, einen Gutschein für Kaffee und Kuchen sowie einen Begleitzettel mit Liedtexten und den Sendezeiten der Predigt im BibelTV, bei ANIXE, Alex TV, TV Berlin, Schweiz 5, CGN Korea, Gott24.TV, RheinmainTV und im Live-Internetradio. Mein Vater hatte während der letzten Monate seiner Krankheit die virtuellen Gottesdienste mit Volkhard Spitzer im BibelTV verfolgt und wurde dadurch sehr ermutigt. Heute wollten wir ihn endlich einmal selbst hören.

Der agile Mittsiebziger trat im weiß-schwarzen Talar auf die Bühne und leitete den Gottesdienst mit Psalm 113, Gebet und einigen Liedern ein. Im Saal standen etwa einhundertzwanzig Gemeindemitglieder und Gäste. Erst kurz vor der Predigt, wurden die Sitzplätze in den mit britischen Wappen verzierten Holzbänken eingenommen. Der gefühlte Altersdurchschnitt lag bei sechzig, was aus meiner Sicht unangemessen hoch war, denn Volkhard Spitzer redete in heutigem Deutsch und hatte eine generationsübergreifende Botschaft.

Die Predigt war der zentrale Bestandteil des Gottesdienstes. Sie war von Anfang bis Ende auf das bewusste Einklinken in die Werke Gottes fokussiert. Ausgangspunkt war das erste Kapitel aus Nehemia, wo der jüdische Mundschenk des persischen Königs so bewegt war vom desolaten Zustand Jerusalems, dass er fastete, betete und dann im Rahmen einer temporären Freistellung vor Ort aktiv wurde. Interessanterweise führte der Referent als gegenwärtiges Beispiel die 90-jährige Huldah Buntain aus Kalkutta an, die er vor drei Wochen in Düsseldorf getroffen habe. Einen Tag zuvor hatten wir sie in Lüdenscheid erlebt und waren ebenfalls sehr beeindruckt.

Die besonderen Herausforderungen des Baus der Jerusalemer Stadtmauer unter dem Druck feindlich gesinnter Nachbarn und die Neuverpflichtung des Volkes auf das Gesetz schlossen den Bogen eines erfüllten Lebens in Gottes Bahnen. Nehemia war ein prototypischer Leiter. Das manifestierte sich darin, dass ihm die Leute freiwillig folgten und ihm Ressourcen zur Verwirklichung der Ausgangsvision zufielen. Nehemia brachte das Volk von Jerusalem zusammen und sorgte dafür, dass jeder gegenüber des eigenen Hauses die Stadtmauer baute und damit eine erhebliche Eigenmotivation entwickelte. Im abschließend zitierten Kapitel acht geht es um den Priester Esra, der dem Volk aus dem Gesetz vorlas und es an den Bund mit Gott erinnerte. Das Volk war begeistert und antwortete "Amen! Amen!". Und in Vers 10 wurde zum Feiern eingeladen: "Die Freude am Herrn ist eure Stärke".

Ein weiteres Bild brachte Volkhard Spitzer bezüglich der Menschen, die wie Huldah Buntain oder Nehemia voll im Leben und gleichzeitig in regem Kontakt zu Gott stehen:

"Mit beiden Beinen auf der Erde und mit dem Kopf im Himmel".

Wer sich solch eine Haltung für sein Leben wünschte und für einen Wendepunkt im Leben offen sei, sollte nach vorne kommen und für sich beten lassen. Diesem Aufruf folgte über die Hälfte der Anwesenden und alle fassten sich an den Händen und beteten gemeinsam. Bei solch einer gewaltigen Ansprache ist es fast eine logische Folge, dass in zwei Wochen wieder eine Taufe stattfindet, wo elf Menschen ihr Leben bewusst an Jesus übergeben.

Nach dem Gottesdienst lösten wir unsere Kaffee-Coupons ein und unterhielten uns noch etwas über den Gottesdienst. Dann fuhren wir zu meiner Mutter und erzählten ihr von der Gemeinde, die sie bisher nur aus dem BibelTV kannte.

Sonntag, 14. August 2016

Kirche am Südstern

Die Kirche am Südstern ist ein markantes Wahrzeichen christlicher Präsenz im Stadtbild Berlins. Die Sprüche zwischen den Doppeltürmen sind weithin sichtbar und auch das Leben in der Kirche ist vom Engagement für den Aufbau von Beziehungen zu Jesus geprägt.



Der letzte Besuch in der Kirche am Südstern muss wohl schon über zwanzig Jahre zurück liegen. Damals fand ein Gottesdienst mit Peter Dippl statt und ich erlebte eines der markantesten Abendmahle. Im akustisch ausgereiften Kirchenschiff wurden dünne Brotfladen, auch Mazzot genannt, verteilt und eine Analogie zwischen den Löchern und Brandmalen des ungesäuerten Brotes zum Leiden Jesu hergestellt. Anschließend wurden die Gottesdienstbesucher zum Essen der hellbeigen Brotstücke aufgefordert. Ein lautes vielstimmiges Knacken hallte durch den Saal und verstärkte die Wirkung der Erinnerung an das, was Jesus vor 2000 Jahren für uns getan hatte.

Heute klang Klaviermusik durch den Saal, als wir zwanzig Minuten vor Gottesdienstbeginn die Kirche betraten. Gegen den Druck der Familie konnte ich die Sitzreihe gerade noch von zehn auf neun verlegen. Dann nahmen wir auf den grünen Polsterstühlen Platz und waren gespannt auf das, was folgen werde. Bereits am Eingang waren wir freundlich begrüßt worden und auch jetzt kamen regelmäßig Leute aus der Gemeinde auf uns zu und schüttelten uns die Hand. "Seid ihr auf der Durchreise" oder "Oh, junge Leute", interessierte man sich für die Gäste.

Auf der rechten Seite des Altarbereiches hatte die Lobpreisband inklusive Schlagzeug ihren festen Platz. Davor stand ein Flügel und darüber hing die Leinwand für die Liedtexte. Der Gottesdienst begann mit einem alten Kirchenlied, das mit aktuellen Instrumenten begleitet wurde. Es folgten Ansagen, durch die wir erfuhren, dass es demnächst eine Gemeindefreizeit und den zweiten Taufgottesdienst in diesem Jahr geben werde. Die Kollekte wurde durch Maria am Klavier mit "What a Wonderful World" begleitet. "Und wer jetzt nichts geben kann, Herr, mache ihn bald zu einem fröhlichen Geber", war ein bisher noch nicht gehörter, aber durchaus sinnvoller Satz in einem Gebet für die Kollekte.

Und dann gab es noch den offiziellen Begrüßungsteil. Ein "Nein" trat über meine Lippen, als die Gemeinde aufgefordert wurde, den jeweiligen Nachbarn zu begrüßen. Allerdings nahm das hier im Südstern afrikanische Verhältnisse an. Die etwa siebzig Gottesdienstbesucher liefen quer durch den Saal und begrüßten sich wechselseitig und auch uns. Wären die weiteren 89% der Stühle im Mittelschiff besetzt gewesen, hätte sich dieser liturgische Teil wahrscheinlich nur auf die unmittelbare Umgebung konzentriert.

In der Predigt ging es um Römer 8 Vers 28 und dass uns trotz Hagel und Unwetter alle Dinge zum Besten dienen. Eberhard Sachse hatte bei den Überschwemmungen Ende Juli drei Pumpen bemühen müssen und dennoch einen feuchten Keller bekommen. Er schlug dann eine Brücke zu 1. Samuel 17, wo sich David auf den Kampf mit Goliath vorbereitet. David war dem Palästinenser körperlich und in der Ausrüstung unterlegen, wusste aber um die Größe und Möglichkeiten Gottes. Besonders interessant fand ich die Stelle mit Davids Schilderungen zum Erlegen von Löwen und Bären in Vers 35, wenn diese ein Schaf von seiner Herde wegtragen wollten. David hatte den Instinkt eines Hirten und war damit genau der richtige Leiter für das Volk Israel. Mit Gott ist also alles möglich, egal wie verfahren die Situation aussieht und egal wie groß die Blessuren sind. Gott holt das Optimum heraus.

Nach einem weiteren Lobpreislied und dem Segen gab es auf der Empore noch Gelegenheit für Kaffee und Gespräche. Da wir uns jedoch bereits auf den avisierten Italiener freuten, bedankten wir uns und verließen die liebevoll gepflegte Kirche. Bei Pizza und Lachsfilet tauschten wir uns am Marheinekeplatz über den Gottesdienst aus.

Donnerstag, 4. August 2016

Kirche Ihmert / Bredenbruch und das Blitzerfoto

Glaubensgrundsätze von Sünde und Buße sind auf dem Weg von Iserlohn nach Ihmert praktisch erlebbar. Dort steht ein evangelisch-lutherisches Gemeindehaus mit eigener Verkehrsüberwachung.



Versonnen blickte ich auf die großen roten Zahlen am linken Straßenrand: "Ein Euro drei für den Liter Diesel". Der Tank war noch etwa halb voll. Plötzlich riss mich die Stimme meiner Frau aus dem Wachtraum: "Blitzeeeeer". Vollbremsung. Das Display zeigte 52 km/h. Puh, das war knapp.

Der attraktive Literpreis hatte mich so abgelenkt, dass ich das kleine graugrüne Kästchen mit den zwei runden Fenstern nicht bemerkt hatte. Der Blitzer stand rechts auf einem Metallgestell direkt neben dem Eingang zum Gemeindezentrum der evangelisch-lutherischen Gemeinde von Ihmert / Bredenbruch. Im Gebäudekomplex ist eine Kita untergebracht, die die Installation des Kastens durchaus rechtfertigt.

Von diesem Moment an strahlte die Kirche in Bredenbruch eine gewisse Ehrfurcht aus. Fuhren wir doch drei Wochen lang ständig an ihr vorbei, wenn wir zwischen Gut Holmecke und Iserlohn unterwegs waren. Eines Tages hielten wir dort sogar an, um nach den Gottesdienstzeiten zu schauen. Wegen der Ferien waren diese jedoch recht dünn besetzt und auf andere Kirchen verlegt worden. Im Schaukasten hing eine Kinderzeichnung mit dem Titel "Biene". Was sollte uns das sagen?

Dieses ungewohnte Zusammenspiel von Blitzer und Kirche war sehr interessant. Gerade bei lutherischen Gemeinden spielen ja Sünde und Buße eine große Rolle. In Bredenbruch wird dieses Prinzip auch für Touristen und regionale Autofahrer zur Realität:

Der Verkehrssünder rollt beispielsweise mit 70 km/h durch das kurvenreiche Tal. Neben ihm plätschert der Ihmerter Bach. Ein genussvoller Blick schweift über den Mischwald. Er begutachtet gleichzeitig die jeweilige Ertragskraft der unzähligen Drahtfabriken am Wegesrand. Aus den Lautsprechern klingt radio NRW und dann plötzlich: Blitz!

Evangelisch-lutherische Gemeinde Ihmert / Bredenbruch
Blitzerkirche von Ihmert / Bredenbruch - Fahren am Limit
Der Sünder hinter dem Steuer weiß augenblicklich, dass das Folgen haben wird. Ist das hier innerorts? Gibt es einen Toleranzabzug? Geht mein Tacho richtig? Zwanzig km/h sind eine Schwelle, die das Blut in den Adern erstarren lassen. Wird es ein Fahrverbot geben? Wie lange wird das Fahrverbot dauern? Kostet es 75 Euro oder gar 250? An der Pforte zum Gemeindezentrum ist der Wagen bereits auf 65 heruntergebremst und mit einem laut schlagenden Herzen geht die Fahrt weiter.

Ist die Sünde offenbart und per Foto dokumentiert, verliert die romantische Umgebung ihren Reiz. Wie komme ich da wieder raus? Gibt es Milderung? Kann ich so tun, als sei meine Frau gefahren? Ist der Fahrer überhaupt ermittelbar?

Widersprüche verteuern die Sache erfahrungsgemäß nur unnötig. Die Fotos sind normalerweise eindeutig. Das beste ist: Ich stehe dazu!

So ähnlich muss sich auch David in Psalm 32, 1-5 gefühlt haben. Die Sünde, eine Distanzierung gegenüber Gott, war geschehen und nun galt es, die Verantwortung dafür zu übernehmen. Als er "es verschweigen wollte", wurde der innere Druck immer schlimmer. Im Vergleich zur Abfolge seines übereilten Handelns bezüglich Bathseba aus 2. Samuel 11 fällt auf, dass ungestoppte Sünde weitere Sünden nach sich zieht und irgendwann im kompletten Chaos endet. Ähnlich ist es auch mit mühsam gepflegten Lügengebäuden. Irgendwann sind die Differenzen zwischen Wort und Tat, Hülle und Innenleben so offensichtlich, dass das Kartenhaus in sich zusammenfällt.

Deshalb sind Foto und Bußgeldbescheid so wichtig. Fehlverhalten wird erkannt und Verantwortung dafür eingefordert. Lässt sich der Rüpel auf die Übernahme der Verantwortung ein, wird er beim nächsten Mal besser handeln. Der Erziehungseffekt bewirkt eine nachhaltige Selbstoptimierung.

Seltsam, warum kann ich mich nur so gut in diesen Verkehrssünder aus Bredenbruch hinein versetzen? Auf der Fahrt durch das benachbarte Hagen wurde ich mit 67 km/h auf einer 50er Strecke geblitzt. Verwarnungsgeld 35 Euro an die Stadtkasse.

Inzwischen fahre ich fast nur noch mit dem Fahrerlebnisschalter LIMIT, der mein Auto zwangsweise auf 30, 50 oder 60 abriegelt, egal wieviel Gas ich gebe. Das ist nachhaltige Selbstoptimierung. Interessanterweise kommt man auch mit diesen Geschwindigkeiten ans Ziel.

Sonntag, 10. Juli 2016

Baptisten und Methodisten in Oberschöneweide

In Oberschöneweide liegen die Grundstücke der Baptisten und Methodisten direkt nebeneinander. Es gibt keinen Zaun, so dass gemeinsame Gartenfeste auf großer Fläche möglich sind. In den Ferien werden wechselseitig gemeinsame Gottesdienste gefeiert.



"Kennen Sie ein sächsisches Klebemittel", fragte ich Markus, den ich noch aus meiner Jugendzeit bei den Baptisten in Oberschöneweide kannte. Breites Grinsen über den Insider von Otto Waalkes. Er geht inzwischen in die EFG Steglitz, also Markus und seine Familie nicht Otto. Einige O'weider erkannte ich nicht sofort wieder. Andere hatten sich kaum verändert. Einige Namen fielen mir nicht mehr ein. Zu lange liegt der Wechsel in die Lukas-Gemeinde zurück.

Beim heutigen gemeinsamen Sommerfest der Friedenskirche und der EFG Deulstraße fiel das harmonische Miteinander der Angehörigen beider Gemeinden auf. In beiden Gebäuden fühlte man sich zu Hause. Die Küchen wurden wechselseitig genutzt. Stühle, Bänke und Schirme wurden getauscht. Am Grill und am Kuchenbuffet standen Mitarbeiter aus beiden Gemeinden und Senioren erzählten von gemeinsamen Geburtstagsfeiern.

Der Garten mit seiner üppigen Bepflanzung bot interessante Sichtachsen zu den einzelnen Stationen des Sommerfestes. Schatten spendende Bäume mit Bänken darunter und größere Rasenflächen für Gemeinschaftsaktivitäten rundeten die gute Nutzbarkeit der beiden Außengrundstücke ab.

Selbst die Pastoren waren im wahrsten Sinne des Wortes so gut auf einander abgestimmt, dass ungeübte Zuhörer die regelmäßigen Wechsel zwischen Joachim Georg und Thomas Bliese bei der gemeinsamen Predigt nicht erkennen konnten. Plötzlich hatte der jeweils andere Pastor das Mikrofon vor dem Mund.

Die Predigt und das Sommerfest standen unter dem Thema "Das isses mir wert".

Diese Frage stellten wir uns, wenn es darum ging, eine Bratwurst für 1,50 Euro, eine kleine Tasse Kaffee für 50 Cent, ein Stück Kuchen für einen Euro oder einen Becher Cola für einen halben Euro zu kaufen. Die Hitze forderte einen Flüssigkeitsnachschub, den einige Gäste per 50-Cent-Becher über das kostenlos angebotene Trinkwasser auf dem WC realisierten. Ein Pay-Per-Use als Bezahlkonzept auf Sommerfesten erleben wir selten. Eintrittspreise mit integrierter Flatrate oder eben eine Bewirtung auf Spendenbasis reduzieren normalerweise den organisatorischen Overhead bei Veranstaltern und Gästen.

Wegen der vielen Bekannten fühlten wir uns recht gut integriert. Der abschließende Gottesdienst war in Sprache und Durchführung auf christliche Besucher zugeschnitten. Neben vielen Senioren waren einige Jugendliche, Kinder und das mittlere Alter vertreten. Demnächst gebe es bei den Baptisten eine Evangelisation mit einem fitten sächsischen Redner. Die Methodisten werden davon sicher auch profitieren, obwohl ihr Taufverständnis von dem der Baptisten abweicht.

In den Sommerferien, ab dem 24.07.2016, werden sieben Gottesdienste wechselseitig in den Gemeindehäusern veranstaltet. Das ist gelebter Blick über den nicht vorhandenen Gartenzaun und eine Fokussierung auf den gemeinsamen Nenner: Jesus!

Samstag, 9. Juli 2016

Church Hopper versus Homebase

"Ich glaube an ... Gemeinschaft der Heiligen", heißt es im Apostolischen Glaubensbekenntnis. Braucht ein Christ eine feste Gemeinde als Homebase oder lebt nicht auch ein Church Hopper die Gemeinschaft der Heiligen?



"Wir gehören zur weltweiten Gemeinde Jesu", ist unsere Antwort auf die regelmäßige Frage nach unserer Gemeindezugehörigkeit. "Ach, die ist doch da in der Soundso-Straße in Mitte", antwortete kürzlich eine Pastorengattin und nickte wissend. Wir erklärten ihr, dass das anders gemeint sei. Nämlich dass wir in der bunten christlichen Szene der Stadt unterwegs sind und zurzeit keine feste Ortsgemeinde besuchen.

Church Hopper


Den Begriff "Church Hopper" hörten wir in diesem Zusammenhang erstmalig wieder, als wir einen als Church Hopper bekannten Christen aus dem Osten Berlins in einem der besuchten Gottesdienste trafen. Aber was kennzeichnet einen Church Hopper?

Church Hopper sind kein verlässlicher Bestandteil einer Gemeinde. Sie kommen in der Regel, wenn es etwas zu essen gibt, beteiligen sich nur in homöopathischen Größenordnungen an der Kollekte, schauen sich nach eventuellen Lebenspartnern oder Gelegenheitsbeziehungen um. Sie sind auch schnell wieder weg, sobald es Meinungsverschiedenheiten gibt, Fehlverhalten angesprochen wird oder nichts mehr abzugreifen ist. Eine Maskierung ist leicht möglich und eine Optimierung der Persönlichkeit nahezu ausgeschlossen. Auf dieses Szenario bezieht sich wohl auch die Aussage von Hebräer 10, 25.

Mitesser oder Suchender?


Neben den parasitären Ausprägungen des klassischen Church Hoppers kann es jedoch auch Menschen geben, die nach intensiver Gemeindearbeit eine neue Gemeinde suchen. Gerade in Berlin laufen viele hochpotente Christen herum, die beispielsweise aus Szenarien geistlichen Machtmissbrauchs kommen und so verletzt sind, dass ihnen die Integration in ein festes Gemeindegefüge Panik bereitet.

Diese Christen unterscheiden sich dadurch vom gemeinen Church Hopper, dass sie ein ernstes Interesse an Gemeinschaft und geistlicher Entwicklung haben, sich temporär aktiv einbringen, aber zu viel Integration aus Angst vor neuen Verletzungen nicht zulassen. Leider sind Angebote zur Seelsorge in diesem Bereich sehr rar, so dass Heilungszeiten von zwei bis zehn Jahren absolut gängig sind.

Wie gut, wenn sich dann Christen finden, die die Betroffenen freundlich aufnehmen und ihnen vermitteln, dass sie gerne gesehen sind. Ein Aussteiger aus der Colonia Dignidad, der inzwischen Teil der Leitung einer Baptistengemeinde ist, hatte dazu auf seine Visitenkarte gedruckt: "Wahre Freunde erkennt man leichter, wenn das Leben schwerer wird".

Dass eine neue Gemeinde gesucht wird, kann aber auch daran liegen, dass in der bisherigen Gemeinde die geistliche Nahrung ausgeblieben ist, die passende Altersgruppe fehlt, ein Sabbatical notwendig ist oder ein Umzug erfolgt war.

Homebase - verbindliche Gemeinschaft mit Entwicklungspotenzial


Eine regelmäßige "Gemeinschaft der Heiligen" mit gleicher personeller Besetzung ist sehr wichtig. Nur so kann verschrobenen Ansichten und Fehlentwicklungen entgegen gewirkt werden. Das menschliche Korrektiv in Verbindung mit wertvollen geistlichen Impulsen aus Predigt und kontinuierlicher Bibellese kann zur Optimierung der christlichen Persönlichkeit beitragen.

Verbindliche Gemeinschaft erzeugt ein Zugehörigkeitsgefühl, schafft Sicherheit und ein gesundes Geben und Nehmen. Wenn diese Gemeinschaft eine Ortsgemeinde ist, entstehen auch umfangreiche Quervernetzungen, die im Alltag zum Tragen kommen.

Dennoch haben wir in den vergangenen zwölf Monaten erlebt, dass ein Blick über den Tellerrand eine erhebliche Horizonterweiterung bedeutet, die Beziehung innerhalb der Familie stärkt, neue Freiheiten schafft und die mehrschichtigen Bewertungsindikatoren schärft.

Das von Vineyard und weiteren Gemeinden der Stadt praktizierte Kleingruppen-Monatsgottesdienst-Konzept kommt dem Anspruch der Horizonterweiterung in Kombination mit dem verbindlichen Kontakt zu konstanten Bezugspersonen sehr entgegen.

Sonntag, 14. Februar 2016

Evangelische Kirchengemeinde Kaulsdorf

In der Kirchengemeinde Kaulsdorf treffen sich die angestammten Kaulsdorfer zum Gottesdienst. Gäste werden sehr freundlich begrüßt und interessiert nach ihrer Herkunft gefragt. Der Altersdurchschnitt ist sehr gehoben. Einige Konfirmanden sitzen in den Reihen.



"Heute fahren wir zur Frauenkirche", sagte ich und schnitt mein Brötchen auf. "Was, Dresden?" "Nein, die Kirche in Kaulsdorf neben dem CVJM". Fragende Gesichter verlangten nach einer Erklärung. Hatten wir doch einige Tage zuvor die Webseite der Evangelischen Kirchengemeinde Kaulsdorf besucht und waren mit einer überproportionalen Frauenquote überrascht worden.

Der Gottesdienst sollte um 10:00 Uhr beginnen. Frau und Tochter hatten die Zeit im Kopf, mein Sohn am Handgelenk und ich im Nacken. "Wo fährst du denn heute lang? Das schaffst du nie!" Doch, und sogar mit Parkplatz direkt vor dem Eingang.

Heute war Nörgeltag: "Wieso sitzen wir so weit vorne? Dann können wir gar nicht die Leute beobachten, um zu wissen, was wir wann machen müssen". Direkt neben uns entströmte wohlige Wärme. Während die übrigen Besucher in Mantel, Schal und Mütze auf den Holzbänken saßen, zog ich meine Jacke aus und empfand es immer noch als angenehm warm. Pfarrerin Steffi Jawer kam durch die enge Nordpforte in den Hauptraum der Kirche und begrüßte uns im Vorbeigehen sehr freundlich.

"Liebe Kaulsdorfer, liebe Gäste", drückte die gelebte Willkommenskultur in der liebevoll renovierten Dorfkirche aus. "Invocavit - er hat angerufen", übersetzte Frau Jawer den Namen des heutigen Sonntages im Kirchenjahr. Das kommt aus dem Wortstamm "invocare" und sollte nicht mit "invocatus" verwechselt werden, was "ungerufen" bedeutet. In ihrer Predigt widmete sich die Pfarrerin einem Text aus Hebräer Vier. In den Versen 14 bis 16 geht es dort um Jesus, der auch mit den uns bekannten Schwächen und Herausforderungen konfrontiert wurde und uns nun als verständnisvoller Hoher Priester vor Gott vertreten kann. "Mit Freimütigkeit herzutreten zum Thron der Gnade", heißt es im Text. Doch was ist, wenn man den Thron gar nicht sieht? Sie hangelte sich an einer Geschichte von Kafka entlang, in der ein Mann zu einem Schloss unterwegs war, dieses jedoch zuerst durch den Nebel nicht sah und dann keinen passenden Weg hinein fand. Kafka, Gedichte und Bibelzitate wechselten sich ab. Meine Frau war begeistert von der angenehmen Stimme der Pfarrerin und dem roten Faden in der Predigt. Umrahmt wurde der Gottesdienst mit professioneller Orgelmusik und Posaunenbegleitung. Wir sangen sogar "Ein feste Burg" von Martin Luther.

Heute gab es Abendmahl. Erst wochenlang nichts und nun schon das zweite Mal hintereinander. Sehr gut! In der ersten Runde wurde echter Wein und in der zweiten Runde Traubensaft gereicht. Meine Frau stand auf und ging nach vorne. "Du darfst nicht", meine Kinder versperrten mir den Weg. "Ich will aber", und drückte gegen ihre Beine. "Du fährst noch", ein Kampf entspann sich in der Bankreihe - zwei gegen vier (Beine). Mein unbändiger Wunsch nach Abendmahl brachte den Sieg! Fast fiel ich durch den Schwung einer älteren Dame in die Seite. Sie trat zurück, lächelte und ließ mich zu meiner Frau eilen.

Als zwischen Küster und uns nur noch ein Abstand von zwei Kaulsdorfern bestand, wurde die letzte Oblate vom silbernen Teller gehoben und gab den Blick auf das eingravierte Kreuz frei. Was wird er nun tun? Gibt es weitere Oblaten? Ich nutzte die Gelegenheit und zählte die Kaulsdorfer und Gäste in der Runde. In Abgleich mit den auf die zweite Runde Wartenden müssen es so um die siebzig Gottesdienstbesucher gewesen sein. Diese Zahl entsprach in etwa auch dem gefühlten Altersdurchschnitt. Dafür stellte ich aber im Gegensatz zum Eindruck der Webseite ein sehr ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen fest. Wir bekamen noch einen Vers aus dem Matthäus-Evangelium (Kapitel 11 Vers 28) zugesprochen: "Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erfrischen".

Nach dem Gottesdienst wurde meine Frau angesprochen und nach unseren Namen gefragt. Sie erhielt einen Gemeindebrief und einige Veranstaltungshinweise und Gruppenempfehlungen. Der Küster meinte beim Rausgehen, dass er mich vom Sehen her kenne. Das passiert mir öfter. Ein Konfirmand reichte der Pfarrerin gerade seine Bonuskarte für besuchte Gottesdienste, als wir uns an der Schlange vorbei zu Steffi Jawer begaben und uns verabschiedeten.

War das noch früh am (Sonn-)Tag. Kaulsdorfer Union-Fans machten sich mit ihren Schals und Bierflaschen gerade auf den Weg zum Spiel. Gemütlich fuhren wir nach Hause und spazierten dann zum Bürgeramt - pardon - dem danebengelegenen Burger-Restaurant. Es gab frisch gegrillten Burger im Brötchen aus der eigenen Backstube.

Sonntag, 6. Dezember 2015

Weihnachtssingen und Chanuka

Advent und Weihnachten füllen die Terminkalender des Berliners. Das gilt auch für christliche Angebote. Hier wird eine Tour vom Weihnachtssingen in der Advent-Kirche bis zum Entzünden des Chanuka-Leuchters vor dem Brandenburger Tor beschrieben.



Passend zum 2. Advent - 2015 auch als Nikolaustag bekannt - waren wir am Nachmittag zum Weihnachtssingen in der Evangelischen Kirchengemeinde Advent an der Danziger Straße.

Die Adventkirche hat kirchenmusikalisch so Einiges zu bieten. Der Kinderchor, der Posaunenchor und der Erwachsenenchor waren an verschiedenen Stellen des architektonisch äußerst interessanten Gebäudes verteilt. Das Haus steht an der Ecke Danziger Straße / Heinz-Bartsch-Straße, hat eine nahezu quadratische Grundfläche, ist mit der Eingang-Altar-Achse von Westen nach Osten ausgerichtet und wirkt wie eine transportable innerstädtische Kompaktkirche als sakralbauliches Pendant zum urban beliebten MINI oder SMART. Passt an jede Ecke, wenngleich auch nicht in jede Parklücke.

Apropos Parklücke: Wir waren mit der Bahn unterwegs und kamen trotz der guten Anbindung mal wieder so knapp, dass wir die Plätze auf der Empore im Südflügel benutzen mussten. Die Bänke waren nicht festgeschraubt, was in der Folge nicht ganz ungefährlich war, da man sich zum Bewundern des Kinderchores im Altarbereich etwas weiter nach vorne beugen musste.

Dafür hatten wir einen direkten Blick auf den Bläserchor im unteren Nordflügel. Der Bläserchor überraschte uns mit Swing und Jazz und ab und zu mal einem klassisch gespielten Weihnachtslied. Der Saal und unsere Sitzbank schwankten. Kinder kamen jedoch nicht zu Schaden.

Dann wechselte das Programm wieder zum Kinderchor oder dem gemischten Chor rechts neben uns auf der Empore. Dieser wurde von Isabel Pauer geleitet. Ihre Power entfaltete sich durch mehrfachen Ab- und Aufstieg zwischen Hauptsaal und Empore und mitreißende Kanonisierung der Gäste.

Der Pfarrer trat nur kurz zu Beginn und zum Ende auf. Wir waren sehr beeindruckt von dieser Mitmach-Aufführung und verließen die gut besuchte Kirche.

An der frischen Luft wurde uns der Vorschlag unterbreitet, gleich noch zum Brandenburger Tor zu fahren, wo heute Abend ein großer Chanuka-Leuchter entzündet werden solle. Na super: Paris, Französische Botschaft, jüdisches Fest, Menschenansammlung - was für eine tolle Idee kurz nach den Anschlägen von Paris. OK, Gruppenzwang macht mutig. So fuhren wir also mit Tram und S-Bahn zum Brandenburger Tor und harrten der Dinge, die da stattfinden würden.

Zwischen einem Weihnachtsbaum und dem Brandenburger Tor war ein riesiger weißer Leuchter aufgebaut, daneben ein Partyzelt, ein Aufpustbär in Lebensgröße, viele Stühle mit Reserviert-Schildern und jede Menge rot-weiße Gitter. Die Gitter und die hohe Polizei-Präsenz beruhigten uns etwas. Da wir noch viel Zeit bis zum offiziellen Beginn hatten, konnten wir uns gute Plätze sichern - wie wir dachten. Frau und Kinder holten von irgendwo Kaffee und heiße Schokolade.

Dann füllte sich der Bereich mit den Sitzplätzen. Gelockte Herren mit schwarzen Mänteln und auffälligen schwarzen Hüten traten auf die Bühne und machten Stimmung mit hebräischem Rap. Wer sich das nicht vorstellen kann, denke einfach an ZZ-Top mit N.Y.C.C.-Mucke auf Ivrith.

Plötzlich fluteten wie aus dem Nichts die Officials an uns vorbei. Sie hatten wohl vorher in der Commerzbank gefeiert. Auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters war dabei. Der amerikanische Botschafter Emerson und der britische Botschafter Sebastian Wood waren bei der uniformen Optik mit langen dunklen Mänteln und roten Schals kaum von den weiteren mehr oder weniger wichtigen Männern des schwarz-roten Mantelknäuels zu unterscheiden.

Botschafter Emerson, Monika Grütters und weitere Personen hielten ihre Reden und dann wurden unzählige Leute in das Partyzelt geholt. Wahrscheinlich war den dortigen Akteuren inzwischen auch schon so kalt wie uns. Dort musste es jetzt schon sehr warm sein. Noch wärmer wurde es, als Frau Grütters die Hebebühne bestieg und zwei der Flammen entzündete. Schade, dass ich keine Kamera dabei hatte. Das war ein guter Blickwinkel.

Sebastian Wood verließ mit seiner chinesischen Frau Sirinat den Ort des Geschehens. Das taten wir in Sicht auf die zu erwartende Fülle der öffentlichen Verkehrsmittel auch und - fuhren mit Bus und Bahn zurück nach Marzahn.

Sonntag, 15. November 2015

Gottesdienst in Brück

Allein die Rhetorik von Helmut Kautz ist einen Besuch in Brück wert. Mit intelligentem Witz vermittelt er geistliche Wahrheiten und trifft damit die Sprache seiner Brandenburger Nachbarschaft. Entsprechend gut besucht ist die Kirche in Brück und die Altersstruktur ist bemerkenswert gut durchmischt. Helmut Kautz engagiert sich zusammen mit seinem Team in der Nachwuchsförderung und bei sozialen Projekten im regionalen Umfeld.



Was bewegt einen Berliner, etwa 200 Kilometer durch das Umland zu fahren und einen Gottesdienst in Brück zu besuchen? Brück liegt südwestlich von Berlin, ganz in der Nähe des ADAC-Fahrsicherheitszentrums Linthe und ist damit hervorragend über die A9 zu erreichen.

Aber was bewegt uns? Etwa einen Monat zuvor wurden wir beim Impulstag "Kirche im Geist des Erfinders" in der Apostel-Petrus-Gemeinde von Helmut angesprochen. Helmut Kautz ist Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Brück. Er erzählte uns, dass es durchaus Berührungspunkte gebe, da ein Gemeindepädagoge aus Marzahn bei ihm ein längeres Praktikum absolviert habe. Was für ein regelmäßiger Anfahrtsweg.

Ja, der Weg! Es war Sonntag. Wir hatten noch eine Stunde Zeit bis zum Gottesdienstbeginn um 10:30 Uhr. Im Wunschdenken einer freien sonntäglichen Überlandfahrt ging es los. Es regnete. Stimmt nicht: Es goss! Unerbittlich wechselten die Minutenangaben im Display. Vor und neben uns Schlangen langsam und vorsichtig dahingleitender Sonntagsfahrer. Regen, Regen und kein Vorankommen. Da ließ sich auch mit Geschwindigkeitsreserven nichts machen. Abfahrt verpasst!

Als wir die Abfahrt Linthe erreichten, zeigte die Uhr im Display bereits 10:30 Uhr an. Und jetzt nur noch wenige Kilometer bis zur Straße des Friedens. Leider hatte das Navi keinen Empfang, so dass wir nach Gefühl fahren mussten. 10:34 Uhr wurde die Kirche auf der linken Seite sichtbar - und sogar ein Parkplatz. Preis dem Herrn! Preis dem Herrn auch, dass ich meine Uhren zwecks Selbstorganisation gerne fünf Minuten vorstelle. Denn dadurch traten wir auf die Minute genau durch die Seitenpforte des Kirchengebäudes. Helmut Kautz stand an der Tür und begrüßte uns. Dann begann der Gottesdienst. Das war knapp!

Die vordere Hälfte der Bankreihen war bis auf den letzten Platz besetzt. Auch unsere vier Bekannten, die wir für den Ausflug ins Brandenburgische gewinnen konnten, saßen schon da. Wir schlichen in die letzte Bank des Mittelfeldes und konnten damit das gesamte Geschehen überblicken. Es müssen um die siebzig Gottesdienstbesucher gewesen sein. Das Alter ging von Null bis Achtzig und es konnte keine Polarisierung zu einer bestimmten Altersgruppe festgestellt werden. Vorne gab es zwei Querbänke, auf denen der Pfarrer und mehrere Jugendliche saßen. Nach einer witzigen aber durchaus niveauvollen Einleitung wurden die Instrumente neben den Querbänken besetzt und einige Anbetungslieder gespielt und gesungen.

Dann folgte eine Predigt des Gemeindepraktikanten. Wieder einmal ging es um Jesus auf dem Wasser und Petrus, der ihm entgegen kommt. Es wurden zwei interessante Handlungsstränge aufgebaut. Da der Prediger gerade Vater geworden war, konnte er das Urvertrauen seiner kleinen Tochter mit den Vertrauensthemen der Akteure des Bibeltextes verknüpfen und die Gemeinde bis zum Ende der Predigt bei der Stange halten.

Es folgten weitere Lieder und die Ansagen. In diesem Teil des Gottesdienstes wurde auch eine Frage aufgelöst, die mich schon den ganzen Gottesdienst über beschäftigt hatte: Was ist das nur für ein geschmackloser gläserner Hahn mit knallrotem Kamm dort auf dem Taufbecken? Der EKBO-Hahn für gelungene kirchliche Öffentlichkeitsarbeit. Bereits am Seminartag in der APG war uns bewusst geworden: Der Helmut bewegt etwas im brandenburgischen Brück. Mit seiner schlagfertigen und äußerst humorvollen Art nutzt er jede sich bietende Gelegenheit, Jesus bekannt zu machen und mit der Nachbarschaft über ihn ins Gespräch zu kommen. Und dafür nun der EKBO-Hahn. EKBO steht für Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

Zum Abschluss des Gottesdienstes wurde die Gemeinde nach vorne gebeten. Wir stellten uns alle um ein riesiges Holzkreuz auf und wer ein Anliegen oder Dank hatte, konnte nun beten. Es folgte ein Segen und kräftiger Händedruck. Dann strömte die Gemeinde hinaus in den immer noch strömenden Regen. Alte Kirchen sind schön, aber kalt, vor allem im Winter - trotz bollernder Heizung unter den Sitzen. Man sollte also nicht nur die Kinder warm anziehen, sondern diesen Tipp auch selbst beherzigen.

Wir schrieben einen kurzen Dank und Gruß ins Gästebuch, wechselten einige Worte mit Helmut Kautz und erfreuten die Kinder dann mit einem Mittagessen bei Kullman's in Linthe.

Sonntag, 8. November 2015

Katholische Kirche "Von der Verklärung des Herrn"

Die katholische Kirche "Von der Verklärung des Herrn" ist eine von mehreren katholischen Kirchen zwischen Weißensee und Köpenick. Von hier aus startet das jährliche Martinsfest und von hier aus starteten evangelische Gemeinden ihre Aktivitäten im Plattenbaubezirk. Diese guten Beziehungen bestehen auch heute noch.



Pater Albert ist über unser Erscheinen informiert. Wir erscheinen mit der biblischen Zahl von sieben Personen. Da wir wegen der Fußnähe mal wieder sehr knapp an der Kirche eintreffen, freuen wir uns über die freigehaltenen Plätze in einer der vorderen Sitzreihen.

Aufmerksam beachten wir die Liturgie und die Bewegungen unserer Nachbarn. Es ist für uns ein ungewohntes Umfeld. Wir möchten nicht negativ auffallen. Das Entscheidende ist jedoch die gemeinsame Schnittmenge: Jesus!

Jesus ist im gesamten Gottesdienst präsent: In den Liedern, in den liturgischen Texten und in der Predigt, die Pater Albert hält. Pater Albert ist ein bescheidener Mann mit schweizerischem Akzent und einer äußerst gütigen Ausstrahlung. Die Kirche ist fast bis auf den letzten Platz besetzt. Neben uns sitzt eine asiatische Familie. Asiaten waren uns auch schon bei den Katholiken in Biesdorf aufgefallen. Mit deren Konfessionspräferenzen hatten wir uns bisher noch gar nicht beschäftigt.

Nach dem Gottesdienst führt uns Pater Albert durch den Hauptsaal der Kirche und erklärt uns sämtliche Details. Er beginnt mit der beeindruckenden Christusfigur über dem Altar, welche je nach Blickwinkel verschiedene Aussagen an den Betrachter richtet.

An der linken Seite des Raumes erklärt er uns ein ineinander verwobenes Relief mit den Kreuzweg-Stationen. Es war von einem erklärtermaßen ungläubigen Künstler geschaffen worden. Er hatte sich dem Leidensweg Jesu ohne gemeindepädagogische Vorprägung genähert und verblüffende Aussagen in die Darstellung eingearbeitet. Leider ist der Künstler inzwischen verstorben. Bleibt nur zu hoffen, dass die Beschäftigung mit dem Relief auch in seinem Leben und Denken einiges verändert hatte.

Die katholische Kirche "Von der Verklärung des Herrn" ist für ihre gute Zusammenarbeit mit den anderen Kirchen und Gemeinden in Marzahn bekannt. Vor dem Mauerfall konnten die Räume auch von der evangelischen Kirche genutzt werden. Einmal im Jahr gehen von hier die Marzahner Feierlichkeiten zum Martinstag aus.

Zum Abschluss trinken wir noch einen Kaffee und Pater Albert schenkt uns einen Kalender für 2016. Herzlichen Dank!

Sonntag, 25. Oktober 2015

JKB Junge Kirche Berlin

Die JKB Junge Kirche Berlin besteht ihrem Namen gemäß fast nur aus jungen Familien, Singles und Studenten. Der Lobpreis bedient ein hohes technisches und musikalisches Niveau. Die Predigten vermitteln auf eine gut verständliche Weise nachhaltige Impulse. Die Location in einem Industriegebiet Lichtenbergs kommt Besuchern entgegen, die sich die Gemeinde unverbindlich ansehen möchten.



Die JKB wurde um die Jahrtausendwende von Alexander Garth und seinem mitgebrachten Team in Hellersdorf gegründet und rangiert unter dem Dach der Berliner Stadtmission.

Schon vor zehn Jahren sondierte die Gemeinde einen Umzug Richtung Stadtzentrum und blieb vorerst in einer Dachgeschossetage in Lichtenberg hängen. Vor kurzem zog die JKB in eine Fabriketage in der Herzbergstraße 44. Letztere Aktion war so frisch, dass wir bei unserem Besuchsversuch Ende Oktober erstmal bei der falschen Location landeten und damit die Chance auf das übliche Zuspätkommen hatten.

Zuspätkommen ist bei JKB normalerweise nicht vorgesehen, da der Gottesdienst erst um 16:00 Uhr beginnt. Aber das war ja eine Ausnahme und uns kannte ja theoretisch auch keiner. Es war voll, sehr voll. Frau und Tochter bekamen noch zwei Plätze, mein Sohn und ich blieben hinten stehen.

Anhand der Ansagen erfuhr der unbeteiligte Gast, dass es in den letzten Monaten neben dem Umzug noch weitere Turbulenzen gegeben haben musste. Stress im Leitungsteam und viele Verletzungen. An diesem Nachmittag wurde ein Vakanzvertreter - was für ein Wort - vorgestellt. Die Predigt hielt ein eingeflogener Pastor der Stadtmission. Sehr gute Predigt mit begleitenden Theater-Elementen. Die Geschichte von Jesus im Hause des Pharisäers Simon wurde dadurch sehr plastisch. Die Darstellung von Körperhaltung und Blickrichtungen gaben dem Geschehen einen besonders aussagekräftigen Reiz.

Zwischenzeitlich wurden Stühle hereingetragen und weitere Zuspätkommer setzten sich neben uns. Der Lobpreis war super und wir konnten viele Lieder mitsingen. Am Ende durften die Pünktlichen unter ihre Stühle greifen und einen Segensspruch hervorholen. Wir bekamen den Spruch in einer Losschale gereicht. Nach dem Gottesdienst fand noch ein allgemeines Anstoßen mit und auf den Vakanzvertreter statt. Da es wirklich sehr voll war, verließen wir die Gemeinde mit der Option eines weiteren Besuches.

Dieser sollte gemeinsam mit weiteren Bekannten Ende November stattfinden.

Sonntag, 23. August 2015

Apostel-Petrus-Gemeinde im Märkischen Viertel

Die Apostel-Petrus-Gemeinde hat einen deutlichen Bezug zum Märkischen Viertel. Die Predigten haben Alltagsrelevanz und sind inhaltlich wertvoll. Der Lobpreis ist ebenfalls ansprechend. Gäste werden herzlich begrüßt und können nach dem Gottesdienst in der Cafeteria mit den Gemeindeleuten in Kontakt kommen. Die Altersstruktur ist gut durchmischt. 



Der Gottesdienst beginnt um 10:30 Uhr. Eine humane Zeit für Menschen aus einem der größten Neubaugebiete im Norden Berlins. Von Marzahn aus fährt man über Pankow knapp eine halbe Stunde zur APG, wie die Apostel-Petrus-Gemeinde im Märkischen Viertel von Insidern abgekürzt wird.

Die Begrüßung ist herzlich. Unsere Abordnung von sieben Leuten aus Marzahn füllt eine ganze Bankreihe. Pfarrer Swen Schönheit leitet den Gottesdienst mit dem Hinweis ein, dass heute Wolfgang Schulz - ein Mann aus der Wirtschaft - predige. Man wünsche in der APG solche Predigten, da sie mitten aus dem Leben gegriffen seien.

Wolfgang Schulz predigt über Matthäus 14, 22-33. Eine ermutigende und tiefe Predigt über die Begebenheit, wo Jesus auf dem Wasser geht und Petrus ihm entgegen gehen möchte.

Nach dem Gottesdienst reden wir noch kurz mit Pfarrer Swen Schönheit und bedanken uns für die wertvollen Impulse seines Buches "Menschen mit Format: Leiten lernen bei Jesus". Im benachbarten Gemeindecafé treffen wir neben vielen jungen Familien und Kaffee trinkenden älteren Damen auch den heutigen Referenten. Er und seine Familie haben eine lange Gemeindegeschichte hinter sich und wurden durch viele Höhen und Tiefen hindurch in ihrem Glauben gestärkt.

Die APG engagiert sich in ihrer Nachbarschaft, arbeitet eng mit dem CVJM zusammen und setzt sich aktiv für die geistliche Gemeindeerneuerung in der Evangelischen Kirche ein.

Vielen Dank für diese guten Erfahrungen und Gottes Segen!

Sonntag, 16. August 2015

Der Kaiser im französischen Dom

Bei anspruchsvoller Predigt und traditioneller Liturgie kann der Gottesdienst im Französischen Dom anonym besucht werden. Der Gendarmenmarkt lädt im Anschluss zum Verweilen in der City ein.



Auf den Stufen zur Französischen Friedrichstadtkirche - auch bekannt als Französischer Dom - sitzt ein Mann mit halb gefülltem Kaffeebecher: Cent- und Euromünzen. Wir betreten den ehrwürdig illuminierten Saal, schreiten durch die Bankreihen und nehmen in der zweiten Reihe Platz.

Um 11:00 Uhr beginnt der Gottesdienst nach französisch reformierter Ordnung in deutscher Sprache. Wir sind gespannt. Parallel wird ein Kindergottesdienst angeboten, dessen Bedarf sich uns nicht wirklich erschließt. Der Saal würde mehreren unangemeldet herein strömenden Reisegruppen ausreichend Platz bieten.

Die Liturgie betont mehrfach die französisch reformierte Ordnung. Wir machen mit, was Alle machen und fallen somit nicht weiter auf. Orgelmusik und alt bekannte Kirchenlieder lassen uns in altkirchlich reformierte Anbetung fallen. Dann erscheint der Kaiser: Pfarrer Dr. J. Kaiser, der die heutige Predigt halten wird.

Es geht um die zehn Jungfrauen aus Matthäus 25, 1-13. Die Predigt ist nach allen Regeln der Kunst aufgebaut, entfaltet den Spannungsbogen und gipfelt in einer umsetzbaren Pointe. Der Doktor überrascht uns mit theologischem Tiefgang und Alltagsbezug. Sehr gut!

Anschließend bedanken wir uns und verlassen die Kirche über die Treppe mit dem Kaffeebecher-Mann.

Was macht man nun mit dem angebrochenen Vormittag? Wir entscheiden uns für eine Besichtigung der Bundestagsausstellung im Deutschen Dom. Der Eintritt ist frei. Die Stufen in Richtung Kuppel müssen wir jedoch zu Fuß zurücklegen. Zwischendurch testen wir Stühle in Reichstagsblau, suchen uns gegenseitig in den verwinkelten Gängen und Etagen, stehen vor verschlossener Tür zur Kuppel oder lernen die jüngste deutsche Geschichte rückwärts kennen.

Nach so viel Aktionismus ist ein deftiges Mittagessen angesagt. Pizza am Engelsbecken: gemütlich, preiswert und empfehlenswert. Als wir zur Verdauung um die traurige Erscheinung der benachbarten Michaelkirche spazieren, können wir den Schmerz der Flüchtlinge nachempfinden, den diese wegen des Verlustes ihrer Heimat und ihrer Wurzeln durchleiden.